Beiträge zur Sozialen Phantasie
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keine gegenwärtige Organisationsform von Ökonomie und Gesellschaft einzufügen ist und<br />
daher den Imperativ zum Umsturz des imperialistischen Weltsystems enthält." (S.17)<br />
Da der "Imperativ zum Umsturz des imperialistischen Weltsystems" nur dann Realität werden<br />
kann, wenn zugleich in den Metropolen das "Kapital" angegriffen wird, benötigen die<br />
metropolitanen Revolutionäre eine neue Moral und eine Organisation - sie bleiben<br />
traditionell.<br />
"Bis dahin" (bis <strong>zur</strong> gelungenen Reformulierung der sozialen Aspirationen von unten in den<br />
Metropolen) "bleibt der metropolitane Wiederschein des Weltproletariats eine Bezugsgröße<br />
für revolutionäres Handeln, welche zunächst moralisch zu antizipieren ist. Dafür brauchen wir<br />
eine sozialhistorisch bewußte Theoriebildung, dafür brauchen wir eine Organisation." (S. 11)<br />
Das heißt, das Anliegen der Autonomie ist ein doppeltes. Zur Konstruktion ihres Naturrechts<br />
auf Existenz wird ein guter Urzustand benötigt, die Situation des Vormärz, und <strong>zur</strong><br />
Wiedergültigmachung dieses Naturrechts wird eine Trägerschicht ausfindig gemacht, die<br />
Massen des Trikont und ihre Verbündeten in den Metropolen. Zusammengehalten wird die<br />
ganze Konstruktion durch die Moral der Armen. An diesem Punkt stellt sich die Frage,<br />
warum die Moral der Armen sich von der der Bourgeoisie unterscheiden soll. Weshalb soll<br />
die Moral der Armen nicht auf dem Unterschied zwischen Interesse und Pflicht beruhen?<br />
Weshalb setzt die Moral der Armen keine die Individuen transzendierende Instanz voraus, an<br />
welche appelliert wird, wenn Altruismus und Egoismus miteinander in Konflikt geraten?<br />
Diese Fragen stellen sich deshalb, weil in Europa die Moral der Armen sich längst als unfähig<br />
erwiesen hat, der herrschenden Barbarei freie Formen menschlichen Zusammenlebens<br />
entgegenzusetzen. Wie konnte sonst der Chiliasmus in den zwölf Jahren des Tausendjährigen<br />
Reichs enden? Wenn auch diesem Verdacht nicht nachgegangen wird, so liegt hier der<br />
Gedanke nahe, daß die Autonomie in Anlehnung an Blochs Theorie der Ungleichzeitigkeit<br />
Revolutionstechnologie betreibt. Durch die Kreation eines neuen Mythos soll für die<br />
übriggebliebenen Berufsrevolutionäre ein neues Beschäftigungsprogramm geschaffen werden.<br />
Die Ohnmacht gegenüber der festgefahrenen Situation in den Metropolen wird mit Hilfe von<br />
Scheinaktivitäten zu überwinden versucht.<br />
II<br />
Das Konzept der “moralischen Ökonomie" dient in der Autonomie <strong>zur</strong> Abgrenzung<br />
gegenüber dem traditionellen Marxismus, insbesondere dessen Fortschrittsbegriff, der an die<br />
Produktivkraftentwicklung gekoppelt ist.