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Beiträge zur Sozialen Phantasie

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Der Autonomie zufolge können die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Metropolen momentan<br />

nicht Subjekt der Revolution sein. Der revolutionäre Prozeß hängt im Augenblick nicht von<br />

der metropolitanen Arbeiterklasse ab. Die metropolitanen Arbeiter und Arbeiterinnen sind<br />

reell subsumiert und somit zum Objekt der Entwicklung geworden. Diese Analyse beschreibt<br />

die Misere in den Metropolen, bleibt aber insoweit religiös als der Gedanke der Revolution<br />

einem blinden "Mechanismus" anvertraut wird der Hoffnung, daß in der Peripherie eine<br />

Veränderung stattfinden wird. Die Hinwendung zum religiösen Konstrukt, der Glaube, daß<br />

die Massen der Peripherie die metropolitanen Revolutionäre erlösen werden, dieser<br />

Irrationalismus äußert sich in der Autonomie dahingehend, daß sie einem unreflektierten<br />

Subjektivismus huldigt, die Rebellion an sich verherrlicht und somit Gefahr läuft, im<br />

Nihilismus zu enden, obwohl sie gerade dies nicht beabsichtigt.<br />

Um diesen Vorwurf nicht im luftleeren Raum stehen zu lassen, wird im folgenden die Frage<br />

thematisiert, ob im Recht auf Existenz, wie es der Autonomie zufolge in den Slums artikuliert<br />

wird, tatsächlich jenes Moment liegt, welches die Blockade des revolutionären Prozesses in<br />

den Metropolen aufheben kann. In den Worten von Karl-Heinz Roth:<br />

"Nun, es gibt ein chiliastisches Christentum, das ich durchaus zu den revolutionären<br />

Strömungen der europäischen Sozialgeschichte rechnen würde.<br />

Dieses Endzeitbewußtsein hat sich - um es sozialhistorisch auszudeuten - schon mehrfach als<br />

äußerst produktiv erwiesen. Als Historiker glaube ich immer mehr, daß das kollektive<br />

Bewußtsein, mit dem Rücken an der Wand zu stehen und dann nur noch eine Möglichkeit zu<br />

haben, sich in irgendeiner Art und Weise zu wehren, sozusagen seine Haut zu retten auf<br />

kollektive Weise, ein ganz wesentlicher Faktor für revolutionäre Prozesse ist." (konkret,<br />

Januar 1989, S.17-18)<br />

Bezieht sich Karl-Heinz Roth in diesem Gespräch auf die Entstehung der RAF, so befaßt sich<br />

Ahlrich Meyer in der Autonomie Nr. 14 in seinem Beitrag mit der Zeit der französischen<br />

Revolution und dem Vormärz. Mit der Analyse dieser Zeit soll nach Meyer die gegenwärtige<br />

Situation in der Peripherie verständlicher werden. Mit der Kritik von Meyers Analyse der<br />

vorindustriellen Massenarmut versuche ich herauszuarbeiten, weshalb das Konzept der<br />

Autonomie von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Hierbei thematisiere ich nicht das<br />

momentane Elend in der Peripherie, vielmehr wird die Kontinuität der vorindustriellen<br />

Hungererneuten und Maschinenstürmerei <strong>zur</strong> metropolitanen Misere dargelegt. Das heißt, die<br />

periphere Subsistenz wird nicht, wie im Konzept der Autonomie vorgesehen ist, den<br />

metropolitanen Arbeitern auf die Sprünge helfen, da diese nie durch das "Kapital" manipuliert<br />

wurden. Mit anderen Worten: Der Ausgangspunkt des Ansatzes der Autonomie, die<br />

"moralische Ökonomie der Armen" bzw. der Kapitalbegriff, der dahinter steht, wird in<br />

Zweifel gezogen, um so den illusorischen Gehalt der folgenden Prognose offenzulegen.<br />

"Aber die Armut in Brasilien oder Äthiopien ist nicht allein deswegen eine revolutionäre<br />

Größe, weil und insoweit die Armen sich erheben würden, sondern insofern diese Armut in

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