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Beiträge zur Sozialen Phantasie

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Zweiteilung: Die Reformisten hatten ihren Kongreß und dominierten damit die Diskussion in<br />

der bürgerlichen Öffentlichkeit. Von einer autonomen Theorie war nirgends die Rede - zu viel<br />

mehr als <strong>zur</strong> Legitimation des Putzes auf der Straße taugte sie auch nicht. Es ist kein Wunder,<br />

daß von autonomer Seite nicht versucht wurde, in die Diskussionen des Kongresses<br />

einzugreifen und diese nichtreformistisch zu dominieren: Zu lächerlich wäre es gewesen, vom<br />

Kampf der Subsistenz gegen die Schaltzentrale des Kapitals zu schwadronieren. So blieben<br />

die autonomen Theorieversatzstücke das, was sie immer waren - weitgehend leere Phrasen,<br />

die ihre Existenzberechtigung nur ihrer legitimatorischen Funktion für die sogenannte Praxis<br />

verdankten.<br />

Das einzige, was die lange Vorbereitungszeit der IWF-Kampagne gebracht hatte, war die<br />

Steigerung der üblichen autonomen Paranoia über das normale Maß hinaus: Die meisten alten<br />

Aktivisten ließen sich, aufgrund der weithin überschätzten Repression, gar nicht auf der<br />

Straße sehen, sondern überließen den Putz auf der Straße den Kids. Diese übernahmen dann<br />

die Aufgabe der Autonomen in der alten Arbeitsteilung mit den Reformisten, die Aufgabe<br />

nämlich, für die genügende Publizität reformistischer Vorschläge zu sorgen. Dies wurde dann<br />

im nachhinein als der große Erfolg der IWF-Kampagne verkauft. Die Reformisten waren<br />

zufrieden, daß sie die IWF-Diskussion in den Medien bestimmten, die Autonomen, daß es, im<br />

Vergleich mit den desaströsen Erfahrungen in der Zeit davor, doch ganz ordentlich<br />

gescheppert hatte. Der Mantel des Schweigens, der nun, ein Jahr nach der Kampagne, Ober<br />

die weitere Praxis des IWF gedeckt ist, zeigt recht deutlich, daß der heimliche Sieger in der<br />

Auseinandersetzung doch der IWF selber war.<br />

Wenn es jemals anders kommen soll, dann muß das instrumentelle Theorieverständnis der<br />

Autonomen aufgebrochen werden. Natürlich reicht dies nicht aus, um aus den Autonomen<br />

eine wirklich revolutionäre Bewegung zu machen: Der revolutionäre Charakter einer<br />

Bewegung hängt sowieso von Faktoren ab, die die Revolutionäre nicht zu bestimmen haben.<br />

Doch ohne eine nichtinstrumentelle revolutionäre Theorie geht ganz sicher Nichts.<br />

1 Aufruf der autonomen Gruppen Westberlin: Verhindern wir den Kongreß<br />

2 Den ML-Antiimperialismus der Antiimps lassen wir hier weg. Auch wenn dieser<br />

stalinistische Dreck mit seiner obskuren Pseudo-Dialektik von nationaler Revolution und<br />

internationalistischem Anspruch in schwarzbejackten Kreisen immer mehr Anklang findet, ist<br />

die Substanz doch derart dürftig, daß es sich eigentlich gar nicht lohnt, dafür auch nur einen<br />

Satz zu verschwenden.

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