Beiträge zur Sozialen Phantasie
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Vervielfältigung dieser Kämpfe irgendwann einmal <strong>zur</strong> Überwindung der Kapitalismus<br />
führen soll und wie die Quantität der Kämpfe überhaupt einmal in eine revolutionäre Qualität<br />
umschlagen soll. Die Parallele <strong>zur</strong> autonomen Feuerwehrpolitik hier liegt auf der Hand. Das<br />
Faktenmaterial, das in Zeitschriften wie der Autonomie, den Materialien für einen neuen<br />
Antiimperialismus und der Wildcat zusammengetragen wurde, ist ganz erstaunlich. Nur: die<br />
alleinige Beschreibung, wo es überall rumpelt ist noch lange kein Beweis dafür, daß sich ein<br />
weltweites Klassensubjekt gegen das Vordringen des Kapitals konstituiert, das dieses<br />
irgendwann über den Haufen werfen wird. Die Tatsache, daß es überall immer mal wieder<br />
rumpelt ist nur ein Beweis dafür, daß es überall immer mal wieder rumpelt.<br />
Die Frage, inwieweit die Kämpfe im Trikont zu unterstützen sind, wird von den Autonomen<br />
nicht gestellt. Deren Inhalte und Ziele sind sowieso unwichtig und nicht erwähnenswert.<br />
Vielmehr wird der Fetischismus bezüglich der Kämpfe im Trikont in die Metropolen<br />
übertragen als Fetisch der Militanz. Dabei gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied in<br />
den kämpfenden Subjekten: Im Trikont sind es die wirklich Betroffenen, in den Metropolen<br />
handelt es sich um ein selbsternanntes revolutionäres Subjekt, d. h. die autonome Bewegung,<br />
die ihr Lebensgefühl in "schöpferischer Zerstörung" äußert. Auf den wirklichen<br />
Zusammenhang zwischen Metropole und Peripherie wird nicht eingegangen. Weder die starke<br />
Abhängigkeit der trikontinentalen Kämpfe von den Metropolen, noch ihre eventuellen<br />
Verbindungen zu irgendwelchen Metropolenauseinandersetzungen sind ein Thema. Das Bild<br />
der klassenkämpferischen Subsistenz soll die finstere Metropolenrealität kompensieren.<br />
Die anderen Fleißarbeiten beschäftigen sich mit der Kapitalseite. Die Antiimperialistische<br />
Stadtrundfahrt während der IWF-Kampagne war eine solche Fleißarbeit. Minutiös wurde<br />
aufgelistet und gezeigt-, wo Das Kapital in Berlin hockt und seine Schweinereien ausbrütet.<br />
Mit stupidem Fleiß zeigt diese Variante nicht mehr als: Das Kapital existiert tatsächlich, das<br />
Kapital hat Adresse und Namen.<br />
Wieder wird damit der Fetisch der Militanz bedient: Da das Kapital überall sitzt, überall<br />
Adresse und, Namen besitzt, kann sich die eigene revolutionäre Subjektivität überall<br />
austoben. Oder zumindest fast überall. Beim Kleinkrämer um die Ecke weiß mensch das<br />
manchmal nicht so genau -da werden dann, hinterher, die absurden Diskussionen geführt, ab<br />
welcher Größe ein Laden geplündert werden darf.<br />
2, Die Konsequenzen der Theorie<br />
Dieses Theoriesurrogat hatte in der Praxis der Kampagne seine Konsequenz - und zwar die<br />
Konsequenz, daß sich überhaupt nichts geändert hatte. Die autonome Theorie sabotierte selbst<br />
das, was eigentlich von ihr erwartet wurde. Statt daß sie den Teufelskreis der laufenden<br />
Mobilisierungen, die doch nie, eine neue Qualität erreichen, durchbrochen hätte, bediente sie<br />
noch den Voluntarismus der Bewegung. Trotz Theoriediskussion blieb es bei der alten