Beiträge zur Sozialen Phantasie
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der GRÜNEN. Während die Autonomen die Drecksarbeit machten, d. h. für Schlagzeilen<br />
sorgten, konnten die Reformisten die dadurch geschaffene Publizität in politisches Kapital<br />
ummünzen. Ohne die militanten Anti-AKW-Kämpfe säßen die GRÜNEN heute nicht in den<br />
Parlamenten. Diese Zweiteilung sollte sich in der IWF-Kampagne nicht wiederholen; der alte<br />
Dualismus: die Autonomen machen den Putz, während die Reformisten die Inhalte<br />
bestimmen - dieser alte Dualismus sollte endgültig aufgebrochen werden. Und so wurde,<br />
schon zwei Jahre vor der IWF-Tagung, von Berlin aus versucht, eine Theoriediskussion<br />
anzuzetteln. Auf diese Theoriediskussion und die dabei sich entwickelnde Theorie soll im<br />
folgenden eingegangen werden.<br />
1, Die Bewegung flirtet mit der Theorie<br />
Der Verlauf der Theoriediskussion kann schnell skizziert werden: Im Grunde war es ein<br />
permanenter Niedergang. Die ersten Diskussionspapiere, die aus Berlin kamen, waren sehr<br />
ausführlich und, für autonome Verhältnisse, außerordentlich originell. Außerdem war in<br />
dieser ersten Phase, 2 Jahre vor der IWF-Tagung, die Diskussion geprägt von einer Fülle<br />
unterschiedlichster, wenn auch oft nur sehr diffus bekannter Ansätze für eine<br />
internationalistische Politik. Je näher die IWF-Tagung rückte, um so mehr verdünnte sich die<br />
theoretische Substanz der Diskussion, bis schließlich das diffuse Knäuel unterschiedlichster<br />
Ansätze auf zwei Stränge ausgedünnt wurde: Auf die Theorie der Klasse als reiner<br />
Subjektivität einerseits, d.h. die berühmt-berüchtigte Subsistenztheorie, und einen<br />
positivistischen Pragmatismus andererseits, der weiter unten noch näher chrakterisiert werden<br />
soll. 2 Zunächst jedoch <strong>zur</strong> Subsistenztheorie.<br />
1.1 Die Subsistenztheorie<br />
Am Ende der Kampagne blieb von den Versuchen, eine autonome Theorie zu entwickeln,<br />
nicht viel mehr übrig, als das Wörtchen Subsistenz. Mit diesem neuen Zauberwort wurde mit<br />
großem Erfolg versucht, die doch recht vielfältigen Erscheinungen der imperialistischen Welt<br />
zu erklären. Ausgangspunkt dabei sind die Umbrüche in den kapitalistischen Metropolen.<br />
Nach der Konferenz von Bretton Woods, in der die Siegermächte des 2. Weltkriegs die<br />
Nachkriegsordnung der Weltwirtschaft aushandelten, spätestens nach dieser Konferenz also,<br />
so lautet die gängige autonome Sage, verschmolzen Staat und Kapital. Die<br />
Wirtschaftsordnung der Nationalsozialisten wurde auf die Weltwirtschaft übertragen, die sich<br />
für die Autonomen nun als komplett faschistische darstellt. Folge dieser Theorie war es dann,<br />
daß der Hauptwiderspruch fortan nicht mehr zwischen Lohnarbeit und Kapital gefunden<br />
ward, sondern zwischen den vom Kapital erschlossenen Bereichen und der sogenannten<br />
Subsistenz.<br />
Der wichtigste Text für diese Theorie findet sich in der schon 1985 erschienen letzten<br />
Nummer der Autonomie (Neue Folge). Die Autonomie Nr.14 kam im Rahmen der IWF-