23.12.2012 Aufrufe

Beiträge zur Sozialen Phantasie

Beiträge zur Sozialen Phantasie

Beiträge zur Sozialen Phantasie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die IWF-Kampagne wurde im Vorfeld begriffen als eine Möglichkeit, von der<br />

reformistischen Randalepolitik hin zu einer tatsächlich revolutionären Orientierung zu<br />

kommen. Gerade die Abstraktheit des Themas schien die Möglichkeit zu bieten, von dem<br />

Festkleben im Konkreten wegzukommen, endlich das Ganze nicht nur als abstrakte Phrase,<br />

sondern als begriffenes Ganzes zum Thema zu machen. Die Möglichkeiten dazu schienen<br />

gegeben zu sein. Die Frankfurter schrieben damals:<br />

“Wir denken also, daß die Aufarbeitungsversuche aus den letzten Jahren, die entwickelten<br />

theoretische Ansätze (Autonomie NF, KSZ, <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> feministischen Theorie und Praxis)<br />

und das verbreitete Bedürfnis nach einer langfristigen politischen Strategie zusammenfallen,<br />

daß hier ein autonomer Organisationsprozeß (wieder)aufgenommen, (weiter)entwickelt<br />

werden, und daß sich dieser Prozeß im Hinblick auf den IWF-Gipel praktisch entfalten kann."<br />

II: Ablauf der Kampagne<br />

Wir sehen also: Die Vorsätze in Bezug auf die IWF-Kampagne waren die allerbesten. Doch<br />

wie es mit guten Vorsätzen meistens geht, sie sind dazu da, nicht umgesetzt zu werden.<br />

Obwohl zwei Jahre im voraus eine theoretische Offensive gestartet wurde, schlug spätestens<br />

ein halbes Jahr vor der Kampagne das Pendel wieder auf die Seite des Aktionismus um. Die<br />

angestrebte neue Qualität wurde nicht erreicht, von einer Bündelung der<br />

Teilbereichsbewegung konnte keine Rede sein. Und von der vielbeschworenen Kontinuität,<br />

die durch die Fortführung der IWF-Kampagne in eine EG-Binnenmarktkampagne erreicht<br />

werden sollte, redet heute niemand mehr. Genausowenig kann von einer neuen,<br />

vorwärtsweisenden Theorie die Rede sein, die sich doch aus der Kampagne hätte entwickeln<br />

sollen. Das alte, instrumentelle Verhältnis <strong>zur</strong> Theorie feierte Hochzeiten. Das einzige, was<br />

sich in Sachen Theorie geändert hat, ist die Verankerung der alten autonomen<br />

Theorieversatzstücke in der autonomen Basis. Die Arbeitsteilung in der Kampage war<br />

traditionell: den Reformisten blieb die Theorie, die Autonomen organisierten die Aktionen.<br />

Wir versuchen im folgenden, die wichtigsten Punkte der Kampagne zu beleuchten.<br />

Die praktisch-organisatorischen Erfahrungen aus der Geschichte der autonomen Bewegung<br />

ließen sich wunderbar einsetzen. Da die Repression vollkommen überschätzt wurde, mündete<br />

viel Energie in eine gut funktionierende Infrastruktur mit Fahrdiensten,<br />

Ermittlungsausschüssen, Volxküchen und Infostellen. Die Disziplin ging soweit, daß in den<br />

frequentierten Kneipen ein knallhartes Alkoholverbot durchgehalten wurde.<br />

Selbst die militanzerprobten Autonomen saßen der bürgerlichen Propaganda vor der<br />

Kampagne auf, die damit drohte, Berlin <strong>zur</strong> Festung zu machen und jede militante Aktion zu<br />

verhindern. Es wurde sogar diskutiert, keine AktivistInnen aus der BRD kommen zu lassen<br />

und dezentrale Aktionen zu organisieren, um der Kriminalisierung zu entgehen. Darauf ist<br />

auch <strong>zur</strong>ückzuführen, daß viele individuell und kurzentschlossen nach Berlin aufbrachen, was

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!