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Beiträge zur Sozialen Phantasie

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Verschiedene praktische Schlußfolgerungen wurden daraus gezogen: Die AUTONOMIE<br />

(Neue Folge), deren Position gewissermaßen "zwischen" Klassen- und Bewegungspolitik<br />

steht, plädierte für eine Verbindung von metropolitaner Leistungsverweigerung und<br />

trikontinentaler Subsistenz, die in den Metropolen vorerst nur durch eine moralisch bestimmte<br />

Sabotagepraxis in der Tradition der Maschinenstürmer antizipiert werden könne.<br />

Der "Antiimperialismus", der verschiedene Übergänge zu den "Hardcore-Autonomen"<br />

aufweist, propagiert einen militanten Aktionismus gegen jedwede Verkörperung des<br />

"Gesamtsystems": Einrichtungen und Charaktermasken desselben, das "Schwein in uns<br />

selbst", echte und vermeintliche Verräter und "Staatsschutzlinke". Er ist eine einzigartige<br />

Synthese widersprüchlicher Elemente: Vom Stalinismus übernimmt er Terminologie und<br />

Methode; vom Protestantismus den Rigorismus einer Gesinnungsethik, der der rechte Glaube<br />

alles, die tatsächliche Wirkung einer Handlung nichts bedeutet; vom therapeutischen<br />

Okkultismus den narzistischen Kult von Identität und Gemeinschaft, die Organisationsformen<br />

und das Weltbild. Hierbei steht bei den "richtigen" Antiimps der Stalinismus eher im<br />

Vordergrund, bei dem angrenzenden Spektrum der Autonomen eher der Identitätskult.<br />

Diese strategische Debatte ist inzwischen (leider) weitgehend verstummt. Statt zu einer<br />

Klärung kam es zu verschiedenen Versuchen, die unterschiedlichen Ansätze zu "verbinden".<br />

Die Praxis hat sich wieder einmal auf schlechte Weise in der Mitte getroffen: die Erfolge in<br />

den Klassensektoren blieben bescheiden, selten überschritten die Kämpfe dort die Grenzen<br />

gewerkschaftlicher Interessenpolitik (mit militantem Flügel), soweit es überhaupt möglich<br />

war, sich hierauf in revolutionärer Absicht zu beziehen (unsere Schwierigkeiten mit den<br />

Studiprotesten). Die Jobberund Stadtteilgruppen bestehen größtenteils aus den dort präsenten<br />

Scene-Leuten, die der Zwang zu Maloche und Mietwohnung wieder eingeholt hatte. Teils<br />

wurde die Szene einfach <strong>zur</strong> Klasse erklärt, teils versucht, die Kluft durch<br />

Selbstmarginalisierung ("Generalstreik ein Leben lang") zu überbrücken.<br />

Ob mensch es wollte oder nicht, immer wieder wird mensch auf die Szene und die sich<br />

ablösenden Kampagnen und "neue soziale Bewegungen" verwiesen; letztere sorgen immer<br />

wieder für militante Höhepunkte und neuen Zulauf, der die Abgänge an Frustrierten und<br />

Verheizten ersetzt. Kurz bevor..die einzelnen Cliquen der zerfallenden, Außenstehnde immer<br />

mehr abschreckenden Szene vollends übereinander herfallen, was zu befürchten die<br />

Entwicklung der letzten Jahre nicht nur in Freiburg genug Anlaß bietet, gibt es wieder eine<br />

neue Kampagne, an der sich alle zusammenraufen; zuletzt war es der Hungerstreik.

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