Beiträge zur Sozialen Phantasie
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Widersprüche zwischen diesen Ansätzen den unausgesprochenen Grundkonsens, um den es<br />
hier vor allem geht, nicht antasten können.<br />
III<br />
Als absehbar war, daß kein direkter Weg von der Randale <strong>zur</strong> Revolution führt, gab es in den<br />
Jahren 1982-85 eine breite strategische Diskussion, wie einerseits das erreichte Niveau an<br />
praktischer Radikalität und Massenmiltanz gehalten und andererseits eine Ausweitung der<br />
Bewegung über die kulturellen Grenzen der Szene und die staatlich gesetzten von<br />
Besetzungen und Bauzaunkämpfen erreicht werden könnte. Die beiden Pole, um die die<br />
Diskussion kreiste, waren durch die Frage: Klassenpolitik oder Bewegungspolitik? definiert.<br />
Die VertreterInnen der Klassenpolitik gingen von der Notwendigkeit und aktuellen<br />
Möglichkeit militanter ArbeiterInnenkämpfe aus. Notwendigkeit, weil an einer Zentralität der<br />
ArbeiterInnen, deren produktive Kooperation vom Kapital auch in Zukunft nicht durch<br />
Maschinen ersetzt werden könne (Kritik am "Mythos Vollautomation"), für eine revolutionäre<br />
Perspektive festgehalten wird und weil sogenannte "Freiräume" in Wirklichkeit vom System<br />
abhängig und auch tolerierbar seien, solange die Mehrwertproduktion läuft; Möglichkeit, weil<br />
erstens die Fabrik immer mehr auf die Gesellschaft ausgedehnt werde, immer mehr Bereiche<br />
unmittelbar dem kapitalistischen Kommando unterworfen würden, so daß Kämpfe in<br />
einzelnen Sektoren unmittelbar die Mehrwertproduktion treffen und sich auf andere Sektoren<br />
der totalen Vergesellschaftung ausdehnen könnten (z.B. Frauenkämpfe, Stadtteile, Knast,<br />
Ausbildungssektor etc.), zweitens unter der Oberfläche des "sozialen Friedens" der Kampf der<br />
Klasse gegen die Arbeit nie zum Erliegen gekommen sei und nur aus seinen reformistischen<br />
Fesseln befreit werden müsse.<br />
Daraus ergab sich eine mehr oder weniger radikale Absage an "Szene-Politik" und eine<br />
Verankerung militanter Kerne in den verschiedenen Sektoren; dies aber nicht als Fortsetzung<br />
linker Kaderpolitik, um die Massen zum richtigen Bewußtsein zu missionieren, sondern als<br />
Aufhebung der "Politik in erster Person": dort, wo jedeR dazu beiträgt, das System zu<br />
reproduzieren, kollektiven Widerstand zu organisieren. Es entstanden in der - Folgezeit viele<br />
Jobber-, Stadtteil-, Erwerbslosen- und Sozigruppen mit einem "operaistischen" 3 Ansatz.<br />
Auch die 1983 gegründeten Autonomen Studis verstanden sich als Teil dieser Richtung.<br />
Die BewegungspolitikerInnen machten geltend, daß angesichts einer integrierten, bestenfalls<br />
reformistischen und im Weltmaßstab privilegierten metropolitanen Klasse von dieser<br />
jedenfalls nicht die entscheidende Initiative zu einer Revolution ausgehen könne. Auch sei der<br />
"operaistische" Ansatz systemimmanent und nicht auf die außerhalb der Verwertung<br />
Stehenden anwendbar, also dort, wo (in der trikontinentalen Subsistenz, bei den metroplitanen<br />
Leistungsverweigerern) am ehesten noch eine zum Kapital antagonistische<br />
Gesellschaftlichkeit überleben bzw. sich entfalten könne.