23.12.2012 Aufrufe

Beiträge zur Sozialen Phantasie

Beiträge zur Sozialen Phantasie

Beiträge zur Sozialen Phantasie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein erster Schritt zu der Überwindung der eingefahrenen Strukturen und<br />

Argumentationsmuster wäre eine Diskussion über das eigene Selbstverständnis, entsprechend<br />

dem Versuch, über die bloße Denunziation hinaus zu einer (zumindest ansatzweisen)<br />

gemeinsamen Analyse des Bestehenden zu gelangen, die diesen Namen verdient. Damit soll<br />

nicht geleugnet werden, daß es Versuche und Ansätze autonomer Theoriediskussionen gibt,<br />

namentlich die GenossInnen von der Wildcat oder der Autonomie NF. Aber diese Debatten<br />

werden in kleinsten Insiderkreisen geführt, die wenigsten Autonomen haben eine Ahnung von<br />

"ihrer" Theorie. Dies führt zu der Forderung, daß das Verhältnis von Theorie und Praxis neu<br />

bestimmt werden muß - das autonome Verständnis von Theorie als irrelevanter Beschäftigung<br />

irgendwelcher verschrumpelter Intellektueller im Gegensatz zu den "praktischen" Kämpfern<br />

(die im besten Fall noch Flugis lesen) ist Teil des Problems und hat mit dessen Lösung nicht<br />

viel zu tun.<br />

Die oben benannten Schwierigkeiten machen es fast unmöglich, einen Vorschlag bezüglich<br />

einer Organisationsdebatte über ein bescheidenes Niveau hinaus zu entwickeln. Ein Versuch<br />

ist's allemal wert. Geklärt werden sollte zu Anfang, wer mit wem über was in's Gespräch<br />

kommen sollte. Wie oben schon mal angedeutet, leben wir momentan in einer<br />

abwechslungsvollen Periode innerhalb der Geschichte dieser grandiosen Welt. Einige<br />

Entwicklungen scheinen an bestimmten Knackpunkten angelangt zu sein, die sie wieder<br />

interessant werden lassen können. So ist z.B. der linke Teil der GAL innerhalb der GRÜNEN<br />

mit den Nerven am Ende und scheint gewillt zu sein, den untergehenden Misthaufen<br />

endgültig zu verlassen. Ebenfalls scheinen einige Mitglieder der DKP bemerkt zu haben, daß<br />

seit der Oktoberrevolution sich das eine oder andere verändert hat. Interessant wäre es<br />

ebenfalls, die Überbleibsel der ehemals bewegten K-Gruppen anzusprechen. Sinn und Ziel<br />

einer solchen Diskussion wäre es, die verschiedenen Teile und Fraktionen der radikalen<br />

Opposition zu organisieren. Wichtig wäre dabei, dadurch größtmöglichste Informationen über<br />

die verschiedensten Teile der bundesrepublikanischen Realität zu gewinnen. Ziel sollte es<br />

dabei sein, den bescheidenen Erfahrungsbereich autonomer Wirklichkeitswahrnehmung zu<br />

sprengen. Neben den bereits genannten Gruppierungen sollten daher noch die Bereiche<br />

miteinbezogen werden, wo die Autonomen bisher die meisten Erfahrungen gemacht haben,<br />

also die Stadtteilgruppen, Häuserkämpfer, Teile der Anti-AKW-Bewegung und Leute aus der<br />

Flüchtlingsarbeit.<br />

Zentraler Punkte einer solchen Diskussion über eine mögliche neue Organisations(form) bzw.<br />

Zusammenarbeit innerhalb der Linken wäre die Frage nach der Möglichkeit von gemischten<br />

Strukturen. So wie sich die Auseinandersetzung in der Frage des Patriarchats sowohl<br />

theoretisch als auch im Alltag momentan darstellt, muß bezweifelt werden, ob eine<br />

gemeinsame Organisierung möglich ist.<br />

Ein weiterer entscheidender Punkt wäre die Perspektive der "kommunistischen Kräfte" in der<br />

Metropole (soweit man da eben von Kraft reden kann). Diese beschäftigen sich derzeit damit,<br />

entweder eine Variation von Stellvertreterpolitik durchzuführen - vom MSB bis zum BWK -<br />

oder sich im praktischem Existenzialismus zu üben, die beliebteste Form autonomen Daseins.<br />

Dieses Dilemma zwischen hierarchischer Organisation und organisiertem Chaos gilt es<br />

aufzulösen.<br />

Einer der Knoten, die sich bei dieser Diskussion stellen werden, ist das Verhältnis zwischen<br />

Legalität und Illegalität. Es bedarf wohl nur wenig <strong>Phantasie</strong>, sich die derzeitige Entwicklung,<br />

was Repression und Rechtstendenz angeht, weiter auszumalen. Aber nicht nur deswegen ist<br />

dieser Punkt eine der wichtigsten Fragen. Das ungeklärte Verhältnis zwischen Konspirativität<br />

und Öffentlichkeit ist seit langem ein Hemmschuh.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!