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Beiträge zur Sozialen Phantasie

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Damit ist aber auch die Propagierung einer "revolutionären" Identität als Alternative <strong>zur</strong><br />

tagtäglichen Scheiße des kapitalistischen Alltags gestorben. Eine "revolutionäre Identität" ist<br />

nur ein beliebiges Angebot auf dem Markt der unbegrenzten Dummheiten, ein völlig nichtiges<br />

Produkt im großen Warenkorb der sinnstiftenden Ideologien. Wir haben als Autonome den<br />

"Massen" keine neuen sinnstiftenden Ideologien anzubieten, die sie die Ergebnisse der<br />

Verstümmelung durch die kapitalistsche Gesellschaft besser ertragen lassen 11 . Unsere<br />

Aufgabe ist es, alle Illusionen zu zerstören, die das reine Überleben immer noch als<br />

lebenswerter erscheinen lassen als die Mühen, den Kommunismus aufzubauen.<br />

All das löst für den/die EinzelneN nicht das Problem der Identitätssuche. Solange der reale<br />

Mangel weiter existiert, der die Ursache der manischen Identitätssuche ist, so lange wird auch<br />

diese weitergehen. Das kann und darf aber nicht heißen, daß wir diese Scheinlösung, mittels<br />

deren wir notdürftig unser psychisches Gleichgewicht beieinanderhalten, fetischisieren und<br />

als etwas erstrebenswertes propagieren. Genausowenig wie wir auf die Knete verzichten<br />

können, die wir tagtäglich für unser Überleben brauchen, so wenig können wir natürlich auf<br />

unsere "politische Identität" verzichten. Trotzdem muß die Identität, genauso wie das Geld,<br />

als notwendiges Übel begriffen werden, das es durch die Revolution abzuschaffen gilt. Im<br />

Klartext: Mensch braucht keine politische Identität, um die Revolution zu machen, sondern<br />

die Revolution ist unter anderem auch dazu da, eine Gesellschaftsform zu zerstören, die das<br />

Bedürfnis nach Identität aus sich heraus erzeugt.<br />

1 K. Marx / Fr. Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Marx-Engels Werke, Bd.4, S.464, S.466<br />

2 ebenda, S.264f<br />

3 K. Marx, Das Kapital, Marx-Engels Werke, Bd.23, S.86<br />

4 ebenda, S.89<br />

5 K.Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Marx-Engels Werke, Bd.13, S.8<br />

6 K.Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Marx-Engels Werke, Bd.42, S.92<br />

7 K.Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, a.a.O., S.8<br />

8 Ob sie es jemals waren oder ob in der Struktur der Arbeiterparteien selbst schon der "Verrat" der<br />

Sozialdemokratie angelegt war, wäre eine eigene historische Untersuchung wert.<br />

9 Holger Meins, in: Texte der RAF, o.O., 1983, S.14<br />

10 Was nicht heißen soll, daß es das bei Autonomen in einer wenn auch weniger krassen Form nicht auch gibt<br />

11 Im Gegensatz etwa zu den K-Grüpplern, die das proletarische Leben als etwas erstrebenswertes darstellten<br />

und sich mit wahrhaft masochistischer Lust am Fließband abrackerten.

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