Beiträge zur Sozialen Phantasie
Beiträge zur Sozialen Phantasie
Beiträge zur Sozialen Phantasie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Nachkriegskapitalismus zeichnet sich durch eine wachsende Intervention der<br />
Staatsgewalt im Wirtschaftsleben aus und kann durchaus als modifizierte Fortsetzung des<br />
New Deals betrachtet werden; dies allerdings noch nicht die Einheit von Staat und Kapital!<br />
Diese Intervention des Staates hatte lange Zeit einen antizyklischen Charakter und integrierte<br />
dadurch die ArbeiterInnenklasse: Ihr Akkumulationsmodell bedurfte einfach keines<br />
Faschismus, um die Mehrwertrate stetig zu erhöhen.<br />
Autonome sehen weder unterschiedliche Herrschaftsformen der Bourgeoisie, noch<br />
unterschiedliche Kaptitalfraktionen (z.B. die unterschiedliche Nicaragua-Politik von Reagan<br />
und Mitterand). Obwohl es natürlich richtig ist, den Imperialismus und die Weltwirtschaft als<br />
weltweite, übergreifende Systeme zu ..begreifen, gibt es Widersprüche, die zum einen für das<br />
Verständnis dessen, was in der Welt passiert, wichtig sind, zum anderen für die<br />
Kampfbedingungen eines vielleicht irgendwann mal wieder revolutionären Subjekts<br />
entscheidend werden. Ein Staat, der sich als bürgerliche Demokratie versteht, gibt die<br />
vorübergehende Möglichkeit, ihre Ideen öffentlich zu machen und garantiert teilweise eine<br />
relative Versammlungsfreiheit, ein Demo- und Streikrecht etc., während die Illegalität ganz<br />
andere Bedingungen schafft.<br />
Während des New Deal gab es militante Massenstreiks und revolutionäre Propaganda kleiner<br />
Splittergruppen; im Faschismus werden alle demokratischen Organe zerstört. Um diesem<br />
Dilemma auszuweichen Autonome (oder Teile davon, aber wer will in Zeiten des Abschiffens<br />
der Bewegung noch autonom sein?!) von einer Faschisierung des Staates, ohne Faschismus<br />
überhaupt definieren zu können.<br />
Einem vernünftigen Gedanken noch fremder gegenüberstehende (und vermeintlich<br />
“radikalere") Einschätzungen kolportieren auch, der Staat (bzw. alle Staaten) sei immer schon<br />
faschistisch gewesen: immer, überall und mit allen Waffen...<br />
Auch wenn angesichts der Vernichtungsphantasien der Repräsentanten des bürgerlichen<br />
Staates seinen Feinde gegenüber diese Vorstellung verständlich ist, so wird sie dadurch aber<br />
auch nicht wahrer. Im Ge- um die diffus-anarchische "Staats-Faschismustheorie" mit der<br />
eigenen Lebenslüge vom militanten um-Widerstand kompatibel zu machen, wird eben noch<br />
die Phrase der Freunde des bewaffneten Kampfes hinzugefügt, mensch müsse "die<br />
faschistische Fratze des Systems freibomben".