23.12.2012 Aufrufe

Beiträge zur Sozialen Phantasie

Beiträge zur Sozialen Phantasie

Beiträge zur Sozialen Phantasie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im Licht dieser Überlegungen erscheinen daher (insbesondere im heutigen Italien) jene<br />

Thesen als ganz und gar abstrakt und wirklichkeitsfremd, die meinen: a) die<br />

Klassenbewegung müßte sich substanziell auf die Unterstützung der kapitalistischen Klasse<br />

(oder auf bestimmte Gruppen des Bürgertums) beim Aufbau der vollendeten bürgerlichen<br />

Demokratie als Regierungsform beschränken; b) die Klassenbewegung müßte substanziell<br />

den Platz der kapitalistischen Klasse einnehmen und selbst die Aufgabe auf sich nehmen, eine<br />

vollendete bürgerliche Demokratie als Regierungsform'' aufzubauen.<br />

Im Gegenteil: Die Widersprüche, die die italienische Gesellschaft im Inneren<br />

auseinanderreißen, das stets wachsende Gewicht der Monopole, der Widerspruch zwischen<br />

der technologischen Entwicklung und den kapitalistischen Produktionsverhältnissen, die<br />

Schwäche des Bürgertums als nationaler Klasse -, all dies veranlaßt die Arbeiterbewegung, in<br />

gemeinsamer Aktion ganz andere Ziele in Angriff zu nehmen; und zwar gemeinsam für<br />

Reformen mit bürgerlichem Inhalt und gemeinsam für Reformen mit sozialistischem Inhalt zu<br />

kämpfen. Auf der politischen Ebene heißt das, daß die Arbeiterklasse die führende Kraft der<br />

demokratischen Entwicklung in Italien ist; und daß nur unter ihrer Führung sich das einzig<br />

effektive Bündnissystem verwirklichen kann -mit den Intellektuellen, mit den Bauern, mit den<br />

Gruppen des Klein- und Mittelbürgertums. Nur dieses Bündnissystem und diese Führung<br />

bieten eine wirkliche Perspektive.<br />

2. Der demokratische Weg zum Sozialismus ist der Weg der Arbeiterdemokratie<br />

Es ist eine falsche Schlußfolgerung, die auf einer fehlerhaften Analyse der italienischen<br />

Situation und einer oberflächlichen Interpretation der mit den Thesen des XX. Kongresses der<br />

KPdSU eingetretenen Wende, wenn behauptet wird, daß der demokratische und friedliche,<br />

italienische Weg zum Sozialismus mit dem "parlamentarischen" Weg zum Sozialismus<br />

zusammenfällt. Es ist zwar in der Tat richtig, den demokratischen Charakter des Wegs zum<br />

Sozialismus in dem Sinne zu behaupten, daß all diejenigen alten Vorstellungen abzulehnen<br />

sind, wonach der Übergang zum Sozialismus ein Akt des revolutionären Willens oder das<br />

Werk einer isolierten Minderheit sei, ohne daß dafür die politischen und ökonomischen<br />

Bedingungen herangereift wären; so wie auch diejenige Vorstellung abzulehnen ist, wonach<br />

der Übergang zum Sozialismus an das automatische Eintreten der kapitalistischen<br />

"Katastrophe" gebunden sei. Insofern aber in einem bestimmten Land, trotz der Reife der<br />

Bedingungen für den Sozialismus und trotz der Hegemonie seiner Kräfte, der Widerstand der<br />

kapitalistischen Klasse und ihr Rückgriff auf die Gewalt zum bewaffneten Zusammenstoß und<br />

daher <strong>zur</strong> Notwendigkeit der proletarischen Gewalt führen, kann man den demokratischen<br />

Weg nicht auf einen stets und notwendigerweise friedlichen Weg reduzieren.<br />

Gleichwohl besteht heute in Italien eine demokratische und friedliche Perspektive. Wer aber<br />

das Parlament zum ausschließlichen (oder auch nur substantiellen oder charakteristischen)<br />

Mittel des friedlichen Übergangs zum Sozialismus macht, entleert eben diesen Leitgedanken<br />

des demokratischen und friedlichen Wegs jeglichen realen Inhalts. So fällt man in die alten<br />

bürgerlichen Mystifikationen <strong>zur</strong>ück, die den bürgerlich-repräsentativen Staat nicht als das

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!