Beiträge zur Sozialen Phantasie
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Geheimnis der Autonomie-Autoren, wieso jemand, der wie die Made im Speck sitzt, sich<br />
durch revolutionäre Moralphilisterei beunruhigt fühlen soll.<br />
So drehen sich die Autonomen aussichtslos im Zirkel: "Die reue Autonomie wird sich nur<br />
dort entfalten können, wo die staatliche und wissenschaftliche Maschinerie der Subsumtion<br />
angreifbar wird, deren Unterbrechung geradezu Voraussetzung ist für proletarische<br />
Rekonstitution." (214) Das Kapital hat die Konstitutionsräume des revolutionären Subjekts<br />
abgeschafft, und nur das revolutionäre Subjekt könnte die Räume schaffen, die einen Kampf<br />
gegens Kapital ermöglichen. Schach matt. Rien ne va plus, les jeux sont faits. Konsequenter<br />
Weise löste sich die Autonomie-Redaktion nach der Veröffentlichung dieser Theorie auf. K.-<br />
H.Roth spürt dem revolutionären Subjekt dort nach, wo es 'langsam verwest, in den Archiven;<br />
und andere scheinen vorzuhaben, die Aporie ihrer Revolutionstheorie durch eine geschickt<br />
ausgeklügelte Werbestrategie zu lösen. Es ginge darum, so schreiben sie, "ein Konzept zu<br />
gewinnen, das auch über das Ghetto der Autonomen hinaus Attraktivität hat und Aussicht, ein<br />
politischer Faktor zu werden." (12) Ich schlage vor, bei einer Werbeagentur eine<br />
entsprechende Studie in Auftrag zu geben und bei Herrn Habermas Unterricht in<br />
kommunikativem Handeln zu nehmen.<br />
Bis jetzt habe ich versucht, den inneren Zusammenhang zwischen Revolutionsontologie, ihrer<br />
Bedeutung als philosophischer Konterrevolution und der sich daraus ergebenden<br />
Moralphilisterei darzustellen. Betrachtet man dieses Theoriekonglomerat insgesamt, so wurde<br />
auf jeder Stufe des schrittweisen Zerfalls der autonomen Revolutionstheorie - vom<br />
Neoleninismus Trontis über Negris Bedürfnisfetischismus bis zu Hartmanns Lebensphilophie<br />
- klar, wie sehr die Autonomen in den Denkschemata des traditionellen, Marxismus befangen<br />
sind. Es ergab sich des weiteren, daß diese Denkform nicht leere Worte sondern die jeweilige<br />
Praxis in Gedanken gefaßt ist. Die Revolutionsontologie ist die Denkform der<br />
Konterrevolution. Sie nimmt an, das, was es erst noch durchzusetzen gilt, sei immer schon da<br />
und führt daher die revolutionäre Befreiung in die Kapitalimmanenz <strong>zur</strong>ück.<br />
VIII. Revolutionäre Autonomie und Denkform<br />
Vergessen wird, was schon der junge Marx wußte, nämlich "daß sowohl <strong>zur</strong> massenhaften<br />
Erzeugung dieses kommunistischen Bewußtseins wie <strong>zur</strong> Durchsetzung der Sache selbst eine<br />
massenhafte Veränderung der Menschen nötig ist, die nur in einer praktischen Bewegung, in<br />
der Revolution vor sich gehen kann; daß also die Revolution nicht nur nötig ist, weil die<br />
herrschende Klasse auf keine andre Weise gestürzt werden kann, sondern auch, weil die<br />
stürzende Klasse nur in einer Revolution dahin kommen kann, sich den ganzer, alten Drck<br />
vom Halse zu schaffen und zu einer neuen Begründung der Gesellschaft befähigt zu werden."<br />
(MEW 3/70) Autonomie ist hier bei Marx die Bewegungsform der praktischen Kritik am<br />
Kapitalverhältnis. Ihr Element ist Praxis und nichts Stichhaltiges läßt sich in revolutionärer<br />
Absicht theoretisch über sie aussagen. Wer versucht sie zu definieren, verrät sie gerade damit.<br />
Um die Rezepte <strong>zur</strong> Anfertigung von revolutionärer Autonomie steht's wie um die<br />
Sexualhandbücher: sie geben Gebrauchsanweisungen <strong>zur</strong> Manipulation des weiblicher. und