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LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2021

Impulse für Erwachsene

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information & bildung<br />

In unseren Wohnzimmern:<br />

Die digitale Invasion<br />

SEIT EINEM JAHR IST NICHTS MEHR, WIE ES WAR. DIE WELTWEITE PANDEMIE HAT<br />

KOMMUNIKATION UND BILDUNG EINEN NEUEN NAMEN GEGEBEN: DIGITAL TIME!<br />

DI Roswitha Wurm<br />

Dipl. Lerndidaktikerin<br />

Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />

Kinderbuchautorin<br />

Interaktive Lesungen<br />

an Schulen buchbar unter:<br />

www.lesenmitkindern.at<br />

Zu Beginn des Lockdowns empfanden<br />

wir alle die medialen Anforderungen<br />

als Zumutung. Mit der Zeit<br />

gewöhnten wir uns an den allgegenwärtigen<br />

Einsatz von Smartphone, Tablet<br />

und Laptop. Mitunter sind wir sogar begeistert,<br />

was man damit alles machen kann:<br />

die Schule und den Gitarrenlehrer an den<br />

Esstisch einladen, die weit entfernt lebenden<br />

Verwandten kurzfristig und ohne die ganze<br />

Wohnung auf Hochglanz zu bringen zu<br />

einem digitalen Kaffeeklatsch ins Wohnzimmer<br />

holen.<br />

SCHULE GOES DIGITAL<br />

Digitaler Heimunterricht zeigt die Grenzen<br />

des Lernens in Eigenregie auf. Gute SchülerInnen<br />

tun sich damit nicht schwer und<br />

schätzen die scheinbare Freiheit, die sie<br />

damit genießen. Je schwerer ein Kind jedoch<br />

lernt, desto mehr benötigt es Anleitung,<br />

Strukturierung, Unterstützung und auch Aufmunterung<br />

durch eine Lehrerin oder einen<br />

Lehrer. Der bekannte Hirnforscher<br />

Dr. Manfred Spitzer erklärt: „Aus sehr vielen<br />

Studien weiß man schon lange, dass digitale<br />

Medien die Kluft zwischen starken und<br />

schwachen Schülern nicht verkleinern, wie<br />

oft behauptet wird, sondern vergrößern. Die<br />

Kluft zwischen den guten und schwachen<br />

Schülern nimmt daher gerade jetzt in der<br />

Coronakrise stark zu.“ Dieses Phänomen<br />

erklärt der Wissenschaftler mit der Tatsache,<br />

dass Krisenzeiten extrem gute und extrem<br />

schlechte menschliche Verhaltensweisen<br />

hervorbrächten. Dies hänge davon ab, was<br />

im Menschen bereits vorhanden wäre,<br />

denn „hervorbringen“ bedeute „ans<br />

Tageslicht bringen“ und nicht „neu<br />

schaffen“.<br />

FÖRDERPÄDAGOGIK IM TEST<br />

Als Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin<br />

habe ich die Erfahrung gemacht: Ein<br />

gutes Sprach-, Lese- und Rechtschreibtraining<br />

funktioniert zwar bis zu einem<br />

gewissen Maße online, jedoch kann es<br />

niemals ein Training vor Ort ersetzen,<br />

in dem mit „angreifbaren“ Lernmaterialien<br />

gearbeitet werden kann. Die<br />

meisten Betroffenen bevorzugen „Learning<br />

by doing“: Wörter werden nicht<br />

nur einfach gelesen und aufgeschrieben,<br />

sondern müssen im wahrsten Sinn<br />

des Wortes mit Holzbuchstaben, Knete,<br />

Sandwanne und anderen Hilfsmitteln<br />

begriffen werden. Dies funktioniert<br />

über online Schulunterricht nicht. Kinder<br />

mit Lerndifferenzierungen sollten<br />

auch in der Zeit des Heimunterrichtes<br />

fachliche Hilfe bekommen, um negative<br />

Langzeitfolgen zu vermeiden.<br />

DAUERGAST SMARTPHONE<br />

Steter Smartphonegebrauch in Familien<br />

bewirkt, dass weniger kommuniziert<br />

wird: sowohl tatsächlich als auch non<br />

verbal. Dadurch bekommen Kinder<br />

nicht genügend Beachtung, Aufmerksamkeit<br />

und Augenkontakt von ihren<br />

Bezugspersonen. Vergessen wir nie:<br />

Kinder sind wie ein Spiegel, auch der<br />

4 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>

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