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information & gesellschaft<br />
Wenn der Kontakt zur Welt verloren geht:<br />
Einsamkeit<br />
DIE AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE AUF DIE PSYCHE JUNGER MENSCHEN<br />
Dominika Letko<br />
Studentin<br />
<strong>MÄRZ</strong> 2020<br />
Zum ersten Mal erleben wir,<br />
wie es sich anfühlt, den sozialen<br />
Aspekt unseres Lebens<br />
weitgehend zu verlieren. Auf einmal<br />
dürfen wir Freunden, Familie und andere<br />
Personen unseres täglichen Lebens nicht<br />
mehr nahekommen. Wir halten aber<br />
durch. In der Hoffnung, dass es spätestens<br />
in ein paar Monaten wieder vorbei<br />
ist.<br />
<strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong><br />
Ein Jahr ist vergangen. Mehrere landesweite<br />
Lockdowns kamen und gingen.<br />
Der Mut durchzuhalten ist vielerorts<br />
schon brüchig geworden. Der Preis, die<br />
Menschen vor diesem Virus zu beschützen,<br />
ist immens. Unser soziales Leben<br />
hat sich vollständig verändert. Zwar<br />
leisten Videochat-Programme Abhilfe,<br />
doch es ist nicht dasselbe. Die körperliche<br />
Nähe fehlt zusehends, doch genau<br />
diese kann gefährlich werden. Wenn<br />
sie am Anfang des ersten Lockdowns<br />
noch nicht groß wahrzunehmen war, ist<br />
sie mittlerweile bei vielen schmerzlich<br />
spürbar: die Einsamkeit. Die Menschen<br />
sind erschöpft und vor allem junge Leute<br />
sind mehr denn je von Krankheitsbildern<br />
wie Depressionen und Angststörungen<br />
betroffen, die die Isolation hervorbringt.<br />
DAS DILEMMA <strong>MIT</strong> DEN SOZIALEN<br />
MEDIEN<br />
Was bleibt, ist unter anderem die Zuflucht<br />
in die Welt der sozialen Medien.<br />
Auch wenn soziale Medien in erster Linie<br />
dazu dienen, Menschen miteinander zu<br />
verknüpfen, ist der Umgang mit diesen<br />
ein anderer. Ein ewiges Scrollen<br />
durch die Startseite, automatisiertes<br />
Ansehen von Storys sowie blindes<br />
Liken von Bildern. Die Folge ist ein<br />
sich ständiges Vergleichen mit den<br />
Leben anderer, die, so wie sie auf den<br />
Medien dargestellt sind, sowieso zu<br />
hinterfragen sind. Es ist einfach, die<br />
schönsten Momente seines Lebens<br />
mit seinen Followern zu teilen und<br />
sich dafür gekonnt in Szene zu setzen.<br />
Eher weniger möchte man es hier<br />
jedoch die anderen wissen lassen,<br />
wenn es einem nicht so gut geht.<br />
Noch schlimmer kommt es, wenn<br />
man sich stattdessen zurückzieht und<br />
der Einsamkeit verfällt.<br />
DIE EINSAMKEIT JUNGER MEN-<br />
SCHEN<br />
Dabei ist es in der Isolation zusehends<br />
schwierig, sich persönlich zu<br />
entfalten, vor allem als junge Menschen,<br />
die sich noch vielerorts uneins<br />
darüber sind, was sie überhaupt vom<br />
Leben möchten. Dies weckt eine<br />
andere Art der Einsamkeit. Sie rührt<br />
nicht daher, dass wir den direkten<br />
Kontakt zu unseren Mitmenschen<br />
verloren haben, sondern daher, dass<br />
wir ihn zur Welt verloren haben.<br />
Das Schul- und Studentenleben, Ausstellungen,<br />
Bälle, Konzerte, Partys,<br />
Reisen, Urlaube, Familienfeste – das<br />
sind Begebenheiten und Veranstaltungen,<br />
die junge Leben prägen. Es<br />
sind Orte von Menschenmengen, die<br />
20 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>