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LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2021

Impulse für Erwachsene

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information & bildung<br />

In Prizren/Kosovo:<br />

Die Anfänge des Tranzit Centre<br />

ORT DES <strong>LERNEN</strong>S, DER BEGEGNUNG, DER ZUFLUCHT<br />

Mag. a Katharina Wagner<br />

PR & Kommunikationsverantwortliche<br />

CONCORDIA Sozialprojekte<br />

www.concordia.or.at<br />

Die 2008 ausgerufene Republik<br />

Kosovo ist neben der Republik<br />

Moldau das ärmste Land Europas.<br />

Nach Angaben des UNICEF-<br />

Büros in Prishtina lebt jedes fünfte Kind<br />

im Kosovo in Armut. Mehr als 60 % der<br />

Kinder der Roma und Ashkali leben in<br />

absoluter Armut, über 30 % in extremer<br />

Armut. Der Kosovo ist sowohl historisch<br />

als auch demographisch ein sehr junger<br />

Staat. Das Durchschnittsalter der 1,9<br />

Millionen KosovarInnen beträgt 30,5<br />

Jahre. Die Arbeitslosigkeit unter jungen<br />

Menschen ist sehr hoch.<br />

DIE ARMUTSFALLE<br />

Eine Autostunde von der Hauptstadt<br />

Prishtina nahe der albanischen Grenze<br />

liegt die kosovarische Kleinstadt Prizren.<br />

In der verarmten Nachbarschaft Tranzit,<br />

in dem vorwiegend Roma-Familien der<br />

Bevölkerungsgruppe der Ashkali leben,<br />

mangelt es oft an den einfachsten<br />

Dingen. Viele haben kein fließendes oder<br />

kein warmes Wasser, keine medizinische<br />

Versorgung. Zehnköpfige Familien<br />

schlafen zum Teil auf engstem Raum<br />

zusammen. Wird jemand krank, gibt es<br />

keine Versorgung. Mit den 250 Euro im<br />

Monat, die den meisten Familien maximal<br />

zur Verfügung stehen, ist nicht mal<br />

die Deckung der Nahrungsmittel gesichert.<br />

Kinder gehen oft nicht zur Schule,<br />

oder brechen die Schule früh ab, um<br />

mit Gelegenheitsjobs ihren Beitrag zum<br />

Familieneinkommen zu leisten.<br />

Angrenzend an diese Nachbarschaft befindet<br />

sich das Loyola-Gymnasium. 2016 begannen<br />

unter der Leitung der beiden Jesuiten Moritz<br />

Kuhlmann SJ und Axel Bödefeld SJ SchülerInnen<br />

des Gymnasiums mit den Familien im Viertel<br />

Kontakte zu knüpfen und ein Freizeit-Programm<br />

für die Kinder in der Nachbarschaft anzubieten.<br />

Die Brücke, die damit geschlagen wurde, war<br />

der Startschuss einer Begegnung auf Augenhöhe,<br />

eine Bereicherung sowohl für die SchülerInnen<br />

des Loyola-Gymnasiums als auch für<br />

die Familien in Tranzit. Aus den Kindern, die<br />

damals von den ersten Aktivitäten profitierten,<br />

sind mittlerweile Erwachsene geworden, die<br />

selbst das Programm aktiv mitgestalten. Einer<br />

davon ist Laminat (18 Jahre). Er hilft mit,<br />

gleichzeitig unterstützt man ihn dabei, seinen<br />

eigenen Schulabschluss, den er nicht abschließen<br />

konnte, nachzuholen: “Ich möchte, dass die<br />

Kinder hier nicht die Schule abbrechen, so wie<br />

ich es in der siebten Klasse getan habe. Mein<br />

Wunsch ist, dass die Kinder von Tranzit eine<br />

bessere Zukunft haben.“<br />

Die jungen MitarbeiterInnen aus der Community<br />

selbst machen das Projekt aus. Über ein<br />

Scholarship erhalten sie die Möglichkeit, eine<br />

Ausbildung nachzuholen, während sie weiterhin<br />

im Tranzit eingebunden sind.<br />

MEHR ALS NACH<strong>MIT</strong>TAGSBETREUUNG<br />

Aus den Freizeitaktivitäten, die anfangs ausschließlich<br />

im Freien stattfinden mussten, wurde<br />

ein Bildungszentrum mit geregelten Öffnungszeiten,<br />

Lernbetreuung und einer Musikschule<br />

mit eigenem Kinderorchester. Egzolla Dullaj ist<br />

eine der Musiklehrerinnen im Tranzit: „Es ist<br />

Fotos: © Samir Karahoda<br />

16 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>

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