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LEBENSRAUM: MENSCH<br />
IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE<br />
März <strong>2021</strong><br />
LEBENSBEGLEITER*IN<br />
Betreuung vor Pflege<br />
KINDER STARK MACHEN<br />
Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl<br />
DIE KUNST DER IMPROVISATION<br />
In Zeiten des Stillstands
inhalt & impressum<br />
inhalt<br />
bildung<br />
Die digitale Invasion<br />
Die Anfänge des Tranzit Centre<br />
Lernbox zu Covid-Zeiten<br />
entwicklung<br />
Viele Menscehn träumen davon<br />
Kinder stark machen<br />
Lebensbegleiter*in<br />
Die Technik und ich<br />
Bleib nicht dauernd stehen<br />
gesellschaft<br />
Lachyoga<br />
Kommunikation im Business<br />
Warum denn überhaupt impfen?<br />
Einsamkeit<br />
Vom Leben und vom Sterben<br />
Der Turmbau zu Babel<br />
umwelt<br />
Mamba-Nachwuchs<br />
gedanken<br />
Weichgekochtes Schweigen & Würde<br />
Prof. Abakus | Kreativer Sound<br />
Unterstützung für Betroffene<br />
vielfalt<br />
Die Kunst der Improvisation<br />
Buchtipp<br />
Kindheit auf dem Lande<br />
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impressum<br />
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger <strong>LERNEN</strong><br />
<strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade<br />
23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at<br />
Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser<br />
Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara<br />
Titelseite - Foto: © Owantana | pixabay.com<br />
Blattlinie:<br />
Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene<br />
ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt<br />
und für künftige Generationen einzusetzen.<br />
Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse<br />
und Anregungen.<br />
Die AutorInnen übernehmen selbst die<br />
Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.<br />
Auflage: 4 mal im Jahr<br />
unterstützung durch<br />
www.improve.or.at<br />
www.2dudes.online<br />
2 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
editorial & information<br />
Hörangebote:<br />
Wo gibt es die passenden Ohren?<br />
REDEN KÖNNEN IST NICHT SO VIEL WERT WIE ZUHÖREN KÖNNEN<br />
(aus China)<br />
Was gibt es Neues? Wie wir bereits in unserer letzten<br />
Ausgabe berichtet haben, betreten wir nun<br />
auch die Welt der digitalen Medien mit unseren<br />
HÖR|IMPULSEN.<br />
Ab sofort finden Sie auf unserer Homepage:<br />
http://magazin.Lmzukunft.at nicht nur die aktuelle und die<br />
letzten Ausgaben der vergangenen Jahre zum Stöbern, sondern<br />
Sie finden auch im Menüpunkt „Podcasts“ die angekündigten<br />
HÖR|IMPULSE. Der Vorteil ist, dass Sie einem Podcast unabhängig<br />
von Zeit, Ort und Aktivität lauschen können.<br />
Die Serie für unsere HÖR|IMPULSE nennen wir HÖR|WINKEL, damit wollen wir<br />
anregen, einen Winkel unseres Hörfeldes den HÖR|IMPULSEN zu widmen.<br />
Wir bieten Interviews der jungen Redaktion, informative Podcasts zu Fachthemen<br />
und kurze Geschichten, die zum Innehalten und Nachdenken anregen<br />
sollen.<br />
Klicken Sie ruhig öfter in unserem Magazin den Button „Podcasts“ an und<br />
lassen Sie sich überraschen.<br />
Und was gibt es noch zu entdecken? Die junge Redaktion bereichert mit ersten<br />
Beiträgen unser buntes Leseangebot. Und Professor Abakus verabschiedet sich<br />
in unser Aufnahmestudio.<br />
Und nun wünschen wir viel Freude beim Lesen und Hören.<br />
Bleiben Sie gesund und halten Sie die Ohren steif,<br />
Ihr<br />
Karl H. Schrittwieser<br />
Obmann und Herausgeber<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Foto © Clker-Free-Vecot-Images | pixabay.com<br />
3 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & bildung<br />
In unseren Wohnzimmern:<br />
Die digitale Invasion<br />
SEIT EINEM JAHR IST NICHTS MEHR, WIE ES WAR. DIE WELTWEITE PANDEMIE HAT<br />
KOMMUNIKATION UND BILDUNG EINEN NEUEN NAMEN GEGEBEN: DIGITAL TIME!<br />
DI Roswitha Wurm<br />
Dipl. Lerndidaktikerin<br />
Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />
Kinderbuchautorin<br />
Interaktive Lesungen<br />
an Schulen buchbar unter:<br />
www.lesenmitkindern.at<br />
Zu Beginn des Lockdowns empfanden<br />
wir alle die medialen Anforderungen<br />
als Zumutung. Mit der Zeit<br />
gewöhnten wir uns an den allgegenwärtigen<br />
Einsatz von Smartphone, Tablet<br />
und Laptop. Mitunter sind wir sogar begeistert,<br />
was man damit alles machen kann:<br />
die Schule und den Gitarrenlehrer an den<br />
Esstisch einladen, die weit entfernt lebenden<br />
Verwandten kurzfristig und ohne die ganze<br />
Wohnung auf Hochglanz zu bringen zu<br />
einem digitalen Kaffeeklatsch ins Wohnzimmer<br />
holen.<br />
SCHULE GOES DIGITAL<br />
Digitaler Heimunterricht zeigt die Grenzen<br />
des Lernens in Eigenregie auf. Gute SchülerInnen<br />
tun sich damit nicht schwer und<br />
schätzen die scheinbare Freiheit, die sie<br />
damit genießen. Je schwerer ein Kind jedoch<br />
lernt, desto mehr benötigt es Anleitung,<br />
Strukturierung, Unterstützung und auch Aufmunterung<br />
durch eine Lehrerin oder einen<br />
Lehrer. Der bekannte Hirnforscher<br />
Dr. Manfred Spitzer erklärt: „Aus sehr vielen<br />
Studien weiß man schon lange, dass digitale<br />
Medien die Kluft zwischen starken und<br />
schwachen Schülern nicht verkleinern, wie<br />
oft behauptet wird, sondern vergrößern. Die<br />
Kluft zwischen den guten und schwachen<br />
Schülern nimmt daher gerade jetzt in der<br />
Coronakrise stark zu.“ Dieses Phänomen<br />
erklärt der Wissenschaftler mit der Tatsache,<br />
dass Krisenzeiten extrem gute und extrem<br />
schlechte menschliche Verhaltensweisen<br />
hervorbrächten. Dies hänge davon ab, was<br />
im Menschen bereits vorhanden wäre,<br />
denn „hervorbringen“ bedeute „ans<br />
Tageslicht bringen“ und nicht „neu<br />
schaffen“.<br />
FÖRDERPÄDAGOGIK IM TEST<br />
Als Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin<br />
habe ich die Erfahrung gemacht: Ein<br />
gutes Sprach-, Lese- und Rechtschreibtraining<br />
funktioniert zwar bis zu einem<br />
gewissen Maße online, jedoch kann es<br />
niemals ein Training vor Ort ersetzen,<br />
in dem mit „angreifbaren“ Lernmaterialien<br />
gearbeitet werden kann. Die<br />
meisten Betroffenen bevorzugen „Learning<br />
by doing“: Wörter werden nicht<br />
nur einfach gelesen und aufgeschrieben,<br />
sondern müssen im wahrsten Sinn<br />
des Wortes mit Holzbuchstaben, Knete,<br />
Sandwanne und anderen Hilfsmitteln<br />
begriffen werden. Dies funktioniert<br />
über online Schulunterricht nicht. Kinder<br />
mit Lerndifferenzierungen sollten<br />
auch in der Zeit des Heimunterrichtes<br />
fachliche Hilfe bekommen, um negative<br />
Langzeitfolgen zu vermeiden.<br />
DAUERGAST SMARTPHONE<br />
Steter Smartphonegebrauch in Familien<br />
bewirkt, dass weniger kommuniziert<br />
wird: sowohl tatsächlich als auch non<br />
verbal. Dadurch bekommen Kinder<br />
nicht genügend Beachtung, Aufmerksamkeit<br />
und Augenkontakt von ihren<br />
Bezugspersonen. Vergessen wir nie:<br />
Kinder sind wie ein Spiegel, auch der<br />
4 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
digitalen Verhaltensweisen ihrer Bezugspersonen.<br />
Achtsamer Umgang und internetfreie Lebensbereiche sind gerade<br />
in Zeiten wie diesen wichtig. Für uns selbst, aber vor allem auch für<br />
unsere Kinder, die zu keiner Zeit ihres Lebens das Vorrecht hatten,<br />
ein Leben ohne Smartphone und mit viel mehr Präsenz von „echten<br />
Menschen“ zu genießen. Die Zeit des Distance Learnings und des<br />
Lockdowns lehren uns: Kein digitales Meeting kann ein reales Treffen<br />
mit anderen ersetzen.<br />
Foto: © moonkee na | pixabay.com<br />
5 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gesellschaft<br />
Mit Kichern, Lächeln und Lachen zu mehr Lebensfreude:<br />
Lachyoga<br />
WIE MEINE MUTTER DAS LACHEN FÜR SICH NEU ENTDECKTE<br />
Tina Čakara<br />
Studentin<br />
Junge Redaktion<br />
Foto:<br />
Fotostudio primephoto<br />
Sie lacht so laut, dass ich sie<br />
durch die Wand hören kann.<br />
Ein lautes Prusten. Zuerst<br />
hoch, dann tiefer. Ich kann<br />
nicht anders: meine Mundwinkel<br />
ziehen sich nach oben. Lachen steckt<br />
eben an. Das Lachen<br />
meiner Mama ist so laut,<br />
dass es durch die Wand<br />
dringt. Es ist so intensiv,<br />
dass es mich aus meiner<br />
Lektüre eines Fachartikels<br />
für die Uni reißt.<br />
Es ist so ehrlich, dass es<br />
mich selbst zum Lächeln bringt. Über<br />
was lacht sie? Über nichts Besonderes.<br />
Denn sie macht Lachyoga.<br />
Mehr Infos und<br />
Quelle: https://<br />
www.nina-fuchs.<br />
com/lachyoga/<br />
Körperübung“, schreibt Nina Fuchs,<br />
Wiener Lachtrainerin, auf ihrer Webseite.<br />
Durch Übungen, die allesamt<br />
an kindliche Spiele erinnern, soll<br />
Lachen künstlich hervorgerufen werden.<br />
Denn der Körper könne nicht<br />
„zwischen simuliertem und<br />
echtem Lachen unterscheiden“,<br />
erklärt Nina Fuchs.<br />
Warum das Wort „Yoga“<br />
in Lachyoga enthalten ist,<br />
ist leicht zu erklären: Bei<br />
den Übungen und beim Lachen<br />
selbst wird genau auf<br />
die Atemtechnik geachtet. Diese hat<br />
ihren Ursprung in der traditionellen<br />
philosophischen Lehre des Yoga.<br />
LACHYOGA - WIE BITTE?<br />
Als meine Mama vor einigen Jahren<br />
bemerkte, dass sie im Alltag sehr<br />
wenig lachte, begab sie sich im<br />
Internet auf die Suche und stieß<br />
dabei auf Lachyoga. Diese recht<br />
neue Trainingsart hat wenig mit<br />
gewöhnlichem Yoga zu tun, doch<br />
die positiven Effekte auf Körper und<br />
Geist sind ähnlich: mehr Entspannung,<br />
Lebensfreude und Gesundheit.<br />
Lachyoga als Technik geht auf das<br />
Jahr 1995 zurück. Ein indischer Arzt<br />
namens Madan Kataria traf sich mit<br />
einer kleinen Gruppe in einem Park<br />
in Mumbai und fing durch verschiedene<br />
Übungen an, ohne Grund zu<br />
lachen. Das Lachyoga war geboren!<br />
Dabei handle es sich um „Lachen als<br />
DAS IMMUNSYSTEM LACHT AUF<br />
Dass Lachen gesund ist, weiß auch<br />
die Schulmedizin. Es stärkt das<br />
Zwerchfell, versorgt den Körper mit<br />
mehr Sauerstoff und setzt Glückshormone<br />
frei. Lachen ist ein Zustand<br />
höchster Freude, der nebenbei auch<br />
noch das Immunsystem stärkt.<br />
Warum diesen nicht einfach selber<br />
hervorrufen? Genau das ist das Ziel<br />
von Lachyoga. In kleinen Gruppen<br />
werden gemeinsam mit einer<br />
Lachtrainerin oder einem Lachtrainer<br />
Übungen und Bewegungsabläufe<br />
ausgeführt, die an kindliches Spielen<br />
erinnern. Zum Beispiel bewegt sich<br />
die Gruppe durch den Raum und alle<br />
klatschen lachend in die Hände der<br />
anderen Teilnehmenden. Es gibt eine<br />
Foto: © OpenClipart | pixabay.com<br />
6 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
imaginäre Lachcreme, die aufgetragen wird oder eine Lachbrille, die mit den<br />
Fingern geformt und aufgesetzt wird.<br />
So einfach und verrückt diese Übungen klingen, so positiv ist ihre Wirkung.<br />
Man wird automatisch gelassener. Auch wenn man, wie meine Mama bei<br />
ihrem ersten Lachyoga Training, anfangs etwas zurückhaltend ist, so reißt<br />
einen die lachende Gruppe nach einiger Zeit einfach mit. Die anfängliche<br />
Skepsis verwandelt sich schnell in Neugier und Freude!<br />
„ICH HABE MEIN LACHEN WIEDER ZURÜCK!“<br />
Schon nach einigen Wochen, in denen meine Mama ihrem neu entdeckten<br />
Hobby, dem Lachyoga, regelmäßig nachging, bemerkte ich Veränderungen.<br />
Sie lachte im Alltag viel mehr und nicht nur das: ihr Lachen war lauter, natürlicher<br />
und ansteckender!<br />
„Durch Lachyoga habe ich gelernt, dass das Leben sich leichter anfühlt, wenn<br />
man mehr lacht“, erzählt mir meine Mama, „Es ist eine kurze Ablenkung<br />
Foto: © Jamie Brown | unplash.com<br />
und Pause von den Problemen. Man tankt<br />
neue Kraft. Mit der Zeit merkte ich, dass<br />
ich mein Lachen wieder zurückhabe.“<br />
Durch regelmäßiges Lachyoga in der<br />
Gruppe und später auch alleine, hat sich<br />
die Lebensfreude meiner Mama sichtbar<br />
gesteigert. Die Corona-Pandemie hat<br />
schließlich dazu geführt, dass die Kurse<br />
nicht mehr stattfinden konnten. Doch das<br />
Lachen ist geblieben. Als ich meine Mama<br />
fragte, ob ihr Lachyoga durch die bisherige<br />
Corona-Situation geholfen habe, sagte sie<br />
zu mir: „Mit den regelmäßigen Übungen<br />
befreit man sich von der Panik und kann<br />
die ganze Situation klarer sehen und<br />
alles leichter ertragen. Das Lachen stärkt<br />
auch das Immunsystem. Außerdem, was<br />
ist schöner, als ein lachendes Gesicht zu<br />
sehen?“<br />
Mehr Infos und Quelle: https://www.nina-
information & entwicklung<br />
Ein großer Schritt:<br />
Viele Menschen träumen davon<br />
HEIMAT IST, WO WIR UNSEREN LEBENSFADEN FESTGEMACHT HABEN<br />
Alexandra Würfler<br />
Lehrerin der German<br />
School Campus in Newport<br />
Beach, CA USA<br />
www.germanschoolcampus.com<br />
Wir sind im Juli 2019 mit unseren<br />
beiden Kindern, damals<br />
13 und 10 Jahre, von Österreich<br />
nach Kalifornien in den<br />
USA ausgewandert.<br />
Der Große hatte schon 2 Jahre Englisch<br />
in der Schule (5. und 6. Klasse), was ihm<br />
sehr bei seinem Einstieg in das amerikanische<br />
Schulsystem geholfen hat.<br />
Bei unserem jüngeren Sohn haben wir<br />
über die Volksschule eine extra Englisch<br />
Stunde gebucht, die aber leider nur 1x<br />
wöchentlich stattfand und ihm nicht viel<br />
gebracht hat.<br />
Die Kinder begannen im August mit<br />
der Middle School in der 7. Klasse und<br />
Elementary School 4. Klasse.<br />
Was ich als Mutter beobachten konnte<br />
war, dass das Integrationsprogramm<br />
der Elementary School anders ist als<br />
das Integrationsprogramm der Middle<br />
School. Während der Große sofort in<br />
ein EL (English Learner) Programm kam<br />
wurde in der Elementary School wenig<br />
Wert daraufgelegt.<br />
Die Lehrerin wurde nicht informiert, dass<br />
ein ausländisches Kind in ihrer Klasse<br />
sitzt. Und erst nach 3 Wochen fiel auf,<br />
dass mein Sohn kaum ein Wort Englisch<br />
verstand.<br />
Kein Wunder, wenn in der Klasse 33<br />
Kinder auf 40m2 sitzen.<br />
Die Überforderung der Lehrerin und der<br />
Schüler war kaum zu übersehen, hier<br />
gibt es nur mitkommen oder zurückbleiben.<br />
Wer sich da nicht durchsetzt geht in<br />
der Masse unter.<br />
In Österreich waren wir kleine Klassen<br />
gewohnt und die Aufmerksamkeit der<br />
LehrerInnen war mehr gegeben. Sie<br />
gingen auch mehr auf die Bedürfnisse der<br />
Kinder ein.<br />
Nach 6 Monaten im neuen Schulsystem<br />
hat auch uns COVID-19 überrascht und<br />
wir befanden uns im März 2020 in Quarantäne.<br />
Was in der USA ein Pluspunkt war oder<br />
ist, es wurde sofort auf Google Classroom/<br />
Distanz Lernen umgestellt. Alle<br />
SchülerInnen haben sofort einen Laptop/<br />
Chromebook zur Verfügung gestellt bekommen,<br />
denn diese wurden im Schnellverfahren<br />
bestellt.<br />
Allen Kindern wurden die Aufgaben und<br />
Lernprogramme zur Verfügung gestellt<br />
und von einem Tag auf den anderen lief<br />
alles nur mehr online. Für die Lehrkräfte<br />
gab es eine Blitzeinschulung in Sachen<br />
Online-Unterricht. Vorerst war das Problem<br />
gelöst.<br />
12 Monate später immer noch im Distanz<br />
Learning oder teilweise im Teilzeitunterricht,<br />
sind die Kinder, Eltern und Lehrer<br />
müde geworden. Man spürt mittlerweile,<br />
wie die SchülerInnen die Schule und die<br />
Zusammenkunft vermissen.<br />
Aufstehen vom Bett zum Schreibtisch/<br />
6 Stunden Online- Unterricht/ Hausaufgaben/<br />
lernen...die Lust und die Freude<br />
ist allen vergangen. Soziale Kontakte<br />
sind auf das Mindeste reduziert und das<br />
wirkt sich natürlich auf das Gemüt aller<br />
Beteiligten aus.<br />
Fotos © germanschoolcampus<br />
8 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
Um die deutsche Sprache und Kultur<br />
aufrecht zu erhalten, sind die Kinder nun<br />
in der German School Campus, New Port<br />
Beach. Hier sind sie von deutschsprachigen<br />
Kindern und Lehrern umgeben<br />
was ihnen das Gefühl von Vertrautheit<br />
und ein bisschen Heimatgefühl gibt.<br />
2019 haben wir noch Fasching, das<br />
Oktoberfest, St. Martin sowie Weihnachten<br />
in der Schule feiern können.<br />
Im Jahr 2020 wurde nur noch mit einer<br />
kleinen Schülergruppe St. Martin im<br />
Freien gefeiert. Alle anderen Veranstaltungen<br />
wurden abgesagt.<br />
Wir müssen alle noch bis Juni durchhalten.<br />
Es ist traurig zu sehen, wie das Engagement<br />
und der Elan der SchülerInnen<br />
nachlassen.<br />
Wir, die LehrerInnen, sind bis dahin mehr<br />
denn je gefordert, den Sprachunterricht<br />
so zu gestalten, dass die Aufmerksamkeit<br />
der Schüler nicht noch mehr nachlässt.<br />
Wir geben ihnen jegliche Unterstützung,<br />
damit sie ihre Prüfungen zum<br />
„Deutschen Sprachdiplom“ schaffen.<br />
Wir alle hoffen sehr, dass <strong>2021</strong>/2022 der<br />
Unterricht in den Klassenräumen wieder<br />
stattfinden kann und die Kinder den<br />
sozialen Kontakt mit ihren Klassenkameraden<br />
wieder pflegen können. Und dass<br />
handlungsorientierter Unterricht wieder<br />
im Vordergrund steht.<br />
9 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gesellschaft<br />
Der Kommunikator - Teil 4:<br />
Kommunikation im Business<br />
DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN<br />
Mag. Markus Neumeyer<br />
Kreativ- und Kommunikationsagentur<br />
Two Dudes<br />
www.2dudes.online<br />
10 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong><br />
Es gibt zwei große Bereiche in denen<br />
wir kommunizieren bzw. kommunizieren<br />
müssen: den privaten<br />
und den geschäftlichen Bereich.<br />
Die Unterschiede sind teils beträchtlich.<br />
Privat stehen uns im Grunde alle Möglichkeiten<br />
offen. Wir können offenherzig<br />
und freundlich sein, wir können<br />
allerdings auch unumgänglich oder gar<br />
aggressiv agieren, und wir haben die<br />
Möglichkeit, jede Kommunikation abrupt<br />
zu beenden – selbst innerhalb der Familie<br />
oder zu Freunden. Im Businessumfeld<br />
sieht das Ganze schon anders aus. Hier<br />
sind die Grenzen des Erlaubten wesentlich<br />
enger gesteckt. Einfach gesagt: In<br />
der Arbeit sollte man sich zusammenreißen!<br />
Das gilt nicht nur für jeden Arbeitnehmer<br />
und jede Arbeitnehmerin, das<br />
gilt speziell auch für Unternehmen als<br />
solche.<br />
HIER BRAUCHT ES PROFIS<br />
„Gelungene Unternehmenskommunikation<br />
ist keine Wissenschaft.“ Mit<br />
diesem Satz wollte ich diesen Absatz<br />
eigentlich beginnen. Das Problem dabei<br />
ist: Er stimmt nicht. Es gibt unzählige<br />
wissenschaftliche Abhandlungen und<br />
Fachbücher, die sich ausschließlich mit<br />
diesem Thema beschäftigen. Es gibt<br />
ganze Ausbildungszweige, die Menschen<br />
für die Arbeit in den Kommunikationsabteilungen<br />
jahrelang vorbereiten.<br />
Unternehmenskommunikation wird zwar<br />
praktisch angewandt, das Fundament ist<br />
allerdings sehr wohl äußert theoretisch.<br />
Gut aufgestellte Firmen und Konzerne<br />
wissen das, und pulvern viel Geld in<br />
ihre Marketing- und PR-Abteilungen. Zu<br />
Recht!<br />
FEHLER KÖNNEN TEUER WERDEN<br />
Wer meint, nur kleine Firmen machen<br />
gröbere Kommunikationsfehler, der<br />
irrt. Tatsächlich treten große Unternehmen<br />
ziemlich häufig ins Fettnäpfchen.<br />
Oftmals sogar in mehrere Näpfchen<br />
hintereinander. Die Auswirkungen<br />
können katastrophal sein, besonders in<br />
Zeiten des WEB 2.0. In den letzten 20<br />
Jahren ist mit dem Internet ein globales<br />
Medium gewachsen, das den klassischen<br />
Massenmedien einen wichtigen Schritt<br />
voraus ist: Im World Wide Web können<br />
wir zeitnah und sogar anonym unsere<br />
Meinung sagen und alle anderen lesen<br />
mit! Das mag für Viele ein Segen sein,<br />
für einige Firmen ist es aber bereits zum<br />
Fluch geworden. Durch falsche Kommunikationsmaßnahmen<br />
wurden schon enorme<br />
Geldsummen in den Sand gesetzt.<br />
Aber das muss nicht sein.<br />
STICHWORT: SHITSTORM<br />
Die Aufmerksamkeit ist in unserer modernen<br />
Welt, nach den Daten, zum wohl<br />
wertvollsten Gut geworden. Wir buhlen<br />
darum, privat wie auch geschäftlich.<br />
Aufmerksamkeit ist Gold wert. In den<br />
sozialen Netzwerken freuen wir uns über<br />
jede Interaktion. Jeder Kommentar, jedes<br />
Like, bestätigt unsere eigenen Ansichten.<br />
Wir befinden uns in einer Feedbackschleife.<br />
Kommt allerdings Kritik auf,<br />
kann sich das vom lauen Lüftchen,<br />
schnell zu einem Orkan wandeln, der<br />
unsere Grundpfeiler ins Wanken bringt.<br />
Der Begriff „Shitstorm“ ist uns allen<br />
inzwischen wahrscheinlich bekannt. Die<br />
Gründe für ein derartiges „Unwetter“<br />
sind mannigfaltig.
WAS EMPÖRUNG AUSLÖST<br />
Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen<br />
der letzten Jahrzehnte haben<br />
Vor- und Nachteile mitgebracht. Es ist<br />
wahr: In der Kommunikation nehmen<br />
wir mehr Rücksicht auf bestimmte Gruppen<br />
(auch wenn das realpolitisch oft anders<br />
aussieht). Wir gendern, passen auf,<br />
welche Begriffe wir verwenden, und was<br />
auf unseren Bildern zu sehen ist. Das ist<br />
einerseits gut, macht unsere Kommunikation<br />
aber andererseits wesentlich<br />
schwieriger. Unsere Gesellschaft wird<br />
sensibler, manche meinen sogar hypersensibel.<br />
Oft reicht ein falsches Wort<br />
oder ein missverstandenes Foto in einem<br />
Unternehmens-Posting aus, und schon<br />
löst ein negativer Kommentar darunter<br />
eine ganze Lawine an empörter und<br />
hochemotionaler Kritik aus. In so einem<br />
Fall muss umgehend gehandelt werden. Kommunikationsprofis<br />
wissen was zu tun ist, um die Sache nicht noch schlimmer<br />
werden zu lassen.<br />
WAS IM NOTFALL ZU TUN IST<br />
Echte Experten wissen, wie man durch die Wellen manövriert,<br />
wie man im Sturm nicht umgeblasen wird. Gute Kommunikationsabteilungen<br />
sind auf solche Situationen vorbereitet.<br />
Es wurden bereits Abläufe verinnerlicht, die vorgeben,<br />
was in welchem Fall zu tun ist. Es liegen bereits fertig programmierte<br />
Unterseiten im Hintergrund der Unternehmenswebsite,<br />
die im Falle eines kommunikativen Desasters schnell<br />
veröffentlicht werden können. Es gibt vorgefertigte Texte und<br />
Erklärungen, und neben den professionellen Kommunikatoren<br />
wie PressesprecherInnen und PR-MitarbeiterInnen, sind<br />
auch die GeschäftsführerInnen und CEOs eingeschult worden.<br />
Oft kann man der Empörung aber auch einfach mit einer<br />
großen Portion Ehrlichkeit und Selbstironie den Wind aus<br />
den Flügeln nehmen. Aber selbst das, sollte man den Profis<br />
überlassen, denn die feine Klinge muss gelernt sein.<br />
Foto © Gerd Altmann | pixabay.com<br />
11 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & entwicklung<br />
Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl:<br />
Kinder stark machen<br />
DAS LEBEN DER ELTERN IST DAS BUCH, IN DEM DIE KINDER LESEN<br />
(Augustinus Aurelius)<br />
Elisabeth Rechberger<br />
Unternehmensberaterin<br />
für pädag. Bildungseinrichtungen<br />
Business- und Personalcoach<br />
Elternbildnerin<br />
Elementarpädagogin<br />
www.zusammenwachsen.or.at<br />
Kinder stark zu machen bedeutet<br />
sie nicht nur körperlich stark zu<br />
machen, sondern ihr Selbstwertgefühl<br />
und ihr Selbstvertrauen<br />
zu stärken. Damit sie sich dadurch gut<br />
selbst steuern können und widerstandsfähiger<br />
werden.<br />
Wir wünschen uns, dass unsere Kinder<br />
dem Leben mit Mut begegnen, mit<br />
Misserfolgen, Rückschlägen und Schwierigkeiten<br />
umzugehen wissen. Dass sie<br />
sich unter anderem in ihrer Umgebung<br />
gut aufgehoben und geborgen fühlen,<br />
schöne Beziehungen zu und mit anderen<br />
Menschen gestalten, Freunde finden,<br />
mit den eigenen Gefühlen und Grenzen<br />
umgehen können, Konflikte zu lösen<br />
wissen.<br />
Das sind sehr viele Anforderungen an<br />
unsere Kinder und auch an uns Erwachsene.<br />
Wir Erwachsene sind dabei die<br />
Vorbilder für unsere Kinder. Und manchmal<br />
ist es gar nicht so einfach dieses<br />
gewünschte Vorbild zu leben. In unserer<br />
durch Wertepluralismus geprägten<br />
Welt sind wir mit einer schwankenden<br />
Wertung durch uns selbst und andere<br />
konfrontiert. Es entsteht in vielen Fällen<br />
das Gefühl sich selbst ständig damit abgleichen<br />
zu müssen und nicht gut genug<br />
zu sein. Es ist wichtig in die eigenen Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten zu vertrauen,<br />
noch wichtiger ist es ein Kind in seinem<br />
Selbstgefühl und Selbstwert zu stärken.<br />
Hier an dieser Stelle möchte ich nun den<br />
Unterschied zwischen Selbstvertrauen<br />
und Selbstwertgefühl beschreiben.<br />
Unter Selbstvertrauen versteht man die<br />
Einschätzung der eigenen Kompetenzen.<br />
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />
und Kräfte. Es geht um das eigene<br />
Tun, um das was wir können und die<br />
eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen.<br />
Es werden kleinere und größere Erfolge<br />
erzielt und das ist grundsätzlich auch<br />
sehr gut. Aber es lauern auch Gefahren,<br />
die das Selbstvertrauen mindern<br />
können. Durch die erreichten Erfolge<br />
werden unsere Ansprüche oft höher (an<br />
unsere Kinder, aber auch an uns selbst)<br />
und wir laufen Gefahr, dass nur noch<br />
hervorragende Leistungen gut genug<br />
sind. Das hat zufolge, dass die Kinder<br />
und auch Erwachsene trotz positiver<br />
Rückmeldungen, guter Noten – Bewertungen<br />
nicht mehr das Gefühl haben<br />
sich auf diese Fähigkeit verlassen zu<br />
können.<br />
Im Gegensatz dazu steht beim Selbstwertgefühl<br />
die Akzeptanz der eigenen<br />
Persönlichkeit im Vordergrund. Man<br />
versteht darunter auch seinen eigenen<br />
Wert zu kennen. Sich mit allen positiven<br />
und negativen Facetten seines Wesens<br />
anzunehmen, ohne sich deswegen<br />
selbst zu bewundern oder es von anderen<br />
zu erwarten. Das Selbstwertgefühl<br />
eines Kindes wird durch Erfahrungen<br />
im Austausch mit anderen Menschen<br />
geprägt.<br />
Um diesen positiven Selbstwert aufzubauen<br />
braucht das Kind Erwachsene,<br />
die ihm zuhören und ihm Zeit geben.<br />
Freunde, die es gernhaben und so akzeptieren,<br />
wie es ist. Menschen, die sich<br />
für das Kind interessieren und es ernst<br />
nehmen. Ein Kind, das ein ausgeprägtes<br />
12 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
Selbstwertgefühl hat, fühlt sich wohl in „seiner<br />
Haut“, fühlt sich ernst- und angenommen, und zwar,<br />
unabhängig von seinen Leistungen und Fähigkeiten.<br />
Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind die Basis<br />
für ein erfolgreiches und gesundes Leben mit einem<br />
starken Selbstbewusstsein.<br />
Ein Kind mit einem hohen Selbstvertrauen und<br />
Selbstwertgefühl kann von sich sagen:<br />
• Ich bin als Mensch liebenswert und erfahre<br />
bedingungslose Liebe.<br />
• Ich kann Probleme lösen und Schwierigkeiten<br />
überwinden.<br />
• Ich habe Menschen, die mir helfen, wenn ich<br />
Hilfe brauche, und mich gleichzeitig darin<br />
bestärken, selbstbestimmt zu handeln.<br />
Foto © AnnaliseArt | pixabay.com<br />
13 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gedanken<br />
Geistesfreiheit:<br />
Weichgekochtes Schweigen & Würde<br />
MAN BRAUCHT ZWEI JAHRE, UM SPRECHEN ZU <strong>LERNEN</strong>, UND FÜNFZIG, UM<br />
SCHWEIGEN ZU <strong>LERNEN</strong>. (Ernest Hemingway)<br />
Dr. Manfred Greisinger<br />
Autor, Trainer<br />
Buch-Projekt-Begleiter<br />
Vortragender<br />
Selfness-Coach<br />
ICH-Marke-Pionier<br />
26 Bücher bisher,<br />
aktuell:<br />
„Wolfs-Würde“<br />
www.stoareich.at<br />
Foto: © Gernot Blieberger<br />
Schweigen lernen … In der Aufregungs-<br />
und Empörungsgesellschaft.<br />
Ist das machbar?<br />
Corona war/ist ein Entwicklungs-Beschleuniger.<br />
Wir haben innerhalb eines<br />
Jahres schweigen gelernt … Vor einem<br />
Jahr, als dieser Pandemie-Wahnsinn<br />
begonnen hat, waren da noch Aufbegehren,<br />
Protest, Engagement … Und<br />
jetzt? – Der Lockdown wird um weitere<br />
Wochen verlängert … Die Kultur bleibt<br />
zu … Aha, sagt man zum Irrsinn, vielleicht<br />
mit einem letzten, verzweifelten<br />
„Nein, bitte nicht!“ und igelt sich weiter<br />
ein. Noch weiter.<br />
„Ich will nicht sprachlos sein, aber ich<br />
weiß auch nicht mehr, was ich sagen<br />
soll“, kommentiert die junge Sängerin<br />
Mira Lu Kovacs. Diese ihre Worte<br />
berühren mich sehr. Weil ich feststellen<br />
muss, dass auch meine Worte – immer<br />
weiter entfernt von Sinn und Perspektive<br />
- versiegen …<br />
WO BLEIBT DIE WÜRDE?!<br />
Ich brauche ein „Krafttier“ für diese<br />
zermürbende Situation. Und finde es<br />
in meiner Nähe. - Das bislang einzige<br />
wilde, freie Wolfsrudel Österreichs lebt<br />
im Umfeld von Allentsteig, am Truppenübungsplatz,<br />
im Herzen des Waldviertels.<br />
100 Jahre nach der vermeintlichen<br />
Ausrottung des Wolfes ist er zurück. Die<br />
12 Allentsteiger Wölfe wirken in meine<br />
Seele. Oder hat sich meine Seele ihre Gesellschaft<br />
gesucht? Jedenfalls macht sich<br />
der 13. Wolf in mir bemerkbar.<br />
Ich habe ihm mein neues Buch gewidmet:<br />
„Wolfs-Würde“; vielleicht hat´s<br />
der Wolf mir sogar diktiert … Der<br />
würdevolle König der Wildnis erinnert in<br />
diesen herausfordernden Krisen-Zeiten<br />
uns alle an die eigene Wildheit, Wachheit,<br />
Verantwortung und Autonomie, an<br />
unseren Königsstatus, unsere Würde.<br />
– Denn: Was lassen wir uns noch alles<br />
widerspruchslos gefallen, wie weit kann<br />
unsere Freiheit beschnitten werden –<br />
ehe wir uns wehren?!<br />
Der Wolf hat Würde – und jene brauchen<br />
wir nun als dringende Charakter-<br />
Impfung gegen das Virus der Angst.<br />
Ich will anregen, die selbstbestimmten,<br />
wild-wach-verwegenen Aspekte des<br />
Wolfswesens mutig und würdevoll zu<br />
leben! Ich lasse meinen Frei-Geist von<br />
Wölfen bewachen. Nur die zarte Poesie<br />
der Liebe darf passieren …<br />
Foto: © ArtTower | pixabay.com<br />
14 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
Sie wissen selbst am besten, womit<br />
Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!<br />
Ausbildung für Jung und Alt<br />
• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.<br />
• Sie lernen in Ihrer eigenen Geschwindigkeit<br />
• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten<br />
FERNLEHRGANG mit interaktiven Elementen<br />
IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />
www.improve.or.at<br />
Fotos © faculty, student, girl | pixabay.com
information & bildung<br />
In Prizren/Kosovo:<br />
Die Anfänge des Tranzit Centre<br />
ORT DES <strong>LERNEN</strong>S, DER BEGEGNUNG, DER ZUFLUCHT<br />
Mag. a Katharina Wagner<br />
PR & Kommunikationsverantwortliche<br />
CONCORDIA Sozialprojekte<br />
www.concordia.or.at<br />
Die 2008 ausgerufene Republik<br />
Kosovo ist neben der Republik<br />
Moldau das ärmste Land Europas.<br />
Nach Angaben des UNICEF-<br />
Büros in Prishtina lebt jedes fünfte Kind<br />
im Kosovo in Armut. Mehr als 60 % der<br />
Kinder der Roma und Ashkali leben in<br />
absoluter Armut, über 30 % in extremer<br />
Armut. Der Kosovo ist sowohl historisch<br />
als auch demographisch ein sehr junger<br />
Staat. Das Durchschnittsalter der 1,9<br />
Millionen KosovarInnen beträgt 30,5<br />
Jahre. Die Arbeitslosigkeit unter jungen<br />
Menschen ist sehr hoch.<br />
DIE ARMUTSFALLE<br />
Eine Autostunde von der Hauptstadt<br />
Prishtina nahe der albanischen Grenze<br />
liegt die kosovarische Kleinstadt Prizren.<br />
In der verarmten Nachbarschaft Tranzit,<br />
in dem vorwiegend Roma-Familien der<br />
Bevölkerungsgruppe der Ashkali leben,<br />
mangelt es oft an den einfachsten<br />
Dingen. Viele haben kein fließendes oder<br />
kein warmes Wasser, keine medizinische<br />
Versorgung. Zehnköpfige Familien<br />
schlafen zum Teil auf engstem Raum<br />
zusammen. Wird jemand krank, gibt es<br />
keine Versorgung. Mit den 250 Euro im<br />
Monat, die den meisten Familien maximal<br />
zur Verfügung stehen, ist nicht mal<br />
die Deckung der Nahrungsmittel gesichert.<br />
Kinder gehen oft nicht zur Schule,<br />
oder brechen die Schule früh ab, um<br />
mit Gelegenheitsjobs ihren Beitrag zum<br />
Familieneinkommen zu leisten.<br />
Angrenzend an diese Nachbarschaft befindet<br />
sich das Loyola-Gymnasium. 2016 begannen<br />
unter der Leitung der beiden Jesuiten Moritz<br />
Kuhlmann SJ und Axel Bödefeld SJ SchülerInnen<br />
des Gymnasiums mit den Familien im Viertel<br />
Kontakte zu knüpfen und ein Freizeit-Programm<br />
für die Kinder in der Nachbarschaft anzubieten.<br />
Die Brücke, die damit geschlagen wurde, war<br />
der Startschuss einer Begegnung auf Augenhöhe,<br />
eine Bereicherung sowohl für die SchülerInnen<br />
des Loyola-Gymnasiums als auch für<br />
die Familien in Tranzit. Aus den Kindern, die<br />
damals von den ersten Aktivitäten profitierten,<br />
sind mittlerweile Erwachsene geworden, die<br />
selbst das Programm aktiv mitgestalten. Einer<br />
davon ist Laminat (18 Jahre). Er hilft mit,<br />
gleichzeitig unterstützt man ihn dabei, seinen<br />
eigenen Schulabschluss, den er nicht abschließen<br />
konnte, nachzuholen: “Ich möchte, dass die<br />
Kinder hier nicht die Schule abbrechen, so wie<br />
ich es in der siebten Klasse getan habe. Mein<br />
Wunsch ist, dass die Kinder von Tranzit eine<br />
bessere Zukunft haben.“<br />
Die jungen MitarbeiterInnen aus der Community<br />
selbst machen das Projekt aus. Über ein<br />
Scholarship erhalten sie die Möglichkeit, eine<br />
Ausbildung nachzuholen, während sie weiterhin<br />
im Tranzit eingebunden sind.<br />
MEHR ALS NACH<strong>MIT</strong>TAGSBETREUUNG<br />
Aus den Freizeitaktivitäten, die anfangs ausschließlich<br />
im Freien stattfinden mussten, wurde<br />
ein Bildungszentrum mit geregelten Öffnungszeiten,<br />
Lernbetreuung und einer Musikschule<br />
mit eigenem Kinderorchester. Egzolla Dullaj ist<br />
eine der Musiklehrerinnen im Tranzit: „Es ist<br />
Fotos: © Samir Karahoda<br />
16 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
schön, die Veränderung jedes einzelnen Schülers zu bemerken.<br />
Man sieht, wie sie durch die Musik selbstbewusster, sozialer,<br />
zufriedener geworden sind und neues Wissen erlangen. Viele<br />
haben durch Tranzit wieder angefangen, zur Schule zu gehen,<br />
die sie davor unterbrochen hatten.“<br />
Das Zentrum ist für viele Kinder sozialer Anknüpfungspunkt<br />
geworden. Ein Ort der Begegnung und des interkulturellen<br />
Austauschs. Morgens finden interreligiöse Zusammenkünfte<br />
statt, Toleranz und Offenheit wird hier gelebt. An die 60 Kinder<br />
tummeln sich dort täglich; um zu lernen, zu spielen, zu musizieren;<br />
um eine warme Mahlzeit zu bekommen. Dabei darf nicht<br />
vergessen werden, dass die Kinder die im Tranzit andocken aus<br />
extrem armen Verhältnissen kommen. Das Tranzit macht für<br />
sie einen großen Unterschied, und bringt Chancen, die diesen<br />
Kindern sonst verwehrt bleiben.<br />
EINE TRANSFORMATION FÜR DIE <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Die Vision für „das Modell CONCORDIA Tranzit“ ist von einer<br />
Hilfe mit reinem Bildungscharakter zur Hilfe auf der gesamten<br />
sozialen Ebene, die Kinder und auch ihre Familien miteinbezieht<br />
und die sich den vorhandenen Problematiken, wie frühen Ehen,<br />
häusliche Gewalt und vorzeitigen Schulabbrüchen annimmt. Ein<br />
mobiles Team an SozialarbeiterInnen soll bei diesen Aufgaben<br />
Unterstützung liefern und dafür sorgen, dass ein besserer Bund<br />
zwischen Eltern und Kinder entsteht. Geplant sind auch Gesundheitstrainings<br />
und -bildung für die Eltern, um das Bewusstsein<br />
für Krankheiten, für gesunde Ernährung und für den Stellenwert<br />
von Bildung zu schaffen.<br />
An alle CONCORDIA-Standards, wie zum Beispiel im Bereich<br />
des Kinderschutzes, soll das Tranzit-Projekt nun schrittweise<br />
herangeführt werden. Mit dem Loyola-Gymnasium gibt es einen<br />
Kooperationsvertrag. Auch in Zukunft soll es lokale und internationale<br />
VolontärInnen geben, die seit der Gründungsphase einen<br />
wichtigen Beitrag zum Gelingen dieses Projekts leisten.<br />
Ermöglicht wurde das Projekt durch die Jesuiten und dem Osteuropa-Hilfswerk<br />
Renovabis, die das Projekt unter der Leitung von<br />
CONCORDIA Sozialprojekte auch weiterhin unterstützen werden.<br />
CONCORDIA hat mit Anfang des Jahres das Herzensprojekt des<br />
Loyola-Gymnasiums übernommen und wird es im besten Sinne<br />
weiterführen- und entwickeln. Seit 30 Jahren setzt sich die<br />
Organisation für ausgegrenzte Kinder, Jugendliche und Familien<br />
in Rumänien, Bulgarien, der Republik Moldau und Österreich<br />
ein. Mit der Projektübernahme des Bildungszentrums Tranzit ab<br />
sofort auch im Kosovo.<br />
17 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gesellschaft<br />
Das Für und Wider:<br />
Warum denn überhaupt impfen?!<br />
DIE DISKUSSION ÜBER EINE COVID19-IMPFUNG GEHT ZUNEHMEND AN<br />
DEN WESENTLICHEN PUNKTEN VORBEI<br />
Thomas Kolbe<br />
Fachwissenschaftler<br />
für Versuchstierkunde,<br />
Ao. Prof. für die<br />
Service-Plattform<br />
Biomodels Austria<br />
Veterinärmedizinische<br />
Universität Wien<br />
mehr infos<br />
https://infektiologie.co.at/e_<br />
learnings/impfungen-gegencovid-19<br />
https://www.weforum.org/<br />
agenda/2020/06/vaccinedevelopment-barriers-coronavirus/<br />
https://www.nytimes.com/interactive/2020/04/30/opinion/<br />
coronavirus-covid-vaccine.<br />
html<br />
Ich bin kein Mediziner oder gar Immunologe.<br />
Ich arbeite im Bereich der<br />
Biomedizin und immunisiere regelmäßig<br />
Labortiere, um Antikörper für<br />
Forschungsprojekte zu gewinnen. Somit<br />
kenne ich mich schon mit Antigenen, Adjuvantien,<br />
Serokonversion und Antikörpertiter<br />
bei Menschen und Tieren aus.<br />
Aktuell wird heftig angesichts der<br />
anlaufenden Covid19-Impfung über eine<br />
Impfpflicht diskutiert. In der Generation<br />
unserer Eltern war das bei der Pockenimpfung<br />
überhaupt keine Diskussion:<br />
Wer sich mit Pocken infizierte, erkrankte<br />
auch daran und jeder Dritte starb. Nur<br />
durch die weltweite Impfpflicht konnten<br />
die Pocken ausgerottet werden.<br />
Angesichts der Covid19-Pandemie stellt<br />
sich die Frage aufs Neue: Dürfen einige<br />
Uneinsichtige ihre Wahlfreiheit ausnutzen,<br />
um weiterhin viele ihrer Mitbürger<br />
zu gefährden? Sicher, Covid19 ist zum<br />
Glück nicht so tödlich wie die Pocken.<br />
Und jede Impfung beinhaltet das Risiko<br />
von Impfschäden. Diesem Risiko muss<br />
man das Risiko, sich die Krankheit<br />
zuzuziehen, daran zu erkranken und<br />
mehr oder schwere dauerhafte Schäden<br />
zurückzubehalten gegenüberstellen.<br />
Bisher war es bei jeder Impfung so, dass<br />
das Risiko von Impfschäden um das<br />
Hundertfache oder mehr niedriger lag als<br />
das Risiko, zu erkranken und dauerhafte<br />
Schäden zu behalten. Das ist bei Masern<br />
so, bei Röteln, Diphtherie und vielen<br />
anderen impfbaren Infektionskrankheiten.<br />
Wenn man für eine Reise in exotische Länder<br />
Impfungen wie z.B. gegen Gelbfieber<br />
benötigt, wird gar nicht darüber diskutiert<br />
oder gar umgebucht.<br />
In so manchem Beruf sind bestimmte<br />
Impfungen Pflicht, weil die Personengruppe<br />
einem erhöhten Infektionsrisiko<br />
ausgesetzt ist und der Arbeitgeber infolge<br />
seiner Schutzverpflichtung dieses Personal<br />
sonst nicht wie vorgesehen einsetzen<br />
könnte (z.B. bei medizinischem Personal,<br />
aber auch Kläranlagenarbeitern Hepatitis<br />
A und B, bei Waldarbeitern FSME, bei<br />
Landschaftsgärtnern Tetanus).<br />
Eine Covid19-Erkrankung schüttelt man<br />
nicht so einfach ab wie eine Grippe:<br />
Viele junge Menschen, die erkrankt<br />
sind, berichten noch Monate später über<br />
dauerhafte Ermüdung und Kurzatmigkeit.<br />
Ausdauersport adé. Deswegen nehmen<br />
die norwegischen Skilangläufer heuer<br />
auch an keinem einzigen Wettbewerb teil:<br />
Eine Infektion wäre das Ende ihrer sportlichen<br />
Karriere. Bei einer Impfung wie z.B.<br />
gegen Papillomaviren, durch die Frauen<br />
die Gefahr von oft tödlich verlaufendem<br />
Zervikal-Krebs abwehren können, handelt<br />
es sich nur um eine persönliche Schutz-<br />
18 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
maßnahme, da diese Infektion nur ein<br />
Geschlecht betrifft und die Viren nicht<br />
weit verbreitet sind.<br />
Bei Covid19 handelt es sich nicht um<br />
eine persönliche Entscheidung, da durch<br />
die hohe Ansteckungsrate und notwendigen<br />
Gegenmaßnahmen Bildungssystem,<br />
Kultursektor und Wirtschaft mit<br />
entsprechenden Kollateralschäden stark<br />
beeinträchtigt werden.<br />
Bei den bereits in Großbritannien<br />
laufenden Covid19-Impfungen gab es<br />
bereits bei zwei Menschen Komplikationen.<br />
Die beiden trugen als bekannte<br />
Allergiker implantierte Notfallpumpen<br />
mit Adrenalin im Körper. Dass es bei solchen<br />
Personen zu Problemen kommt war<br />
absehbar. Als Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums<br />
wurden sie Opfer einer<br />
PR-Kampagne und mangelnder ärztlicher<br />
Sorgfaltspflicht. Zum Glück haben es beide am<br />
Ende gut überstanden. Da Personen mit solchen<br />
Geräten im Körper sehr selten sind, kann<br />
man nicht von einer generellen Gefahr für alle<br />
anderen Impfwilligen sprechen. Das ärztliche<br />
Vorgespräch muss solche Fälle unbedingt herausfiltern.<br />
Und wenn in Zukunft große Zahlen<br />
von alten Mitmenschen geimpft werden, dann<br />
werden auch einige direkt nach der Impfung<br />
sterben. Aber nicht an der Impfung. Sie wären<br />
sowieso gestorben. Das ist bei einer großen<br />
Zahl alter Menschen reine Statistik.<br />
Also sollten wir alle uns dieses Jahr nicht nur<br />
im Interesse der eigenen Gesundheit impfen<br />
lassen, sondern auch in unserer Verantwortung<br />
für das soziale Leben und Ausbildung<br />
unserer Jugend, für die vielen Arbeitsplätze in<br />
Tourismus, Gastronomie und Kultur und das<br />
Leben aller älteren Mitmenschen.<br />
Foto: © Gerhard G. und Alexandra Koch | pixabay.com<br />
19 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gesellschaft<br />
Wenn der Kontakt zur Welt verloren geht:<br />
Einsamkeit<br />
DIE AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE AUF DIE PSYCHE JUNGER MENSCHEN<br />
Dominika Letko<br />
Studentin<br />
<strong>MÄRZ</strong> 2020<br />
Zum ersten Mal erleben wir,<br />
wie es sich anfühlt, den sozialen<br />
Aspekt unseres Lebens<br />
weitgehend zu verlieren. Auf einmal<br />
dürfen wir Freunden, Familie und andere<br />
Personen unseres täglichen Lebens nicht<br />
mehr nahekommen. Wir halten aber<br />
durch. In der Hoffnung, dass es spätestens<br />
in ein paar Monaten wieder vorbei<br />
ist.<br />
<strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong><br />
Ein Jahr ist vergangen. Mehrere landesweite<br />
Lockdowns kamen und gingen.<br />
Der Mut durchzuhalten ist vielerorts<br />
schon brüchig geworden. Der Preis, die<br />
Menschen vor diesem Virus zu beschützen,<br />
ist immens. Unser soziales Leben<br />
hat sich vollständig verändert. Zwar<br />
leisten Videochat-Programme Abhilfe,<br />
doch es ist nicht dasselbe. Die körperliche<br />
Nähe fehlt zusehends, doch genau<br />
diese kann gefährlich werden. Wenn<br />
sie am Anfang des ersten Lockdowns<br />
noch nicht groß wahrzunehmen war, ist<br />
sie mittlerweile bei vielen schmerzlich<br />
spürbar: die Einsamkeit. Die Menschen<br />
sind erschöpft und vor allem junge Leute<br />
sind mehr denn je von Krankheitsbildern<br />
wie Depressionen und Angststörungen<br />
betroffen, die die Isolation hervorbringt.<br />
DAS DILEMMA <strong>MIT</strong> DEN SOZIALEN<br />
MEDIEN<br />
Was bleibt, ist unter anderem die Zuflucht<br />
in die Welt der sozialen Medien.<br />
Auch wenn soziale Medien in erster Linie<br />
dazu dienen, Menschen miteinander zu<br />
verknüpfen, ist der Umgang mit diesen<br />
ein anderer. Ein ewiges Scrollen<br />
durch die Startseite, automatisiertes<br />
Ansehen von Storys sowie blindes<br />
Liken von Bildern. Die Folge ist ein<br />
sich ständiges Vergleichen mit den<br />
Leben anderer, die, so wie sie auf den<br />
Medien dargestellt sind, sowieso zu<br />
hinterfragen sind. Es ist einfach, die<br />
schönsten Momente seines Lebens<br />
mit seinen Followern zu teilen und<br />
sich dafür gekonnt in Szene zu setzen.<br />
Eher weniger möchte man es hier<br />
jedoch die anderen wissen lassen,<br />
wenn es einem nicht so gut geht.<br />
Noch schlimmer kommt es, wenn<br />
man sich stattdessen zurückzieht und<br />
der Einsamkeit verfällt.<br />
DIE EINSAMKEIT JUNGER MEN-<br />
SCHEN<br />
Dabei ist es in der Isolation zusehends<br />
schwierig, sich persönlich zu<br />
entfalten, vor allem als junge Menschen,<br />
die sich noch vielerorts uneins<br />
darüber sind, was sie überhaupt vom<br />
Leben möchten. Dies weckt eine<br />
andere Art der Einsamkeit. Sie rührt<br />
nicht daher, dass wir den direkten<br />
Kontakt zu unseren Mitmenschen<br />
verloren haben, sondern daher, dass<br />
wir ihn zur Welt verloren haben.<br />
Das Schul- und Studentenleben, Ausstellungen,<br />
Bälle, Konzerte, Partys,<br />
Reisen, Urlaube, Familienfeste – das<br />
sind Begebenheiten und Veranstaltungen,<br />
die junge Leben prägen. Es<br />
sind Orte von Menschenmengen, die<br />
20 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
allesamt eine größere Erfahrung darstellen.<br />
Sie sind alle Teil des Erwachsenwerdens<br />
und der persönlichen Entwicklung,<br />
doch ohne sie bleibt das Gefühl, dass<br />
etwas fehlt. Und es fehlt so sehr, dass<br />
man einsam wird.<br />
DIE EIGENEN GRENZEN<br />
Ich würde mich selbst als einen introvertierten<br />
Menschen bezeichnen, der eine<br />
gute Zeit lang allein mit sich sein kann,<br />
ohne, dass es stört. Ich blühe dann im<br />
Alleinsein auf, kann besser arbeiten und<br />
kreativer sein und mir wird nie langweilig.<br />
Trotzdem bin ich im ersten Lockdown<br />
an meine Grenzen gestoßen, als ich über<br />
fünf Wochen allein in Isolation verbracht<br />
habe. Allein sein fühlt sich doch besser<br />
an, wenn man sich selbst aussuchen<br />
kann, wann und wie lang man allein ist.<br />
Die Bedeutung von Alleinsein und<br />
Einsamkeit hat sich seit Ausbruch der<br />
Pandemie definitiv geändert. Am stärksten<br />
wird einem bewusst, dass kleine<br />
Dinge, wie das regelmäßige Miteinander<br />
mit seinen Mitmenschen, nicht selbstverständlich<br />
sind. Es wird deutlich, wie<br />
sehr wir eigentlich menschliche Nähe<br />
brauchen, egal ob wir introvertiert oder<br />
extrovertiert sind. Dennoch ist es wichtig,<br />
sich Hilfe zu suchen, wenn einem der<br />
eigene mentale Zustand so zusetzt, dass<br />
man es nicht mehr aushält. Fakt ist, dass<br />
nicht nur das Virus bekämpft werden<br />
muss, sondern auch die psychischen<br />
Auswirkungen.<br />
Foto: © Matthew Henry | unsplash.com<br />
21 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gedanken<br />
Professor Abakus:<br />
Kreativer Sound<br />
Neue Wege zu beschreiten heißt auch, die sich bietenden Chancen zu<br />
nutzen. Und eine dieser Chancen ist wie aus dem Nichts plötzlich vor mir<br />
aufgetaucht. In regelmäßigen Abständen teile ich ja schon sehr lange<br />
meine Gedanken mit Ihnen, und ich versuche nach wie vor die Welt der Erwachsenen<br />
zu verstehen. Das gelingt mir nicht immer, denn Erwachsene benehmen<br />
sind oft sehr seltsam.<br />
In einer meiner Nachdenkphasen habe ich einen Impuls bekommen, meine Gedanken<br />
auch akustisch festzuhalten. Diese Idee hat mich fasziniert und wurde dann auch<br />
umgehend umgesetzt. Meine Zeit verbringe ich nun in gemütlicher Studioatmosphäre von<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, um Podcasts aufzunehmen. Und dabei setze ich vorerst auf einen<br />
Wiederholungseffekt.<br />
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />
Zu finden sind diese HÖR|IMPULSE auf unserer Homepage:<br />
http://magazin.LmZukunft.at/podcasts.html<br />
Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie mich, geben Sie einfach „Professor<br />
Abakus“ ein.<br />
Ich freue mich auf ein Wiederhören,<br />
Ihr Professor Abakus<br />
Ghostwriter: Birgit Menke<br />
22 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
Schenken Sie doch<br />
mal eine Lernbox.<br />
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude.<br />
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen im<br />
In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form<br />
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.<br />
schenkenmitsinn.at<br />
Jetzt digital<br />
schenken<br />
mit Sinn<br />
Symbolbild © Caritas
information & vielfalt<br />
In Zeiten des Stillstands:<br />
Die Kunst der Improvisation<br />
WAS WIR MOMENTAN VOM THEATER <strong>LERNEN</strong> KÖNNEN<br />
Lena Knapp<br />
Studentin und<br />
freie Schauspielerin<br />
Foto: © Robert Krenker<br />
Foto: © Kyle Head | unsplash.com<br />
24 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong><br />
Hätte man mich vor einem Jahr<br />
gefragt, wie meine Pläne für die<br />
nahe Zukunft aussehen, hätte<br />
ich sofort eine Antwort parat<br />
gehabt: In zwei Monaten ist Premiere,<br />
nebenbei laufen Proben für eine weitere<br />
Produktion, ich will endlich den Bachelorabschluss<br />
schaffen und werde bestimmt<br />
noch irgendwo anders irgendwie Theater<br />
machen, da tut sich sicher etwas auf.<br />
KUNST IST EBEN DOCH SYSTEM-<br />
RELEVANT<br />
Das Einzige, was sich bekanntlich in den<br />
nächsten Monaten tatsächlich auftat,<br />
war und ist eine große Leere – auch auf<br />
den Bühnen der Kunst- und Kulturlandschaft.<br />
Spätestens jetzt, Anfang <strong>2021</strong>,<br />
haben bestimmt nicht nur die Kunst- und<br />
Kulturschaffenden, sondern auch alle<br />
Kunst- und Kulturkonsument*innen<br />
gemerkt: Ab einem gewissen Zeitpunkt<br />
ist die Kunst doch systemrelevant.<br />
Und damit meine ich nicht die großen,<br />
jederzeit verfügbaren Streamingdienste,<br />
die sich während der Lockdowns 1, 2<br />
und 3 wahrscheinlich eine goldene Nase<br />
verdient haben. Damit meine ich alle<br />
Museen, Ausstellungsräume, Konzerthallen,<br />
Clubs, Kinos und eben auch die<br />
Theater, die am besten funktionieren,<br />
wenn Menschen zusammenkommen und<br />
nicht jede*r alleine zu Hause vor einem<br />
Bildschirm sitzt.<br />
Wo sind all die Räume und deren Raumschaffenden<br />
hin, in denen wir Menschen<br />
zusammenfinden, sich die Realität neu<br />
verhandeln, die Zukunft erträumen und<br />
Vergangenes erforschen lässt? Ein Teil<br />
der Raumschaffenden hatte über kurz<br />
oder lang keine Wahl und musste genau<br />
wie der Friseursalon ums Eck oder das<br />
Kaffeehaus des Vertrauens dichtmachen.<br />
Ein weiterer Teil hat sich in die Tiefen<br />
des Internets vorgewagt um, mehr oder<br />
weniger erfolgreich, neue Formen zu<br />
finden und alle anderen stehen hinter<br />
verschlossenen Türen und scharren seit<br />
12 Monaten ungeduldig mit den Hufen<br />
bereit die Welt zurückzuerobern.<br />
DIE KUNST DER IMPROVISATION<br />
Auch ich will nicht mehr warten. Seit einigen<br />
Jahren bin ich als Schauspielerin in<br />
der freien Theaterszene Wiens aktiv und<br />
habe die Möglichkeit, ebendiese Diskursräume<br />
mitzugestalten, ein Publikum zu<br />
berühren, zu schockieren, vor den Kopf<br />
zu stoßen, zum Nachdenken anzuregen<br />
oder es schlichtweg für einen Moment<br />
von der ganz eigenen Realität abzulenken<br />
und zu unterhalten. Dass dies<br />
gerade nur begrenzt möglich ist, macht<br />
mich traurig, wütend und lässt mich an<br />
vielen Dingen zweifeln. Aber wenn es etwas<br />
gibt, das mich das Theater in Zeiten<br />
des Stillstandes gelehrt hat und das uns<br />
allen, ob Kulturinteressent*innen oder<br />
Kulturverweigerern, eine Hilfe sein kann,<br />
dann ist es die Kunst der Improvisation.<br />
Ein Grund, weshalb bestimmt nicht nur<br />
ich das Theater liebe, ist diese gewisse<br />
Unberechenbarkeit, die bei jedem Theaterbesuch<br />
dabei ist. Auch wenn eine<br />
Vorstellung zum fünfzigsten Mal gespielt<br />
wird, so ist sie doch jedes Mal etwas<br />
anders als die Vorherige. Mal bringt das<br />
Publikum eine ganz andere Energie mit,<br />
mal hat man vor einem Auftritt besser<br />
oder schlechter geschlafen und manch-
Foto: © Clker Free Vector Images | pixabay.com<br />
mal geht etwas schief. Ein Einsatz wird<br />
verpasst, der Text sitzt nicht ganz richtig,<br />
das Bühnenbild ist irgendwie anders als<br />
sonst, ein Requisit fehlt oder das Kostüm<br />
geht mitten in der Szene kaputt. Was<br />
dann passiert, ist Improvisation. Das<br />
ewig geprobte Stück geht auf der Bühne<br />
weiter, muss aber an die neue Situation<br />
angepasst werden und das am besten<br />
so, dass es auf die Zuschauer*innen<br />
wirkt, als ob alles genau geplant wäre.<br />
In dieser Magie des unberechenbaren<br />
Moments werden winzig kleine neue<br />
Geschichten geschrieben und Impulse<br />
gesetzt, um einfach weitermachen zu<br />
können, ganz egal was passiert.<br />
WAS WIR UNS VOM THEATER<br />
ABSCHAUEN KÖNNEN<br />
Nun ist ganz klar, dass wir uns alle seit<br />
so vielen Monaten in einem Zustand<br />
befinden, bei dem uns jedes Mal aufs<br />
Neue gezeigt wird, dass alles anders<br />
kommt, als wir denken. Wir alle wurden<br />
und werden auf die Probe gestellt und<br />
sind dazu angehalten zu improvisieren,<br />
ohne (im Gegensatz zur schief gelaufenen<br />
Vorstellung) ansatzweise zu wissen,<br />
wie das Stück am Ende ausgeht. Was<br />
wir uns dabei vom Theater abschauen<br />
können, ist, immer weiter zu improvisieren,<br />
die Hoffnung nicht zu verlieren und<br />
nicht aufzuhören an das Ende der Corona-Vorstellung<br />
zu glauben, wie auch<br />
immer dieses genau aussehen mag.<br />
Ich wünsche uns allen, dass jede*r für<br />
sich eine eigene kleine neue Geschichte<br />
improvisiert und dass wir uns bald bei<br />
einem Kaffee im Kaffeehaus von den<br />
magischen Momenten erzählen können,<br />
auf die wir bei unseren Improvisationen<br />
gestoßen sind.<br />
Foto: © Tibor Janosi Mozes | pixabay.com
information & entwicklung<br />
Betreuung vor Pflege:<br />
Lebensbegleiter*in<br />
IM DERZEITIGEN SYSTEM PFLEGEN WIR DIE PATIENTEN INS BETT UND VOM<br />
BETT INS HEIM (Dr. Ernest G. Pichlbauer, Gesundheitsökonom)<br />
Karl H. Schrittwieser ˇ<br />
Obmann<br />
IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />
zertifiziertes Institut<br />
für Erwachsenenbildung<br />
www.improve.or.at<br />
INFO<br />
Online-Info-<br />
Veranstaltung<br />
ANMELDUNG<br />
http://www.improve.<br />
or.at/online.html<br />
Was sagt uns Dr. Pichlbauer?<br />
"Gesundheit und Pflege gehören<br />
in ein System zusammengefasst<br />
und der Fokus<br />
auf die Prävention (soziale Betreuung<br />
und Begleitung) gelegt. Die Mobilität der<br />
Patienten länger zu erhalten sei möglich,<br />
erfordere aber einen Aufwand, für den<br />
sich im derzeitigen System niemand<br />
zuständig fühlt.<br />
Man könne für eine beeinträchtigte Person<br />
die Einkäufe erledigen - oder aber<br />
mit ihr gemeinsam einkaufen gehen und<br />
so dafür sorgen, dass sie aktiv bleibt.<br />
Für aktivierende Betreuung seien aber<br />
auch im Spital keine Kapazitäten vorhanden."<br />
Dies ist auch der Grund, warum das<br />
neue Berufsbild „Lebensbegleiter*in“<br />
gemeinsam mit der Fachgruppe Personenberatung<br />
und Personenbetreuung<br />
/ Wirtschaftskammer Wien ins Leben<br />
gerufen wurde.<br />
Der/die Lebensbegleiter*in deckt das<br />
Betreuungsfeld zwischen der 24h-Betreuung<br />
(Betreuung & Pflege) und dem Lebens- und<br />
Sozialberater (Analyse & Beratung) ab.<br />
Der Beruf des Psychotherapeuten (Analyse<br />
& Therapie) ist erst im gesundheitlichen,<br />
therapeutischen Fall gefragt.<br />
Somit umfasst die „Lebensbegleitung“ die<br />
Betreuungsfelder Aktivierung & Freizeit<br />
sowie Prävention & Mobilisierung<br />
Die fachlich intensive Ausbildung<br />
(3 Semester inkl. Praktikum) endet nach 18<br />
Modulen mit einem Diplomabschluss sowie<br />
dem TÜV-AUSTRIA-Zertifikat (ganzheitlicher<br />
Personenbetreuer), pädagogisch qualifiziert<br />
zur Begleitung und Betreuung von Kindern<br />
| Jugendlichen | Senioren | Generationen –<br />
Einzel/- und Gruppenbetreuung.<br />
Ein Beruf für alle, die sich neu orientieren<br />
möchten und ein interessantes, sinnerfüllendes<br />
Arbeitsfeld suchen.<br />
Eigenschaften wie Liebe zu den Menschen,<br />
Empathie, Geduld, Toleranz und Zuhören<br />
können sind die Grundvoraussetzung für<br />
diese Ausbildung.<br />
Coverfotos: Privatarchiv<br />
26 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & vielfalt<br />
Erik schafft es! - Schluss mit sexuellem Missbrauch von Anna Kampschroer<br />
Der Fußballclub soll Erik helfen, sich nach Trennung der Eltern und Umzug in<br />
der fremden Umgebung einzuleben. Wäre da nicht der Fußballtrainer, der den<br />
Jungen sexuell bedrängt. Beide Elternteile wollen „nur das Beste“ für ihren Sohn,<br />
erkennen aber nicht die Not, in der er sich befindet. Die Mutter drängt ihren Sohn<br />
geradezu in den Kontakt zum Trainer als vermeintlichen Wohltäter ihres Kindes.<br />
Der Vater ist zu weit entfernt und möchte Streit mit der Mutter vermeiden. So<br />
entsteht eine Dynamik auf Erwachsenen- und Kinderebene, die Erik erst recht<br />
in eine unerträgliche Notsituation stürzt. Erst als Erik entdeckt, dass nicht nur<br />
er dieser sexualisierten Gewalt ausgesetzt ist, findet er aus Sprachlosigkeit und<br />
Ohnmacht. Gemeinsam mit einem neuen Freund traut er sich, Hilfe bei unterstützenden<br />
Erwachsenen zu suchen.<br />
Mit Zeichnungen von Cornelia Nass, Online-Informationen für Fachpersonen<br />
1. Auflage 2020. 103 Seiten. Innenteil farbig<br />
(978-3-497-02986-0) kt<br />
„Feuer ins Herz – Wie ich lernte, mit der Angst zu tanzen“ ist eine Geschichte,<br />
die in einer erkaltenden Welt das Herz wie ein Lagerfeuer zu wärmen vermag.<br />
Die Abenteuer der Hauptperson Noah, der sich im Lockdown wiederfindet, mit dem<br />
Trickster Old Man Coyote führen aus der Illusion der trennenden Angst – und hinein<br />
in eine neue Verbundenheit mit allem Lebendigen.<br />
Der Dystopie einer rein verstandesorientierten Welt mit dem heraufdämmernden Gespenst<br />
der Technokratie, des Transhumanismus und eines Überwachungsstaates wird<br />
eine Utopie der Verbindung von Intellekt und Spiritualität gegenübergestellt.<br />
Die Vision einer neuen Ganzheit ist die Kernbotschaft dieses Buches. Ein brisanter,<br />
hochaktuell gesellschaftskritischer Roman, der die Angst als das gefährlichste Virus<br />
entlarvt und neue Wege der Heilung aufzeigt.<br />
von Gerald Ehegartner<br />
Kamphausen.Media-Verlag | Erstveröffentlichung Jänner <strong>2021</strong><br />
Mit WÜRDE gegen das Virus der Angst<br />
26. Buch von Manfred Greisinger nimmt Anleihe beim Wolf<br />
Das bislang einzige wilde, freie Wolfsrudel Österreichs lebt im Umfeld von<br />
Allentsteig, am Truppenübungsplatz, im Herzen des Waldviertels. Der All ent steiger<br />
Autor Manfred Greisinger erinnert in diesen herausfordernden Krisen-Zeiten mit<br />
seinem neuen Buch "WOLFS-WÜRDE" die Leserinnen und Leser an ihre eigene Wildheit,<br />
Wachheit, Verantwortung und Autonomie, an ihre Würde!<br />
In der Edition Stoareich erschienen. Erhältlich als Paperback oder Hardcover im<br />
Buchhandel oder – mit Signatur und persönlicher Widmung – im Online-Bookshop<br />
der Edition Stoareich<br />
www.stoareich.at<br />
27 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & entwicklung<br />
Man ist nie zu alt:<br />
Die Technik und ich<br />
TROTZ DER WUNDER VON WISSENSCHAFT UND TECHNIK SIND DIE<br />
TIEFEN MENSCHLICHEN PROBLEME GEBLIEBEN (Dalai Lama)<br />
Babette Reineke<br />
Hannover, Deutschland<br />
Schaue ich heute auf mein Leben, ist<br />
mir, als blätterte ich in einem wundersamen<br />
Buch. Schier unglaublich,<br />
wie sich die Welt verändert<br />
hat! Unglaublich auch, dass mich nur<br />
noch ein läppisches Jahrzehnt von dieser<br />
magischen “Hundert“ trennt! Auch das<br />
ist ein Wunder und eine Gnade zugleich.<br />
Als mein Leben begann, drehte sich das<br />
Rad der Zeit noch gemächlicher und<br />
meist mit Handantrieb. Damals wurde<br />
noch alles mit der Hand gemacht, das<br />
Säen und das Ernten, das Feuer im Herd,<br />
ja sogar die Liebesbriefe! Die erste<br />
“Maschine“, die ich kennenlernte, war<br />
Mutters Nähmaschine, die noch “Hand &<br />
Fuß“ beanspruchte und deren vertrautes<br />
Rattern mich oftmals in den Schlaf<br />
begleitete. Später dann in der Schule,<br />
kam die Rechenmaschine, die gar keine<br />
Maschine war, sondern aus zehn verschiebbaren<br />
Holzperlenreihen in einem<br />
Holzgestell bestand. Ich mochte sie nicht.<br />
Zahlen waren nicht mein Fall. Viel lieber<br />
kritzelte ich Buchstaben auf meine Schiefertafel,<br />
an der ein Feuchtschwämmchen<br />
samt Trockentüchlein hing. Ich bevorzugte<br />
das Schreiben und Bäume wachsen<br />
nun mal nicht in den Himmel!<br />
Die Technisierung wuchs weiter, viel<br />
schneller als ich. Dank menschlichem<br />
Erfindergeist drehte sich das Rad des<br />
Lebens nun viel schneller und mit Elektrokraft.<br />
Diese brachte viel Erleichterung,<br />
besonders im Arbeitsalltag und auch<br />
mehr Freizeit und Wohlstand. Glücklich<br />
aber machte sie nicht! Denn mit dem<br />
Wohlstand wuchs auch die Lust auf<br />
mehr Profit: “Schneller, höher, weiter!“<br />
So das Motto. Doch Herz und Seele zu<br />
sehr an den Mammon zu hängen, ist<br />
von Übel. Davon konnte schon Meister<br />
Goethe, in seinen noch heute aktuellen<br />
Balladen, ein Liedlein singen: „Die Geister,<br />
die ich rief, ich werd sie nimmer<br />
los.“ Meiner Generation mag das noch<br />
in den Ohren klingen!<br />
Es erstaunt mich immer wieder, wie<br />
heutzutage schon die Kinder mit der<br />
Technik umgehen können. Als ich das<br />
erste Mal zu einem Telefon gerufen<br />
wurde, hielt ich prompt das falsche<br />
Ende des Hörers an mein Ohr. Unvorstellbar<br />
für die heutige Generation.<br />
Wenn mir heute Menschen auf der<br />
Straße begegnen, die nur auf ihr Handy<br />
schauen und schier in mich hineinrennen,<br />
da vergeht mir das Lachen!<br />
Kein Blick mehr für den anderen, für<br />
die Schönheit der Natur. Mir scheint,<br />
dass das Leben an diesen Menschen<br />
vorbeigeht.<br />
Ich weiß sehr wohl die Technik zu<br />
schätzen und erinnere mich noch gut,<br />
als wir in der Alten- und Krankenpflege<br />
erstmals einen Lifter einsetzen konnten.<br />
Was für ein Segen! Doch auch mit ihm<br />
mussten wir lernen, richtig umzugehen,<br />
28 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
Das Haus Pfle<br />
Isolation durc<br />
in unserer Ge<br />
von alten und<br />
erschwerte ih<br />
nen Kontakte<br />
Werdenberg<br />
schließlich hing im wahrsten Sinne des Wortes das Leben<br />
der Patienten und Heimbewohner davon ab!<br />
Alles hat nun mal zwei Seiten auf dieser Erde, und man<br />
lernt nie aus. Selbst ich, die sich sogar beim Hörfunk in Sachen<br />
Technik auf den Techniker verließ, habe gelernt mit<br />
einem Laptop umzugehen. Es handelt sich nicht um die<br />
komplizierteste Gerätschaft, mit der ich es zu tun hatte.<br />
Der Laptop bringt treu und brav meine durcheinanderpurzelnden<br />
Gedanken zu Papier. Ich muss sie nicht, so wie<br />
früher, mühsam mit einem Griffel auf eine Schiefertafel<br />
kritzeln.<br />
In Zukunft sollen auch kleine Roboter als Pflegekräfte<br />
eingesetzt werden. Alles gut und schön, doch sie sind<br />
herzlos! Was immer auch in der Zukunft noch möglich<br />
werden wird: Niemals dürfen wir darüber die Demut und<br />
die Achtung vor der Schöpfung verlieren. Niemals vergessen,<br />
dass wir selbst nur ein Teil von ihr sind, sonst drohen<br />
wir selbst zu Robotern zu werden!<br />
Jürg Mäder<br />
Wenn<br />
zu sch<br />
Berüh<br />
von C<br />
Im April 2020 stan<br />
men zu, die Türen<br />
einander. Betagte<br />
ständigkeit und Ei<br />
ten, abgeschottet<br />
heime. Um von in<br />
Alltag der Bewohn<br />
Foto © Gerhard G. | pixabay.com<br />
heims zu schaffen<br />
29 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong><br />
on in dieser Isola<br />
rend zwölf Tagen
information & gesellschaft<br />
Ein ganz persönlicher Prozess:<br />
Vom Leben und vom Sterben<br />
NICHTS TRÄGT IM GLEICHEN MASS WIE EIN TRAUM DAZU BEI, DIE <strong>ZUKUNFT</strong> ZU<br />
WO GEHN WIR DENN HIN? IMMER NACH HAUSE (Novalis)<br />
Mag. Reinhard Jürg Winter Mäder<br />
Seit 40 Jahren initiiert<br />
und begleitet er Projekte<br />
in den Bereichen Pädagogik,<br />
Kultur, Film und<br />
Artenvielfalt.<br />
https://trailblazing.ch<br />
Die Finalphase, wie der Pflegeleiter<br />
es ausdrückte, hat begonnen.<br />
Die Morgensonne scheint in<br />
das Zimmer und wärmt deinen<br />
welkenden Körper. Der Wecker auf dem<br />
Nachttisch tickt ohne Unterlass, lässt<br />
Zeit und Raum miteinander verschmelzen.<br />
Schlaf- und traumähnlicher Zustand.<br />
Du bist in innerer Bewegtheit, in Unruhe,<br />
auf Reisen durch ein reiches Leben.<br />
Deinem Körper, einem Gefängnis gleich,<br />
dem du länger schon zu entrinnen versuchtest,<br />
entschwinden die Kräfte.<br />
Ein langes Ausatmen – dann Atemlosigkeit<br />
in tiefster Entspannung. Das feine<br />
Pulsieren deines Halsäderchens unter<br />
deiner pergamentartigen Haut deutet<br />
noch auf einen Rest von Leben hin. Du<br />
entgleitest mir. Unsere gemeinsamen<br />
Reisen, die uns verbunden haben,<br />
ähnlich einer Komplizenschaft, die dem<br />
Alltag entflieht, sind Erinnerung.<br />
Du warst schon beinahe achtzig,<br />
Lateinlehrerin an unserer Schule. Dein<br />
immenses Wissen über die Antike, deine<br />
Erzählgabe, deine Liebe zur Grammatik<br />
erweckte diese tote Sprache zu neuem<br />
Leben. Die Schüler liebten deinen<br />
Unterricht.<br />
Dann auch unsere Romreise, über<br />
Weihnachten, zusammen mit deiner<br />
Tochter, meiner Lebensgefährtin. Im<br />
Reiseführer entdecktest du den sieben<br />
Kirchen Pilgerweg. So machten wir uns<br />
frühmorgens auf den Weg, den ganzen<br />
Tag über unterwegs, zu Fuss, mit dem Taxi.<br />
Vergessen waren deine schmerzenden, alten<br />
Gelenke. Ein Wesenszug den ich bisher an<br />
dir nicht kannte. Alles in deinem Leben war<br />
durchgeplant und organisiert – als Ehefrau,<br />
als Mutter von fünf Kindern, als Gärtnerin<br />
deines großen Gartens, mit wenig Zeit für<br />
alle deine vielen Interessen und Begabungen.<br />
Spätabends Geschichten erzählend,<br />
mit einer Bildkraft, als sei dieser Ort dir aus<br />
einem früheren Leben schon bekannt. Im<br />
Zimmer des Hotels, in den frühen Morgenstunden,<br />
hast du die ganze Pilgerreise im<br />
Tagebuch festgehalten. Es war dir ein großes<br />
Anliegen nichts zu vergessen, dein alterndes<br />
Gedächtnis frisch zu halten.<br />
Dann, fünfzig Sekunden später, ein tiefes<br />
Einatmen. Ein Hauch von Leben kehrt in dich<br />
zurück. In den vergangenen Tagen saßest<br />
du oft, tief gebeugt, tagebuchschreibend im<br />
Garten des Pflegeheimes - mit dem wenigen<br />
Restlicht deiner Augen - die Ostersonne<br />
genießend, dein Leben Revue passieren<br />
lassend, heimwehgeplagt.<br />
In Wien aufgewachsen, ein glückliches<br />
Leben als Zweitälteste mit sieben Geschwistern.<br />
Dein Vater, gläubiger Katholik und<br />
Vizebürgermeister war engagierter Kämpfer<br />
gegen den Nationalsozialismus und musste<br />
mit deiner ganzen Familie kurz vor dem<br />
Anschluss ans Deutsche Reich fliehen. Ein<br />
großer Bruch in deinem Leben. Über die<br />
Grenze in Feldkirch begann eure Odyssee<br />
durch die Schweiz, Frankreich, Belgien, England<br />
und schließlich in die USA, wo du dein<br />
Sprachstudium absolvieren konntest. Auf<br />
30 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
eurer ersten Station, bei einer Gastfamilie<br />
im Sarganserland, verliebtest du dich<br />
als junger Teenager in deren Sohn. Eine<br />
Liebe, die dein ganzes Leben hindurch<br />
hielt und die dich vierzehn Jahre später<br />
zurückkehren ließ, um deine eigene<br />
Familie zu gründen.<br />
Wieder - nach fünfzig Sekunden – nach<br />
einem tiefen Ausatmen folgt die Zeit der<br />
atemlosen Stille. Apnoetaucher besitzen<br />
diese Fähigkeit, die sie sich durch meditatives<br />
Training aneignen.<br />
Es ist dir schwergefallen deine Gebrechlichkeit<br />
zu akzeptieren. Viel zu wach<br />
noch dein Geist, vieles was du noch<br />
tun wolltest - Erlebtes und Gelebtes als<br />
Bruchteil des Möglichen. Ist es auch die<br />
Trauer eines nicht zur Genüge gelebten<br />
Lebens? Du hast nie mit mir über das<br />
Sterben gesprochen. Wir haben die<br />
Zeiten des Lebens genossen. Unsere<br />
kurzen Spaziergänge zu den alten Häusern<br />
waren deine letzten Freiheiten, die<br />
dir den Gang zurück ins Leben ermöglichten.<br />
Das Frühlingserwachen erinnert<br />
dich an deinen Garten. Du kennst jede<br />
Blume. Die Namen der Berge möchtest<br />
du alle benennen können, regst dich auf,<br />
sie immer wieder zu vergessen, störst<br />
dich an der verschandelnden Architektur<br />
des nahen Spitals.<br />
dem Schöpfer geblieben, mit dem du in deiner letzten<br />
Lebensphase oft gerungen hast und der viele deiner Fragen<br />
unbeantwortet ließ, hast das Sakrament der letzten<br />
Ölung empfangen.<br />
Schritt für Schritt löstest du dich von allem was dir lieb<br />
ist, um dann, alleine, ein letztes Mal auszuatmen - Höhepunkt<br />
des Lebens.<br />
FILMHINWEIS<br />
«Stimme des Abends» ist ein<br />
sozialpolitischer, poetischer<br />
Film, der die Frage nach<br />
dem Umgang mit den immer<br />
älter werdenden Menschen<br />
in unserer Gesellschaft und<br />
deren Platz in unserem Leben<br />
aufwirft. Eine Hommage für<br />
Menschen in ihrem letzten<br />
Lebensabschnitt und für alle,<br />
die ihnen ein Leben in Würde<br />
ermöglichen.<br />
Dokumentarfilm, 20 Minuten,<br />
2020<br />
Regie Michelle Brun<br />
Zu sehen auf: kino-online.ch<br />
Link: https://kino-online.ch/<br />
Fünfzig Sekunden später – dein Atem<br />
setzt wieder ein.<br />
Angstvoll hast du dich in deinen langen,<br />
wachen Nächten dem Unwiederbringbaren<br />
hingegeben. Mit einer bewundernswerten<br />
Gründlichkeit, wie alles in<br />
deinem Leben, hast du dich vorbereitet.<br />
Du hast dir die Zeit genommen, die es<br />
noch brauchte, bist im Zwiegespräch mit<br />
DOWNLOAD<br />
Bericht: Pflege und<br />
Hospiz<br />
DOWNLOAD<br />
Flyer "Stimme des<br />
Abends"<br />
Foto: © Engin Akyurt | pixabay.com<br />
31 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & vielfalt<br />
Erika Summ:<br />
Kindheit auf dem Lande<br />
UND WEIT LIEGT IM NEBEL, ACH WEGLOS WEIT, DIE KINDERZEIT,<br />
DIE KINDERZEIT (Detlev von Liliencron)<br />
Vater Schober vor Haus<br />
und Scheune in Stachenhausen,<br />
meine beste<br />
Freundin Martha in der<br />
Mitte zwischen ihren<br />
Schwestern Karoline und<br />
Rosa, 1926.<br />
In meiner frühen Kindheit spielte ich<br />
oft mit den Nachbarskindern. Eines<br />
von ihnen war Martha »Martl« Schober.<br />
Ihre Eltern besaßen Kühe und<br />
zwei schöne Pferde mit langen Schweifen<br />
und schönen Mähnen. Die Pferde hatten<br />
im Sommer wegen der Fliegen bunte<br />
Ohrenschützer auf, das sehe ich noch<br />
sehr lebhaft vor<br />
mir.<br />
Bei Schobers<br />
hielten wir uns<br />
gerne neben<br />
dem Garten<br />
auf, in dem<br />
rings um den<br />
Zaun Dahlien<br />
in herrlichen<br />
Farben blühten.<br />
Oben in<br />
der Ecke stand<br />
eine Türkische<br />
Kirsche, oder<br />
Maraskakirsche,<br />
mit<br />
großen, gelben<br />
Früchten. Wenn<br />
sie reif waren,<br />
mussten wir aufpassen, dass uns die<br />
beiden Schwestern von Martl beim Stibitzen<br />
nicht erwischten. Von den Kirschen<br />
sollte ja für den Winter etwas eingekocht<br />
werden. Rosa und Karoline, so hießen<br />
die beiden Geschwister, waren älter und<br />
größer als wir. Manchmal verscheuchten<br />
sie uns. So spielten wir eben am »Gänsebuckele«<br />
weiter, bis die beiden zum<br />
Melken in den Stall gerufen wurden.<br />
Dann war die Luft wieder rein. Wenn es<br />
im Herbst kühler wurde, zogen wir uns<br />
mit den anderen zurück, ins Haus oder<br />
auch in den Stall und halfen dort beim<br />
Füttern.<br />
Das alte Bauernhaus der Schobers barg<br />
viele Geheimnisse. In der Küche stand<br />
ein wuchtiger Backofen, daneben der<br />
tiefe Backtrog, in dem der Teig für das<br />
Schwarzbrot geknetet wurde. Dazu<br />
kam der große Herd mit riesigen Töpfen<br />
darauf, die einfach in die Feuerringe<br />
über der Glut eingehängt wurden.<br />
Täglich musste die Holzkiste aufgefüllt<br />
werden, wo wir Kinder schon bald helfen<br />
konnten. Zur Belohnung erhielten<br />
wir ein Glas Milch und ein Stück Brot<br />
mit Himbeermarmelade. Der große<br />
Eisenofen für die Stube wurde vom<br />
Schlafzimmer aus geheizt. Der knackte<br />
und bullerte so schön und gemütlich.<br />
Im Ofen summten die Bettflaschen für<br />
die Mädchen und die Eltern.<br />
Wenn unsere Mutter uns weder sah<br />
noch hörte, waren Karl und ich meist<br />
in einem Stall bei den Nachbarn. Frida<br />
konnte da noch nicht mit. Wir zwei<br />
Großen um die fünf mussten immer<br />
wieder auf die Dreijährige aufpassen,<br />
bis Mutter die Ziegen gemolken hatte.<br />
Wenn Vater von der Weide kam, sollte<br />
das Abendessen fertig sein, denn er<br />
war ja fast den ganzen Tag mit seiner<br />
Herde unterwegs. Dann wurden noch<br />
die Hunde gefüttert, wobei wir schon<br />
Foto: Zeitgut Verlag/Privatbesitz des Verfassers<br />
32 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
sehr früh mit an die Hütte durften. Bald<br />
fanden wir heraus, welchen Hund wir<br />
streicheln durften und bei welchem lieber<br />
etwas Abstand angebracht war.<br />
In und um unser Haus konnten wir vieles<br />
entdecken. Unter der Treppe befand sich<br />
ein kleiner Gänsestall, daneben ging<br />
es in einen Keller, der sehr dunkel war.<br />
Ganz hinten waren die Mostfässer und<br />
die Kartoffeln, dann kamen die Krautständer<br />
und eine Brothenge mit selbst<br />
gebackenen Brotlaiben. Auch wir hatten<br />
einen Backofen in der Küche, aber er war<br />
kleiner als der bei Schobers.<br />
Das mit dem Backofen war im Winter<br />
prima. Mein Bett stand im Schlafzimmer<br />
hinter der Küche gewissermaßen an<br />
der Backofenwand – da konnte ich den<br />
Rücken und die Füße herrlich wärmen.<br />
Im Sommer war es dann zu warm und<br />
Mutter rückte das Bettchen etwas weg.<br />
Ein weiterer Ofen stand zwischen der<br />
Stube und dem Schlafzimmer. Hinter<br />
diesem durften sich auch kleine Lämmer<br />
wärmen, wenn die Muttertiere krank<br />
waren oder zu wenig Milch gaben. Dann<br />
wurde mit der Flasche zugefüttert. Uns<br />
Kindern gefiel es, wenn so ein Lämmchen<br />
in der Stube herumwackelte. Leider<br />
war das meist nur für ein paar Tage, bis<br />
sie einer anderen Mutter untergeschoben<br />
werden konnten.<br />
schon durch das Summen die Wärme.<br />
Eine warme Stube brauchte mein Vater, wenn er<br />
durchgefroren nach Hause kam. Oft brachte er<br />
auch die Hunde mit ins Haus, bis ihr Fell trocken<br />
war. Meist hatten wir langhaarige Schäferhunde.<br />
Die sahen zottig aus und waren recht widerstandsfähig.<br />
In der härtesten Winterzeit blieben<br />
die Schafe im Stall und wurden mit Heu gefüttert.<br />
Das kam vor allem im Januar vor, oft auch noch im<br />
Februar, wenn der Schnee hoch lag und strenger<br />
Frost herrschte. Dann konnten die Schafe den<br />
Schnee nicht beiseite scharren, um an das Gras zu<br />
gelangen.<br />
In diesen Monaten musste unsere Mutter auch im<br />
Stall sehr viel mithelfen: Sie stockte das Heu auf<br />
und breitete immer wieder frische Streu aus. Das<br />
konnten aber auch bald wir Kinder mit unseren<br />
Freunden übernehmen.<br />
Erika Summ<br />
Schäfers Tochter<br />
Die Geschichte der Frontschwester<br />
Erika Summ. 1921-1945.<br />
192 Seiten, zahlreiche Fotos.<br />
2. Auflage November 2014.<br />
Sammlung der Zeitzeugen (55),<br />
Zeitgut Verlag, Berlin.<br />
Broschur<br />
ISBN 978-3-86614-108-7<br />
Zur Stube hin hatte der Eisenofen zwei<br />
Etagen. In der unteren konnte man kochen<br />
und auch Weißbrot oder Gugelhupf<br />
backen. Oben summten angenehm die<br />
Kupferbettflaschen oder ein Wassertopf.<br />
Ich spürte beim Hereinkommen allein<br />
33 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & bildung<br />
Für eine bessere Zukunft:<br />
Lernbox zu Covid-Zeiten<br />
DER HUNGER LÄSST SICH NUR SCHWER <strong>MIT</strong> GEMALTEM KUCHEN STILLEN<br />
(aus China)<br />
Theresa Sacher, BA MA<br />
Caritas | Lernbox<br />
Eine Freundin erzählte mir von<br />
ihrer Tochter und über die Zeit der<br />
Schulschließungen. Elisa*, eine<br />
motivierte Tafelklasslerin, war auf<br />
Mamas und Papas Hilfe im Homeschooling<br />
angewiesen. In diesem Fall funktionierte<br />
es gut, dank Sonderfreistellung der<br />
Mutter, Homeoffice des Vaters und weil<br />
eine passende Wohnsituation und funktionierende<br />
Internetverbindung bestehen.<br />
Es war eine Herausforderung, aber eine,<br />
die zu meistern war.<br />
LOCKDOWN: SCHULKINDER<br />
WARTEN VOR DEM SCHULTOR, WEIL<br />
SIE HUNGER HABEN<br />
Anders klingen mir die Berichte von<br />
Sr. Pauline Nakayale aus Kenia im Ohr.<br />
Sie ist die Programm-Direktorin der<br />
Organisation „Hands of Care and Hope“<br />
der Franziskaner Missionsschwestern für<br />
Afrika und leitet Schulen in Kariobangi,<br />
in den Slums von Nairobi. Bereits im<br />
Frühling erzählte sie von Scharen von<br />
Schulkindern, die täglich hungrig an die<br />
wegen der Pandemie verschlossenen<br />
Schultore klopften. Die Kinder vermissen<br />
nicht nur den Unterricht und den Kontakt<br />
mit LehrerInnen und SchulkameradInnen.<br />
Auch die täglichen Essensausgaben in<br />
den Schulpausen fehlen schmerzlich.<br />
Denn oft waren diese Schulspeisungen<br />
die einzigen fixen, warmen Mahlzeiten<br />
für die Kinder – und ein wichtiger Baustein<br />
dafür, dass die Eltern ihre Kinder<br />
überhaupt zur Schule schicken konnten.<br />
DER HUNGER IST SCHLIMMER ALS<br />
DAS VIRUS<br />
Für Homeschooling wie in Elisas Fall fehlen<br />
in den beengten Wohnverhältnissen<br />
in den Slum-Behausungen oftmals der<br />
Platz, die Internetverbindung und Eltern,<br />
die beim Lernen unterstützen können.<br />
Viele (meist Mütter und Großmütter)<br />
sind alleinerziehend, können selbst nicht<br />
lesen und schreiben – und müssen –<br />
trotz Verboten – nun unter noch gefährlicheren<br />
Bedingungen zu ihren (nun teilweise<br />
illegalen) Gelegenheitsarbeiten,<br />
z.B. hinaus auf die Müllhalden, um den<br />
Lebensunterhalt der Familien verdienen<br />
zu können. Sie fühlen sich mehr vom<br />
Hunger bedroht als vor dem unsichtbaren<br />
Virus. Schutzmaterial wie Masken<br />
sind oft nicht leistbar und meist fehlt<br />
auch die Information, wie sich COVID19<br />
ausbreitet und was dagegen getan<br />
werden kann. Erschwerend steigen die<br />
Fälle von häuslicher Gewalt, Teenager-<br />
Schwangerschaften und Kinderarbeit.<br />
LERNBOX AKTUELL: LEBENS<strong>MIT</strong>TEL<br />
UND SCHUTZ VOR DEM CORONA-<br />
VIRUS<br />
Die Caritas unterstützt Sr. Pauline und<br />
ihr Team seit Jahren. Deren Schulen in<br />
den Slums von Nairobi bieten Kindern,<br />
die sonst wie ihre Eltern auf den Müllhalden<br />
arbeiten würden, eine Chance<br />
auf Bildung und eine bessere Zukunft.<br />
Nun muss Sr. Pauline sich - wie Sie, ich,<br />
Elisa und ihre Mutter – an die neuen<br />
Fotos: © Archiv CARITAS<br />
34 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
Gegebenheiten und Herausforderungen<br />
anpassen – und auch die Hilfestellungen<br />
für die Kinder. Gerne unterstützen wir<br />
sie dabei und so haben wir gemeinsam<br />
die Lernbox-Unterstützung der letzten<br />
Monate adaptiert. Bedürfte Kinder und<br />
ihre Familien erhielten nun dringend benötigte<br />
Lebensmittelpakete, Schutzmaterial<br />
wie Masken und Desinfektionsmittel<br />
und Aufklärung zu COVID19 Verbreitung<br />
und Schutzmaßnahmen.<br />
Sie können uns online unter https://shop.<br />
caritas.at/lernbox-fuer-eine-bessere-zukunft<br />
dabei unterstützen, weiter situationsangepasst<br />
zu helfen.<br />
*Name geändert<br />
Foto: © AnnaliseArt | pixabay.com<br />
35 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & gesellschaft<br />
Im Kunsthistorischen Museum Wien:<br />
Der Turmbau zu Babel<br />
DIE PANDEMIE HAT EINE WICHTIGE LEHRFUNKTION<br />
Dipl.Ing. Alexander Ristic<br />
STAR 7 Austria / Associated<br />
Press<br />
Journalist<br />
36 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong><br />
Von Oktober 2018 bis Jänner 2019<br />
fand in Wien eine ganz besondere<br />
Kunstausstellung statt. Das<br />
Kunsthistorische Museum hat die<br />
weltweit größte Ausstellung der Werke<br />
von Pieter Bruegel (um 1525/30–1569),<br />
mit sensationellen Leihgaben aus aller<br />
Welt, organisiert. Es wurden rund drei<br />
Viertel aller erhaltenen Gemälde des<br />
flämischen Meisters und etwa die Hälfte<br />
seiner noch existierenden Zeichnungen<br />
und Drucke ausgestellt.<br />
Im Mittelpunkt dieser besonderen Ausstellung<br />
war das Bild „Der Turmbau zu<br />
Babel“, signiert und datiert in das Jahr<br />
1563, zu sehen.<br />
Angefangen hat alles mit einem Turm,<br />
genauer gesagt dem Bau eines Turms. Bis<br />
zum Himmel sollte er reichen, der Turm<br />
zu Babel – so steht es in Genesis 11,<br />
1–9, einer der bekanntesten biblischen<br />
Erzählungen. Der Turmbau zu Babel steht<br />
für die großspurigen, maßlosen Projekte<br />
der Menschen.<br />
Die Geschichte über den alttestamentarischen<br />
Wolkenkratzer ist eine der<br />
zahlreichen in der Bibel überlieferten<br />
Anmaßungen, mit denen die Menschheit<br />
immer wieder versucht hat, sich selbst<br />
größer und Gott kleiner zu machen. Wegen<br />
dieser Selbstüberhebung bringt Gott<br />
den Turmbau unblutig zum Stillstand,<br />
indem er eine babylonische Sprachverwirrung<br />
hervorruft, welche wegen<br />
unüberwindbarer Verständigungsschwierigkeiten<br />
zur Aufgabe des Projektes<br />
zwingt und die daran Bauenden aus dem<br />
gleichen Grunde über die ganze Erde<br />
zerstreut. Als Konsequenz herrscht Verwirrung<br />
und Zerstreuung. Der Turm bleibt unvollendet.<br />
Seitdem leiden die Menschen unter den Folgen<br />
des größenwahnsinnigen Turmbaus, lernen<br />
mühsam Fremdsprachen, um sich weltweit<br />
verständigen zu können.<br />
Bruegels monumentale Komposition im Bild<br />
wurde zum berühmtesten Klassiker der Turmbaudarstellungen.<br />
Die im Vergleich zum Turm<br />
beeindruckend winzige, flämisch anmutende<br />
Bebauung der Hafenstadt liefert den Größenmaßstab.<br />
Mit Akribie und enzyklopädischem<br />
Interesse schildert Bruegel eine Unmenge<br />
bautechnischer und handwerklicher Vorgänge<br />
mit antiken und romanischen Architekturelementen.<br />
Auf heute übertragen haben wir möglicherweise<br />
mit der Globalisierung übertrieben und<br />
erleben jetzt deren Kehrseite. Wir haben dies<br />
ein Stück weit in Kauf genommen, sind übermütig<br />
geworden. Dennoch müssen wir uns vor<br />
Leichtsinnigkeit und Überheblichkeit schützen<br />
und uns bewusst machen, dass wir immer noch<br />
innerhalb bestimmter Grenzen leben – die<br />
Corona-Pandemie, aber auch vorher bereits der<br />
Klimawandel zeigen uns dies sehr deutlich.<br />
Wir neigen dazu, unser vergleichsweises<br />
luxuriöses und problemloses Leben als selbstverständlich,<br />
fast gottgegeben hinzunehmen.<br />
Wir werden an verschiedenen Stellen damit<br />
konfrontiert, wie fragil unser weltweites Zusammenleben,<br />
wie verletzlich unsere Erde ist.<br />
Freiheitsrechte und Menschenrechte werden<br />
massiv eingeschränkt. Die Menschheit verbindet<br />
aktuell ein grundlegendes Erleben einer<br />
Krisen-Situation und die Erkenntnis, dass wir es<br />
in manchen Dingen, die durch Fortschritt und<br />
Entwicklung möglich geworden sind, zu weit<br />
getrieben haben.
Foto: © KHM-Museumsverband<br />
Das Normale wird im Fortschritt und seinen<br />
Werten, nur allzu oft zum Banalen<br />
ohne Wert, bis uns das Leben eines<br />
Besseren belehrt. Ja, auch Katastrophen<br />
haben ihren Sinn im Leben. Umdenken<br />
in Sachen Werten ist gefragt!<br />
Das Aufzeigen von Grenzen muss uns<br />
nicht nur begrenzen, sondern kann auch<br />
entgrenzen und dazu beitragen, dass<br />
wir uns untereinander verbinden und<br />
in Zuversicht für gemeinsame Ziele und<br />
Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt,<br />
einstehen.<br />
Dieses einmütige Streben nach einem gemeinsamen<br />
Ziel ähnelt sehr dem Handeln der Menschen in der<br />
Erzählung vom Turmbau zu Babel. Doch in einem Punkt<br />
unterscheidet es sich wesentlich: Es geht nicht um<br />
Machtstreben oder darum, sich einen großen Namen zu<br />
machen. Sie haben – wie in den biblischen Erzählungen<br />
die Menschen vor dem Turmbau zu Babel – zusammengearbeitet,<br />
um etwas zu erreichen, was einer allein nicht<br />
schaffen kann und was allen in der Gemeinschaft dient.<br />
Falls Sie die einmalige Ausstellung damals nicht besucht<br />
haben und Bruegel als Lehrmeister erleben wollen,<br />
können Sie es jederzeit in der Gemäldegalerie des KHM<br />
nachholen!<br />
tipp<br />
http://www.insidebruegel.net<br />
https://www.khm.at
information & entwicklung<br />
Mag. a Maria Neuberger-<br />
Schmidt<br />
Autorin und Gründerin<br />
Verein Elternwerkstatt<br />
www.elternwerkstatt.at<br />
Foto: Ingrid Perger<br />
Elternwerkstatt<br />
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!:<br />
Bleib nicht dauernd stehen!<br />
DIE KINDHEIT HAT EINE NUR IHR EIGENE ART UND WEISE, ZU SEHEN, ZU<br />
DENKEN, ZU EMPFINDEN; NICHTS KANN UNGEREIMTER SEIN ALS DAS BEMÜ-<br />
HEN, IHR DAFÜR DIE UNSRIGE UNTERZUSCHIEBEN. (Jean-Jacques Rousseau)<br />
Ein etwa 2 jähriger Bub schlendert<br />
gemütlich dahin. Er entdeckt so<br />
manches zum Betrachten und Verweilen,<br />
untersucht ein Mauereck,<br />
hebt einen Stein auf, spielt Fußball mit<br />
einer weggeworfenen Limonadendose.<br />
Unglaublich, was Kinder auf einem ganz<br />
gewöhnlichen Weg unterwegs zum Supermarkt<br />
alles entdecken können.<br />
Die Mutter, vor ihm hergehend, mahnt<br />
ihn fortlaufend: „Andreas, bleib doch<br />
nicht dauernd stehen!“, “Musst du<br />
schon wieder den Müll aufheben?“,<br />
„Beeil dich endlich!“, „Wie lange soll<br />
ich noch warten?“,<br />
„Andreaaas!“ – Das Kind kommt ihren<br />
Aufforderungen nur schleppend nach,<br />
widerwillig, einmal versteckt es sich<br />
sogar trotzig im Hauseck. Ein schlimmes<br />
Kind? Was kann da helfen?<br />
HABEN SIE VERSTÄNDNIS FÜR KIND-<br />
LICHE ENTWICKLUNGSBEDÜRFNISSE<br />
Zunächst ist es wichtig, dass Eltern<br />
Verständnis für die Entwicklungsphasen<br />
und Bedürfnisse ihrer Kinder haben.<br />
Der alltägliche Weg zum Geschäft, in<br />
den Kindergarten, etc. ist für Ihr Kind<br />
eine wahre Entdeckungsreise – lustvoll,<br />
spannend und anregend. Sie sollten auf<br />
solch normale und entwicklungsfördernde<br />
Bedürfnisse Ihres Kindes nicht<br />
mit genervten Botschaften reagieren,<br />
wie beispielsweise diese Mutter. Oft<br />
ist Eltern nicht bewusst, wie sehr sie<br />
ihren Kindern durch den Tonfall und<br />
die Häufigkeit ihrer kritischen Äußerungen<br />
tatsächlich Schaden zufügen<br />
und die Beziehung beschädigen. Denn<br />
diese Negativ-Äußerungen, die häufig<br />
wie saurer Regen hernieder prasseln,<br />
beeinträchtigen das Selbstwertgefühl<br />
und die Motivation des Kindes und begünstigen<br />
Trotzreaktionen. Daher ist es<br />
Illustration: © Eugen Kment<br />
38 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
wichtig und notwendig, Kindern für die<br />
nötigen Alltagserledigungen einen ihnen<br />
entsprechenden Spielraum einzuräumen,<br />
der den Rhythmus und die Bedürfnisse<br />
des Kindes berücksichtigt.<br />
WAS KÖNNEN SIE TUN, WENN<br />
DAFÜR ABER NICHT AUSREICHEND<br />
ZEIT IST?<br />
Immer auf die Bedürfnisse des Kindes<br />
Rücksicht zu nehmen, wird, realistisch<br />
gesehen, nicht möglich sein. Das ist<br />
auch nicht schlimm, denn das Kind soll<br />
durchaus erleben, dass sich seine Wünsche<br />
nicht immer mit den Bedürfnissen<br />
und Zeitvorgaben der Eltern decken.<br />
Wichtig ist nur, dass Sie Grenzen setzen,<br />
ohne zu verletzen. Das wird gelingen,<br />
wenn Sie ihm das Gefühl geben, dass es<br />
ernst genommen wird und dass Erwachsene<br />
Verständnis statt Missachtung für<br />
seine Bedürfnisse haben: „Ich kann mir<br />
vorstellen, wie lustig es ist, mit der Dose<br />
Fußball zu spielen!“ Sie sollten auch den<br />
Grund für Ihre Eile nennen: „Aber das<br />
Geschäft sperrt bald zu“ „Die Omi wartet<br />
zu Hause“, etc. Wenn Sie dem Kind<br />
die Hand geben, ihm beim Marschieren<br />
eine spannende Geschichte erzählen,<br />
vielleicht sogar ein Spiel anregen:<br />
„Komm jetzt laufen wir ein bisschen“,<br />
„Mal sehen, wer zuerst bei der nächsten Laterne<br />
ist...“, wird es positiv motiviert, zu kooperieren.<br />
Sinnvoll ist es auch, wenn Sie sich schon vor dem<br />
Weggehen mit dem Kind ausmachen, ob es heute<br />
Zeit zum Bummeln und Entdecken gibt, oder nicht.<br />
Dann hat es sich innerlich auf die Notwendigkeit<br />
zügigen Marschierens eingestellt und es wird<br />
schneller reagieren, wenn es unterwegs daran<br />
erinnert wird.<br />
Wenn Ihr Kind Verständnis und Führung spürt,<br />
wird es sich Ihren Anliegen gegenüber kooperativ<br />
verhalten und einen Sinn für Disziplin entwickeln -<br />
gerade weil Sie ihm die nötigen Freiräume einräumen.<br />
Foto © Free-Photos | pixabay.com<br />
39 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
information & umwelt<br />
Ein Publikumsmagnet:<br />
Mamba-Nachwuchs<br />
UND AUCH SCHON BEI DEN GANZ KLEINEN GILT: ÄUSSERSTE VORSICHT –<br />
AUCH DIE JUNG-MAMBAS SIND BEREITS HOCHGIFTIG!<br />
Direktor Dr. Michael Mitic<br />
Geschäftsführung<br />
Haus des Meeres/Wien<br />
AQUA TERRA ZOO<br />
www.haus-des-meeres.at<br />
Unsere jungen Mambas sind nun<br />
fast ein halbes Jahr alt und schon<br />
ziemlich gewachsen. So war<br />
es an der Zeit, die knapp 70cm<br />
großen Schlangen vom kleinen Babyterrarium<br />
in ein größeres zu übersiedeln.<br />
Für das Elternterrarium sind die beiden<br />
aber noch zu klein, daher haben wir ein<br />
eigenes Zuhause nur für sie hergerichtet.<br />
Die jungen Schlangen sind natürlich<br />
genau so giftig wie ihre Eltern, was das<br />
Übersiedeln zur heiklen Angelegenheit<br />
macht. Noch dazu stand das Babyterrarium<br />
bei den Taipanen, den giftigsten<br />
Schlangen der Welt.<br />
Wir haben also zuerst die Taipane gefüttert<br />
und während diese ihre Mäuse im<br />
Maul hatten, sind die Mambas mit einem<br />
Spezialwerkzeug herausgefangen und<br />
übersiedelt worden. Es handelt sich dabei<br />
um eine Art Greifzange, die aber extra<br />
breit und mit weichen Gummiauflagen<br />
ausgeführt ist, um Verletzungen der Tiere<br />
zu vermeiden.<br />
Ca. 70cm lang sind die Jungtiere – und schon so gifti<br />
Sehr schnell haben sie angefangen, ihr<br />
neues Zuhause zu erkunden und sich<br />
bestens eingelebt.<br />
Für alle, die das Übersiedeln in einem<br />
kurzen Film sehen wollen, hier ein You-<br />
Tube Link:<br />
https://youtu.be/gN0wHUgoTq0<br />
Fotos © Haus des Meeres<br />
40 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
tipp<br />
Das Haus des Meeres braucht<br />
Ihre Hilfe!<br />
Die finanzielle Situation ist äußerst<br />
prekär, ob und in welcher Form es<br />
für unseren Zoo finanzielle Unterstützung<br />
geben wird, ist leider<br />
völlig ungewiss.<br />
Bitte unterstützen Sie, vielen Dank!<br />
g wie die Eltern<br />
Vorsichtig wurden die jungen Mambas mit einer speziell gepolsterten Greifzange<br />
übersiedelt<br />
41 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2021</strong>
UNSER WEB-KIOSK<br />
http://magazin.Lmzukunft.at<br />
Umfangreiches Archiv zur Nachlese<br />
BESUCHEN SIE UNS:<br />
www.facebook.com/lernen.mit.zukunft