Gsungen&Gspielt 02/2020

tirolervolksmusikverein
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RÜCKSICHTMAX ROSENZOPF– EIN LEBEN FÜR DIE STEIRISCHE HARMONIKADer weststeirische Volksmusiker, Musikschullehrer und Forscher Max Rosenzopf ist im 83.Lebensjahr Ende Jänner verstorben. Für viele HarmonikaspielerInnen war er ein großesVorbild und bis zuletzt musikalisch aktiv. Und: Er gilt landläufig als Erfinder der Griffschriftfür eines der wohl beliebtesten Volksmusikinstrumente unserer Zeit.Text: Eva Haslbeck (zwiefach/Ausgabe 02/2020), Peter Margreiteran – ich war noch nicht ganz 15 Jahrealt, habe ich dann sämtliche Berufegemacht. Hilfsarbeiter, Holzknecht,Wegmacher – da war alles dabei, wasso kam.“Vom Holzfäller zumHarmonikalehrerMax Rosenzopf in seinem Wohnzimmer in Köflach, April 2017 (Foto: Eva Haslbeck)Mit dem Schneewalzer hatalles begonnenAufgewachsen in der Weststeiermarkkam der kleine Maximilian früh mitMusik in Berührung. Besonders seineGroßmutter und sein Vater habenihn mit Volksmusik „infiziert“. Seinerstes Instrument war eine dreireihigeStrasser Harmonika. „Acht Jahre warich damals alt. Nun war die Frage: Wokann man lernen? Es hat bei uns einenBauern gegeben, der hat mir mit Achund Krach den Schneewalzer beigebracht,nach Gehör. Aber ich glaube,nur den ersten Teil“, erinnert sich MaxRosenzopf in einem Interview mit EvaHaslbeck für die Zeitschrift „zwiefach“.Wesentlich größere Fortschrittekonnte der junge Musikant dann durchden Besuch der Musikschule Voitsbergerzielen.„Es hat bei uns einen Bauerngegeben, der hat mir mitAch und Krach den Schneewalzerbeigebracht, nachGehör. Aber ich glaube, nurden ersten Teil.“Er lernte bereits in seiner HauptschulzeitSteirische Harmonika, Akkordeon,Knopfgriffakkordeon unddiatonische Handharmonika. Mit 14Jahren begann er eine Elektrikerlehre.Dieses Lehrverhältnis dauerte aber nurrund ein Dreivierteljahr. Max Rosenzopferinnerte sich: „Von dem MomentMit 17 Jahren wurde er dann alsVolksmusiklehrer in Ligist tätig. Erunterrichtete, lebte eine Zeit lang inBärnbach und ließ sich zuletzt in Köflachnieder, wo er in der Musikschuleverschiedene Volksmusikinstrumenteunterrichtete. Auch die klassischeMusik interessierte Max Rosenzopfzeitlebens. Nach seiner Familiengründungbegann er ein Fagottstudium ander Landesmusikschule, später an derMusikhochschule in Graz und wurdeaktives Mitglied bei verschiedenenBlasorchestern im Voitsberger Bezirkund im Steirischen Kammerorchester.Ein Notationssystem revolutioniertdas Harmonikaspiel1972 unterrichtete er erstmals bei einemHarmonikaseminar. Ab diesemZeitpunkt ließ ihn der Gedanke nichtmehr los eine Möglichkeit zu finden,um Volksmusikstücke für SteirischeHarmonika einfach notieren zu können.Er beschäftigte sich mit den verschiedenstenNotationssystemen undInstrumententypen: „Ich habe eineSammlung von über 20 verschiedenenGriffschriftarten, von der Lautenta-24G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 45. JAHRGANG | HEFT 02 | JUNI 2020

RÜCKSICHTbulatur aus dem 15. Jahrhundert bisheute. Ich hab dann versucht, das fürmich leichteste, verständlichste – dasHälbling-System – für die dreireihigeSteirische umzubauen. Im Prinzipwar das ähnlich wie beim Clubmodell,nur dass eben keine Halbtöne drinsind – also schon die, die wir in derDurtonleiter brauchen, aber eben keinezusätzlichen. Das System hab‘ ichdann erweitert. Erfunden habe ich garnichts, das habe ich auch nie behauptet“,so Rosenzopf, der damals abernicht nur Beifall für seine „Erfindung“ernten konnte. Es gab auch namhafteKritiker dieser Notationsart. „Manchefürchteten sogar eine Vertrottelungder Jugend, da sie nicht mehr richtigNotenlesen lernen würde“, erzählteRosenzopf. Heutzutage ist die Griffschriftnotationfür viele Harmonikafreundeaus dem alltäglichen Gebrauchnicht mehr wegzudenken.„Manche fürchteten sogareine Vertrottelung derJugend, da sie nicht mehrrichtig Notenlesen lernenwürde.“Der erste Entwurf: die „zusammengepickte“ Harmonikaschule als Skizze (Foto: Max Rosenzopf)Musikant und VorbildMax Rosenzopf war zeitlebens eingroßes Vorbild, wenn er mit seinenverschiedenen Musikgruppen oderaber auch als Solist auftrat. Sein unermüdlicherEinsatz für die alpenländischeVolksmusik ist unter anderemauch durch viele Auslandsfahrten aufSchallplatten- und Rundfunkaufnahmendokumentiert. Max Rosenzopfhat seine Steirische Harmonika invielen Lehrgängen landauf und landabden Leuten als ihr Volksmusikinstrumentwieder zurückgebracht. SeineSammlung – die vom SteirischenVolksliedwerk als äußerst wertvolleingeschätzt wird – und sein Wissenhat er dankenswerterweise nicht fürsich behalten. Rosenzopf gründetenach Erscheinen seiner „Spielanleitungfür die Steirische Harmonika“im Jahre 1976 einen Eigenverlag undveröffentlichte weit über 20 Hefte fürverschiedenste Volksmusikinstrumenteund -ensembles.Max Rosenzopf (Mitte) mit dem Altsteirer Trio (Foto: Max Rosenzopf)Max Rosenzopf war außerdem langjährigerJuror beim AlpenländischenVolksmusikwettbewerb in Innsbruck.G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 45. JAHRGANG | HEFT 02 | JUNI 2020 25

RÜCKSICHT

MAX ROSENZOPF

– EIN LEBEN FÜR DIE STEIRISCHE HARMONIKA

Der weststeirische Volksmusiker, Musikschullehrer und Forscher Max Rosenzopf ist im 83.

Lebensjahr Ende Jänner verstorben. Für viele HarmonikaspielerInnen war er ein großes

Vorbild und bis zuletzt musikalisch aktiv. Und: Er gilt landläufig als Erfinder der Griffschrift

für eines der wohl beliebtesten Volksmusikinstrumente unserer Zeit.

Text: Eva Haslbeck (zwiefach/Ausgabe 02/2020), Peter Margreiter

an – ich war noch nicht ganz 15 Jahre

alt, habe ich dann sämtliche Berufe

gemacht. Hilfsarbeiter, Holzknecht,

Wegmacher – da war alles dabei, was

so kam.“

Vom Holzfäller zum

Harmonikalehrer

Max Rosenzopf in seinem Wohnzimmer in Köflach, April 2017 (Foto: Eva Haslbeck)

Mit dem Schneewalzer hat

alles begonnen

Aufgewachsen in der Weststeiermark

kam der kleine Maximilian früh mit

Musik in Berührung. Besonders seine

Großmutter und sein Vater haben

ihn mit Volksmusik „infiziert“. Sein

erstes Instrument war eine dreireihige

Strasser Harmonika. „Acht Jahre war

ich damals alt. Nun war die Frage: Wo

kann man lernen? Es hat bei uns einen

Bauern gegeben, der hat mir mit Ach

und Krach den Schneewalzer beigebracht,

nach Gehör. Aber ich glaube,

nur den ersten Teil“, erinnert sich Max

Rosenzopf in einem Interview mit Eva

Haslbeck für die Zeitschrift „zwiefach“.

Wesentlich größere Fortschritte

konnte der junge Musikant dann durch

den Besuch der Musikschule Voitsberg

erzielen.

„Es hat bei uns einen Bauern

gegeben, der hat mir mit

Ach und Krach den Schneewalzer

beigebracht, nach

Gehör. Aber ich glaube, nur

den ersten Teil.“

Er lernte bereits in seiner Hauptschulzeit

Steirische Harmonika, Akkordeon,

Knopfgriffakkordeon und

diatonische Handharmonika. Mit 14

Jahren begann er eine Elektrikerlehre.

Dieses Lehrverhältnis dauerte aber nur

rund ein Dreivierteljahr. Max Rosenzopf

erinnerte sich: „Von dem Moment

Mit 17 Jahren wurde er dann als

Volksmusiklehrer in Ligist tätig. Er

unterrichtete, lebte eine Zeit lang in

Bärnbach und ließ sich zuletzt in Köflach

nieder, wo er in der Musikschule

verschiedene Volksmusikinstrumente

unterrichtete. Auch die klassische

Musik interessierte Max Rosenzopf

zeitlebens. Nach seiner Familiengründung

begann er ein Fagottstudium an

der Landesmusikschule, später an der

Musikhochschule in Graz und wurde

aktives Mitglied bei verschiedenen

Blasorchestern im Voitsberger Bezirk

und im Steirischen Kammerorchester.

Ein Notationssystem revolutioniert

das Harmonikaspiel

1972 unterrichtete er erstmals bei einem

Harmonikaseminar. Ab diesem

Zeitpunkt ließ ihn der Gedanke nicht

mehr los eine Möglichkeit zu finden,

um Volksmusikstücke für Steirische

Harmonika einfach notieren zu können.

Er beschäftigte sich mit den verschiedensten

Notationssystemen und

Instrumententypen: „Ich habe eine

Sammlung von über 20 verschiedenen

Griffschriftarten, von der Lautenta-

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