fotomagazin_2021_04
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fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong> Geheimtipp L-System ● Software: Bildverwaltung ● Reportage: Blinde Fotografen ● Objektivschule: Superteles ● Photographica sammeln ● Extra-Heft: Bildpräsentation<br />
Österreich 8,20 €, Schweiz 12 sfr, Benelux 8,40 €, Italien 9,90 €, Spanien 9,90 €, Finnland 10,70 €, Tschechien 280 kc, Slowakische Republik 9,90 €, Slowenien 9,90 €, Dänemark 79,95 dkr<br />
FOTOKOMPETENZ SEIT 1949<br />
CANON EOS<br />
M50 MARK II<br />
Das kann die neue<br />
Vlogger-Kamera<br />
BILDVERWALTUNG<br />
DIE BESTE SOFTWARE<br />
Endlich Ordnung im eigenen<br />
Fotoarchiv<br />
OBJEKTIVSCHULE<br />
SUPERTELES<br />
Features, Einsatzbereich<br />
und Wirkung<br />
PHOTOGRAPHICA<br />
KAMERAS SAMMELN<br />
Tipps für Schnäppchenjäger<br />
GEHEIMTIPP L-SYSTEM<br />
Was Leica, Panasonic und Sigma besser machen.<br />
Alle Kameras im Test. Plus: große Objektivübersicht<br />
Nr. 4 APRIL <strong>2021</strong> | € 7,50<br />
BONUS<br />
EXTRA-HEFT<br />
BILD-<br />
PRÄSENTATION<br />
So wirken Ihre Fotos<br />
optimal an der Wand
www.sigma-foto.de
EDITORIAL<br />
KAMERAMARKT<br />
VOR DER WENDE?<br />
Wann haben Sie Ihre letzte Kamera gekauft? Rein statistisch könnte<br />
das schon eine Weile her sein, denn die Verkaufszahlen sind<br />
seit rund zehn Jahren rückläufig. Der Verband der japanischen<br />
Kameraindustrie (CIPA) führt seit 1999 penibel Buch. Den Einbruch 2011<br />
konnte man noch als Folge des Erdbebens in Japan und der Flut in Thailand<br />
sehen, unter denen neben Menschen auch die Produktion gelitten hat und<br />
Markteinführungen verschoben werden mussten. Dass sich der Markt 2012<br />
nicht erholt hat, zeigt, dass es andere Ursachen gibt. Neben den naheliegenden<br />
Smartphones ist dies vor allem die Tatsache, dass sich das Innovationstempo<br />
verlangsamt hat. Wäre da nicht der Umstieg von der Spiegelreflex zur<br />
spiegellosen Technik, der Neukäufe angeregt hat, würden die Verkaufszahlen<br />
sicher noch deutlich niedriger ausfallen. Wenig überraschend war 2020 ein<br />
weiterer kräftiger Rückgang zu verzeichnen (mehr als 40 % gegenüber dem<br />
Vorjahr, siehe Seite 66). Ausgefallene Reisen oder große Veranstaltungen<br />
reduzieren offensichtlich den Bedarf an neuem Kameraequipment.<br />
Aufgeschoben muss aber nicht aufgehoben sein und so zeigte sich gegen<br />
Ende 2020 bereits eine Annäherung an die Verkaufszahlen des Vorjahrs. Für<br />
<strong>2021</strong> erhofft sich die CIPA sogar erstmals seit über zehn Jahren ein Wachstum.<br />
Sollten wir die Pandemie im Laufe des Jahres überwinden, könnte die<br />
Hoffnung berechtigt sein. Für einen nachhaltigen Aufschwung müssten die<br />
Kamerahersteller wohl wieder mehr Innovationen bringen, die inhaltlich<br />
und preislich auch die breite Masse ansprechen. Die Zielgruppe, die sehnsüchtig<br />
auf 8K-Video oder Serienbilder mit 50 Megapixeln und 30 Bildern/s<br />
wartet und dafür bereit ist, deutlich über 4000 Euro auszugeben, dürfte<br />
jedenfalls eher klein sein. Bedarf an sinnvollen Innovationen gibt es durchaus,<br />
wie unsere Kameratests immer wieder zeigen. Eine echte Bremse ist aus<br />
meiner Sicht zurzeit die zu geringe Objektivauswahl für die neuen Systeme<br />
von Canon und Nikon. Auch das könnte sich <strong>2021</strong> ändern, falls Sigma und<br />
Tamron Objektive für RF und Z bringen. Vielleicht wird <strong>2021</strong> dann noch ein<br />
richtig gutes Kamerajahr!<br />
Andreas Jordan,<br />
Leitender Redakteur Ressort Test & Technik<br />
andreas.jordan@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
Unser Dankeschön für treue Leser!<br />
Monatlich verlosen wir an dieser Stelle<br />
einen aktuellen Bildband unter den<br />
Lesern, die fotoMAGAZIN seit mehr als<br />
zwei Jahren abonniert haben. Als kleine<br />
Geste, dass wir Ihre Treue zu schätzen<br />
wissen! Eckart P. aus Freiburg, unser<br />
Gewinner in diesem Heft, erhält von uns<br />
das Fotobuch „Out of Place“ von Bas<br />
Losekoot.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
3
BILD <br />
Galerie Shai Apeloig, Shaun Muramatsu;<br />
Azim Khan Ronnie; Peter Mager..................6<br />
Fotoszene Travel Photographer of the<br />
Year; RAY, Trumps Medaille & Zollners<br />
Zeilen............................................................... 12<br />
Reportage Blinde Fotografen. Wie Blinde<br />
in ihren Bildern die Welt visualisieren...... 18<br />
Interview Harry Borden über sein Projekt<br />
„Single Dads“................................................ 24<br />
Portfolio Paris aus der Luft: Spektakuläre<br />
Aerials von Jeffrey Milstein........................ 26<br />
Lesergalerie Ihre besten Tierportraits.... 32<br />
PRAXIS <br />
Praxisforum Tipps zu Aufnahmepraxis,<br />
Lightroom, Make-up, Immer wieder Sonntag,<br />
App des Monats, Termine, Buchtipp:<br />
Das Herz der Fotografie ............................ 34<br />
Bildbearbeitung Cross-Entwicklung am<br />
Rechner.......................................................... 38<br />
Aktfotografie Variantenreiche Bilder im<br />
Doppelzimmer.............................................. 40<br />
Fotorecht Der Model-Vertrag als<br />
Stolperfalle.................................................... 44<br />
Bildverwaltung So organisieren und<br />
sichern Sie Ihre digitalen Fotos................ 46<br />
Fotoschule Architektur. Profi-Tipps von<br />
HG Esch ......................................................... 52<br />
Objektivschule Die Superteles – Motive,<br />
Stärken, Schwächen, Ausstattung............ 60<br />
SERVICE<br />
Redaktionsanschrift<br />
fotoMAGAZIN<br />
Jürgen-Töpfer-Straße 48<br />
22763 Hamburg<br />
www.fotoMAGAZIN.de<br />
facebook.com/<strong>fotomagazin</strong><br />
Instagram: @<strong>fotomagazin</strong>_de<br />
INHALT<br />
APRIL <strong>2021</strong><br />
Test & Technik<br />
Telefon: <strong>04</strong>0/389 06-171<br />
technik@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
Praxis<br />
Telefon: <strong>04</strong>0/389 06-171<br />
praxis@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
TECHNIK <br />
Technikforum Jahreszahlen des Kameraund<br />
Objektivmarkts, Preis-Tracker, Warnkes<br />
Kolumne, Pro & Contra, Canon<br />
EOS M50 Mark II und PowerShot Pick,<br />
Nikon Z 6II Movie-Kit, Objektive von<br />
Leica, Laowa und Panasonic..................... 66<br />
Das L-System Test der neuen Leica SL2-S<br />
und Vergleich mit den Vollformat-Spiegellosen<br />
des Systems von Leica, Panasonic<br />
und Sigma. Plus: Objektivübersicht..........74<br />
Test Blitzgeräte Kräftige Systemblitzgeräte<br />
mit rundem Kopf von Godox,<br />
Jinbei und Profoto im Vergleich............... 84<br />
Photographica Die spannendsten<br />
Sammelgebiete und Tipps für den<br />
Aufbau der eigenen Sammlung................ 88<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial...........................................................3<br />
Bücher/Instagram......................................16<br />
Vorschau/Impressum..............................96<br />
f-Stop: Sarker Protick..............................98<br />
Bild & Fotoszene<br />
Telefon: <strong>04</strong>0/389 06-172<br />
bild@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
Leserbriefe<br />
leserbriefe@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
TITELFOTO<br />
Unser Titelmotiv hat Irene Becker<br />
fotografiert und dafür eine Würdigung<br />
der Jury in der Wettbewerbskategorie<br />
„Solitude“ bei den Travel<br />
Photographer of the Year-Awards<br />
2020 erhalten. Weitere herausragende<br />
TPOTY-Fotos finden Sie auf<br />
den Seiten 8/9 und 12/13.<br />
Heft im Heft<br />
Special Bildpräsentation<br />
So machen Sie mehr aus Ihren besten<br />
Bildern: In dieser Ausgabe finden<br />
Sie ein 32-seitiges Sonderheft<br />
mit fM-Wissen zu Prints, Passepartouts<br />
und der besten Präsentation<br />
Ihrer Fotos. Sollte es nicht vorhanden<br />
sein, wenden Sie sich bitte an<br />
die fotoMAGAZIN-Redaktion.<br />
FOTO: © IRENE BECKER/ TPOTY 2020<br />
Abo-Service & Einzelheftbestellung: Telefon: <strong>04</strong>0/389 06-880 • Fax: <strong>04</strong>0/389 06-885 • abo@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
4 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
BILD<br />
PARIS AUS<br />
DER LUFT<br />
So haben Sie Paris noch nie<br />
gesehen! Jeffrey Milstein<br />
fotografierte die Stadt aus<br />
dem Helikopter. Ab Seite 26<br />
FOTO: © LEICA<br />
FOTO: © JEFFREY MILSTEIN<br />
FOTO: © GETTY IMAGES<br />
PRAXIS<br />
BILD-<br />
VERWALTUNG<br />
Die richtige Strategie und<br />
die passende Software<br />
helfen dabei, das eigene<br />
Bildarchiv zu organisieren<br />
und zu sichern.<br />
Ab Seite 46<br />
KAMERATEST<br />
DAS L-SYSTEM<br />
Wie schlagen sich die Leica SL2 und SL2-S im<br />
Vergleich zu den anderen Vollformatkameras des<br />
L-Systems von Panasonic und Sigma?<br />
Plus: Objektivübersicht.<br />
Ab Seite 74<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
5
BILD GALERIE<br />
SONY WORLD PHOTOGRAPHY AWARDS<br />
KULTURLANDSCHAFT<br />
Landschaftsfotografie muss nicht immer gleichbedeutend<br />
mit Sonnenuntergangs-Romantik oder winterlichen<br />
Nebelschwaden-Impressionen sein. Innovative Bildermacher<br />
wie der Schwede Shai Apeloig und der Japaner<br />
Shaun Muramatsu produzieren beispielsweise innovative<br />
Kunstlandschaften voller Poesie und Symbolkraft.<br />
Beide belegen nun Top-Platzierungen bei der National<br />
Awards den Sony World Photography Awards <strong>2021</strong>.<br />
Weitere Siegerbilder der SWPA-National Awards finden<br />
Sie unter: www.worldphoto.org<br />
Shai Apeloig ist der Gewinner des National<br />
Awards in Schweden. Sein Siegerbild<br />
zeigt ein Composing aus mehreren<br />
Aufnahmen einer oxidierten Eisenkugel.<br />
FOTO: © SHAI APELOIG/ <strong>2021</strong> SONY WORLD PHOTOGRAPHY AWARDS<br />
6 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
FOTO: © S. MURAMATSU/ <strong>2021</strong> SONY WORLD PHOTOGRAPHY AWARDS<br />
3. Platz in der Kategorie „National<br />
Award“ in Japan: Shaun Muramatsu.<br />
Sein Wolkenbild mit verschiedenen<br />
Landschaftstypen soll symbolhaft für<br />
„Fruchtbarkeit“ stehen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
7
BILD GALERIE<br />
AZIM KHAN RONNIE<br />
STUNDE DES<br />
GEBETS<br />
Die Bait-ul Mokarram-Moschee in Bangladeshs<br />
Haupstadt Dhaka ist eine der größten<br />
der Welt. Tausende gläubige Moslems<br />
versammeln sich hier auf mehreren Etagen<br />
zum Gebet. Azim Khan Ronnie arbeitet als<br />
Kameramann bei einem Nachrichtensender<br />
in Bangladesh. Sein geschulter Blick für<br />
eine ausgewogene Komposition war bei<br />
diesem Schnappschuss aus dem Inneren<br />
der Moschee hilfreich. Ronnie komponierte<br />
die Szene streng symmetrisch und gewann<br />
mit seiner Aufnahme jetzt die Kategorie<br />
„iTravelled“ beim Londoner Travel Photographer<br />
of the Year-Contest 2020.<br />
Weitere TPOTY-Wettbewerbsbilder<br />
finden Sie auf den Seiten 12/13.<br />
FOTO: © AZIM KHAN RONNIE/ TPOTY 2020<br />
8 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
9
BILD GALERIE<br />
Weitere Gewinnerbilder<br />
zum Leserwettbewerb auf<br />
Seite 32/33.<br />
FOTO: © PETER MAGER<br />
FLEXIBLE MAUS-TAKTIK<br />
Einfallsreich waren beide: die Maus und der Fotograf. Peter Mager<br />
zersägte einen toten Ast, fixierte an den Enden dünne Rohre und<br />
steckte sie im Schrebergarten in die Erde. Und zwar so, dass die<br />
Nager auf einer Seite hochkamen, auf der anderen, wo die Nuss lag,<br />
nicht. Eine Lichtschranke löste die Kamera aus, die der Elektriker mit<br />
Blitzen und extra Spannungsversorgung in einem selbst gebauten<br />
Kasten installiert hatte. Der Plan war, eine Maus nachts im Sprung zu<br />
erwischen. Dass sie es mit einem Spagat versuchte, war schlicht Fotografenglück.<br />
Mit dieser Aufnahme belegte Peter Mager den ersten<br />
Platz im Leserwettbewerb zum Thema „Hund, Katze, Maus ...“.<br />
10 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
ConceptD 7 Ezel Pro<br />
A NEW TWIST ON CREATION<br />
Bis zu Intel ® Xeon ® W Prozessor<br />
Windows 10 Professional 64 Bit<br />
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BILD FORUM<br />
FOTOS, ÜBER DIE MAN SPRICHT<br />
TRAVEL PHOTOGRAPHER<br />
OF THE YEAR 2020<br />
Reisefotografie in einem Jahr der Pandemie: Ist das<br />
möglich? Natürlich gab es 2020 keinen permanente<br />
Lockdown und so haben nicht nur die Professionals bei<br />
dem internationalen Travel Photographer of the Year-<br />
Contest erneut viele exzellente Beiträge eingereicht.<br />
fotoMAGAZIN war Ende 2020 wieder in der Wettbewerbsjury<br />
vertreten. Hier zeigen wir Ihnen unsere<br />
Favoriten. Weitere Siegerfotos unter: www.tpoty.com<br />
FOTO: © PETER WARMSLEY/ TPOTY 2020<br />
PETER WARMSLEY<br />
Gewinner der Kategorie<br />
„Colours of Life“ (Einzelbild)<br />
Der Brite Peter Warmsley machte<br />
diese Aufnahme eines Blumenmarktes<br />
in Bengaluru (Indien) aus<br />
dem Fenster eines Gebäudes.<br />
Von dort konnte er das hektische<br />
Marktgeschehen unter ihm in Ruhe<br />
beobachten. Neben der Farbenpracht<br />
dieser Aufnahme überzeugt<br />
hier die Gegenüberstellung der Bewegungsunschärfe<br />
der wuselnden<br />
Menschen und der auf Kundschaft<br />
wartenden Händler mit ihren Blumenkörben.<br />
MOUNEB TAIM<br />
Gewinner der Kategorie<br />
„People of the World“<br />
Der heute in der Türkei<br />
lebende Syrer wurde bereits<br />
als Teenager Fotojournalist<br />
und dokumentierte 2014-<br />
2020 den Alltag und das<br />
Elend in den heftig umkämpften<br />
Gebieten seiner<br />
Heimat. Seine Auszeichnung<br />
bei TPOTY erscheint<br />
besonders wichtig, da seine<br />
Bilder uns auf einen Teil der<br />
Welt aufmerksam machen, in<br />
der das Leben zum täglichen<br />
Überlebenskampf wird.<br />
FOTO: © MOUNEB TAIM/ TPOTY 2020<br />
12 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
FOTO: © JOSHUA HOLKO/ TPOTY 2020<br />
JOSHUA HOLKO<br />
Besondere Erwähnung in der Kategorie<br />
„Nature, Sealife, Wildlife“.<br />
Furchtlos und sich völlig der Aufmerksamkeit des<br />
australischen Naturfotografen bewusst, beobachtet<br />
der Manul, (auch Pallaskatze genannt) in der<br />
mongolischen Steppe den australischen Fotografen.<br />
In seinem dicken Winterpelz wirkt das Tier<br />
kugelrund und wie die Figur aus einer märchenhaften<br />
Erzählung von Lewis Carroll.<br />
VLADIMIR ALEKSEEV<br />
Travel Photographer of<br />
the Year 2020<br />
Der Fotograf des Jahres<br />
stammt aus Russland und<br />
ist ein echtes Multitalent.<br />
Vladimir Alekseev arbeitet als<br />
Journalist, Verleger und Chefredakteur<br />
einer der großen<br />
Zeitschriften seiner Heimat.<br />
Er hat über 50 Fotoexpeditionen<br />
in die entlegendsten<br />
Winkel der Welt organisiert<br />
und seine Bilder international<br />
in einigen der besten<br />
Reisemagazine veröffentlicht.<br />
Seine Aufnahme (rechts)<br />
stammt von der russischen<br />
Yamal-Halbinsel und zeigt<br />
einen kindlichen Rentierschlitten-Lenker.<br />
FOTO: © VLADIMIR ALEKSEEV/ TPOTY 2020<br />
FOTO: ©ALESSANDRO CARBONI/ TPOTY 2020<br />
ALESSANDRO CARBONI<br />
Gewinner der Kategorie<br />
„Landscape & Earth<br />
Elements“<br />
Schneesturm auf Sardinien. Der<br />
Italiener Allessandro Carboni<br />
fotografiert, wie Schneeflocken<br />
durch die Olivenhaine und die<br />
Vegetation seiner Insel wirbeln<br />
und findet dabei Bilder, auf<br />
denen der Schnee wie pointilistisch<br />
in die Landschaft getupft<br />
erscheint. Wunderbare Winterimpressionen<br />
der Natur auf der<br />
Urlaubsinsel.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
13
BILD FORUM<br />
FESTIVAL<br />
IDEOLOGISCH<br />
BEI „RAY“<br />
Während die Corona-Pandemie zu<br />
Jahresbeginn Festivalplanungen in<br />
Deutschland noch immer auf wackelige<br />
Beine stellt, laufen die Vorbereitungen<br />
für RAY <strong>2021</strong>, die Internationale Triennale<br />
für künstlerische Fotografie und<br />
verwandte Medien mit Projekten im<br />
Raum Frankfurt/RheinMain bereits auf<br />
Hochtouren. Vom 3. Juni bis zum 12.<br />
September <strong>2021</strong> sollen unter dem Motto<br />
„Ideologien“ Kunstwerke im Mittelpunkt<br />
FOTO: © YVES SAMBU<br />
stehen, die uns Kontext und Entstehung<br />
hinterfragen lassen und an etwa einem<br />
Dutzend Ausstellungsorten zu einer kritischen<br />
Bildrezeption anregen.<br />
Bild von Yves Sambu<br />
aus der Ausstellung<br />
„Vanitas Project<br />
2010-2017 im Frankfurter<br />
Museum für<br />
angewandte Kunst.<br />
<br />
UP<br />
FOTOSCHATZ AUF DEM DACHBODEN<br />
Ein US-Anwalt hat im Dezember 2020 in<br />
einer versteckten, zugemauerten Kammer<br />
auf einem Dachboden in Genova (New York)<br />
einen Fotofund mit einem Schätzwert von<br />
100.000 Dollar gemacht. Unter den Fotos<br />
von James Ellery Hale befinden sich u. a.<br />
frühe Portraits amerikanischer Suffragetten.<br />
CLICKBAITING<br />
Ein neues Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofes<br />
setzt dem sogenannten Clickbaiting<br />
Grenzen, bei dem mit Fotos Prominenter<br />
und irreführenden Begleittexten Aufmerksamkeit<br />
erheischt wird. Gegen den Bauer-Verlag<br />
hatte nach einem Facebook-Post der TV-Moderator<br />
Günter Jauch geklagt.<br />
DOWN<br />
<br />
KOLUMNE: ZOLLNERS ZEILEN<br />
ECHTE TYPEN<br />
Mitte Januar hat uns die Bildagentur<br />
Shutterstock mitgeteilt,<br />
„authentische Portraits“ seien laut<br />
einer Analyse von Bildsuchfragen<br />
auf ihrer Internetplattform einer der<br />
„Kreativtrends des Jahres“. Völlig<br />
überraschend kommt diese Sehnsucht<br />
nach echten Typen freilich<br />
nicht. Die digitale Welt produziert<br />
und pusht heute Fakes am laufenden<br />
Band. Gerade der Bilderkosmos von<br />
Instagram verführt Legionen egomaner<br />
Selbstinszenierer dazu, perfekte<br />
Lifestyle-Momente für die Kamera zu<br />
inszenieren und den hohlen Influencer-Alltag<br />
zu überhöhen. Wir werden<br />
berieselt mit einer Barbie-Bilderwelt<br />
voller Bodybuilding-Figuren, Traumlocations<br />
und einer Idee von täglich<br />
Speis und Trank, die Spitzenköche<br />
und Food-Stylisten voraussetzt. Je<br />
mehr dieser Fake-Fotos wir jedoch<br />
präsentiert bekommen, desto mehr<br />
wächst in uns der Wunsch nach<br />
authentischen Charakteren, die auf<br />
Dummschwätzerei<br />
und kindische Angeber-Posts<br />
verzichten.<br />
Ähnliche Entwicklungen<br />
sind bei Filmclips auf YouTube noch<br />
viel auffälliger. Mit müden Floskeln<br />
und stocksteifem Verhalten begeistert<br />
heute keiner mehr. Ob Model<br />
oder Moderator: Was heute zählt,<br />
sind echte, glaubwürdige Gesten,<br />
Menschen, die ihr Herz auf der<br />
Zunge tragen und glaubwürdig<br />
Emotionen zeigen. Schlechte Laune<br />
und freakige Flipperei wird dabei<br />
eher verziehen, als schizophrenes<br />
Sozialverhalten, das zwischen dem<br />
sonstigen Alltag und dem Benehmen<br />
vor der Kamera einen temporären<br />
Persönlichkeitswechsel verlangt.<br />
Tatsächlich kommt es allerdings zum<br />
Aufeinaderprallen zweier Trends:<br />
Der Drang nach einer Perfektionierung<br />
von individueller Schönheit<br />
und der Sehnsucht nach Menschen<br />
mit echtem Charisma.<br />
14 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
FOTO: © JUSTIN QUINNELL<br />
»Ich bin sicher, dass viele sehr<br />
erbost darüber waren, dass ich<br />
die Medaille angenommen habe.<br />
Aber das ist mein Leben.«<br />
Der Fotograf Nick Ut nach der Verleihung der National Medal of Art in Newsweek<br />
AUSZEICHNUNG<br />
TRUMPS MADAILLE<br />
Nick Ut ist ohne Zweifel aller Ehren wert. Er hatte die in den USA renommierte<br />
National Medal of Arts seit Jahrzehnten verdient. Nun hat der international<br />
bekannte Fotojournalist diese Würdigung für sein fotografisches Lebenswerk am<br />
13. Januar, in den letzten Tagen von Donald Trumps Amtszeit vom scheidenden<br />
US-Präsidenten überreicht bekommen. Der Termin lag unmittelbar nach dem<br />
Kapitol-Sturm des Pöbels in Washington, weshalb sich der AP-Fotograf veranlasst<br />
sah, sich öffentlich zu rechtfertigen, warum er Trumps Medaille angenommen hat.<br />
Freunde hatten dem Mann, der die 1972 in Vietnam die Fotoikone des „Napalm<br />
Girls“ aufgenommen hat, geraten, die Auszeichnung abzulehnen. Erwartungsgemäß<br />
gab es nach der Preisverleihung gespaltene Reaktionen in den Medien. Der<br />
Trainer eines Football-Teams, der an diesem Tag ebenfalls geehrt werden sollte,<br />
hatte seinen Termin kurzfristig abgesagt.<br />
LOCHKAMERAS<br />
PINHOLE-PARADIES<br />
In der Vergangenheit bastelte er seine Lochkameras aus alten Bierdosen und konstruierte<br />
eine funktionierende Mini-Knipse, mit der er den Zahnarztbesuch aus<br />
dem Inneren seines Mundraumes fotografierte. Nun hat der Brite Justin Quinnell<br />
eine neue Website vorgestellt, die den Freunden der Pinhole-Fotografie bei ihren<br />
Recherchen seinen Erfahrungsschatz der letzten drei Jahrzehnte zur Verfügung<br />
stellt. Unter www.pinholephotography.org finden sich kostenlose Bauanleitungen für<br />
Lochkameras und Tipps für die Arbeit mit alten Aufnahmetechniken.<br />
„Prinz der zeitgenössischen<br />
Pinhole-<br />
Fotografie“: Justin<br />
Quinnell hat eine<br />
Website für alle<br />
aufgebaut, die<br />
Lochkameras selbst<br />
bauen möchten.<br />
KURZ BELICHTET <br />
TOD EINES SAMMLERS<br />
Der amerikanische Fotosammler und<br />
ehemalige Galerist Daniel Wolf ist<br />
am 25. Januar <strong>2021</strong> verstorben. Wolf<br />
hatte Mitte der 1970er-Jahre in New<br />
York eine Fotogalerie eröffnet und<br />
war Mitbegründer der AIPAD-Fotokunstmesse.<br />
Er hat entscheidend<br />
zum Aufbau einer Fotosammlung<br />
des Getty Museums in Los Angeles<br />
beigetragen – einer der bedeutendsten<br />
Fotokollektionen der Welt.<br />
NEUE APERTURE-DIREKTORIN<br />
Sarah Meister übernimmt die Leitung<br />
der New Yorker Aperture-Stiftung.<br />
Die 49-Jährige war zuletzt Foto-<br />
Kuratorin am New Yorker Museum of<br />
Modern Art. Bei der Nonprofit-Organisation<br />
ersetzt sie nun Chris Boot,<br />
den es zurück in seine britische<br />
Heimat zieht. Die Aperture Foundation<br />
widmet sich der Förderung<br />
der Fotokunst, verlegt Bücher und<br />
Zeitschriften und organisiert auch<br />
Ausstellungen.<br />
BERNIES FÄUSTLINGE<br />
Der Auftritt des ehemaligen US-<br />
Präsidentschaftskandidaten Bernie<br />
Sanders bei den Feierlichkeiten zu<br />
Joseph Bidens Amtsübernahme hat<br />
Kultstatus erlangt. Nachdem der<br />
Agence France Presse-Fotograf<br />
Brendan Smialowski den Politiker<br />
mit Woll-Fäustlingen im Publikum<br />
sitzend portraitierte, wurde sein<br />
Portait im Anti-Establishment-Look<br />
schnell zur trendigen Meme. Tausende<br />
Fotografen fügten Bernie in ihre<br />
Fotos als entspannten<br />
Zaungast ein und<br />
posteten ihre Composings<br />
im<br />
Web.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
15
BILD FORUM<br />
BÜCHER<br />
BILDBAND<br />
DES MONATS<br />
BAS LOSEKOOT<br />
Out of Place<br />
24 x 29 cm, 144 Seiten,<br />
59 farbige Abb.,<br />
Kehrer Verlag, 45 Euro<br />
<br />
Kurzzeit-Begegnungen in den Transitzonen<br />
der modernen Megacitys. Der<br />
niederländische Fotokünstler beleuchtet<br />
mit professioneller Studiotechnik wie an<br />
einem Filmset das hektische Alltagstreiben<br />
auf den Gehsteigen von New York,<br />
São Paulo, Seoul, Mumbai, Hongkong,<br />
London, Lagos, Istanbul und Mexiko Stadt.<br />
Seine Momentaufnahmen der Passanten<br />
erzählen uns mehr über einen alles verbindenden<br />
Drifterzustand dieser Großstadtbewohner<br />
als über nationale Unterschiede.<br />
„Meine Fotos sind eine Einladung, mit<br />
Fremden intim zu werden“, erzählte uns<br />
Bas Losekoot 2017 während der Vorbereitungen<br />
dieses empfehlenswerten Bildbandes.<br />
Auf der Bühne der Straße, neben<br />
den Bürotürmen des Turbo-Kapitalismus,<br />
schreiten diese Passanten schnellen Schrittes,<br />
mit oft völlig entleerten, abwesenden<br />
Blicken ihrem Ziel entgegen.<br />
Bei diesem von dem Designer Teun van<br />
der Heijden dicht und klug komponierten<br />
Bildband begeistert uns die beeindruckend<br />
komprimierte Langzeitstudie der Condition<br />
humaine auf den hektischen Laufpfaden<br />
dicht besiedelter globaler Zentren.<br />
Ein hyperreal fotografiertes Lehrstück über<br />
die Vereinzelung des Menschen inmitten<br />
der vermeintlich „kultivierten“ Masse!<br />
FOTO: © NACHLASS HELMAR LERSKI/MUSEUM FOLKWANG, ESSEN<br />
AUSSTELLUNG<br />
DIE MACHT DES GESICHTS<br />
Ausdruckstarke<br />
Studie aus Helmar<br />
Lerskis „Verwandlungen<br />
durch Licht“<br />
(1935-1936).<br />
Die Wiener Albertina zeigt bis zum 24. Mai <strong>2021</strong> deutsche Fotoportraits<br />
der Zwischenkriegszeit. In der Ausstellung „Faces. Die Macht des Gesichts“<br />
wird deutlich, welche prägende Innovationskraft von deutschen Bildermachern<br />
in den 1920er- und 1930er-Jahren ausgegangen ist. Das Museum zeigt,<br />
wie Fotografen wie Helmar Lerski, Germaine Krull, August Sander und ihre<br />
Zeitgenossen die Idee dessen, was in einem Portrait zum Ausdruck kommt<br />
(und wie dies ästhetisch umgesetzt wird) radikal verändert haben. Ein neues,<br />
oft emanzipiertes Verständnis des Individuums verbunden mit einer avantgardistschen<br />
Ausdrucksform!<br />
INSTAGRAM<br />
3 TIPPS FÜR<br />
BILDER-SURFER<br />
@henryleutwyler<br />
@danwintersphoto<br />
Besuchen Sie uns<br />
@<strong>fotomagazin</strong>_de<br />
@photoespana_<br />
FOTO: © BAS LOSEKOOT<br />
New Yorker Straßenszene aus dem Bildband<br />
„Out of Place“.<br />
9777 Beiträge<br />
33,4k Abonnenten<br />
1446 Abonniert<br />
Den gebürtigen Schweizer<br />
zog es über Paris nach<br />
New York. Von dort hat<br />
er fast alle Magazine von<br />
Rang und Namen beliefert.<br />
Seine Bilder bei Instagram<br />
zelebrieren die VIPs<br />
ebenso in nie kaputt retuschierter<br />
Eleganz wie die<br />
Ästhetik eines Produktes.<br />
835 Beiträge<br />
88k Abonnenten<br />
741 Abonniert<br />
Celebrity-Portraitfotografie<br />
auf höchstem Level. Der<br />
Amerikaner hat nach seiner<br />
Ausbildung als Dokumentarfilmer<br />
in München eine<br />
steile Karriere in New York<br />
als gefragter Fotograf und<br />
Künstler gemacht. Gute<br />
Einblicke in sein Können<br />
liefert er hier regelmäßig.<br />
2477 Beiträge<br />
88,5k Abonnenten<br />
730 Abonniert<br />
Der IG-Account des eindeutig<br />
besten Fotofestivals<br />
in Spanien. Entsprechend<br />
zu der herausragenden<br />
Fotografie, die bei den<br />
Ausstellungen in Madrid<br />
gezeigt werden, finden wir<br />
hier Fotokunst auf musealem<br />
Level – leider nur mit<br />
spanischen Begleittexten.<br />
16 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Micha Pawlitzki<br />
Profifotograf und CEWE Kunde<br />
Beeindruckend.<br />
Wenn sich großartige Momente begegnen, werden<br />
sie zu einer einzigartigen Geschichte. Und die können<br />
Sie immer wieder erleben. In Ihrem CEWE FOTOBUCH.<br />
„Best Photo Print<br />
Service Worldwide“<br />
Vierfacher Gewinner<br />
des TIPA-Awards<br />
2008 / 2018 / 2019/ 2020<br />
cewe.de
BILD REPORTAGE<br />
FOTO: © MARY HARTWIG / FOTOSTUDIO FÜR BLINDE FOTOGRAF*INNEN<br />
Mary Hartwigs Bild „Der Schrei“<br />
wurde von der Fotokünstlein im<br />
Berliner „Fotostudio für blinde<br />
Fotograf*innen“ inszeniert.<br />
18<br />
fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
BLINDE<br />
FOTOGRAFEN<br />
Wie sehen Bilder aus, die Blinde fotografieren? In Berlin<br />
gibt es heute ein Fotostudio für blinde Fotografen und eine<br />
Ausstellung mit wunderbaren Arbeiten von blinden Bildermachern.<br />
Zeit für eine genauere Betrachtung!<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
19
BILD REPORTAGE<br />
»WIE GROSS<br />
ARTIG LICHT IST,<br />
VERSTEHST DU<br />
ERST, WENN DU<br />
ERBLINDET BIST.«<br />
SONIA SOBERATS<br />
FOTO: © 2017 EVGEN BAVČAR/WIKIPEDIA<br />
Selbstportrait von Evgen Bavčar. Er gilt als<br />
Wegbereiter blinder Fotokünstler.<br />
Im Alter von weit über 80 Jahren inszeniert die New Yorkerin<br />
Sonia Soberats ihre Bilder per Lightpainting.<br />
FOTO: © ELFI MIKESCH<br />
TEXT PETER MICHELS<br />
Viele Fotografen sind in irgendeiner<br />
Form von einer Sehschwäche<br />
betroffen. Die Kameratechnik<br />
hat uns jedoch früh Hilfsmittel bereitgestellt,<br />
um beispielsweise das Scharfstellen<br />
zu vereinfachen. Bis zur Erfindung des<br />
Autofokus war das Scharfstellen auf der<br />
Mattscheibe für weitsichtige Menschen<br />
noch extrem mühsam. Ihre Augen ermüden<br />
schnell und nicht selten zeigten die<br />
resultierenden Aufnahmen eine leichte<br />
Unschärfe. Unser Gehirn hat über die<br />
Jahre gelernt, fehlerhafte Signale zu korrigieren.<br />
Wir sehen nicht mit den Augen,<br />
sondern erst mit Hilfe der Datenverarbeitung<br />
unseres Gehirns. Eine Sehschwäche<br />
ist also kein Grund, nicht zu fotografieren.<br />
Albert Watson, einer der bekanntesten<br />
Modefotografen der Welt, ist seit seiner<br />
Geburt auf einem Auge blind. Wer heute<br />
20 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Bruce Halls<br />
Lebenselixier ist<br />
Wasser. Es findet<br />
sich auf fast allen<br />
Aufnahmen, egal<br />
ob er seine Kinder<br />
beim Planschen<br />
oder beim Tauchen<br />
fotografiert.<br />
FOTO: © FRANK AMANN<br />
FOTO: © FRANK AMANN<br />
»ICH BIN EIN VISUELLER<br />
MENSCH. ICH KANN BLOSS<br />
NICHT SEHEN.«<br />
PETE ECKERT<br />
als blind bezeichnet wird, ist Definitionssache.<br />
Je nach Land gilt jemand bereits<br />
als blind, wenn er noch 40 Prozent des<br />
„normalen“ Sehvermögens besitzt. Eine<br />
Abgrenzung von „total blind“ zu „sehbehindert“<br />
ist schwierig. Zu erblinden heißt<br />
nicht, dass man das Gesehene oder seine<br />
visuelle Vorstellungskraft verliert. Bilder<br />
entstehen und bleiben im Kopf.<br />
DIALOGISCHE ARBEITSWEISE<br />
Evgen Bavčar wurde 1946 im heutigen<br />
Slowenien geboren. Im Alter von elf<br />
Jahren spielte er mit dem Zünder einer<br />
Landmine aus dem Zweiten Weltkrieg und<br />
verunglückte dabei schwer.<br />
Fünf Jahre später fotografiert der<br />
vollkommen Erblindete seine Freundin.<br />
Sein Schnappschuss gelingt. Dieses Bild<br />
wird er nie sehen können – und dennoch<br />
knipst er weiter. 1975 schließt der<br />
gebildete junge Mann sein Studium der<br />
Philosophie in Paris ab. Die Fotografie<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung in<br />
seinem Leben. Wenn er fotografiert, dann<br />
erfühlt er sein Motiv mit den Händen, die<br />
bei seinen Langzeit- und Mehrfachbelichtungen<br />
oft in den Bildern auftauchen. In<br />
den Neunzigern lichtet der Slowene seine<br />
Modelle in absoluter Dunkelheit ab, während<br />
er deren Körper mit einer Lichtröhre<br />
beleuchtet. Lightpainting, das Modellieren<br />
mit Licht, bildet die Basis der meisten<br />
Arbeiten dieses Fotokünstlers. Bavčars<br />
analoge Filmstreifen werden im Fotolabor<br />
entwickelt, die dort angefertigten Kontaktabzüge<br />
lässt er sich detailliert beschreiben.<br />
Dieser intensive Kommunikationsprozess<br />
wird wiederholt, bis der Fotograf sicher<br />
ist, dass ihm ein gutes Bild vorliegt.<br />
Eine dialogische Arbeitsweise ist<br />
auch für viele andere blinde Fotografen<br />
die Ausgangsbasis ihres künstlerischen<br />
Schaffens. Der gelegentlich angebrachte<br />
Kritikpunkt, dass sie für ihre Bilder<br />
einen Dolmetscher benötigen, erscheint<br />
kleinlich und irreführend. Der Diskurs ist<br />
schließlich ein wichtiger Teil des kreativen<br />
Arbeitsprozesses der meisten Künstler.<br />
UNGESEHENE BILDER<br />
Der deutsche Filmproduzent und Kameramann<br />
Frank Amann ist 2011 bei Recherchen<br />
auf die Wanderausstellung „Sight<br />
Unseen“ des California Museum of Photography<br />
in Riverside gestoßen, bei der 15<br />
blinde Fotografen ihre Arbeiten präsentierten.<br />
Amann war derart fasziniert von<br />
deren Bildideen, dass er den Kontakt zu<br />
Pete Eckert aus San Francisco und Bruce<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
21
BILD REPORTAGE<br />
FOTO: © EVGEN BAVČAR<br />
Evgen Bavčars<br />
Bild „Narziss ohne<br />
Spiegel“ lädt zum<br />
Nachdenken über<br />
das eigene Selbstbildnis<br />
ein.<br />
Hall in Santa Anna suchte. Überzeugt von<br />
der Kreativität dieser Künstler, beschloss<br />
er, einen Film über blinde Fotografen zu<br />
drehen. Seine Dokumentation „Shot in<br />
the Dark“ wurde 2016 veröffentlicht. Der<br />
Film ist ein Lehrstück über das Sehen und<br />
Planen von Aufnahmen, in dem Amann<br />
die Arbeitsweisen dreier Fotokünstler<br />
dokumentiert. Neben Eckert und Hall ist<br />
auch die New Yorkerin Sonia Soberats<br />
vertreten. Die gebürtige Venezolanerin<br />
erblindete mit 57 Jahren. Erst danach<br />
begann sie zu fotografieren. Mit über 80<br />
Jahren skizziert sie heute ihre aufwendigen<br />
Szenarien, die sie dann in Langzeitbelichtungen<br />
mit Lightpainting umsetzt.<br />
Für Bruce Hall bringt die Fotografie<br />
einen neuen Zugang zur Welt. Er ist so<br />
kurzsichtig, dass seine Augen nur noch<br />
wenige Zentimeter scharf fokussieren<br />
können. Die Welt, das Leben sieht Hall<br />
durch den Sucher seiner Kamera.<br />
Pete Eckert ist ein visueller Mensch,<br />
der Architektur und Bildhauerei an der<br />
Yale University studierte, als bei ihm eine<br />
Netzhautablösung festgestellt wurde, die<br />
ihn langsam erblinden ließ. Jahre später<br />
findet er in einer Schublade im Haus<br />
seiner verstorbenen Schwiegermutter<br />
eine alte Kodak-Kamera. Dass diese eine<br />
Einstellung für Infrarotfotos hat, fasziniert<br />
ihn. Er überlegt. Was wäre, wenn er als<br />
Blinder unsichtbares Licht fotografieren<br />
würde? Eckert wendet sich wissbegierig<br />
an eine Fotohändlerin, die ihn berät und<br />
ihm schließlich eine alte Mamiya-Kamera<br />
schenkt. Er nutzt das ganze Spektrum von<br />
Orientierungsmöglichkeiten, tastet sich<br />
unterwegs mit dem Blindenstock voran.<br />
Mit Schnippen und Klatschen erfasst er<br />
die Größe eines Raumes. Wo ein Sehender<br />
den Zufall genießen würde, kalkuliert<br />
er bei Doppelbelichtungen die Lichtmenge<br />
sorgfältig. Denn auch für blinde<br />
Fotokünstler gilt natürlich: Zu viel Licht<br />
zerstört das Bild.<br />
DAS STUDIO DER BLINDEN<br />
Für den Berliner Essayisten Gerald Pirner<br />
ist der „blinde Blick“ die besondere<br />
persönliche Sichtweise. Im Alter von 28<br />
Jahren wurde bei ihm dieselbe Augenkrankheit<br />
wie bei Eckert diagnostiziert.<br />
Seine Liebe zur Kunst und zum Film<br />
erfährt eine große Zäsur. Trotzdem hat<br />
er weiter viele Bilder im Kopf. Motiviert<br />
durch Amanns Dokumentarfilm laden<br />
Pirner und Mary Hartwig die Fotografin<br />
Sonia Soberats zu einen Workshop nach<br />
Berlin ein. Hier lernen sie Tricks und<br />
Kniffe, um auf ganz besondere Art und<br />
Weise Bilder zu machen. Im Sommer<br />
2018 gründet Pirner mit Gleichgesinnten<br />
das gemeinnützige Fotostudio für blinde<br />
Fotografen*Innen – ein Fotoatelier, das<br />
speziell für Sehbehinderte eingerichtet<br />
ist. Unterstützt wird das Projekt durch die<br />
„Aktion Mensch“.<br />
Das Fotostudio bietet Künstlern die<br />
nötige blindengerechte Einrichtung, denn<br />
eines unterscheidet die meisten blinden<br />
Fotografen von anderen: Gearbeitet wird<br />
fast ausschließlich mit Langzeitbelichtungen<br />
und Lightpainting. Licht ist auch<br />
Wärme und hier können die anderen<br />
Sinne hilfreich die eigene Vision verwirklichen,<br />
Bilder quasi erspüren. Das<br />
Berliner Studio verfügt über ein Team von<br />
sehenden Assistenten, die auch als Bildbeschreiber<br />
geschult wurden. Wenn diese<br />
Assistenten auf Anweisung der Künstler<br />
den Kameraverschluss betätigen, führen<br />
diese das Licht nach ihrer Vorstellung.<br />
Dass das nicht immer auf Anhieb klappt,<br />
ist selbstverständlich. Das wäre auch<br />
bei einem sehenden Lightpainter nicht<br />
möglich. Eines zeigt sich jedoch hier wie<br />
bei anderen blinden Fotografen: Mit Hilfe<br />
des Mediums Fotografie werden bei ihrer<br />
Arbeit aus inneren Bildern faszinierende<br />
Seelenbilder, die uns eine sonst schwer zu<br />
visualisierende „Weltsicht“ vermitteln.<br />
DIE AUSSTELLUNG:<br />
„Blinde Fotograf*innen“<br />
im f³ – Freiraum für Fotografie,<br />
Waldemarstraße 17, 10179 Berlin<br />
Einen virtuellen Ausstellungsrundgang<br />
finden Sie hier: https://fhochdrei.org/360<br />
DER FILM: „Shot in the Dark“<br />
Eine DVD mit Begleitschrift können Sie<br />
über www.shotinthedark-film.com bestellen.<br />
22 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
»ICH WILL MEINEN<br />
BLINDEN BLICK<br />
REPRODUZIEREN.«<br />
GEROLD PIRNER<br />
FOTO: © SILJA KORN / FOTOSTUDIO FÜR BLINDE FOTOGRAF*INNEN<br />
FOTO: © GERALD PIRNER / FOTOSTUDIO FÜR BLINDE FOTOGRAF*INNEN<br />
Wenn Blinde innere Bilder in die sichtbare<br />
Realität übertragen, darf man<br />
durchaus von Seelenbildern sprechen.<br />
Durch lange Belichtungszeiten entstehen<br />
Aufnahmen, die sich sehr von der<br />
Bildwelt Sehender unterscheiden.<br />
FOTO: © SUSANNE EMMERMANN / FOTOSTUDIO FÜR BLINDE FOTOGRAF*INNEN<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
23
BILD INTERVIEW<br />
Der Fotograf: Harry Borden<br />
ist einer der großen britischen<br />
Portraitisten von heute. Über 100<br />
seiner Bilder befinden sich in der<br />
ständigen Sammlung der National<br />
Portrait Gallery in London.<br />
FOTO: © HARRY BORDEN<br />
24 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
SINGLE-VÄTER<br />
In seinem neuen Bildband „Single Dads“ portraitiert Harry Borden<br />
Beziehungsdynamik britischer Single-Väter und ihrer Kinder. Noch<br />
während der Arbeit an dem Projekt scheiterte auch seine Ehe.<br />
INTERVIEW TOM SEYMOUR<br />
Harry Borden ist heute einer der<br />
angesehensten Portraitfotografen<br />
Großbritanniens. In den vergangenen<br />
drei Jahrzehnten hat er einige der<br />
bekanntesten Aufnahmen von Persönlichkeiten<br />
wie Margaret Thatcher, Hillary<br />
Clinton, David Beckham, Boris Johnson<br />
und vielen anderer Berühmtheiten<br />
gemacht. Seit einiger Zeit widmet sich<br />
Borden öfter ganz persönlichen Langzeitprojekten.<br />
„Single Dad“, Bordens jüngstes<br />
Projekt, wurde Anfang März als Bildband<br />
bei Hoxton Mini Press veröffentlicht. Acht<br />
Jahre lang arbeitete der Brite an dieser<br />
Fotoserie, die Portraits von 48 Single-Vätern<br />
aus ganz Großbritannien vereint. Zu<br />
jedem Bild bat der Fotograf die Portraitierten,<br />
aufzuschreiben, wie sie zu Single-Vätern<br />
wurden und wie sie diese Erfahrung<br />
geprägt hat.<br />
Seit Kurzem ist auch Harry Borden ein<br />
ein Single-Dad. Sein Projekt wurde jedoch<br />
zunächst geprägt von den Erfahrungen<br />
mit seinem gefühlskalten Vater.<br />
fotoMAGAZIN: Können Sie uns ein<br />
wenig von Ihrer Beziehung zu Ihrem<br />
Vater und der eigenen Kindheit<br />
erzählen?<br />
HARRY BORDEN: „Single Dad“ ist ein<br />
Exkurs in die Kindheit und auch in meine<br />
Psyche. Mein Vater besaß keinerlei väterliche<br />
Instinkte. Meine Mutter hatte nur<br />
wenige emotionale Ressourcen und meine<br />
Geschwister und ich konkurrierten ständig<br />
zusammen mit meinem Vater um ihre<br />
Aufmerksamkeit. Sie kam aus der oberen<br />
Mittelschicht und wurde als Kind auf eine<br />
Privatschule geschickt – in ein Umfeld,<br />
dem es an Zuneigung mangelte. Mein<br />
Vater war meiner Meinung nach während<br />
unserer gesamten Kindheit depressiv. Er<br />
blieb sehr distanziert und wir mussten<br />
hart daran arbeiten, seine Aufmerksamkeit<br />
zu bekommen. Wenn er wirklich mal<br />
versuchte, etwas mit uns anzufangen,<br />
dann boxte er mit meinem Bruder und<br />
mir. Er konnte schon ein furchterregender<br />
und einschüchternder Typ sein.<br />
fotoMAGAZIN: Haben Sie das schon<br />
so als Kind gesehen?<br />
HARRY BORDEN: Familien neigen dazu,<br />
sich ihre eigene Mythologie aufzubauen.<br />
Ich war stolz auf meinen Vater, als ich<br />
aufwuchs. Ich fand es cool, dass ich einen<br />
Vater hatte, der wie Woody Allen klang<br />
und ein klugscheißender New Yorker war.<br />
Und ich war stolz darauf, dass er solch ein<br />
Norman Mailer-artiger Macho war. Doch<br />
er interssierte sich nicht im Geringsten für<br />
Kinder. Als junger Mann war er bei den<br />
Marines; ein Jude, der falsche Angaben<br />
zu seinem Alter machte, damit er gegen<br />
Hitler kämpfen konnte. Später arbeitete<br />
er als Art Director in der Werbung in<br />
New York und dann in London – als einer<br />
dieser „Mad Men“-Typen. Viele in der<br />
Werbeszene der 1950er-Jahre kamen aus<br />
der Armee; sie waren ein wenig verrückt<br />
und hatten dunkle Geheimnisse in dieser<br />
hypermaskulinen Welt. Danach erwarb er<br />
eine Schweinefarm in Devon und versuchte,<br />
drei Kinder auf eine sehr dysfunktionale<br />
Art aufzuziehen. Ich denke, er war<br />
ziemlich angeschlagen.<br />
fotoMAGAZIN: Wie hat sich das auf<br />
Ihre Sicht von Männlichkeit ausgewirkt?<br />
HARRY BORDEN: Ich dachte, so seien<br />
die Männer eben – oder so sollten sie sein.<br />
Klugscheißer. Gut im Sport. Sie betrachten<br />
das Leben als Excel-Tabelle und möchten<br />
sich stets in der Spalte mit den Gewinnern<br />
finden und nicht unter den Verlierern.<br />
Und das ist mir gut zu Gesicht gestanden,<br />
als es darum ging, in der Wettbewerbshierarchie<br />
der Fotografie aufzusteigen.<br />
Dieses Buch ermöglichte mir jedoch eine<br />
direkte Konfrontation mit dem Vatersein.<br />
Es geht hier darum, sich mit Männern<br />
auseinanderzusetzen, denen ihre Kinder<br />
wichtig sind. Mein Vater hat uns nicht<br />
wirklich gemocht. In „Single Dad“ präsentiere<br />
ich eine andere Idee von Maskulinität<br />
als die, die ich von ihm gelernt habe.<br />
fotoMAGAZIN: Haben Sie das Projekt<br />
begonnen, weil Sie wussten, dass es<br />
von Ihren eigenen Erfahrungen geprägt<br />
sein würde?<br />
HARRY BORDEN: Nein, doch ich erinnere<br />
mich, dass ich etwas zu Martin Usborne<br />
von Hoxton Mini Press gesagt habe,<br />
der das Buch veröffentlicht. Ich meinte:<br />
„Ich glaube nicht, dass mein Vater jemals<br />
Kinder wollte.“ Und von da an versuchte<br />
Martin immer wieder, mich dazu zu bringen,<br />
hier weiter in mich zu gehen.<br />
fotoMAGAZIN: Heute sind Sie selbst<br />
Vater von vier Kindern. Wie würden Sie<br />
Ihre Erfahrungen beschreiben?<br />
HARRY BORDEN: Wenn du Kinder hast,<br />
siehst du die Welt anders. Das Leben ist<br />
dadurch definiert, dass du jemand anderen<br />
über dich stellst. Man ist in diese bedingungslose<br />
Liebe eingebunden und das<br />
kann sehr schmerzhaft sein. Du bist dazu<br />
verdammt, dir für den Rest deines Lebens<br />
Sorgen um deine Kinder zu machen.<br />
Harry Bordens Bildband „Single Dad“ ist<br />
am 3. März <strong>2021</strong> in Großbritannien bei<br />
Hoxton Mini Press veröffentlicht worden.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
25
BILD PORTFOLIO<br />
Der Eiffelturm und das Champ de Mars<br />
„Der Eiffelturm repräsentiert für mich mehr als jedes<br />
andere Motiv Paris“, sagt Jeffrey Milstein, der eine<br />
seiner Aufnahmen des Pariser Wahrzeichens für das<br />
Cover seines Bildbandes „Paris from the Air“ ausgewählt<br />
hat. Die zum 100. Jubiläum der Französischen<br />
Revolution errichtete Eisenstruktur war der Aufreger<br />
der Pariser Weltausstellung 1889 und wurde schnell<br />
zum Publikumsmagneten. Milstein bewunderte bei<br />
seinem Blick auf die Metropole ganz besonders,<br />
dass hier dank stark restriktiver Bauvorschriften in<br />
großen Teilen der Innenstadt die klassische Architektur<br />
erhalten geblieben ist.<br />
FOTOS: © JEFFREY MILSTEIN<br />
PARIS AUS<br />
DER LUFT<br />
Der US-Fotokünstler Jeffrey Milstein hat 2019 eine seltene<br />
Sondergenehmigung erhalten: Er durfte die Innenstadt von<br />
Paris aus dem Helikopter ablichten. Nun ist aus seinem<br />
Großprojekt ein wunderbarer Bildband entstanden.<br />
Arc de Triomphe<br />
de l´Etoile<br />
Zwölf Straßen führen sternförmig<br />
zu dem 1836 fertiggestellten<br />
Denkmal. „In der Pariser Architektur<br />
überwiegt eine angenehme<br />
Uniformität“, sagt Jeffrey Milstein.<br />
„Die streng limitierte Bauhöhe<br />
ermöglicht es, dass hier in den<br />
Avenuen, die Plätze, Parks und<br />
öffentliche Gebäude verbinden,<br />
das Licht den Raum flutet.“<br />
26 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
BILD PORTFOLIO<br />
FOTOS: © JEFFREY MILSTEIN<br />
Hôtel des Invalides<br />
Von Ludwig XIV. als Militärkrankenhaus und Ruhesitz für Kriegsversehrte errichtet. Seit 1840 ist hier das Grabmal Napoleons.<br />
28 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Die Opéra de Paris im Palais Garnier<br />
Ein architektonisches Juwel im 9. Arrondissement aus dem Jahr 1875. Den Bauplatz legte der Stadtplaner Georges-Eugène Haussmann fest.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
29
BILD PORTFOLIO<br />
TEXT MANFRED ZOLLNER<br />
Es kommt nicht alle Tage vor, dass<br />
ein Fotograf weit aus dem Helikopter<br />
gebeugt den Eiffelturm zu<br />
seinen Füßen ablichtet. Die Stadt Paris<br />
hat im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts<br />
nur wenigen Bildermachern eine<br />
Ausnahmegenehmung für Exkursionen in<br />
den Luftraum über der Innenstadt erteilt.<br />
Jeffrey Milstein ist einer von ihnen. Der<br />
Amerikaner musste dafür 2019 erstmal<br />
die zuständige Behörde überzeugen,<br />
dass seine Aufnahmen „von öffentlichem<br />
Interesse“ sein werden. Dabei mag es<br />
sicher hilfreich gewesen sein, dass der<br />
Fotokünstler 2017 bereits den schönen<br />
Bildband „LANY“ (Thames & Hudson)<br />
mit Luftbildern von Los Angeles und New<br />
York veröffentlicht hat und seine Fineart-Prints<br />
heute in renommierten Fotogalerien<br />
verkauft werden. Letztlich hat<br />
diesem Überflieger mit der Lizenz zum<br />
Fotografieren dann sogar die Schlossverwaltung<br />
von Versailles vor den Toren der<br />
Stadt kurz vor dem Anflug die Festbeleuchtung<br />
im Hause angeknipst.<br />
DIE TEXTUR DER STADT<br />
In einer Flughöhe von etwa 330 Metern<br />
schwebte Jeffrey Milstein also an Bord<br />
eines Squirrel AS 355N-Hubschraubers für<br />
zweimal 45 Minuten über der Pariser Innenstadt<br />
und anschließend über Versailles.<br />
Fotografiert hat der Fotokünstler meist<br />
mit einer Phase One IQ4-Kamera (mit<br />
Kenyon Labs gyro-Kreiselstabilisator) und<br />
dem 3,5/45 mm-LS-Objektiv. Bei Versailles<br />
arbeitete er mit der Fujifilm GFX 100<br />
und einem GF 2,8/63 mm R WR.<br />
„Die GFX 100 kam zum Einsatz, weil<br />
sie einen eingebauten Bildstabilisator hat,<br />
der am Nachmittag im Licht der tiefstehenden<br />
Sonne hilfreich war. Vor seinen<br />
Flügen ließ der Bildermacher eine Tür des<br />
Helikopters aushängen. Er wollte sich mit<br />
Absicherung eines speziellen Gurtes etwas<br />
herauslehnen und frontal nach unten<br />
fotografieren, sobald sich der Squirell über<br />
einer vorab exakt festgelegten Location<br />
zur Seite neigte.<br />
Jardin du Luxembourg<br />
Einer der schönsten Parks der<br />
Stadt. In dem 1612 von Maria<br />
von Medici nach dem Vorbild<br />
des Florentiner Palazzo Pitti in<br />
Auftrag gegebenen Palais du<br />
Luxembourg sitzt heute der<br />
französische Senat.<br />
Eine berühmte Sehenswürdigkeit<br />
fehlt in Jeffrey Milsteins<br />
Paris-Bildband: Der Fotograf<br />
durfte die seit dem Großbrand<br />
im April 2019 eingerüstete<br />
Kathedrale Notre-Dame nicht<br />
ablichten.<br />
Schlosspark von<br />
Versailles<br />
Verspielt wie das Rankenmuster<br />
eines schmiedeeisernen<br />
Balkons: Der<br />
Jardin des Fleurs, den<br />
Ludwig XIV. 1670 als Garten<br />
der Sinne anlegen ließ.<br />
FOTOS: © JEFFREY MILSTEIN<br />
30 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
»Vor meinem<br />
Flug über Versailles<br />
schaltete die<br />
Schlossverwaltung<br />
für mich die<br />
Festbeleuchtung<br />
ein.«<br />
Milsteins Aufnahmen in seinem nun<br />
erscheinenden Bildband „Paris from the<br />
Air“ (Rizzoli) zeigen uns die französische<br />
Hauptstadt so, wie wir sie tatsächlich<br />
noch nie gesehen haben. Er legt die Textur<br />
dieser Stadt offen, zeigt uns ihre Schmuckstücke<br />
und ihre Narben. Seine Luftilder<br />
fixieren die Schönheit der Metropole mit<br />
der Präzision von Bauzeichnungen. Wir<br />
staunen, wie charmant sich hier uralte<br />
Gartenbautradition ins Konzept der<br />
revolutionären Pläne von Georges-Eugène<br />
Haussmann fügt. Dieser hatte im 19.<br />
Jahrhundert als Stadtplaner von Kaiser<br />
Napoleon III in Paris das Konzept der<br />
modernen Metropole mit neuen Parks,<br />
Plätzen und Boulevards ersonnen.<br />
Aus der Perspektive Jeffrey Milsteins<br />
erscheinen Haussmanns Winkelzüge des<br />
Städtebaus wie Konstruktionspläne des<br />
distinguierten Geistes des Savoir vivre –<br />
voller Juwelen der Baukultur, mit eingestreuten<br />
Verrücktheiten der zeitgenössischen<br />
Architektur. „Bei einem Projekt wie<br />
diesem bin ich wie in einem Tunnel, wenn<br />
ich fotografiere. Unterwegs zur nächsten<br />
Location blieb mir kurz Zeit, einen Blick<br />
auf die Stadt zu werfen“, erzählt Milstein.<br />
„Der Wind wehte durch die Türöffnung,<br />
die Sonne war kurz davor, am Horizont<br />
zu verschwinden und unter mir lag diese<br />
Stadt, über die ich jetzt wie ein Vogel fliegen<br />
durfte – es war wie in einem Traum!“<br />
DER BILDBAND<br />
Jeffrey Milstein: „Paris from the Air“<br />
208 Seiten, 200 farbige Abb., Rizzoli, 23,49<br />
Euro (amazon.de); ab 13. April <strong>2021</strong> im Handel.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
31
BILD WETTBEWERB<br />
LESERGALERIE<br />
HUND, KATZE, MAUS ...<br />
Anne Lindners Hasen kennen das schon. Der älteste ist heute 7,5 Jahre alt und<br />
wurde mit Leckerlis ans Modeln gewöhnt. Ein alter Hase also im Business. In ihrem<br />
Revier, dem Hasenzimmer, sind meist ein weißer Hintergrund abgerollt und zwei<br />
Lampen aufgestellt, sodass dort jederzeit ein schönes Foto entstehen kann.<br />
Wie etwa an dem Tag, als es geschneit hatte. Die Hobbyfotografin baute<br />
einen kleinen Schneemann, klaubte für Mund und Augen Rosinen<br />
aus dem Müsli, schnitt eine Karotte zurecht und trug den frostigen<br />
Gesellen zum Shooting ins Hasenzimmer. Schmelzgefahr bestand<br />
nicht, da die Tierfreundin nur kurze Sessions macht: „Ich ziehe<br />
das nicht in die Länge, es soll freiwillig sein und vom Tier kommen.“<br />
Für die Chemnitzerin war das Shooting mit ihren Hasen<br />
eine Art Schnupperkurs. Inzwischen verbringt sie jede freie<br />
Minute draußen, um Wildtiere zu fotografieren.<br />
Unseren Gewinner<br />
des Monats finden<br />
sie auf Seite 10.<br />
IHR BILD IM<br />
FOTOMAGAZIN-<br />
KALENDER 2022!<br />
Unter den besten Einsendungen<br />
der Lesergalerie wählen<br />
wir monatlich ein Motiv<br />
für den fM-Kalender<br />
2022 aus!<br />
2. Platz<br />
SANDRA ILGAZ<br />
Die Kraft von Katzenaugen:<br />
Sie stechen aus der zart pastellfarbigen<br />
Umgebung heraus.<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mark III<br />
Objektiv: Canon EF 2/135 mm L USM<br />
Aufnahmedaten: f/3,5, 1/250 s, ISO 200<br />
DIE NÄCHSTEN THEMEN <br />
MAI: DIE WELT IN SCHWARZWEISS<br />
Voting: bis 8. März.<br />
JUNI: MAKRO<br />
Die Welt im Kleinen. Close-ups von Pflanzen,<br />
Insekten oder sonst verborgenen Strukturen.<br />
Upload: bis 12. März. Voting: 13. März bis 12. April.<br />
JULI: WOHNAMBIENTE<br />
Architektur und Interieur-Shots – Ihr Lebensumfeld<br />
vom Gelsenkirchener Barock bis zum Traum der<br />
Moderne. Upload: bis 9. April. Voting: 10. April bis<br />
10. Mai.<br />
AUGUST: EMOTION.<br />
Bilder mit Gefühl: Lachen, Freude, aber auch<br />
nachdenkliche Momente und Fotos von Liebe und<br />
Zuneigung bei Mensch und Tier. Upload: 9. März<br />
bis 10. Mai. Voting: 11. Mai bis 10. Juni.<br />
SO MACHEN SIE MIT<br />
FOTO: © ANNE LINDNER<br />
3. Platz<br />
ANNE LINDNER<br />
Männchen machen am<br />
Schneemann im heimischen<br />
„Hasenstudio“.<br />
Melden Sie sich unter www.<strong>fotomagazin</strong>.de/lesergalerie an und<br />
laden Sie zum jeweiligen Thema Ihr Foto hoch. Nach Ablauf der<br />
Upload-Frist wählt die fotoMAGAZIN-Fachjury aus allen Bildern<br />
die zehn besten Motive aus. Die ersten Plätze werden im Heft<br />
veröffentlicht und erhalten eine attraktive Monatsprämie von<br />
enjoyyour-camera.de. Zudem haben die Besucher unserer Website<br />
weiterhin die Gelegenheit, ihren persönlichen Favoriten zu wählen,<br />
der einen Sonderpreis erhält.<br />
www.<strong>fotomagazin</strong>.de/lesergalerie<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Mark II<br />
Objektiv: Tamron SP 2,8/24-70<br />
mm Di VC USD G2<br />
Aufnahmedaten: 70 mm, f/5,<br />
1/250 s, ISO 125<br />
32 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
FOTO: © SANDRA ILGAZ<br />
FOTO: © MICHAEL WALCH<br />
4. Platz<br />
MICHAEL WALCH<br />
Widder vor Schäfchenwolken:<br />
Der Himmel<br />
macht die Weide zu<br />
einem dramatischen Ort.<br />
Kamera: Olympus OM-D<br />
E-M5 Mark II<br />
Objektiv: M.Zuiko Digital ED<br />
12-40 mm<br />
Aufnahmedaten: 34 mm,<br />
f/6,3, 1/230 s, ISO 200<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
33
PRAXIS FORUM<br />
SCREENSHOT: © SEBASTIAN SONNTAG<br />
Die ausgewählten Bereiche zur Helligkeitskorrektur<br />
können mit diesem Vorgehen leichter bearbeitet werden.<br />
PHOTOSHOP-TIPP<br />
LICHTER AUSWÄHLEN<br />
MIT EINEM KLICK<br />
Sie möchten die Lichter auf Ihrem Foto auswählen, um<br />
sie weiter aufzuhellen oder abzudunkeln? Dafür gibt<br />
es einen praktischen Shortcut: Ctrl+Alt+2 (Cmd+Opt+2<br />
bei Mac). Die beste Vorgehensweise: Erstellen Sie über die<br />
Einstellungsebenen eine Gradationskurve, entfernen Sie<br />
die Maske und drücken Sie dann den Shortcut. Fügen Sie<br />
nun durch Klicken des Vektormasken-Symbols unten am<br />
Ebenenfenster eine Maske hinzu. Nun können Sie über die<br />
Gradationskurve die Lichter anpassen. SEB<br />
Über Ebenen<br />
und Masken<br />
können Sie mit<br />
der Gradationskurve<br />
die<br />
Lichter verändern.<br />
FOTO: © GETTYIMAGES/ COKACOKA<br />
SUZAS MAKE-UP-TIPPS<br />
FÜR STRAHLENDE<br />
AUGEN<br />
Die Augen sind der Mittelpunkt der<br />
meisten Portraits. Leicht verfärbte<br />
Augäpfel oder Äderchen in den Augen<br />
können das Bildergebnis allerdings trüben.<br />
Kurzzeitige Optimierung ermöglichen<br />
hier Augentropfen. Es gibt spezielle<br />
Tropfen, die beispielsweise Kornblume<br />
oder Kamille enthalten und zudem bläulich<br />
gefärbt sind und so das Weiß im Auge<br />
stärker hervorheben. Vor dem Shooting<br />
ins Auge träufeln und schon strahlen die<br />
Augen in perfektem Weiß.<br />
Suzana Santalab ist eine<br />
der besten deutschen<br />
Hair- und Make-Up-Artisten.<br />
Ihre Bilder wurden in<br />
bekannten Magazinen wie<br />
Vogue, Elle und L‘Officiel veröffentlicht.<br />
Suzanasantalab.com<br />
PRÄSENTATION<br />
KNITTER-LOOK<br />
Drucken Sie Ihr fertiges Bild auf normalem A4-Papier aus, zerknüllen<br />
Sie das Papier und fotografieren Sie die zerknüllte Variante ab. Die<br />
besten Ergebnisse erzielen Sie mit einer seitlichen Ausleuchtung, die die<br />
Falten zusätzlich betont. Das hier gezeigte Bild wurde anschließend in<br />
einem Modemagazin veröffentlicht. Zerknüllter Look auf glattem Papier<br />
– der absolute Hingucker! SEB<br />
Streiflicht arbeitet die<br />
Dreidimensionalität<br />
des zerknüllten und<br />
wieder entfalteten<br />
Papierabzugs am<br />
besten heraus.<br />
FOTO: © SEBASTIAN SONNTAG<br />
34 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PRAXIS-TIPP<br />
FAHRSTUHL-<br />
PORTRAITS<br />
Vollverglaste Fahrstühle sind für<br />
jeden Portrait-Fotografen ein<br />
Traum! Fotografieren Sie von außerhalb,<br />
damit Sie sich nicht selbst im<br />
Spiegel sehen und testen Sie verschiedene<br />
Perspektiven. SEB<br />
FOTO: © SEBASTIAN SONNTAG<br />
Gläserne Fahrstühle<br />
laden zum<br />
Experimentieren<br />
ein undbieten eine<br />
Fülle von Effekten.<br />
APP<br />
DES MONATS<br />
FOTO: © FOTO PIP<br />
KOLUMNE: IMMER WIEDER SONNTAG<br />
FARBENZAUBER<br />
Ein Freund von mir ist Profi-Fotograf.<br />
Ein sehr guter sogar! Technisch<br />
versierter und präziser als ich und vor<br />
allem bei Stills und Architektur absolut<br />
unschlagbar. Wie vermutlich die<br />
Mehrheit aller Fotografen wagt er sich<br />
von Zeit zu Zeit auch an Portraits und<br />
Mode-Aufnahmen. Auch hier: Alles sehr<br />
gut arrangiert, perfekt ausgeleuchtet,<br />
ideale Schärfe. Dennoch, keines der Bilder<br />
konnte mich bislang von Grund auf<br />
berühren und auch der große öffentliche<br />
Erfolg in Form von Aufträgen aus der<br />
Modeindustrie und hochwertigen Magazinveröffentlichungen<br />
blieb bislang aus.<br />
Der Grund dafür liegt meines Erachtens<br />
in der Bildbearbeitung. Nicht in der<br />
Retusche, sondern in den Basiseinstellungen.<br />
Bei den kleinen Schiebereglern, die<br />
in Lightroom oder Capture One (das ich<br />
übrigens mittlerweile überteuert finde)<br />
Kontrast, Farben und Sättigung steuern.<br />
Ich bin der Meinung, dass<br />
die Bildbearbeitung etwa<br />
50 Prozent der Bildstimmung<br />
ausmacht – neben Ausdruck und Licht.<br />
Kleine Veränderungen können hier einen<br />
riesigen Unterschied machen. Ziehen Sie<br />
mal bei einer Aufnahme im Sonnenuntergang<br />
die Farbtemperatur von gelb auf<br />
blau und wieder zurück und Sie wissen,<br />
was ich meine. Emotion an, Emotion aus.<br />
Für jeden Fotografen emotionaler Fotos<br />
bedeutet das: Kalibrieren Sie Ihren Monitor<br />
und verwenden Sie mehr Zeit darauf,<br />
mit Kontrast, Farbe und Farbton Gefühle<br />
in Ihre Werke zu bringen! Zwacken Sie<br />
die dafür nötige Zeit bei der Retusche ab.<br />
Überperfekte Gesichter sind ebenfalls<br />
emotionslos und mittlerweile geht der<br />
Trend ja ohnehin zu natürlich. Ein Trend,<br />
den übrigens auch mein Freund für sich<br />
entdeckt hat. Jetzt müssen nur noch seine<br />
Farben passen.<br />
FOTO PIP<br />
Kleine Apps, mit denen man<br />
Smartphone-Fotos aufpeppen<br />
kann, sind immer eine nette Sache.<br />
Foto PIP (für Android) legt<br />
zusätzliche Vordergrund-Objekte<br />
auf Ihr Foto und lässt so<br />
spannende Bild-im-Bild-Effekte<br />
entstehen. Ist ganz einfach und<br />
sieht super aus! Sie können<br />
ein Wasserglas einblenden, ein<br />
abgeschraubtes Objektiv, ein<br />
Smartphone, einen halb aufgezogenen<br />
Vorhang und viele<br />
andere Dinge. Die Lichtbrechungen<br />
und Verschiebungen<br />
im Vordergrund-Objekt wirken<br />
realistisch, anschließend können<br />
Sie, natürlich, noch diverse<br />
Filter anwenden und bei Bedarf<br />
Vorder- und Hintergrundbild<br />
austauschen. Nur die Werbung<br />
nervt. Tipp: Nutzen Sie die App<br />
im Offline-Modus, das erspart<br />
die Werbe-Einblendungen. SEB<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
35
PRAXIS FORUM<br />
FOTO: © ANKE GROSSKLASS<br />
TERMINE IM SUCHER <br />
PHOTO+ADVENTURE INTERMEZZO<br />
19.-20.3.<strong>2021</strong><br />
Duisburg, NRW<br />
https://photoadventure.eu/<br />
23. WELTSICHTEN FESTIVAL<br />
21.-23.5.<strong>2021</strong><br />
Bad Blankenburg, Thüringen<br />
https://weltsichten-festival.de<br />
PHOTOSZENE UNITED*<br />
21.-30.5.<strong>2021</strong><br />
Köln, NRW<br />
https://festival.photoszene.de/<br />
UMWELTFOTOFESTIVAL<br />
HORIZONTE ZINGST<br />
Viel Platz und Luft: horizonte zingst<br />
hat große Realisierungs-Chancen.<br />
28.5.-6.6.<strong>2021</strong><br />
Zingst, Mecklenburg-Vorpommern<br />
www.erlebniswelt-fotografie-zingst.de<br />
FOTOFESTIVAL GESÄUSE<br />
28.5.-29.8.<strong>2021</strong><br />
Admont, Steiermark/Österreich<br />
www.fotofestival-gesaeuse.at<br />
4. TRIENNALE RAY FOTOGRAFIE-<br />
PROJEKTE FRANKFURT/RHEINMAIN<br />
3.6.-12.9.<strong>2021</strong><br />
Frankfurt/Darmstadt/Eschborn/Wiesbaden<br />
www.ray<strong>2021</strong>.de<br />
8. PHOTO+ADVENTURE<br />
MESSE-FESTIVAL<br />
12./13.6.<strong>2021</strong><br />
Duisburg, NRW<br />
https://photoadventure.eu/<br />
OUTDOOR-FOTOFESTIVAL<br />
LA GACILLY-BADEN PHOTO<br />
18.6.-17.10.<strong>2021</strong><br />
Baden bei Wien, Österreich<br />
http://festival-lagacilly-baden.photo/<br />
Alle Termine ohne Gewähr!<br />
FOTO: © DPUNKT.VERLAG<br />
LIGHTROOM<br />
ERKENNUNGSTAFEL<br />
EINRICHTEN<br />
In Lightroom Classic haben Sie die Möglichkeit, die Schrift in der oberen linken<br />
Ecke zu ändern. Standardmäßig steht hier Lightroom Classic. Über das Menü<br />
„Lightroom Classic > Einrichtung der Erkennungstafel“ können Sie dies aber<br />
ändern. Eine alternative Vorgabe ist die Adobe-ID, also der Name, mit dem Sie bei<br />
Adobe angemeldet sind. Sie können aber auch einen eigenen Text oder eine Grafik<br />
verwenden. Grafiken sollten eine Höhe von nicht mehr als 41 Pixeln (macOS) bzw.<br />
46 Pixeln (Windows) haben. Sinnvoll<br />
kann diese Individualisierung sein,<br />
wenn Sie beispielsweise Screenshots<br />
machen oder YouTube-Tutorials<br />
veröffentlichen wollen. AJ<br />
Die Erkennungstafel von<br />
Lightroom lässt sich<br />
individualisieren.<br />
BUCHTIPP<br />
ESSENZIELLE FRAGEN<br />
Fragen über Fragen – und wenig<br />
konkrete Antworten liefert das<br />
fototheoretische Buch „Das Herz<br />
der Fotografie“ von David duChemin.<br />
Doch das ist das Konzept dahinter: Der<br />
bekannte Autor und Fotograf („Sehen<br />
und Gestalten“, „Die Seele der Kamera“)<br />
will über Fragen zum Fotografieren und<br />
zu Fotografien den Leser anregen und<br />
sensibilisieren, die eigenen Wege zu<br />
hinterfragen. So lautet das Motto „Nur<br />
weniges ist für den kreativen Prozess<br />
wichtiger als gute Fragen“. Es ist also kein<br />
Rezeptbuch, sondern eher ein Möglichkeitenbuch.<br />
DuChemin regt an, sich<br />
schon vor dem Auslösen viele Gedanken<br />
zu machen, die weit über Blende<br />
und Verschlusszeit hinausgehen. Nicht<br />
zuletzt ist das Ziel, eine eigene Handschrift<br />
zu entwickeln, mit den individuellen<br />
Antworten auf „seine“ Fragen:<br />
Was tut das Licht? Welchen Beitrag<br />
leistet Farbe? Welche Energie vermittelt<br />
das Bild? Wohin führt uns das Auge? ...<br />
Dann wird der Fotograf auch die Frage<br />
beantworten können, was ein gutes<br />
Bild ist und zum starken, authentischen<br />
Bildstil finden, dem Herz der Fotografie.<br />
Das textlastige Buch mit Bildbeispielen<br />
ist keine leichtverdauliche Lektüre,<br />
sondern ein forderndes Werk, weil es<br />
ständig die Gedanken anstößt – und so<br />
seine Absicht erfüllt. Wer sich darauf<br />
einlässt, kann zum Herz der Fotografie<br />
finden. LAT<br />
David duChemin: Das Herz der<br />
Fotografie. dpunkt.verlag, 292<br />
Seiten, 2020, gebunden, ISBN<br />
978-3-86490-739-5, 29,90 Euro<br />
SCREENSHOT: © ANDREAS JORDAN<br />
36 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Mehrfacher Gewinner des TIPA-Awards 2013 | 2017 | 2020<br />
„Das beste Fotolabor der Welt“<br />
Ausgezeichnet von den Chefredakteuren 26 internationaler Fotografie-Magazine<br />
Alle Rechte, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. WhiteWall Media GmbH, Europaallee 59, 50226 Frechen, Deutschland<br />
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Ihre schönsten Momente in<br />
einzigartiger Galerie-Qualität.<br />
Hinter Acrylglas, gerahmt oder als großer Foto-Abzug. Made in Germany – von Menschen,<br />
die Fotografie lieben. Wir sind stolz auf mehr als 100 Testsiege und Empfehlungen!<br />
Einfach Foto hochladen und Ihr Wunschformat festlegen, sogar vom Smartphone.<br />
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PRAXIS PHOTOSHOP<br />
Das Ergebnis der Cross-Entwicklung.<br />
FOTO: © TOMASZ BUTTLER<br />
CROSS-ENTWICKLUNG<br />
In diesem Tutorial zeigen wir Ihnen, wie Sie mit Hilfe<br />
eines Bildbearbeitungsprogramms die aus der analogen<br />
Fotografie bekannte Cross-Entwicklung simulieren.<br />
TEXT UND BILDER TOMASZ BUTTLER<br />
Cross-Entwicklung ist eine Technik aus der<br />
Zeit der analogen Fotografie, bei welcher<br />
der Negativfilm bewusst in Chemikalien für<br />
Diafilme (und umgekehrt) entwickelt wurde, um spezielle<br />
Farbverfremdungen zu erzielen. Diesen Effekt<br />
können Sie sowohl mit Adobe Lightroom/ACR als<br />
auch mit Photoshop umsetzen. Die größte Kontrolle<br />
haben Sie, wenn Sie mit Gradationskurven arbeiten.<br />
Je nach Geschmack können Sie die Einstellungen<br />
individuell anpassen. Denken Sie bitte daran: Die hier<br />
gezeigten Schritte beziehen sich wie immer auf die<br />
Ausgangsdatei, die Sie unter www.fotoMAGAZIN.de,<br />
Rubrik Praxis downloaden können. Bei Ihren eigenen<br />
Bildern müssen Sie die Werte entsprechend anpassen.<br />
1<br />
ANFANGSRETUSCHE IN ACR<br />
Zu Beginn schneiden Sie das Bild so zu,<br />
dass das Hauptmotiv besser zur Geltung<br />
kommt. Aktivieren Sie dazu in der rechten<br />
Werkzeugleiste das Zuschneiden-Werkzeug<br />
und wählen Sie einen passenden<br />
Bildausschnitt. Anschließend verstärken<br />
Sie die Farben, indem Sie die Regler für<br />
Dynamik und Sättigung leicht nach rechts<br />
verschieben. Zum Schluss klicken Sie auf<br />
„Öffnen“, um an Photoshop zu übergeben.<br />
38 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
2<br />
GRADATIONSKURVEN RGB<br />
Rufen Sie die Gradationskurven auf. Im Drop-<br />
Down-Menü können Sie entweder den Rot-,<br />
Grün- oder Blaukanal separat auswählen oder<br />
im RGB-Kanal bleiben, um auf alle Kanäle gleichzeitig<br />
Einfluss zu nehmen. Probieren Sie es zunächst<br />
mit den einzelnen Kanälen und schauen<br />
Sie, wie diese auf das Gesamtbild einwirken.<br />
3<br />
GRADATIONSKURVE ROT<br />
Gehen Sie zunächst in den Rotkanal.<br />
Hier haben Sie die Möglichkeit, die<br />
Kurve entweder nach oben zu ziehen,<br />
um Rot, oder nach unten, um Cyan<br />
hinzuzufügen. Im Beispiel haben wir<br />
die Kurve in eine S-Form gezogen, um<br />
den hellen Bildbereichen einen Rotton<br />
und den dunklen einen Cyanton zu<br />
verleihen.<br />
GRADATIONSKURVE GRÜN<br />
Wechseln Sie nun in den Grünkanal. Hier haben<br />
Sie die Wahl, die Kurve entweder nach oben zu<br />
ziehen, um Grün, oder nach unten, um Magenta<br />
hinzuzufügen. Geben Sie der Kurve hier ebenfalls<br />
einen S-förmigen Verlauf, um den hellen Bildbereichen<br />
einen leichten Grünstich und den Schatten<br />
ein kräftigeres Magenta zu verleihen.<br />
4<br />
5<br />
GRADATIONSKURVE BLAU<br />
Nun wählen Sie den Blaukanal aus. Hier ist es möglich, per Kurve<br />
entweder Blau oder Gelb zuzuweisen. In diesem Schritt wollen wir<br />
uns auf die hellsten und dunkelsten Bildbereiche konzentrieren.<br />
Heben Sie die Kurve zunächst auf der linken Seite leicht an, um den<br />
Schatten eine Blautönung zu geben. Anschließend senken Sie die<br />
Kurve rechts etwas ab, um den Lichtern einen Gelbton hinzuzufügen.<br />
6<br />
KONTRAST<br />
Zur Finalisierung der Cross-Entwicklung<br />
ist noch eine Kontrasterhöhung<br />
notwendig. Nutzen<br />
Sie für dessen Optimierung das<br />
bereits geöffnete Fenster mit<br />
der Einstellungsebene Gradationskurven.<br />
Wechseln Sie dazu<br />
in den RGB-Kanal und ziehen<br />
Sie die Kurve in eine S-Form. So<br />
werden die Lichter aufgehellt<br />
und die Schatten abgedunkelt.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
39
TEXT & FOTOS SACHA LEYENDECKER<br />
Die Serie „Twinroom“ entstand<br />
mit dem Pariser Model Rebecca<br />
Bagnol während eines meiner<br />
Foto-Events in Tarifa, Spanien. Wegen<br />
einer Absage habe ich kurzerhand die<br />
Gruppe aufgefüllt und mitfotografiert.<br />
DIE SZENERIE<br />
In den Gemäuern der Altstädte der<br />
Region Tarifa findet man liebevoll<br />
hergerichtete Häuser im andalusischen<br />
Stil. Im historischen Dorf Vejer de la<br />
Frontera miete ich meist eines dieser<br />
Häuser, um meinen Teilnehmern, neben<br />
der wunderschönen Altstadt für Portrait<br />
und Lifestyle-Aufnahmen, auch einen<br />
geschützten Bereich für Boudoir und<br />
Aktbilder zu bieten. Die Villa, in der<br />
dieses Shooting stattfand, hat einen<br />
wunderschönen Innenhof, von dem<br />
aus die verschiedenen Schlafzimmer<br />
und weiteren Räumlichkeiten auf zwei<br />
Ebenen zugänglich sind. Angetan hatte<br />
es mir ein sehr kleines, unscheinbares<br />
Doppelschlafzimmer. Dieses ist zwar das<br />
kleinste im gesamten Haus, bietet aber<br />
sehr interessante Lichtbedingungen. Das<br />
Fenster zeigt zur Straße, die direkt an<br />
einem Berghang liegt. Somit hat man<br />
freie Sicht auf das Tal, was bedeutet, dass<br />
das Himmelslicht gerade in den Raum<br />
hineinscheint und diesen hell erleuchtet.<br />
Auf der anderen Seite gibt es eine<br />
Doppeltür zum lichtdurchfluteten Flur.<br />
Hierdurch kommt ebenfalls Licht in den<br />
Raum, wodurch der Kontrast gemindert<br />
wird. Ebenfalls kontrastmindernd wirken<br />
die weißen Wände.<br />
BEWUSSTE ENTSCHEIDUNG FÜR<br />
SCHWARZWEISS<br />
Bedingt durch diese milden Kontraste<br />
und wenigen Farben im Zimmer,<br />
entschloss ich mich, die Serie in<br />
Schwarzweiß zu fotografieren. Die<br />
40 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PRAXIS AKTFOTOGRAFIE<br />
AKT IM<br />
KLEINEN<br />
RAUM<br />
Für großartige Aktfotos sind nicht zwangsläufig<br />
aufwendige Sets nötig. Hier schildert Ihnen<br />
Sacha Leyendecker, wie er in einem einfachen<br />
Doppelzimmer kreative Aktbilder aufnahm.<br />
Rebecca verkörperte in dieser<br />
Szenerie eine wunderschöne<br />
nackte Frau, die allein in einem<br />
Doppelzimmer auf das leere<br />
Bett neben ihr blickt und auf<br />
ihren Liebsten wartet.<br />
Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/250 s, ISO 250<br />
Entscheidung, ob die Bilder farbig oder<br />
schwarzweiß werden, treffe ich immer<br />
bewusst vor dem eigentlichen Shooting.<br />
Während ich bei Farbbildern Mitteltöne<br />
bevorzuge, suche ich bei Schwarzweißbildern<br />
nach starken Hell-Dunkel-Kontrasten.<br />
Zwar bot das Zimmer eine fast<br />
ausschließlich helle Umgebung, aber<br />
Rebeccas leicht gebräunte Haut und ihre<br />
dunklen Haare ergeben einen angenehmen<br />
Kontrast. Um den Look und die<br />
Bildwirkung besser beurteilen zu können,<br />
stelle ich die Kamera beim Fotoshooting<br />
direkt auf Schwarzweiß. Da ich ausschließlich<br />
im Raw-Format fotografiere,<br />
Dieses Doppelschlafzimmer<br />
wurde für das<br />
Shooting genutzt.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
41
Ein intensiver,<br />
aber natürlicher<br />
Schwarzweißlook<br />
mit künstlich<br />
erzeugtem Korn<br />
passte gut zur<br />
Szenerie, in der<br />
das Shooting<br />
stattfand.<br />
Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/320 s,<br />
ISO 250<br />
hat das zwar keine Auswirkungen auf<br />
das Bild selbst, aber auf die Bildvorschau<br />
am Display der Kamera. Weil ich<br />
Schwarzweißbilder meist etwas heller fotografiere,<br />
hilft mir die Umstellung bei der<br />
Belichtung. Zudem korrigiere ich mit der<br />
Funktion Bildstil den Kontrast und nutze<br />
die Schwarzweiß-Umwandlungsmethode<br />
Grünfilter, um die Hauttöne dunkler zu<br />
machen und somit von der hellen Umgebung<br />
zu trennen.<br />
Diesen Look kann ich mit Adobe<br />
Lightroom später sehr schnell simulieren,<br />
indem ich einfach das Bild in<br />
Schwarzweiß wandle und etwas die<br />
Kontraste erhöhe. Dies ergibt eine analoge<br />
Anmutung, die ich in der Bildbearbeitung<br />
mit künstlichem Korn abrunde. Gerade<br />
bei Schwarzweißbildern mit analogem<br />
Look mag ich es gern so authentisch wie<br />
möglich. Deshalb habe ich mich später<br />
während der Bildbearbeitung dazu<br />
entschieden, kleine Störer, wie z. B. die<br />
Steckdosen, nicht zu retuschieren.<br />
KURZER ZEITRAHMEN<br />
Weil ich bei diesem Shooting zwar die<br />
Gruppe aufgefüllt habe, gleichzeitig aber<br />
dem anderen Teilnehmer nicht zu viel Zeit<br />
mit dem Model abknöpfen wollte, habe<br />
ich versucht, das Set möglichst schnell zu<br />
fotografieren. Glücklicherweise kannte<br />
ich Rebecca von vorherigen Zusammenarbeiten<br />
und gemeinsamen Workshops.<br />
Daher waren wir gut aufeinander eingestellt.<br />
Bereits in unserem ersten Shooting<br />
harmonierten wir wunderbar miteinander<br />
Durch den Wandspiegel ergaben sich noch<br />
weitere Blickwinkel in dem kleinen Raum.<br />
Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/200 s, ISO 250<br />
In der Nachbearbeitung stellte ich diese beiden Bilder<br />
gegenüber, sodass Rebecca mit ihrem Spiegelbild interagiert.<br />
Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/200 s, ISO 250<br />
42 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PRAXIS AKTFOTOGRAFIE<br />
Denken Sie bei Aktshootings<br />
an unterschiedliche Perspektiven<br />
und Blickwinkel,<br />
um Variation in Ihre Serie zu<br />
bringen.<br />
Links oben: Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/320 s, ISO 250<br />
Rechts oben: Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/320 s, ISO 250<br />
Unten: Digitales Vollformat,<br />
50 mm, f/2,5, 1/200 s, ISO 250<br />
und haben recht schnell in den „Flow“<br />
gefunden. Und auch dieses Mal ging<br />
es außergewöhnlich schnell. Dank der<br />
guten Harmonie und der einfachen<br />
Lichtbedingungen haben wir das Set in<br />
sage und schreibe 15 Minuten fotografiert.<br />
Obwohl ich meistens sehr zügig arbeite,<br />
stellt dieser Zeitrahmen für mich einen<br />
Rekord dar.<br />
DIE IDEE<br />
Da dies kein geplantes Shooting war<br />
und ich aufgrund meiner Tätigkeit als<br />
Event-Leiter keine Zeit hatte, das Shooting<br />
kurzfristig vorzubereiten, ließ ich den<br />
Dingen einfach ihren Lauf. Ich mag Rebecca<br />
für ihre starke und zugleich natürliche<br />
Körperspannung. Gepaart mit ihrem<br />
leicht melancholischen und sehnsuchtsvollen<br />
Ausdruck ergaben sich allein durch<br />
ihre Präsenz vor der Kamera interessante<br />
Bilder. Während des Fotografierens kam<br />
mir dann die Idee der atemberaubenden<br />
Schönheit, die allein und sehnsuchtsvoll<br />
im Doppelzimmer auf ihren Liebsten<br />
wartet. Eine Bildidee, die wie für Rebecca<br />
gemacht ist und in der sie sich voll und<br />
ganz ausleben konnte.<br />
DER MINI-SPIELPLATZ<br />
Wie zuvor erwähnt, war das Zimmer<br />
meiner Wahl sehr klein. Ein Umstellen der<br />
Möbel nach perspektivischen Gesichtspunkten<br />
war quasi nicht möglich. Auch<br />
hatte das gesamte Zimmer sehr gutes<br />
Licht, was ein Umräumen nicht nötig<br />
machte. Man hätte lediglich die beiden<br />
Betten zusammenschieben können, aber<br />
das hätte zu weniger perspektivischen<br />
Varianten geführt. Also haben wir das<br />
Zimmer so belassen, wie es war. Dank<br />
meines überaus kreativen Models<br />
stellte selbst dieses kleine Zimmer einen<br />
Mini-Spielplatz dar. Rebecca nutzte<br />
wirklich jeden Winkel für ihr Posing.<br />
Ich folgte ihr und versuchte, das Set mit<br />
perspektivischer Vielfalt interessanter<br />
zu gestalten. Dafür verwendete ich ein<br />
50-mm-Objektiv, um mehr Freiraum bei<br />
der Suche nach der optimalen Perspektive<br />
zu haben. Ein 85-mm-Objektiv hätte mich<br />
in diesem Zimmer zu stark eingeschränkt.<br />
Die 50-mm-Brennweite an einer Vollformatkamera<br />
ist für solche Sets ideal. Sie<br />
ermöglicht mir, das Model von jeder Seite<br />
oder aus verschiedenen Höhen bzw. sogar<br />
aus der Vogelperspektive zu fotografieren.<br />
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER<br />
WAND<br />
Im Zimmer befand sich ein Wandspiegel,<br />
ein gestalterisches Geschenk in diesem<br />
kleinen Raum, das ich dankend annahm.<br />
Spiegel erweitern den Gestaltungsspielraum<br />
gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum<br />
einen ergibt sich durch die Spiegelung der<br />
Hauptperson eine zusätzliche Ebene. Zum<br />
anderen erweitert das Arbeiten nur mit<br />
der Spiegelung den perspektivischen Spielraum<br />
enorm. Mir persönlich gefällt aber<br />
die Interaktion von Rebecca mit ihrem<br />
Spiegelbild am besten. In der Abbildung<br />
auf Seite 42 unten habe ich zwei Aufnahmen<br />
in einem Bild gegenübergestellt, bei<br />
denen Rebecca und ihr Spiegelbild sich<br />
„anschauen“. So konnte ich die Vielfalt der<br />
Bildserie noch vergrößern.<br />
DAS BUCH<br />
Dieser Beitrag stammt – mit<br />
freundlicher Genehmigung –<br />
aus dem Buch „Aktfotografie – Die<br />
große Fotoschule“, erschienen im<br />
Rheinwerk Verlag, 39,90 Euro (siehe<br />
Buchtipp fM 3/21). Hierin schildern<br />
auf über 300 Seiten<br />
fünf FotografInnen<br />
ihren kompletten<br />
Workflow<br />
für verschiedene<br />
Spielarten der<br />
Aktfotografie von<br />
A bis Z.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
43
PRAXIS FOTORECHT<br />
STOLPERFALLE<br />
MODEL RELEASE<br />
Nicht erst mit Inkrafttreten der DSGVO ist<br />
ein model release zwischen Fotograf und<br />
fotografierter Person wichtig. Rechtsanwalt<br />
Dr. Endress Wanckel erklärt Ihnen, worauf<br />
Sie bei Verträgen achten müssen.<br />
FOTO: © GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO/ LIGHTFIELDSTUDIOS<br />
Erst unterschreiben, dann fotografieren:<br />
Wenn beide Seiten<br />
wissen, um was es bei den Aufnahmen<br />
geht, ist die Situation<br />
entspannter.
»Nicht vergessen werden<br />
darf der zwingend vorgeschriebene<br />
Hinweis auf das<br />
Widerrufsrecht.«<br />
TEXT DR. ENDRESS WANCKEL<br />
Der sicherste Weg, juristischen<br />
Ärger beim Umgang mit Personenfotos<br />
zu vermeiden, ist eine<br />
schriftliche Einwilligungserklärung des<br />
Abgebildeten, das „model release“. Wer im<br />
Netz zu diesem Begriff sucht, findet leicht<br />
unzählige Muster. Doch – wie immer –<br />
gilt auch hier: Was kostenlos ist, muss<br />
nicht auch gut sein. Zu warnen ist besonders<br />
vor älteren Vorlagen, die noch nicht<br />
auf die Datenschutz-Grundverordnung<br />
(DSGVO) abgestimmt sind. Noch immer<br />
ist nicht im Detail geklärt, in welchen Fällen<br />
die DSGVO auf die Personenfotografie<br />
anwendbar ist. Auf der sicheren Seite ist<br />
daher nur, wer sich an die strengen datenschutzrechtlichen<br />
Vorgaben hält. Eine<br />
Einwilligung ist genau genommen schon<br />
für die Herstellung und Speicherung des<br />
Fotos erforderlich, nicht erst für dessen<br />
Veröffentlichung. Die Bedingungen einer<br />
wirksamen Einwilligung ergeben sich<br />
aus Artikel 6 (1a) und 7 der DSGVO.<br />
Hiernach muss eine Einverständniserklärung<br />
für „einen oder mehrere bestimmte<br />
Zwecke“ erteilt werden. Allzu pauschale<br />
Einwilligungen (z. B. „für Nutzungen aller<br />
Art“) sind zwar bequem, finden aber vor<br />
Justitia im Zeitalter des Datenschutzrechts<br />
keine Gnade mehr. In die Einwilligung<br />
müssen auch die Kontaktdaten von Model<br />
und Fotograf aufgenommen werden, der<br />
dort als Verantwortlicher im Sinne des<br />
DSGVO bezeichnet werden soll.<br />
Das Medienrecht fordert eine hohe<br />
Transparenz: Nur wer konkret weiß, wo<br />
und wie sein Bildnis genutzt werden soll,<br />
kann sich seine Meinung dazu bilden, ob<br />
er einwilligen will oder nicht. Die Gerichte<br />
haben daher auch schon vor der DSGVO<br />
in vielen Fällen entschieden, dass nur<br />
solche Einwilligungserklärungen wirksam<br />
sind, die Zweck, Art und Umfang der Nutzung<br />
klar definieren. Wenn zum Beispiel<br />
ein Model auf einer Modenschau in Fotos<br />
einwilligt, bedeutet dies nicht automatisch,<br />
dass die Fotos auch in der Werbung<br />
für die dort präsentierten Kleider genutzt<br />
werden dürfen. Wer sich in seiner<br />
Luxusküche für eine Reportage eines<br />
Feinschmeckermagazins bei der Zubereitung<br />
einer Lammhaxe fotografieren lässt,<br />
muss erneut um eine Einwilligung ersucht<br />
werden, wenn der Küchenhersteller die<br />
Aufnahmen auf seiner Internetseite, in<br />
seinem Katalog oder auf einem Werbeplakat<br />
veröffentlichen will. Natürlich können<br />
solche Nutzungen schon in das erste<br />
model release aufgenommen werden –<br />
dies muss aber klar und deutlich erfolgen.<br />
Unklarheiten gehen dabei im Streitfall zulasten<br />
des Fotografen bzw. dessen, der das<br />
Foto veröffentlicht. Denn die Nachweispflicht<br />
des Bildnutzers bezieht sich nicht<br />
allein auf die Einwilligungserklärung an<br />
sich, sondern umfasst auch die Reichweite<br />
der erteilten Einwilligung.<br />
DIE VERWENDUNG ABKLÄREN<br />
Werbliche Nutzungen im weitesten Sinne,<br />
somit auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit<br />
(PR), sollten immer explizit<br />
in der Einwilligung genannt sein. Ebenso<br />
Veröffentlichungen in Zusammenhängen,<br />
mit denen der Abgebildete nicht typischerweise<br />
rechnen muss (zum Beispiel<br />
bei Kontextveränderungen). Kritisch sind<br />
Veröffentlichungen der Fotos in besonders<br />
sensiblen Bereichen, wie beispielsweise<br />
im Zusammenhang mit der Intimsphäre<br />
(z. B. Nutzung der Personenaufnahme im<br />
erotischen Zusammenhang) oder im politischen<br />
und religiösen Bereich (z. B.<br />
Veröffentlichung auf dem Social-Media-<br />
Kanal einer Partei oder Kirche). Sind<br />
derartige Nutzungen der Fotos geplant,<br />
müssen diese ausdrücklich in die Einwilligung<br />
aufgenommen werden. Auch das<br />
Recht, die Bilder zu bearbeiten und die<br />
Bearbeitungen zu veröffentlichen, sollte<br />
Erwähnung finden. Der Abgebildete muss<br />
auch darüber aufgeklärt werden, an wen<br />
die Bilder weitergegeben werden sollen<br />
und hierzu seine Einwilligung erteilen.<br />
Da die Rechtsprechung manchmal auch<br />
die dramaturgische Ausrichtung, mitunter<br />
sogar das Niveau eines Beitrags, bewertet,<br />
ist zu empfehlen, den Namen des konkreten<br />
Mediums, in dem die Veröffentlichung<br />
erfolgen soll, mit in die Einwilligungserklärung<br />
aufzunehmen (wann immer das<br />
möglich ist) und auch die inhaltliche Ausrichtung<br />
des geplanten Beitrags dort kurz,<br />
aber wahrheitsgemäß zu beschreiben.<br />
Nicht vergessen werden darf der zwingend<br />
vorgeschriebene Hinweis auf das<br />
Widerrufsrecht: Aufgrund von Art. 6 (3)<br />
DSGVO hat der Abgebildete das Recht,<br />
seine Einwilligung jederzeit für zukünftige<br />
Veröffentlichungen zu widerrufen. Dieses<br />
Widerrufsrecht ist unverzichtbar. Soll es<br />
ausgeschlossen werden, kann mit dem<br />
Model ein Darstellervertrag abgeschlossen<br />
werden, in dem die Nutzungsdauer gegen<br />
Zahlung eines Honorars fest vereinbart<br />
wird. Auch in einem solchen Vertrag muss<br />
die erlaubte Nutzung nach Art, Zweck und<br />
Umfang genau definiert werden.<br />
So komplex die Thematik auch seit der<br />
DSGVO geworden ist: Die Einwilligungserklärung<br />
muss in verständlicher Form<br />
mit einer klaren und einfachen Sprache<br />
formuliert sein. So fordert es ausdrücklich<br />
Art. 6 (2) DSGVO. Aus der Erklärung<br />
muss sich – so konkret wie möglich – eindeutig<br />
ergeben, wer welche Fotos wo und<br />
wofür nutzen darf. Daher ist ein optimales<br />
model release wie ein gutes Foto: keine<br />
austauschbare Massenware, sondern ein<br />
für den Einzelfall mit Liebe zum Detail<br />
sorgfältig erstelltes Unikat. Ein Aufwand,<br />
der sich lohnt.<br />
Unser Autor Dr. Endress Wanckel ist<br />
Rechtsanwalt in Hamburg (www.rafup.de)<br />
und Dozent für Medienrecht. Sein empfehlenswertes<br />
Fachbuch „Foto und Bildrecht“<br />
erscheint in 5. Auflage im Verlag C. H. Beck.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
45
PRAXIS BILDVERWALTUNG<br />
SICHER<br />
WIEDERFINDEN<br />
Das Sichern und Organisieren der Fotosammlung gehört für<br />
Kreative zu den lästigen Pflichten. Die richtige Planung und<br />
Software – am besten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz – erleichtern<br />
diese Aufgabe enorm. Wir zeigen, wie es am besten geht.<br />
TEXT ANDREAS JORDAN<br />
FOTO: © GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO, ASAFTA<br />
Aus Schaden wir man bekanntlich<br />
klug. Das gilt in besonderem Maße<br />
für den Datenverlust. Viele Fotografen<br />
fangen erst dann an, regelmäßige<br />
Back-ups zu machen, wenn sie das erste<br />
Mal wichtige Daten verloren haben – ob<br />
durch ein versehentliches Löschen oder<br />
einen Festplatten-Crash. Das muss nicht<br />
sein. Sowohl die Datensicherung als auch<br />
die Organisation sollte sich durch den<br />
gesamten fotografischen Workflow ziehen<br />
und schon beim Fotografieren beginnen.<br />
DATENVERLUSTE IN<br />
DER KAMERA VERMEIDEN<br />
Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren eine<br />
Hochzeit und nach der Ringübergabe<br />
und dem Kuss meldet Ihre Speicherkarte<br />
einen Fehler. Noch haben Sie kein Back-up<br />
gemacht, es droht also der totale Datenverlust.<br />
Auch wenn das selten vorkommen<br />
mag, sollten Sie sich schon an dieser Stelle<br />
absichern. Profi- oder Semiprofikameras<br />
haben meist zwei Speicherkartenlaufwerke,<br />
die Sie zumindest bei besonders wichtigen<br />
und nicht wiederholbaren Shootings als<br />
Back-up-Medien nutzen können. Konfigurieren<br />
Sie die zweite Speicherkarte also<br />
nicht als Überlaufmedium (wenn die erste<br />
voll ist, kommt die zweite zum Einsatz),<br />
sondern für das redundante Speichern.<br />
Wenn Ihre Kamera nur ein Speicherkartenlaufwerk<br />
hat, sollten Sie sobald wie<br />
möglich Sicherungskopien beispielsweise<br />
auf einem Notebook anlegen. Spätestens<br />
nach der Fotosession empfiehlt es sich, so<br />
schnell wie möglich alle Bilder auf einen<br />
Computer oder ein anderes Back-up-Medium<br />
zu übertragen. Zur Sicherheit sollten<br />
Sie die Aufnahmen zumindest solange auf<br />
der Speicherkarte belassen, bis das Projekt<br />
abgeschlossen und die Daten auch auf dem<br />
Computer oder auf ein weiteres Medium<br />
gesichert sind. Achten Sie außerdem<br />
während des Shootings darauf, dass die<br />
Kamera und damit auch die Speichermedien<br />
vor Wasser, Hitze und Diebstahl<br />
geschützt sind.<br />
Beim versehentlichen Löschen einer<br />
Datei helfen meist Datenrettungsprogramme,<br />
die auch als Freeware erhältlich sind.<br />
Eine Datenrettung ist prinzipiell so lange<br />
möglich, wie der entsprechende Bereich<br />
auf dem Medium nicht mit neuen Daten<br />
überschrieben wurde. Sie sollten nach<br />
einem versehentlichen Löschen also nicht<br />
mit der gleichen Speicherkarte weiterfotografieren,<br />
sondern solange auf eine andere<br />
wechseln, bis die Daten wiederhergestellt<br />
wurden.<br />
ERSTE SCHRITTE BEI<br />
DER BILDVERWALTUNG<br />
Auch die Bildverwaltung kann bereits in<br />
der Kamera beginnen. Ein erster Schritt<br />
besteht darin, im Menü einen permanenten<br />
Copyright-Vermerk (Name des Fotografen)<br />
einzutragen, der mit den IPTC-Daten<br />
gespeichert und von allen gängigen<br />
Bildverwaltungsprogrammen ausgelesen<br />
wird – eine solche Funktion bieten immer<br />
mehr Kameras. Wenn Sie in Pausen oder<br />
auf dem Rückweg Zeit haben, können Sie<br />
außerdem in vielen Kameras Ihre Bilder<br />
mit Sternen bewerten, die bspw. von<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
47
Eine gute Bildverwaltung<br />
erleichtert das<br />
Wiederfinden enorm.<br />
FOTO: © GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO, ROSS HELEN<br />
»Die Bildverwaltung<br />
kann schon<br />
in der Kamera<br />
beginnen.«<br />
Lightroom ausgelesen werden. Somit sind<br />
die Aufnahmen für eine spätere Bearbeitung<br />
bereits vorsortiert. Bei der Weiterverarbeitung<br />
der Bilder am Computer<br />
empfehlen wir, zunächst Ordnerstrukturen<br />
anzulegen, die eine Grundordnung bereitstellen.<br />
Bewährt hat sich eine chronologische<br />
Gliederung. Am besten legen Sie<br />
Ordner für Jahre und Monate an, in die<br />
Sie dann für jedes Projekt wiederum einen<br />
Unterordner mit einem aussagekräftigen<br />
Namen erzeugen (bspw. „Hochzeit xy“<br />
oder „Urlaub yz“). Dieses System hat den<br />
Vorteil, dass Sie Bilder auch unabhängig<br />
vom verwendeten Verwaltungsprogramm<br />
wiederfinden können.<br />
Wer eine große Fotosammlung besitzt,<br />
kommt allerdings mit der Ordnerstruktur<br />
auf der Festplatte nicht allzu weit. Hier<br />
schlägt die Stunde der Bildverwaltungsprogramme,<br />
mit denen sich Schlagwörter vergeben<br />
lassen; neudeutsch spricht man auch<br />
von Tagging. Eine gute Verschlagwortung<br />
kann sehr aufwendig, zeitraubend und<br />
komplex sein, weshalb viele Fotografen vor<br />
ihr zurückschrecken. Die gute Nachricht<br />
lautet, dass inzwischen zumindest ein Teil<br />
der mühevollen Arbeit von Künstlicher<br />
Intelligenz (KI) erledigt werden kann. Die<br />
entsprechenden Algorithmen erkennen<br />
beispielsweise Gesichter, aber auch Gegenstände,<br />
Tiere oder Szenen wie Landschaft<br />
oder Sonnenuntergänge. Sehr empfehlenswert<br />
ist für diesen Zweck die Software<br />
Excire von der Pattern Recognition Company<br />
aus Lübeck (siehe Seite 49). Je nach<br />
Anspruch kann aber auch sie ein manuelles<br />
Vorgehen nicht komplett ersetzen. So kann<br />
es weiter hilfreich sein, manuell Schlagwörter<br />
mit konkreten Personen- oder<br />
Gebäudenamen zu vergeben, wobei die KI<br />
durch das Erkennen ähnlicher Bilder hilft.<br />
Manuell sollte natürlich auch die Bewertung<br />
der Bilder mit Sternen erfolgen. Zwar<br />
bieten manche Programme (bspw. Photoshop<br />
Elements) eine qualitative Bewertung<br />
an, die Ergebnisse sind bisher aber<br />
kaum brauchbar. Darüber hinaus ist es<br />
vermutlich auch nicht wünschenswert, die<br />
Bewertung und Auswahl von Fotos einer<br />
Maschine zu überlassen, die bestenfalls<br />
nach formalen Kriterien wie Schärfe oder<br />
Bildaufbau vorgeht.<br />
Wenn Sie manuell verschlagworten,<br />
empfiehlt es sich in jedem Fall, vorher<br />
gründliche Überlegungen zu den verwendeten<br />
Tags und deren Hierarchie<br />
anzustellen. Grundsätzlich sollten Sie mit<br />
möglichst allgemeinen Begriffen beginnen<br />
und sich dann bei Bedarf zu den detaillierteren<br />
runterarbeiten. Für manche Motive<br />
genügen vielleicht Schlagwörter wie Hunde<br />
oder Vögel (die eventuell schon treffsicher<br />
von der KI vergeben werden). Wer sich<br />
aber auf das Fotografieren von Vögeln<br />
spezialisiert hat, möchte wahrscheinlich<br />
weitere Hierarchieebenen einführen, beispielsweise<br />
Singvögel oder Greifvögel und<br />
dann als nächste Unterkategorien Adler,<br />
Geier oder Habichte. Achten Sie dabei<br />
auch auf die Schreibweise, zum Beispiel die<br />
Einheitlichkeit in Bezug auf Singular oder<br />
Plural (Vögel oder Vogel).<br />
LIGHTROOM UND CO.<br />
Die meisten Fotografen nutzen Adobes<br />
Lightroom für die Bildverwaltung und<br />
-bearbeitung. Auf den ersten Blick ist die<br />
Software ideal für Fotografen geeignet, da<br />
sie alle Schritte im fotografischen Prozess<br />
unterstützt: vom Import, über Organisation,<br />
Verschlagwortung und Raw-Bearbei-<br />
48 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PRAXIS BILDVERWALTUNG<br />
FOTOS: © ANDREAS JORDAN<br />
Ein Copyright und eine<br />
Sterne-Bewertung lassen sich<br />
häufig bereits in der Kamera<br />
eintragen.<br />
tung bis hin zur Ausgabe für Print oder<br />
Online. Bei genauerem Hinsehen wirkt<br />
Lightroom aber nicht mehr ganz so rund.<br />
Das liegt vor allem daran, dass Adobe<br />
mehrere Versionen mit unterschiedlichen<br />
Funktionen anbietet, die nicht optimal<br />
zusammenarbeiten. Die meisten Fotografen<br />
dürften Lightroom Classic nutzen,<br />
also das traditionelle Programm, das<br />
lokal gespeicherte Bilder in einem Katalog<br />
verwaltet. Daneben gibt es das neuere<br />
Lightroom (ohne Classic), das alle Bilder<br />
in der Adobe-Cloud speichert, wodurch<br />
sie überall und auf verschiedenen Geräten<br />
zur Verfügung stehen. Lightroom hat eine<br />
etwas übersichtlichere Oberfläche, aber<br />
einen geringeren Funktionsumfang. So<br />
fehlen beispielsweise Filter für Metadaten,<br />
Smart-Sammlungen, Importautomatiken<br />
(Einfügen von Copyright, Wasserzeichen<br />
etc.) und die Module Buch, Karte und Web.<br />
Dafür nutzt die Cloud-Variante Adobes<br />
KI-Technologie Sensei, um Inhalte in<br />
Fotos automatisch zu identifizieren. Von<br />
grundsätzlichen Bedenken gegenüber<br />
Cloud-Diensten einmal abgesehen, dürfte<br />
es zurzeit für die meisten Fotografen keine<br />
realistische Option sein, alle Bilder in der<br />
Cloud zu speichern und zu verwalten.<br />
Dafür dauert die Übertragung der Dateien<br />
einfach zu lange und je nach Größe des ge-<br />
FOTO: © ANDREAS JORDAN<br />
KURZCHECK<br />
EXCIRE<br />
Excire gibt es als Plug-in für<br />
Lightroom Classic (Excire Search)<br />
oder als Stand-alone-Anwendung (Excire<br />
Foto). Der Vorteil der Plug-in-Version<br />
ist natürlich die Integration in<br />
Lightroom. So wird der vorhandene<br />
Lightroom-Katalog initialisiert und die<br />
gefundenen Bilder können bspw. in<br />
Sammlungen organisiert und einfach<br />
weiterverarbeitet werden. Nachteil:<br />
Das Plug-in ist unter Bibliothek/Bibliotheks-Filter/Zusatzmoduloptionen<br />
versteckt und damit nicht nahtlos<br />
in das Host-Programm integriert.<br />
Die Standalone-Variante von Excire<br />
ist dagegen übersichtlicher aufgebaut<br />
und arbeitet auch mit anderen<br />
Raw-Konvertern wie Capture One,<br />
DxO PhotoLab, Affinity Photo der<br />
Skylum Luminar zusammen – hierzu<br />
wird einfach die entsprechende Anwendung<br />
aus Excire Foto gestartet.<br />
Während Excire Search automatisch<br />
auf den Lightroom-Katalog zugreift,<br />
können Sie in Excire Foto beliebige<br />
Order importieren. In unserem Test<br />
wurden alle Raw-Dateien aus zahlreichen<br />
Kameras erkannt; der Hersteller<br />
selber weist darauf hin, dass einige<br />
komprimierte Raw-Varianten nicht<br />
unterstützt werden. Die Analyse<br />
der Aufnahmen kann einige Zeit in<br />
Anspruch nehmen; im Zweifelsfall<br />
lässt man den Rechner eine Nacht<br />
durchlaufen. Das Ergebnis ist eine<br />
überraschend detaillierte Stichwortsammlung<br />
mit vielen Unterkategorien.<br />
Im Test vergab das Programm<br />
sogar treffsicher und fehlerfrei das<br />
Stichwort „Sushi“; beim Tag Eiffelturm<br />
schummelten sich allerdings einige<br />
ähnliche Türme in die Liste. Die Gesichtssuche<br />
geht über die Funktion<br />
von Lightroom hinaus. So kann man<br />
beispielsweise gezielt nach zwei oder<br />
mehr Gesichtern, Alter, Geschlecht<br />
oder Gesichtsausdruck suchen. Weitere<br />
Funktionen von Excire Foto sind<br />
die Vergabe von Sternen und Farben,<br />
ein IPTC-Editor und die Möglichkeit,<br />
Bilder in der Cloud zu speichern<br />
(Dropbox oder Google). Die in Excire<br />
vergebenen Stichwörter werden in<br />
eine XMP-Datei gespeichert und stehen<br />
damit auch in anderen Programmen<br />
zur Verfügung. In einer zukünftigen<br />
Version von Excire Foto will der<br />
Hersteller übrigens einfache Bildbearbeitungsfunktionen<br />
integrieren.<br />
Excire Search 2.0 und<br />
Excire Foto 2020 1.4.1<br />
Hersteller: Pattern Recognition<br />
Company<br />
Preise: jeweils 69 Euro,<br />
Bundle: 99 Euro<br />
Plattform: macOS, Windows<br />
Highlights: sehr detaillierte KI-Verschlagwortung,<br />
Ähnlichkeitssuche,<br />
IPTC-Editor, gut strukturiertes Interface<br />
(Excire Foto)<br />
Schwachpunkte: Plug-in-Version<br />
etwas unübersichtlich<br />
<br />
SUPER<br />
Excire Foto nutzt künstliche Intelligenz, um Bilder zu verschlagworten und ist dabei<br />
erstaunlich präzise. Hier hat das Programm treffsicher Fotos mit Pinguinen gefunden.<br />
4/21<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
49
PRAXIS BILDVERWALTUNG<br />
BILDVERWALTUNG BEI ADOBE<br />
Lightroom Classic Lightroom Photoshop Elements<br />
Preis<br />
im Foto-Abo mit<br />
Lightroom, Photoshop<br />
(auch für iPad) und<br />
20 GB Cloudspeicher:<br />
11,89 Euro/Monat,<br />
mit 1 TB: 23,79 Euro<br />
im Foto-Abo ohne<br />
Photoshop und<br />
LR Classic mit 1 TB<br />
Cloud-Speicher:<br />
11,89 Euro/Monat<br />
ca. 100 Euro (kein Abo)<br />
KI-Verschlagwortung<br />
Smart-<br />
Sammlungen<br />
Raw-Konverter<br />
Bildbearbeitung<br />
mit Ebenen<br />
nur Gesichtserkennung ja ja<br />
ja nein ja (gespeicherte Suche)<br />
voller<br />
Funktionsumfang<br />
voller<br />
Funktionsumfang<br />
über Photoshop nein (aber Masken) ja<br />
reduzierter Funktionsumfang<br />
(erweiterbar<br />
mit CameraXXL)<br />
Datensicherung nur Katalog in der Cloud Katalog und Bilder<br />
nutzten Speichers fallen zusätzliche Kosten<br />
an. Lightroom ist daher unseres Erachtens<br />
kein ernsthafter Ersatz für Lightroom Classic,<br />
sondern eine Ergänzung, um auf ein<br />
aktuelles Projekt beispielsweise unterwegs<br />
oder beim Kunden zuzugreifen. Hierfür<br />
synchronisieren sich die Sammlungen<br />
von Lightroom Classic mit Lightroom,<br />
Lightroom Web und den Lightroom-Apps<br />
für Android und iOS. Ein Schwachpunkt:<br />
Die Stichwörter werden nicht mitsynchronisiert<br />
– weder die manuell vergebenen<br />
noch die KI-Tags. Die Bildverwaltung und<br />
Verschlagwortung sollte also in Lightroom<br />
Classic erfolgen, das leider kein vollständiges<br />
KI-Tagging beherrscht. Lediglich<br />
eine automatische Gesichtserkennung<br />
ist an Bord. Wer auf eine umfangreiche<br />
KI-Verschlagwortung nicht verzichten will,<br />
muss daher zum Excire-Search-Plug-in<br />
greifen oder seine Bilder gleich komplett<br />
mit einem anderen Programm verwalten.<br />
Neben Excire Foto könnte dies auch<br />
Photoshop Elements sein, das nicht Teil<br />
des CC-Foto-Abo ist, also zusätzlich (oder<br />
ausschließlich) gekauft werden müsste<br />
(Preis: knapp 100 Euro). Elements besitzt<br />
mit dem Organizer ein hervorragendes<br />
Verwaltungsprogramm mit komfortabler<br />
Drag-and-Drop-Verschlagwortung.<br />
Das KI-Tagging ist hier ebenfalls besser<br />
gelungen als in Lightroom. Wenn Sie in der<br />
Suchleiste einen Begriff eingeben, zeigt Elements<br />
– anders als Lightroom – alle automatisch<br />
generierten „Smart Tags“ als Liste<br />
an und Sie können eins der Schlagworte<br />
auswählen. Ausschließlich Photoshop<br />
Eine sehr gute KI-Verschlagwortung<br />
bringt<br />
der Organizer von<br />
Photoshop-Elements<br />
mit. Die vergebenen<br />
Smart-Tags werden<br />
hier übersichtlich<br />
dargestellt.<br />
Elements zur Bildverwaltung und -bearbeitung<br />
zu nutzen, ist aber nur bedingt<br />
empfehlenswert, denn der Raw-Konverter<br />
hat gegenüber Lightroom bzw. Adobe<br />
Camera Raw (ACR) im großen Photoshop<br />
nur eine eingeschränkte Funktionalität<br />
(z. B. keine Kamera-Korrekturprofile). Abhilfe<br />
kann das Plug-in CameraXXL von der<br />
Plugin Site schaffen, das viele Funktionen<br />
nachrüstet.<br />
Die meisten Lightroom-Nutzer verzichten<br />
aktuell wohl ganz auf eine KI-Verschlagwortung<br />
und organisieren ihre<br />
Bilder in Sammlungen und mit manuell<br />
vergebenen Schlagworten. Zumindest<br />
die Sammlungen sind eine Stärke von<br />
Lightroom Classic. Hier können Sie Bilder<br />
zusammenfassen, ohne sie auf der Festplatte<br />
zu verschieben oder zu duplizieren<br />
– die Sammlung enthält lediglich einen<br />
Verweis auf den Speicherort. So können Sie<br />
beispielsweise Sammlungen mit den besten<br />
Bildern zu bestimmten Themen anlegen<br />
oder eine Auswahl für einen Wettbewerb,<br />
einen Kalender, ein Fotobuch oder ein<br />
anderes Projekt. Besonders leistungsfähig<br />
sind Smart-Sammlungen. Hier legen<br />
Sie bestimmte Kriterien fest, nach denen<br />
Lightroom Bilder automatisch gruppiert.<br />
Dies können neben selbst vergebenen<br />
Stichwörtern oder Sternchen-Bewertungen<br />
auch Metadaten wie Kameramodell,<br />
Brennweite oder ISO sein.<br />
DATENSICHERUNG<br />
Auch beim Thema Datensicherung haben<br />
die Adobe-Produkte Funktionsunterschiede.<br />
So kann Photoshop Elements nicht nur<br />
den Katalog, sondern auch alle Bilder auf<br />
ein Back-up-Medium sichern. Lightroom<br />
FOTOS: © ANDREAS JORDAN<br />
50 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
In der Cloud-Version von Lightroom<br />
sorgt Adobes KI-Technologie Sensei für<br />
eine automatische Bildanalyse. Leider<br />
erhält der Anwender keine Schlagwortliste<br />
und kann die Tags nicht mit<br />
Lightroom Classic synchronisieren.<br />
Lightroom Classic bringt keine eigene<br />
KI-Verschlagwortung mit. Eine Stärke sind<br />
die Smart-Sammlungen, die automatisch<br />
aktualisiert werden, wenn ein Bild den<br />
vergebenen Kriterien entspricht.<br />
legt dagegen lediglich ein Back-up des<br />
Kataloges an, sodass Schlagwörter, Sammlungen<br />
und Bearbeitungsschritte gesichert<br />
sind. Das hilft allerdings nichts, wenn die<br />
Festplatte crashed und die Bilddateien weg<br />
sind. Für die Datensicherung müssen Sie<br />
hier also zu einer anderen Lösung greifen.<br />
In der Praxis ist das aber kein relevanter<br />
Nachteil, denn vermutlich benötigen Sie<br />
sowieso eine eigene Back-up-Software, die<br />
auch andere Dateien als Bilder oder Videos<br />
sichert. Prinzipiell gelingt dies schon mit<br />
Betriebssystem-Bordmitteln, wobei der<br />
Mac mit Time Machine unseres Erachtens<br />
die deutlich bessere Lösung mitbringt. Die<br />
Windows-Datensicherung ist recht undurchsichtig<br />
und hat in unserem Fall schon<br />
einmal ohne Fehlermeldung versagt, sodass<br />
unbemerkt über einen längeren Zeitraum<br />
keine Back-ups erstellt wurden. Alternativ<br />
gibt es für Windows einige Programme,<br />
die für Privatanwender kostenlos sind. Der<br />
Autor dieser Zeilen nutzt beispielsweise<br />
AOMEI Backuper für die inkrementelle<br />
Datensicherung. Back-ups erfolgen in der<br />
Regel auf einer externen Festplatte, die<br />
es inzwischen für um die 100 Euro mit<br />
Kapazitäten von vielen Terabyte gibt. Eine<br />
perfekte Datensicherung setzt zusätzlich<br />
auf eine dezentrale Lagerung der Daten,<br />
um sie auch gegen einen Einbruch oder<br />
einen Brandschaden abzusichern. Ob dieser<br />
Aufwand gerechtfertigt ist, muss jeder Fotograf<br />
für sich entscheiden. Kaum jemand<br />
dürfte jeden Tag ein frisches Zweit-Back-up<br />
an einem anderen Ort lagern. In größeren<br />
Abständen ist dies aber schon empfehlenswert.<br />
Eine reale Gefahr stellen außerdem<br />
Schad-Programme dar, beispielsweise die<br />
berüchtigte Ransomware, die Dateien verschlüsselt<br />
und für die Freigabe ein Lösegeld<br />
fordert. Ist die Backup-Festplatte permanent<br />
mit dem Computer verbunden, so<br />
wird auch die Datensicherung gekidnappt.<br />
Da kann schon ein Zweit-Back-up im Regal<br />
helfen, auch wenn dieses nicht die allerneusten<br />
Bilder enthält.<br />
Bleibt noch die Möglichkeit der Datensicherung<br />
in der Cloud. Eine größere<br />
Fotosammlung, die schnell mehrere Terabyte<br />
umfassen kann, komplett in der Cloud<br />
zu sichern, dürfte nur bei sehr schnellen<br />
FAZIT<br />
Internet-Verbindungen in Frage kommen<br />
und ist mit zusätzlichen Kosten verbunden.<br />
Praktikabler ist es, nur das aktuelle Projekt<br />
oder ein „Best-of “ der eigenen Bilder<br />
online zu speichern. So hat man nicht nur<br />
eine zusätzliche Sicherung für den Notfall,<br />
sondern kann auch überall auf das eigene<br />
Portfolio zugreifen und dieses präsentieren.<br />
Für Adobe-CC-Kunden bietet sich zu diesem<br />
Zweck natürlich Lightroom an. Aber<br />
auch viele Kamera-Hersteller bieten eigene<br />
Cloud-Dienste an, hinzu kommen Anbieter<br />
wie Flickr oder die Angebote der IT-Riesen<br />
Amazon, Google, Apple oder Microsoft, die<br />
zumindest teilweise kostenlos sind.<br />
»Es fehlt nach wie vor eine Rundum-Lösung<br />
für den fotografischen<br />
Workflow mit KI-Verschlagwortung.«<br />
Andreas Jordan, leitender Redakteur Test & Technik<br />
Wer auf eine umfangreiche KI-Verschlagwortung verzichten kann, findet mit<br />
Programmen wie Lightroom Classic, Capture One oder ACDSee leistungsstarke<br />
Angebote für den fotografischen Workflow, die auch eine gute Bildverwaltung<br />
mitbringen. Wer sich dagegen einen großen Teil der Verschlagwortung<br />
von Künstlicher Intelligenz abnehmen lassen möchte, wird bei Excire oder<br />
Photoshop Elements fündig, welche Lightroom aber nur zum Teil ersetzen<br />
können. Es fehlt also nach wie vor eine unkomplizierte Rundum-Lösung aus<br />
einer Hand. Adobe oder der KI-Spezialist Skylum (Luminar) hätten eigentlich<br />
die besten Voraussetzungen für eine solche Software. Wir sind gespannt, wer<br />
als erster mit einem entsprechenden Angebot in den Startlöchern steht.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
51
PRAXIS FOTOSCHULE<br />
FORMEN UND<br />
MUSTER FINDEN<br />
Bei Architekturaufnahmen kommt es<br />
oft auf den Blick für lohnenswerte<br />
Motive und den richtigen Standpunkt<br />
an. Diese Aufnahme lebt von<br />
ihrem grafischen Zusammenspiel<br />
aus schwarzen Straßenlaternen im<br />
Vordergrund, die nur als Silhouetten<br />
erkennbar sind, und dem Muster der<br />
Gerüstverkleidung an den Kreuzbauten<br />
in Bonn. Besonders interessant<br />
wird das eigentlich fast monochrome<br />
Motiv durch die roten Bau-Elemente,<br />
passend zur Drittelregel links<br />
im Bild platziert. Die kaputte Stelle<br />
im Gerüstnetz (rechts der Bildmitte)<br />
wirkt wie eine Disharmonie in einem<br />
musikalischen Werk, die hilft, die<br />
Harmonien zu unterstreichen. Auch<br />
hier wird die Struktur des Bildes<br />
durch den kleinen Bruch nochmals<br />
intensiviert.<br />
Kamera: Sinar P2<br />
Objektiv: 90 mm xl<br />
Einstellungen: f/16, 1/8 s<br />
Film: Kodak EPP 100<br />
52<br />
fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
ARCHITEKTUR<br />
Hochwertige Architekturfotografie deckt ein breites Spektrum<br />
ab und verlangt technische Präzision. Hans Georg Esch ist<br />
einer der besten Architekturfotografen der Welt. Hier gibt er<br />
Tipps für Ihre Aufnahmen von Gebäuden und Interieurs.<br />
FOTO: © HG ESCH<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
53
ALLE FOTOS: © HG ESCH<br />
MENSCHEN EINBINDEN<br />
Das KAPSARC Forschungszentrum in Riad<br />
beeindruckt von außen wie innen. Die Zentralperspektive<br />
bei dieser Aufnahme der Moschee<br />
unterstreicht die bewusst leicht gebrochene Symmetrie.<br />
Ein weiterer Faktor sind die Personen in<br />
diesem Bild. Menschen am Geschehen im Raum<br />
teilhaben zu lassen, ist immer eine Herausforderung.<br />
Hier zeigen die Männer – zentral ebenfalls<br />
die Symmetrie unterstreichend – die schiere Größe<br />
des Raums, die durch das diagonal aus dem<br />
Bild laufende Dach noch unterstrichen wird.<br />
Kamera: Canon EOS 5DS R<br />
Objektiv: Canon TS-E 4/17 mm L<br />
Einstellungen: f/16, 1,3 s, ISO 100<br />
TEXT UND FOTOS HANS GEORG ESCH<br />
Wenn ich mich mit einem Objekt befasse,<br />
erkunde ich es zunächst ohne Kamera.<br />
Manchmal mit dem Architekten an der<br />
Seite, oft auf mich allein gestellt. Ich lasse das Gebäude<br />
auf mich wirken, die Umgebung, den Kontext,<br />
die Idee dahinter; auch die Stadtentwicklung und die<br />
Kultur spielen eine Rolle. Und ich kehre zu unterschiedlichen<br />
Tageszeiten dorthin zurück. Ich setze<br />
mich mit den Räumen auseinander, mit den Facetten<br />
des Tageslichts. Dann fotografiere ich. So, wie ich das<br />
Objekt wahrnehme. Was am Ende bisweilen dazu<br />
führt, dass die Architekten meine Fotos als Idee und<br />
Vorlage für ihre zukünftigen Projekte verwenden. So<br />
spannend kann Architektur-Fotografie sein! Lassen<br />
auch Sie sich inspirieren.<br />
DAS EQUIPMENT<br />
Wer gute Architektur-Fotos machen möchte, kommt an einigen<br />
kleineren Investitionen nicht vorbei, die sich aber mittel- und<br />
langfristig absolut auszahlen. Wichtig sind – neben einer Kamera mit<br />
möglichst großem Sensor – vor allem die Objektive und das Stativ.<br />
Das Dreibein sollte stabil, aber noch gut transportabel sein. Nichts ist<br />
schlimmer als ein Stativ, das man nur widerwillig bewegt – schließlich<br />
kommt es bei Architekturaufnahmen häufig auf den zentimetergenauen<br />
Standpunkt an. Als Kopf eignet sich ein Getriebeneiger<br />
optimal. Ich muss meinen im Profieinsatz zwar von Zeit zu Zeit<br />
austauschen, dafür bietet er maximal präzise Einstellmöglichkeiten.<br />
Bei den Objektiven sind Shift-Optiken Pflicht. Nur so haben Sie eine<br />
maximale Motivkontrolle vor Ort. Weitere Vorteile: Sie müssen das<br />
Bild nicht hinterher nach dem Geraderichten zuschneiden, können<br />
die Optik seitlich shiften und so, ohne den Standort zu wechseln, ein<br />
Panorama aus mehreren Aufnahmen zusammenbauen. Für Amateur-Fotografen<br />
bietet es sich an, auf dem Gebrauchtmarkt nach<br />
einer passenden Optik Ausschau zu halten.<br />
54 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PRAXIS FOTOSCHULE<br />
GEBÄUDE AUS<br />
DER MASSE LÖSEN<br />
Gebäude im Kontext zu zeigen ist eine<br />
Herausforderung und für Architektur-Fotografen<br />
ein absolutes Muss. Soll dabei<br />
ein bestimmtes Gebäude im Fokus<br />
stehen – in diesem Fall das Hudson<br />
Commons in der Bildmitte – besteht die<br />
Schwierigkeit darin, dieses optisch aus<br />
der Masse zu lösen, ohne digital nachzuhelfen.<br />
Dafür ist der richtige Standpunkt<br />
absolut entscheidend, auch die Brennweite<br />
und der Sonnenstand können eine<br />
Rolle spielen. Generell ist das Licht bei<br />
Cityscapes ein entscheidender Punkt.<br />
Mit dem Licht fotografiert entstehen<br />
harte Lichter und Schatten sowie Reflexionen<br />
in den Scheiben, gegenlichtig<br />
werden vor allem die Konturen der Gebäude<br />
betont. Auf diesem Bild steht die<br />
Sonne tief hinter dem rechten Bildrand.<br />
Kamera: DJI Zenmuse X7<br />
Brennweite: 16 mm<br />
Einstellungen: f/8, 1/80 s, ISO 100<br />
NEUE PERSPEKTIVEN<br />
ENTDECKEN<br />
Emporen und Galerien bieten oft die Möglichkeit,<br />
nach unten in den Raum zu blicken: eine völlig<br />
neue Betrachtungsweise mit der Chance zur<br />
Neuorientierung. Aus dieser Perspektive sind<br />
vor allem Details interessant, gerne im Anschnitt.<br />
Dadurch wirkt das Bild abstrakter und wird spannender.<br />
Bei dieser Aufnahme im Art Collectors<br />
House Basel macht der grafische Licht-Schatten-<br />
Wurf auf dem strukturierten Boden das Motiv noch<br />
interessanter. Auf der Meta-Ebene trifft Material<br />
auf Dematerialisierung: Das Sofa steht und fliegt<br />
optisch zugleich. Achtung: Bei solchen Aufnahmen<br />
mit hoch stehender Sonne am Mittag gibt es<br />
einen sehr großen Dynamikumfang. Fotografieren<br />
Sie unbedingt im Raw-Format und achten Sie auf<br />
eine korrekte Belichtung.<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mark III<br />
Objektiv: Canon TS-E 2,8/50 mm L Macro<br />
Einstellungen: f/9, 1/200 s, ISO 200<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
55
PRAXIS FOTOSCHULE<br />
AUF DETAILS REDUZIEREN<br />
Oft liegt die Kunst eines guten Architektur-Fotos darin, sich<br />
auf das Wesentliche zu konzentrieren und dem Betrachter<br />
genügend Interpretations-Spielraum zu lassen. Am besten<br />
funktioniert das, indem Sie sich auf besonders charakteristische<br />
Merkmale eines Gebäudes konzentrieren und<br />
diese als Detail fotografieren. Das Hans-Sachs-Haus in<br />
Gelsenkirchen wartet mit spannenden Farben und Formen<br />
auf, die diese Aufnahme in Blau, Rot, Weiß und Schwarz<br />
wie ein abstraktes Gemälde wirken lassen. Testen Sie bei<br />
solchen Detailaufnahmen sowohl unterschiedliche Standpunkte<br />
wie auch Brennweiten. Probieren Sie außerdem<br />
verschiedene Bildausschnitte und Formate aus. Häufig<br />
sind auch quadratische oder hochformatige Versionen<br />
interessant.<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mark III<br />
Objektiv: Canon EF 2,8/100 mm L Macro IS USM<br />
Einstellungen: f/11, 1/25 s, ISO 100<br />
MIT BLICK NACH OBEN<br />
FOTOGRAFIEREN<br />
Moderne Gebäude wirken häufig besonders interessant,<br />
wenn sie nach oben fotografiert werden. Der Himmel spiegelt<br />
sich in den großen Fensterfronten, die Weite wird von<br />
der starren Struktur der Fassade gebrochen. So lebt dieses<br />
Bild besonders vom Gegensatz hart/weich, die besondere<br />
Form des Zalando-Gebäudes in Berlin erlaubt es zudem,<br />
den flüchtigen Himmel monumental einzuklammern.<br />
Kamera: Canon EOS 5DS R<br />
Objektiv: Canon TS-E 4/17 mm L<br />
Einstellungen: f/11, 1/160 s, ISO 320<br />
Ein weiteres Beispiel für spannende<br />
Blickwinkel nach oben<br />
ist diese Aufnahme des CITIC<br />
Tower in Beijing. Die Frontalperspektive<br />
lässt den Turm<br />
besonders imposant erscheinen<br />
und hebt die geschwungene<br />
Form noch stärker hervor. Alle<br />
fünf Gebäude führen den Blick<br />
des Betrachters zur Spitze des<br />
Turms, an dem sich das Licht<br />
bricht. Solche starken Frontalmotive<br />
müssen perfekt ausgerichtet<br />
sein. Suchen Sie mit<br />
Stativ den richtigen Standpunkt.<br />
Kamera: Canon EOS 5DS R<br />
Objektiv: Canon TS-E 4/17 mm L<br />
Einstellungen: f/16, 1/160 s, ISO 100<br />
56 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
ALLE FOTOS: © HG ESCH<br />
VOGELPERSPEKTIVE NUTZEN<br />
Eine senkrecht nach unten gerichtete Kamera fängt eine<br />
völlig neue Perspektive eines Gebäudes ein. Dieses Bild bei<br />
Zalando in Berlin wurde mit einer Drohne umgesetzt. Für eine<br />
perfekte Umsetzung ist es wichtig, zu zweit zu arbeiten. Der<br />
Pilot steuert die Drohne, der Fotograf die Kamera. Nur so hat<br />
man die volle Konzentration aufs Motiv. Aber auch ohne Drohnen<br />
lassen sich ähnliche Perspektiven erzielen, beispielsweise<br />
an Geländern oder Aussichtsplattformen. Unbedingt immer<br />
mit Kameragurt und nach Möglichkeit einer zweiten Person,<br />
die Sie von hinten hält. Riskieren Sie nichts! Aktivieren Sie<br />
den Live-View und versuchen Sie, möglichst senkrecht nach<br />
unten zu fotografieren. Ein Stativ mit klappbarer Mittelsäule<br />
kann hier sehr hilfreich sein. Da man es ohne Drohne fast nie<br />
mittig über das Motiv schafft, sollten Sie am besten mit etwas<br />
größerem Bildausschnitt arbeiten. So können Sie senkrecht<br />
nach unten fotografieren und anschließend den überflüssigen<br />
Bildbereich abschneiden. Besonders interessant wird diese<br />
Perspektive, wenn Menschen mit im Bild sind. So bekommt<br />
der Betrachter ein besseres Gefühl für die Größenverhältnisse<br />
und die Aufnahme wird lebendig.<br />
Kamera: DJI Zenmuse X7 (Gimbal-Kamera)<br />
Objektiv: 12 mm<br />
Einstellungen: f/5,6, 1/160 s, ISO 200<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Hans Georg Esch wurde 1964 in Neuwied geboren. Nach seiner<br />
Fotografenausbildung war er einige Zeit als Modefotograf tätig,<br />
bevor er sich 1989 der Architektur zuwandte. Mittlerweile gilt er als<br />
einer der bedeutendsten Fotografen von moderner Architektur und<br />
Avantgarde-Design weltweit. Neben seinen Auftragsarbeiten wendet<br />
er sich regelmäßig freien künstlerischen Projekten zu und veröffentlicht<br />
die Bilder in großen Buch- und Bilderreihen. Auch Panoramen<br />
und Filmaufnahmen gehören zu Eschs Spektrum. Heute lebt Hans<br />
Georg Esch in Hennef im Rhein-Sieg-Kreis, Nordrhein-Westfalen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
57
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PRAXIS OBJEKTIVSCHULE<br />
DIE<br />
SERIE:<br />
OBJEKTIV-<br />
SCHULE<br />
Teil 7<br />
SUPERTELES<br />
Die brennweitenstarken Objektive ab 300 Millimeter sind vor<br />
allem bei Natur- und Sportfotografen beliebt. Wir erklären ihre<br />
bildliche Wirkung, ihre typischen Eigenschaften und werfen einen<br />
Blick auf ihre Stärken und Schwächen.<br />
Ein typisches Einsatzgebiet für Superteles<br />
ist die Fotosafari: Mit langer<br />
Brennweite bleiben Tier und Mensch<br />
auf sicherem Abstand.<br />
Objektiv: Sigma EX DG 2,8/120-300 mm DG OS<br />
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Einstellungen: 600 mm, f/5,6, 1/800 s, -1 EV,<br />
ISO 400, Bohnensack<br />
Kamera: Nikon D800<br />
60 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
TEXT LARS THEISS<br />
Wer keines hat, träumt bestimmt<br />
davon: Ein Superteleobjektiv<br />
wünscht sich fast jeder Fotograf,<br />
denn es verbindet die Wirkung eines<br />
Fernglases mit einer Kamera. Mit Superteles<br />
meinen wir Objektive, die Brenn weiten<br />
ab 300 Millimeter besitzen oder abdecken.<br />
In den Erläuterungen beziehen wir uns<br />
immer auf Kameras mit Vollformatsensoren<br />
bzw. die kleinbildäquivalente Brennweite,<br />
deshalb kann auch ein APS-C-Objektiv<br />
mit APS-Crop-Faktor 1,5 oder 1,6<br />
oder ein Objektiv für Micro Four Thirds<br />
(MFT-Crop-Faktor 2) darunter fallen.<br />
Die diagonalen Bildwinkel betragen bei<br />
diesen Brennweiten 8 Grad oder weniger.<br />
Konkret reichen also auch Zooms wie ein<br />
100-500 mm oder ein 150-600 mm in den<br />
Supertelebereich hinein.<br />
FOTO: © LARS THEISS<br />
MOTIVE UND BILDWIRKUNG<br />
Vieles von dem, was wir in Teil drei unserer<br />
Serie über die klassischen Teleobjektive<br />
bis 300 mm geschrieben haben (fM<br />
8/2020), trifft auch auf die Superteles zu –<br />
nur noch ausgeprägter. Wenn man einmal<br />
von Hallen-Events absieht, sind die Superteles<br />
Outdoor-Objektive. Sie überbrücken<br />
große Distanzen und bringen Entferntes<br />
groß auf den Sensor, sei es ein Berggipfel<br />
auf der anderen Talseite, ein Fußballer in<br />
der gegenüberliegenden Spielhälfte oder<br />
den scheuen Fuchs hinten am Waldrand.<br />
Das bedeutet auch, dass Superteles zum<br />
Einsatz kommen, wenn Sie nicht näher an<br />
Ihr Motiv herangehen dürfen oder möchten:<br />
sei es das große Sport-Event oder die<br />
Fluchtdistanz der Stadtparkente.<br />
Da mit zunehmender Brennweite die<br />
Schärfentiefe abnimmt, fällt es mit 500 mm<br />
Brennweite leicht, ein Tier vom Vorderund<br />
Hintergrund zu lösen. Deshalb können<br />
Sie mit der selektiven Schärfe gewissermaßen<br />
durch Büsche oder Baumäste<br />
hindurchfotografieren: Der Vordergrund<br />
zeichnet zwar die Bildschärfe und den Gesamteindruck<br />
weich, doch der Vogel auf<br />
dem Ast ist als solcher klar erkennbar.<br />
Telebrennweiten haben jedoch auch<br />
eine verdichtende Wirkung, sie raffen im<br />
Bild zusammen, was in der Realität weit<br />
auseinanderliegt: Bergrücken, Tiere einer<br />
Herde, auf den Fotografen zurasende<br />
Rennwagen auf der Geraden. Während<br />
also bei Weitwinkelobjektiven selbst auf<br />
dem Papierabzug der Eindruck einer<br />
gewissen Dreidimensionalität erzielbar ist,<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
61
PRAXIS OBJEKTIVSCHULE<br />
verstärken Superteles die „Flachheit“ eines<br />
Bildes. Deshalb vermeiden Profis allzu<br />
lange Brennweiten bei Portraits, sonst<br />
werden die Gesichter „platt“. Der Effekt<br />
lässt sich wiederum bei Landschafts- oder<br />
Architekturaufnahmen kreativ nutzen.<br />
Die zunehmend beeindruckenden kurzen<br />
Nahgrenzen mit teilweise Makro-ähnlichen<br />
Vergrößerungsmaßstäben erlauben<br />
auch bildfüllende Aufnahmen von kleinen<br />
Tieren oder Blüten und abstrahierende<br />
Fotos von Details.<br />
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN<br />
Mit zunehmender Brennweite werden die<br />
Teles größer, mit zunehmender Lichtstärke<br />
schwerer (und teurer). Damit muss<br />
sich ein Supertele-Fotograf arrangieren,<br />
wobei es schon Exemplare für dreistellige<br />
Eurobeträge gibt. Das oben erwähnte<br />
Freistellungspotenzial der „langen Tüten“<br />
bedingt eine akkurate Fokussierung, Fehler<br />
werden sofort offensichtlich. Unschärfe<br />
entsteht aber auch schnell durch eigenes<br />
Verwackeln, das durch den sehr engen<br />
Bildwinkel, das Eigengewicht und eine<br />
gewisse Windanfälligkeit droht. Insofern<br />
sind ein stabiles Stativ und ein integrierter<br />
Bildstabilisator vorrangig einzusetzen.<br />
Für eher mobiles Arbeiten eignen sich<br />
Einbeinstative, die zudem die Kraft des<br />
Fotografen schonen. Bei Aufnahmen vom<br />
Dreibein empfiehlt sich das Fotografieren<br />
mit Live-View und/oder Spiegelvoraus<br />
lösung. Am besten behalten Sie immer die<br />
Verschlusszeit im Auge: Drehen Sie die<br />
ISO-Einstellung so hoch, dass Sie aus der<br />
freien Hand (und ohne Bildstabilisator)<br />
mit einer Belichtungszeit fotografieren, die<br />
dem Kehrwert der doppelten Brennweite<br />
in mm entspricht. Beispiel: mit 500 mm<br />
(mal zwei) bei 1/1000 s oder kürzer.<br />
BAUWEISE<br />
SPIEGELLINSENOBJEKTIV<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Objektiven, in denen ausschließlich<br />
Linsen verbaut werden, kommen in<br />
Spiegellinsenobjektiven auch Spiegel<br />
zum Einsatz, daher auch der Name<br />
Katadiopter. Die einfallenden Lichtstrahlen<br />
werden von einem ringförmigen<br />
Hauptspiegel im hinteren Teil<br />
auf einen kleinen Fangspiegel im<br />
vorderen Teil geworfen. Deshalb haben<br />
Spiegelteles immer eine Art Knopf auf<br />
oder unter der Frontlinse. Mit diesem<br />
Bautrick kann die Objektivlänge erheblich<br />
kürzer als die effektive Brennweite<br />
gestaltet und zusätzlich Gewicht<br />
gespart werden. Katadiopter haben fast<br />
nie einen Autofokus, aber fast immer<br />
eine feste Brennweite und Blende und<br />
sind eher lichtschwach, die Belichtung<br />
So attraktiv die langen Brennweiten<br />
sind, um Entferntes heranzuholen: Dunst<br />
und Hitzeflimmern können die Bildqualität<br />
zunichte machen. Das passiert nicht<br />
nur in der Savanne auf Fotosafari, sondern<br />
auch in Stadtlandschaften oder über<br />
Gewässern, wenn Sie eine Yacht ablichten<br />
möchten. Wenn möglich, verlegen Sie<br />
kann dann nur über ISO, Verschlusszeit<br />
und/oder Filter gesteuert werden.<br />
Aufnahmen mit Spiegelteles zeigen die<br />
charakteristischen Unschärferinge von<br />
Lichtreflexen im Vorder- und Hintergrund.<br />
Das Tokina<br />
8/400 mm ist<br />
ein neueres<br />
Spiegeltele für<br />
verschiedene<br />
Anschlüsse.<br />
FOTO: © TOKINA<br />
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Ca.-Preis Liste/Straße: 1900/ 1700 Euro<br />
Optik: 91 %<br />
Mechanik: 93 %<br />
Note: Super (Test in fM 7/16)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 1500/ 1250 Euro<br />
Optik: 87 %<br />
Mechanik: 92 %<br />
Note: Super (Test in fM 12/15 und 9/19)<br />
62 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
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SUPERTELES BESITZEN?<br />
Insbesondere die höherpreisigen Superteles<br />
sind mit einer Vielzahl an Details<br />
ausgestattet. Schließlich wollen Sport- und<br />
Naturprofis ein robustes Werkzeug, das<br />
sowohl Rempler als auch einen Regenschauer<br />
locker übersteht. Also finden<br />
sich Abdichtungen an allen gefährdeten<br />
Stellen, Gummierungen an der Frontlinse<br />
und Streulichtblende sowie natürlich auch<br />
Materialien, die entweder widerstandsfähig<br />
sind oder nachgiebig. Auch ein Zoom-<br />
Lock oder eine justierbare Rutschbremse<br />
schützen das Zoom, das nicht unerwartet<br />
ausfährt und irgendwo anstößt. Zooms<br />
ohne Auszugsverlängerung sind prinzipiell<br />
im Vorteil. Bei der Streulichtblende<br />
kann es komfortabel sein, einen Klemmmechanismus<br />
anstelle einer Bajonettverriegelung<br />
zu haben; die Klemmschraube<br />
positionieren Sie dann an beliebiger Stelle.<br />
Die raffende Wirkung der langen Telebrennweiten<br />
können Sie einsetzen, um zum Beispiel<br />
den Mond vergleichsweise groß mit einem<br />
Gebäude in Szene zu setzen.<br />
Objektiv: Nikon AF-S Nikkor 5,6/200-500 mm E ED VR<br />
Einstellungen: 440 mm, f/5,6, 1/8 s, -3 EV, ISO 800, Stativ<br />
Kamera: Nikon D850<br />
FOTO: © LARS THEISS<br />
Olympus M.Zuiko Digital<br />
5-6,3/100-400 mm ED IS<br />
Das Consumer-Zoom von Olympus liefert<br />
ein sehr ausgewogenes und erschwingliches<br />
Leistungspaket, es ist ohne Verluste<br />
bei Offenblende einsetzbar.<br />
Panasonic Leica DG Elmarit 2,8/200 mm<br />
Power O.I.S. (inkl. 1,4x)<br />
Bereits bei Offenblende schafft das<br />
MFT-400er (entsprechend Kleinbild) eine<br />
hervorragende Auflösung, die bei f/4 noch<br />
anzieht. Mitgeliefert wird der 1,4x-Telekonverter.<br />
Panasonic Lumix G Vario<br />
4-5,6/100-300 mm II O.I.S.<br />
Bis zu 600 mm (kleinbild-äquivalent) an<br />
MFT-Sensoren bietet das kostengünstige<br />
Panasonic-Zoom mit Bildstabilisator der<br />
zweiten Generation.<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 1300/ 1300 Euro<br />
Optik: 84 %<br />
Mechanik: 92 %<br />
Note: Super (Test in fM 9/20)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 3120/ 2600 Euro<br />
Optik: 92 %<br />
Mechanik: 92 %<br />
Note: Super (Test in fM 3/18)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 630/ 525 Euro<br />
(kein Test)<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
63
PRAXIS OBJEKTIVSCHULE<br />
Je enger der Bildwinkel, desto größer<br />
die Verwacklungsgefahr: Daher sollten Sie<br />
sehr großen Wert auf einen eingebauten<br />
Bildstabilisator legen, denn er wirkt effektiver<br />
als der kamerainterne Stabilisator.<br />
Dass Sie bei den typischerweise bewegten<br />
Motiven einen Autofokus einsetzen sollten,<br />
ist heute nahezu selbstverständlich.<br />
FOTO: © LARS THEISS<br />
Mit manueller Scharfeinstellung werden<br />
Sie weit häufiger zu spät kommen oder<br />
fehlfokussieren. Das schnelle und präzise<br />
Scharfstellen unterstützen – nicht selten<br />
selber programmierbare – Fokushaltetasten.<br />
Besonders bei Spiegelreflexobjektiven<br />
(Sigma, Tamron) können eine AF-Feinjustierung,<br />
Individualisierung und Firmware-Updates<br />
via USB-Dock nützlich sein.<br />
Auch ein Fokussierbereichsbegrenzer ist<br />
sehr hilfreich: Er erspart Ihnen unnötige<br />
Fokussierwege, wenn Sie eine längere Zeit<br />
Motive in größerer Entfernung oder sehr<br />
nah fotografieren. Deshalb ist auch eine<br />
Beschränkung auf den Nahbereich sehr<br />
sinnvoll.<br />
Für einen Bajonett-schonenden<br />
Transport besitzen die Schwergewichte<br />
Ösen für einen Tragegurt. Darüberhinaus<br />
werden auch die Stativfüße an den<br />
Stativschellen zunehmend bequemer für<br />
die Hand gestaltet. Achten Sie auf abnehmbare<br />
Füße, einerseits für leichteren<br />
Transport, andererseits gibt es für manche<br />
Objektive ausgeklügeltere Modelle als<br />
Zubehör – mit Arca-Swiss-kompatibler<br />
Form (erspart die Schnellkupplungsplatte)<br />
oder verschieden großen Stativgewinden.<br />
Eine rastende Stativschelle erleichtert den<br />
Wechsel zwischen Quer- und Hochformat.<br />
Auch Superteles können oft noch<br />
mit Telekonvertern verlängert werden:<br />
Große Tiere im Detail, kleine Tiere in groß:<br />
Superteles holen besonders die scheue Tierwelt<br />
nah an den Betrachter.<br />
Objektiv: Panasonic Leica DG Elmarit 2,8/200 mm Power<br />
O.I.S. mit 1,4x-Konverter<br />
Einstellungen: 560 mm, f/5,6, 1/1600 s, ISO 400<br />
Kamera: Panasonic Lumix G9<br />
TYPISCHE VERTRETER DES BRENNWEITENBEREICHS AB 300 mm<br />
Pentax smc 4/300 mm DA* ED IF SDM<br />
Die Pentax-Festbrennweite mit Stativschelle<br />
passt an die APS-C-Kameras<br />
und entspricht im Kleinbildformat einem<br />
450-mm-Objektiv.<br />
Sigma DG 5-6,3/100-400 mm<br />
OS HSM Contemporary<br />
Die preiswerte Spiegelreflex-Variante ist<br />
offenblendtauglich. Für Spiegellose ist es<br />
als DG DN für 1000/ 990 Euro erhältlich<br />
(77 %/ 88 % in fM 10/20).<br />
Sigma DG 5-6,3/150-600 mm<br />
OS HSM Sports<br />
Die höherpreisige und leistungsstärkere<br />
Sports-Variante des Sigma-Zooms bietet<br />
ein tolles Gesamtpaket für den teleorientierten<br />
SLR-Fotografen.<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 1300/ 1300 Euro<br />
(kein Test)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 900/ 740 Euro<br />
Optik: 75 %<br />
Mechanik: 93 %<br />
Note: Sehr gut (Test in fM 8/17)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 2100/ 1570 Euro<br />
Optik: 80 %<br />
Mechanik: 96 %<br />
Note: Super (Test in fM 3/15, 12/16 und 9/19)<br />
64 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Werfen Sie einen Blick in die Anleitung,<br />
ob dann noch der Autofokus funktioniert.<br />
Es gibt sogar drei Zooms (Canon, Nikon,<br />
Olympus) mit eingebautem Konverter! Je<br />
größer die Frontlinse, desto wahrscheinlicher<br />
fehlt ein Filtergewinde. Stattdessen<br />
gibt es Schubladen in Bajonettnähe für<br />
kleinere Schraub- oder Folienfilter.<br />
Sportaufnahmen aus Distanzen, die genügend<br />
Abstand von den Sportlern halten, sind eine<br />
Domäne der Superteles. Manchmal darf der<br />
Fotograf aber auch nicht näher herankommen.<br />
Objektiv: Sony FE 2,8/400 mm GM OSS mit 1,4x-Konverter<br />
Einstellungen: 560 mm, f/4, 1/500 s, ISO 800, Einbeinstativ<br />
Kamera: Sony Alpha 9<br />
AUSRÜSTUNG<br />
DAS AUSSERGEWÖHNLICHE OBJEKTIV<br />
Einen einzigartigen Weg schlug Canon bei der Entwicklung<br />
der beiden Superteles RF 11/600 mm und 11/800 mm IS<br />
STM ein. Das Ziel waren leichte, kompakte und kostengünstige<br />
Festbrennweiten für das neue spiegellose Vollformatsystem.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Teleobjektiven verzichteten<br />
die Ingenieure auf eine hohe Lichtstärke und installierten<br />
eine unverstellbare Blende mit Lichtstärke<br />
1:11. Das führt zu Einsparungen bei der<br />
Blendensteuerung und einem geringeren<br />
Objektivdurchmesser, was wiederum Volumen<br />
und Gewicht reduziert. Zudem konnte<br />
durch den optischen Aufbau der Auszug<br />
eines Tubus bajonettseitig realisiert werden. In der Parkposition<br />
spart er jeweils satte sieben Zentimeter Länge ein. Auf<br />
diese Weise ist das 800 mm beim Transport nur 28,2 cm lang<br />
und wiegt 1260 g. Das 600 mm kostet rund 780 Euro, das 800<br />
mm etwa 1020 Euro. Den Test der beiden Außergewöhnlichen<br />
lesen Sie in fM 1/<strong>2021</strong>.<br />
Ausgefahren<br />
ist das RF<br />
11/800 mm<br />
35,2 cm<br />
lang.<br />
FOTO: © CANON FOTO: © LARS THEISS<br />
Sony FE 5,6-6,3/200-600 mm G OSS<br />
Starke Leistungen bei Optik und Mechanik<br />
machen das weiße FE-Telezoom mit<br />
Bildstabilisator für Sony-Fotografen sehr<br />
attraktiv.<br />
Tamron 3,5-6,3/18-400 mm Di II VC HLD<br />
Das Rekordzoom in Sachen Brennweitenspanne<br />
schafft an Canon- bzw. Nikon-<br />
Reflexen 640/600 mm entsprechend Kleinbild<br />
– aber startet im Weitwinkel!<br />
Tamron SP 5-6,3/150-600 mm<br />
Di VC USD (G2)<br />
Sehr gute Werte liefert die zweite Generation<br />
des Tamron-Zooms für Spiegelreflexen<br />
besonders am APS-C-Sensor und in der<br />
Mechanik ab.<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 2100/ 1700 Euro<br />
Optik: 85 %<br />
Mechanik: 94 %<br />
Note: Super (Test in fM 9/19)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 890/ 520 Euro<br />
Optik: 73 %<br />
Mechanik: 84 %<br />
Note: Sehr gut (Test in fM 8/17)<br />
Ca.-Preis Liste/Straße: 2000/ 960 Euro<br />
Optik: 77 %<br />
Mechanik: 95 %<br />
Note: Super (Test in fM 12/16 und 9/19)<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
65
TECHNIK FORUM<br />
ZAHL VERKAUFTER DIGITALKAMERAS (GESAMT)<br />
ZAHL VERKAUFTER DIGITALKAMERAS MIT<br />
WECHSELOBJEKTIVEN<br />
(1000 STÜCK)<br />
2000<br />
(1000 STÜCK)<br />
1200<br />
1500<br />
1000<br />
800<br />
1000<br />
600<br />
500<br />
400<br />
200<br />
0<br />
JAN. FEB. MRZ. APR. MAI. JUN. JUL. AUG. SEP. OKT. NOV. DEZ.<br />
0<br />
JAN. FEB. MRZ. APR. MAI. JUN. JUL. AUG. SEP. OKT. NOV. DEZ.<br />
ZAHL VERKAUFTER DIGITALKAMERAS MIT<br />
EINGEBAUTEM OBJEKTIV (KOMPAKTKAMERAS)<br />
ZAHL VERKAUFTER WECHSELOBJEKTIVE<br />
(1000 STÜCK)<br />
1000<br />
(1000 STÜCK)<br />
1800<br />
1600<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
JAN. FEB. MRZ. APR. MAI. JUN. JUL. AUG. SEP. OKT. NOV. DEZ.<br />
0<br />
JAN. FEB. MRZ. APR. MAI. JUN. JUL. AUG. SEP. OKT. NOV. DEZ.<br />
2018 2019 2020<br />
Die CIPA weist die Anzahl der von ihren Mitgliedern (japanische Hersteller und Carl Zeiss) verkauften<br />
Kameras und Wechselobjektiven pro Monat aus – hier für die letzten drei Jahre.<br />
KAMERA- UND OBJEKTIVMARKT<br />
TALSOHLE DURCHSCHRITTEN?<br />
Seit 2011 werden von Jahr zu Jahr weniger Kameras verkauft. 2020 sorgte die<br />
Pandemie im Mai für einen neuen Tiefpunkt. Seitdem geht es langsam bergauf.<br />
Anfang Februar hat der Zusammenschluss<br />
der japanischen<br />
Fotoindustrie (CIPA) die Verkaufszahlen<br />
für das Jahr 2020 vorgelegt.<br />
Danach standen vor allem die Monate<br />
März bis Mai des letzten Jahres im Zeichen<br />
der Pandemie. Der Tiefpunkt war<br />
im Mai erreicht: In diesem Monat wurden<br />
weltweit nur noch knapp 370.000 Kameras<br />
verkauft, 40,8 % des Vorjahresmonats. Die<br />
meisten Kameras gingen 2020 im Oktober<br />
über die Ladentheke, seitdem geht es<br />
wieder leicht bergab, allerdings weniger<br />
stark als in 2018 und 2019. Daher nähern<br />
sich die Kurven der letzten drei Jahre im<br />
Dezember wieder deutlich an.<br />
Insgesamt wurden 2020 rund 8,9<br />
Millionen Kameras verkauft (58,8 % des<br />
Vorjahres), davon ca. 60 % Wechselobjektivkameras.<br />
Bei diesen dominieren wiederum<br />
die spiegellosen Modelle mit rund<br />
60 %. Die Tatsache, dass im vergangenen<br />
Jahr pro Wechselobjektivkamera rund<br />
1,7 Objektive verkauft wurden, wertet die<br />
CIPA als Zeichen dafür, dass Fotografen<br />
nach wie vor ihr System ausbauen und in<br />
ihr Hobby investieren.<br />
Für <strong>2021</strong> hofft die CIPA auf einen positiven<br />
Trend. Laut Vorhersage sollen 9,5<br />
Millionen Kameras verkauft werden, 107 %<br />
des Vorjahres, wobei die Prognose besagt,<br />
dass der Kompaktkameramarkt weiter<br />
leicht schrumpft. ANDREAS JORDAN<br />
66 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PREIS-TRACKER<br />
Platz<br />
Kamera<br />
Bildqualität<br />
(60%)<br />
Geschwindigkeit<br />
(20%)<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20%)<br />
Gesamt<br />
1 Canon EOS 90D 82% 92% 98% 87% Sehr gut<br />
2 Nikon D500 77% 96% 94% 84% Sehr gut<br />
2 Nikon D7500 77% 93% 94% 84% Sehr gut<br />
4 Canon EOS 80D 78% 90% 93% 83% Sehr gut<br />
KAMERABESTENLISTEN<br />
www.fotoMAGAZIN.de/technik/kamerabestenliste<br />
Note<br />
QUELLE: © WWW.IDEALO.DE, INFOGRAFIK: © ILLUTEAM43 FÜR fotoMAGAZIN<br />
DIE BESTEN APS-C-SLRS<br />
MIT OPTISCHEN SUCHERN<br />
S<br />
piegelreflexkameras<br />
mit Sensoren in APS-C-Größe<br />
waren einmal das Nonplusultra. Heute sind sie<br />
zwar immer noch weit verbreitet, doch viele Interessenten<br />
liebäugeln mittlerweile mit Vollformatkameras<br />
– ohne Spiegel. Deshalb schrumpfte auch die Zahl der<br />
Anbieter auf drei: Canon, Nikon und Ricoh Pentax sind<br />
die letzten aktiven Anbieter. Welche Kameramodelle<br />
führen unsere aktuelle Bestenliste an und wie haben<br />
sich deren Straßenpreise im vergangenen halben Jahr<br />
entwickelt?<br />
Den ersten Platz belegt mit deutlichem Vorsprung<br />
die Canon EOS 90D. Ihr Gehäusepreis pendelte um<br />
rund 50 Euro nach oben und unten rund um die 1200<br />
Euro. Genau dort lag sie auch am letzten Tag unserer<br />
Erhebung. Rang zwei teilen sich zwei Nikon-Modelle:<br />
Während die D7500 ab Anfang August von etwa 750<br />
auf 900 Euro kletterte, machte die D500 sogar einen<br />
großen Sprung um fast 300 Euro nach oben auf rund<br />
1470 Euro. Dabei täuscht allerdings bei beiden Kameras<br />
der niedrige Startpreis am Ausgangspunkt. Zu<br />
diesem Zeitpunkt gab es sehr attraktive Preisaktionen<br />
und mittlerweile liegen sie wieder halbwegs auf ihrem<br />
normalen Preisniveau.<br />
Bleibt die Canon EOS 80D auf Platz vier. Interessanterweise<br />
wurde auch sie im Laufe der Zeit nicht<br />
billiger, sondern legte zu. Am Stichtag kostete sie<br />
rund 50 Euro mehr als die ca. 780 Euro beim Start des<br />
Preisvergleichs.<br />
KOLUMNE: WINFRIED WARNKE<br />
DER PROFI-TRAUM<br />
Profi sein, das impliziert Fachwissen,<br />
exzellentes Handwerkszeug und<br />
überzeugende Ergebnisse. Wer möchte<br />
da nicht Profi sein?! Den Smartphone-<br />
Knipser haben die Kamerahersteller als<br />
Zielgruppe abgeschrieben und den Semi-Profi<br />
als profitables Objekt entdeckt.<br />
Profi schafft Profit, Profi-like sells.<br />
Die Tendenz ist eindeutig: Die<br />
Hersteller setzen bei Neuheiten auf<br />
hochwertige und -preisige Kameras.<br />
Auch die Anzeigen der Firmen sprechen<br />
eine eindeutige Sprache, alles ist profimäßig.<br />
Der Professionelle ist natürlich<br />
Image-Träger, Canons weiße Superteles<br />
am Rande von Sport-Events sind prägnante<br />
Symbole. Klar, der spezialisierte<br />
Profi, ob nun Sport- oder Tierfotograf,<br />
braucht passendes, hochpreisiges<br />
Equipment; Service ist oft wichtiger als<br />
technische Details. Aber es<br />
gibt eben auch die Typen, die<br />
gerne Profi wären und kiloschwer<br />
bepackt durch die Gegend ziehen; als<br />
wären sie auf einem Fitnesspfad und<br />
nicht auf einem Fototrip. Diese Möchte-gern-Profis<br />
zerbrechen sich permanent<br />
den Kopf, ihre Ausrüstung zu<br />
optimieren – echte Profis sind da viel<br />
relaxter.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
67
TECHNIK FORUM<br />
CANON EOS M50 MARK II<br />
FÜR DIE GENERATIONEN XYZ<br />
Mit der EOS M50 Mark II stellt Canon eine für YouTube,<br />
Videokonferenzen und Vlogger optimierte Version seiner<br />
spiegellosen Systemkamera vor.<br />
Die EOS M50 Mark II hat die<br />
gleichen Eckwerte wie die knapp<br />
zweieinhalb Jahre alte Ursprungskamera.<br />
So kommt nach wie vor ein APS-<br />
C-Sensor mit effektiven 24,1 Megapixeln<br />
zum Einsatz, der 3,0-Zoll-Touch-Monitor<br />
(1,<strong>04</strong> Mio. Punkte) lässt sich für Selbstaufnahmen<br />
zur Seite ausklappen und die<br />
Kamera kann Serien mit bis zu 10 Bilder/s<br />
aufnehmen. Die meisten Verbesserungen<br />
betreffen den Movie-Modus. So lässt sich<br />
das Video nun ohne Einblendungen per<br />
HDMI ausgeben („Clean HDMI“) und<br />
die Kamera kann für Videokonferenzen<br />
und für YouTube-Live-Streams via image.<br />
canon genutzt werden. Letzteres muss<br />
einmalig eingerichtet werden. Voraussetzung<br />
ist eine Upload-Geschwindigkeit von<br />
6 MBit/s und ein YouTube-Channel mit<br />
mindestens 1000 Abonnenten.<br />
Für Videokonferenzen kann die Kamera<br />
per USB an den Computer angeschlossen<br />
werden, auf dem die EOS Webcam<br />
Utility installiert ist. Übertragen wird ein<br />
Bild mit 1024 Pixel Breite, der Ton muss<br />
separat zugeführt werden. Anders als bei<br />
der PowerShot G7 X Mark III erfolgt die<br />
Stromversorgung nicht per USB. Eine höhere<br />
Auflösung und eine Tonübertragung<br />
lässt sich mit Hilfe eines HDMI-Grabbers<br />
realisieren. Canon bietet hierfür ein spezielles<br />
Bundle an (siehe unten).<br />
Die EOS M50<br />
Mark II – hier mit dem<br />
Kitobjektiv 3,5-6,3/15-<br />
45 mm IS STM – ist<br />
kompakt und leicht.<br />
MIT 4K-VIDEO<br />
Wie gehabt liegt die maximale Videoauflösung<br />
bei 4K/25p, allerdings mit<br />
1,56x-Crop. Bei Einsatz des digitalen<br />
Bildstabilisators verstärkt sich der Beschnitt<br />
auf 1,75x bis 2,2x. Während der<br />
4K-Aufnahme lassen sich Einzelbilder<br />
speichern und auch 4K-Zeitrafferaufnahmen<br />
sind möglich. Anders als bei der<br />
EOS M50 funktioniert bei der Mark II der<br />
Augen-AF mit Servo-Tracking auch im<br />
Videomodus. In 4K ist der AF aber nach<br />
wie vor auf eine Kontrasterkennung<br />
beschränkt; der Dual-Pixel-CMOS-AF<br />
funktioniert bei Foto und Full-HD-<br />
Video. Weitere Movie-Updates sind eine<br />
Videoaufnahme-Taste auf dem Touchscreen,<br />
ein Video-Selbstauslöser, das<br />
Speichern von Information zur Filmausrichtung,<br />
die Benachrichtigung über<br />
den Aufnahmestopp, das Transkodieren<br />
von Filmen bei der Übertragung über<br />
WLAN, ein Video-Digitalzoom und ein<br />
Video-Schnappschuss-Modus.<br />
Auch für Fotografen gibt es einige<br />
Neuerungen. So reicht die AF-Emp-<br />
FOTOS: © CANON<br />
Der Monitor der EOS M50<br />
Mark II lässt sich zur Seite<br />
ausklappen. Der Autofokus<br />
verfolgt jetzt auch im Video<br />
die Augen.<br />
68 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Mit entsprechendem Zubehör (hier u. a. das<br />
Griffstativ HG100TBR mit Auslöser BR-E1<br />
und einem Mikro) wird die EOS M50 Mark II<br />
zur Vlogger-Kamera.<br />
FOTO: © CANON<br />
findlichkeit nun bis -4 EV statt -2 EV<br />
(mit einem Objektiv mit Lichtstärke<br />
1:1,4). Beim Blitzen erfolgt die Messung<br />
nun mit Gesichtspriorität und mit dem<br />
Profi-Speedlite EL-1 lässt sich die Blitzleistung<br />
auf 1/8192 reduzieren. Neu sind der<br />
Szenenmodus Nachtportrait, das Darstellen<br />
von Alben, die Wiedergabe von Hintergrundmusik<br />
und der Flugzeug-Modus.<br />
Bluetooth wurde von Version 4.1 auf 4.2<br />
aktualisiert. Der Sucher löst nach wie vor<br />
2,36 Mio. Punkte auf, er hat nun aber auch<br />
im Energiesparmodus eine Wiederholrate<br />
von 60 fps.<br />
Die EOS M50 Mark II ist in Schwarz<br />
und Weiß für ca. 610 Euro bzw. 730 Euro<br />
mit dem EF-M 15-45 mm erhältlich. Daneben<br />
bietet Canon ein „Vlogger Kit“ mit<br />
Gorillapod und Rode-Mikrofon sowie ein<br />
„Premium Live Stream Kit“ zusätzlich mit<br />
dem HDMI-Konverter Atomos Connect<br />
und einen DC-Kuppler für die Stromversorgung<br />
an. Die Preise für die Kits standen<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht fest. AJ<br />
CANON POWERSHOT PICK<br />
DER AUTOMATISCHE FOTOGRAF<br />
In Japan hat Canon eine Crowdfunding-<br />
Kampagne für die selbsttätig fotografierende<br />
Kamera PowerShot Pick gestartet. Die<br />
Kampagne läuft über die japanische Plattform<br />
Makuake und hat bereits ausreichend Geld eingespielt.<br />
Unterstützer sollen die Kamera im Juli<br />
für 40.900 Yen (aktuell rund 320 Euro) erhalten.<br />
Die PowerShot Pick sieht aus wie eine Überwachungskamera,<br />
was sie in gewissem Sinne<br />
auch ist. Wenn Sie beispielsweise auf einem<br />
Tisch steht, dreht sich die Kamera auf ihrer<br />
Plattform und sucht nach Gesichtern, die dann<br />
automatisch als Foto oder Video festgehalten<br />
werden. Bei Bewegungen der Personen dreht<br />
sich die Pick mit. Auch eine Sprachsteuerung ist<br />
vorgesehen (in deutscher Übersetzung: „Mach<br />
ein Foto“, „Mach ein Video“, „Beende das Video“,<br />
„Mach eine Pause“). Die KB-äquivalente Brennweite<br />
beträgt 19-57 mm, der 1/2,3-Zoll-Sensor<br />
löst 12 Megapixel auf.<br />
Die fertigen Aufnahmen landen natürlich<br />
über eine passende App auf dem Smartphone<br />
und können von dort aus geteilt werden. AJ<br />
Kleiner Foto-und Videoroboter: Die<br />
PowerShot Pick kommt zunächst in<br />
Japan auf den Markt.<br />
FOTO: © CANON<br />
NIKON<br />
FIRMWARE-UPDATES<br />
UND MOVIE-KIT<br />
Das seit dem 25. Februar erhältliche<br />
Firmware-Update zur Z 6II und<br />
Z 7II (Version 1.10) verbessert den<br />
Augen-AF (funktioniert auch wenn die<br />
Augen nur sehr klein im Bild sind) und<br />
die Videofunktionen. So steht nun 4K/<br />
UHD mit 60p für Videoaufnahmen mit<br />
der Z 6II zur Verfügung. Voraussetzung<br />
ist, dass die Raw-Videoausgabe aktiviert<br />
wurde, was kostenpflichtig beim Nikon-<br />
Service erfolgt. Weiterhin erhalten die<br />
Z 6II und Z 7II die Möglichkeit, Raw-Videos<br />
auch mit externen HDMI-Rekordern<br />
von Blackmagic Design aufzuzeichnen.<br />
Nach Installation des Updates können<br />
Filme sowohl im Blackmagic-Raw- als<br />
auch im ProRes-Raw-Format aufgezeichnet<br />
werden.<br />
Ebenfalls seit Ende Februar ist das<br />
Z 6II Essential Movie Kit erhältlich (ca.<br />
3200 Euro). Es enthält neben der Kamera<br />
mit aktivierter Raw-Ausgabefunktion den<br />
HDMI-Rekorder Atomos Ninja V, den<br />
Bajonettadapter FTZ, einen SmallRig-<br />
Kameraträger mit Schnellverschluss und<br />
Zubehör wie Akkus. AJ<br />
Das Movie-Kit zur<br />
Z 6II wird mit<br />
HDMI-Rekorder<br />
und Rig geliefert.<br />
FOTO: © NIKON<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
69
TECHNIK FORUM<br />
Auch das Laowa<br />
2,8/25 mm Ultra Macro<br />
2,5-5x zeichnet das<br />
Vollformat aus und<br />
kann bis zu einem<br />
Maßstab von 5:1<br />
vergrößern.<br />
Das Laowa 14/24 mm<br />
2X Macro Probe ist<br />
440 mm lang und<br />
erreicht einen<br />
Abbildungsmaßstab<br />
von 2:1.<br />
Für APS-C-Sensoren<br />
gerechnet ist das<br />
2,8/4 mm<br />
Circular Fisheye.<br />
Das 4,5/15 mm Zero-D Shift für Vollformat<br />
kann stürzende Linien ausgleichen.<br />
Einen Bildwinkel von 113 Grad deckt<br />
das 2,8/9 mm Zero-D für APS-C ab.<br />
LAOWA<br />
FÜNF FÜR L-BAJONETT<br />
Fünf ungewöhnliche, weitwinkelige und manuell fokussierende<br />
Objektive bietet Laowa nun auch für das L-Bajonett an.<br />
Die Objektive sind bereits für zahlreiche<br />
andere Anschlüsse verfügbar. Seit Anfang<br />
März bietet B.I.G. Brenner Import und<br />
Handels GmbH sie in Deutschland auch für das<br />
L-Bajonett, also für entsprechende Kameras von<br />
Leica, Panasonic und Sigma an. Das 2,8/4 mm Circular<br />
Fisheye für APS-C (auch für MFT erhältlich)<br />
erzeugt kreisrunde Fotos. Es stellt einen Bildwinkel<br />
von 210 Grad dar und ermöglicht so 360<br />
Grad-Aufnahmen aus zwei Bildern. Das geringe<br />
Gewicht und die kompakte Bauweise sollen es auch<br />
für den Einsatz mit Drohnen tauglich machen.<br />
Preis: ca. 280 Euro. Ebenfalls für APS-C gerechnet<br />
ist das 2,8/9 mm Zero-D, das einen Bildwinkel<br />
von 113 Grad erfasst. Einschraubfilter mit 49 mm<br />
Durchmesser lassen sich laut Hersteller vignettierungsfrei<br />
einsetzen. Zwei asphärische Linsen und<br />
drei Linsen mit extrem geringer Dispersion sollen<br />
sowohl die chromatische Aberration als auch optische<br />
Verzeichnungen auf ein absolutes Minimum<br />
reduzieren. Preis: ca. 620 Euro.<br />
Das 4,5/15 mm Zero-D Shift ist für das Vollformat<br />
gerechnet. Der erfasste Bildwinkel liegt hier<br />
bei 110 Grad, laut Laowa ist dies der stärkste Weitwinkel<br />
bei einem Shift-Objektiv. Dank einer maximalen<br />
Verschiebung von ±11 mm ist es für den<br />
Ausgleich stürzender Linien in der Architekturfotografie<br />
geeignet. Die eingebaute Rotationsfunktion<br />
ermöglicht es, die Änderung der Shift-Verschieberichtung<br />
ins Hochformat schnell vorzunehmen.<br />
Der Mechanismus steht für die kompletten 360<br />
Grad zur Verfügung, wobei das Objektiv alle 15<br />
Grad einrastet. Neben der Scharfstellung erfolgt<br />
auch die Blendeneinstellung manuell. Laowa<br />
verspricht Bildergebnisse mit geraden Linien ohne<br />
Verzeichnungen. Für eine hohe Abbildungsleistung<br />
kommen 17 Elementen in elf Gruppen mit zwei<br />
asphärischen Elementen zum Einsatz. Eine neue<br />
Linsenbeschichtung soll eine signifikante Verringerung<br />
chromatischer Aberration erreichen. Die<br />
Naheinstellgrenze von 20 cm erlaubt ungewöhnliche<br />
Nahaufnahmen. Preis: ca. 1400 Euro.<br />
Das eigenwillige und wasserfeste 14/24 mm<br />
2X Macro Probe mit Schnorcheloptik ermöglicht<br />
Aufnahmen aus Positionen, die herkömmlichen<br />
Objektiven verwährt bleiben (siehe Praxistest in fM<br />
2/19). Am Vollformat ist es ein Weitwinkel-Makro<br />
mit einem Abbildungsmaßstab von maximal 2:1<br />
FOTOS: © LAOWA<br />
70 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
und großer Schärfentiefe. Zur Beleuchtung<br />
und Scharfeinstellung ist an der<br />
Spitze ein LED-Ringlicht eingebaut. Als<br />
Stromquelle für das eingebaute LED-Ringlicht<br />
lässt sich eine Powerbank oder ein<br />
USB-Netzteil verwenden. Preis: ca. 1800<br />
Euro.<br />
Das zweite Makroobjektiv ist das<br />
2,8/25 mm Ultra Macro 2,5-5x. Es kann<br />
nur im Makrobereich fokussiert werden.<br />
Dank des erweiterten Aufnahme-Abstands<br />
(40 mm beim Abbildungsmaßstab<br />
5x) lässt sich das abgebildete Objekt gut<br />
ausleuchten. Die Konstruktion, bestehend<br />
aus acht Elementen in sechs Gruppen und<br />
einem Element mit geringer Dispersion,<br />
soll eine herausragende Schärfe bei den<br />
unterschiedlichen Abbildungsmaßstäben<br />
garantieren und die chromatische Aberration<br />
auf ein Minimum reduzieren. Preis:<br />
ca. 500 Euro. AJ<br />
LUMIX S 4,5-5,6/70-300 mm MACRO O.I.S.<br />
WETTERFESTES TELEZOOM<br />
Mit dem Lumix S 4,5-5,6/70-300 mm Macro<br />
O.I.S. erweitert Panasonic das Angebot für<br />
sein spiegelloses Vollformatsystem.<br />
Das neue Telezoom soll sich unter<br />
anderem durch sein harmonisches<br />
Bokeh ohne „Zwiebelringe“<br />
auszeichnen. Um dies zu erreichen,<br />
hat Panasonic die asphärischen Linsen<br />
weggelassen. Chromatische Aberrationen<br />
sollen stattdessen durch den Einsatz von<br />
konvexen und konkaven Linsen reduziert<br />
worden sein. Insgesamt kommen<br />
17 Elemente in elf Gruppen zum Einsatz.<br />
Besonders gut soll außerdem die Makro-<br />
Fähigkeit sein. Panasonic spricht von<br />
einem Halb-Makro, also einer Vergrößerung<br />
von 0,5x (Naheinstellgrenze: 74 cm<br />
bei 300 mm).<br />
Das Lumix 70-30 mm wiegt 790 Gramm und<br />
hat eine Baulänge von 148 mm. Der Filterdurchmesser<br />
beträgt 77 mm.<br />
Effektiv fällt auch die<br />
Stabilisierungsleistung aus:<br />
In Kombination mit dem<br />
IBIS in den Panasonic-S-<br />
Kameras kompensiert das 70-300<br />
mm gemessen nach CIPA-Standard<br />
5,5 Blendenstufen. Für den Videoeinsatz<br />
hat Panasonic das Focus-Breathing reduziert.<br />
Mit einem Gewicht von 790 Gramm<br />
und einer Länge von 148 mm ist das<br />
Objektiv relativ kompakt und leicht. Es ist<br />
gegen Staub und Spritzwasser geschützt<br />
und bis -10 Grad Celsius einsatzfähig. Am<br />
Tubus befinden sich vier Schalter: neben<br />
dem O.I.S.-Switch, ein AF-/MF-Umschalter,<br />
ein Zoom-Lock und ein Fokus-Limiter<br />
(auf 3 m bis unendlich). Das Lumix<br />
S 4,5-5,6/70-300 mm Macro O.I.S. soll<br />
Anfang April für ca. 1350 Euro erhältlich<br />
sein. AJ<br />
FOTO: © PANASONIC<br />
LEICA APO-SUMMICRON-SL 2/28 mm ASPH.<br />
WEITWINKEL FÜR L<br />
Mit dem Apo-Summicron-SL 2/28<br />
mm Asph. stellt Leica das fünfte<br />
Objektiv der Serie mit 2,0er<br />
Lichtstärke und 67 mm Filterdurchmesser<br />
vor (siehe Seite 81). Nach 35 mm, 50 mm,<br />
75 mm und 90 mm ist es das erste starke<br />
Weitwinkel und unter anderem für die<br />
Architekturfotografie prädestiniert. Zum<br />
Einsatz kommen 13 Linsen, davon drei<br />
mit beidseitig asphärischer Oberfläche.<br />
Leica verspricht eine optimale Abbildungsleistung<br />
schon bei Offenblende. Für die<br />
Korrektur chromatischer Aberration weisen<br />
die meisten Linsenelemente eine anormale<br />
Teildispersion auf. Einen besonderen<br />
Augenmerk hat Leica auf die Vermeidung<br />
von Streulicht und Reflexen gelegt. Den<br />
schnellen Autofokus sollen Schrittmotoren<br />
mit Dual Synchro Drive (DSD) garantieren.<br />
Für das präzise und schnelle manuelle<br />
Fokussieren kommt ein Ringmagnet zum<br />
Einsatz. Das gegen Staub- und Spritzwasser<br />
geschützte Objektiv ist ab sofort für 4600<br />
Euro erhältlich. AJ<br />
FOTO: © LEICA<br />
Das 28-mm-Summicron hat das gleiche<br />
Filtergewinde wie die Schwesterobjektive<br />
mit 35 mm, 50 mm, 75 mm<br />
und 90 mm.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
71
TECHNIK FORUM<br />
TECHNIK-TICKER <br />
LIVE-STREAMING MIT DER ZV-1<br />
Von Sony kommt ein Firmware-<br />
Update für die Vlogger-Kamera<br />
ZV-1, welches das Live-Streaming<br />
von Video und Audio unterstützt.<br />
Hierfür wird die Kamera per USB<br />
an den Computer angeschlossen.<br />
Es ist aber auch möglich, über<br />
aktuelle Xperia-Smartphones zu<br />
streamen.<br />
PRO UND CONTRA<br />
FOTO-SOFTWARE<br />
IM ABO?<br />
In den letzten Jahren bieten immer mehr<br />
Hersteller ihre Foto-Software im Abo an.<br />
Ein zeitgemäßer Schritt oder unnötiger Zwang?<br />
LEICA: FIRMWARE-UPDATE ZUR<br />
PERSPEKTIVKORREKTUR<br />
Leica bietet neue Firmware für die<br />
Modelle M10-P, M10-R und M10<br />
Monochrom an. Diese ergänzt die<br />
Funktion Perspektivkorrektur, die<br />
erkennt, ob die Kamera bei der<br />
Aufnahme nach oben oder unten<br />
geneigt wurde und diese Informationen<br />
nutzt, um stürzende Linien<br />
in der Architekturfotografie zu<br />
korrigieren.<br />
PAINTER ESSENTIALS 8<br />
Version 8 des Mal-Programms<br />
von Corel (ca. 40 Euro) bringt<br />
unter anderem 23 neue Pinsel,<br />
Farbharmonie-Einstellungen und<br />
KI-Stile für natürlichere Ergebnisse<br />
beim Malen mit. Weitere Verbesserungen<br />
betreffen den Mac (Unterstützung<br />
des iPads als Zweitbildschirm,<br />
malen mit dem Apple<br />
Pencil). Wer nicht selber malen<br />
will, kann auch einfach per Mausklick<br />
Fotos in Gemälde wandeln.<br />
Markus Linden,<br />
freier Autor und<br />
Software-Experte<br />
PRO<br />
Abo-Modelle ermöglichen es<br />
den Entwicklern, die Sicherheit<br />
bei den Umsätzen als<br />
Kostenvorteil an uns Kunden weiter zu<br />
geben. Beispiel gefällig? Bei Adobe gibt<br />
es Lightroom und Photoshop für 142<br />
Euro im Jahr – inkl. Smartphone-Synchronisation.<br />
Früher habe ich für die<br />
beiden Programme nur dann (auf das<br />
Jahr umgerechnet) weniger bezahlt,<br />
wenn ich mehrere Jahre nicht upgedatet<br />
habe – das Arbeiten mit veralteter<br />
Software ist aber in heutigen Zeiten,<br />
in denen Erpressungs-Trojaner & Co.<br />
um sich greifen, kaum noch zu verantworten.<br />
Außerdem schätze ich die<br />
Bequemlichkeit: Meine neue Kamera<br />
wird unterstützt, ich muss mir nie Gedanken<br />
über (kostenpflichtige) Updates<br />
machen. Und: Wenn ich nach einem<br />
Jahr merke, dass ich die neue Software<br />
doch nicht nutze: kündigen, erledigt.<br />
Verschwendete Geldsumme: Gering.<br />
Andreas Jordan,<br />
leitender Redakteur<br />
Test & Technik<br />
CONTRA<br />
Eigentlich habe ich nichts gegen<br />
Abos. Fairerweise sollte der<br />
Kunde aber die Wahl haben, ob er<br />
Software einmalig kauft oder abonniert.<br />
Ein solches Angebot machen ja<br />
auch viele Hersteller – leider nicht alle.<br />
Gerade bei Lightroom Classic ist das<br />
ärgerlich. Andere ähnlich gelagerte<br />
Programme kosten einmalig 100 bis<br />
200 Euro, diese Summen kommen bei<br />
Adobes Foto-Abo schon nach 9 bis<br />
17 Monaten zusammen. Klar, Adobe<br />
liefert Photoshop gleich mit, was aber<br />
nur Sinn macht, wenn man es braucht.<br />
Vielen Fotografen würde vermutlich<br />
Lightroom Classic reichen – das gibt<br />
es aber weder zum Einmalkauf, noch<br />
ohne Photoshop. Und mit dem Kündigen<br />
ist es auch nicht so einfach – aus<br />
dem Jahresabo kommt man nicht vor<br />
Ablauf des Jahres heraus; und auch<br />
das nur, wenn man rechtzeitig an des<br />
Kündigen denkt.<br />
FOTO: © COREL<br />
ONLINE-VOTING<br />
In der ersten Februarhälfte haben<br />
wir auch eine Online-Umfrage zum<br />
Thema Software-Abos gemacht.<br />
Das Ergebnis war recht eindeutig.<br />
Rund 85 Prozent der Teilnehmer<br />
bevorzugen den Einmalkauf gegenüber<br />
dem Abo.<br />
Immer mehr Bildbearbeitungsprogramme<br />
sind im Abo mit monatlichen<br />
Gebühren erhältlich. Was<br />
halten Sie davon?<br />
Finde ich gut, so bleibe ich auf dem<br />
aktuellen Stand.<br />
Finde ich nicht gut. Ich kaufe lieber<br />
einmalig und entscheide dann von<br />
Fall zu Fall, ob ich ein kostenpflichtiges<br />
Update benötige.<br />
72 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong><br />
15 %<br />
85 %
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• 1-Zoll-Sensor / 20 Megapixel<br />
• Webcam-Funktion für Live-Streaming<br />
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4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
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73
TECHNIK TEST<br />
VIDEO ONLINE<br />
Youtube.com/<br />
fotoMAGAZIN<br />
Deutschland<br />
DAS L-SYSTEM<br />
DREI FÜR<br />
LEICA<br />
(BAJONETT)<br />
Neben Micro Four Thirds ist das L-System das einzige,<br />
das von mehreren Kameraherstellern unterstützt wird.<br />
Außer dem Namensgeber Leica sind auch Panasonic und<br />
Sigma mit Kameras und Objektiven an Bord. Wir testen die<br />
neue Leica SL2-S und vergleichen sie mit den anderen<br />
Vollformat kameras des Systems.<br />
74<br />
fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Die Leica SL2-S ist sehr robust und –<br />
wie alle L-System-Kameras – gegen<br />
Spritzwasser geschützt.<br />
FOTO: © LEICA<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
75
TECHNIK TEST<br />
Höhe: 85,1 mm<br />
FOTOS: © LEICA<br />
Das erste Drücken der Menütaste<br />
führt bei der SL2-S in das<br />
Schnell-Menü, das sich per Touch<br />
bedienen lässt. Beim Umschalten<br />
in den Videomodus stehen nur<br />
die hierfür relevanten Einstellungen<br />
zur Verfügung, was die<br />
Bedienung übersichtlicher macht.<br />
Tiefe: 59 mm<br />
Das Gehäuse der Leica SL2-S ist<br />
äußerst robust und macht einen<br />
aufgeräumten Eindruck. Das Info-<br />
Display auf der Oberseite zeigt<br />
die wichtigsten Einstelllungen.<br />
Breite: 146 mm<br />
TEXT UND PRAXISTEST ANDREAS JORDAN<br />
LABORMESSUNGEN ANDERS USCHOLD<br />
Bereits im April 2014 hatte Leica mit<br />
der spiegellosen APS-C-Kamera<br />
T (Typ 701) den Grundstein für<br />
das L-System gelegt. Gut anderthalb Jahre<br />
später folgte mit der SL (Typ 601) die erste<br />
Vollformatkamera. Mit einem Durchmesser<br />
von 51,6 mm liegt das L-Bajonett<br />
zwischen dem recht kleinen Sony-E-Bajonett<br />
(46,1 mm), das anfangs ebenfalls nur<br />
in APS-C-Kameras zum Einsatz kam, und<br />
den großen und vergleichsweise neuen<br />
(seit 2018) Vollformat-Anschlüssen von<br />
Canon und Nikon (54 und 55 mm). Einen<br />
großen Schritt machte das L-System auf<br />
der photokina 2018, als Panasonic und<br />
Sigma ihre Unterstützung ankündigten.<br />
Seitdem ist kameraseitig vor allem Panasonic<br />
fleißig gewesen und bietet nun bereits<br />
vier Vollformatkameras mit L-Bajonett<br />
an. Bei Leica wurde die SL Ende 2019<br />
von der SL2 abgelöst. Seit Kurzem ist nun<br />
das niedriger auflösende Schwestermodell<br />
SL2-S auf dem Markt. Sigma hat mit<br />
der fp seit Herbst 2019 eine sehr kleine<br />
L-Mount-Vollformatkamera im Angebot,<br />
legt den Schwerpunkt aber auf die Entwicklung<br />
von Objektiven. Im Folgenden<br />
stellen wir alle Vollformat-Kameras mit<br />
L-Bajonett vor, der Schwerpunkt liegt auf<br />
der neuen Leica SL2-S und deren Schwestermodell<br />
SL2.<br />
LEICA SL2 UND SL2-S<br />
Die SL2-S ist seit Ende 2020/Anfang <strong>2021</strong><br />
im Handel. Uns erreichte Ende Januar ein<br />
Testgerät. Äußerlich ist die 24-MP-Ka-<br />
76 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Der Bildstabilisator<br />
ermöglicht scharfe<br />
Aufnahmen aus der<br />
Hand mit 0,5 s bei<br />
50 mm. Die Belichtungszeit<br />
reicht,<br />
um die einfahrende<br />
U-Bahn zu verwischen.<br />
Kamera: Leica SL2-S mit<br />
APO-Summicron 2/50 mm<br />
Asph.<br />
Einstellungen: f/5,6, 0,5 s,<br />
ISO 320<br />
FOTO: © ANDREAS JORDAN<br />
mera praktisch identisch mit der SL2, die<br />
47 MP auflöst. Einziger Unterschied: Der<br />
Leica-Schriftzug und die Produktbezeichnung<br />
am Blitzschuh sind bei der SL2-S<br />
schwarz, statt weiß abgehoben. Beide<br />
Kameras sind recht groß und schwer und<br />
machen einen äußerst robusten Eindruck.<br />
Das bestätigen auch die Spezifikationen,<br />
die einen Staub- und Wasserschutz nach<br />
der Industrienorm IP54 attestieren. Mit<br />
ihrem großen Griff liegen die SLs gut in<br />
der Hand. Ansonsten sind sie Leicatypisch<br />
puristisch designt. Statt – wie die<br />
meisten Kameras – mit Tasten und Einstellrädern<br />
übersät zu sein, hat Leica lediglich<br />
drei individualisierbare Funktionstasten,<br />
zwei Einstellräder, einen Joystick,<br />
eine Menü- und eine Play-Taste integriert.<br />
Wenn man sich an das Konzept gewöhnt<br />
hat, gelingt die Bedienung erstaunlich<br />
gut. Die Funktionstasten rufen beim<br />
kurzen Drücken eine definierte Funktion<br />
auf, drückt man länger, kann man diese<br />
schnell ändern. Über die Menü-Taste<br />
gelangt der Fotograf zunächst in ein<br />
Schnell-Menü, das sich auch per Touch<br />
bedienen lässt. Das nochmalige Drücken<br />
führt ins Hauptmenü, in dem der Fotograf<br />
über die Menütaste oder das vordere<br />
Einstellrad von Karteireiter zu Karteireiter<br />
springt. Vertikal scrollt man mit dem<br />
Daumeneinstellrad oder dem Joystick, die<br />
beide einen Druckpunkt zum Auswählen<br />
eines Menüeintrags mitbringen.<br />
Wie es sich für Highend-Kameras gehört,<br />
bringen die SL-Modelle ein Info-Display<br />
auf der Oberseite mit. Der Monitor<br />
hat mit einer Diagonale von 3,2 Zoll und<br />
einer Auflösung von 2,1 Millionen Punkten<br />
ebenfalls eine für diese Preis- und<br />
Leistungsklasse angemessene Größe und<br />
Auflösung. Er ist außerdem durch Gorillaglas<br />
gegen Verkratzen geschützt, aber –<br />
anders als bei Panasonic – nicht beweglich<br />
gelagert. Ein echtes Highlight ist der<br />
elektronische Sucher. Er löst – wie bei den<br />
Spitzenmodellen von Panasonic – 5,76<br />
Millionen Punkte auf und hat eine Vergrößerung<br />
von 0,78x. Damit ist er zwar nicht<br />
riesig, erreicht aber einen sehr natürlichen<br />
Bildeindruck. Für eine besonders flüssige<br />
Darstellung lässt er sich von 60 auf 120 fps<br />
umschalten.<br />
Hinter den Gehäuseklappen verbergen<br />
sich rechts zwei SD-Kartenlaufwerke,<br />
die den schnellen UHS-II-Standard<br />
unterstützen, links gibt es Anschlüsse für<br />
USB-C, HDMI (die große Typ-A-Buchse)<br />
sowie Kopfhörer und Mikrofon (3,5 mm<br />
Klinke), die beide auch als Fernauslöserbuchsen<br />
dienen. Natürlich gelingt die<br />
Fernsteuerung mit Live-View auch über<br />
Leicas „Fotos“-App per Wi-Fi.<br />
INNERE WERTE<br />
Auch die Ausstattung der beiden SLs<br />
kann sich sehen lassen. So gibt es einen<br />
fünfachsigen Bildstabilisator im Gehäuse<br />
(IBIS), der gemessen nach CIPA-Standard<br />
5,5 Blendenstufen kompensiert. In<br />
unserem Test gelangen mit der SL2-S<br />
und dem Apo-Summicron 2/50 mm<br />
scharfe Aufnahmen aus der Hand mit<br />
Belichtungszeiten zwischen 0,2 s und<br />
0,8 s. Anders als bei manchen anderen<br />
Herstellern unterstützt die Kamera keine<br />
Kombination aus IBIS und Bildstabilisator<br />
im Objektiv – bei Panasonic verbessert<br />
sich die Stabilisierungsleistung auf diese<br />
Weise um eine halbe bis eine auf 6 bis 6,5<br />
Blendenstufen. Leica selber bietet keine<br />
stabilisierten SL-Objektive an.<br />
Der beweglich gelagerte Bildsensor<br />
lässt sich nicht nur zur Bildstabilisierung<br />
einsetzen, sondern auch für den Multishot-Modus.<br />
Hierbei macht die SL2-S<br />
bis zu acht Bilder mit elektronischem<br />
Verschluss, zwischen denen der Sensor<br />
in Halbpixel-Schritten verschoben wird.<br />
Anschließend werden die Aufnahmen<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
77
TECHNIK TEST<br />
FOTOS: © ANDREAS JORDAN<br />
ISO 400<br />
ISO 800<br />
ISO 1600<br />
ISO 3200<br />
Die Leica SL2-S hat einen eher zurückhaltenden Rauschfilter, der viele Details erhält.<br />
Das Rauschen fällt in den hohen ISO-Stufen etwas stärker aus als bei Panasonic. Am<br />
Monitor ist es übrigens deutlicher sichtbar als hier, da das Druckraster die störenden<br />
Pixel schluckt, deshalb haben wir die Ausschnitte rechts auf 200 % vergrößert.<br />
Kamera: Leica SL2-S mit Panasonic Lumix S Pro 4/16-35 mm<br />
Einstellungen: f/5,6 vom Stativ<br />
in der Kamera zu einem DNG-Raw mit<br />
96 Megapixeln verrechnet (187 MP bei<br />
der SL2). Die Kamera muss während der<br />
Aufnahme auf einem stabilen Stativ oder<br />
einem anderen festen Untergrund stehen<br />
(ist das nicht der Fall, verweigert sie die<br />
Aufnahme). Auch das Motiv sollte statisch<br />
sein, sonst können Unschärfen durch den<br />
Versatz zwischen den Aufnahmen entstehen.<br />
In unserem Test war der Gewinn<br />
bei Auflösung und Schärfe eher gering.<br />
Wichtiger erscheint uns, dass Moirés<br />
eliminiert werden, da pro Pixel die vollen<br />
Farbinformationen zur Verfügung stehen<br />
und nicht aus Nachbarpixeln interpoliert<br />
werden müssen.<br />
Der mechanische Verschluss der SLs<br />
schafft 1/8000 s. Beim lautlosen E-Verschluss<br />
sind kürzere Zeiten möglich:<br />
1/16.000 s bei der SL2-S und 1/40.000 s<br />
bei der SL2. Wie üblich erlaubt der E-Verschluss<br />
kein Blitzen. Für die automatische<br />
Fokussierung nutzt Leica ein kontrastbasiertes<br />
Verfahren, das um Tiefen-Informationen<br />
ergänzt wird. Ähnlich wie<br />
bei Panasonics DFD-Technologie (Depth<br />
from Defocus) werden dabei Objektivinformationen<br />
ausgewertet und zwei<br />
Aufnahmen miteinander verglichen. Der<br />
Leica-AF erkennt menschliche Körper<br />
und verfolgt diese mit einem dynamischen<br />
gelben Rahmen. Ist nur der Oberkörper<br />
im Bild, so springt der Rahmen auf das<br />
Gesicht. Eine Augenerkennung ist laut<br />
Leica zwar implementiert, aber zum Testzeitpunkt<br />
wurden Augen nicht vom AF<br />
markiert. Das soll sich mit einem Firmware-Update<br />
im Laufe des Frühjahrs ändern.<br />
Ein weiteres Merkmal, das wir vermisst<br />
78 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
ISO 12.500<br />
»Die Leica SL2-S ist nicht<br />
nur eine sehr gute Fotokamera,<br />
sondern bringt<br />
auch herausragende Videofunktionen<br />
mit.«<br />
ISO 25.000<br />
ISO 50.000<br />
ISO 100.000<br />
haben und das heute eigentlich zur<br />
Grundausstattung gehört, ist eine automatische<br />
Sensorreinigung. An fotografischen<br />
Spezialfunktionen ist noch ein Intervallmodus<br />
an Bord. Im Vergleich dazu<br />
bringen die Panasonic-Modelle zahlreiche<br />
weitere Ausstattungsmerkmale mit, über<br />
deren Notwendigkeit man sich streiten<br />
kann: zum Beispiel eine USB-Dauerstromversorgung,<br />
6K-Foto-Modi, Mehrfachbelichtungen,<br />
integrierte Raw-Konverter<br />
und eine Live-Composite-Funktion<br />
für Langzeitbelichtungen in der Lumix S5.<br />
VIDEOMODUS<br />
Sehr gut ausgestattet ist die SL2-S im<br />
Videobereich. So nimmt sie sowohl<br />
Cinema-4K (4096 x 2160 Pixel) als auch<br />
16:9-4K (3840 x 2160 Pixel) auf. Die<br />
maximale Bildwiederholrate liegt bei<br />
60p, dann allerdings mit APS-C-Crop.<br />
Bei der Aufzeichnung auf einem externen<br />
HDMI-Rekorder stehen bei allen<br />
Frequenzen eine Farbtiefe von 10 Bit<br />
und eine Farbunterabtastung von 4:2:2<br />
zur Verfügung. Intern auf SD-Karte ist<br />
zurzeit 10 Bit/4:2:2 nur bei 30p, 25p<br />
und 24p möglich, höhere Frequenzen<br />
werden mit 8 Bit/4:2:0 aufgezeichnet.<br />
Allerdings soll es ein Firmware-Update<br />
geben, das 4K/60p mit 10 Bit auch auf<br />
SD-Karte ermöglicht, wobei statt H.264<br />
die effektivere H.265-Komprimierung<br />
zum Einsatz kommt. 30p hat den weiteren<br />
Vorteil, dass ohne horizontalen Beschnitt<br />
aufgenommen werden kann, bei<br />
Bedarf auch im schnittfreundlichen All-<br />
I-Format. In Full-HD sind für Zeitlupen<br />
sogar 180p ohne Crop möglich. Erfreulich<br />
ist, dass die Aufnahmezeit nicht<br />
begrenzt ist. Uns gelangen 4K/60p-Aufnahmen<br />
auf einer 64-GB-Karte, bis<br />
diese gefüllt war (knapp eine Stunde).<br />
Ebenfalls vorhanden ist eine flache logarithmische<br />
Gamma-Kurve (L-Log), die<br />
sich für eine kontrastreiche Vorschau<br />
mit Viewing-LUTs kombinieren lässt.<br />
Auch Hybrid-Log-Gamma (HLG) für<br />
HDR-Video wird unterstützt. Die höher<br />
auflösende SL2 beherrscht zusätzlich 5K<br />
im 4:3-Format (4992 x 3744 Pixel) mit<br />
bis zu 30p und Crop. Cinema-4K/60p<br />
ist hier auch ohne Beschnitt möglich.<br />
GESCHWINDIGKEIT<br />
Da uns Leica zunächst nur die Festbrennweite<br />
Apo-Summicron 2/50 mm<br />
Asph. zur Verfügung stellen konnte,<br />
haben wir die Auslöseverzögerung mit<br />
Einzel-AF im Labor anders als sonst<br />
üblich nicht mit einem Zoom gemessen.<br />
Mit unter 0,1 s ist sie extrem kurz. Sehr<br />
viel komplexer gestaltete sich der Test<br />
der Serienbildgeschwindigkeit. Mit elektronischem<br />
Verschluss schafft die SL2-S<br />
25 Bilder/s (50 in Folge), mit mechanischem<br />
Verschluss haben wir 8 Bilder/s<br />
gemessen (JPEG: unendlich, Raw: 87 in<br />
Folge). In beiden schnellen Modi führt<br />
die Kamera AF, Belichtung und Weißabgleich<br />
nicht nach, was den Nutzen stark<br />
einschränkt. Die volle Nachführung gibt<br />
es erst im Modus M. Hier trat im Test<br />
ein merkwürdiges Phänomen auf. Mit<br />
dem Leica-Objektiv Apo-Summicron<br />
2/50 mm Asph. schaffte die Kamera im<br />
AF-C-Modus nur 3,4 Bilder/s, mit Panasonic-Objektiven<br />
war sie dagegen deutlich<br />
schneller (5,1 Bilder/s). Dasselbe<br />
Phänomen zeigt sich auch bei der SL2.<br />
Kurz vor Redaktionsschluss errichte<br />
uns dann noch das Leica Vario-Elmarit<br />
2,8-4/24-90 mm Asph., mit dem wie<br />
mit den Panasonic-Zooms 5,1 Bilder/s<br />
möglich waren. Möglicherweise könnte<br />
dem 2/50 mm das für das Frühjahr<br />
angekündigte Firmware-Update auf die<br />
Sprünge helfen.<br />
BILDQUALITÄT<br />
Die Bildqualität haben wir im Labor mit<br />
dem Referenzobjektiv Apo-Summicron<br />
2/50 mm im JPEG-Modus getestet. Die<br />
SL2-S liegt dabei auf einem ähnlichen<br />
Niveau wie die 24-MP-Konkurrenzmodelle<br />
von Panasonic (Lumix S1 und S5).<br />
Bei ISO 100 erreicht die Kamera einen<br />
sehr hohen Wirkungsgrad von fast 92 %.<br />
Dieser sinkt dann zwar leicht, bleibt<br />
aber bis ISO 6400 mit über 84 % erfreulich<br />
hoch. Unter 80 % sinkt er erst in der<br />
höchsten ISO-Stufe 100.000. Offensichtlich<br />
setzt Leica den Rauschfilter eher<br />
zurückhaltend ein, sodass wenig Details<br />
verloren gehen. Das bestätigt sich auch<br />
bei den Rauschwerten, die ab ISO 800<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
79
TECHNIK TEST<br />
Die neuste Kamera von Panasonic ist die<br />
Lumix S5. Sie ist deutlich leichter und<br />
kompakter als die S1er-Modelle und hat<br />
estmals einen seitlich ausschwenkbaren<br />
Monitor.<br />
Höhe: 81,9<br />
Breite: 132,6 mm<br />
»Die SL2-S hat einen<br />
zurückhaltenden<br />
Rauschfilter<br />
und ein sehr natürliches<br />
Rauschverhalten.«<br />
etwas höher ausfallen als bei Panasonic.<br />
Das Rauschen hat allerdings einen sehr<br />
natürlichen und bis ISO 6400 wenig<br />
störenden Charakter. Erst ab ISO 12.500<br />
macht es sich dann doch deutlich negativ<br />
bemerkbar. Der JPEG-Dynamikumfang<br />
ist mit 8,9 Blendenstufen bis ISO<br />
1600 durchschnittlich, die Raws bieten<br />
wie beim Vollformat üblich einen großen<br />
Spielraum zur Erweiterung des Belichtungsumfangs.<br />
Unter dem Strich liefert<br />
die SL2-S bis ISO 6400 eine sehr gute<br />
Bildqualität, höhere Werte sind für große<br />
Bilder mit Vorsicht einzusetzen.<br />
Die SL2 schneidet wegen ihrer höheren<br />
Auflösung insgesamt deutlich besser<br />
ab. Allerdings fällt der Wirkungsgrad<br />
hier schon bei ISO 12.500 unter 80 %<br />
und das Rauschen überschreitet bereits<br />
bei ISO 3200 die kritische Marke von<br />
4. Beim Rauschverhalten schneidet die<br />
47-MP-Konkurrentin Lumix S1R von<br />
Panasonic deutlich besser ab.<br />
PANASONIC: VIER KAMERAS<br />
Panasonic hat mit vier Kameras das<br />
breiteste Angebot für das L-System. Den<br />
Anfang machten im März 2019 die recht<br />
großen und schweren Schwestermodelle<br />
S1 (24 MP) und S1R (47 MP). Die S1R ist<br />
unsere Testsiegerin und gehört mit der<br />
Ausnahmenote „Super“ zu den Top-Fünf<br />
unserer Bestenliste. Wie alle Panasonic-Vollformatkameras<br />
bringt sie einen<br />
sehr guten Videomodus mit 4K/60p mit,<br />
anders als bei Leica ohne Crop, dafür aber<br />
nur mit einer maximalen Länge von 15<br />
Minuten pro Clip. Nach einem Firmware-<br />
Update sind wie bei der Leica SL2 sogar<br />
5K-Aufnahmen möglich. Die S1 und die<br />
S5 nehmen 4K/60p dagegen mit APS-C-<br />
Crop, allerdings mit einer Länge von bis<br />
zu 30 Minuten pro Clip auf.<br />
Die Lumix S5 ist die neuste und<br />
preiswerteste Panasonic-Kamera (seit<br />
September 2020) und deutlich kleiner und<br />
leichter als die Modelle S1 und S1R. Ein<br />
weiterer Vorteil gegenüber diesen besteht<br />
darin, dass sich der Monitor für Selbstaufnahmen<br />
auch zur Seite ausschwenken und<br />
nicht nur nach oben und unten kippen<br />
lässt. Ein Schwachpunkt gegenüber der<br />
S1er-Serie ist der niedriger auflösende<br />
Sucher (2,36 statt 5,76 Mio. Punkte).<br />
Eine Sonderstellung nimmt die S1H<br />
ein. Sie dürfte wohl primär bei professionellen<br />
Filmern zum Einsatz kommen und<br />
bietet sogar 6K ohne Crop sowie diverse<br />
Profifunktionen, die ihr eine Netflix-Zertifizierung<br />
eingebracht haben. Auffallend<br />
im Test der Fotobildqualität ist die niedrigere<br />
Auflösung, was daran liegt, dass sie<br />
als einzige L-Mount-Kamera mit einem<br />
Tiefpassfilter ausgestattet ist, das Moirés<br />
reduziert – für Filmer eine wichtige Funktion,<br />
da sich Moirés beim Video schlechter<br />
retuschieren lassen als beim Foto.<br />
Eine Besonderheit aller Panasonic-<br />
Modelle sind die 4K/6K-Fotomodi, in<br />
denen kurze Videosequenzen aufgenommen<br />
werden, aus denen sich nachträglich<br />
Einzelbilder extrahieren lassen. Besonders<br />
spannend ist der Post-Focus-Modus.<br />
Hierbei macht die Kamera eine Fokusfahrt<br />
über das Motiv und der Fotograf kann<br />
hinterher aus dem Clip die gewünschte<br />
Schärfeebene auswählen. Wer will, kann<br />
die verschiedenen Schärfeebenen im<br />
Wiedergabemodus zu einer Aufnahme<br />
mit maximaler Schärfentiefe verrechnen<br />
(Focus Stacking). Vorteile gegenüber Leica<br />
hat Panasonic wie schon erwähnt auch bei<br />
der kombinierten Bildstabilisierung aus<br />
IBIS und O.I.S. (aktuell vier Objektive).<br />
Multishot-Hires-Modi bringen neben<br />
Leica auch alle Panasonic-Kameras mit.<br />
Sowohl Leica als auch Panasonic<br />
nutzen einen Kontrast-Autofokus, der<br />
um Tiefeninformationen ergänzt wird.<br />
Mit der S5 und Firmware-Updates für die<br />
anderen S-Modelle wurden die Algorithmen<br />
beispielsweise für die Gesichtserkennung<br />
verbessert. Mehr als 6 Bilder/s mit<br />
AF-Nachführung schafft aber keine S-Kamera,<br />
was den Einsatz in der Sport- und<br />
Wildlife-Fotografie einschränkt. Hier sind<br />
praktisch alle Vollformat-Konkurrenten<br />
(Canon, Nikon, Sony) schneller, die auf<br />
Hybrid-AF-Systeme und Phasen-Detektionspixel<br />
setzen.<br />
80 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
OBJEKTIVE FÜR DAS L-SYSTEM<br />
Zusammen mit Sonys FE-System ist das L-System<br />
das am besten ausgebaute spiegellose Vollformat-System.<br />
Neben den rechts gelisteten Objektiven<br />
von Leica, Panasonic und Sigma sind auch einige<br />
Fremdhersteller mit Manuellfokus-Objektiven auf<br />
den Zug aufgesprungen: 7Artisans, Meyer Optik<br />
Görlitz und zuletzt Laowa (siehe Seite 70/71).<br />
Gewohnt hochpreisig fallen die Objektive von<br />
Leica aus – selbst nicht allzu lichtstarke Festbrennweiten<br />
wie das 2/50 mm kosten deutlich über 4000<br />
Euro. Grundsätzlich setzt Leica – mit Ausnahme<br />
des 1,4/50 mm – nicht auf sehr hohe Lichtstärke.<br />
Stattdessen sind eher ungewöhnliche Brennweiten<br />
wie das 2,8-4/24-90 mm und das 2,8-4/90-280 mm<br />
dabei. Neben den vorhandenen fünf Festbrennweiten<br />
und drei Zooms, dürfte demnächst das 2/28 mm auf<br />
den Markt kommen, von dem bei Redaktionsschluss<br />
schon Bilder geleakt waren.<br />
Panasonic hat neun Objektive im Angebot<br />
und eine Roadmap für vier weitere veröffentlicht,<br />
darunter auch das erste echte Makro (2,8/100 mm).<br />
Vergleichbare Objektive kosten hier rund die Hälfte<br />
der Leica-Pendants. Mit dem 1,8/85 mm und dem<br />
3,5-5,6/20-60 mm sind auch zwei recht günstige<br />
Optiken dabei. Außerdem hat Panasonic bei vier<br />
Objektiven einen Bildstabilisator eingebaut.<br />
Am umfangreichsten und preiswertesten ist<br />
das Angebot von Sigma, das sich teilweise mit dem<br />
Panasonic-Angebot doppelt – und das bei nochmal<br />
deutlich niedrigerem Preis. So kostet das 2,8/24-<br />
70 mm bei Sigma nur die Hälfte, das 1,4/50 mm nur<br />
ein Drittel (und weniger als ein Sechstel des entsprechenden<br />
Leica-Objektivs). Nur Sigma bietet mit<br />
dem DG DN OS Contemporary 5-6,3/100-400 mm<br />
ein Supertelezoom an – als einziges Objektiv dieses<br />
Herstellers für L-Bajonett mit Bildstabilisator. Sigma<br />
könnte sicher mit weiteren preiswerten Alternativen<br />
zu Panasonic und Leica punkten, beispielsweise<br />
einem 2,8/70-200 mm, das es ja für andere Anschlüsse<br />
bereits gibt. Lücken im L-System gibt es noch bei<br />
lichtstarken Supertele-Festbrennweiten oder Spezialobjektiven<br />
wie Tilt-and-Shift.<br />
Auf der photokina 2018 haben sich<br />
Leica, Panasonic und Sigma zur<br />
L-Mount-Allianz zusammengeschlossen.<br />
OBJEKTIVE FÜR L-BAJONETT VON LEICA,<br />
PANASONIC UND SIGMA (VOLLFORMAT)<br />
Name Preis (Liste) Test<br />
in<br />
fM<br />
Leistungsprofil<br />
Optik/<br />
Mechanik<br />
Testurteil<br />
Leica<br />
APO-Summicron-SL 2/28 mm Asph. k. A. (Roadmap) – – –<br />
APO-Summicron-SL 2/35 mm Asph. ca. 4400 Euro – – –<br />
Summilux-SL 1,4/50 mm Asph. ca. 4900 Euro – – –<br />
APO-Summicron-SL 2/50 mm Asph. ca. 4400 Euro – – –<br />
APO Summicron-SL 2/75 mm Asph. ca. 4600 Euro – – –<br />
APO Summicron-SL 2/90 mm Asph. ca. 4800 Euro – – –<br />
Super-Vario-Elmar-SL 3,4-5,6/16-35 mm Asph. ca. 5300 Euro – – –<br />
Vario-Elmarit-SL 2,8-4/24-90 mm Asph. ca. 4600 Euro 3/16 92%/91% Super<br />
APO-Vario-Elmarit-SL 2,8-4/90-280 mm ca. 6100 Euro – – –<br />
Panasonic<br />
Lumix 1,8/24 mm k. A. (Roadmap) – – –<br />
Lumix 1,8/35 mm k. A. (Roadmap) – – –<br />
Lumix S Pro 1,4/50 mm ca. 2500 Euro 5/19 92%/89% Super<br />
Lumix 1,8/50 mm k. A. (Roadmap) – – –<br />
Lumix S 1,8/85 mm ca. 650 Euro – – –<br />
Lumix Makro 2,8/100 mm k. A. (Roadmap) – – –<br />
Lumix S Pro 4/16-35 mm ca. 1600 Euro 7/20 82%/86% Sehr gut<br />
Lumix S 3,5-5,6/20-60 mm ca. 670 Euro – – –<br />
Lumix S Pro 2,8/24-70 mm ca. 2500 Euro 7/20 83%/87% Sehr gut<br />
Lumix S Macro O.I.S. 4/24-105 mm ca. 1400 Euro 5/19 90%/84% Super<br />
Lumix S Pro O.I.S. 2,8/70-200 mm ca. 2800 Euro 7/20 87%/94% Super<br />
Lumix S Pro O.I.S. 4/70-200 mm ca. 1900 Euro 5/19 92%/90% Super<br />
Lumix S 4,5-5,6/70-300 mm Macro O.I.S. s. Seite 70/71 – – –<br />
Sigma<br />
DG HSM Art 1,8/14 mm ca. 1590 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/20 mm ca. 930 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/24 mm ca. 800 Euro – – –<br />
DG DN Contemporary 3,5/24 mm ca. 540 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/28 mm ca. 1190 Euro – – –<br />
DG DN Art 1,2/35 mm ca. 1530 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/35 mm ca. 860 Euro – – –<br />
DG DN Contemporary 2/35 mm ca. 620 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/40 mm ca. 1170 Euro – – –<br />
DG DN Contemporary 2,8/45 mm ca. 570 Euro 12/19 80%/93% Super<br />
DG HSM Art 1,4/50 mm ca. 790 Euro – – –<br />
DG DN Contemporary 2/65 mm ca. 700 Euro – – –<br />
DG Macro Art 2,8/70 mm ca. 530 Euro – – –<br />
DG DN Art 1,4/85 mm ca. 1100 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/85 mm ca. 1170 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,4/105 mm ca. 1400 Euro – – –<br />
DG DN Macro Art 2,8/105 mm ca. 750 Euro – – –<br />
DG HSM Art 1,8/135 mm ca. 1400 Euro – – –<br />
DG DN Art 2,8/14-24 mm ca. 1530 Euro – – –<br />
DG DN Art 2,8/24-70 mm ca. 1200 Euro – – –<br />
DG DN OS Contemporary 5-6,3/100-400 mm ca. 1000 Euro – – –<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
81
TECHNIK TEST<br />
SIGMA FP<br />
Sigma ist eher für seine Objektive bekannt und<br />
sucht sich bei Kameras Nischen. Die fp bewarb<br />
der Hersteller bei der Vorstellung im Juli 2019<br />
als „kleinste und leichteste Vollformatkamera“.<br />
Im Gegenzug muss der Käufer auf Sucher,<br />
Griff und Blitzschuh verzichten, die sich aber<br />
nachrüsten lassen (der Sucher in Form einer<br />
Monitorlupe). Wer die Kamera mit einer Drohne<br />
kombinieren oder in ein Video-Rig einbauen<br />
will, profitiert von der leichten Bauweise, Fotografen<br />
werden aber zumindest den Griff nachrüsten<br />
wollen, da die Kamera sonst schlecht in<br />
der Hand liegt.<br />
Auch sonst hat die fp einige Eigenheiten. So<br />
bringt sie keinen mechanischen Verschluss mit,<br />
was vor allem die Blitzfähigkeiten einschränkt<br />
(Blitzsynchronzeit mit E-Verschluss 1/30 s).<br />
Auch die sonstige Ausstattung fällt eher mager<br />
aus: kein Bildstabilisator, keine Sensorreinigung,<br />
kein WLAN, kurze Akkulaufzeit. Der reine<br />
Kontrast-Autofokus kann im Serienmodus nur<br />
mit 1,8 Bildern/s die Schärfe nachführen. Unter<br />
dem Strich scheint uns die fp eher für Filmer<br />
geeignet. Hier fällt vor allem der ungewöhnliche<br />
Raw-Modus auf: Die Kamera nimmt 4K-Videos<br />
tatsächlich wie in einem Serienbildmodus als<br />
30 DNG-Dateien pro Sekunde auf. Gerüchte<br />
besagen übrigens, dass demnächst eine neue<br />
fp-Kamera vorgestellt werden könnte.<br />
FAZIT<br />
»Das große<br />
Objektivangebot<br />
ist eine der<br />
Stärken des<br />
L-Systems.«<br />
Andreas Jordan, leitender<br />
Redakteur Test & Technik<br />
Nach Sony FE ist das L-System das am<br />
besten ausgebaute spiegellose Vollformatsystem.<br />
Das liegt vor allem daran,<br />
dass drei Hersteller mitarbeiten. Bei den<br />
Kameras hat Panasonic das Angebot mit<br />
dem besten Preis-Leistungsverhältnis, Leica<br />
(vor allem wegen der Preise) und Sigma<br />
bedienen eher Nischen. Beim Autofokus<br />
muss aber auch Panasonic nacharbeiten,<br />
wenn die Kameras im Bereich der Sportoder<br />
Action-Fotografie mit der Konkurrenz<br />
mithalten sollen. Der große Pluspunkt des<br />
L-Systems ist das Objektivangebot, was<br />
vor allem das Verdienst von Sigma ist.<br />
L-MOUNT<br />
KAMERAS<br />
Kamera Leica SL2 Leica SL2-S<br />
Preis (Liste/ Straße) ca. 6000 Euro/ ca. 5800 Euro ca. 4500 Euro/ ca. 4500 Euro<br />
Sensor: Art/ Abmessungen/<br />
Auflösung/ Pixelpitch<br />
CMOS ohne Tiefpassfilter/<br />
36 x 24 mm/ 47,3 MP/ 4,3 µm<br />
Bildqualität (60 %)<br />
Geschwindigkeit (20 %)<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
GESAMT<br />
0 20 40 60 80 100<br />
86%<br />
85%<br />
83%<br />
85%<br />
BSI-CMOS ohne Tiefpassfilter/<br />
36 x 24 mm/ 24,6 MP/ 5,9 µm<br />
Bajonett/ Crop-Faktor L/ 1 L/ 1<br />
Autofokus<br />
Kontrast mit Tiefen-Mapping,<br />
Kontrast mit Tiefen-Mapping,<br />
225 Messfelder<br />
225 Messfelder<br />
IBIS/ Pixelshift/ Sensorreinigung/<br />
GPS/ WLAN<br />
Blitz<br />
ja/ ja/ nein/<br />
nein/ ja<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit:<br />
1/250 s/ Synchronbuchse<br />
Belichtungszeiten 1/40.000 (1/8000 mechanisch) -<br />
30 s, Bulb<br />
Empfindlichkeit ISO 100 - 50.000<br />
(erweiterbar auf 50)<br />
Video: max. Auflösung/<br />
max. Bildrate/<br />
Codec/ Tonspur<br />
Sucher<br />
Monitor: Diagonale/ Auflösung<br />
4992 x 3744/30p,<br />
4096 x 2160/ 60p,<br />
1920 x 2160/180pp/ H.264/ stereo<br />
elektronisch (5,76 Mio. Punkte)/<br />
Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 0,78x<br />
8,1 cm/ 2,1 Mio. Punkte,<br />
Touchscreen<br />
ja/ ja/ nein/<br />
nein/ ja<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit:<br />
1/250 s/ Synchronbuchse<br />
1/16.000 (1/8000 mechanisch) -<br />
30 s, Bulb<br />
ISO 100 - 100.000<br />
(erweiterbar auf 50)<br />
4096 x 2160/ 60p,<br />
1920 x 1080/180p H.264/ stereo<br />
elektronisch (5,76 Mio. Punkte)/<br />
Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 0,78x<br />
8,1 cm/ 2,1 Mio. Punkte,<br />
Touchscreen<br />
Speicher 2 x SD(HC/XC), UHS-II 2 x SD(HC/XC), UHS-II<br />
Akkuleistung nach CIPA 370 Aufnahmen 510 Aufnahmen<br />
Schnittstellen<br />
Abmessungen (B x H x T)/<br />
Gewicht (mit Akku)<br />
USB 3.1 (Typ C), HDMI (Typ A),<br />
Mikrofon, Kopfhörer<br />
146 x 107 x 79 mm/<br />
931 g<br />
Geschwindigkeit Serienbilder mit Panasonic 4/16-35<br />
mm, Sony UHS-II (300 MB/s)<br />
Serienbilder pro Sekunde Ohne AF/AE-Nachführung: 24 (E-Verschluss),<br />
9,6 (mech. Verschluss),<br />
mit AF/AE-Nachführung: 5,8<br />
Serienbilder in Folge 24 B/s: JPEG: 39/ Raw: 22;<br />
9,6 B/s: JPEG: 48/ Raw: 25;<br />
5,8 B/s: JPEG: unendlich/ Raw: 32<br />
USB 3.1 (Typ C), HDMI (Typ A),<br />
Mikrofon, Kopfhörer<br />
146 x 107 x 79 mm/<br />
931 g<br />
Serienbilder mit Panasonic 4/16-<br />
35 mm, Sony UHS-II (300 MB/s)<br />
Ohne AF/AE-Nachführung: 25 (E-Verschluss),<br />
8,0 (mech. Verschluss),<br />
mit AF/AE-Nachführung: 5,1<br />
25 B/s: 50;<br />
8 B/s: JPEG: unendlich/ Raw: 87;<br />
5,1 B/s: JPEG: unendlich/ Raw: 125<br />
Auslöseverzögerung (inkl. AF-Zeit) 0,08 s (mit Leica 2/50 mm) 0,07 s (mit Leica 2/50 mm)<br />
Bildqualität (JPEG) –<br />
mit Apo-Summicron 2/50 mm mit Apo-Summicron 2/50 mm<br />
Referenzobjektiv<br />
Auflösung (ISO 100/ 200/ 400/ 40,6/ 40,9/ 40,9/<br />
800/ 1600/ 3200/ 6400) 1 40,2/ 36,8/ 32,7/ 30,8 effektive MP<br />
Bildrauschen (ISO 100/ 200/ 400/ 1,7/ 2,0/ 2,7/<br />
800/ 1600/ 3200/ 6400) 3 2,9/ 3,6/ 4,6/ 6,6 Rauschintensität<br />
Belichtungsumfang (Eingangs- 8,9/ 8,9/ 8,8/<br />
dynamik: ISO 100/ 200/ 400/ 8,8/ 8,7/ 8,0/ 8,0 Blendenstufen<br />
800/ 1600/ 3200/ 6400) 1<br />
Artefaktnote/<br />
4,0/<br />
Scharfzeichnungsnote 2 2,6<br />
Bildqualität (JPEG) –<br />
– –<br />
Kitobjektiv/Zoom 4<br />
Auflösung (beste Blende, Weitwinkel/<br />
mittlere Brennweite/ Tele)<br />
– –<br />
20,3/ 18,7/ 18,8/<br />
18,8/ 18,5/ 17,9/ 17,1 effektive MP<br />
1,7/ 1,8/ 2,1/<br />
2,6/ 3,2/ 3,5/ 4,0 Rauschintensität<br />
8,9/ 8,9/ 8,9/<br />
8,9/ 8,9/ 8,7/ 8,2 Blendenstufen<br />
4,5/<br />
2,3<br />
Bildqualität (60 %)<br />
Geschwindigkeit (20 %)<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
GESAMT<br />
0 20 40 60 80 100<br />
1<br />
Höhere Werte sind besser<br />
4/21<br />
4/21<br />
2<br />
Schulnoten von 1 bis 6<br />
3<br />
Niedrigere Werte sind besser<br />
4<br />
Fließt nicht in die Wertung ein<br />
<br />
SEHR GUT<br />
<br />
SEHR GUT<br />
82%<br />
89%<br />
84%<br />
84%<br />
82 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Panasonic Lumix S1 Panasonic Lumix S1H Panasonic Lumix S1R Panasonic Lumix S5 Sigma fp<br />
ca. 2300 Euro/ ca. 2150 Euro ca. 4000 Euro/ ca. 3700 Euro ca. 3500 Euro/ ca. 3250 Euro ca 2000 Euro/ ca. 1950 Euro ca. 2000 Euro/ ca. 2000 Euro<br />
CMOS ohne Tiefpassfilter/<br />
35,6 x 23,8 mm/ 24,2 MP/ 4,3 µm<br />
CMOS/ 35,6 x 23,8 mm/<br />
24,2 MP/ 4,3 µm<br />
CMOS ohne Tiefpassfiter/<br />
36,0 x 24,0 mm/ 47,3 MP/ 4,3 µm<br />
CMOS ohne Tiefpassfilter/<br />
35,6 x 23,8 mm/ 24,2 MP/ 4,3 µm<br />
BSI-CMOS ohne Tiefpassfilter/<br />
35,9 x 23,9 mm/ 24,6 MP/ 5,9 µm<br />
L/ 1 L/ 1 L/ 1 L/ 1 L/ 1<br />
Kontrast mit DFD,<br />
Kontrast mit DFD,<br />
Kontrast mit DFD,<br />
Kontrast mit DFD,<br />
Kontrast: 49 Messfelder<br />
225 Messfelder<br />
225 Messfelder<br />
225 Messfelder<br />
225 Messfelder<br />
ja/ ja/ ja/<br />
nein/ ja<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit:<br />
1/250 s/ Synchronbuchse<br />
1/8000 - 60 s,<br />
Bulb (30 min)<br />
ISO 100 - 51.200,<br />
erweiterbar bis 50 und 2<strong>04</strong>.800<br />
3840 x 2160/ 60p;<br />
1920 x 1080/ 180p,<br />
H.264 und H.265/ stereo<br />
OLED (5,76 Mio. Punkte)/ Bildfeld:<br />
100 %/ Vergrößerung: 0,78x<br />
8,0 cm/ 2,1 Mio. Punkte, in drei<br />
Richtungen kippbar, Touchscreen<br />
ja/ ja/ ja/<br />
nein/ ja<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit:<br />
1/250 s/ Synchronbuchse<br />
1/8000 - 60 s,<br />
Bulb (30 min)<br />
ISO 100 - 51.200,<br />
erweiterbar bis 50 und 2<strong>04</strong>.800<br />
5952 x 3968/ 24p; 5888 x 3312/ 30p,<br />
4092 x 2160/ 60p, 1920 x 1080/ 180p,<br />
H.264 und H.265/ stereo<br />
OLED (5,76 Mio. Punkte)/<br />
Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 0,78x<br />
8,0 cm/ 2,333 Mio. Punkte, dreh- und<br />
seitlich ausklappbar, Touchscreen<br />
ja/ ja/ ja/<br />
nein/ ja<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit:<br />
1/250 s/ Synchronbuchse<br />
1/8000 - 60 s,<br />
Bulb (30 min)<br />
ISO 100 - 25.600,<br />
erweiterbar bis 50 und 51.200<br />
4992 x 3744 Pixel/30p;<br />
3840 x 2160/ 60p;<br />
1920 x 1080/ 180p, H.264/ stereo<br />
OLED (5,76 Mio. Punkte)/<br />
Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 0,78x<br />
8,0 cm/ 2,1 Mio. Punkte, in drei<br />
Richtungen kippbar, Touchscreen<br />
ja/ ja/ ja/<br />
nein/ ja<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/<br />
Synchronzeit: 1/250 s<br />
1/8000 - 60 s,<br />
Bulb (30 min)<br />
ISO 100 - 51.200,<br />
erweiterbar bis 50 und 2<strong>04</strong>.800<br />
3840 x 2160/ 60p;<br />
1920 x 1080/ 180p,<br />
H.264 und H.265/ stereo<br />
OLED (2,36 Mio. Punkte)/<br />
Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 0,74x<br />
7,5 cm/ 1,84 Mio. Punkte, dreh- und<br />
seitlich ausklappbar, Touchscreen<br />
nein/ nein/ nein/<br />
nein/ nein<br />
kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/<br />
Synchronzeit: 1/30 s<br />
1/8000 - 30 s,<br />
Bulb<br />
ISO 100 - 25.600,<br />
erweiterbar bis 6 bzw. 102.400<br />
3840 x 2160 Pixel/ 30p/<br />
H.264/ stereo<br />
nein (Monitoraufsatz als optionales<br />
Zubehör)<br />
8,0 cm/ 2,1 Mio. Punkte, Touchscreen<br />
SD(HC/XC), UHS-II, XQD/CFexpress 2 x SD(HC/XC), UHS-II SD(HC/XC), UHS-II, XQD/CFexpress 2 x SD(HC/XC), 1 x UHS-II, 1x UHS-I SD(HC/XC), UHS-II, externe SSD<br />
400 Aufnahmen (Monitor),<br />
400 Aufnahmen (Monitor),<br />
380 Aufnahmen (Monitor),<br />
470 Aufnahmen (Monitor),<br />
280 Aufnahmen<br />
380 Aufnahmen (Sucher)<br />
380 Aufnahmen (Sucher)<br />
360 Aufnahmen (Sucher)<br />
440 Aufnahmen (Sucher)<br />
USB 3.1 (Typ C), HDMI (Typ A),<br />
Mikrofon, Kopfhörer<br />
148,9 x 110,0 x 96,7 mm/<br />
1020 g<br />
Lumix S Pro 4/24-105 mm Macro<br />
O.I.S., Lexar XQD (440 MB/s)<br />
9,0,<br />
mit AF-Nachführung: 6,0<br />
JPEG: 999/<br />
Raw: 177<br />
USB 3.1 (Typ C), HDMI (Typ A),<br />
Mikrofon, Kopfhörer<br />
151 x 114,2 x 110,4 mm/<br />
1164 g<br />
Lumix S Pro 4/24-105 mm Macro<br />
O.I.S., Sony UHS-II (300 MB/s)<br />
9,5 (E-Verschluss),<br />
8,5 (mech. Verschluss),<br />
mit AF-Nachführung: 5,7<br />
JPEG: >999/<br />
Raw: 95<br />
USB 3.1 (Typ C), HDMI (Typ A),<br />
Mikrofon, Kopfhörer<br />
148,9 x 110,0 x 96,7 mm/<br />
1020 g<br />
Lumix S Pro 4/24-105 mm Macro<br />
O.I.S., Lexar XQD (440 MB/s)<br />
9,0,<br />
mit AF-Nachführung: 6,0<br />
JPEG: 56/<br />
Raw: 40<br />
USB 3.1 (Typ C), Micro-HDMI (Typ D),<br />
Mikrofon, Kopfhörer<br />
132,6 x 81,9 x 97,1 x mm/<br />
714 g<br />
mit S 3,5-5,6/20-60 mm,<br />
Sony UHS-II (300 MB/s)<br />
7,<br />
mit AF-Nachführung: 5,0<br />
JPEG: >999/<br />
Raw: 48<br />
USB 3,1/Typ C, HDMI, Mikrofon<br />
112,6 x 69,9 x 45,3 mm/<br />
422 g<br />
mit 2,8/45 mm DG DN,<br />
Sony UHS-II (300 MB/s)<br />
18,<br />
mit AF-Nachführung: 1,8<br />
JPEG: 21/<br />
Raw-12-Bit: 17<br />
Raw-14-Bit: 14<br />
Weitwinkel: 0,13 s/ Tele: 0,12 s Weitwinkel: 0,12 s/ Tele: 0,16 s Weitwinkel und Tele: 0,12 s Weitwinkel: 0,2 s/ Tele: 0,22 s 0,41 s<br />
mit Lumix S Pro 1,4/50 mm mit Lumix S Pro 1,4/50 mm mit Lumix S Pro 1,4/50 mm mit Lumix S Pro 1,4/50 mm mit 1,2/35 mm DG DN<br />
21,5/ 19,9/ 19,7/<br />
19,7/ 20,9/ 19,6/ 18,6 effektive MP<br />
1,8/ 2,0/ 2,1/<br />
2,3/ 2,8/ 3,1/ 3,2 Rauschintensität<br />
9,0/ 9,0/ 8,9/<br />
8,8/ 8,7/ 8,9/ 8,8 Blendenstufen<br />
16,5/ 15,7/ 15,6/<br />
15,4/ 15,4/ 14,6/ 13,6 effektive MP<br />
1,8/ 1,9/ 2,0/<br />
2,3/ 2,8/ 3,2/ 3,4 Rauschintensität<br />
9,1/ 9,0/ 8,9/<br />
8,8/ 8,7/ 8,6/ 8,6 Blendenstufen<br />
41,8/ 37,7/ 38,3/<br />
38,3/ 33,9/ 30,8/ 30,8 effektive MP<br />
1,9/ 2,3/ 2,2/<br />
2,5/ 2,7/ 2,9/ 3,6 Rauschintensität<br />
9,0/ 8,9/ 8,8/<br />
8,9/ 8,9/ 8,8/ 8,7 Blendenstufen<br />
19,4/ 18,9/ 18,6/<br />
18,4/ 16,6/ 15,8/ 16,4 effektive MP<br />
1,7/ 1,9/ 2,0/<br />
2,4/ 2,8/ 3,2/ 3,4 Rauschintensität<br />
9,1/ 8,9/ 8,9/<br />
8,8/ 8,9/ 8,8/ 8,7 Blendenstufen<br />
22,0/ 22,9/ 22,5/<br />
20,1/ 19,0/ 18,9/ 19,6 effektive MP<br />
1,7/ 2,4/ 2,4/<br />
2,7/ 2,9/ 3,5/ 4,1 Rauschintensität<br />
9,0/ 8,6/ 8,4/<br />
8,3/ 8,2/ 7,9/ 7,8 Blendenstufen<br />
5,0/<br />
2,9<br />
mit Lumix S Pro 4/24-105 mm<br />
Macro O.I.S.<br />
16,4 (f/5,6)/ 17,9 (f/8)/ 17,1 (f/11)<br />
effektive MP<br />
3,5/<br />
2,4<br />
mit Lumix S Pro 4/24-105 mm<br />
Macro O.I.S.<br />
12,5 (f/5,6)/ 13,7 (f/8)/ 10,4 (f/8)<br />
effektive MP<br />
4,5/<br />
2,6<br />
mit Lumix S Pro 4/24-105 mm<br />
Macro O.I.S.<br />
35,5 (f/5,6)/ 28,1 (f/5,6)/ 24,0 (f/8)<br />
effektive MP<br />
4,5/<br />
2,3<br />
mit S 3,5-5,6/20-60 mm<br />
11,7 (f/10)/ 15,0 (f/9)/ 13,8 (f/11)<br />
effektive MP<br />
5,0/<br />
4,0<br />
mit 2,8/45 mm DG DN<br />
19,5 (f/5,6)<br />
effektive MP<br />
Bildqualität (60 %) Bildqualität (60 %)<br />
Bildqualität (60 %)<br />
Bildqualität (60 %)<br />
Bildqualität (60 %)<br />
Geschwindigkeit (20 %) Geschwindigkeit (20 %) Geschwindigkeit (20 %)<br />
Geschwindigkeit (20 %)<br />
Geschwindigkeit (20 %)<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
82% 81% 88%<br />
82%<br />
81%<br />
93% 91% 88%<br />
87%<br />
67%<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
<br />
SUPER<br />
TEST-<br />
SIEGER<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
Ausstattung und<br />
Bedienung (20 %)<br />
95% 95% 95%<br />
91%<br />
63%<br />
GESAMT GESAMT GESAMT<br />
GESAMT<br />
GESAMT<br />
87% 87% 90%<br />
85%<br />
75%<br />
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100<br />
2/21<br />
4/21 4/21<br />
4/21<br />
4/21<br />
4/21<br />
<br />
SEHR GUT<br />
<br />
SEHR GUT<br />
<br />
SEHR GUT<br />
PREIS-<br />
TIPP<br />
<br />
GUT<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
83
FOTO: © MARKUS LINDEN<br />
84 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong><br />
PROFOTO A10<br />
Mit keinem der anderen<br />
Blitze ist entfesseltes<br />
Blitzen so einfach: A10<br />
hinstellen, Fernsteuerung<br />
auf „TTL“ drehen<br />
und auslösen.
TECHNIK TEST<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
<br />
SEHR GUT<br />
4/21<br />
Godox V1:<br />
Perfekt in das<br />
Godox-System<br />
eingebunden.<br />
<br />
SEHR GUT<br />
4/21<br />
Jinbei HD-2 Pro:<br />
Touch-Bedienung,<br />
universell<br />
einsetzbar.<br />
<br />
SUPER<br />
4/21<br />
Profo A10:<br />
Blitzt sogar mit<br />
einem Smartphone.<br />
BLITZGERÄTE<br />
RUNDE SACHE(N)<br />
Kräftige Systemblitzgeräte mit rundem Blitzkopf liegen im<br />
Trend. Wir haben drei Vertreter getestet und zeigen, wann sich<br />
die Investition in die starken Rundköpfe lohnt.<br />
TEXT UND BEISPIELFOTOS MARKUS LINDEN<br />
Der schwedische Hersteller von Studioblitzgeräten<br />
hatte den Anfang<br />
gemacht: Seinen 2017 eingeführten<br />
A1 bewarb Profoto als „kleinsten<br />
Studioblitz der Welt“ – dabei handelt es<br />
sich um einen kompakten Aufsteckblitz,<br />
der sich durch ausreichend Leistung (76<br />
Ws) und eben einen runden Blitzkopf auszeichnet.<br />
Interessant war schon damals die<br />
magnetische Halterung für diverse Lichtformer<br />
– die es auch bei dem im Herbst<br />
2020 vorgestellten A10 gibt. Neu an ihm<br />
ist vor allem seine Bluetooth-Schnittstelle.<br />
Dazu weiter unten mehr.<br />
Ebenfalls im Test haben wir den V1<br />
von Godox und den HD-2 Pro von Jinbei.<br />
Beide haben ebenfalls einen runden<br />
Blitzkopf und können wie der A10 sowohl<br />
als Aufsteckblitz im Blitzschuh arbeiten,<br />
aber auch per Funk ausgelöst werden. In<br />
beiden Betriebsarten unterstützen alle drei<br />
Blitze sowohl manuelle Einstellungen als<br />
auch TTL.<br />
Ein großer Unterschied: Den HD-2<br />
Pro von Jinbei gibt es als Universalgerät,<br />
das mit allen wichtigen Kamerasystemen<br />
(Canon, Nikon, Sony, Fujifilm, OM-D/<br />
Panasonic, Pentax) mit seinem mehrfach<br />
bestückten Blitzfuß zusammen arbeitet.<br />
Bei Godox und Profoto benötigt man<br />
jeweils ein auf das Kamerasystem zugeschnittenes<br />
Modell. Während Godox je<br />
eine Variante für alle erwähnten Systeme<br />
anbietet, fehlt es bei Profoto derzeit an<br />
Modellen für OM-D/Panasonic und für<br />
Pentax. Leica wird von keinem der Hersteller<br />
unterstützt.<br />
Alle drei Blitzgeräte beherrschen die<br />
drahtlose Kommunikation. Dabei arbeiten<br />
sie sowohl als Empfänger wie auch als<br />
Sender. Gemeinsam haben sie auch, dass<br />
sie in das jeweilige Funksystem des Herstellers<br />
eingebunden sind. In der Praxis<br />
bedeutet das, dass sie neben den beiden<br />
erwähnten Betriebsarten „Aufsteckblitz<br />
(Speedlite)“ und „funkgesteuert (Slave)“<br />
auch als „Sender (Master)“ für andere<br />
Geräte desselben Herstellers arbeiten. Die<br />
Blitze können als Master selbst mitblitzen<br />
oder „still“ geschaltet werden, alle<br />
drei arbeiten auch mit den (aktuellen!)<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
85
TECHNIK TEST<br />
Studioblitzen der Hersteller zusammen.<br />
In letzterem Fall funktioniert TTL aber<br />
nur dann, wenn auch der Studioblitz<br />
dies beherrscht. Bei Profoto sind dies die<br />
Air-TTL-Blitze (z. B. D2), bei Jinbei die<br />
HD-Reihe und bei Godox sind es die neueren<br />
Witstro-AD-Blitze mit Akku. Andere<br />
Systemblitzgeräte desselben Herstellers<br />
können in jedem Fall angesteuert werden.<br />
Während bei Jinbei die Geräte nicht Kamera-spezifisch<br />
sind, spielt das System bei<br />
Profoto und Godox für den Funk ebenfalls<br />
keine Rolle: Mit einer Nikon-Kamera und<br />
einem Nikon-Master-Blitz oder -Funksender<br />
können auch Canon-kompatible Blitze<br />
per Funk – und auch mit TTL – gesteuert<br />
und ausgelöst werden. Gleiches gilt auch<br />
umgekehrt und auch für andere Systeme.<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
Die reduzierte Oberfläche<br />
des A10 zeigt<br />
alle wesentlichen<br />
Infos übersichtlich an.<br />
Wie ein klassischer<br />
Systemblitz<br />
wird der V1 über<br />
Buttons bedient.<br />
PROFOTO A10<br />
Sowohl bei den Produkten selbst als auch<br />
bei den Interfaces für die Steuerung hat<br />
Profoto eine eigenständige, reduzierte<br />
Designsprache gefunden. Die Buttons sind<br />
unbeschriftet, ihnen wird durch das Display<br />
die Funktion zugewiesen. Mit cleveren<br />
Details macht Profoto das Handling auf der<br />
Kamera einfach: Es gibt einen mechanischen<br />
Umschalter zwischen TTL und manueller<br />
Blitzleistung, und einen Drehring<br />
am Kopf, der ähnlich wie ein Zoomring<br />
am Objektiv den Winkel der Ausleuchtung<br />
verstellt. Im Display wird der Ausleuchtwinkel<br />
durch ein kleines Symbol visualisiert.<br />
Diese unkomplizierten, manuellen<br />
Eingriffsmöglichkeiten in die Automatik<br />
sind in der Praxis sehr nützlich. Gesteuert<br />
wird der Blitz über Profotos AirTT-Protokoll<br />
von einem anderen Blitz aus oder vom<br />
optionalen Sender Profoto Connect. Der<br />
winzige Sender hat anders als die Modelle<br />
der Konkurrenz kein Display und nur drei<br />
Schaltstufen, die einfach durch Drehen des<br />
runden Senders verändert werden: Off,<br />
manuell, Auto (TTL).<br />
Der HD-2 Pro wird weitgehend<br />
per Touch bedient.<br />
Jinbei hat die Oberfläche<br />
übersichtlich gestaltet.<br />
Weitere Veränderungen (z. B. der<br />
Blitzleistung) müssen am entfesselten<br />
Blitzkopf oder aber über das Smartphone<br />
eingestellt werden. Dieses kann per Bluetooth<br />
mit dem A10 verbunden werden.<br />
Eine App von Profoto ermöglicht die Steuerung<br />
des Blitzes und kann für Firmware-Updates<br />
des Blitzes eingesetzt werden.<br />
Alles funktioniert im Test problemlos<br />
– auch der Einsatz des A10 als Blitz für<br />
die Smartphone-Kamera. Diese am Markt<br />
einzigartige Funktion steht derzeit nur für<br />
iPhones und einige Samsung-Geräte zur<br />
Verfügung. Kurz vor Redaktionsschluss<br />
hat Profoto noch eine Automatik-Funktion<br />
für die Smartphone-App nachgereicht:<br />
Das Blitzen mit dem Smartphone funktioniert<br />
jetzt sogar mit einer Art TTL-Messung.<br />
Allerdings verzögern die starken<br />
Vorblitze das Auslösen deutlich. Schneller<br />
ist das Blitzen im manuellen Modus.<br />
JINBEI HD-2 PRO<br />
Der Chinesische Hersteller Jinbei ist vor<br />
allem durch seine günstigen Studioblitze<br />
und LED-Leuchten bekannt, von denen<br />
eine ganze Reihe aktueller Modelle per<br />
Funk fernsteuerbar ist. Aber Achtung:<br />
Jinbei hat das Übertragungsprotokoll im<br />
Jahr 2020 geändert (Kennzeichnung in<br />
der Firmware von alt „NOR“(mal) auf neu<br />
„BOOST“). Der HD-2 Pro läuft nur mit<br />
dem neuen Protokoll, einige ältere Studioblitze<br />
können per Firmware-Upgrade<br />
umgestellt werden, der aktuelle Fernauslöser<br />
TR-Q7 wird in den Einstellungen<br />
RUNDKOPF-SYSTEMBLITZE<br />
Name Hersteller Arbeitsmodi Zoom Leistung<br />
Ladezeit<br />
(max.)<br />
Synchronisation<br />
Kompatibilität**<br />
Gwicht<br />
(inkl. Akku)<br />
Fernsteuerung<br />
Preis Blitzkopf<br />
Preis Fernsteuerung<br />
A10<br />
Profoto<br />
Aufsteckblitz/<br />
Master/Slave<br />
28-105 mm<br />
(automatisch/manuell)<br />
76 Ws 1 s<br />
1. und 2. Vorhang,<br />
HSS<br />
C/N/S/F<br />
560 g<br />
ProFoto<br />
Connect<br />
1075 Euro ca. 100 Euro*<br />
HD-2 Pro<br />
Jinbei<br />
Aufsteckblitz/<br />
Master/Slave<br />
28-105 mm<br />
(automatisch/manuell)<br />
80 Ws 1,2 s<br />
1. und 2. Vorhang,<br />
HSS<br />
C/N/S/F/O/P<br />
550 g<br />
TR-Q7, TR-Q6,<br />
TR-V6, TRS-V<br />
222 Euro ca. 100 Euro<br />
V1<br />
Godox<br />
Aufsteckblitz/<br />
Master/Slave<br />
28-105 mm<br />
(automatisch/manuell)<br />
76 Ws 1,5 s<br />
1. und 2. Vorhang,<br />
HSS<br />
C/N/S/F/O/P 530 g X-Pro 279 Euro ca. 75 Euro<br />
*Nur im Set mit Blitz, sonst 289 Euro. **C(anon), N(ikon), S(ony), F(ujifilm), O(lympus), P(anasonic)<br />
86 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
GODOX V1<br />
Der V1 ist perfekt in das Godox-System<br />
integriert. Hier als<br />
Hauptlicht. Ein kleiner TT350<br />
kam zum Aufhellen von der anderen<br />
Seite zum Einsatz; ausgelöst<br />
mit der Fernsteuerung X-Pro.<br />
Hier der HD-2 Pro im Einsatz als<br />
Aufsteckblitz: Der kleine Reflektor<br />
als Aufheller beim Blitzen an<br />
die Decke wird mitgeliefert.<br />
FOTOS: MARKUS LINDEN<br />
JINBEI HD-2 PRO<br />
zwischen NOR und BOOST angepasst.<br />
Auf der deutschen Jinbei-Website gibt es<br />
ein Support-Dokument zu diesem Thema.<br />
Jinbei setzt auf die Steuerung durch ein<br />
Touch-Display. Es ist intuitiv zu bedienen,<br />
auch wenn einige Buttons für große Finger<br />
etwas klein geraten sind. Da der Blitz mit<br />
allen Systemen zusammen arbeitet, muss<br />
man in den Einstellungen im Betrieb als<br />
Master- bzw. Aufsteckblitz das passende<br />
Kamerasystem wählen, damit auch TTL<br />
funktioniert. Die Einstellung als Slave/<br />
Empfänger ist auch abhängig vom eingesetzten<br />
Funksender – hier hilft ein Blick in<br />
das knappe, mitgelieferte Handbuch (englisch,<br />
online auch in deutsch verfügbar).<br />
GODOX V1<br />
Der V1 von Godox hat zwar den runden<br />
Kopf wie die beiden Konkurrenten, wird<br />
aber ebenso wie die kleineren Systemblitze<br />
von Godox bedient – und damit auch sehr<br />
ähnlich wie die Systemblitze von Canon,<br />
Nikon & Co. Einerseits kommt man so<br />
schnell klar, wenn man sich mit Systemblitzen<br />
auskennt – so elegant wie bei<br />
Profoto oder so klar wie bei Jinbei ist das<br />
Konzept aber nicht.<br />
Der V1 arbeitete im Test als Master,<br />
Slave und auch als Aufsteckblitz problemlos<br />
mit anderen Godox-Blitzen zusammen.<br />
Mehr noch: Das System ist kompatibel<br />
zu den CuLight-Blitzen von Cullmann<br />
(die ja auch Distributor für Godox in<br />
Deutschland sind).<br />
Als Fernsteuerung haben wir andere<br />
Godox-Blitze, aber auch die Fernsteuerung<br />
XPro eingesetzt. Alle Kombinationen<br />
FAZIT<br />
arbeiten problemlos. Godox und Jinbei<br />
verwenden übrigens eine sehr ähnliche<br />
magnetische Halterung für (optionale)<br />
kleine Lichtformer. Die recht günstigen<br />
Sets für den Godox V1 passen auch an<br />
den Jinbei HD-2 Pro.<br />
»Der Profoto A10 ist eindeutig<br />
besser als seine beiden<br />
Konkurrenten. Aber der<br />
Preis für den Blitz tut weh.«<br />
Markus Linden, freier Autor<br />
Zwar können alle drei Blitze im Prinzip dasselbe (auch wenn nur der A10 die<br />
Synchronisation mit einer Smartphone-Kamera erlaubt). Die Unterschiede<br />
liegen aber im Detail. Der A10 von Profoto ist ein durchdachtes Stück Technik,<br />
das perfekt auf die Bedürfnisse von Profifotografen zugeschnitten ist: Unkomplizierter<br />
Einsatz der Automatiken mit schnell umsetzbarem manuellen Eingriff.<br />
Auch funktioniert die Anbindung an das Smartphone perfekt. Das hat seinen<br />
Preis: Blitz und Connect Steuerung kosten im Set zusammen über 1000 Euro.<br />
Deutlich günstiger ist der in das Godox-System integrierte V1. Er arbeitet im<br />
Test unauffällig, mit etwas Einarbeitung ist er leicht steuerbar. Wer mobile Blitze<br />
unterschiedlicher Leistungsstufen braucht, ist bei Godox gut aufgehoben.<br />
Der Jinbei besticht durch seinen günstigen Preis und eine durchdachte Bedienung<br />
per Touch. Gut ist seine systemübergreifende Verwendbarkeit: Wechselt<br />
man die Kameramarke, so kann man den Blitz dennoch weiter nutzen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
87
TECHNIK PHOTOGRAPHICA<br />
JÄGER UND<br />
SAMMLER<br />
Dem Reiz ausgesuchter alter Kameras kann sich kaum<br />
ein Fotoliebhaber entziehen – vermutlich schlummern<br />
bereits einige im Schrank. Wir machen Vorschläge für<br />
Sammelgebiete und geben Tipps für den Einstieg.<br />
TEXT WINFRIED WARNKE<br />
Über die Motive, auf einer Auktion<br />
des Wiener Auktionshauses<br />
WestLicht im Mai 2012 für gut<br />
zwei Millionen Euro eine Leica der 0-Serie<br />
zu ersteigern, ist nichts bekannt. Lang<br />
ersehnter Sammlertraum oder schnödes<br />
Spekulationsobjekt, Leidenschaft oder<br />
Kapitalanlage, das ist die Bandbreite der<br />
Beweggründe, derartige seltene Objekte<br />
zu erwerben.<br />
Die große Masse der Photographica-Sammler<br />
kann schon aus finanzieller<br />
Sicht derartige Raritäten gar nicht erwerben,<br />
die Motivationslage zum Sammeln<br />
ist eine andere. Nicht der materielle Wert<br />
steht im Vordergrund, sondern meistens<br />
sind es emotionale Bezüge. Damit aus<br />
Sammeln nicht unnützes Horten wird,<br />
ist es notwendig, sich zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt Ziele zu setzen und eine<br />
gewisse Struktur in die Sammlung zu<br />
bringen. Finanzieller Rahmen und Platzangebot<br />
bilden Vorgaben, die bindend<br />
sind, soll das Ganze sich nicht chaotisch<br />
entwickeln. Orientierungswissen erhält<br />
man im Austausch mit anderen Begeisterten<br />
auf Börsen und in Fotoforen,<br />
natürlich auch in Fachliteratur. Sammeln<br />
ist auch Geschichtsunterricht, Photographica<br />
sind eingebettet in historische und<br />
gesellschaftliche Zusammenhänge.<br />
Die „Vollständigkeit“ kann das<br />
Sammlungsziel sein, das die Richtung<br />
vorgibt und Orientierung schafft, bevor<br />
Beliebigkeit zu Frust und Raumnot<br />
führt. Realistisch ist dieses Ziel eher<br />
nicht. Bei aller selbstauferlegter Sammlungsstruktur,<br />
Offenheit für spontane<br />
Lustkäufe und Flexibilität in der Sammlungsausrichtung<br />
müssen möglich sein.<br />
Es wäre eigentlich niederschmetternd,<br />
wenn man zu seiner Sammlungsidee<br />
wirklich alles zusammengerafft hat.<br />
Das Sammeln fotografischer Gegenstände<br />
hat fast ausschließlich analoge<br />
Gebiete zum Inhalt. Scheinbar wollen<br />
Sammler das Analog-mechanische. Da<br />
surrt noch der Verschluss, Elektronik<br />
scheint hier zu wenig Emotion zu haben.<br />
Reparaturprobleme und Schwierigkeiten<br />
mit der Energieversorgung schrecken<br />
ab. Digital ist anwenderbezogen, analog<br />
etwas für Freaks. Durch die schier<br />
unendlichen Möglichkeiten der Adaption<br />
analoger Spitzenobjektive an die<br />
Digitalen können auch für den Sammler<br />
Brücken zwischen alt und neu geschlagen<br />
werden, da können Linsen mit<br />
Exakta-Bajonett an Sony FE montiert<br />
und Pentax-110-Objektive an Olympus<br />
MFT genutzt werden. Die große Nachfrage<br />
nach älteren, analogen Qualitätsfestbrennweiten<br />
im Secondhand-Bereich<br />
kann nicht nur aus Sammlerbegehren<br />
stammen. Kamerageschichte ist nach wie<br />
vor die große Erzählung einst analoger<br />
Marken.<br />
Spätestens nach dem Lustkauf einiger<br />
alter Kameras oder Objektive sollte man<br />
sich zur Sammelleidenschaft bekennen<br />
und versuchen, Struktur in seine Ansammlung<br />
zu bringen, Eingrenzungen<br />
vorzunehmen. Wir geben Ihnen einige<br />
Ideen, die sich von der kleinen zur großen<br />
Sammlung orientieren.<br />
88 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Rolleiflex 2,8(F) – ab 1960 – das<br />
Spitzenprodukt der legendären<br />
Zweiäugigen-Serie, Mechanik<br />
pur.<br />
FOTO: © WINFRIED WARNKE<br />
Voigtländer Bergheil:<br />
edle Plattenkamera-<br />
Baureihe mit erstklassigen<br />
Objektiven, wie<br />
zum Beispiel das Heliar –<br />
fast 100 Jahre alt.<br />
HÖHEPUNKTE DER<br />
KAMERAENTWICKLUNG<br />
Jetzt wird es richtig teuer. Höhepunkte der Kamerageschichte<br />
stammen aus der Riege der Spitzentypen<br />
einzelner Firmen. Das sind genau die Modelle,<br />
die auch der Anlegermarkt sucht. Nicht in großen<br />
Stückzahlen hergestellt, sind diese Raritäten die<br />
Preistreiber auf dem Gebrauchtmarkt. Eine leicht<br />
andere Akzentuierung stellen Sammlungen dar,<br />
welche die letzten hochwertigen Analogen zum<br />
Inhalt haben. Leica M7, Nikon F6, Minolta Dynax 9,<br />
Canon EOS-1 V. Oder bei den analogen Edelkompakten:<br />
Leica Minilux, Contax T2(3), Nikon 35 Ti –<br />
alles technische Spitzenprodukte am Ende<br />
einer Ära.<br />
TIPPS FÜR DEN START<br />
FOTO: © ROLLEI<br />
Suchen Sie sich Ihre emotional<br />
aufgeladene Startkamera (eigene<br />
Biografie).<br />
Bauen Sie um wenige, ausgesuchte<br />
Objekte herum ein System<br />
bewusst auf.<br />
Haben Sie Geduld – kein Angebot<br />
ist einmalig.<br />
Kalkulieren Sie Platzbedarf ein<br />
(Kameras in Kisten begeistern<br />
nicht).<br />
Bemühen Sie sich um eine<br />
ansprechende Präsentation.<br />
Setzen Sie sich einen klaren<br />
finanziellen Rahmen.<br />
Der Zustand der Dinge ist ein<br />
wichtiger Kaufaspekt.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
89
TECHNIK PHOTOGRAPHICA<br />
Pentax<br />
Kameras: In den<br />
1960-/70-er-Jahren<br />
der Maßstab<br />
für Kompaktheit<br />
und höchste<br />
mechanische<br />
Qualität.<br />
FOTO: © WINFRIED WARNKE<br />
DIE PERSÖNLICHE<br />
KAMERA-GESCHICHTE<br />
FOTOS: © LEICA<br />
EINE KAMERA<br />
EINGEBETTET IN EINE<br />
KAMERA-BAUREIHE<br />
Wer Leica sagt,<br />
meint die klassische<br />
M-Serie,<br />
fortgeführt auch ins<br />
digitale Zeitalter.<br />
Ob nun klassische Volkskamera-Baureihen der 50erund<br />
60er-Jahre des letzten Jahrhunderts (Agfa/Kodak/<br />
Voigtländer/Zeiss/Ikon) oder mechanische Profi-Boliden<br />
(Nikon F-Typen) – sie haben Kamerageschichte geschrieben.<br />
Technikentwicklung ist die zentrale Idee. Etwas<br />
für Detailfreunde, die sich auch für minimale Unterschiede<br />
bei Kameratypen begeistern können. Auch hier<br />
gibt es Kameralinien für kleine und große Geldbeutel.<br />
Sehr individuell und auf die eigene Biografie fixiert sind<br />
Sammlungen, die den eigenen fotografischen Werdegang<br />
dokumentieren. Oft zeigen sie den technischen Aufstieg.<br />
Bei den „alten Hasen“ könnte der analoge Aufstiegsprozess<br />
von einer Kodak Retina über SLRs wie Praktica Nova oder<br />
Pentax ME zur Nikon FE oder F3 geführt haben, bevor nach<br />
einigem Zögern die Reihe digital über die Nikon D2 und<br />
dann D700 fortgeführt wurde, folgend mit der Nikon D750<br />
und vorläufigem Endpunkt Z7. Dieser Aufstiegsweg ist natürlich<br />
auch für andere Marken denkbar. Markentreue wird<br />
hier oft dokumentiert.<br />
Die „jungen Hasen“ haben bei den Eltern vielleicht noch<br />
analoge Luft geschnuppert und durften sich im Rahmen<br />
von Erziehungsbemühungen die wertvolle Analoge einmal<br />
ausleihen und haben hier Appetit bekommen, um dann über<br />
eine Canon EOS 300D qualifiziert in das Hobby Fotografie<br />
einzusteigen. Da ist man dann oft nicht stehengeblieben<br />
und hat sich über eine EOS 20D oder 5D (I/II/III) vielleicht<br />
zur Canon EOS R hochgearbeitet.<br />
In diese Kategorie dürfen auch entsprechende Objektive in<br />
der Sammlungserweiterung aufgenommen werden, die den<br />
persönlichen Weg begleitet haben. Wenn man das Ganze<br />
nicht so eng sieht, kann die Sammlung auch um Kameras<br />
und Objektive erweitert werden, die der Sammler gerne<br />
besessen hätte, sich aber nicht leisten konnte (Nikon F2-Typen/<br />
Canon F1/ Nikon D3/ Canon EOS-1D-Modelle).<br />
90 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
DIE KAMERA MIT<br />
SÄMTLICHEM ZUBEHÖR<br />
Ausgangspunkt der Sammlung kann eine Kamera aus<br />
vorheriger Gruppe sein. Zentral für die Sammel-Motivation<br />
ist eine hohe emotionale Bindung zur Start-Kamera. Ein<br />
überschaubares Sammelgebiet, kleiner oder größer je<br />
nach Kamerawahl, etwas für Feinarbeiter und Liebhaber<br />
des Details. Neben gängigem Zubehör, wie passenden<br />
Objektiven, kommt bisweilen skurriles Kleinzeug dazu: Filter,<br />
Blenden, Sucher, Motoransätze, Werbematerial, Anleitungen.<br />
Ein gründliches Einarbeiten mit Hilfe von Literatur<br />
und Netz-Informationen legt die Basis, man wird zwangsläufig<br />
zum Spezialisten, Kontakte zu Gleichgesinnten lassen<br />
den Sammler nicht vereinsamen. Auch das Aufstöbern<br />
kleiner Funde erfreut den Sammler. Die Kosten sind sehr<br />
unterschiedlich; zwischen einer Voigtländer Vito und einer<br />
Leica M3 liegen finanziell schon Welten. Kennzeichnend<br />
für diesen Sammelansatz ist ein hoher dekorativer Charakter,<br />
vielseitig und filigran. Hat sich dieses Sammelgebiet<br />
erschöpft, lässt es sich um das folgende erweitern.<br />
Silberne Handschmeichler mit großem System –<br />
Minox-Kameras nicht nur für Spione.<br />
FOTO: © WINFRIED WARNKE<br />
DESIGN-HIGHLIGHTS<br />
FOTO: © GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO<br />
Polaroid SX70 (1972),<br />
faszinierende Sofortbildkamera<br />
mit Bildern, die<br />
schon eine Kunstform<br />
darstellen.<br />
Einem gänzlich anderen Sammelansatz folgen<br />
Liebhaber, die sich am Kamera-Design orientieren.<br />
Während Photographica-Sammler in der<br />
Regel technisches Interesse in den Vordergrund<br />
stellen, erfreut sich der Design-Freund am Äußeren.<br />
Nicht Funktion ist zentral, sondern<br />
Form. Etwas für den Ästheten, der<br />
die Kamera nicht als Maschine<br />
betrachtet. Bis in die Mitte des<br />
20. Jahrhunderts spielte Design<br />
im Kamerabau, wenn überhaupt,<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Von Hersteller zu Hersteller<br />
sahen Kameras eines<br />
Filmformats nahezu<br />
identisch aus. Hunderte<br />
von Plattenkameras<br />
verschiedener<br />
Produzenten<br />
sind kaum zu<br />
unterscheiden.<br />
Erst im<br />
Laufe der Zeit bemerkte man, dass Haptik und<br />
Design in einem Zusammenhang stehen und sich<br />
die Produkte durch ein ästhetisches Äußeres vom<br />
Konkurrenten durchaus abheben konnten. Eine<br />
M-Leica ist in ihrem Gewand einmalig, eine Rollei<br />
35 schon von der Form her ein Markenzeichen,<br />
die Minox-Silberlinge sind glatte, schnörkellose<br />
Handschmeichler und die Olympus OM-1 ist ein<br />
Schönling.<br />
Kamera-Design ist mit seinen Höhepunkten ein<br />
Teil der Design-Geschichte. Luigi Colani hat mit<br />
seiner spezifischen Formgebung maßgeblich<br />
die Canon T90 beeinflusst und danach ganze<br />
Kameragenerationen. Die analogen Contax-Spiegelreflexen,<br />
Contax RTS und Nachfolger, wurden<br />
äußerlich von Porsche Design entworfen und<br />
verbanden grandios Wertigkeit mit Schönheit.<br />
Polaroids SX-70-Typen sind von der Gestaltung<br />
einmalig und unverwechselbar.<br />
Der Sammler mit Blick aufs Design schätzt den<br />
hohen dekorativen Charakter. Ihm geht es nicht<br />
vorrangig um den materiellen Wert. Es sind sowohl<br />
recht teure Exemplare wie die Contax RTS III<br />
als auch preiswerte Stücke – wie die futuristische<br />
Konica Aiborg und Canon epoca – zu finden.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
91
TECHNIK PHOTOGRAPHICA<br />
FOTO: © WINFRIED WARNKE<br />
(LIEBLINGS-)KAMERA<br />
MIT DEN HIGHLIGHTS<br />
EINER FIRMA<br />
Die Begrenzung auf einen Hersteller kennzeichnet<br />
auch dieses Sammelfeld. Bei Traditionsfirmen<br />
werden hier leicht Zeiträume beschrieben, die viele<br />
Jahrzehnte umfassen. Voigtländer z. B. konnte in<br />
Braunschweig eine über hundertjährige Firmengeschichte<br />
aufweisen; da gibt es schon viel zu<br />
sammeln. Um sich nicht zu verzetteln, sollte der<br />
Sammler von einem konkreten Modell ausgehen<br />
und dann dieses in eine abgegrenzte Firmen-Historie<br />
einbetten. Die Wahl der Firma kann durchaus<br />
regional begründet sein, Dresden oder Jena stellen<br />
ergiebige Ausgangspunkte dar. Dabei sind die<br />
Modelle von herausragender Bedeutung, die allgemein<br />
Kamerageschichte geschrieben haben. Viele<br />
Firmen hatten ihre zentralen Technik-Höhepunkte<br />
in konkreten Modellen, die wegweisende Umbrüche<br />
auslösten: Leica M3/ Nikon F/ Canon EOS-1/<br />
Rolleiflex zweiäugig/ Contax RTS.<br />
Belichtungsmesser<br />
– lange<br />
Zeit unverzichtbares<br />
externes<br />
Zubehör.<br />
Deutsche Kamera-Tradition<br />
pur – Voigtländer Kameras für<br />
jeden Geldbeutel, Symbol des<br />
Wirtschaftswunders.<br />
RANDGEBIETE<br />
FOTO: © WINFRIED WARNKE<br />
Von vielen „normalen“ Sammlern belächelt, stellen die Liebhaber außergewöhnlicher Gerätschaften<br />
schon einen besonderen Typ dar. Wer sich allein für Belichtungsmesser, Unterwasserkameras,<br />
Werbematerial oder gar Spielzeugkameras interessiert, wirkt schon etwas<br />
spleenig. Derartigen Marotten wird dann oft Ernsthaftigkeit abgesprochen. Dabei haben<br />
gerade die Toys einen hohen dekorativen Wert und werden auch von Fotouninteressierten<br />
als unterhaltsam empfunden. Die Materie Belichtungsmesser ist etwas für Technik-Experten<br />
und Minimalisten. Werbematerial besitzt als Sammlungsgegenstand einen hohen Unterhaltungswert<br />
und kann laufend aktualisiert werden.<br />
92 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
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PRODUKTIONSMANAGEMENT<br />
Hauke Rieffel (Ltg.),<br />
Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />
Andreas Meyer<br />
LITHOGRAPHIE UND GRAFIK:<br />
Alphabeta, Hamburg<br />
DRUCK: Walstead Central Europe,<br />
ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków<br />
ANZEIGENLEITUNG/<br />
ONLINEVERMARKTUNG<br />
Emily Fitzgerald,<br />
Tel: <strong>04</strong>0 38906-297,<br />
emily.fitzgerald@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
ANZEIGENPREISLISTE:<br />
Nr. 57 vom 1. Januar <strong>2021</strong><br />
ANZEIGENVERTRETUNGEN<br />
NIELSEN II, IIIa: Ralf Vogel<br />
Tel: <strong>04</strong>0 38906-151,<br />
ralf.vogel@jahr-media.de<br />
NIELSEN IV: MAV Media Anzeigen-Verkaufs<br />
GmbH, Tel: 089 7450830,<br />
E-Mail: info@mav-muenchen.com<br />
PREISE<br />
ABONNENTENPREIS: 12 Hefte,<br />
Inland: 88,80 € inkl. Versandgebühr,<br />
Österreich: 98,40 €,<br />
Schweiz: 130,00 sFr,<br />
übriges europäisches Ausland (Landweg):<br />
102,00 €, übriges europäisches<br />
Ausland (Luftweg): 138,00 €,<br />
außereuropäisches Ausland: 164,00 €.<br />
Bestellung von Einzelheften:<br />
Nur gegen Bank- oder Kreditkarten-<br />
Abbuchung, (Gesamtpreis: Anzahl<br />
der Hefte mal Heftpreis von 7,50 €<br />
zuzüglich Versandkosten) beim<br />
fotoMAGAZIN-Aboservice oder<br />
E-Mail: abo@<strong>fotomagazin</strong>.de,<br />
Internet: www.<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
BANKVERBINDUNGEN<br />
Hamburger Sparkasse<br />
BIC HASPDEHHXXX<br />
Konto für Vertrieb:<br />
IBAN DE24 2005 0550 1002 1279 40<br />
Konto für Anzeigen:<br />
IBAN DE50 2005 0550 1002 1279 57<br />
VERTRIEB<br />
EINZELVERKAUF: DMV<br />
Der Medienvertrieb GmbH & Co. KG,<br />
Meßberg 1, 20086 Hamburg,<br />
www.dermedienvertrieb.de<br />
ABONNEMENT: DPV Deutscher<br />
Pressevertrieb GmbH,<br />
Postf. 57 <strong>04</strong> 02, 22773 Hamburg,<br />
www.dpv.de<br />
VERKAUFSPREIS EINZELHEFT: 7,50 €<br />
RECHTE<br />
© fotoMAGAZIN soweit nicht anders<br />
angegeben. Keine Haftung für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte, Bilder,<br />
Dateien und Datenträger. Kürzung und<br />
Bearbeitung von Beiträgen und Leserbriefen<br />
bleiben vorbehalten. Zuschriften<br />
und Bilder können ohne ausdrücklichen<br />
Vorbehalt veröffentlicht werden.<br />
DIE<br />
SCHÖNSTEN<br />
SEITEN<br />
DES LEBENS.<br />
aktuell<br />
TECHNIK<br />
OBJEKTIVTEST<br />
Klein, aber oho? Diese Frage stellen wir drei<br />
kompakten Standardzooms für das spiegellose<br />
Vollformat: Nikon Z Nikkor 4-6,3/24-50<br />
mm, Panasonic Lumix S 3,5-5,6/20-60 mm<br />
und Sony FE 4-5,6/28-60 mm.<br />
Garantiert zu erhalten in<br />
folgenden Geschäften:<br />
Presse-<br />
Einzelhändler<br />
Bahnhöfe und<br />
Flughäfen oder<br />
im Abonnement<br />
V 02<br />
www.eisa-awards.org<br />
fotoMAGAZIN ist deutscher Vertreter<br />
in der Expert Imaging and Sound<br />
Association (EISA)<br />
ISSN 0340-6660<br />
LESERSERVICE: <strong>04</strong>0 - 389 06-880<br />
Abo/Heftbestellung<br />
Abo-Service, 20080 Hamburg,<br />
GERMANY, Tel: <strong>04</strong>0 38906-880<br />
E-Mail: abo@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
Fragen zur Digital-Ausgabe<br />
www.<strong>fotomagazin</strong>.de/digital<br />
E-Mail: info@united-kiosk.de<br />
Tel: 0721 9638-880<br />
Fragen an die Redaktion<br />
Redaktion fotoMAGAZIN,<br />
Jürgen-Töpfer-Str. 48,<br />
22763 Hamburg<br />
Tel: <strong>04</strong>0 38906-171<br />
E-Mail:<br />
redaktion@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
www.jahr-tsv.de
F-STOP<br />
BILDER FÜR EINE BESSERE<br />
WELT<br />
In Zeiten des menschengemachten Klimawandels und verheerender<br />
Umweltzerstörungen setzen sich heute viele Künstler in ihrer<br />
filmischen und fotografischen Arbeit für den Schutz der Natur und<br />
des Klimas ein. Die Wiener Gruppenausstellung „Nach uns die<br />
Sintflut“ stellt derzeit 21 Arbeiten vor, die sich mit den negativen Auswirkungen<br />
des ungehemmt wachstumsorientierten Wirtschaftens<br />
beschäftigen. Sarker Protick aus Bangladesch zeigt hier seine Arbeit<br />
„Of River And Lost Lands“ (Foto oben) über die massiven Erosionsprozesse<br />
im Delta des Ganges-Brahmaputra, die viele dort lebende<br />
Menschen zur Migration zwingen.<br />
FOTO: © SARKER PROTICK<br />
DIE AUSSTELLUNG: „Nach uns die Sintflut“, noch bis zum 5. April<br />
<strong>2021</strong> im Kunst Haus Wien.<br />
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FOTOS BESSER PRÄSENTIEREN!<br />
Seiten<br />
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RAHMEN PASST<br />
AM BESTEN?<br />
Das perfekte Umfeld<br />
für perfekte Prints<br />
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So wirken Ihre Fotos<br />
optimal an der Wand<br />
GERAHMTE FOTOS<br />
AUS DEM LABOR<br />
TESTÜBERSICHT: DIE BESTEN ONLINE-DIENSTE FÜR SIE
©Michael Taterka<br />
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EDITORIAL<br />
DER PERFEKTE<br />
RAHMEN<br />
Fotografen sind Jäger und Sammler, ihre Bilder die Beute<br />
ihrer Jagdausflüge, die Trophäen individuellen Könnens.<br />
Wir investieren oft viel Zeit und Geld in unser Hobby, das<br />
uns ein Stück Vergangenheit und eine Menge Erinnerungen für<br />
die Zukunft bewahrt. Die besten dieser Aufnahmen, die wir alle<br />
im Laufe eines Jahres nach Hause bringen, haben mehr verdient<br />
als ein digitales Resterampendasein auf dem Datenspeicher des<br />
heimischen Computers. Die Mona Lisa verstaubt schließlich<br />
auch nicht im Archiv des Louvres. Sie lächelt den Besuchern fein<br />
gerahmt von den Wänden des Pariser Museums entgegen.<br />
Geben auch Sie Ihren Lieblingsbildern den passenden Raum,<br />
um ihre volle Wirkung zu entfalten! Überlegen Sie, welches<br />
Papier, welches Passepartout und welcher Rahmen dafür am<br />
besten geeignet sind und an welcher Wand sie bei Ihnen zuhause<br />
perfekt zur Geltung kommen. Lassen Sie die Bilder und Rahmen<br />
an den Wänden miteinander kommunizieren und verschaffen Sie<br />
dadurch ein neues, individualisiertes Wohnambiente.<br />
Dieses Sonderheft der fotoMAGAZIN-Redaktion liefert<br />
Ihnen das nötige Wissen, das Ihre Bilder zu gerahmten Schmuckstücken<br />
mit Galeriequalität macht. Der Weg zur Fotografie<br />
mit Fine-Art-Qualität ist nicht weit und im Vergleich zu dem<br />
Investment in Ihre Kameraausrüstung übrigens auch mehr als<br />
erschwinglich. Sie werden schnell entdecken: Auf mattem Aquarellpapier<br />
oder mit einem metallischen Hochglanz bekommen<br />
manche Ihrer Werke nun plötzlich eine ganz neue Bildanmutung.<br />
Experimentieren Sie, bieten Sie Ihren Fotos den Raum zur Entfaltung<br />
– und Sie und Ihre Familie werden viel Freude daran haben.<br />
Gute Bilder sollten nicht versteckt werden!<br />
Manfred Zollner,<br />
Chefredakteur<br />
manfred.zollner@<strong>fotomagazin</strong>.de<br />
IMPRESSUM<br />
VERLAG<br />
JAHR MEDIA GMBH & CO. KG<br />
Jürgen-Töpfer-Str. 48, 22763 Hamburg<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Alexandra Jahr<br />
CHEFREDAKTION<br />
Manfred Zollner<br />
GRAFIK<br />
Alphabeta, Hamburg<br />
MITARBEITER<br />
Markus Linden, Peter Michels<br />
ANZEIGEN<br />
Emily Fitzgerald (verantwortlich)<br />
PRODUKTION<br />
Hauke Rieffel (verantwortlich)<br />
DRUCK<br />
Walstead Central Europe, Krakau<br />
RECHTE<br />
© fotoMAGAZIN, soweit nicht anders<br />
angegeben.<br />
FOTO: © WHITEWALL<br />
TITELFOTO<br />
Unser Cover zeigt<br />
den Fotokünstler<br />
und WhiteWall-<br />
Ambassador Erik<br />
Chmil vor seinen<br />
gerahmten Werken.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
3
MAGAZIN<br />
FOTO-IDEEN<br />
Es gibt viele Arten, Fotos zu veredeln. Wir<br />
stellen Techniken und Lösungen zwischen<br />
Bromöldruck und Magnetstickern vor.<br />
FOTO: © CEWE<br />
FOTO: © ANTHONY CHRÉTIEN<br />
SECHSECKE<br />
Die „Hexxas“ von Cewe sind<br />
frei konfigurierbare Fotokacheln.<br />
Cewe stellt ein<br />
Online-Tool für die Gestaltung<br />
bereit und liefert alles für die<br />
Montage mit. Ab 14,99 Euro.<br />
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DAS<br />
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BUCHTIPP:<br />
BROMÖLDRUCK<br />
Jörg Pfäffinger gilt als<br />
führender Bromöldruck-Experte<br />
und ist ein<br />
Praktiker, der weiß, wo<br />
die Fehlerquellen bei<br />
diesem spannenden<br />
Edeldruckverfahren<br />
liegen. 2. Auflage 2020,<br />
Preis: 24,80 Euro.<br />
www.lindemanns.de<br />
FOTO: © LINDEMANNS<br />
Rahmen Passepartouts Zubehör<br />
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FOTO: © DATACOLOR<br />
DIY-PAPIER<br />
Mit dieser Emulsion macht<br />
man aus fast allen (Künstler)-Papieren<br />
seine eigenen<br />
Inkjet-Papiere. Einfach auftragen,<br />
trocknen, bedrucken.<br />
Blend A erhält mehr von der<br />
Papier-Textur als Blend B.<br />
Mischen ist möglich. Preis je<br />
Liter zwischen 69<br />
und 89 Euro.<br />
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FOTO: © THOMAS ADORFF<br />
DRUCKER<br />
KALIBRIEREN<br />
Zuverlässiger Fine-Art-<br />
Druck mit allen Papieren<br />
und jeder Tinte: Mit dem<br />
SpyderPRINT kalibrieren Sie alle<br />
Fotodrucker. Preis: ca. 345 Euro.<br />
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RAHMEN-LEUCHTE<br />
Tommy heißt die batteriebetriebene<br />
Rahmenleuchte, die (gerahmte)<br />
Fotos auch abends in Szene setzt. Sie<br />
strahlt breit über 120 Grad und benötigt<br />
drei AA-Batterien.<br />
Preis ca. 49 Euro.<br />
www.lampenwelt.de<br />
FOTO: © LAMPENWELT.DE<br />
FOTO: © POSTERXXL<br />
NEUN MAL MAGNETISCH<br />
Neun magnetische Fotokacheln im Rahmen bietet<br />
Poster XXL für knapp 30 Euro an. Die Kacheln lassen<br />
sich einfach anordnen und wechseln. Nachschub kann<br />
im 9er-Set ebenfalls bestellt werden.<br />
www.PosterXXL.de<br />
EINDRUCKSVOLL SCHNELL EINRAHMEN<br />
MIT MAGNETRAHMEN VON HALBE<br />
Dank des einzigartigen Magnetrahmenprinzips von HALBE rahmen<br />
Sie Ihre Bilder – anders als bei anderen Bilderrahmen – einfach und<br />
schnell von der sichtbaren Vorderseite ein, ohne Wenden, Klammern<br />
oder Werkzeug.<br />
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BILD UND RAHMEN<br />
FERTIG AN DIE<br />
WAND GEBRACHT<br />
Fertig gerahmte Wandbilder der eigenen Fotos gibt es mittlerweile<br />
bei immer mehr Anbietern. Wir haben die Angebote<br />
getestet und zeigen, wo sich eine Bestellung lohnt.<br />
MEINFOTO<br />
MYPOSTER<br />
WHITEWALL<br />
POSTER XXL<br />
CEWE<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
Unsere Testrahmen (außer<br />
Pixelnet) im originalen Größenverhätnis.<br />
PIXUM<br />
PIXOPRINT<br />
PIXELNET<br />
Ein Sonderfall im Test: Pixelnet<br />
vetreibt mit dem „Framenator“<br />
Ensembles von Bildern<br />
inklusive einer Schablone zur<br />
Montage an der eigenen Wand.<br />
Erst gerahmt kommt ein Foto richtig zur<br />
Geltung. Wir haben uns die Angebote<br />
von acht Online-Dienstleistern angesehen<br />
und geprüft: Wer liefert welche Qualität bei<br />
den Fotos im (Passepartout-)Rahmen? Dabei<br />
unterscheiden sich die Anbieter bei den angebotenen<br />
Drucktechniken, den Rahmen, den<br />
Größen, Passepartouts und bei den Gläsern. Die<br />
Bandbreite bei Passepartout-Rahmen ist groß,<br />
ein direkter Vergleich kaum möglich. Umso<br />
spannender ist die Vielfalt der angebotenen<br />
Produkte.<br />
Wir zeigen Ihnen auf den nächsten Seiten,<br />
was Sie und wie Sie bei den Dienstleistern konfigurieren<br />
können, welche Qualität Sie erwarten<br />
dürfen und welches Angebot sich für Ihre<br />
Bilder eignet.<br />
6 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
CEWE<br />
ANGEBOT<br />
Bei Cewe bestellen Sie Wandbilder im Rahmen<br />
online über die Website oder über die<br />
Firmen-Software. „Foto im Rahmen“ heißt das<br />
Angebot. Zur Auswahl stehen verschiedene<br />
Holzrahmen mit unterschiedlichen Leisten, Alurahmen<br />
und – ohne Passepartout – auch Kunststoffrahmen.<br />
Die Größen und Seitenverhältnisse<br />
sind vorgegeben. Mit im Sortiment sind zwei Panoramaformate,<br />
die auch hochformatig angelegt<br />
und gehängt werden können. Leider können Sie<br />
das Passepartout nicht weiter beeinflussen – es<br />
steht nur weißer Passepartout-Karton zur Verfügung.<br />
Seine Breite ist abhängig von der bestellten<br />
Rahmengröße. Die Auswahl bei den Papieren ist<br />
groß: Es stehen mehrere Fotopapiere, Digitaldruck<br />
und ein Fine-Art-Druck zur Verfügung.<br />
Letzterer allerdings in der Größe beschränkt.<br />
Sowohl in der Software als auch online wird<br />
es kompliziert, wenn Sie das Papier oder den<br />
Rahmen neu konfigurieren möchten: Denn nicht<br />
jedes Papier und nicht jeder Rahmentyp stehen<br />
in jeder Größe zur Verfügung. Da verschluckt<br />
sich die Konfiguration manchmal. Die Voransicht<br />
mit dem eigenen Foto ist groß, realistisch und in<br />
der Software werden die Maße von Rahmen, Bild<br />
und Passepartout eingeblendet.<br />
Das Glas lässt sich<br />
ebenfalls nicht beeinflussen<br />
– man kann alternativ zum<br />
Einsatz von Glas das Foto<br />
kaschieren und rahmen<br />
lassen. Dann ohne Glas und<br />
Passepartout und es stehen<br />
auch andere Rahmentypen<br />
zur Verfügung.<br />
ERGEBNIS<br />
Zum Einsatz kommt ein<br />
Wechselrahmen aus hochwertigen<br />
Echtholz-Leisten.<br />
Sie sind sauber verarbeitet<br />
und haben auf der Rückseite eine stabile Aufhängung<br />
sowie unten die erforderlichen Abstandshalter,<br />
damit der Rahmen in jedem Fall senkrecht<br />
hängt. Das Passepartout ist relativ steil, aber<br />
sauber geschnitten.<br />
Beim Glas handelt es sich um Acryl ohne<br />
Entspiegelung. Wir hatten eine Belichtung mit<br />
Seidenraster gewählt, die das Portrait gut wirken<br />
lässt und mit dem leicht spiegelnden Acrylglas<br />
gut zurecht kommt. Der Abzug wurde etwas<br />
knapp belichtet, ist aber sonst tadellos.<br />
Ganz oben: Der<br />
Echtholz-Rahmen<br />
von Cewe ist sorgfältig<br />
verarbeitet<br />
und wirkt hochwertig.<br />
Oben: Die Eck-Aufhänger<br />
ermöglichen<br />
eine problemlose<br />
Montage. Es bleibt<br />
aber ein Spalt zur<br />
Wand.<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
FOTO: © MARKUS LINDEN<br />
Die Konfiguration<br />
der Papiere und<br />
Leisten ist gut gelöst.<br />
Leider gibt es<br />
bei den Passepartouts<br />
und dem Glas<br />
keine Alternativen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
7
BILD UND RAHMEN<br />
Die Rückwand des<br />
Rahmens ist mit der<br />
Leiste verklebt. Der<br />
Heißpistolen-Klebstoff<br />
lässt sich – mit etwas<br />
Mühe – lösen.<br />
MEINFOTO<br />
Kunststoff-Rahmen<br />
in Holzoptik: An der<br />
Wand fällt das nicht<br />
mehr auf.<br />
ANGEBOT<br />
Meinfoto bietet Bilder gerahmt mit Passepartout an und sogenannte<br />
„Fotoboards“, bei denen scheinbar die gleichen Rahmen<br />
zum Einsatz kommen. Hier werden allerdings die Fotos vollflächig<br />
aufkaschiert und es wird kein Glas vorgesetzt.<br />
Nach Hochladen eines Fotos startet der Konfigurator. Der<br />
Anwender kann zwischen Quadraten und Rechteckformaten bis<br />
zu einer Rahmengröße von 80 mal 60 cm wählen. Bei den Rahmen<br />
stehen fünf Farben/Holzarten zur Verfügung. Allerdings steht<br />
schon im Konfigurator „Walnuss-Optik“, sodass dem Anwender<br />
klar sein sollte, dass es sich um Kunststoffrahmen handelt. Passepartout<br />
(weiß) und Glas können nicht beeinflusst werden.<br />
FOTO: © MARKUS LINDEN<br />
ERGEBNIS<br />
Der Rahmen ist aus Kunststoff, die Holzoptik wirkt an der Wand<br />
aber überzeugend. Er wird eigentlich ohne Hängesystem ausgeliefert<br />
– wir hatten aber das Befestigungsset für drei Euro dazu<br />
bestellt. Es muss vom Anwender selbst oben am Rahmen (Zweipunkt)<br />
verschraubt werden; dabei entsteht etwas Abstand zur<br />
Wand. Die Rückwand ist verklebt. Das Wechseln des Bildes ist nur<br />
mit Aufwand möglich. Das cremeweiße Passepartout ist sauber gearbeitet.<br />
Das Acrylglas ist unbehandelt. Der Print hat einen leichten<br />
Rotstich. Dennoch: Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her gut.<br />
MYPOSTER<br />
Mit mehreren<br />
Rahmentypen,<br />
zwei Druckverfahren<br />
und<br />
konfigurierbarem<br />
Passepartout<br />
überzeugt der<br />
MyPoster-Konfigurator.<br />
ANGEBOT<br />
Bei MyPoster lassen sich neben Prints auch Kaschierungen<br />
und Leinwandbilder rahmen. Zudem haben Sie neben „Poster“<br />
auch die Wahl, einen Hahnemühle-Print zu wählen –<br />
was wir getan haben. Bevor der Konfigurator startet, hat der<br />
Nutzer die Wahl zwischen vorgegebenen Formaten – kann<br />
aber auch eigene Werte zentimetergenau angeben. Der Konfigurator<br />
springt gern zu einer Empfehlung und dann direkt<br />
zum Warenkorb – dann verpasst man aber das Beste: Denn<br />
unter „Optionen“ lassen sich verschiedene Kunststoff-, Aluund<br />
Holzrahmen auswählen. Bei den Passepartouts gibt es<br />
die Wahl zwischen Weiß, Creme und Schwarz (mit weißem<br />
Kern). Die Breite kann in den Stufen 3, 6, 9, 12 und 15<br />
cm eingestellt werden. Beim Glas gibt es lediglich „Museums-Acryl“.<br />
Alle Parameter werden sofort in der Vorschau<br />
sichtbar.<br />
8 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
Im Konfigurator wählt man<br />
eine Schablone aus und<br />
zieht die einzelnen Fotos<br />
auf die Rahmen. Zur Wahl<br />
stehen Schwarz, Weiß und<br />
gemischt.<br />
Mitgeliefert wird eine Schablone in Echtgröße des<br />
Ensembles zum Bohren oder Nageln.<br />
PIXELNET<br />
Bei den Pixelnet-Rahmen<br />
handelt es sich<br />
um günstige<br />
Hama-Kunststofffertigungen.<br />
Überraschung:<br />
Innen liegt<br />
ein Passepartout<br />
versteckt. Das Befestigungsmaterial<br />
(oben)<br />
lag mit im Paket.<br />
Der Wechselrahmen mit Ein-Punkt-Hängung ist nicht ganz perfekt<br />
verklebt, was aus etwas Entfernung aber nicht mehr auffällt.<br />
ERGEBNIS<br />
Das erwähnte Museums-Acrylglas unterscheidet sich nicht<br />
von üblichem Acrylglas. Der Rahmen ist tatsächlich aus<br />
Holz, aber der von uns bestellte Wurzelholzanteil ist nur<br />
aufgebracht. Die Ränder sind schwarz lackiert. Sieht trotzdem<br />
gut aus. An den Ecken sind kleine Ungenauigkeiten in<br />
der Verleimung, die aber an der Wand nicht mehr auffallen.<br />
Der Print ist sehr gut ausgeführt. Die Ein-Punkt-Halterung<br />
befindet sich an der Rückwand, sodass das Bild ohne Abstand<br />
zur Wand hängt. Ein nicht perfektes, aber trotzdem<br />
an der Wand gut wirkendes Produkt.<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
ANGEBOT<br />
Anders als die anderen Anbieter hat Pixelnet –<br />
eine Tochter von Orwo – keine einzeln gerahmten<br />
Bilder im Angebot. Stattdessen gibt es ein<br />
interessantes Produkt zum Zusammenstellen eines<br />
Ensembles an der Wand. „Framenator“ nennt<br />
Pixelnet das Ganze. Mit dem Online-Tool (das<br />
mit ähnlicher Funktionalität auch in die Pixelnet-Software<br />
integriert ist) lassen sich Ensembles<br />
von Rahmen in den Größen 40 x 30 cm, 30 x<br />
21 cm und 13 x 18 cm (Bildgröße) als „Gesamtkunstwerk“<br />
konfigurieren. Der Kunde kann vier,<br />
sieben oder zehn Rahmen als Ausgangskonfiguration<br />
wählen und diese jeweils in unterschiedlichen<br />
Hängungsarten miteinander kombinieren.<br />
Dabei werden die Regeln zum Gestalten einer<br />
Wand eingehalten – man wählt einfach das, was<br />
in der Vorschau passend erscheint.<br />
Pixelnet gibt die Gesamtgröße des Ensembles<br />
an, macht aber keine Angaben, bei welcher<br />
Vorlage welche Bildgrößen und Formate zum<br />
Einsatz kommen – das sehen Sie dann erst in der<br />
Vorschau. Die eigenen Fotos werden einfach auf<br />
die leeren Rahmen der Vorschau gezogen – fertig.<br />
Passepartouts gibt es nicht, es stehen nur die<br />
Farben Schwarz und Weiß für die Kunststoffrahmen<br />
zur Verfügung.<br />
ERGEBNIS<br />
Im Paket befinden sich die gerahmten Fotos,<br />
Befestigungsmaterial und eine Schablone. Diese<br />
wird an die Wand gepinnt. An den gezeichneten<br />
Stellen bohren Sie Löcher oder schlagen Nägel<br />
ein. Einfacher geht es kaum.<br />
Die Rahmen sind von Hama. Es sind einfache<br />
Wechselrahmen mit Acrylglas. Die Verarbeitung<br />
ist gut, aber nicht wirklich hochwertig. Überraschung:<br />
In den Rahmen hinter den Fotos sind<br />
Passepartouts versteckt. Wer also neue Fotos<br />
rahmen will, kann diese nutzen und muss dann<br />
kleinere Prints wählen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
9
BILD UND RAHMEN<br />
Ein etwas sperriger<br />
Konfigurator,<br />
aber es sind viele<br />
Rahmenleisten<br />
wählbar. Die Größe<br />
kann der Kunde<br />
zentimetergenau<br />
angeben.<br />
PIXOPRINT<br />
ANGEBOT<br />
PixoPrint hat neben gerahmten Fine-Art-Drucken auch<br />
gerahmte Kaschierungen auf Alu Dibond oder hinter<br />
Acryl im Angebot. Auch Leinwandbilder können inklusive<br />
Rahmung bestellt werden. Neben normalen Rahmungen<br />
bietet PixoPrint auch für die erwähnten Produktgruppen<br />
Schattenfugenrahmen an.<br />
Wir haben uns für einen Fine-Art-Print im Rahmen entschieden. Da<br />
alle vier Komponenten (Rahmen, Bild, Passepartout und Glas) inhouse<br />
gefertigt bzw. zugeschnitten werden, kann der Kunde die Größe zentimetergenau<br />
selbst festlegen. Bei den Rahmen gibt es insgesamt 25 Wahlmöglichkeiten,<br />
wobei sich einige der Alu- und Holzrahmen nur in der Farbe<br />
oder Breite unterscheiden. Bei den Passepartouts stehen zwei Weißtöne,<br />
Schwarz und einige Farben zur Verfügung. Schwarz und Farben haben<br />
einen weißen Kern, der im Schrägschnitt sichtbar wird. Die Breite kann<br />
in Stufen von 3, 5, 7, 10 und 15 cm gewählt werden. Es stehen Museums-Echtglas<br />
und Acrylglas (glänzend) zur Verfügung. Zum Testzeitpunkt<br />
war das Museums-Glas allerdings nicht lieferbar. Gedruckt wird mit<br />
Inkjet auf einem Bauwollpapier von Innova.<br />
ERGEBNIS<br />
Der hochwertig verarbeitete Holzrahmen ist zwar hinten mit Papier zum<br />
Schutz vor Staub verklebt, kann aber als Wechselrahmen geöffnet werden.<br />
Der Print ist makellos und kommt auf dem mattem Papier mit dem glänzenden<br />
Acrylglas gut zur Geltung. Was die reine Bildqualität angeht, kann<br />
nur Whitewall mithalten. Mit einem mattierten Echtglas wäre der Rahmen<br />
perfekt gewesen. Trotzdem: Auch mit Acrylglas ein sehr gutes Produkt.<br />
Ein sehr hochwertiger<br />
Holzrahmen,<br />
gut<br />
verarbeitet. Die<br />
Zwei-Punkt-<br />
Hängung an<br />
der Leiste führt<br />
zu Abstand zur<br />
Wand, Distanzstücke<br />
sind<br />
verklebt.<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
PIXUM<br />
ANGEBOT<br />
Pixum hat zwar eine eigene Online-Anwendung<br />
zur Konfiguration der Rahmen, lässt aber bei<br />
Cewe produzieren. Auch mit der Pixum-Software<br />
können Kunden die gerahmten Bilder konfigurieren.<br />
Die Software ist jedoch weitgehend<br />
deckungsgleich mit der Cewe-Variante. Pixum<br />
ordnet sowohl online als auch in der Software<br />
die Rahmentypen anders als Cewe – so werden<br />
die Materialien nicht ganz klar – und auch hier<br />
kommt es wie bei Cewe zu Inkonsistenzen, wenn<br />
man die Größe später ändern will.<br />
Eine große Einschränkung im Vergleich zur<br />
Direktbestellung gibt es: Es steht keine weitere<br />
Auswahl bei der Papiersorte zur Verfügung –<br />
es wird nur „Bilderdruckpapier matt“ für die<br />
Rahmung inklusive Passepartout angeboten. Wie<br />
bei Cewe steht nur ein Passepartout in Weiß zur<br />
Auswahl.<br />
ERGEBNIS<br />
Wir haben den großen Panorama-Rahmen<br />
(90 x 30 cm) in „Aluminium Natur“ inklusive<br />
Passepartout bestellt. Der Rahmen ist präzise<br />
gearbeitet. Seine Kanten sind etwas scharf, aber<br />
10 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
POSTER XXL<br />
Bei PosterXXL<br />
gibt es wenige<br />
Rahmenleisten zur<br />
Auswahl, Passeparouts<br />
können nihct<br />
verändert werden.<br />
Aber: So große<br />
Rahmen bekommt<br />
man selten – vor<br />
allem nicht zu dem<br />
Preis.<br />
FOTO: ©MARKUS LINDEN<br />
ANGEBOT<br />
Auch bei PosterXXL gibt es unter „Im Rahmen“ fertig konfektionierte<br />
Rahmen mit Foto und Passepartout. „Poster<br />
im Rahmen“ heißt das Angebot. Es gibt aber auch noch<br />
die Möglichkeit, Leinwände rahmen zu lassen sowie auch<br />
kaschierte Fotos. Sowohl Drucke hinter Acryl als auch Kaschierungen<br />
auf Alu-Dibond und Forex sind im Angebot.<br />
Sie können mit schmalen Rahmen eingefasst werden.<br />
Wählt man „Poster im Rahmen“ und lädt das eigene<br />
Foto hoch, so öffnet sich ein Konfigurator, in dem Bildgröße,<br />
Rahmenart Passepartout und Glas eingestellt werden<br />
können. Es stehen vier Holzrahmen und ein Kunststoffrahmen<br />
zur Verfügung, wobei sich drei der Holzrahmen nur<br />
in der Farbe unterscheiden. Insgesamt stehen die Farben<br />
Schwarz, Weiß und Braun zur Auswahl.<br />
Unter „Passepartout“ lässt sich das Passepartout nur<br />
an- und abwählen – die Breite des Randes wird zwar angegeben,<br />
ist aber nicht einstellbar. Es steht nur ein Karton in<br />
Weiß zur Verfügung, auch beim Glas gibt es keine weitere<br />
Auswahlmöglichkeit. Immerhin ist das einzig bereitstehende<br />
Acrylglas entspiegelt.<br />
Etwas verwirrend ist, dass ab einer bestimmten Größe<br />
kein Passepartout mehr angefertigt werden kann – das<br />
merkt man aber erst in der Vorschau, wenn es kommentarlos<br />
entfernt wird. Bis zu einer Bildgröße von 75 x 50 cm<br />
Der Holzrahmen ist einfach, abergut verarbeitet. Trotz der Größe<br />
ist er leicht genug für eine Ein-Punkt-Aufhängung.<br />
(der Rahmen ist dann allerdings 86 x 61 cm groß) können<br />
Passepartouts mitbestellt werden. Das sollte in den meisten<br />
Fällen reichen.<br />
ERGEBNIS<br />
Der matt lackierte Holzrahmen ist nicht so stabil wie zum<br />
Beispiel bei Cewe oder WhiteWall, aber gut verarbeitet.<br />
Er ist ein Wechselrahmen mit einem Einpunkt-Aufhänger<br />
an der Rückwand. So lässt sich der (eher leichte Rahmen)<br />
ohne Abstand zur Wand befestigen. Der Digitaldruck-Print<br />
ist gut ausgearbeitet, das Passepartout gut geschnitten. Das<br />
mattierte Acrylglas mindert die Reflexionen, aber auch die<br />
Schärfe des Bildes – das liegt einfach am Material. In den<br />
vielen Wohnungen dürfte aber mattiertes Acrylglas die bessere<br />
Wahl gegenüber einem unbearbeiteten Acryl sein.<br />
korrekt verarbeitet. Es handelt sich zwar nicht<br />
um einen echten Wechselrahmen, aber dieser<br />
Rahmen lässt sich mit einem Schraubendreher<br />
auseinandernehmen, falls Sie das Bild<br />
wechseln möchten. Er kann sowohl quer als<br />
auch hoch mit den mitgelieferten, stabilen<br />
Einloch-Ösen gehängt werden. Abstandshalter<br />
sind ebenfalls montiert.<br />
Beim Glas handelt es sich um Acryl.<br />
Das Passepartout ist gut geschnitten und<br />
entspricht dem Karton, den wir auch von<br />
Cewe bekommen haben. Der Digitaldruck ist<br />
erstaunlich detailreich und zeigt leuchtende<br />
Farben – insgesamt wirkt der Rahmen mit<br />
dem Bild sehr schön und zudem sehr hochwertig<br />
an der Wand.<br />
Ein hochwertiger<br />
Aluminiumrahmen,<br />
der nicht nur gut<br />
aussieht, sondern<br />
stabil verschraubt<br />
ist und sich notfalls<br />
auch öffnen lässt.<br />
Pixum ordnet<br />
die Leisten<br />
anders an und<br />
benennt sie<br />
auch anders,<br />
hat aber das<br />
selbe Rahmenangebot<br />
wie<br />
Cewe.<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
11
BILD UND RAHMEN<br />
WHITEWALL<br />
Bei Whitewall<br />
bekommt man<br />
das größte<br />
Angebot an<br />
Papieren,<br />
Passepartouts,<br />
Gläsern und<br />
auch viele Rahmen,<br />
die sich<br />
zentimetergenau<br />
anpassen<br />
lassen.<br />
ANGEBOT<br />
Bei WhiteWall wird – mit Ausnahme der Fotobücher –<br />
alles über die Website konfiguriert. Unter „Mit Rahmen“<br />
gibt es eine sehr breite Auswahl von Optionen: Neben den<br />
Fotos im Rahmen mit Passepartout gibt es Schattenfugenrahmen,<br />
Vitrinenrahmungen mit speziellem Tiefeneffekt,<br />
bunte, schmale „Pop-Art-Rahmen“ und die „ArtBox“: eine<br />
schmale Einfassung für kaschierte Fotos. Und es besteht<br />
die Möglichkeit, die kaschierten Fotos (auf Alu-Dibond<br />
oder Forex gesondert in Holz und auch mit Schattenfuge<br />
rahmen zu lassen.<br />
Nach Auswahl einer Gruppe (wir haben uns für den<br />
„Rahmen mit Passepartout“ entschieden) startet ein<br />
Konfigurator, der umfassende Einstellungen erlaubt. Es<br />
gibt 17 verschiedene Papiere zur Auswahl, davon allein<br />
fünf Hahnemühle Fine-Art-Papiere und drei SW-Papiere,<br />
darunter ein Baryt-Papier. Der Rest sind Belichtungen auf<br />
Fuji- oder Kodak-Papieren. So eine Auswahl gibt es sonst<br />
nirgendwo. Bei den Rahmen gibt es in dieser Kategorie<br />
sieben Holzrahmen, die sich fast alle noch nach Breite<br />
und Holzart/Lackierung weiter konfigurieren lassen. Das<br />
ergibt bereits ein breites Angebot. Darüber hinaus können Sie<br />
auch die Rahmenleiste flexibel an das Motiv und die Größe<br />
anpassen. Auch beim Passepartout wählt der Kunde zwischen<br />
drei Breiten (siehe unten). Es stehen verschiedene Weißtöne,<br />
Schwarz, Grautöne und drei Leinenoberflächen zur Verfügung.<br />
Etwas versteckt hat WhiteWall einen „Advanced“-<br />
Button unter „Passepartout“: Hier lässt sich die Breite und darüber<br />
auch die Position des Passepartout-Randes millimetergenau<br />
einstellen. Klasse! Perfekt wäre noch die automatische<br />
Einrichtung der optischen Mitte per Mausklick gewesen. So<br />
muss man diese entweder selbst berechnen oder anhand der<br />
Vorschau die optisch perfekte Mitte definieren.<br />
Beim Glas hat WhiteWall ebenfalls das breiteste Angebot<br />
im Test: Neben einem normalen Floatglas gibt es eine<br />
reflektionsarme, mattierte Variante, Acrylglas und auch das<br />
Museumsglas Mirogard von Schott. Es filtert nicht nur UV-<br />
Licht, sondern ist auch weitgehend reflexionsfrei und mindert<br />
dennoch kaum die Schärfe.<br />
Anbieter Cewe Meinfoto MyPoster Pixelnet<br />
Testprodukt<br />
Seidenraster mit Rahmen<br />
Sento Goldgrün<br />
Foto mit Passepartout im<br />
Dekorrahmen<br />
Holzrahmen Wurzelholz/<br />
Hahnemühle<br />
Framenator 7<br />
Größe Rahmen 43,4 x 63,5 cm 60,1 x 80,2 cm 43,8 x 37 cm 7 Rahmen insgesamt 94 x 72 cm<br />
Größe Bildausschnitt 28 x 47,5 cm 46,1 x 66 cm 34,3 x 27,3 cm 1 à 39,2 x 29,1 cm, 2 à 29,2 x 19,1 cm,<br />
4 à 17,1 x 12,2 cm<br />
Foto Belichtung auf Seidenraster Digitaldruck Inkjet auf Photo Rag Digitaldruck<br />
Rahmenmaterial Holz Kunststoff Holz (Wurzelholz funiert) Kunststoff<br />
Passepartouts Weiß Cremeweiß Cremweiß kein (siehe Text)<br />
Glas Acryl Acryl Acryl Glas<br />
Varianten<br />
Rahmenmaterial Holz, Alu 5 Kunststofftypen Verschiedene Varianten von Holz, Kunststoff, drei Farben<br />
Kunststoff, Alu<br />
Passepartouts Weiß Cremeweiß Weiß, Cremeweiß, Schwarz keine (siehe Text)<br />
Gläser Acryl Acryl Acryl Glas<br />
Maximalformat 53 x 78 cm 60 x 80 cm 100 x 75 cm 94 x 72 cm<br />
Bestellung<br />
Laufzeit (Werktage) 6 Tage 4 Tage 3 Tage 7 Tage<br />
Preis 95,98 Euro 64,80 Euro 74,97 Euro 75,94 Euro<br />
Info www.cewe.de www.meinfoto.de www.myposter.de www.pixelnet.de<br />
Wertung<br />
Bestellung/Angebot Gut Befriedigend Sehr gut Gut<br />
Qualität Druck Sehr gut Gut Sehr gut Gut<br />
Qualität Rahmen/Glas Sehr gut Gut Gut Befriedigend<br />
<br />
SEHR GUT<br />
4/21<br />
<br />
GUT<br />
4/21<br />
PREIS-<br />
TIPP<br />
<br />
SEHR GUT<br />
4/21<br />
<br />
GUT<br />
4/21<br />
12 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
FAZIT<br />
»Die teuersten Rahmen<br />
sind die besten. Aber<br />
auch die günstigen<br />
machen sich gut.«<br />
Markus Linden, freier Autor<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
Ein guter Holzrahmen,<br />
perfekt verarbeitet.<br />
Die Zwei-Punkt-Hängung<br />
erlaubt das<br />
Hängen ohne Abstand<br />
zur Wand.<br />
ERGEBNIS<br />
Wir haben uns für ein Produkt aus der mittleren<br />
Qualitätsklasse entschieden: der schlichte Holzrahmen<br />
„Hamburg“ mit schmalem Karton-Passepartout in Elfenbein.<br />
Außerdem wollten wir wissen, ob das entspiegelte<br />
Floatglas qualitativ ausreicht.<br />
Das Foto ist ein Abzug auf Fuji Crystal Archive in<br />
glänzend – das sollte mit dem entspiegelten Glas harmonieren.<br />
Das tut es auch. Die Entspiegelung des Glases<br />
ist gut, der Schärfeeindruck wird kaum gemindert. Wer<br />
keine besonderen Anforderungen hat, kann auf das<br />
teure Mirogard-Glas verzichten. Der Rahmen ist ein<br />
Wechselrahmen mit perfekt verarbeiteten Leisten. Die<br />
Zweipunkt-Hängung ist auf dem Rückkarton angebracht,<br />
sodass der Rahmen ohne Abstand zur Wand montiert<br />
werden kann. Unser einziger Kritikpunkt ist, dass die<br />
Metallclips zur Rückwandhalterung etwas dünn sind:<br />
Das mehrfache Öffnen des Wechselrahmens könnte dazu<br />
führen, dass sie vorzeitig abbrechen. Der Abzug ist sehr<br />
gut ausgeführt. ml<br />
Die beiden teuersten Rahmen sind auch die besten:<br />
Alleine schon mit dem Angebot von WhiteWall kann<br />
kein anderer Testteilnehmer mithalten. Dann die<br />
perfekte Verarbeitung aller Komponenten: Das ist der<br />
Testsieg. Aber teuer. Wer einen hochwertigen Print im<br />
Holzrahmen mit entspiegeltem Glas selbst zusammensetzt,<br />
kommt jedoch nicht unbedingt billiger<br />
davon. Ganz gut gefallen hat uns auch die Arbeit von<br />
PixoPrint. Hochwertige Rahmen, perfekter Print. Und<br />
die Preise sind durchaus auch „im Rahmen“. Sehr gut<br />
an der Wand macht sich der Panorama-Rahmen von<br />
Pixum, trotz einfachem Druckverfahren. Denselben<br />
gibt es auch bei Cewe, sogar noch mit anderem<br />
Papier. Den Cewe-Holzrahmen würden wir wegen<br />
seiner guten Qualität auch empfehlen. Sowohl bei Pixum<br />
als auch bei Cewe hätten wir uns mehr Auswahl<br />
bei den Passepartouts gewünscht. Bei MyPoster gibt<br />
es Fine-Art-Prints in ausgefallenen Rahmen. MeinFoto<br />
und PosterXXL bieten beide einfachere, aber gute<br />
Produkte an. Hier können Sie bedenkenlos zuschlagen,<br />
wenn Sie weniger Geld ausgeben wollen und<br />
bei dem etwas schmalen Angebot an Rahmenleisten<br />
das passende finden. Eine Sonderstellung nimmt der<br />
Pixelnet-Framenator ein: Er stellt die Wand in den<br />
Mittelpunkt. Eine tolle Idee für kleinere Wände.<br />
PixoPrint Pixum PosterXXL WhiteWall<br />
Fine-Art-Print Schwarz-Barock Fotoposter Panorama Alu-Silber Holzrahmen klassisch braun Foto im Passepartoutrahmen,<br />
Fuji Crystal in Erle<br />
81,8 x 62,1 cm 90,5 x 30,5 cm 69,7 x 49,7 cm 69,5 x 49,5 cm<br />
59,8 x 39,6 cm 80,6 x 20,8 cm 59,1 x 39,1 cm 59,6 x 39,4 cm<br />
Inkjet auf Innova Soft Cotton Digitaldruck Digitaldruck Belichtung<br />
Holz Aluminium Holz Holz<br />
Natur (Cremeweiß) Weiß Weiß Cremeweiß mit weißem Kern<br />
Acryl Acryl Acryl (mattiert) Glas matt<br />
Holz und Alu in vielen Ausführungen Holz, Kunststoff, Alu 4 Holz, 1 Kunstoffrahmen Mehrere Holzrahmen in verschiedenen Farben,<br />
Alu- und Kunststoffrahmen ohne Passepartout<br />
Weiß, Cremeweiß, Schwarz und<br />
Farben mit weißem Kern<br />
Weiß Weiß Drei Weißtöne, Schwarz und Grautöne,<br />
drei Leinenfarben<br />
Acryl (Echtglas derz. nicht lieferbar) Acryl Acryl (mattiert) Acryl, Glas, Glas mattiert, Museumsglas<br />
100 x 130 cm 50 x 75 cm 180 x 120 cm 105 x 70 cm<br />
10 Tage 6 Tage 7 Tage 6 Tage<br />
118,16 Euro 80,93 Euro 84,98 Euro 157,9 Euro<br />
www.pixoprint.de www.pixum.de www.posterxxl.de www.whitewall.de<br />
Sehr gut<br />
Gut Befriedigend Super<br />
Super Sehr gut Gut Sehr gut<br />
Sehr gut Sehr gut Gut Super<br />
<br />
SEHR GUT<br />
4/21<br />
<br />
SEHR GUT<br />
4/21<br />
<br />
GUT<br />
4/21<br />
<br />
SUPER<br />
4/21<br />
TEST-<br />
SIEGER<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
13
RAHMENTYPEN<br />
FOTO: © HALBE<br />
Motiv und Rahmenleiste<br />
sollten miteinander<br />
harmonieren.<br />
Am einfachsten<br />
setzen Sie das um,<br />
indem Sie eine Farbe<br />
oder ein Material in<br />
Foto und Rahmen<br />
wiederholen.<br />
PERFEKTE RAHMEN<br />
FÜR IHRE FOTOS<br />
Der Rahmen trennt das Foto von der Welt – und hält es sicher an<br />
seinem Platz. Über Farben und Material können Sie den Rahmen<br />
auch optisch mit Ihrem Foto verbinden.<br />
Der Rahmen ist eine Trennlinie zwischen<br />
Ihrem Foto und der Wand. Er hält physikalisch,<br />
aber auch optisch das Bild an<br />
seinem Platz und trennt es vom Rest der Welt.<br />
Ästhetisch gesehen gehört der Rahmen zu zwei<br />
Welten: Zur Welt des Fotos und zur realen Welt,<br />
dem Ausstellungsraum. Während Hallen in Museen<br />
in der Regel möbellos sind und nichts das<br />
Foto stört, sieht es im heimischen Wohnzimmer<br />
anders aus: Hier geben Tapeten, Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />
Linien, Farben und Materialien<br />
vor. Bei der Wahl des Rahmens muss also<br />
immer auf die Außenwelt geachtet werden. Dabei<br />
erweisen sich Rahmen im nackten Aluminium<br />
oft als universell verwendbar. Ebenso schwarze<br />
oder weiße Rahmen. Unlackiertes Echtholz passt<br />
nur in bestimmte Umgebungen, ebenso farbige<br />
Rahmenleisten oder solche mit Schmuck oder im<br />
Barockdesign.<br />
INNENWIRKUNG<br />
Der Rahmen wirkt aber auch zurück auf das<br />
Foto: Auch wenn reines Aluminium erstaunlich<br />
oft mit Portraits harmoniert: Warm und freundlich<br />
wirkt es nie. Ein schwarzer Rahmen lässt<br />
Bilder heller wirken und farbkräftiger – kann<br />
aber schnell dominant werden. Weiße Rahmen<br />
wirken am besten bei farbkräftigen Fotos. Und<br />
bunte Rahmen sollten am besten eine Farbe des<br />
Bildes aufnehmen – oder aber eine seiner Komplementärfarben.<br />
Einen Teil der „Rahmenwirkung“<br />
können Sie mit Einsatz von Passepartouts<br />
abfangen oder mildern.<br />
Sparen Sie nicht zu sehr bei den Rahmen.<br />
Hochwertig verarbeitete Leisten aus guten Materialien<br />
wirken positiv zurück auf das Bild. Und<br />
gut konzipierte und stabile Rahmen erleichtern<br />
Ihnen das Hängen genauso wie auch das Wechseln<br />
der Fotos. Denn gute Rahmen werden an<br />
14 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Ein guter Wechselrahmen<br />
muss nicht<br />
teuer sein. Drehbare<br />
Clips wie auf der<br />
Rückseite (wie bei<br />
diesem Nielsen-<br />
Rahmen) erleichtern<br />
die Montage und<br />
halten viele Wechsel<br />
aus. Ein-Punkt-<br />
Hängungen sind<br />
viel einfacher zu<br />
montieren als Zwei-<br />
Punkt-Aufhänger.<br />
FOTO: © CEWE<br />
Die Farbe Ihres Rahmens<br />
hängt auch vom Motiv ab:<br />
Idealerweise nehmen Sie<br />
eine Farbe auf, wie bei<br />
den drei Rahmentypen<br />
links.<br />
Schwarzweiß-Motive<br />
wirken mit Aluminium<br />
immer gut – können aber<br />
je nach Einrichtung auch<br />
Holz vertragen. Oder<br />
sogar einen farbigen<br />
Rahmen als Gegenpol.<br />
Die Magnet-Wechselrahmen von Halbe sind eine Art „Mercedes“ unter<br />
den Rahmen: Stabil, präzise gefertigt, mit großer Auswahl an Rahmenleisten,<br />
Gläsern sowie Größen und Formaten. Sie werden vorn durch<br />
einfaches Abziehen geöffnet – häufiges Wechseln ist kein Problem.<br />
FOTO: © HALBE FOTO: © NIELSEN<br />
ihrem Platz bleiben, auch wenn Sie den Inhalt<br />
gelegentlich tauschen wollen. Für alle, die öfters<br />
die Fotos wechseln, sind Magnetrahmen von<br />
Halbe die richtige Wahl. Nirgendwo sonst ist es<br />
so einfach, Foto und/oder Passepartout zu tauschen.<br />
Und die Auswahl an Rahmengrößen und<br />
Gläsern ist riesig. Auch bei Nielsen bekommt<br />
man hochwertige Rahmen, die nicht ganz so aufwendig<br />
konstruiert, aber dafür meist günstiger<br />
sind. Wichtig: Sparen Sie nicht beim Glas! (siehe<br />
Seite 28). Natürlich können Sie auch mal eine<br />
Rahmensammlung für die Küche bei Ikea kaufen<br />
und so viel Geld sparen. Aber die besten Fotos<br />
sollten den ihnen angemessen Rahmen finden. ml<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
15
FOTO: © CANON<br />
SELBST<br />
GEDRUCKT<br />
Der ImagePROGRAF Pro-300 von Canon<br />
ist ein Fine-Art-tauglicher Pigmentdrucker.<br />
Er kann bis zum Überformat<br />
DIN A3+ drucken, aber auch Panoramen.<br />
Nur der eigene Drucker ermöglicht die volle Kontrolle über Ihre Prints.<br />
Die Auswahl bei den Druckern ist für Fotografen nicht besonders groß<br />
– auf diese Kriterien sollten Sie achten.<br />
In dem für Fotoamateure und -profis interessanten<br />
Bereich gibt es nur noch zwei Player<br />
am Markt: Canon und Epson. Nur diese<br />
beiden Hersteller bieten dedizierte Fotodrucker<br />
zu Preisen zwischen 500 und 1500 Euro an – die<br />
sonst von diesen und anderen Herstellern erhältlichen<br />
Multifunktionsdrucker eignen sich für<br />
einen gelegentlichen Farbausdruck, aber nicht<br />
für qualitativ hochwertige Fotodrucke.<br />
EINE FRAGE DER GRÖSSE<br />
Zwei zentrale Kriterien sollten vor dem Kauf<br />
eines Fotodruckers in Ihre Entscheidung einfließen:<br />
Die Frage nach der benötigten Druckgröße<br />
und die Art der Tinte. Fotodrucker gibt es in<br />
den Größen DIN A3 und DIN A2. In beiden<br />
Größenkategorien können die meisten Geräte<br />
ein Überformat (meist DIN A3+ und DIN A2+<br />
genannt) bedrucken. Bei einigen Geräten definieren<br />
die DIN-Formate auch nur die maximale<br />
Druckbreite: Kann (wie bei manchen Epson-Geräten)<br />
alternativ eine Rolle zum Einsatz kommen,<br />
lassen sich auch große Panoramen drucken. Die<br />
neuesten Canon-Drucker drucken zwar nicht<br />
von der Rolle, können aber Bögen im Panoramaformat<br />
verarbeiten. Am einfachsten erhält man<br />
solche Panoramabögen, indem man sie von einer<br />
Papierrolle selbst zuschneidet.<br />
16 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
DRUCKER<br />
A2-Drucker sind teurer als ihre kleineren Geschwister<br />
und nehmen mehr Stellfläche ein. Es<br />
kann daher eine Option sein, für alle „normalen“<br />
Drucke den eigenen Drucker einzusetzen und<br />
wenn es mal DIN A2 oder mehr sein soll, doch<br />
einen Dienstleister zu beauftragen.<br />
DYE- UND PIGMENT-DRUCKER<br />
Derzeit sind zwei Arten von Tinten auf dem<br />
Markt – und jeder Drucker ist ausschließlich auf<br />
eine dieser Tintentypen ausgerichtet: Farbstoffbasierte<br />
bzw. Dye-Tinte auf der einen, Feststoff-<br />
bzw. Pigmenttinte auf der anderen Seite.<br />
Es lässt sich nicht sagen, dass eine der beiden<br />
Tintentypen generell besser ist als der andere.<br />
Es kommt eher auf den Einsatzzweck an: Mit<br />
Dye-Tinte erzielt man eine starke Sättigung,<br />
vor allem auf Glossy-Papieren. Und es lässt sich<br />
eine höhere Druckgeschwindigkeit umsetzen als<br />
mit der Pigment-Tinte. Letztere wiederum wird<br />
nicht vom Papier aufgesogen, ist daher gut für<br />
Fine-Art-Medien geeignet und zudem über viele<br />
Jahre hinweg farbstabil. Damit die Pigment-Tinten<br />
auch auf glänzenden Papieren (annähernd)<br />
so glatt wie die Dye-Tinten wirken, gibt es als<br />
gesonderte Patrone bei einigen Geräten „Chroma-Optimizer“<br />
– eine Art Klartinte, die die<br />
Oberfläche einheitlich macht. Als Faustformel<br />
kann man festhalten: Wer eher klassische Fotopapiere<br />
bedruckt, ist mit Dye-Tinte besser bedient.<br />
Wer häufig Fine-Art-Papiere bedruckt und Wert<br />
auf jahrelange Farbstabilität legt, sollte sich für<br />
einen Drucker mit Pigment-Tinte entscheiden.<br />
Fremdtinte einzusetzen ist in der Regel keine<br />
Option. Denn jede Drucker-Tinte-Papier-Kombination<br />
muss gesondert mit einem Spektralphotometer<br />
vermessen und als Farbprofil hinterlegt<br />
werden, um farbtreue Ergebnisse zu erhalten.<br />
Das kann man machen (Spektralphotometer zur<br />
Druckerkalibrierung gibt es von Datacolor und<br />
X-Rite), aber es ist deutlich einfacher, die Profile<br />
einer Kombination aus dem Internet herunter zu<br />
laden. Canon und Epson liefern die Farbprofile<br />
mit, die Papierhersteller vermessen ihre Papiere<br />
mit den Druckern und den Originaltinten und<br />
stellen die Profile ebenfalls online zur Verfügung.<br />
FINE-ART-PRINTING<br />
Die hier vorgestellten Drucker sind allesamt<br />
Fine-Art-tauglich. Das heißt: Sie ziehen die<br />
dickeren Papiere (meist über ein gesondertes<br />
Fach) ein und stimmen den Druckprozess auf<br />
die saugfähigeren Papiere ab. In der Regel gibt<br />
es neben dem Foto-Schwarz bei den Druckern<br />
auch ein Matt-Schwarz, welches vor allem<br />
bei Fine-Art-Drucken zum Einsatz kommt.<br />
Zwei Entwicklungen bei der neuesten Drucker-Generation<br />
sind erfreulich: Das bei älteren<br />
Epson-Druckern erforderliche manuelle Umschalten<br />
zwischen den beiden schwarzen Farbpatronen<br />
ist mittlerweile möglich, ohne dass Tinte<br />
vergeudet wird. Und die neuen Canon-Drucker<br />
bedrucken jetzt auch Fine-Art-Medien randlos.<br />
Das war früher nur mit Tricks möglich.<br />
KOSTEN<br />
Die Kosten für den Selbstdruck setzen sich aus<br />
dem Anschaffungspreis des Druckers, dem<br />
Tintenpreis und dem des Papiers zusammen.<br />
Wer viel druckt, wird schnell feststellen, dass der<br />
Anschaffungspreis den kleinsten Teil der Kosten<br />
ausmacht. Den größten Posten macht die Tinte<br />
aus. Wenn Sie deren Preise vergleichen wollen, so<br />
nehmen Sie am besten den Literpreis als Maßstab<br />
(wenngleich der Verbrauch pro Blatt nicht<br />
einheitlich ist). Große und teure Drucker haben<br />
einen Literpreis von 700 bis 800 Euro, kleinere<br />
und günstigere Geräte bis etwa 1500 Euro. Unsere<br />
Empfehlung für jeden Vieldrucker: Kaufen Sie<br />
sich eines der teuren Spitzenmodelle, auch wenn<br />
Sie meist keine DIN A2+-Drucke benötigen.<br />
Denn auf Dauer sind Sie beim häufigen Drucken<br />
mit den großen Geräten günstiger unterwegs.<br />
Markus Linden<br />
Der Canon Pixma Pro-<br />
200 (oben links) arbeitet<br />
mit acht Dye-Tinten<br />
und ist sonst fast<br />
baugleich zum Modell<br />
Pro-300.<br />
Der ImagePROGRAF<br />
Pro-1000 (oben rechts)<br />
ist das Flaggschiff von<br />
Canon mit elf Tinten<br />
plus Chroma-Optimizer.<br />
Er bedruckt bis<br />
DIN A2+.<br />
Der Epson SC-P700<br />
(unten links, DIN A3+)<br />
und der SC-P900 (unten<br />
rechts, DIN A2+)<br />
arbeiten mit denselben<br />
zehn Pigment-Tinten.<br />
Beide können auch<br />
von der Rolle drucken.<br />
FOTOS: © CANON, EPSON<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
17
PASST<br />
IMMER<br />
FOTO: © PASSEPARTOUT-WERKSTATT<br />
Das Passepartout ist ein oft übersehenes<br />
Element der Bildpräsentation. Wir<br />
geben Ihnen Tipps für die Wahl von<br />
Material, Farbe und Ausschnitt.<br />
FOTO: © PASSEPARTOUT-WERKSTATT<br />
Bei Farben, Größen<br />
und Formen der<br />
Ausschnitte sind<br />
kaum Grenzen gesetzt.<br />
Zu verspielt<br />
sollte das Passepartout<br />
aber nicht sein.<br />
Ein Kerbschnitt im<br />
Passepartout kann<br />
das Foto besonders<br />
betonen.<br />
Natürlich lassen sich Bilder auch in einem<br />
Rahmen ohne Passepartout hängen. Das<br />
funktioniert vor allem mit schlichten<br />
Rahmen an schlichten Wänden: Ein schwarzer<br />
Alurahmen an einer weißen Wand kann schon<br />
ausreichen, als optische Trennung des Bildes von<br />
der Wand. In den meisten Fällen jedoch trägt das<br />
Passepartout zur Bildwirkung bei. Es separiert<br />
das Bild vom Rahmen, verstärkt dessen Trennung<br />
vom Hintergrund (der wie auch immer<br />
strukturierten Wand) und kann mit seinen<br />
Eigenschaften die Farben eines Bildes, seine<br />
Tiefe oder auch die Linien im Foto besser wirken<br />
lassen.<br />
MATERIAL<br />
Ein Passepartout wird aus Karton geschnitten.<br />
Das Material ist in der Regel zwischen ein und<br />
zwei Millimeter stark, für besondere<br />
Anforderungen gibt es auch dickere<br />
Passepartouts – oder Sie legen zwei<br />
übereinander. Aber schon ein einfaches<br />
Passepartout mit 1 bis 1,5 mm<br />
Stärke reicht aus, um das Foto vom<br />
Glas des Rahmens fern zu halten –<br />
wichtig, damit die Oberfläche des<br />
Fotos keinen Schaden nimmt. Eine<br />
Gefahr, die immer droht, wenn ohne<br />
Passepartout gehängt wird. Guter<br />
Passepartout-Karton ist säurefrei. Wer wertvolle<br />
Prints hängt, achtet auf Museumsqualität. Oder<br />
greift zu einem Passpartout-Material aus Baumwolle<br />
(of mit dem Zusatz „Rag“ bezeichnet), dass<br />
ebenfalls sehr hochwertig ist. Die Oberfläche<br />
der Passepartouts ist in der Regel fast glatt, es<br />
gibt aber auch Leinenoberflächen, die mit ihrer<br />
Struktur bei manchen Motiven gut wirken.<br />
FARBE<br />
Die Farbe des Passepartouts können Sie bei<br />
den meisten Anbietern aus einer großen Palette<br />
wählen. Für welche Sie sich entscheiden, hängt<br />
vom Motiv, vom Rahmen, der Farbe der Wand<br />
und von Ihrem Geschmack ab. Tendenziell<br />
gilt: Reines Weiß verstärkt die Farbe des Fotos,<br />
benötigt aber einen Kontrast zu Rahmen oder<br />
Wand. Gedeckte Weißtöne (Champanger, Creme<br />
etc. ) funktionieren gut mit Portraits und Naturholzrahmen,<br />
schwarzer Passepartout-Karton<br />
verstärkt die Helligkeitswerte. Welche Farbe mit<br />
Ihrem Bild gut wirkt, können Sie in den Tools<br />
der Passepartout-Anbieter ausprobieren.<br />
Geschnitten wird fast immer im Schrägschnitt.<br />
Das erhöht die Tiefenwirkung. Ist der<br />
Karton nicht durchgefärbt, so entsteht ein weißer<br />
Rand. Gerade bei dunklen Passepartouts ist der<br />
Effekt stark – und meist gut. Bei einigen Passepartout-Anbietern<br />
können Sie den Schrägschnitt<br />
18 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
RATGEBER PASSEPARTOUTS<br />
FOTOS: © MARKUS LINDEN<br />
Mehrfachauschnitte<br />
sind eine interessante<br />
Alternative<br />
zum großen Bild.<br />
Achten Sie darauf,<br />
die Kanten zum<br />
Rahmenrand einheitlich<br />
anzulegen!<br />
auch in Gold oder Silber färben lassen. Wollen<br />
Sie keine helle Schnittkante, so sollten Sie durchgefärbten<br />
Karton als Ausgangsmaterial wählen.<br />
AUSSCHNITT<br />
Der Ausschnitt ist natürlich etwas kleiner als<br />
Ihr Foto. So liegt der Rand des Passpartouts<br />
überall auf und sie können das Foto hinten am<br />
Passpartout befestigen. Dazu gibt es verschiedene<br />
Strategien oder auch spezielle Passpartouts<br />
zum Einschieben des Fotos. Am einfachsten ist<br />
die Befestigung mit Klebeband – auch hier ist<br />
bei wertvollen Prints darauf zu achten, dass der<br />
Klebstoff konservatorisch unbedenklich ist. Beim<br />
Standard-Ausschnitt ist der Rand überall gleich<br />
groß. Wählen Sie den Rand nicht zu klein – meist<br />
sind 5 cm ein guter Ausgangspunkt. Ein Teil geht<br />
durch den Schrägschnitt (optisch) verloren, ein<br />
anderer Teil verschwindet hinter dem Rahmen.<br />
Und: Gerade kleine Bildformate wirken in einem<br />
breiten Passepartout gut!<br />
POSITION<br />
Während das Passepartout von der Stange fast<br />
immer gleich starke Ränder um den Ausschnitt<br />
hat (nur so ist es im Quer- und Hochformat<br />
gleichermaßen zu gebrauchen), sollten individuell<br />
geschnittene Passepartouts die sogenannte<br />
„optische Mitte“ berücksichtigen. Hierbei ist der<br />
Ausschnitt leicht nach oben versetzt. Das hat<br />
damit zu tun, dass der untere Rand uns immer<br />
etwas schmaler erscheint als der obere – dieser<br />
störende Effekt wird durch den leicht nach oben<br />
gesetzten Ausschnitt ausgeglichen.<br />
Sie können natürlich auch andere Ausschnitte<br />
wählen. Ein quadratisches Foto kann auch gut<br />
in einem Hochformat-Rahmen mit einem nach<br />
oben gesetzten Ausschnitt präsentiert werden.<br />
Oder sie lassen sich ein Passepartout mit<br />
Mehrfach-Ausschnitten erstellen. So können sie<br />
mehrere kleine Fotoformate gemeinsam in einem<br />
Rahmen präsentieren. Das erfordert etwas Vorplanung<br />
– am besten legen Sie sich zunächst die<br />
Bilder in der Form auf dem Tisch zurecht, in der<br />
sie später platziert werden sollen. Dann legen Sie<br />
FOTO: © MARKUS LINDEN<br />
die Ausschnitte fest – am einfachsten geht das in<br />
einem Passepartout-Konfigurator, wie dem der<br />
Passepartout-Werkstatt. Bedenken Sie dabei: Anders<br />
als bei einer freien Gestaltung an der Wand<br />
bekommen diese Bilder einen gemeinsamen<br />
Rahmen. Daher ist es fast immer gut, wenn diese<br />
gleichmäßig an den Rändern ausgerichtet werden.<br />
Und als Richtlinie kann gelten: Der Abstand<br />
der Ausschnitte zum Rahmen sollte mindestens<br />
genauso groß sein wie der Abstand der Ausschnitte<br />
zueinander. Auch hier muss noch der<br />
Teil hinzugerechnet werden, der (optisch) unter<br />
dem Rahmen verschwindet.<br />
Egal, wie Sie vorgehen: Mit einem Passepartout<br />
werten Sie Ihr Bild fast immer auf. ML<br />
TIPP<br />
Sie können Passepartouts mit etwas<br />
Übung auch selbst aus Karton schneiden.<br />
Allerdings sind geschnittene Passepartouts<br />
nicht teuer. Haben Sie einen Rahmenservice<br />
in Ihrer Stadt, so können Sie dort auf<br />
Bestellung zuschneiden lassen und sich das<br />
Material vor Ort anschauen. Bei Online-Anbietern<br />
gibt es Konfiguratoren, die Ihnen<br />
die Arbeit abnehmen oder erleichtern. Hier<br />
können Sie Ihr Bild hochladen und in einer<br />
Simulation mit Passepartout begutachten.<br />
Bei Online-Anbietern<br />
wie der Passepartout-Werkstatt<br />
(www.passepartout-versand.de)<br />
können Sie Ihre<br />
Passepartouts völlig<br />
frei konfigurieren<br />
und bestellen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
19
FOTOGRUNDLAGE<br />
Echtfotoabzug oder Fine-Art-Print? Es gibt viele Möglichkeiten,<br />
ein Bild für die Wand zu produzieren. Lesen Sie,<br />
welche Papiere sich für Ihre Motive eignen.<br />
Grundsätzlich gibt es drei Typen von<br />
Papieren, mit denen man als Fotograf<br />
in Berührung kommt: Fotopapiere,<br />
Inkjetpapiere und Papiere für den Digitaldruck.<br />
Welches Papier am besten ist, hängt ganz von<br />
Ihren Ansprüchen ab.<br />
BELICHTET: FOTOPAPIER<br />
Klassische Fotopapiere werden nicht bedruckt,<br />
sondern belichtet. Das Papier besteht aus einer<br />
(Schwarzweiß-Papier) oder drei (Farbpapier)<br />
lichtempfindlichen Schichten auf einem Trägerpapier.<br />
Früher wurden diese Papiere über einen<br />
Vergrößerer mit dem durch das Negativ geleitete<br />
Licht belichtet – heutzutage übernehmen das<br />
Laserbelichter auf Basis der digitalen Daten der<br />
Fotos. Das Papier ist immer noch das gleiche wie<br />
zu analogen Zeiten – aber im Detail weiterentwickelt.<br />
In der Regel erhält man bei Bestellungen<br />
von Abzügen Papiere von Fujifilm, selten noch<br />
von Kodak. Grundsätzlich gibt es die Fotopapiere<br />
in den Varianten glänzend und matt – wobei<br />
glänzend immer schärfer wirkt und mehr Tiefe<br />
simuliert. Der Nachteil: Glänzendes Papier<br />
reflektiert das Licht. Wenn Sie das Bild später<br />
rahmen, kann das vor dem Bild befindliche Glas<br />
die Spiegelung noch verstärken. Fotopapiere<br />
gibt es auch mit Effekten: von Fujifilm<br />
und Kodak als Metallic-Variante, bei der die<br />
hellen Bildbereiche einen metallischen Glanz erhalten<br />
(für Architektur, Autos, spezielle Portraits)<br />
oder als Velvet mit einer samtigen, sehr matten<br />
Oberfläche, die sich gut für Mode- und Portrait<br />
eignet.<br />
Schwarzweiß-Papiere lassen sich ebenfalls bei<br />
einigen Dienstleistern bestellen. Gelegentlich<br />
z. B. bei Whitewall) bekommt man sogar<br />
Barytpapier, das mit seinem tiefen Schwarz und<br />
langer Haltbarkeit punktet. Für solche besonderen<br />
Papiere müssen Sie etwas mehr bezahlen<br />
– aber in der Regel ist eine Belichtung günstig bei<br />
gleichzeitig hoher Bildqualität.<br />
20 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
PAPIER<br />
FOTO: © HAHNEMÜHLE<br />
Die größte Bandbreite<br />
an Papier gibt es für den<br />
Inkjetdruck. Neben den<br />
üblichen glänzenden oder<br />
matten Papieren (Mitte) gibt<br />
es viele mit Struktur – wie<br />
Leinwand (links) oder das<br />
Fibre mit sanfter Textur<br />
(rechts).<br />
FOTO: © WHITEWALL<br />
KLEINE TROPFEN: INKJET<br />
Inkjet-Papiere sind speziell beschichtete Papiere,<br />
welche die Tinten der Inkjet-Drucker aufnehmen.<br />
Letztlich ist der Inkjet-Druck die einfachste<br />
Möglichkeit, zuhause hochwertige Fotos zu<br />
produzieren. Aber auch bei den Dienstleistern<br />
erhalten Sie hochwertige Inkjet-Prints. Bei diesen<br />
Papieren lassen sich zwei Gruppen unterscheiden:<br />
Inkjet-Fotopapier und Fine-Art-Papier. Die<br />
Inkjet-Fotopapiere gibt es ebenfalls in glänzend<br />
und matt, aber auch in Abstufungen (seidenmatt/Luster).<br />
Die Unterschiede zwischen einem<br />
belichteten Fotopapier und einem (guten) per<br />
Inkjet bedruckten Papier sind marginal. Wenn<br />
Sie jedoch selbst drucken, behalten Sie die volle<br />
Kontrolle über den Prozess und können jedes<br />
Detail herausarbeiten. Auch hier gilt: Nehmen<br />
Sie im Zweifel für gerahmte Bilder eher ein (seiden-)mattes<br />
Papier, wenn Sie keine hochwertig<br />
entspiegelten Gläser in Ihrem Rahmen haben.<br />
Wenn die Inkjet-Fotopapiere lange halten sollen,<br />
dann müssen sie säure- und ligninfrei sein – wie<br />
etwa die Photo-Medien von Hahnemühle.<br />
FINE-ART-PAPIERE<br />
Fine-Art-Papiere sind ebenfalls für Inkjet<br />
beschichtet, aber lassen die Eigenschaften des<br />
Papiers durchscheinen. Die Drucke sind daher<br />
nicht so scharf wie bei Fotopapieren, aber überzeugen<br />
mit einzigartigen Oberflächen. Die Fülle<br />
an Fine-Art-Papieren ist riesig – von Klassikern<br />
wie dem Hahnemühle Photo Rag über Baryt-<br />
und Büttenpapiere mit aquarellartiger<br />
Struktur ist alles dabei.<br />
Neben Hahnemühle gibt es weitere<br />
Hersteller wie Ilford, Tecco oder Canson.<br />
Für Selbstdrucker ist die Bandbreite riesig – bei<br />
den Dienstleistern bekommt man oft Hahnemühle-Papiere,<br />
die zumeist auf Epson-Geräten<br />
(gelegentlich auch Canon) bedruckt werden. Bei<br />
Fine-Art-Papieren entscheidet das Motiv über<br />
die Papierauswahl: Während ein glattes Baumwoll-Papier<br />
wie das Photo Rag für viele Motive<br />
funktioniert, ist ein Aquarellpapier eher für<br />
Portraits sinnvoll, strukturiertes Texturpapier für<br />
Landschaften etc. Alle Anbieter haben Mustersets,<br />
die man sich am besten zuhause in Ruhe<br />
anschaut.<br />
DIGITALDRUCK<br />
Bei einigen Online-Anbietern bekommt man<br />
„Poster“, oft im Digitaldruck. Mit diesen Druckmaschinen<br />
können nahezu beliebige Papiere<br />
bedruckt werden. Sie werden vor allem für<br />
Werbung eingesetzt, kommen aber auch für den<br />
Fotodruck zum Einsatz. Die Technik hat sich<br />
in den letzten Jahren weiter entwickelt. Zwar<br />
kommt die Bildqualität noch immer nicht an<br />
Inkjet- oder an die Belichtung heran, aber an der<br />
Wand fällt das kaum auf. Allerdings wird meist<br />
nur glänzend oder matt angeboten – weshalb es<br />
in den meisten Fällen besser ist, etwas mehr Geld<br />
für eine individuelle Belichtung auf Fotopapier<br />
oder einen Druck auf Inkjet-Medien auszugeben.<br />
Ein hochglänzender<br />
Print auf Fuji-Crystal-Ultra-Fotopapier<br />
mit Whitewalls<br />
HD-Verfahren.<br />
Ganz links: Barytpapiere<br />
können auch<br />
via Laserbelichter<br />
aus digitalen Fotos<br />
belichtet werden.<br />
Links: Eine „einfache“<br />
Belichtung auf<br />
Fuji Crystal-Papier<br />
ist bereits detailreich<br />
und weist<br />
große Tiefe aus.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
21
WORKSHOPS FÜR ALTE<br />
PRINTTECHNIKEN <br />
CYANOTYPIE<br />
Die Technik wird vielerorts in Volkshochschulen<br />
oder Fotomuseen vermittelt.<br />
Sehera Nawaz in Berlin glüht förmlich für<br />
dieses Medium.<br />
www.solarlamp.de<br />
Der Fotokünstler Ueli Alder gibt gerne<br />
Einblicke in sein Wissen.<br />
www.fotomuseum.ch<br />
Empfehlenswertes Handbuch: „Blaue Wunder“<br />
von Marlis Maehrle (Haupt Verlag).<br />
EDLE<br />
DRUCKE<br />
SALZDRUCK / ALBUMINABZUG<br />
Der Berliner Fotokünstler Christian Klant<br />
gibt Kurse zu Salz- und Albumindrucken<br />
von Nassplatten-Negativen.<br />
www.ballenbergkurse.ch<br />
Der in Krems ansässige Verein fördert<br />
verschiedene Drucktechniken so auch<br />
Salzdruckverfahren.<br />
www.kreart.at<br />
www.christianklant.de<br />
Die Schweizer Stiftung Ballenberg bewahrt<br />
historische Handwerkstechniken so auch<br />
einige Edeldrucktechniken.<br />
Historische Druckverfahren erleben heute ein<br />
Revival in der Fine-Art-Fotografie. Peter Michels<br />
stellt hier einige dieser Edeldrucktechniken für<br />
kunstvolle Unikate vor.<br />
GUMMIDRUCK / BROMÖLDRUCK<br />
FOTO: © FOTOKULTUR.CH<br />
In Bern weiht Sie Tom Blaess in die Herstellung<br />
von Gummidrucken ein.<br />
www.tomblaess.com<br />
Die Kurse der Lette-Akademie in Berlin sind<br />
allemal eine Reise nach Berlin wert.<br />
www.lette-akademie.de<br />
PIGMENT-/CARBONDRUCK<br />
Es lohnt sich, seinen Namen auf die Workshop-Warteliste<br />
von Calvin Grier in Sevilla /<br />
Spanien zu setzen!<br />
www.thewetprint.com<br />
PLATINDRUCK<br />
Das Hamburger Labor für Platindruck wird<br />
von Oliver Rolf geleitet, der auf Wunsch<br />
auch Einzelcoachings macht.<br />
www.oliverrolf.de<br />
Platindruck-Workshops werden auch von<br />
JOBO in Gummersbach angeboten.<br />
www.joboartisan.com<br />
Cyanotypie-Bilder können direkt im Sonnenlicht entwickelt werden.<br />
CYANOTYPIE<br />
Kinderleicht und ungiftig kommt der einfachste Edeldruckprozess daher.<br />
In Startersets bekommen Sie bereits fertige Papiere oder Stoffe von Jacquard,<br />
die Sie dann direkt als Fotogramme im Sonnenlicht belichten. Im<br />
Fachhandel gibt es darüber hinaus Cyanotypie-Kits, mit denen Sie Papiere<br />
selbst beschichten können. Aquarellpapier wird in einem von direktem<br />
Sonnenlicht geschützten Raum mit der lichtempfindlichen Lösung bestrichen,<br />
mit einem Negativ in einen Entwicklungsrahmen gespannt und für<br />
einige Minuten im Sonnenlicht belichtet, bis das Bild deutlich erkennbar<br />
ist. Da es sich um einen Auskopierprozess handelt, muss das Bild nur<br />
noch in klarem Wasser gespült werden.<br />
FOTO: © FOTOKULTUR.CH<br />
22 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
DRUCKVERFAHREN<br />
SALTPRINT/ALBUMINABZUG<br />
Etwas komplizierter sind die Saltprintund<br />
Albuminpapiere. Hier wird Aquarellpapier<br />
entweder mit einer Salzlösung<br />
oder Eiweiß-Salzsuspension beschichtet.<br />
In der Dunkelkammer werden die<br />
Papiere dann mit der lichtempfindlichen<br />
Silberlösung beschichtet. Auch hier<br />
können die Bilder im Kopierrahmen<br />
im Sonnenlicht oder mit einem UV-Belichter<br />
auskopiert werden. Auskopieren<br />
heißt das Bild solange zu belichten, bis<br />
es deutlich erkennbar ist. Die braunvioletten<br />
Abzüge können mit Goldchlorid<br />
oder Rotwein getont werden.<br />
GUMMIDRUCK / BROMOIL / PIGMENTDRUCK<br />
Diese tollen, aber aufwendigen Drucktechniken<br />
kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf.<br />
Die drei Techniken basieren darauf, dass ein mit einer<br />
Chromsalz-Gelatine-Lösung beschichtetes Trägermaterial<br />
im UV-Licht aushärtet. Dieses Trägermaterial<br />
wird zunächst belichtet und je nach Druckvariante<br />
direkt oder indirekt auf das Papier übertragen.<br />
Beim Pigmentdruck wird Farbpulver der Gelatine<br />
beigemischt und man erhält ein reliefartiges Abbild,<br />
das auf das Papier übertragen wird. Beim Gummiund<br />
Bromoildruck wird das beschichtete Papier direkt<br />
belichtet und in einem zweiten Schritt mit Ölfarbe<br />
aufgerollt, bzw. mit einem Pinsel auf das Gelatinebild<br />
aufgetupft. Dabei entstehen sehr weiche Bilder.<br />
Mit Pigmentdruck<br />
wurden die ersten<br />
farbigen Fotoabzüge<br />
seriell produziert.<br />
FOTO: © ATELIER FRESSON<br />
FOTO: © ©PASCAL KEHL<br />
Salzdrucke wie dieser<br />
haben einen sehr speziellen<br />
Charakter. Albuminpapiere<br />
glänzen mehr.<br />
DER PLATINDRUCK<br />
Teuer und luxuriös kommen die Platindrucke daher.<br />
Egal ob Irving Penn, Albert Watson oder Peter Beard:<br />
Für ihre Meisterprints setzten sie auf die tollen Grauwerte<br />
des Platindrucks. Die Handgriffe sind fast so<br />
einfach wie bei der Cyanotypie, mit dem Unterschied,<br />
dass die Platinlösung einen Entwickler braucht. Doch<br />
der Preis eines Abzuges ist hoch: Obwohl nur wenige<br />
Milligramm Platinsalz verbraucht werden, ist ein<br />
Fehldruck unbezahlbar frustrierend. Deshalb setzen<br />
Künstler auf Fachleute um ihre Prints zu belichten.<br />
Platindrucke sind teuer,<br />
andere Drucktechniken liefern<br />
keine vergleichbar guten Graustufenwerte.<br />
FOTO: © JÜRGEN FRIEMEL / FRANALOG
WANDDESIGN<br />
FOTO: © WHITEWALL/ ©JAVIINDY/PHOTOCASE.DE<br />
RASTERHÄNGUNG<br />
Die Rasterhängung folgt einer strengen Ordnung – und wirkt daher<br />
sehr formal. Alle Linien laufen durch das Ensemble. Die Abstände aller<br />
Rahmen sollten zueinander gleich sein. Eine Rasterhängung funktioniert<br />
am besten mit viel Einheitlichkeit: gleiche Rahmen, gleiche Passepartoutfarbe,<br />
eventuell sogar die gleiche Farbanmutung – oder eben komplett in<br />
Schwarzweiß. Sie können die Wirkung noch verstärken, indem Sie Bilder<br />
monothematisch auswählen oder eine Bildserie hängen.<br />
24 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
EINE FRAGE DER<br />
ORDNUNG<br />
Gerahmte Bilder wirken an der Wand am besten, wenn sie<br />
nach ein paar einfachen Regeln platziert werden. Worauf Sie<br />
bei der Platzierung der Fotos achten sollten, lesen Sie hier.<br />
Betrachten Sie die Wand Ihres Zimmers<br />
wie eine Leinwand, die Sie gestalten wollen:<br />
Wenn Sie ein paar Schritte zurücktreten,<br />
dann zeigt sich eine rechteckige Fläche, die<br />
von Boden und Decke und von angrenzenden<br />
Wänden begrenzt wird. Auf dieser Fläche stehen<br />
bereits Elemente: Türen und Fenster, aber auch<br />
Möbel und andere Einrichtungsgegenstände. Erst<br />
wenn die Fotos diese vorgegebene Fläche optimal<br />
ergänzen, kommen sie am besten zur Geltung.<br />
LINIEN UND HÖHE<br />
Bei der Gestaltung einer Wand gelten dieselben<br />
Regeln wie bei der Gestaltung von Fotos:<br />
Übereinstimmende bzw. fortgeführte Linien<br />
werden als angenehm empfunden, die Regel des<br />
Goldenen Schnitts gilt auch hier. Nehmen Sie die<br />
Linien von Fensterrahmen und/oder Möbeln auf<br />
und hängen Sie Bilder entlang dieser gedachten<br />
Linie. Bei der Höhe sollten Sie dennoch nicht<br />
allzu sehr von der Regel „Bildmitte in Augenhöhe<br />
hängen“ abweichen. In der Tendenz eher etwas<br />
tiefer bleiben.<br />
Über einem Sofa oder einer Kommode<br />
können sie sehr gut zentral ausgerichtet hängen.<br />
Dabei gilt: Das Ensemble aus Rahmen bleibt<br />
immer deutlich schmaler als das Möbelstück.<br />
Überfrachten Sie die Wand nicht: Große Räume<br />
können eines oder mehrere große Formate<br />
vertragen, in kleinen Räumen hängen Sie besser<br />
mehrere kleine als ein großes Bild.<br />
Bei der Planung einer komplexeren Hängung<br />
hilft es, sich zunächst eine Skizze zu machen<br />
und dann erst die Rahmen zu bestellen oder zu<br />
bestücken. Vor dem Bohren legt man die Rahmen<br />
erst einmal auf dem Boden passend aus. Bei<br />
Galerieschienen bleiben Sie flexibler und können<br />
jederzeit die Positionen korrigieren.<br />
GEOMETRISCHE<br />
FORMEN BILDEN<br />
Das funktioniert fast immer, vor allem<br />
mit Rahmen in Standardgrößen: Bilden<br />
Sie eine größere geometrische Einheit<br />
(z. B. Rechteck, Quadrat). Anders als<br />
bei einer Rasterhängung unterscheiden<br />
sich die Rahmen in Größe und<br />
Format und bilden nur als Gesamtansicht<br />
eine größere Einheit. Inhaltlich<br />
bleiben Sie flexibel – dennoch ist eine<br />
thematische Klammer ratsam. Also<br />
zum Beispiel nur Familien- oder nur<br />
Naturfotos präsentieren.<br />
FOTO: © MYPOSTER<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
25
WANDDESIGN<br />
SOLISTEN HÄNGEN<br />
Die Einzelhängung ist anspruchsvoller als eine Gruppenhängung:<br />
Der sogenannte „Solist“ ist meist ein ganz besonderes<br />
Bild und muss seine Wirkung entfalten können.<br />
Dazu muss das Bild mit den Möbeln und den Rahmen<br />
von Tür oder Fenster harmonieren. Inhaltlich, aber auch<br />
passend zur Rahmenleiste, sollten die Farben mit denen<br />
des Raumes korrespondieren. Das Bild kann, muss aber<br />
nicht groß sein. Wichtig ist allein der ihm zugewiesene<br />
Platz im Raum.<br />
FOTO: © HALBE<br />
DIE KANTEN-<br />
HÄNGUNG<br />
FOTO: © WHITEWALL<br />
Eine recht einfache Art der Hängung,<br />
die eine Vielfalt von Rahmengrößen,<br />
-typen und auch inhaltlich Vielfalt<br />
ermöglicht. Ziehen Sie oben eine<br />
gedachte Linie und hängen Sie die<br />
Fotos sozusagen daran auf – oder<br />
stellen Sie sie alternativ auf eine Linie<br />
unten. Die Abstände der Rahmen<br />
zueinander sollten gleich sein.<br />
An der unteren Kante können Sie<br />
auch mit einer Bilderleiste ausrichten,<br />
auf welche die Rahmen einfach<br />
gestellt werden. Dann spielen auch<br />
Abstände der Rahmen zueinander<br />
keine Rolle.<br />
PETERSBURGER<br />
HÄNGUNG<br />
Ein „Durcheinander“ von Rahmentypen, -größen und<br />
-abständen heißt Petersburger Hängung, weil dort in<br />
der Eremitage die Wände dicht mit Gemälden bedeckt<br />
sind. Scheinbar ohne Ordnung. Es ist aber ratsam, ein<br />
paar Linien übereinstimmen zu lassen – auch wenn<br />
sie nicht ganz durch das Ensemble laufen.<br />
Auch die inhaltliche Konzentration auf ein Thema oder<br />
eine Farbwelt kann etwas Ordnung in das scheinbare<br />
Chaos bringen – und eine wilde<br />
Konzeption beruhigen.<br />
FOTO: © WHITEWALL<br />
26 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
EINE ZENTRALE<br />
ACHSE ANLEGEN<br />
Anders als eine Kantenhängung<br />
benötigt die Orientierung an einer<br />
zentralen Achse mehrere gleiche<br />
Rahmengrößen und -formate. Andernfalls<br />
besteht die Gefahr, dass die<br />
Achse nicht mehr deutlich erkennbar<br />
bleibt. Es ist auf jeden Fall von Vorteil,<br />
wenn immer der gleiche Rahmentyp<br />
zum Einsatz kommt. Eine derartige<br />
Hängung ist jedoch eine Herausforderung,<br />
da einzelne Motive bedeutsamer<br />
wirken als andere.<br />
FOTO: © WHITEWALL/ ©JAVIINDY/PHOTOCASE.DE<br />
INTERVIEW<br />
Jan-Ole Schmidt<br />
Produktmanager<br />
bei WhiteWall<br />
fotoMAGAZIN: Wir haben bei der<br />
Fotografie einige Jahre lang einen Trend<br />
hin zum rahmenlosen Bild beobachtet.<br />
Stichwort Kaschierung auf Alu Dibond oder<br />
das Foto hinter Acryl. Ist der Rahmen out?<br />
JAN-OLE SCHMIDT: Im Gegenteil. Wir<br />
sehen einen deutlichen Trend wieder hin<br />
zum Bild im Rahmen. Das kann man bei den<br />
Bestellungen bei WhiteWall schon länger<br />
beobachten, und der Verkauf von gerahmten<br />
Bildern hat in 2020 noch mal zugenommen.<br />
fotoMAGAZIN: Sie sprechen gerade von<br />
Passepartout-Rahmen?<br />
JAN-OLE SCHMIDT: Auch. Wir haben<br />
mittlerweile 14 Papiere für Passepartout-Rahmen<br />
im Angebot und die Kunden können den<br />
Rahmen und das Passepartout detailliert und<br />
zentimetergenau konfigurieren. Das ist stark<br />
gefragt. Aber auch kaschierte Fotos werden<br />
zunehmend gerahmt bestellt. Wir haben bei<br />
WhiteWall zum Beispiel Slimline-Einfassungen<br />
für die Acryl-Bilder im Angebot. Das sind<br />
ganz feine Rahmenleisten aus Aluminium.<br />
Oder auch die Artboxen, die ebenfalls kaschierte<br />
Fotos einrahmen und auch in Holz erhältlich<br />
sind. Einen tollen Effekt bieten unsere<br />
Schattenfugen-Rahmen mit der 7 Millimeter<br />
starken Schattenfuge. Die Bilder scheinen im<br />
Rahmen zu schweben. Das sind alles Produkte,<br />
die von Kunden stark angefragt werden.<br />
fotoMAGAZIN: Welche Rolle spielt aus Ihrer<br />
Sicht der Rahmen für das Foto?<br />
JAN-OLE SCHMIDT: Der Rahmen grenzt<br />
das Foto von der Wand ab – muss aber immer<br />
zusammen mit dem Bild als Gesamtwerk betrachtet<br />
werden. Deshalb ist es so wichtig, dass<br />
Foto und Rahmen perfekt zusammen passen.<br />
fotoMAGAZIN: Und woher weiß der Kunde,<br />
ob der Rahmen zu seinem Foto passt?<br />
JAN-OLE SCHMIDT: Das kann man bei<br />
WhiteWall online überprüfen. Wenn Sie ein<br />
Bild im Rahmen konfigurieren, bekommen<br />
Sie eine hochwertige Vorschau Ihres Fotos im<br />
von Ihnen gewählten Rahmen angezeigt. Sie<br />
können sich sogar eine 3D-Ansicht ihres Werkes<br />
anschauen. Selbst die gewählte Glassorte<br />
können wir mit Ihrem Foto simulieren. Oder<br />
Sie besuchen einen unserer Stores: Dort haben<br />
wir in der Regel die Rahmen vorrätig – und<br />
dort können Sie sich auch von den fachlich<br />
versierten Mitarbeitern beraten lassen.<br />
4/<strong>2021</strong> fotoMAGAZIN<br />
27
LICHT UND GLAS<br />
FOTO: © HALBE<br />
Von links nach<br />
rechts: Normalglas<br />
glänzend,<br />
Weißglas<br />
einseitig matt,<br />
Museumsglas<br />
entspiegelt<br />
DURCHBLICK<br />
Eines der wichtigsten Elemente des Rahmens ist das Glas.<br />
Es schützt und erlaubt den freien Durchblick auf das Kunstwerk –<br />
wenn es nicht zu sehr spiegelt oder gar Farbstiche verursacht.<br />
Dem Glas kommt eine zentrale Rolle zu:<br />
Es muss vor den Rahmen, um das Foto<br />
vor Staub, Feuchtigkeit und UV-Licht<br />
zu schützen – letzteres ist vor allem für Prints<br />
wichtig, die sich nicht einfach durch einen Neudruck<br />
ersetzen lassen. Einen hohen UV-Schutz<br />
bieten die teureren „Museumsgläser“ – aber auch<br />
das billige Acrylglas. Normalglas dagegen lässt<br />
UV-Strahlung weitgehend durch.<br />
Wenn Anbieter von „Floatglas“ sprechen,<br />
heißt das erst einmal „Normalglas.“ Denn<br />
„Floatglas“ bezieht sich nur auf den mittlerweile<br />
üblichen Produktionsprozess von Flachglas.<br />
FARBE UND REFLEXION<br />
Wichtiger sind Eigenschaften wie die Farbgüte<br />
und Reflexionseigenschaften: Weißglas ist auf jeden<br />
Fall farbstichfrei (auch wenn gutes Normal-<br />
glas ebenfalls oft keine Farbstiche zeigt). Wichtiger<br />
ist die Entspiegelung: Wenn keine Reflexionen<br />
der Fenster oder Lampen sichtbar sind,<br />
bleibt der Blick auf das Bild ungestört. Die<br />
Gesetze der Optik überlisten kann man jedoch<br />
nicht: Mattierte Gläser vermindern die Brillanz<br />
der Fotos. „Museumsglas“ ist die beste Option:<br />
Hier wird eine Schicht für die Entspiegelung<br />
aufgetragen. Wenig Reflexion, viel Brillanz, kein<br />
UV-Licht. Aber Museumsglas ist teuer und treibt<br />
den Preis eines Rahmens enorm.<br />
Die günstigste Variante – und bei vielen<br />
preiswerten Rahmen Standard – ist Acrylglas. Es<br />
spiegelt etwa wie Normalglas. Wird es mattiert,<br />
so geht noch mehr Brillanz verloren als bei Echtglas.<br />
Aber: Auch bei Acryl gibt es mittlerweile<br />
„Museumsacryl“. Mit ähnlichen Eigenschaften<br />
wie Museumsglas. Leicht, aber auch noch teurer.<br />
Normalglas links,<br />
Weißglas rechts.<br />
Den Unterschied<br />
erkennt man sofort<br />
an den Kanten.<br />
FOTO: © HALBE<br />
Bei Normalglas kann man davon ausgehen,<br />
dass etwa acht Prozent der Lichtstrahlen<br />
reflektiert werden.<br />
Bei Museumsglas kann die Reflexion<br />
der Lichtstrahlen unter ein Prozent<br />
gedrückt werden.<br />
GRAFIKEN: © HALBE<br />
28 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
Mehrfacher Gewinner des TIPA-Awards 2013 | 2017 | 2020<br />
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HÄNGESYSTEME<br />
HÄNGEPARTIE<br />
FOTO: © HALBE<br />
Gerahmte Fotos an der Wand zu befestigen, kann mühsam sein.<br />
Wir zeigen die wichtigsten Hängesysteme und ihre Vor- und Nachteile.<br />
Grundsätzlich gibt es für gerahmte Fotos<br />
drei Möglichkeiten der Wandbefestigung:<br />
schrauben, nageln oder das Hängen<br />
an einer Galerieschiene. Die Frage, ob Sie zu<br />
Hammer und Nagel oder zur Bohrmaschine<br />
und den Dübeln greifen, klärt die Beschaffenheit<br />
der Wand und das Gewicht Ihres Rahmens. Bei<br />
größeren Rahmen landet man dann doch oft bei<br />
der Bohrmaschine – das ist sicherer.<br />
Hat der Rahmen eine Ein-Punkt-Hängevorrichtung,<br />
so sind bohren und hängen nahezu<br />
problemlos. Bei Zwei-Punkt-Hängesystemen<br />
muss sehr sorgfältig gemessen und gearbeitet<br />
werden. Schief gesetzte Bohrlöcher sind ärgerlich,<br />
vor allem bei Rahmen, die keinen Ausgleich<br />
ermöglichen (siehe unten).<br />
Perfekt für alle, die gerne immer wieder neu<br />
hängen, sind Galerieschienen (siehe oben). Sie<br />
werden an der Kante zur Decke verschraubt und<br />
sind dort unauffällig. Die Hänger in den Schienen<br />
können einfach nach links und rechts verschoben<br />
werden, die Höhe wird durch die Länge<br />
der Seile bestimmt. Drahtseile bleiben dabei<br />
sichtbar, Nylonseile fallen weniger auf. ml<br />
FOTO: © CEWE, MARKUS LINDEN<br />
Eckhalter werden teilweise<br />
bei Holzrahmen verwendet.<br />
Vorteil: Trotz Zwei-Punkt-Hängung<br />
kann eine leicht schiefe<br />
Bohrung ausgeglichen werden.<br />
Solche Rückwandhalter haben<br />
den Vorteil, dass der Rahmen<br />
ohne Abstand zur Wand hängt.<br />
Sind die Bohrlöcher nicht exakt,<br />
hängt der Rahmen schief.<br />
Bei Alurahmen gibt es verschiedene<br />
Systeme. Da diese<br />
recht stabil sind, kann man oft<br />
mit nur einer Schraube hängen.<br />
Das erleichtert einiges.<br />
Eigentlich veraltet, aber immer<br />
noch eine der flexibelsten Halterungen:<br />
Der Rückwanddraht.<br />
Das Bild kann in alle Richtungen<br />
leicht justiert werden.<br />
30 fotoMAGAZIN 4/<strong>2021</strong>
EISA FOTO-MAESTRO<br />
WETTBEWERB <strong>2021</strong><br />
Thema:<br />
Gesichter<br />
1. PREIS: 1500 €<br />
und EISA Pokal<br />
2. PREIS: 1000 €<br />
und EISA Pokal<br />
3. PREIS: 750 €<br />
und EISA Pokal<br />
SHUTTERSTOCK.COM/NICKOLAY STANEV<br />
SO MACHEN SIE MIT<br />
Senden Sie uns 5 bis 8 Fotos zum<br />
Thema „Gesichter“. Alle Einsendungen<br />
müssen im digitalen Format (Kamera<br />
oder gescannte Vorlagen) eingereicht<br />
und von Ihnen für diesen Wettbewerb<br />
aufgenommen werden. (Keine<br />
Archivbilder).<br />
Alle nationalen Maestro-Gewinner werden<br />
Ende Juni auch auf Facebook veröffentlicht.<br />
Dort wird der EISA-Publikumsliebling<br />
gewählt. Dieser erhält 1000 Euro.<br />
EINSENDESCHLUSS NATIONAL:<br />
1. MAI <strong>2021</strong><br />
Alle Beiträge müssen bis zu diesem<br />
Datum eingegangen sein. Der erste,<br />
zweite und dritte Preisträger wird von<br />
der fotoMAGAZIN-Redaktion ermittelt<br />
und in der Juli-Ausgabe von<br />
fotoMAGAZIN veröffentlicht.<br />
Zu gewinnen: 1. Preis: 250 Euro, 2.<br />
Preis: 150 Euro, 3. Preis: 100 Euro.<br />
ENDRUNDE INTERNATIONAL:<br />
JUNI <strong>2021</strong><br />
Alle nationalen Erstplatzierten der 16<br />
teilnehmenden EISA-Mitgliedsstaaten<br />
treten im Finale zur internationalen<br />
Jurierung bei der Hauptversammlung<br />
der EISA im Juni <strong>2021</strong> an.<br />
Die Sieger der Finalrunde werden am<br />
3. September <strong>2021</strong> bei der EISA-<br />
Awards-Gala vorgestellt (sofern die<br />
Umstände dies zulassen).<br />
Die Gewinnerfotos werden in den September- oder Oktober-Ausgaben aller 16 EISA-Fotomagazine<br />
und -Websites veröffentlicht. Wenn es die Umstände erlauben, werden die Gewinner zur<br />
EISA-Preisverleihung am 3. September <strong>2021</strong> in Berlin eingeladen.<br />
Weitere Teilnahmebedingungen unter: www.eisa.eu/maestro und www.<strong>fotomagazin</strong>.de
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