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Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019

Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums

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LITERATUR + KUNST

Buchvorstellung

DE TÒOTEN TANNEN VOM-ME

PÈRGHE LÈMMARLE

aus dem Italienischen übersetzt von E. Sartori

Der Lèmerle ist ein kleiner Berg in der Nähe von Cesuna, berühmt wegen der blutigen

Kämpfe während des Ersten Weltkrieges, vor allem in den Monaten Juni, Juli, August

1916, als die Strafexpedition der österreich-ungarischen Monarchie vom italienischen

Widerstand gestoppt wurde bei einem großen Verlust von Menschenleben. Auf Lèmerle

kämpfte der Leutnant der Infanterie Collino Pansa, der uns das Zeugnis dieses Martyriums

in einem kleinen Gedicht „Die toten Tannen des Lèmerle Berges“ hinterließ.

Ein herzzerreißendes Zeugnis, eine der invensivsten und bedeutendsten Seiten in der

Geschichte des Weltkrieges auf der Hochebene.

Ein Zeugnis, das ein Gebet ist: die Tannen von Lèmerle erheben ihre Astfetzen wie

„stimmlose Schreie“, wie die „Arme des Gefallenen“, wie die „Arme der Kreuze“, wie

„das zerrissene Fleisch der Getöteten“. Es ist ein Gebet aus Worten und Schweigen.

Eher Schweigen. Mit „Ihr seid diejenigen, die nicht reden werden, aber ihr werdet mehr

Dinge mit eurem Schweigen erzählen“ beginnt das Gedicht. Im Rummel der Gedenkund

Festreden, Ansprachen von Jubiläen und Hunderjahrfeiern, sprechen die Tannen

vom Lèmerle mit ihrem Schweigen. Sie laden ein zum Einhalt, zum Erinnern. „Oh Wanderer,

mach Halt auf dem Weg!“. Sie laden ein anzuhalten und sich an den Siegeszug

der feindlichen Truppen entlang des Valdastico Tales, Val Magnaboschi, in Richtung

Zoettl, zu erinnern, wo sie „unter den Sternen unseres Himmels schliefen“. Aber die

feindlichen Truppen haben die Ebene nicht gesehen, „sahen den blendenden Schein

des Meeres nicht“. Die Tannen vom Lèmerle erinnern an jenes „unermessliche Meer

von Schmerzen“, nicht nur der Soldaten, sondern auch der Flüchtlinge, der Holzfäller,

der Hirten ... ein Meer von Schmerz, gesehen „mit Augen religiöser Verwunderung“, wie

das vor 2.000 Jahren“ Geschehene „in der großen Nacht der Erlösung“, jenes Meer von

Schmerzen, das vor 2.000 Jahren die Welt rettete.

Die Erinnerung an Lèmerle wird zur Legende. Nicht um die Wirklichkeit zu idealisieren,

sondern daran zu erinnern, und die Wahrheit zu verewigen jener Tage und Nächte in

den Gräben, in der Kälte, im Regen, inmitten des Wirbels aus Toten und Verletzten ...

Tote und Verletzte die aus nah und fern kamen, von anderen Fronten weggerissen, hier

angehäuft um „Schutzgräben zu bilden“ ... Der Lèmerle Berg, dürr und steinig, wurde so

ein Schützengraben Italiens. „Es stimmt, es stimmt“, wiederholt der Infanterie-Leutnant

Collino Pansa, ein Zeuge dieser Wirklichkeit. Es ist keine erfundene Legende, übertrieben,

wie so viele zur Täuschung geschriebenen Geschichten, zum Herausheben, zum

Verschönern. Hunger- und Dursttage, endloses Leid. Schreie der Verschollenen, „ach,

wie viele, wie viele, wie viele“ ... Ganz jung verschwunden mit einem Röcheln, das eher

als von Fleischesqualen, von Qualen der Seele kam“. Ganz jung verschwunden, begraben

unter kaltem Schnee, mit ihren warmen Lebenserinnerungen, Erinnerungen an

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