Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019

Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums

08.03.2021 Aufrufe

LITERATUR + KUNSTUnd denne hat ar gakhèart khödanviil sünfot, asbìa z böar an viil bèertezgaschèffede:„Dipìndar-mar an ööba, bill-do?“Benne eppazen volla misteerenpremart sondar, töört-sich nètunvòlgan. Eeban-az ich han-michgahòrrt khaif narresch, tausinkhmaildar vèrre von ilchar gahèrbighensaiten und in priigale vom-me tòote,ich han gazooget auzar vom-me mainseekhale an plat karten und an vèdara.Badar denne han-ich gadénkhet az-ichhan galiirnet anlòan de geografìa, zdorgàngane, z ròotan panander und deprècht-reegheln. Sait han-ich khöt mepikkallen an mintzikh müüsot az-ichnèt man dipìndaran. Ar hat gakhèartzo khödan:„Ditzan mööbart nicht. Dipìndar-maran ööba.“Ambrùmme ich han noch nia gahàtdipìndart an ööba, han-ichgamàchet òaz von in zbòandipìndarechen, ba-ich han gamöchtdipìndaran: dez met dar gaslòzzanboen. Ich pin dorstuutzet viil, benne zpikkalle hat-mar intkhöt:„Niet, niet! Ich bill nèt an elefànt inaname boen. An boa ist viil prügalotund an elefànt nöötet zoviil dabàite.Ka miar allez ist viil khlòan. Ich hanmanghel an ööba. Dipìndar-mar anööba.“Asò han-ich dipìndart.„Da wiederholte er ganz leise, und esklang nach einem höchst ernsthaftenAnliegen:„Bitte … zeichne mir ein Schaf …“Wenn etwas Geheimnisvolles einengar zu sehr überwältigt, wagt mankeinen Ungehorsam. So albern mir dastausend Meilen von jeder bewohntenGegend entfernt und in einerlebensgefährlichen Lage auch vorkam:Ich zog ein Blatt Papier und einenFüllfederhalter aus meiner Tasche.Da freilich erinnerte ich mich, dass ichin erster Linie Geographie, Geschichte,Rechnen und Grammatikgelernt hatte, und sagte zu demkleinen Mann, inzwischen schon etwasmürrisch, dass ich nicht zeichnenkönne. Er antwortetenur:„Spielt keine Rolle. Zeichne mir einSchaf.“Da ich noch nie ein Schaf gezeichnethatte, fertigte ich wieder einmal eineder beiden einzigen Zeichnungen,die ich beherrschte – die mit dergeschlossenen Boa. Und ich war völligverdutzt, als der kleine Mann mirentgegnete:„Nein, nein! Ich will keinen Elefantenin einer Boa. Eine Boa ist sehrgefährlich, und ein Elefant nimmt zuviel Platz weg. Bei mir zu Hause istalles ganz klein und eng. Ich braucheein Schaf.Zeichne mir ein Schaf.“Also zeichnete ich.80

LITERATUR + KUNSTAr hat-mar gasècht zùa sichtikh. Dennehat-ar khöt:„Niet! Diisa ist schöön viil siich. Machan andara.“Ich han dipìndart:Er schaute mir aufmerksam zu, bemerktedann aber:„Nein. Das ist schon sehr krank. Machein anderes.“Ich zeichnete:Dar main khsell hat galèchelt süftikhund naachlazzanten:„Du sighest sèlbor ... diisa ist khòonaööba, z ist an bello. Ar hat hörndar ...“Sait han-ich gamàchet nòch andipìndarach.Mein Freund lächelte lieb und vollerNachsicht.„Du siehst wohl selbst … das ist keinSchaf, das ist ein Widder. Es hatHörner …“Also fertigte ich noch eine Zeichnung.81

LITERATUR + KUNST

Und denne hat ar gakhèart khödan

viil sünfot, asbìa z böar an viil bèertez

gaschèffede:

„Dipìndar-mar an ööba, bill-do?“

Benne eppazen volla misteeren

premart sondar, töört-sich nèt

unvòlgan. Eeban-az ich han-mich

gahòrrt khaif narresch, tausinkh

maildar vèrre von ilchar gahèrbighen

saiten und in priigale vom-me tòote,

ich han gazooget auzar vom-me main

seekhale an plat karten und an vèdara.

Badar denne han-ich gadénkhet az-ich

han galiirnet anlòan de geografìa, z

dorgàngane, z ròotan panander und de

prècht-reegheln. Sait han-ich khöt me

pikkallen an mintzikh müüsot az-ich

nèt man dipìndaran. Ar hat gakhèart

zo khödan:

„Ditzan mööbart nicht. Dipìndar-mar

an ööba.“

Ambrùmme ich han noch nia gahàt

dipìndart an ööba, han-ich

gamàchet òaz von in zbòan

dipìndarechen, ba-ich han gamöcht

dipìndaran: dez met dar gaslòzzan

boen. Ich pin dorstuutzet viil, benne z

pikkalle hat-mar intkhöt:

„Niet, niet! Ich bill nèt an elefànt in

aname boen. An boa ist viil prügalot

und an elefànt nöötet zoviil dabàite.

Ka miar allez ist viil khlòan. Ich han

manghel an ööba. Dipìndar-mar an

ööba.“

Asò han-ich dipìndart.

„Da wiederholte er ganz leise, und es

klang nach einem höchst ernsthaften

Anliegen:

„Bitte … zeichne mir ein Schaf …“

Wenn etwas Geheimnisvolles einen

gar zu sehr überwältigt, wagt man

keinen Ungehorsam. So albern mir das

tausend Meilen von jeder bewohnten

Gegend entfernt und in einer

lebensgefährlichen Lage auch vorkam:

Ich zog ein Blatt Papier und einen

Füllfederhalter aus meiner Tasche.

Da freilich erinnerte ich mich, dass ich

in erster Linie Geographie, Geschichte,

Rechnen und Grammatik

gelernt hatte, und sagte zu dem

kleinen Mann, inzwischen schon etwas

mürrisch, dass ich nicht zeichnen

könne. Er antwortete

nur:

„Spielt keine Rolle. Zeichne mir ein

Schaf.“

Da ich noch nie ein Schaf gezeichnet

hatte, fertigte ich wieder einmal eine

der beiden einzigen Zeichnungen,

die ich beherrschte – die mit der

geschlossenen Boa. Und ich war völlig

verdutzt, als der kleine Mann mir

entgegnete:

„Nein, nein! Ich will keinen Elefanten

in einer Boa. Eine Boa ist sehr

gefährlich, und ein Elefant nimmt zu

viel Platz weg. Bei mir zu Hause ist

alles ganz klein und eng. Ich brauche

ein Schaf.

Zeichne mir ein Schaf.“

Also zeichnete ich.

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