Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019
Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums
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AUS DEN SPRACHINSELN
Abb. 7: Primarschule in Florutz. Foto A. Rowley.
Abb. 9: Ortstafel von Florutz. Foto A. Rowley.
Abb. 8: Sparkasse (Ponk) in Florutz. Foto A.
Rowley.
Die Sprachinsel wurde als Minderheit
auch Thema der Politik. Der Eindruck, den
mir meine Gewährsleute in der Mitte der
1970er Jahre vermittelten, war der, dass
sie den hohen Herren in Trient und Pergine
egal waren, und die hohen Herren ihnen
auch. Die Schulen im Tal hatten die geringsten
Erfolge der ganzen Provinz und galten
als Strafversetzung. Ich habe einmal meine
Vermutung veröffentlicht (Rowley 1982a),
dass einigen Eltern damals der schulische
Misserfolg der Kinder als Garant für die
Fortsetzung der herkömmlichen Lebensweise
sogar ganz recht war, eine Strategie der
„Persistenz“ durch Ablehnung der Mehrheitskultur.
Der Wandel setzte schon in den
1970er Jahren ein; durch Landesgesetze
von 1999 und 2008 wird die Minderheit
geschützt und gefördert. Die Politik hat
sich auch mit Erfolg massiv um den Schulbereich
gekümmert. Die zweisprachige
Grundschule in Florutz hat sehr engagierte
Lehrerinnen, unter anderem die
Schwester des Wirts, der mich immer beherbergt.
Ich durfte zweimal mit Münchner
Studenten hospitieren und war wie die
Studenten, meist Lehramtskandidatinnen,
sehr angetan. Auch die Mittelschule in
Pergine bemüht sich um Integration und
Berücksichtigung der Fersentaler Schüler,
etwa mit Projekten zu Sprache und
Kultur des Tals. Ältere Fersentaler in den
1970er Jahren hatten Schwächen, was
das Standarditalienische anging, ja einige
Frauen, die noch die deutsche Schule besucht
hatten, verstanden Schriftitalienisch
kaum, wenn es nicht mit dem Trentinischen
übereinstimmte. Junge Fersentaler
beherrschen heute Italienisch, Trentinisch,
ihre Muttersprache Fersentalerisch
und sogar einigermaßen Schriftdeutsch.
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