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Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019

Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums

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AUS DEN SPRACHINSELN

Abb. 3: Rosa „van Reichen“ Corn. Foto A. Rowley

tät Verona, Giuliana

Sellan, hielt sich damals

ebenfalls oft zu

Feldarbeiten im Tal auf,

und wir tauschten uns

rege aus 1 , zunächst auf

Französisch – sie war

Levi-Strauss-Schülerin

–, dann traute ich mich

immer mehr auf Italienisch.

Allerdings versuche

ich bis heute, wenn

ich im Fersental bin,

immer den Eindruck zu

vermitteln, dass ich Italienisch

nicht verstehe

und dass man sich mit

mir auf Fersentalerisch

unterhalten muss.

Gemeinsame Aufnahmen

mit Sellan

brachten mir eine Menge

weiterer Gewährsleute,

insbesondere Rosa

Corn, die Sprecherin meiner Phonai-Aufnahme.

Inzwischen konnte ich einigermaßen

selbst Fersentalerisch radebrechen und

übte viel mit alten Bäuerinnen. Meine Masterarbeit

war eine Grammatik mit Textanhang

– wieder mit Schallaufnahmen, aber

mit anderen als in der Zulassungsarbeit –

und philologisch kommentierter Transkription.

Ich war mit einem UHER-Aufzeichnungsgerät

der Universität Regensburg unterwegs,

damals das Modernste vom Modernen, das

allerdings nicht leicht war, vor allem nicht,

wenn man es zum Hof der Gewährsperson

steil bergan tragen musste.

Akademisch folgerichtig war mein nächstes

Projekt die Dissertation, ebenfalls über

das Fersentalerische. Diese begann ich

bei Klaus Matzel in Regensburg und wechselte

1978 zu Robert Hinderling, als er an

der neu gegründeten Universität Bayreuth

die Professur für deutsche Sprachwissenschaft

bekam und mich

als Assistenten mitnahm.

Inzwischen hatte ich einige

Aufnahmeerfahrung und

konnte Tonaufzeichnungen

von relativ hoher Qualität

für das Deutsche Spracharchiv

(damals in Bonn,

heute im Instutitut für

Deutsche Sprache, Mannheim)

machen.

Die Dissertation (Rowley

1986) erschien in der

Publikationsreihe „Phonai.

Lautbibliothek der europäischen

Sprachen und

Mundarten“ und beinhaltet

eine soziolinguistische Einführung,

eine ausführliche

deskriptive Grammatik

(Phonetik, Phonologie und

Morphologie) mit historischer

Komponente sowie die

Bearbeitung zweier Tonaufnahmen

– IPA-Transkripte und Kommentare.

Das war meiner Meinung nach linguistische

Sprachinselforschung lange, bevor

Peter Maitz (2017, 117) sie erkennen kann,

und ich war sicher nicht der einzige, ich

nenne nur den Walserforscher Peter Zürrer

(1975, 1982). Für die Dissertation hatte ich

alle Lexeme, die ich je erhoben hatte, auf

kleine Karteikarten herausgeschrieben, zunächst

nach Wortarten und Flexionsklassen

sortiert, aber eine Umsortierung bot mir die

Grundlage für ein alphabetisch geordnetes

Wörterbuch (Rowley 1982b). Das Wörterbuch

veranlasste mich zu meinem ersten

längeren Dienstaufenthalt in Wien, wo

ich aus der Kartei und der Bibliothek des

„Wörterbuchs der bairischen Mundarten

in Österreich“ schöpfen durfte und dessen

neue junge Mannschaft näher kennenlernte.

Krönender Abschluss dieser Phase

war eine von der Autonomen Provinz Trient

organisierte Fachtagung über das Fersental

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