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Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019

Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums

Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums

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50 jahre

CIMBERN-KURATORIUM

BAYERN

Schutzgebühr 5,80 EUR

CIMBERNLAND

MAGAZIN ÜBER ZIMBRISCHE SPRACHINSELN IN ITALIEN. IHRE GESCHICHTE, GEGENWART & ZUKUNFT.

Cimbern-Kuratorium Bayern e. V. // Curatorium Cimbricum Bavarense // Jahrgang 2017-19


INHALTE


INHALTE

Inhaltsverzeichnis 03

In memoriam 04-05

EDITORIAL ... Jakob Oßner 06-07

KULTURREISEN INS CIMBERNLAND

Karnische Sprachinsel und Triest, 2017 08-12

XIII Gemeinden mit Besuch der Oper in Verona, Sommer 2018 14-19

Fersental, Marostica, Roana und Lusérn, Herbst 2018 20-31

SPRACHWISSENSCHAFT

Fachausdrücke der Sprachkunde auf Zimbrisch (7C) ... Dr. Remigius Geiser 34-43

VHS-Sprachkurs Zimbrisch 44-45

Vorstellung aktueller Bachelor- und Zulassungsarbeiten 46-47

AUS DEN SPRACHINSELN

Neues Sprachrohr der Sprachinseln ... Zeitungsbericht 48

Die Walser von Bosco Gurin ... Zeitungsbericht 49

„Robaan“ / „Roana“ - ital.-zimbr.. Gedicht ... Sergio Bonato Khuntz / übersetzt von R. Geiser 50-51

45 Jahre Sprachinselverein Wien - Meine Arbeit im Fersental ... Vortrag Prof. Anthony Rowley 52-61

„Trink Bain, trink“, populäres zimbrisches Trinklied ... Simeone Domenico Frigo 62-63

Am Laimbach lebt zimbrische Sprache auf ... Zeitungsbericht 64

IMPRESSUM 65

VERANSTALTUNGEN

Pflege von Dialekt und Sprachforschung - Veranstaltung des bayerischen

Cimbernkuratoriums und der Johann Andreas Schmellergesellschaft

67-68

2. Dialektforum in Holzhausen 68

40 Jahre Partnerschaft Roana-Velden (Pressebericht) + Jahreshauptversammlung 2017 69

Erzbischof Georg Gänswein im Auftrag des emer. Papstes Benedikt XVI in Roana 70-71

Nachmittagstreff in Untervilslern - Bilder und Videos zu Sprachinselfahrten 2018 72-73

LITERATUR + KUNST

„Der kleine Prinz“, zimbrische Übersetzung ... Hans Geiselbrechtinger, Stefan Duschl 74-83

„Zu Tisch bei den Sprachinseln“, Buchvorstellung ... Wolftraud Schreiber 84-85

„Die tòoten Tannen vom-me Pèrghe Lèmerle“, Vorstellung ... Raimondo Collino Pansa 86-87

Holz und Feuer ... Kunst von Marco Martalar aus Mezzaselva 88-89

Kreuz-Kunst ... Elisabeth Cramer-Guggemos aus Velden-Eberspoint 90-91

Vergleichswörterbuch der zimbrischen Sprache und andere Handschriften

des Agostino dal Pozzo ... Vorwort in Zimbrisch, Italienisch und Deutsch von Remigius Geiser

92-93

Dar Vangele ‚ me Matteo / Il vangelo Secondo Matteo

94-99

Matthäus-Evangelium in Zimbrisch/Italienisch (Auszüge) ... Gianni Vescovi Vischofar

50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM 100

Geburtstagsgruß ... Illustration von Franziska Berger (9 J.) 101

Fotostrecke ... zusammengestellt von Heike Arnold 102-103

Grußwort des Schirmherrn Bernd Sibler, Bayer. Staatsminister für Wissenschaft und Kunst 104-105

Auszüge aus der Vereinsgeschichte ...zusammengestellt von Heike Arnold 106-121

KURATORIUM 122

Aktuelle Vorstandschaft 123

Geburtstage, Ehrungen, Ausblick 124-126

Beitrittserklärung 127

Programm zur Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Cimbern-Kuratorium Bayern e. V.“ 128-131

3


IN MEMORIAM

Wir denken in Dankbarkeit an

Ehrenmitglied

Herrn Prof. Dr.

Helmut Humbach

+ 03.04.2017 in Mainz

Frau

Lucia Nicolussi-Castellan

+ 2018 im Alter von 65 Jahren in Lusérn

4


An meinem Grabe

Da steht ihr nun, wollt mich betrauern,

ihr glaubt, dass ich hier unten bin:

ihr mögt vielleicht zunächst erschauern -

doch schaut einmal genauer hin.

Ich bin nicht hier - wie ihr vermutet, mein

Körper mag hier unten sein,

doch während die Musik noch tutet, bin

ich schon lang nicht mehr allein.

Seht ihr die Blätter dort im Wind? Es sind

sehr viele - sicherlich -

doch achtet drauf wie schön sie sind; und

eins der Blätter - das bin ich.

Seht die Wolken am Himmel ziehen,

schaut ihnen zu und denkt an mich,

das Leben war doch nur geliehen, und eine

Wolke - das bin ich.

Die Schmetterlinge auf der Wiese, perfekt

erschaffen - meisterlich,

ich bin so fröhlich grad wie diese, und

einer davon - das bin ich.

Die Wellen, die vom Bach getragen, erinnern

sie vielleicht an mich?

Ihr müsst nicht lange danach fragen: denn

eine Welle - das bin ich!

Blumen erblühen in all ihrer Pracht, die

Rose und selbst der Wegerich,

und alle sind für euch gemacht, und eine

Blume - das bin ich.

Ich möchte nicht, dass ihr jetzt trauert, für

mich wär das ganz fürchterlich.

Tut Dinge, die ihr nie bedauert: Denn Eure

Freude - das bin ich!

Heinz Rickal

5


CIM

BERN

LAND


EDITORIAL

50 JAHRE IM DIENSTE

HISTORISCHER

SPRACHKULTUREN

Jakob Oßner, Vorstandsvorsitzender seit 2013

Liebe (Ehren)-Mitglieder und Freunde des

Bayerischen Cimbern-Kuratoriums,

unser neues „Cimbernland“-Magazin steht bereits im Zeichen unseres

50-jährigen Jubiläums, das am 07./08. September 2019 in Velden stattfinden

wird. Im Frühsommer wird es dazu noch eine Jubiläumsfestschrift geben. Ich

lade Sie alle jedoch schon jetzt herzlich zu diesem für uns bedeutenden Ereignis

ein. Unter anderem werden renommierte Sprach-und Geschichtswissenschaftler

dem Ursprung der zimbrischen Sprache nachspüren, die der bairischen

sehr ähnelt. Das umfangreiche Festprogramm finden Sie auf S. 121.

Seit der letzten Veröffentlichung unseres „Cimbernland“ hat sich im Verein sehr

viel getan. Wir haben wieder Mitglieder gewonnen und drei Jahresfahrten in die

Sprachinseln unternommen (S. 08-31). Unsere Homepage entwickelt sich sehr

gut; insbesondere das „Digitale Wörterbuch“ von Hugo F. Resch wird gerne und

häufig genutzt.

Die begrüßungswerte Renaissance von Dialekt und Mundart kommt auch uns

zugute. So konnten wir 2018 unter der Leitung von Dr. Remigius Geiser einen

ersten „Zimbrisch-Sprachkurs“ an der VHS Vilsbiburg erfolgreich abschließen (S.

44-45). Beabsichtigt ist, weitere folgen zu lassen. Kontakte pflegen wir deshalb

auch mit den Vereinen für Bairische Sprache und Dialekte sowie der Schmellergesellschaft.

Besonderen Dank möchte ich allen Vorstandsmitgliedern aussprechen. Es ist

mir eine Freude und Ehre, mit Ihnen/Euch allen so vertrauensvoll und konstruktiv

zusammenarbeiten zu dürfen. Alle, aber besonders unsere Wissenschaftler,

haben großen Anteil am Erfolg des Cimbern-Kuratoriums.

Mit einem herzlichen Vergelt‘s- und Vorbais-Gott danke ich abschließend

allen Mitgliedern, die uns rege unterstützen und treu begleiten.

Herzlich, Ihr

7


REISEBERICHT

Sappada begrüßt Besucher mit blumengeschmückten, historischen Häusern

GESCHICHTLICHE ZEITREISE

Kuratoriumsfahrt 2017 führte in die Karnischen Sprachinseln

Von Velden über Landshut, München und die Brennerautobahn, Brixen und das

Pustertal, Bruneck, Innichen, Sexten und über den Kreuzbergpass führte

die Jahresfahrt des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums zum ersten

Aufenthalt nach Plodn (Sappada) in der Provinz Belluno.

Bereits im Bus kündigte Vorsitzender Jakob Oßner an, dass die Jahresfahrt in die karnischen

Sprachinseln eine besondere geschichtliche Zeitreise in die Vergangenheit von Baiern,

bairischen Einwanderern und Österreichern der Habsburger Monarchie werden würde.

Denn mit Dr. Reinhard Bauer und Dr. Jörg Ruthrof seien zwei hochkarätige Geschichtsforscher

an Bord, welche die Fahrt bereits bei der Hinreise fachkundig kommentieren würden.

Für die Vorbereitungen der Reise dankte Oßner seiner Stellvertreterin Christine Fischer.

In Plodn, der ersten Station der Reise, wurde die 50-köpfige Reisegruppe von Max Pachner,

dem Koordinator der 15 deutschen Sprachinseln in Oberitalien empfangen. Nach einem

schmackhaften gemeinsamen Mittagessen und den Tanzeinlagen mit Schuhplattlern und

Sternpolka der „Holzhockar“ brach die Reisegruppe zur Besichtigung des malerischen Ortes

auf. Max Pachner erklärte in Bairisch ähnlichem, plodnerischen Dialekt die Geschichte des

Ortes nahe der Piave-Quelle.

8


REISEBERICHT

Am zweiten Tag stand der Besuch der fast 1400 Meter hoch gelegenen und 400 Einwohner

zählenden Gemeinde Zahre (Sauris) auf dem Programm. Dass es

dort eine hochmoderne Firma mit Schinkenproduktion gibt, überraschte

die Gäste.

Am Nachmittag wurde Tischlbong angesteuert. Der Ort liegt auf 820

Meter Höhe am Tal des Flusses Büt in Karnien. Die Besiedlung erfolgte

vom Gailtal und von Wissensee her in zwei Phasen, die erste um 1000,

die zweite gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Von daher rührt auch die

enge Verwandtschaft mit der südbairischen und kärntnerischen Sprache.

Der Auftritt der Brauchtumsgruppe „Da Jutalan“ war ein weiterer kultureller Höhepunkt.

Der nach dem zweiten Weltkrieg von den Dorfbewohnern in Eigenleistung erbaute großartige

Dom zeugt von einer tiefen religiösen Tradition.

Sauris di Sotto / Zahre

Plodn/Sappada, Auftritt der „Holzhackar“

Führung durch die Schinkenproduktion in Sauris

Dom von Tischlbong/Timau

9


REISEBERICHT

FAHRT NACH TRIEST

Am dritten Besuchstag stand die Stadtrundfahrt mit Führung der malerischen Habsburger

Hafenstadt Triest mit San Giusto sowie die Besichtigung des Parks von Erzherzog Maximilian

auf dem Programm. Mit einer Fremdenführerin ging es zunächst mit dem Bus durch

die historische Altstadt (Habsburgerstadt), danach wurde Trist individuell erkundet.

10


REISEBERICHT

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REISEBERICHT

Rückreise über

ERDBEBENGEBIET

IM FRIAUL

Auf der Rückreise nach Deutschland stand ein Zwischenstopp zur Besichtigung der

friaulischen Gemeinden Gemona und Venzone auf dem Programm.

(...) Am 6. Mai 1976 wurde Friaul, das in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt, von

einem schweren Erdbeben heimgesucht, dessen Epizentrum in der Nähe von Gemona

gelegen war. Es erreichte einen Wert von 6,5 auf der Richterskala und es starben

965 Menschen. Gemona und die Nachbargemeinden Venzone und Osoppo wurden

schwer zerstört. Vom berühmten Dom Santa Maria Assunta (Heilige Maria Himmelfahrt)

stürzte das rechte Seitenschiff und der Campanile ein. Mittlerweile wurde alles

so gut wie möglich wieder aufgebaut, auch der Campanile (Glockenturm). Im Dom

stehen seit dem Erdbeben die Säulen etwas schief. (...) Quelle: Wikipedia

Unsere Reisegruppe vor dem Dom Maria Himmelfahrt in Gemona, Foto: Josef Huber

12

Foto rechts: Front des Doms Mariä Himmelfahrt in Gemona,

Stadtgemeinde Gemona, Provinz Udine, Friaul, Italien,

© Johann Jaritz, Bildnachweis siehe Impressum



REISEBERICHT


REISEBERICHT

EIN SOMMERMÄRCHEN

Fahrt zu den XIII Gemeinden mit Besuch der Oper in Verona

Die erste Jahresfahrt des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums

führte im Sommer 2018 in

die 13 Gemeinden der Veroneser Alpen. Alle

Teilnehmer der Fahrt waren sich einig: das

war eine ganz besonders einzigartige musikalische

Zeitreise, bot sie doch bereits einen

Vorgeschmack auf das 50-jährige Gründungsjubiläum

im nächsten Jahr

Bericht von Jakob Oßner

Ein volles, aber abwechslungsreiches Kulturprogramm

hatten die Teilnehmer der ersten

Cimbernfahrt zu bewältigen. War die Busabfahrt

in Velden und in den Zustiegsorten in

Landshut und München noch vom regnerischen

Wetter begleitet, so gab es weit unterhalb

des Brenners ein herrliches sommerliches

Reisewetter. Cimbernvorsitzender Jakob

Oßner freute sich, unter den 45 bestens gelaunten

Reiseteilnehmern auch die 1. Bürgermeisterin

von Wurmsham Maria Neudecker

und die Altbürgermeister Hans Tiefenbeck,

Robert Maier und Josef Nagl sowie die Veldener

Gemeinderätin Diana Reichvilser und

die frühere Gemeinderatskollegin Elisabeth

Fuchshuber begrüßen zu können. Der besondere

Gruß galt auch stv. Vorsitzender Christine

Fischer, der Tochter von Hugo Resch.

Nach vier Stunden Fahrt wurde die Brotzeit

als Frühstückspause an der Autobahn trotz

noch vorhandenem Nieselregen als besonders

schmackhaft empfunden. Pünktlich gegen

12.00 Uhr erreichte man die mittelalterliche

Bischofsstadt Brixen.

Dr. Hugo Valentin, ein Ladiner, wartete bereits

mit Anneliese und Josef Mertlbauer

auf die Besucher aus Bayern. Der Südtiroler

erläuterte gekonnt in einer Zeitreise

die Geschichte Tirols und führte die interessierten

Besucher durch die älteste Stadt

Tirols und in den herrlichen barocken Dom

Maria Himmelfahrt. Der Domkreuzgang

beinhaltet das größte Denkmal alpenländischer

Wandmalerei.

Nach dem üppigen Mittagessen ging es

auf der Autobahn weiter Richtung Verona

und hinein ins Illasital der 13 zimbrischen

Gemeinden.

Im Sporthotel von Illasi, der Partnergemeinde

von Wörth, wurde für drei Nächte

Quartier bezogen. Bürgermeister Paolo

Tertuli ließ es sich nicht nehmen, die bayerischen

Freunde persönlich zu begrüßen.

Vorsitzender Jakob Oßner dankte Bürgermeister

Tertuli, aber vor allem Anneliese

und Josef Mertlbauer, welche die Gemeindepartnerschaft

mit Adlkofen mitbegründeten

und die heurige Cimbernreise mit

vorbereiteten.

Bereits am ersten Abend war der Auftritt

des erstklassigen Partnerchors von

Wurmsham „Tre Torri“ aus dem Nachbarort

Tregnago im Sporthotel ein musikalischer

Leckerbissen. Mit Josef und Hans

Tiefenbeck und Bürgermeisterin Neudecker

vereinbarte Jakob Oßner den Besuch

des Chores in der VG Velden zum 50-jährigen

Jubiläum des Cimbern-Kuratoriums im

Jahre 2019.

15


REISEBERICHT

Park der Villa Sagramoso in Badia Calavena

Auch am zweiten Besuchstag führte die Fahrt zunächst ins Rathaus von Selva di Progno,

wo die bayerische Besuchergruppe von Bürgermeister Aldo Gugole und zweiter Bürgermeisterin

Elisabetha Belloso mit herzlichen Worten der Freundschaft und dem Wunsche

auf weiterhin gute Partnerschaft begrüßt wurden. Jakob Oßner erwiderte mit der Einladung

nach Velden. Der letzte befahrbare Ort im Illasital ist Giazza, (zimbrisch Ljetzan)

und beherbergt das Veroneser Cimbernmuseum mit vielen Gebrauchsgegenständen aus

früheren Jahrhunderten. Museumsleiter Vito Massolongo führte fachmännisch durch die

Ausstellung.

Nach dem Mittagessen im „Casa Mia“ in Badia Calavena und der Besichtigung der

technisch bestens ausgerüsteten Olivenölmühle „Bonamini“ in Illasi, wo auch die Einkaufsmöglichkeit

gut genutzt wurde, ging es zurück ins Sporthotel, um sich für das Abendkonzert

mit drei erstklassigen Chören im Park der Villa Sagramoso frisch zu machen.

Auch hier erhielten die Ohren der Besucher bis zur Mitternacht durch die Chöre „Piccole

Dolomiti“, „Stella Alpina“ und „Maddalene“ ein Konzert vom Feinsten. Danach wurde mit

den Chören im Besucherzelt noch lange gefeiert.

16


REISEBERICHT

17


REISEBERICHT

AIDA in VERONA

Bereits zum Kirchenzug mit den örtlichen Böllerschützen (Pistonieri) und weiteren Trachtlergruppen

aus der Umgebung wurden die „bayerischen Cimbern“ in Badia Calavena empfangen.

Elisabeth Fuchshuber verlas in der Kirche das Markus-Evangelium. Dem anwesenden

Altbürgermeister Georg Rauchenberger aus Benediktbeuern wurde in einem Festakt eine besondere

Ehrung zuteil für seine Verdienste um die zimbrische Freundschaft zwischen den 13

Gemeinden und Bendiktbeuern, aus dessen Kloster die ersten, zumindest namentlich festgehaltenen,

Aussiedler aus Bayern im Jahre 1048 n. Chr. kamen. Bürgermeister Emanuele

Anselmi, Vito Massolongo und Jakob Oßner beglückwünschten den Geehrten und freuten

sich auf ein Wiedersehen in Velden zum Jubiläum im nächsten Jahr. Jakob Oßner überbrachte

auch das Geschenk für den aus gesundheitlichen Gründen an der Reise kurzfristig verhinderten

Altbürgermeister Franz Gallecker für Bürgermeister Anselmi mit Worten des Dankes für

die Einladung zum 30-jährigen Bestehen des Veroneser Cimbernkuratoriums. Jugendliche

Gruppen bewirteten gut gelaunt die Gäste im Kindergarten von Badia Calavena und freuten

sich über die großzügige Geldspende der bayerischen Besucher.

In festlicher Abendgarderobe wurde nach der Rückkehr im nahen Sporthotel von Illasi die

kurze Fahrt nach Verona zur Arena angetreten. Die neue Inszenierung der Oper „Aida“ von

Guiseppe Verdi begeisterte die 20 000 Zuschauer und bleibt für alle Fahrtteilnehmer ein unvergessliches

Erlebnis. Auch nach der Uraufführung in Kairo im Jahre 1871 ist „Aida“ noch

immer ein Besuchermagnet insbesondere vor der imposanten Kulisse in der Arena.

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REISEBERICHT

Bei der Heimreise am Montag gab es mittags bei der Familie Zeni in San Michele bei

Trient, einem langjährigen Mitglied des Bayerischen Cimbernkuratoriums, Einkehr.

Nicht nur die vortreffliche Küche der Gastwirtsfamilie erfreute die bayerischen Gäste

sondern auch die gekonnten musikalischen Einlagen des Wirts auf seiner Ziach.

19


REISEBERICHT

KUL-TOUR PUR

Herbstreise 2018 mit landschaftlicher und kultureller Vielfalt

Viel zu sehen und zu hören gab es für die 40 Teilnehmer des

Cimbern-Kuratoriums auf der dreitägigen Kulturfahrt ins

italienische Fersental und nach Lusérn in der Provinz Trient

Bericht von Jakob Oßner

Denn dieses Mal lag der Schwerpunkt in der Besichtigung der vorbildlich geführten Heimatmuseen

von Palai im Fersental und Lusern im Trentino. Immer sehenswert ist das Cimbernmuseum

in Roana mit der umfangreichen zimbrischen Büchersammlung von Prof. Dr.

Sergio Bonato. Auch die detailliert angeordnete Bildergalerie, welche die bäuerlich geprägte

Geschichte und Kultur der vergangenen Jahrhunderte auf der Hochebene von Asiago und

Roana widerspiegelt, beeindruckte die Besucher aus Bayern ebenso wie die gut sortierten

Arbeitsgeräte von Handwerk und Landwirtschaft im oberen Stockwerk des Museums.

Jakob Oßner, Vorsitzender des Cimbern-Kuratoriums, versprach bei der Hinfahrt nicht zu

viel, als er Italien als ganz besonderen Kulturstaat in Europa mit vorbildlich geführten Heimatmuseen

vorstellte. Das Kulturinstitut in Palai im Fersental zeigt z. Zt. in einer bemerkenswerten

Sonderausstellung die früheren bäuerlichen und handwerklichen Arbeiten im

Tal, und Leo Toller der Leiter des Museums konnte vom 20-jährigen Jubiläum des Filzerhofes

als Museum berichten.

20


REISEBERICHT

Ein Teil der Reisegruppe auf dem Balkon des historischen „Filzerhofs“ in Palai im Fersental

21


REISEBERICHT

Der Filzerhof

22


REISEBERICHT

Die Besucher bestaunten die sorgfältige Restaurierung dieses großen Bauernhauses

aus dem 15. Jahrhundert, das typisch ist für das Tal, in dem die deutschsprachige

Gemeinschaft der Mocheni lebte. Der Hof stammt nämlich aus der Zeit der

Besiedelung des Fersentales mit der Ankunft deutschsprachiger bairischer Auswanderer

ab dem 13. Jahrhundert n. Chr.

23



REISEBERICHT

Wiedersehen in

Lusern

Luigi Nicolussi Castellan, Altbürgermeister

von Lusern, schilderte der

Reisegruppe des Cimbern-Kuratoriums

die Geschichte des Dorfes

Lusern, dessen Einwohner während

des 1. Weltkrieges ganz fürchterlich

zu leiden hatten. Lusern war einer

der Kriegsschauplätze, weshalb die

Geschichte außerordentlich umfangreich

mit Schautafeln und Bildmaterial

dokumentiert ist.

Die Sonderausstellung über die heimische

Tierwelt (Rückkehr der Wölfe)

im immer wieder sehenswerten

Museum von Lusern beeindruckte

und begeisterte alle Mitgereisten.

25


REISEBERICHT

Ein Höhepunkt der Cimbernfahrt

war der Besuch des

Schachspieles mit Lebendfiguren

in der malerischen

Kleinstadt Marostica bei Vicenza.

In der von Arkaden umgebenen

Piazza mitten im Ortszentrum

wurde am Sonntagabend

vor 5000 Zuschauern

und 1500 mittelalterlich

kostümierten Mitspielern aus

Reitern, Fußvolk und Gauklern

die legendäre Geschichte

des Schachspiels aus dem

Jahre 1454 nachgespielt.

Damals gehörte Marostica

noch zur Serenissima Repubblica

di San Marco (venezianische

Seerepublik). Der Gouverneur

wollte nicht, dass

sich zwei junge Männer, die

um die Gunst seiner schönen

Tochter anhielten, duellieren

und so ordnete er an, dass

beide Kontrahenten in einem

Schachspiel mit lebenden Figuren

um die Hand von Lionora

spielen.

26


REISEBERICHT

27


28


REISEBERICHT

P O E S I E M

A G I E L E I

D E N S C H A F

T M A C H T

S T R A T E G I

E K A M P F

R E I C H T U M

I N T R I G E

Und was siegte am Ende? Die ...

L

29


REISEBERICHT

Roana - Robaan

30

Teil der Reisegruppe vor dem Kulturinstitut in Roana

Foto: Herr v. Walter


REISEBERICHT

Gedenkfeier am

Hugo-Resch-Denkmal

in Roana

Rede des stv. Landrats Alfons Satzl

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

verehrte Ehrengäste, liebe Freunde,

auch der Landkreis Landshut erinnert sich gerne zurück

an die Zeit vor 40 Jahren, als am 27. Juni 1978 eine Patenschaft

meines Landkreises Landshut, unter Federführung

des damaligen Landrates Hans Geiselbrechtinger und Präsidenten

Bartolomeo Garzia mit der Provinz Vicenza und

den 7 Gemeinden der Hochebene von Asiago geschlossen

wurde.

Diese zurückliegende Zeit war gekennzeichnet von vielen

gegenseitigen freundschaftlichen Besuchen insbesondere

der partnerschaftlich verbundenen Gemeinden von

Roana und Velden. Im Jahre 2016 wurde hier in Roana der

Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Partnergemeinden

erneuert. Ein herzlicher Dank gilt dabei Bürgermeister Valentino

Frigo und Prof. Sergio Bonato.

Auch ich möchte im Namen des Landkreises Landshut

und darf im Auftrage unseres Landrates Peter Dreier den

Wunsch nach Fortführung unserer gemeinsamen freundschaftlichen

Beziehungen erneuern, um fortzufahren in

unserem erfolgreichen Bemühen, unsere gemeinsamen

kulturellen Werte in Frieden und in Freiheit in Europa zu sichern

und gemeinsame Tage des Glückes zwischen unseren

Kommunen aufzubauen.

Gerne unterstützen wir die Kulturarbeit des Bayerischen

Cimbern-Kuratoriums mit Jakob Oßner an der Spitze und

ich hoffe sehr, dass wir uns im nächsten Jahr, genau um

diese Zeit, in Velden zum 50-jährigen Bestehen des Kuratoriums

in Velden sehen werden.

Danke, Grazie

Alfons Satzl, stv. Landrat, Lkrs- Landshut

Samstag, 09.09.18

31


W


SPRACH

WISSEN

SCHAFT


34

SPRACHWISSENSCHAFT


SPRACHWISSENSCHAFT

Die Fach-Ausdrücke der Sprachkunde auf Zimbrisch (7C)

Remigius Geiser

Moderner Sprachunterricht verwendet die zu erlernende Sprache bereits ab der ersten Lektion als

Unterrichtssprache. So spricht also z.B. der Englischlehrer bereits in der ersten Englischstunde mit

den Schülern Englisch und erklärt ihnen auch die englische Grammatik auf Englisch. Dazu benutzt

er selbstverständlich auch das englische Vokabular für grammatikalische Fachausdrücke wie „noun,

vowel, past tense ...“ etc.

Für das Zimbrische der 13 Gemeinden hat bereits 1942 Bruno SCHWEIZER zusammen mit Giuseppe

CAPPELLETTI in dem bekannten Lehrbuch „Tautsch. Puoch tze Lirnan Reidan un Scraiban iz Gareida

on Ljetzan“ auf den Seiten 60 bis 63 ein solches Fach-Vokabular zusammengestellt.

Für das Zimbrische der Sieben Gemeinden fehlt ein solcher Spezialwortschatz bis heute weitgehend.

Der Autor hat daher in den vergangenen zehn Jahren für die stets zimbrisch geführten täglichen Diskussionen

in der Facebook-Gruppe „Zimbar-Gaprècht dar Siban Komàüne“ ein solches Vokabular nach

und nach entwickelt. Von Oliver BAUMANN wurde es zu diesem Zweck ins Internet-Portal „Tor zum

Land der Zimbern“ eingestellt. Im „Grundkurs in klassischem Zimbrisch“ des Cimbern-Kuratoriums

Bayern e.V., der vom 20. Januar bis 21. April 2018 an der Volkshochschule in Vilsbiburg stattfand, wurde

es zum ersten Mal im praktischen Unterricht verwendet.

Die Quellenangaben sind größtenteils durch Siglen mit angeschlossener Seitenangabe abgekürzt. Die

Angabe „m161“ bedeutet also beispielsweise, dass der betreffende Fachausdruck auf Seite 161 des

Wörterbuches von MARTALAR 1974 zu finden ist. Ist ein Sigel in Klammern gesetzt, dann bedeutet

das, dass der betreffende Fachausdruck nicht in der angegebenen Form in diesem Quellenwerk zu finden

ist, sondern von den dortigen Angaben abgeleitet wurde. Dies trifft insbesondere auf die sehr häufige

Quellenangabe „(sc6.)“ zu, welche sich auf die obige Publikation von SCHWEIZER 1942 bezieht. Da

diese im Tautsch der 13 Gemeinden abgefasst ist, mussten die dortigen Einträge per Analogieverfahren

ins klassische Zimbrisch der Sieben Gemeinden übertragen werden.

Das gesamte Vokabular ist hier alphabetisch nach der schriftdeutschen Spalte sortiert. Eine Sortierung

nach der italienischen Spalte findet man im „Tor zum Land der Zimbern“:

http://zimbern.land/terminologia linguistica cimbrica (ordo italicus).pdf

Von diesem „Tor zum Land der Zimbern“ können auch die meisten der angeführten Quellenwerke gratis

heruntergeladen werden.

35


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

nominativo, caso primo 1. Fall, Nominativ èerste gaschìcht f s227

preterito

1. Vergangenheit, Präteritum

èerste dorgàngane zait f

genetivo, caso secondo 2. Fall, Genitiv zbeente gaschìcht f s227

m209

passato prossimo 2. Vergangenheit, Perfekt zbeente dorgàngane zait f m209

dativo, caso terzo 3. Fall, Dativ draite gaschìcht f s227

trapassato prossimo 3. Vergangenheit, Plusquamperfekt

draite dorgàngane zait f m209

accusativo, caso quarto 4. Fall, Akkusativ viirte gaschìcht f s227

apofonesi Ablaut vortàuschana vokaal f vw686, r260-204, m246,

r040-128

accento acuto Accentus Acutus spitzigotz hettalle n m149, m225, luc16-17

accento grave Accentus Gravis sbèerez hettalle n m149, m210, luc16,17

avverbio Adverb sèlbor-boart n m248, m112, (sc61)

attivo Aktiv, Tätigkeitsform pruttiga reede f vw428, vw441

accentazione Akzentzeichen hettalle m149, luc16-17

antico alto-tedesco (aggettivo)

althochdeutsch alt-hòoghe-taütz r093-019

antico alto-tedesco (sostantivo)

Althochdeutsch alta hòoga taütza zunga f r093-019

suono iniziale Anlaut vraana littara f m118, m171, r150-180

indurimento iniziale Anlautverhärtung dorheertonghe dar vraan vw158, (r150-180)

littarn f

articolare artikulieren spillan r246-094

attributo Attribut vòlgar m r040-227

suono finale Auslaut lesta littara f m17, m171, r148-244,

r150-180

indurimento finale Auslautverhärtung dorheertonghe dar lesten vw158, (r148-244)

littarn f

interiezione Ausruf, Interjektion böökh m vw108, s174

pronuncia Aussprache galàüt n m138, r152-116

pronunciare aussprechen auzprechtan pw1308

36

bavarese bairisch bavarees (vw91, s171)


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

significato Bedeutung gamòonanz n (m179), (sc60)

imperativo Befehlsform, Imperativ gapoot-baisa f m141, s218, r011-160

determinato bestimmt auzgamerchan vw71, s169

elemento determinante Bestimmungswort mèrchar m vw344

accento Betonung, Akzent stòaz m m229, vw563

congiunzione Bindewort, Konjunktion pinte-boart n (m193), m112, (sc61)

lettera Buchstabe littara f m246, r150-180

caso obliquo Casus obliquus hanganta gaschìcht f r067-075, s227

pronome dimostrativo Demonstrativpronomen zòoghe-vikaar m m69, r035-141

dialetto Dialekt, Mundart hòam-zunga f r096-017

diminutivo

Diminutivum, Verkleinerungsform

khlöönekhot f vw288, s199, r130-034

dittongo Diphthong, Zwielaut gatòpsana vokaal f s240, m246

duale Dual zbindelkhot f r266-060

aggettivo Eigenschaftswort, Adjektiv zua-naamo m (m232), m182, (sc61)

intrus(iv)o eingefügt inn-gaschiipan vw253, r239-073

singolare Einzahl anlòonekhot f vw035

desinenza Endung oart n m186

uso enclitico Enklise aanhanghe f vw041

usato encliticamente enklitisch gahàngan (m147)

parola enclitica enklitische Partikel aanhangach n r067-081

caso Fall, Kasus gaschìcht f s227

morfologia Formenlehre pükh-reeghel f (vw429, vw442, sc60)

pronome interrogativo Fragewort voorse-boart n (m115), m112, (sc61)

pronome Fürwort, Pronomen vikaar m r035-141

presente Gegenwart, Präsens vorhànt n r042-034

37


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

morfologia Formenlehre pükh-reeghel f (vw429, vw442, sc60)

pronome interrogativo Fragewort voorse-boart n (m115), m112, (sc61)

pronome Fürwort, Pronomen vikaar m r035-141

presente Gegenwart, Präsens vorhànt n r042-034

generi di coniugazione Genera verbi, Konjugationsklassen

nuijen dar vèrben f vw385, m245

gerundio Gerund stant ane zait m vw554 (sc63)

genere Geschlecht zookh m s182, vw723, r268-092

articolo Geschlechtswort, Artikel pükh-boart n vw429, m112, (sc61)

grammatica Grammatik, Sprachbuch reede-puch n vw441, m199, (sc60)

elemento base Grundwort buurtza f (m121)

numerale cardinale Grundzahl, Kardinalnumerale

slèchtar nümmarn m m217, m185

frase principale Hauptsatz vrajez boart-galéghe n vw693, (sc62)

sostantivo Hauptwort, Substantiv naamo m m182, (sc61)

verbo ausiliare Hilfszeitwort hölfar m m150

forma di cortesia Höflichkeitsform vraüntegar lòast m vw694, m171

omonimia

Homonymie, Gleichnamigkeit,

naamen-galàiche n r047-183

Namensgleichheit

indicativo

Indikativ, Wirklichkeitsform

slèchta baisa f m217, r011-160

discorso indiretto indirekte Rede unslechta reede f vw627, s232, vw441

suono interno Inlaut innara littara f (vw251)

verbo intensivo Intensivum hèftighez khödan n r083-065

inversione

Inversion, Umkehrung der eboscha reede f

s178, r182-204, vw441

Wortfolge

italiano italienisch bèllosch m109

ostrogoto Kauderwelsch gatòppanz gaprècht m140

suono caratteristico Kennlaut mèrchligar laut m r162-020, vw350, m087

38


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

parola caratteristica Kennwort mèrchlighez boart n r162-020, vw350, m112

comparativo Komparativ höögarar zua-naamo m m149, (m232), m182,

(sc61)

composto Kompositum gatòpsanz boart n s240, m112

condizionale Konditionalis porbài-baisa f r195-095, r011-160

congiuntivo

Konjunktiv, Möglichkeitsform

bènten-baisa f m109, r011-160

costruzione Konstruktion paadonghe f vw396, s214, r183-176

suono Laut laut m m087

cambio di suoni Lautwechsel bèksel von lauten m vw092, m087

prestito Lehnwort laigonghe f vw315

maschile männlich mannalosch Enghele Frigo Mayar

plurale Mehrzahl khsellekhot f r139-132

consonante Mitlaut, Konsonant saüs m vw466 (SC62)

medio alto-tedesco (aggettivo)

medio alto-tedesco (sostantivo)

mittelhochdeutsch mittar-hòoghe-taütz (r093-019)

Mittelhochdeutsch

mittara hòoga taütza zunga

f

(r093-019)

modo Modus, Aussageweise baisa f r011-160

monottongo

Monophthong, einfacher òonega vokaal f

vw386, m246

Selbstlaut

suffisso Nachsilbe lesta silbe f m170, vw513

frase subordinata Nebensatz ingabettanz boart-galéghe vw244, (sc62)

n

infinito Nennform, Infinitiv hòoze-stant m m182, vw554

nuovo alto-tedesco (aggettivo)

neuhochdeutsch naü-hòoghe-taütz (r093-019)

nuovo alto-tedesco (sostantivo)

Neuhochdeutsch naüja hòoga taütza zunga f (r093-019)

oggetto Objekt, Satzergänzung hiirtle n m149

ottativo Optativ günne-baisa f m145, r011-160

39


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

numerale ordinale Ordnungszahl, Ordinalnumerale

gaórdarndar nümmarn m m187, m185

particella Partikel töölle n m238

particella partitiva Partitivpartikel töölle dar tòalonghe n m238, vw588

participio passato Partizip Perfekt dorgàngandar zua-naamo m081 (sc63)

m

passivo Passiv, Leideform bolàibe-reede f s202, vw441

persona Person mennesch n m177, vw343, s208

pronome personale

sostantivo sempre al

plurale

pronome possessivo

persönliches Fürwort, menneschar vikaar m s208, vw349, r035-141

Personalpronomen

Pluraletantum khsellegar naamo m vw509, s230

Possessivpronomen, besitzanzeigendes

Fürwort

nòa-vikaar m r176-003, r035-141

predicato Prädikat, Satzaussage prèchtar m m197

preposizione

Präposition, Verhältniswort

zòoghe-boart n

(s244), m112, (sc61)

metafonesi primaria Primärumlaut eltara gabèksalna vokaal f m32, m109, m246, r040-

128

riflessivo reflexive Konjugation èersinkh-reede f m130, vw441

verbo regolare regelmäßiges Zeitwort gaboondar vèrbum m s175, m245

rima Reim raim m vw266, r202-148

pronome relativo Relativpronomen, bezügliches

insteet-vikaar m (m153), r035-141

Fürwort

pronome riflessivo rückbezügliches Fürwort, èersinkh-vikaar m m130, r035-141

Reflexivpronomen

neutro sächlich dingalosch Enghele Frigo Mayar

dire sagen khödan m161

frase Satz boart-galéghe n m112, (m169), (sc62)

sintassi Satzlehre, Syntax boart-leghe-reeghel f m112, m169, vw442,

(sc60)

sintagine Satzteil tòal me boart-galéghe n m238, m112, (m169),

(sc62)

40


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

tedesco standard schriftdeutsch pruzziaan (m61)

metafonesi secondaria Sekundärumlaut jüngara gabèksalna vokaal

f

m32, m109, m246, r040-

128

vocale Selbstlaut, Vokal vokaal f m246, r040-128

sillaba Silbe silbe f vw513

parola semplice Simplex slèchtez boart n m217, m112

sostantivo sempre al singolare

Singularetantum anlòonegar naamo m m097

linguistica Sprachkunde prècht-gabìzzach n (m197), s174

parlare sprechen prèchtan m197

balbuziente Stammler slappar m m217, s232, r225-250

comparazione Steigerung, Komparation gahöögarach n (r093-246), (sc61)

sordo stimmlos ane ruufe m26

soggetto Subjekt, Satzgegenstand biart m m110

superlativo Superlativ höögarstar zua-naamo m m149, (m232), m182,

(sc61)

sinonimo Synonym galàichez boart n m138, m112

tempo del verbo Tempus des Verbums zait me vèrben f m207, m245

verbo transitivo transitives Verbum machar-vèrbum m vw341, s207, m245

metafonesi Umlaut gabèksalna vokaal f m109, m246, r040-128

indeterminativo unbestimmt unsichar vw626

verbo impersonale unpersönliches Verbum vèrbum von khòome m m245, s199

verbo irregolare unregelmäßiges Zeitwort ungaboondar vèrbum m vw621, s175, m245

generalizzazione Verallgemeinerung allar-gamòanekhot f r165-035

tempi e modi verbale Zustände stènte m vw554

41


SPRACHWISSENSCHAFT

italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes

indurimento Verhärtung dorheertonghe f vw158

sonoro volltonig, stimmhaft lut r154-274

sostantivo radicale vom Wortstamm gebildetes

stamm-naamo m vw553 (sc62)

Substantiv

prefisso Vorsilbe vraana silbe f m118, vw513

futuro anteriore Vorzukunft, Futur exakt voar-khèmmante zait f luc18-30, vw656

femminile weiblich baibalosch Enghele Frigo Mayar

formazione delle parole Wortbildungslehre boart-reeghel f m112, vw442, (sc60)

vocabolario Wörterbuch, Lexikon boart-puch n mèarch me MARTALAR

alla lettera wörtlich na dar littarn m171

radicale Wortstamm stamm m vw553

numerale Zahlwort nümmarn m m185

verbo Zeitwort, Verbum vèrbum m m245

cimbro zimbrisch zimbrisch m139, m186, m232

futuro Zukunft, Futur zua-khemman n r126-180

suono composto zusammengesetzter Laut gatòpsandar laut m s240, m087

parola composta zusammengesetztes Wort gapùntenz boart n s216, m112, (sc61)

sigla:

luc Il Vangelo secondo Luca 1983

m MARTALAR 1974

pw PRUNNAR-WIDTER 1861

r

RESCH 1994 Dactyloscriptum

s SCHMELLER 1855

sc SCHWEIZER-CAPPELLETTI 1942

vw VISCHOFAR 1880-2012

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SPRACHWISSENSCHAFT

Curriculum vitae

quam peregit

Remigius Geiser

Name:

Geiser

Vorname:

Remigius

Geburtsdatum: 5. November 1951

Geburtsort:

München

Vater:

Geiser Remigius, Schlosser

Mutter:

Geiser Erna, geb. Binder, Hausfrau

Brüder: Franz-Xaver, geb. 6. Juni 1954

Andreas, geb. 24. Jänner 1957

Grundschule: Volksschule am Lehrer-Götz-Weg in München, 1957-62

Gymnasium: Maria-Theresia-Gymnasium in München, 1962-71

Hochschulreife: Abitur (Matura) 1971 ebendort; Notendurchschnitt 1,1

Hochschulstudium: Studienfach Biologie, Ludwig-Maximilians-Universität München 1971-77

1973-79 Studentische Hilfskraft (Tierbestimmungskurs)

Hochschulabschluß: Diplom-Prüfung 1977 ebendort; Notendurchschnitt 1,3

Diplomarbeit:

Käferfauna der Fichten-Rindenhaufen (am Lehrstuhl für Forstentomologie)

Akademische Grade: Diplom-Biologe (Dipl.-Biol.), Doctor honoris causa (Dr.h.c.)

Lebensstand:

seit 5. 3. 1982 verehelicht mit Dr. Elisabeth Geiser, geb. Just

Kinder:

Irmgard, geb. am 12. November 1983 (ehelich)

Remigius, geb. am 20. Juli 1988 (ehelich)

Wohnort:

1951-54 München - Giesing

1954-80 München-Trudering

1980-87 München - Unterschleißheim

seit 1987 Salzburg

Berufl. Tätigkeit: 1978-83 freier Mitarbeiter am Lehrstuhl für Landschaftsökologie

der Technischen Universität München - Weihenstephan

1984-87 Assistent am Lehrstuhl für angewandte Zoologie

der Technischen Universität München - Weihenstephan

mit selbständigen Lehrveranstaltungen (Entomologie)

seit 1987 Privatgelehrter in Salzburg

2003-2016 Lehrbeauftragter für Soziobiologie an der Universität Salzburg

Vereinswesen:

1973-1998 Mitglied der Münchner Entomologischen Gesellschaft e.V.

1980-84 Generalsekretär des Vereins

1982-85 Schriftleiter des Vereinsorganes

1975-87 im Koleopterologischen Arbeitskreis des Vereines tätig

1979-84 Durchführung der Publikationstätigkeit des Arbeitskreises

seit 1987 Mitglied im Entomolog. Arbeitskreis am Haus der Natur /

Salzburg

Vizepräsident des Kulturvereins „Freunde der Zimbern“ / Salzburg

Vizepräsident des Curatorium Cimbricum Bavarense / München

Mitglied im Curatorium Cimbricum Veronense

Mitglied im Sprachinselverein Wien

Publikationen:

ca. 200 wissenschaftliche und literarische Veröffentlichungen

Fachgebiet:

Faunistik, Ökologie und Artenschutz mitteleuropäischer Käfer (Coleoptera)

Fragen des Darwinismus und der Soziobiologie

Sprachpflege (Latein, Bairisch, Zimbrisch 7C)

43


SPRACHWISSENSCHAFT

S 680

„Die zimbrische Sprache - das älteste Bairisch“ -

Anfängerkurs

Dozent(en): Dr. Remigius Geiser, Diplom-Biologe, Univ.-Lektor i. R.

Beginn: Samstag, 20.01.2018

15 Nachmittage wöch, 13:15 - 16:15 Uhr

Ort: VHS, Stadtplatz 30

Aufgabe des Bayerischen Cimbern-Kuratorium e. V. ist es, Sprache und Kultur der

„Zimbern“, einer kleinen Sprachminderheit in den deutschen Sprachinseln Oberitaliens,

zu fördern und zu unterstützen. Für Sprachwissenschaftler gilt das „Zimbrische“ als der

älteste bairische Dialekt. Die Zuwanderung aus Bayern in die heutigen Gebiete Oberitaliens

erfolgte in den Jahren 1000 bis 1300, u. a. auf die Hochebene von Asiago und Roana.

Aufgrund weitgehender Autonomie der Zimbern im 14./15. Jahrhundert unter der Republik

Venetien entwickelte sich dort eine selbstbewusste Kultur. Die Sprache und der Dialekt

veränderten sich in den Jahrhunderten nur wenig, da das Gebiet nur schwer zugänglich

war (>1000 m hoch gelegen). Der Markt Velden hat seit 1976 eine Gemeindepartnerschaft

mit der Gemeinde Roana Da der Dialekt und die Mundart heute auch in den Schulen

nicht mehr verpönt ist, gibt es auch wieder Interesse daran, die „Zimbrische Sprache“

kennenzulernen. Lehrwerk: wird im Kurs besprochen

Abschlussfoto mit Dozent Dr. Remigius Geiser (2. v.r.) und Zimbrisch-Schülern Dr. Köck, Hans

Geiselbrechtinger,XXXXXXXXXXXXXX, Stefan Duschl und Kaob Oßner (v.l.n.r.) und Gasthörer Rudi Holzner (Kassier)

44


SPRACHWISSENSCHAFT

Von 20. Januar bis 21.04.2018 fand an der VHS Vilsbiburg ein Zimbrisch-Kurs mit Dr.

Remigius Geiser statt. Der Kurs behandelte die klassische zimbrische Hochsprache der

Sieben Gemeinden, wie sie heute noch auf dem Altopiano gesprochen wird. Im Kurs wurde

die zimbrische Rechtschreibung von Luca PANIERI 2017 verwendet. Ihr entsprechen (mit

Ausnahe der Zischlaute und òi/äu) auch die zur Zeit gebräuchlichsten zimbrischen Wörterbücher

von Hugo RESCH und Bèrto MARTALAR. Der Kurs richtete sich an Teilnehmer,

welche die neuhochdeutsche Schriftsprache sprechen, sei es als Muttersprache oder als

Fremdsprache.

„Die zimbrische sprache -

das älteste bairisch“

Völkerverständigung

Anfängerkurs an der VHS Vilsbiburg

von und mit Dr. Remigius Geiser

Die Kultur Europas und eines großen Teiles der übrigen Welt ist in

zwei Lager geteilt: Romania und Germania. Sie standen und stehen sich bisweilen

als Gegner gegenüber, historisch und kulturell noch viel bedeutsamer war

allerdings stets ihre gegenseitige Bereicherung. In gewisser Weise kann

man sagen, dass die Kultur Europas seit Jahrtausenden aus der

Spannung zwischen diesen beiden Polen gespeist wird. Dies zeigt sich

nicht zuletzt im sprachlichen Bereich: Es ist gewiß kein Zufall, daß

ausgerechnet die germanisch-romanische Mischsprache Englisch

zur Weltsprache avancierte. Indes gibt es keinen Flecken der Erde,

wo die langfristige gegenseitige Beeinflussung auf dem kulturell so

grundlegenden Sektor der Sprache intensiver und lebendiger wäre, als in der

traditionell zweisprachigen Bauernkultur des Zimbernlandes.

Wer also den Brennpunkt der europäischen und weltweiten

Sprachkulturentwicklung im Intensivkontakt möglichst hautnah und aktiv

erleben möchte, dem kann nichts besseres geraten werden,

als Zimbrisch zu lernen.

Dr. Remiguis Geiser

Das gesamte Kursmaterial steht auf der

Homepage des Kuratoriums zur Verfügung.

Die Übungssätze der Lektonen 5-8 gibt es

außerdem als Audio-Datei.

Oliver Baumann haben wir zu verdanken,

dass der gesamte Kurs auch auf der Seite

„Tor zum Land der Zimbern“ zu finden ist.

45


SPRACHWISSENSCHAFT

wissenschaftliche beiträge

über die sprachinseln

Germanophone Sprachinseln in Norditalien

Walser, Zimbern und Fersentaler –

eine soziolinguistische Analyse

Bachelorarbeit im Studiengang Deutsch-Italienische Studien

UNIVERSITÄT REGENSBURG

Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften

Vor- und Zuname: Barbara Bergler

Matrikelnummer: 1797850

Abgabedatum: 06.06.2018

Erstgutachter: Prof. Dr. Maria Selig, Lehrstuhl Romanische Sprachwissenschaft

Zweitgutachter: Prof.ssa Goranka Rocco, Dipartimento di Scienze Giuridiche, del Linguaggio,

dell’Interpretazione e della Traduzione

Die Bedeutung von Sprache für die

ethnische Identität der historischen

Sprachinselgemeinschaft von Lusérn

Leitfadengestützte Interviews mit Sprechern einer

deutschbasierten Minderheit in der Region Trentino-Südtirol

Schriftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt

an Gymnasium von Simona Fickler, Matrikelnummer: 1188997,

Abgabedatum: 31.01.2018

Universität Augsburg

Philologisch-Historische Fakultät

Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft

46


SPRACHWISSENSCHAFT

Deutsche Sprachinseln in Norditalien

Geschichte • Gegenwart • Im Aufwind oder

kurz vor dem Abgrund?

Seminararbeit im Rahmen des Seminarfachs:

Deutschland und Italien - L’Italia e la Germania

Betrachtung einer besonderen Beziehung aus historischer und zeitgenössischer

Perspektive

Staatliche Fachoberschule und Berufsoberschule Kelheim (Bayern)

Seminararbeit: Laura Hofmeister, Fachoberschülerin

Schuljahr: 2016/17

Lehrkraft: Dr. Peter Kaspar

Abgabetermin: 16.01.2017

Alle Arbeiten finden Sie online oder als PDF zum

Herunterladen auf der Homepage des Einheitskomitees historischer

deutscher Sprachinseln in Italien. Der QR-Code führt Sie mit Ihrem

Smartphone direkt zur Quelle.

47


AUS DEN SPRACHINSELN

SPRACHENVIELFALT

Vorderseite der Visitenkarte des

langjährigen Sekretärs des

Einheitskomitèes historischer deutscher

Sprachinseln,

Luis Thomas Prader

2018 gestaltet von Heike Arnold, Velden

48


AUS DEN SPRACHINSELN

49


Robaan - Roana

Petali bianchi di case

sparsi su verdi pendii

che muoiono giù nella valle.

Attorno alla torre di pietra

che guarda immobile e scampana

sull‘andare dei giorni.

Intrico di ricordi

che si addensano nel fondo

del cuore mai quieto.

Sussulti improvvisi di vita

che non si rassegna a morire

tra desolati abbandoni.

Piccolo paese assediato

nella morsa mortale

di engordi egoismi.

Robaan, Roana

ombra perduta, quasi senza nome,

che vuole ancora essere

case, bambini, canzoni,

sudori, speranze, ritorni,

petali di primavera

su questi verdi pendii

che scendono dallo Spitz della Bisa

e muoiono nella valle dell‘Assa,

lungo questa dolce riviera di sole.

Sergio Bonato Khuntz

50


AUS DEN SPRACHINSELN

Robaan - Roàna

Baize pluuma-lööplen von haüsarn

bostràüpelt auz vor grüüne laiten

ba stérbent abe in-z taal.

Umme naach me stönnarn turm

ba luughet ane möbarn-sich und laütet

obarndràu me dorgheenan dar taaghe.

Zorrüüt von gadénkhen

gahàüfet züntarst me hèertze

rastanten nia.

Ungapaitane schüttel me galeebach,

ba gavàlla-me nèt stérban

galàzzet naach in mìtten dar ööde.

Khlòaz léntle gadrùkhet iidar

gastrènsart und schiar tòat

von lüstatar naidekhot.

Robaan, Roàna,

schaatom vorlóart, schiar ane naamen,

ba bill nòch sainan

haüsar, khindar, liidar,

sbitze, gadìnghe, khèere,

pluuma-lööplen amme langhese

in diise grüün laiten

ba gheent abar vomme Spitze dar Biisen

und stérbent abe in-z Èssentaal,

naach diisame süüzen ròone dar sunnen.

gakhèart in zimbrisch

vomme Remìgio Geiser

Sèrgio Bonàto Khuntz

51


AUS DEN SPRACHINSELN

Am 23. November 2018

feierten unsere Freunde und Sprachinselpartner

in Wien ihr 45-jähriges Jubiläum

Als Vertreter des bayerischen Cimbern-Kuratoriums

nahm Prof. Anthony Rowley mit einem Vortrag

an dem wissenschaftlichen Symposium teil,

den wir gerne - mit freundlicher Genehmigung -

in unserem Cimbernland veröffentlichen

52


AUS DEN SPRACHINSELN

Meine Arbeit im Fersental

Anthony Rowley, München

Gestatten Sie mir einen Bericht aus meiner

persönlichen Perspektive über die vier Jahrzehnte,

in denen ich das Fersental kenne.

Als Vorbild dient mir der Beitrag von Alastair

Walker (2018), der eine Anregung unseres

gemeinsamen Lehrers David Crystal aufgreift

(vgl. Walker 2018, 268). Crystal rief

linguistische Feldforscher dazu auf, ihren

Werdegang und ihre Erlebnisse genau zu

dokumentieren.

Ich begegnete dem Fersental erstmals

im Winter der Jahre 1973-1974. Im Rahmen

des Pflichtjahrs im Ausland für mein Studium

der Fächer Germanistik und Linguistik

an der englischen Universität Reading kam

ich nach Regensburg. Dort sollte ich eine

Zulassungsarbeit schreiben. „Suchen Sie

sich eine Lehrveranstaltung aus, die Sie

interessiert, schreiben Sie über das Thema

und profitieren Sie von den Arbeiten

der deutschen Mitstudenten“ so der Rat

von Professor William Burley Lockwood,

unserem Betreuer, von allen Studenten nur

„Wild Bill“ genannt. Ich suchte mir Robert

Hinderlings Hauptseminar „Sprachinselforschung

mit besonderer Berücksichtigung

des Fersentals (mit Exkursion)“ im Sommersemester

1974 aus, besprach mein Projekt

mit Hinderling und reiste zur Exkursionsvorbereitung

im tiefen Winter nach Trient und

ins Fersental. Ich war im dritten Studienjahr

und 20 Jahre alt.

Inwiefern war ich, um auf Nigel Barleys

„Innocent Anthropologist“ (Barley 1985)

anzuspielen, ein „Innocent Dialectologist“?

Immerhin, der philologische und linguistische

Hintergrund wurde uns im Studium

vermittelt: W.B. Lockwood hatte uns eine

Grundausbildung in historischer Germanistik

angedeihen lassen, vor allem im Bereich

Alt- und Mittelhochdeutsch. Im Rahmen des

Linguistik-Studiums in Reading hatten wir

von Frank Palmer, David Crystal, Peter Matthews,

Peter Trudgill und anderen über die

Syntaxtheorien der Epoche, aber auch über

Morphologie, Phonetik und Soziolinguistik

gehört. Dabei wurde immer wieder Kritik an

dem, was die Professoren leicht abschätzig

„armchair linguistics“ nannten, laut. Man

legte Wert darauf, dass wir nicht im bequemen

Sessel über Sprache nachdenken,

sondern mit wirklichen Textzeugnissen und

linguistisch nicht vorgebildeten Sprechern

arbeiten sollten.

Abb. 1: Der junge Student Rowley transkribiert Swaheli.

Foto: University of Reading.

Auch linguistische Befragungen waren mir

nicht völlig fremd. Im Fach Phonetik hatten

wir Transkriptionsübungen mit der internationalen

Lautschrift IPA absolviert und wurden

sogar auf ausländische Linguistikstudenten

losgelassen, um Feldarbeit zu üben

– in meinem Fall waren es Bantu-Sprachen.

53


AUS DEN SPRACHINSELN

Diese praktische Seite hatte mich immer

interessiert, und ich kann mich nicht erinnern,

dass ich den geringsten Vorbehalt

hatte, mich allein unter Fersentalsprecher zu

begeben, um ihre Sprache zu erheben. Ganz

im Gegenteil, das empirische Erschließen

von Sprachsystemen machte richtig Spaß.

Trotzdem war ich gewiss noch recht unerfahren

und sehr feucht hinter den Ohren. Mein

Deutsch war passabel, ich verstand inzwischen

sogar Rudimente

des Binnenbairischen,

aber Italienisch

hatte ich gerade

erst begonnen

zu lernen, vieles

erschloss

ich aus meinen

Latein- und Französisch-Kenntnissen.

Auf Empfehlung

des Pfarrers

von Florutz Don

Giacomo Hofer

führte mich mein

erster Weg zum

Gasthof Schönblick

in der

Florutzer Fraktion

San Felix,

wo mich die

Abb. 2: Don Giacomo Hofer.

Wirtsfamilie Ploner, Foto K. Tremel, Blaibach.

der Herkunft nach

Südtiroler, unter ihre Fittiche nahm. Seitdem

bin ich immer dort zu finden, wenn ich im Tal

bleibe.

Giacomo Hofer, selber aus dem Dorf

gebürtig, gewährte mir einige Interviews

und las mir Fersentaler Erzählungen vor,

die er selber formuliert oder aus deutschen

und italienischen Vorlagen übersetzt hatte.

Einige solche Texte Hofers findet man im

Buch von Faganello / Gorfer (1972). Und er

empfahl mich weiter. So lernte ich in Florutz

über den Pfarrer, aber auch aus Kontakten

im Wirtshaus, Mitglieder der Familien Pompermaier,

Gozzer, Boller, Slomp, Hachler und

Marchel kennen, die sich bereitwillig von

mir ausforschen ließen. Zunächst waren es

meist alte Männer, über die ich auch auf

ältere Frauen weiterverwiesen wurde. Ich besuchte

die Gewährsleute immer daheim. Mit

Deutsch und ein bisschen Fersentalerisch

(und oft auch einer mitgebrachten Flasche

Rotwein) gelangen mir die Befragungen

meist. Wie begegneten mir die Fersentaler

dabei? Sie waren immer gastfreundlich

und hilfsbereit. Einem Studenten, dem sein

Professor eine solche Aufgabe aufgebrummt

hat, hilft eigentlich jeder gerne. Dass ich aus

Deutschland ins Tal kam, zählte nie gegen

mich, im Gegenteil. Und dass ich in Wirklichkeit

Brite bin, gab mir wohl einen Hauch von

Exotik. Oder die Leute hielten mich schlicht

trotzdem für einen Deutschen. Meine Readinger

Zulassungsarbeit war die IPA-Transkription

und Kommentierung von Tonbandaufnahmen,

die ich hauptsächlich bei Don

Giacomo Hofer machte.

Nach dem Bachelorabschluss in Reading

im Sommer 1975 kehrte ich mit einem Stipendium

des Deutschen Akademischen Austauschdienstes

bis 1977 nach Regensburg

zurück, um an meiner englischen Universität

den Magistertitel „Master of Philosophy“ zu

erwerben, und zwar mit einer Magisterarbeit

über das Fersental (Rowley 1977). Dazu

bedurfte es mehrerer längerer Erhebungsphasen

vor Ort. Ich hatte inzwischen Eugen

Gabriels Fragebuch für die Tiroler Mundarten

(Gabriel 1974) bekommen und konnte 1976

sogar zusammen mit Eugen Gabriel eine

Dialektaufnahme in Florutz durchführen.

1976 lernte ich erstmals die Wiener Kollegen

kennen und durfte an einer Exkursion in

die zimbrischen Sprachinseln mit den Wiener

Dialektologen unter Leitung von Peter

Wiesinger und Maria Hornung teilnehmen.

Ich machte auch weitere nützliche Bekanntschaften.

Eine Ethnologin von der Universi-

54


AUS DEN SPRACHINSELN

Abb. 3: Rosa „van Reichen“ Corn. Foto A. Rowley

tät Verona, Giuliana

Sellan, hielt sich damals

ebenfalls oft zu

Feldarbeiten im Tal auf,

und wir tauschten uns

rege aus 1 , zunächst auf

Französisch – sie war

Levi-Strauss-Schülerin

–, dann traute ich mich

immer mehr auf Italienisch.

Allerdings versuche

ich bis heute, wenn

ich im Fersental bin,

immer den Eindruck zu

vermitteln, dass ich Italienisch

nicht verstehe

und dass man sich mit

mir auf Fersentalerisch

unterhalten muss.

Gemeinsame Aufnahmen

mit Sellan

brachten mir eine Menge

weiterer Gewährsleute,

insbesondere Rosa

Corn, die Sprecherin meiner Phonai-Aufnahme.

Inzwischen konnte ich einigermaßen

selbst Fersentalerisch radebrechen und

übte viel mit alten Bäuerinnen. Meine Masterarbeit

war eine Grammatik mit Textanhang

– wieder mit Schallaufnahmen, aber

mit anderen als in der Zulassungsarbeit –

und philologisch kommentierter Transkription.

Ich war mit einem UHER-Aufzeichnungsgerät

der Universität Regensburg unterwegs,

damals das Modernste vom Modernen, das

allerdings nicht leicht war, vor allem nicht,

wenn man es zum Hof der Gewährsperson

steil bergan tragen musste.

Akademisch folgerichtig war mein nächstes

Projekt die Dissertation, ebenfalls über

das Fersentalerische. Diese begann ich

bei Klaus Matzel in Regensburg und wechselte

1978 zu Robert Hinderling, als er an

der neu gegründeten Universität Bayreuth

die Professur für deutsche Sprachwissenschaft

bekam und mich

als Assistenten mitnahm.

Inzwischen hatte ich einige

Aufnahmeerfahrung und

konnte Tonaufzeichnungen

von relativ hoher Qualität

für das Deutsche Spracharchiv

(damals in Bonn,

heute im Instutitut für

Deutsche Sprache, Mannheim)

machen.

Die Dissertation (Rowley

1986) erschien in der

Publikationsreihe „Phonai.

Lautbibliothek der europäischen

Sprachen und

Mundarten“ und beinhaltet

eine soziolinguistische Einführung,

eine ausführliche

deskriptive Grammatik

(Phonetik, Phonologie und

Morphologie) mit historischer

Komponente sowie die

Bearbeitung zweier Tonaufnahmen

– IPA-Transkripte und Kommentare.

Das war meiner Meinung nach linguistische

Sprachinselforschung lange, bevor

Peter Maitz (2017, 117) sie erkennen kann,

und ich war sicher nicht der einzige, ich

nenne nur den Walserforscher Peter Zürrer

(1975, 1982). Für die Dissertation hatte ich

alle Lexeme, die ich je erhoben hatte, auf

kleine Karteikarten herausgeschrieben, zunächst

nach Wortarten und Flexionsklassen

sortiert, aber eine Umsortierung bot mir die

Grundlage für ein alphabetisch geordnetes

Wörterbuch (Rowley 1982b). Das Wörterbuch

veranlasste mich zu meinem ersten

längeren Dienstaufenthalt in Wien, wo

ich aus der Kartei und der Bibliothek des

„Wörterbuchs der bairischen Mundarten

in Österreich“ schöpfen durfte und dessen

neue junge Mannschaft näher kennenlernte.

Krönender Abschluss dieser Phase

war eine von der Autonomen Provinz Trient

organisierte Fachtagung über das Fersental

55


AUS DEN SPRACHINSELN

Abb. 4:, H. Tyroller, L.M. Eichinger und A. Rowley

mit Studenten auf Exkursion in Florutz 1985.

im Herbst1978 in Sant’Orsola im Fersental,

wo endlich alle einschlägig Interessierten –

Historiker, Ethnologen und Linguisten – zusammengeführt

wurden (Publikation Pellegrini/Gretter

1989).

Grammatik und Wörterbuch erschienen in

einer Zeit, als ich in Bayreuth bereits andere

Projekte verfolgte. Robert Hinderling hatte

bei der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“

erfolgreich ein Sprachminderheitenprojekt

eingereicht – da sollte ich die Nordsprachpolitischen

Aspekte der Trentiner

Sprachminderheiten mit untersuchen (Rowley

1996) – und wir begannen uns intensiv

für die Mundarten Nordostbayerns zu interessieren.

So kam es, dass ich zwar immer

wieder privat das Fersental besuchte, oft

mit Familie, und alte Kontakte pflegte, aber

kaum mehr darüber publizierte.

Nur einmal, im Jahr 1985, boten Ludwig

Eichinger und ich an der Universität

Bayreuth gemeinsam ein Proseminar

„Sprachminderheiten in Mitteleuropa“ mit

Exkursion ins Fersental an. Erst eine Exkursion

des Münchner „Vereins der Freunde

Südtiroler Museen und Sammlungen“ im

Jahr 1994 führte mich länger wieder hin.

Der Museumsverein hatte mir die Reiseleitung

angetragen, und seitdem habe ich

auch Gruppen des „Bayerischen Cimbern-

Kuratoriums“ und Studenten der Münchner

Ludwig-Maximilians-Universität ins Tal

geführt. Bei dieser ersten Fahrt lernte ich

die Mannschaft des neuen „Kulturinstitut

Bersntol“ (damals noch zusammen mit

Lusern) kennen und insbesondere den

wissenschaftlichen Fachreferenten Leo

Toller. Das Kulturinstitut war durch ein

Gesetz aus dem Jahr 1987 entstanden

und wurde allmählich mit Leben gefüllt.

Das war der Anfang meiner zweiten produktiven

Phase bei der Beschäftigung mit

dem Fersentalerischen. Aus diesem ersten

Treffen entstand der Plan, zusammen das

handschriftliche Fersentaler Wörterbuch

von Don Giacomo Hofer zu veröffentlichen

(Hofer 2004). Und der Minderheitenreferent

der Region Trentino-Südtirol dottore

Davide Zaffi beantragte in dieser Zeit bei

der Europäischen Union ein Projekt zur

Kodifizierung des Fersentalerischen und

des Lusernischen.

Inzwischen galt ich für die Kulturbürokratie

als Experte. Ich war nicht mehr der

arme Student, sondern etablierter Dialektologe

und außerplanmäßiger Professor

in München. Mein Freund Hans Tyroller,

der damals oft in der Nachbarsprachinsel

Lusern weilte, vermittelte den Kontakt,

und dottore Zaffi bat mich, das Fersentaler

Teilprojekt zu leiten. Tyroller übernahm

das Luserner Projekt . Wir begannen 1997

mit der Arbeit. Hier waren die sehr guten

Beziehungen zum Kulturinstitut wirklich

von großer Bedeutung. Wir richteten am

Kulturinstitut eine Arbeitsgruppe mit Teilnehmern

aus allen Fersentaler Gemeinden

ein und begannen mit der Arbeit, eine

Normgrammatik zu entwerfen. Die Teilnehmer,

meist junge Frauen ohne inguistische

Vorbildung, hatten großes Interesse

und hohe Motivation. Sie wünschten ihrer

Muttersprache mehr öffentlichen Raum

und waren von der Notwendigkeit einer

Normierung überzeugt.

Ich verbrachte meine Wochenenden in Tal,

und mein Arbeitgeber die Bayerische Akade-

56


AUS DEN SPRACHINSELN

mie der Wissenschaften ordnete mich sogar

vier Wochen für das Projekt an das Kulturinstitut

in Palai ab. Während dieser Zeit konnte

ich zusammen mit Erich Seidelmann eine

Dialektaufnahme in Eichleit machen, dessen

Variante ich nicht so gut kannte wie die der

anderen Sprachinseldörfer Florutz und Palai.

Mein Beitrag zum Normierungsprojekt war

die Koordination der Arbeitsgruppe und die

zielgerichtete Zusammenschau unserer Ergebnisse,

die 2003 als Grammatik „Liacht

as de sproch“ (Rowley 2003) veröffentlicht

wurde. Präskriptiv ist nur der Orthographieteil,

ansonsten bemühten wir uns deskriptiv

um eine aktuelle Bestandsaufnahme. Wissenschaftlich

begleitet wurden wir von den

Professoren Willi Mayerthaler (Klagenfurt)

und Guntram Plangg (Innsbruck), denen

Hans Tyroller und ich in einer Reihe von

Zusammenkünften unsere Fortschritte vorgestellt

haben. Ich habe bereits über unsere

Lösung und über Probleme, ja Widerstände

bei der Durchsetzung berichtet (Rowley

2012), aber da war ich schon nur mehr als

Beobachter am Rande beteiligt. Aus der damaligen

Arbeitsgruppe sind übrigens einige

hochmotivierte und entschiedene Verfechter

des Fersentalerischen hervorgegangen.

Die Arbeit an der Normierung riss mich

aus der sehr angenehmen Rolle des teilnehmenden

Beobachters. Jetzt wurde ich

selbst zu einem sprachpolitisch Agierenden

– eine Rolle, die mir nicht so behagte. Die

Rechtschreibfestlegung rief ja Widerstände

hervor. Glücklicherweise wusste ich die

Arbeitsgruppe und die Beschäftigten des

Kulturinstituts auf meiner Seite. Ohne die

Unterstützung des Kulturinstituts hätten wir

es nie geschafft.

Im Verlaufe der Arbeiten an der Normgrammatik

ist eine große lexikalische Datenbank

entstanden, deren Online-Publikation

begonnen wurde, bis dann die Arbeiten

aus orthographiepolitischen Gründen einstweilen

eingestellt wurden. Man findet auf

der Homepage des Kulturinstituts einen

Ausschnitt dieser Sammlung. Das ist ein

Schatz, aus dem das Kulturinstitut meiner

Meinung nach noch viel machen könnte.

In meiner Bayreuther Zeit gehörte ich

zu den Gründungsmitgliedern der Johann

Andreas Schmeller Gesellschaft e.V. und

lernte, die Arbeiten dieses Gründers unseres

Faches Dialektologie sehr zu schätzen.

Dass Schmeller die zimbrischen Sprachinseln

erforscht hat, ist bekannt, weniger

aber sein Beitrag zum Fersentalerischen.

Um alle Quellen für den Wortschatz des

Fersentals zu erschließen, habe ich unter

anderem auch unveröffentlichte Unterlagen

aus dem Nachlass Johann Andreas Schmellers

gesichtet und seine Notizen über das

Fersentalerische aus dem Jahr 1833 ediert

(Rowley 2010).

In den 1980er Jahren richtete das Kulturinstitut

auch einen wissenschaftlichen

Beirat ein, zu dessen Mitglied ich ernannt

wurde. Es ging hier zusammen mit Birgit

Alber von der Universität Verona oft um

Überzeugungsarbeit für die neue Rechtschreibung.

Nach ein paar Jahren hat man

erfreulicherweise auch in Italien Fachkollegen

gefunden, die diese Rolle übernahmen

– etwa Federica Ricci Garotti und Ermenegildo

Bidese aus Trient, Giuliana Sellan und

Birgit Alber aus Verona. So kann ich mich

wieder mehr auf die mir liegende Rolle des

teilnehmenden Beobachters zurückziehen.

Was hat sich in diesen 40 Jahren im Fersental geändert?

Rein äußerlich bietet das Tal jetzt ein modernes

Bild. Ich durfte noch letzte Reste der

herkömmlichen Lebensweise mit erleben.

Traditionelle Wohnküchen, haus genannt,

mit Lüftung durch die Türöffnung, mit offenem

Herd, über dem die luganenghe, die

Würste, zum Räuchern hingen, waren in

den 1970er Jahren schon selten. An kalten

Wintertagen war der Explorator nach der Befragung

in so einem Raum genauso geräu-

57


AUS DEN SPRACHINSELN

Abb. 5: Tafel bei Pergine 1974. Foto A. Rowley.

chert wie die Würste. Auch das Wegenetz

wurde inzwischen massiv ausgebaut. Man

kommt mit Vierrad zu jeder Alm und zu jedem

Stadel, es gibt in allen Höfen Strom und

Kanal. Der Holzverschlag über dem Misthaufen

wurde abgetragen zugunsten eines

Badezimmers im Haus, der einstige steile,

mit Steinen belegte Fußweg zum Hof ist heute

meist verwildert und überwachsen. In den

Wirtshäusern hat jedes Zimmer eine eigene

Toilette und Dusche.

Die Sichtbarkeit der Minderheit ist viel

höher als damals, und zwar wegen der

Beschilderung in Fersentalerisch, einer

Erscheinung der letzten zehn Jahre. 1974

fand man ein einziges Schild am Taleingang:

Hier vist men Forellen.

Ferner gab es in der neuen Kirche von

Sankt Franz in Florutz einige vom Pfarrer

Don Giacomo angeregte fersentalerische

Inschriften.

2018 ist Fersentalerisch an jeder Ecke

präsent.

Abb. 6: Inschrift in der neuen Kirche von Sankt Franz,

Florutz. Foto A. Rowley.

58


AUS DEN SPRACHINSELN

Abb. 7: Primarschule in Florutz. Foto A. Rowley.

Abb. 9: Ortstafel von Florutz. Foto A. Rowley.

Abb. 8: Sparkasse (Ponk) in Florutz. Foto A.

Rowley.

Die Sprachinsel wurde als Minderheit

auch Thema der Politik. Der Eindruck, den

mir meine Gewährsleute in der Mitte der

1970er Jahre vermittelten, war der, dass

sie den hohen Herren in Trient und Pergine

egal waren, und die hohen Herren ihnen

auch. Die Schulen im Tal hatten die geringsten

Erfolge der ganzen Provinz und galten

als Strafversetzung. Ich habe einmal meine

Vermutung veröffentlicht (Rowley 1982a),

dass einigen Eltern damals der schulische

Misserfolg der Kinder als Garant für die

Fortsetzung der herkömmlichen Lebensweise

sogar ganz recht war, eine Strategie der

„Persistenz“ durch Ablehnung der Mehrheitskultur.

Der Wandel setzte schon in den

1970er Jahren ein; durch Landesgesetze

von 1999 und 2008 wird die Minderheit

geschützt und gefördert. Die Politik hat

sich auch mit Erfolg massiv um den Schulbereich

gekümmert. Die zweisprachige

Grundschule in Florutz hat sehr engagierte

Lehrerinnen, unter anderem die

Schwester des Wirts, der mich immer beherbergt.

Ich durfte zweimal mit Münchner

Studenten hospitieren und war wie die

Studenten, meist Lehramtskandidatinnen,

sehr angetan. Auch die Mittelschule in

Pergine bemüht sich um Integration und

Berücksichtigung der Fersentaler Schüler,

etwa mit Projekten zu Sprache und

Kultur des Tals. Ältere Fersentaler in den

1970er Jahren hatten Schwächen, was

das Standarditalienische anging, ja einige

Frauen, die noch die deutsche Schule besucht

hatten, verstanden Schriftitalienisch

kaum, wenn es nicht mit dem Trentinischen

übereinstimmte. Junge Fersentaler

beherrschen heute Italienisch, Trentinisch,

ihre Muttersprache Fersentalerisch

und sogar einigermaßen Schriftdeutsch.

59


AUS DEN SPRACHINSELN

Neben dieser amtlichen Einmischung hat sich das Fernsehen seit 1970 im Tal ausgebreitet;

italienische, österreichische und (auf Kabel) deutsche Programme werden angeschaut,

es kommt eine wöchentliche Nachrichtensendung auf Fersentalerisch.

Ein völlig neuer Faktor, der sich nach einer Studie von Federica Cognola (2011) auf

den Spracherhalt der Kinder negativ auswirkt, ist der Kindergarten. Den gab es in den

Siebzigern schlicht nicht.

Aus wirtschaftlicher Sicht fällt auf, dass es im Fersental immer noch verhältnismäßig

viele Landwirte gibt, einige natürlich im Nebenerwerb. Statt Getreide werden jetzt Erdbeeren

und ähnliche Früchte angebaut. Zwar sind manche Wiesen dem Jungwald gewichen,

aber Wiesen und Weiden gibt es noch genug. Schon in den 1970er Jahren pendelten

manche in die Arbeit nach Pergine oder Trient; das hat sich auch nicht geändert. Zugenommen

hat die Zahl der Touristen, aber es sind meist Tagesausflügler.

Gestatten Sie mir zum Schluss ein paar Bemerkungen zur Sprache: In der Grammatik

fallen mir nur wenige Veränderungen auf. Vor allem hat sich als Regularisierung die Suffigierung

der Modalverben und Präteritopräsentia in der 3. Person Singular fast überall

durchgesetzt.

Man sagt nicht mehr „er boas“, „er muas“, „er khonn“ (‘er weiß’, ‘er muss’, ‘er kann’),

sondern „er boast“, „muast“, „er konnt“. Im Wortschatz war mehr Bewegung. Mit der

neuen Baukultur geraten Wörter wie hal für die ‘Feuerkette über dem offenen Herd’ in

Vergessenheit; die moderne Bauweise und ihre Einrichtungsgegenstände werden italienisch

in trentinischer Ausprägung benannt. Waren Übernahmen aus der italienischen

Schriftsprache in den 1970er Jahren noch eher selten, begegnen sie mir jetzt auf Schritt

und auf Tritt. Um dieser Tendenz im Amtsverkehr zu begegnen, hat das Kulturinstitut

eine Übersetzungsliste von Amtstermini erarbeitet, die oft in Anlehnung an ein in Südtirol

verwendetes Verzeichnis deutsch angehaucht sind. Für solche Wörter habe ich den –

hoffentlich anerkennenden – Namen leonogismi gehört, weil ein Institutsmitarbeiter mit

Vornamen Leo maßgeblich an der Ausarbeitung beteiligt war.

Zum Schluss bleibt mir das große Vergnügen, mich bei allen Fersentalern, und insbesondere

beim Kulturisntitut Bersntol und Leo Toller, für diese langjährige Beziehung zu

bedanken.

60


AUS DEN SPRACHINSELN

Literatur:

Barley, Nigel (1985): Adventures in a Mud Hut: An Innocent Anthropologist Abroad. New

York.

Cognola, Federica (2011): Acquisitione plurilingue e bilinguismo sbilanciato. Padova.

Faganello, Flavio / Gorfer, Aldo (1972): Das Tal der Mocheni. Calliano.

Gabriel, Eugen (1974): Fragebuch für die bairischen Mundarten in Österreich. 3. Fassung,

Masch. Freiburg i.Br.

Hofer, Giacomo (2004): De inger sproch. Bearb. von Antony Rowley. Palù del Fèrsina.

Maitz, Péter (2017): Sprachkontaktforschung – explanativ. In: Zeitschrift für Dialektologie

und Linguistik 84, 114–125.

Pellegrini, Giovanni Battisti / Gretter, Mario (Hg.) (1979): Atti del Convegno ‘La Valle del

Fèrsina e le isole linguistiche di origine tedesca nel Trentino’. San Michele all’Adige.

Rowley Anthony (1977): Eine Beschreibung der Mundart von Florutz (Fierozzo) in der

Sprachinsel des Fersentales bei Trient. Ex. Masch. Reading.

Rowley Anthony (1982a): Report on the Linguistic Enclave of Valfersina. In: Giorgio Braga /

Ester Monti Civelli (Hg.), Linguistic Problems and European Unity. Milano, 259–263.

Rowley Anthony (1982b): Fersentaler Wörterbuch – Vocabolario del dialetto tedesco della

Valle del Fèrsina nel Trentino. Hamburg.

Rowley Anthony (1986): Fersental – Untersuchung einer Sprachinselmundart. Tübingen.

Rowley Anthony (1996): Die Sprachinseln der Fersentaler und Zimbern. In: Robert Hinderling

/ Ludwig M. Eichinger (Hg.), Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten.

Tübingen, 263–285.

Rowley Anthony (2003): Liacht as de sproch. Grammatica della lingua mòchena. Grammatik

des Deutsch-Fersentalerischen. Palù del Fèrsina.

Rowley, Anthony (2010); Johann Andreas Schmeller und das Mòchenische. In: Fokus Dialekt.

Festschrift für Ingeborg Geyer zum 60. Geburtstag. Hg. von Hubert Bergmann u.a.

Hildesheim / Zürich / New York 2010, 353–373.

Rowley Anthony (2012): Über die Akzeptanz normierter Grammatiken als Unterrichtshilfe.

Erfahrungen aus dem Fersental. In: Manfred Glauninger / Bettina Barabas (Hg.): Wortschatz

und Sprachkontakt im Kontext oberdeutscher Wörterbücher, Sprachatlanten und

Sprachinseln. Wien, 223–230.

Sellan, Giuliana (1987): Aspetti della parantela spirituale tra i Mòcheni. In: L’Uomo 11,

75–92.

Sellan, Giuliana (1993): “La malga? brucialtella!” Territorio, risorse, spazio nella cultura dei

Mòcheni della valle del Fèrsina. In: Annali di San Michele 6, 91–108.

Tyroller, Hans (2003): Grammatische Beschreibung des Zimbrischen von Lusern. Stuttgart.

Walker, Alastair (2018): Aus dem Leben eines linguistischen Feldforschers. In: Edith Funk

u.a. (Hg.): Dialects are Forever. Die unbändige Lust an der Wortklauberei. Regensburg,

267–281.

Zürrer, Peter (1975): Wortfelder in der Mundart von Gressoney: ein Beitrag zur Kenntnis der

norditalienischen Walser-Mundarten, Frauenfeld.

Zürrer, Peter (1982): Wörterbuch der Mundart von Gressoney: mit einer Einführung in die

Sprachsituation und einem grammatischen Abriss. Frauenfeld.

61


62

AUS DEN SPRACHINSELN


AUS DEN SPRACHINSELN

Trink Wein, trink

(nicht singbare deutsche Übersetzung)

Bevi vino, bevi

(nicht singbare italienische Übersetzung)

Trink Wein, trink

Und iss ein Stück Brot danach.

Trink Wein, trink

Und lasse ie das volle Glas stehen.

Trink Wein, trink

Und lass stets das Glas leer

Trinken wir, singen wir, essen wir,

wenn du willst lustig sein.

Trinken wir, singen wir, essen wir,

wenn du willst lustig sein.

Trink wein, trink

Und iss eine Leberwurst danach.

Trink Wein, trink

Und iss ein großes Rippchen danach.

Trink Wein, trink

Und iss ein Stück Speck danach.

Trinken wir, singen wir, essen wir,

wenn du willst lustig sein.

Trinken wir, singen wir, essen wir,

wenn du willst lustig sein.

Wenn du spürst,

die Augen gucken links und rechts,

bist betrunken

und es Zeit ist schlafen zu gehen,

es dringend nötig hast, im Bett zu ruhen.

Nicht mehr trinken, nicht mehr essen,

wenn du lustig sein willst.

Nicht mehr trinken, nicht mehr essen,

wenn du lustig sein willst,

am Tag danach!!!

Bevi vino, bevi

E poi mangia un boccone di pane.

Bevi vino, bevi

E non lasciare mai il bicchiere pieno.

Bevi vino, bevi

E lascia sempre il bichiere vuoto.

Beviamo, cantiamo, mangiamo,

Se vuoi essere allegro.

Beviamo, cantiamo, mangiamo,

Se vuoi essere allegro.

Bevi vino, bevi

E mangia poi una salsiccia di fegato.

Bevi vino, bevi

E mangia poi una grossa costicina.

Bevi vino, bevi

E mangia poi un boccone di lardo.

Beviama, cantiamo, mangiamo,

Se vuoi essere allegro.

Beviamo, cantiamo, mangiamo,

Se vuoi essere allegro.

Quando senti

Gli occhi guardare a sinestra e a destra,

Sei ubriaco.

E‘ tempo di andare a dormire,

hai bisogno di riposare tanto in letto.

Non più bere, non più mangiare,

Se vuoi essere allegro.

Non più bere, non più mangiare,

Se vuoi essere allegro.

Il giorno dopo!!!

63


AUS DEN SPRACHINSELN

- Mittwoch, 4. Jänner 2017 Südtirol 13

Familiennamen

Typische Laimbachtaler Familiennamen sind: Arlanch,

Bais (Weiss), Baratter, Beber (Weber), Bisoffi

(Bischof), Fox (Fuchs), Maurer, Pedrazzi (ursprünglich

„Pedratscher“), Pergher, Peterlini, Pinter

(Fassbinder), Potrich, Saffer (Schaffer), Sbob

(Schwabe), Stedile (Stadler), Stoffella (Stoffel,

Kurzform von Christoff), Ubertalli (Übertaler),

Zencher ©

1919

kehrte die Bevölkerung nach dem 1. Weltkrieg

in ihre bis auf die Grundmauern zusammengeschossenen

und niedergebrannten Häuser

mit verwüsteten Feldern und Wäldern zurück.

Aber trotz verlorenem Krieg, Faschismus

und zuletzt Globalisierung lebt die

deutsch-zimbrische Mundart auch in der

heutigen Zeit noch weiter. ©

Am Laimbach lebt zimbrische Sprache auf

SPRACHMINDERHEIT: Wörterbuch löst sprachlich-kulturelle Lawine aus – Die zimbrische Sprache gilt als älteste lebende bayerische Mundart

n den Bergweilern am

ILaimbach lebt die deutschzimbrische

Sprache auf. Das

erstmals erschienene

deutsch-zimbrische Wörterbuch

der Laimbachtäler hat

die Bergbewohner aus ihrem

hundertjährigen Dornröschenschlaf

geweckt und eine

kleine sprachlich-kulturelle

Lawine ausgelöst.

Deutsch-zimbrische Lieder

werden gesungen, Sprachkurse

abgehalten, die alten Trachten

getragen und zweisprachige

Ortstafeln auf Italienisch und

Deutsch-Zimbrisch aufgestellt.

Das von Hugo-Daniel Stoffella

kürzlich herausgegebene „Zimbrische

Wörterbuch der Laimbachtäler“

hat nicht nur einen

unerwartet weitreichenden Impuls

zur Wiederentdeckung der

zimbrischen Wurzeln gegeben,

sondern auch die Förderung

von Sprache, Kultur und Traditionen

kräftig angeschoben.

Zeugnis für das vom Wörterbuch

entfachte Wiederaufleben

der deutsch-zimbrischen

Mundart in den Laimbachtälern

gibt eine Reihe von Initiativen,

die sich in letzter Zeit

schlagartig häufen.

Aufgrund der Nachfrage von

Seiten interessierter Talbewohner

wurden die ersten Sprachkurse

auf Deutsch-Zimbrisch

abgehalten. Zudem wird in der

Grundschule ab dem Schuljahr

2016/17 im Rahmen des Expertenunterrichts

die deutschzimbrische

Mundart gelehrt.

WÖRTERBUCH

Rund 150 Jahre, nachdem in

Innsbruck Ignaz Zingerle das

erste Wörterbuch der „Volksmundart

der deutschen Gemeinde

Lusern“ veröffentlicht

hat, und rund 70 Jahre nachdem

in Bozen die Verlagsanstalt Ferrari-Auer

dank der finanziellen

Unterstützung des Unternehmers

Luis Oberrauch das erste

Wörterbuch des in Ljetzan/Giazza

gesprochenen Deutsch

(„Tautsch“) herausgegeben hat,

ist nun, dank einer Förderung

der Region, das erste deutschzimbrische

Wörterbuch der

SPRACHE

Nicht geschrieben,

nur gesprochen

Die zimbrische Sprache gilt

als älteste lebende bayerische

Mundart. Seit jeher ist

sie keine Schriftsprache, sondern

eine ausschließlich gesprochene

Sprache. Wenn

die Bewohner der Laimbachtäler

vom Gewand sprechen,

sagen sie „gabàm“, die

Bluse ist die „plus“, die Ziege

ist die „goas“, die Amme ist

die „ameda“, der Bub der

„puo“, der Alpensalamander

ist der „rockenstoz“ (in Lechtal

in Nordtirol „Rögastuarzo“),

der Rabe ist „ram“, der

Kreuzschnabel ist der „krosnobel“,

die Krähen sind die

„krae“, die Frauen sind die

„baibar“, Ochsen die „ocse“,

die Gerste ist die „gherste“,

Butter die „botér“, die Schnalle

ist die „snòl“, der Trog ist

der „troc“ und „tschioke“ ist

die große Glocke, welche die

erste Kuh beim Almabtrieb

trägt. ©

Der Brandtaler Komponist und

Musikprofessor Ivan Cobbe hat

den im Laimbachtaler

Deutsch-Zimbrischen überlieferten

„Vater von uns andro“

(Vater unser) musikalisch vertont.

Dieser gehört nun zum

Standardrepertoire des Brandtaler

Männerchores „Pasubio“

sowie des Kirchenchores von

Laym (Terragnolo).

Laimbachtäler erschienen. Autor

ist Hugo-Daniel Stoffella, der

in seiner Freizeit in den letzten

6 Jahren systematisch alle noch

heute verwendeten zimbrischen

Vokabeln und Redensarten

gesammelt und erhoben

hat. Erstmals hat er in dieser Publikation

auch die deutsche

Wurzel jedes einzelnen zimbrischen

Wortes ermittelt und aufgezeigt.

Somit hat er die bisherige

gängige Auffassung, in den

Laimbachtälern sei die alte

deutsche Sprache vollkommen

ausgestorben, widerlegt. ©

Hugo-Daniel Stoffella überreicht ein Exemplar des Wörterbuches an Arno

Kompatscher in seiner Funktion als Präsident der Region, welche die

Herausgabe ermöglicht hat. Dieser hat sich sehr interessiert gezeigt

und Stoffella angespornt, sich weiterhin für den Erhalt dieser Minderheitensprache

einzusetzen.

SPRACHMINDERHEITEN

Wahrzeichen der Laimbachtäler ist die wie ein Adlerhorst an einer senkrechten Felswand über den reißenden Laimbach klebende St.-Kolumban-Kirche.

Stoffella

Mit den beiden Chören trafen

sich kürzlich in der Laymer St-

Peter-und-Paul-Kirche erstmals

alle zimbrischen Nachbarchöre,

nämlich von Lusern,

Sleghe (Asiago) und Ljetzan

(Giazza), um ausschließlich

zimbrische Lieder zu singen.

Die Mitglieder des Kulturund

Trachtenvereins „Laimpachtaler

Zimbarn“ sprechen

und pflegen bewusst die Mundart

bei ihren Treffen und Veranstaltungen.

Der vom Welschtiroler

Heimatkundler Arthur F.

Stoffella gegründete Verein hat

die historischen, sehr stark an

die alte Sarner Festtagstracht

ähnelnden Trachten wiederbelebt.

Aus dem Trachtenverein ging

die ebenfalls zum kulturellen

Erbe der Laimbachtäler gehörende

Schützenkompanie hervor,

die heuer wiedergegründet

wurde und auf ihrer neuen

Kompaniefahne bewusst ausschließlich

die deutsch-zimbrische

Bezeichnung führt.

Als vorerst letzten Schritt in

dieser rasanten Entwicklung

zur Bewahrung der Mundart

hat kürzlich die Gemeindeverwaltung

der kleinsten Gemeinde

Laym (Terragnolo) als erste

beschlossen, die bestehenden

rein italienischen Ortstafeln zu

ersetzen und neue zweisprachige,

mit den Ortsbezeichnungen

auf Italienisch und

Deutsch-Zimbrisch, aufstellen

zu lassen.

Am Fuße des Pasubio

GEOGRAFISCHE LAGE: Brandtal und Laym

Bei den Laimbachtälern (Valli

del Leno) handelt es sich um die

zwei, vom Laimbach (Leno)

durchflossenen Bergtäler Brandtal

(Vallarsa) und Laym (Terragnolo)

am Fuße des Kaiserjägerberges

Pasubio an der alten Tiroler

Grenze. Der Laimbach

durchfließt anschließend die alte

Handels- und Industriestadt

Rofreit (Rovereto) im Lagerthal

(Val Lagarina), wo er in die Etsch

mündet. Die Laimbachtäler

grenzen im Süden an die deutsche

Sprachinsel der Zimbern

der „Dreizehn Gemeinden“

(Provinz Verona) und im Norden

an die zimbrische Hochebene

(Altipiani Cimbri) von Vielgereuth/Folgaria-Lafraun/Lavarone-Lusern/Luserna.

In den

Laimbachtälern gibt es seit jeher

© Alle Rechte vorbehalten

drei Gemeinden: Die flächenmäßig

größte ist Vallarsa

(Brandtal, mit 1.350 Einwohnern),

gefolgt von Trambileno

(Trumelays, mit 1.444 Einwohnern.)

und schließlich die

kleinste Gemeinde Terragnolo

(Laym, mit 731 Einwohnern.)

© Alle Rechte vorbehalten

GESCHICHTE

Die deutsche Besiedlung der Deutschen nicht mächtig waren

und vielfach Dolmetscher

bis dahin unbewohnten Laimbachtäler

erfolgte, so wie jene heranziehen mussten. Die österreichische

Verwaltung führte

auf der Hochebene von Vielgereuth/Folgaria,

zu Beginn des Ende des 18. Jahrhundert die

13. Jahrhunderts auf Initiative allgemeine Schulpflicht ein,

des Trienter Fürstbischofs aber in Unkenntnis der Lage in

Friedrich von Wangen (Ritten). italienischer Sprache. Anfang

Es handelte sich um Siedler, die des 19. Jahrhundert verbot Pfarrer

Leonardo Zanella der älte-

aus dem Dreiländereck Bayern,

Schwaben und Deutsch-Tirol ren Generation „diese barbarische

Sprache mit den Kindern

in den Süden gezogen waren.

Bis zum Zeitalter der Reformation

wurden Geistliche aus bayhung,

die Absolution in der

zu sprechen“, unter Androerischen

Diözesen mit der Seelsorge

betraut. Diese Verbinfe

Zäsur stellte der Erste Welt-

Beichte zu verweigern. Eine tiedung

endete mit der

krieg dar, als die Laimbachtäler

Gegenreformation: deutsche Frontgebiet wurden und die

Priester erschienen verdächtig; Bevölkerung evakuiert wurde.

die Angst vor einer Ansteckungsgefahr

der Lehre Luthers die Grundmauern zusammen-

1919 kehrten sie in ihre bis auf

war groß. Anschließend waren geschossenen und niedergebrannten

Häuser mit verwüste-

es deshalb den Pfarrern beigestellte

einheimische Kaplane, ten Feldern und Wäldern zurück.

Trotz verlorenem Krieg,

welche die Beichte auf Deutsch

abnahmen. Die Urkunden wurden

von italienischen Notaren lisierung lebt die deutsch-zim-

Faschismus und zuletzt Globa-

aus der Bezirkshauptstadt Rofreit

(Rovereto) verfasst, die des noch weiter. © Alle Rechte

brische Mundart auch heute

vorbehalten

Die Laimbachtäler bei Rovereto

TRIENT

Lafraun/Lavarone

Filgreit/Folgaria

Lusérn

Rofreit/Rovereto

Laimbachtäler

Brandtal/Vallarsa

Laym/Terragnolo

Trumelays/Trambileno

Laim/Leno

13Gemeinden

-Infografik: M. Lemanski

Laim/Leno

Pasubio

Schio

7 Gemeinden

Sleghe/Asiago

Vicenza

64


IMPRESSUM

Herausgeber

Cimbern-Kuratorium Bayern e. V.

vertreten durch Jakob Oßner, 1. Vorsitzender

Putzenberg 1, 84149 Velden

Beiträge / Autoren

Dr. Remigius Geiser, Prof. Anthony Rowley,

Jakob Oßner, Hans Geiselbrechtinger, Stefan Duschl,

Wolftraud Schreiber, Gianni Vescovi Vischofar

Redaktion / Konzeption / Layout

Heike Arnold

Schlussredaktion / Übersetzungen aus dem Italienischen

Hans Geiselbrechtinger

Druck / Produktion

Lanzinger Druck

ISSN 2627-3993

Schutzgebühr 5,80 EUR

(für Mitglieder kostenlos)

Bildnachweis:

Cimbernfahrten: Dr. Jörg Ruthrof, Heike Arnold,

Josef Huber

Marco Martalar (Kunst)

Elisabeth Cramer-Guggemoos (Kunst)

Archiv Cimbern-Kuratorium

Archiv Markt Velden

Franziska Berger (Geburtstagsgruß)

Buchtitel „Zu Tisch bei den Sprachinseln“

(Einheitskomitee historischer deutscher

Sprachinseln in Italien)

S.

Quellennachweis:

Presse-Archiv Cimbern-Kuratorium

Fotoarchiv Cimbern-Kuratorium

Fotoarchiv Online-Redaktion

65


VER

AN

STALT

UNGEN


VERANSTALTUNGEN

PFlege von dialekt und

sprachforschung

Veranstaltung des bayerischen cimbern-kuratoriums

und der johann-andreas-schmeller-gesellschaft

Dialektforscher Professor Dr.

Anthony Rowley erläuterte das

digitale Cimbrische Wörterbuch

von Hugo Resch

Zu einem unterhaltsamen

bayerischen Kulturnachmittag

zur Pflege von Dialekt- und

Sprachforschung entwickelte

sich die gemeinsame Veranstaltung

des Bayerischen

Cimbern-Kuratoriums mit

der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft

mit Sitz in

Tirschenreuth im Bayerischen

Trachtenkulturzentrum

in Holzhausen. Der

Einladung der beiden Vorsitzenden,

Jakob Oßner und

Christian Ferstl, folgten nahezu

100 Besucher in den

rustikal geschichtsträchtigen

Augustinerstadl und wurden

vom amüsanten, aber auch

lehrreichen Programm nicht

enttäuscht.

Vorsitzender Jakob Oßner

vom Bayerischen Cimbern-Kuratorium

begrüßte

eine Reihe von Ehrengästen,

unter anderem den Geisenhausener

1. Bürgermeister

Josef Reff mit Kreisrat

Robert Maier. Der besondere

Gruß galt auch den

Altbürgermeistern und Mitgliedern

des Cimbern-Kuratoriums

Josef Nagl, Kumhausen,

Johann Tiefenbeck,

Wurmsham, und Franz Xaver

Gallecker von Adlkofen.

Bürgermeister Josef Reff

lobte die Bemühungen der

Veranstalter, den Gebrauch

des bayerischen Dialekts zu

pflegen und zu fördern. Auch

im Namen des Vorsitzenden

vom Historischen Verein

Geisenhausen, Sebastian

Schuder, stellte das Gemeindeoberhaupt

das aktuelle

gemeindliche heimatkundliche

Projekt zur Errichtung

eines Museums vor. Jakob

Oßner berichtete, dass der

Oberpfälzer Germanist und

bayerische Sprachforscher

Johann Andreas Schmeller

bereits 1833 und 1844 auf

der norditalienischen Hochebene

von Asiago und Roana

die so bairisch klingende

Sprache der Dorfbewohner

bei einer Studienreise entdeckte.

Bereits 1855 hatte

Schmeller ein kleineres

cimbrisches Wörterbuch zusammengestellt

und herausgegeben.

Nicht ohne Stolz

berichtete Oßner von der

Verwirklichung des digitalen

cimbrischen Wörterbuches

des Landshuter Cimbernforschers

Hugo Resch. Der Vorsitzende

zeigte sich erfreut

über die große Resonanz

bei den 500 verschiedenen

monatlichen Besuchern auf

der Homepage des Bayerischen

Cimbern-Kuratoriums,

die das „Digitale Cimbrische

Wörterbuch von Hugo Resch“

unter www.cimbern-kuratorium-bayern.de

aufrufen. Der

wissenschaftliche Betreuer,

Prof. Dr. Anthony Rowley, erläuterte

danach das Projekt

mit entsprechenden Worterklärungen.

Christian Ferstl stellte das

Jahrbuch 2013 seiner Gesellschaft

vor. Der Titel des

Jahrbuchs „Mit Schmeller

von Puhoi bis Hinterkleebach“

beschreibt die Sprachinseln

vom exotischen Puhoi

in Neuseeland über die

deutschen norditalienischen

Sprachinseln bis zum fränkischen

Hinterkleebach.

Luis Thomas Prader vom

deutschen Sprachinselkomitee

aus Südtirol beschrieb

in unterhaltsamen Worten

ausführlich die Situation der

Sprachinseln in Oberitalien.

Nach dem Zurückdrängen

der Sprachminderheiten,

nicht zuletzt resultierend aus

den Geschehnissen der beiden

Weltkriege, wird wieder

ein neues Selbstbewusstsein

bei der Verwendung der

alten Sprache festgestellt.

67


VERANSTALTUNGEN

Man schämt sich nicht mehr, eine andere Muttersprache zu haben als die italienische und

Teil einer anderen Kultur zu sein. Bereits im Vorprogramm begeisterte der Veldener Mundartsprecher

Adolf Murr mit frei vorgetragenen Gedichten aus der bayerischen Heimat.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Andreas Oberpriller vom Trachtenkulturzentrum gekonnt

seine Einrichtung vor und führte die interessierten Besucher danach durch die

Räumlichkeiten. Zeitungsbericht vom 24.03.2016

von Jakob Oßner im „Vilstalbote“

2. Dialektforum in Holzhausen

vom 17.-19.11.2017

Beim 2. Dialektforum des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e. V. kamen 20

namhafte Wissenschaftler, Experten sowie Praktiker aus Bayern und aus europäischen

Regionen zu Wort, die sich mit dem Thema „Minderheitensprachen - Möglichkeiten der

Förderung und des Ausbaus“ beschäftigen. So erwartet die Besucher des FBSD-Dialektforums

ein buntes Programm mit Referaten etwa über den Erhalt der Walsersprachen und

des Zimbrischen in Norditalien bis hin zum Schwäbischen in der Moderne. Berichtet wurde

auch über die Vorteile der individuellen Mehrsprachigkeit als Ressource im Bildungskonzept,

über die mehrsprachige Identität am Beispiel einer bairisch-sprachigen Siedlung

in den Dolomiten sowie über Dialekt und Schule bis hin zu Bairisch als Zweitsprache an

beruflichen Schulen.

Als Vertreter des Cimbern-Kuratorium Bayern e. V. nahmen teil:

Prof. Anthony Rowley, München

Bauernklage, Mundartgedicht aus Landshut um 1650

Dr. Remigius Geiser, Salzburg

Zimbrisch - das älteste Bairisch?

68


VERANSTALTUNGEN

69


VERANSTALTUNGEN

Gedenkfeier in Roana für

Monsignore Sartori mit

Erzbischof Gänswein

Am 06. August 2017 fand in Roana eine Veranstaltung mit Mons. Georg Gänswein zur

Erinnerung an Mons. Luigi Sartori, dem großen Theologen aus Roana, statt. Bei dieser

Gelegenheit wurde der Partnerschaften zwischen Veneto und Bayern und dem Altopiano

und Landshut gedacht.

Mit dabei vom Cimbern-Kuratorium Bayern e.V. waren der erste Vorsitzende Jakob Oßner,

die stellvertretende Vorsitzende Christine Fischer mit ihrem Mann, Schriftführer Hans

Geiselbrechtinger, Übersetzerin Nina Geiselbrechtinger sowie Kassier Rudi Holzner.

Die nachstehenden Fotos verdanken wir Thomas Schratzenstaller von der Gemeinde

Velden, der ebenfalls an der Feier teilnahm.

70


VERANSTALTUNGEN

71


VERANSTALTUNGEN

72

Fotos von Josef Huber, Bonbruck von seiner

Flugreise nach Asiago im Frühjahr 2018


VERANSTALTUNGEN

RÜCKBLICK AUF DIE

SPRACHINSELFAHRTEN 2018

im gasthaus putz-zviedris in obervilslern

von Heike Arnold

Bei herrlich duftendem Kaffee und leckerem, hausgemachten Kuchen genossen im

gut gefüllten Saal des Wirtshauses Putz-Zviedris in Obervilslern zahlreiche Mitglieder

des Cimbern-Kuratoriums den Rückblick auf die äußerst gelungenen Jahresfahrten

2018.

Auf Einladung des Vorsitzenden, Jakob Oßner, hatten mitgereiste Mitglieder und

Hobbyfotografen aus dem vorhandenen Bildmaterial eine Bilder- und Video-Präsentation

zusammengestellt, anhand derer die Eindrücke der Reisen durch das Cimbernland

noch einmal ins Gedächtnis gerufen wurden.

Zwischen den einzelnen Vorführungen wurden die Gäste vom Münchener Dialektologen

und Privatdozenten Dr. Bernard Stör aufs Beste unterhalten.

Mit besonders eindrucksvollen Bildern aus der Luft begeisterte Josef Huber, langjähriges

Mitglied des Cimbern-Kuratoriums. Er hatte mit seinem Sohn, einem passionierten

Hobbyflieger, in einer zweisitzigen Maschine einen Ausflug nach Asiago

unternommen - bei besten Wetterbedingungen. Eine Auswahl seiner Fotoaufnahmen

sehen Sie auf der linken Seite.

Im Anschluss an das außergewöhnliche „Kaffeekränzchen“ steckten einige der

Vorstandsmitglieder noch eine Weile die Köpfe zusammen, um über die Planungen

zum bevorstehenden Jubiläumsfest zu diskutieren.

73



LITERATUR + KUNST

Dar Khlòone Printz

Der kleine Prinz

Èerstez stukhe - Erstes Kapitel

Benne ich han gahàt sèks jaar, ich han

am-bòtta gasècht an hèftikh schööz

pilde in aname puche vom-me billen

balde ganaamet „Baare Schòan“. Imme

pilde sighet-sich an khunik-borm

slintanten an billez viighe. Hia ist an

gadùppalach vom-me pilde:

Als ich sechs war, sah ich einmal ein

wunderbares Bild in einem Buch

über den Dschungel, das „Wahre

Geschichten“ hieß. Auf dem Bild war

eine Königsschlange, die gerade ein

wildes Tier (Raubtier) verschlingen

wollte. Hier ist eine Kopie des Bildes:

In disame puche is-ta khöt: „Boen

slintent z sain snàpp gantz ane

khaüan. Darnaach mögant-se nèt mèar

mööbarn-sich on slaafent sèks manade

zoa-zo dijeriiran.“

Von dèmme han-ich gafùsighet viil baz

ist gaschécht im-me billen balde. Metame

gavèrban lapis han-ich gamöcht

machan z main èerstez dipìndarach. Z

main dipìndarach nümmarn òan. Z ist

gabeest asò:

In diesem Buch heißt es: „Boas

verschlingen ihre Beute als Ganzes,

ohne zu kauen. Danach können sie

sich nicht mehr bewegen und schlafen

sechs Monate zur Verdauung.“

Ich grübelte daher viel über die

Ereignisse im Dschungel. Mit

einem Farbstift gelang mir meine

erste Zeichnung. Meine Zeichnung

Nummero 1.

Sie sah so aus:

75


LITERATUR + KUNST

Zòoganten de main biirtighe

arbot in gròozen laüten han-ichse

gavoorset men-se nèt vörtansich

vom-me pilde. Se habent

anboortet: „Ambrùmme schöltabar

vörtan-iz von-ame huute?“

Badar z main pilde hat nèt gamàcht

segan an huut. Z ist gabeest an

hèftikh gròozar borm zosalnten an

elefànt im-me maaghen. Asò hanich

dipìndart in boa von innont

zoa-az de gròozen laüte höttan-en

dorkhànt, ambìa se nöötent saldo

az allez khèmme dorhöötart. Z

main pilde nümmarn zbeen ist

gabeest asò:

Ich legte mein Meisterwerk den

großen Leuten vor und fragte

sie, ob ihnen die Zeichnung nicht

Angst mache. Sie sagten: „Warum

sollten wir Angst vor einem Hut

bekommen?“

Meine Zeichnung stellte aber

gar keinen Hut dar. Es war

eine Riesenschlange, die einen

Elefanten verdaut. Ich zeichnete

also das Innere der Boa, damit es

die großen Leute genau erkannten,

denn sie brauchen immer

Erklärungen. Meine Zeichnung

Nummero 2 sah so aus:

Denne de gròozen laüte habant-mar

garaatet nèt mèar zo dipìndaran

khòone òffan òdar gaslòzzan

boen und zo liirnan mèeront de

geografìa, z dorgàngane, z ròotan

panàndar und de prècht-reegheln.

Asò z ist gaschécht benne ich han

gahàt sèks jaar, az-ich han gariivet

in main schöön bèkh von-ame

pildare.

Ane galükke metten main pildarn

nümmarn òan und nümmarn

zbeen han-ich vorlóart allen in

main muut. De gròozen laüte

vosteent nia eppazen sèlbort. Und

vor de khindar z ist zoviil sbèar zo

dorhöötaran-en de dinkh hörtan un

ambìdar hörtan von naüjame.

Die großen Leute rieten mir dann,

das Zeichnen von offenen oder

geschlossenen Boas bleiben zu lassen

und mich mehr mit Geographie,

Geschichte, Mathematik (Rechnen)

und Grammatik zu beschäftigen. So

kam es, dass ich im Alter von sechs

eine wunderbare Karriere als Maler

aufgab.

Ich hatte durch das Scheitern

meiner Zeichnungen Nummero 1

und Nummero 2 meinen ganzen

Mut verloren. Die großen Leute

verstehen nie etwas von selbst.

Und für die Kinder ist es viel zu

mühevoll, ihnen die Dinge immer

und immer wieder von neuem zu

erklären.

76


LITERATUR + KUNST

Mizzanten sait süüchan auz an

andara èrbot han-ich galìarnt

zo vüüran de roplaan. Ich pin

gavlùdart dort alla de bèlt. Z ist

baar az de geografìa hat-mar

gahölfet viil darpài. Hèmmest ich

man intschòadan am-me èersten

plikhe Cina von Arizona. Ditzan

nützet sondar viil benne hat-sich

vorlóart in bèkh pa dar nèchte.

Im-me main galeebache han-ich

vorkhènt viil hòoghe laüte. Ich han

galeebet met in mittanàndar on hanse

galuughet aan gantz ganòat. Ma

ich han nèt gabèkselt baz-ich han

pensaart von in.

Hörtan, benne ich han vorkhènt

eppad-òaz ba hat-mar gapréart an

minzikh gaschaidor, han-ich-me

gazòoghet z main pilde nümmarn

òan ba ich han gahàt bohàltet vor

ditzan. Ich han gabèlt bizzan men-ar-z

hat vorstànt. Badar alle habant-se

anboortet demò: „Ditzan ist an huut.“

Denne han-ich gabizzet az-ich han nèt

gamöcht prèchtan met diisen laüten

na in boen, me billen balde odar in

stèarn. Asò han-ich-mich garìchtet

naach innàndarn. Met in han-ich

gaprèchtet naach spiilan in karten,

jukhan khügallen inn in löchar, pulìtika

und bèbarlen. Un de gròozen laüte

saint gabeest fròa habanten vorkhènt

an mennesch met sòvel sinnen.

Ich musste mir also einen anderen

Beruf wählen, und ich lernte

Flugzeuge zu fliegen. Ich flog durch

die ganze Welt. Die Geographie,

das ist richtig, hat mir gute Dienste

dabei geleistet. Auf den ersten Blick

kann ich nun China von Arizona

unterscheiden. Das ist besonders

hilfreich, wenn man sich in der

Nacht verirrt hat.

In meinem Leben lernte ich viele

bedeutende Menschen kennen. Ich

lebte mit ihnen zusammen und

beobachtete sie ganz genau. Doch an

meiner Meinung über sie änderte sich

nichts.

Immer, wenn ich jemanden traf, der

mir ein wenig schlauer vorkam, zeigte

ich meine Zeichnung Nummero 1,

die ich mir dafür aufgehoben hatte.

Ich wollte wissen, ob er sie verstand.

Aber alle antworteten sie nur: „Dies

ist ein Hut.“ Dann wusste ich, dass ich

mit diesen Leuten nicht über Boas,

den Dschungel oder die Sterne reden

konnte.

Also stellte ich mich auf sie ein. Mit

ihnen sprach ich über Bridge, über

Golf, Politik und Krawatten. Und die

großen Leute freuten sich, einem so

vernünftigen Menschen begegnet zu

sein.

77


LITERATUR + KUNST

Zbeetez stukhe -Zweites Kapitel

Asò ich han galeebet anlòan, ane

eppad-òaz met beeme ich hötte

gamöcht prèchtan, fintz is-ta gaschécht

dar invall in me ööden lante Sahara

sèks jaardar èersinkh. Dar mòtor

vom-me main roplaan ist gabeest

gaschaadet. Ambìa is-ta gabeest khòaz,

khòondar bèrchmann, khòone vüargheenar,

han ich gamìzzet machan

allar anlòan de hevighe richtonghe.

Vor mich z ist gabeest an dinkh vomme

leebane òdar vom-me tòote. Z main

trinkh-bazzar ist gabeest khauma

ganùkh fintz af schiar acht taaghe.

Asò ich pin dorslaafet dehiin fan

èersten aabont im-me sante, tausinkh

maildar vèrre von ilchar gahèrbighen

saiten. Ich pin gabeest viil meeront

anlòan dan an gapüügandar mearholtz-traibar

af me sain sbimm-holtze

inmìtten vom-me baiten meere. Ar

mögat-ach ròotan, biivel ich pin

khènt bolaibet, benne ich pin gabeest

dorbékhet in de mòrgont-richte von

aname ungahörten rüüfellen.

Z hat khöt:

„Dipìndar-mar an ööba, bill-do?“

„Baz?“

„Dipìndar-mar an ööba ...“

Ich pin gasprùnghet au asbìa

gasnàppet vüar von aname glitze. Ich

han garìbelt de main ooghen soodot.

Ich han galuughet drau viil ganòat.

Und ich han gasècht an nèrroschez

pikkalle, ba-mich hat gaglaaset aan

strenghe. Hia ist z pezzorste pilde, ba

ich han gamöcht machan speetor von

iime.

So lebte ich denn allein, ohne

irgendwen, mit dem ich richtig hätte

reden können - bis zu jener bewussten

Panne in der Sahara vor sechs Jahren.

Der Motor meines Flugzeugs streikte.

Da ich niemanden dabeihatte, keinen

Mechaniker, keine Passagiere, musste

ich mich ganz allein an die schwierige

Reparatur machen.

Es ging für mich um Leben oder Tod.

Mein Trinkwasser reichte höchstens

noch acht Tage.

Am ersten Abend bin ich also im Sand

eingeschlafen, tausend Meilen von

jeder bewohnten Gegend entfernt. Ich

war viel einsamer und abgeschiedener

noch als ein Schiffbrüchiger auf

seinem Floß mitten im weiten Ozean.

Da könnt ihr euch die Überraschung

vorstellen, die mich ergriff, als mich

bei Tagesanbruch eine seltsame kleine

Stimme weckte. Sie sagte:

„Ach bitte … zeichne mir ein Schaf !“

„Hmm?“

„Zeichne mir ein Schaf ...“

Wie vom Blitz getroffen sprang ich

auf. Ich rieb mir gründlich die Augen.

Ich schaute genau hin. Und da sah ich

einen kleinen Burschen, einen äußerst

sonderbaren allerdings, der vor mir

stand und mich kritisch musterte.

Ich habe ihn später oft darzustellen

versucht; dieses Porträt hier scheint

mir das gelungenste.

78


LITERATUR + KUNST

Badar natuurlekh z main pilde

bozoovert in nichtsame asò asbìa dar

khnibel. Z ist nèt de main schulle.

Schöön in dar eltekhot von sèks

jaardarn de gròozen habant-mar

ganùmmet abe in muut zo dipìndaran

und ich han nèt gamöcht dipìndaran

eppazen andarz dan gaslòzzane und

òffane boen.

Bolàibet han-ich galuughet aan

diisen strìozz met gròozen ooghen.

Vorghèzzet nèt az ich pin gabeest

tausinkh maildar vèrre von ilchar

gahèrbighen saiten. Ma z main

pikkalle hat-mar gapréart nèt zo

haban vorlóart in bèkh, nèt zo sainan

dorléghet, nennòch dorhùngart,

dorstikh òdar vörtosch. Ar hat nèt

gapréart asbìa an khint ba hat vorlóart

in bèkh im-me ööden lante,

tausinkh maildar vèrre von ilchar

gahèrbighen saiten. Benne ich han

gamöcht prèchtan von naüjame, hanich-en

gavoorset:

„Ma baz tüüst-to hia?“

Aber mein Bild ist natürlich längst

nicht so bezaubernd wie das Modell.

Ich kann nichts dafür. Mich haben die

Erwachsenen, als ich sechs war, von

meiner Malerkarriere abgebracht, und

so konnte ich nichts anderes zeichnen

als geschlossene Boas und offene

Boas.

Ich starrte mit großen, staunenden

Augen auf diese Erscheinung. Vergesst

nicht, ich befand mich tausend Meilen

von jeder bewohnten Gegend entfernt.

Mein kleiner Mann schien sich jedoch

weder verlaufen zu haben, noch

wirkte er halbtot vor Erschöpfung,

vor Hunger, vor Durst oder vor Angst.

Er machte ganz und gar nicht den

Eindruck eines mitten in der Wüste

verirrten Kindes, tausend Meilen von

jeder bewohnten Gegend entfernt. Als

ich endlich reden konnte, fragte ich

ihn:

„Aber … wie kommst du denn hierher?

79


LITERATUR + KUNST

Und denne hat ar gakhèart khödan

viil sünfot, asbìa z böar an viil bèertez

gaschèffede:

„Dipìndar-mar an ööba, bill-do?“

Benne eppazen volla misteeren

premart sondar, töört-sich nèt

unvòlgan. Eeban-az ich han-mich

gahòrrt khaif narresch, tausinkh

maildar vèrre von ilchar gahèrbighen

saiten und in priigale vom-me tòote,

ich han gazooget auzar vom-me main

seekhale an plat karten und an vèdara.

Badar denne han-ich gadénkhet az-ich

han galiirnet anlòan de geografìa, z

dorgàngane, z ròotan panander und de

prècht-reegheln. Sait han-ich khöt me

pikkallen an mintzikh müüsot az-ich

nèt man dipìndaran. Ar hat gakhèart

zo khödan:

„Ditzan mööbart nicht. Dipìndar-mar

an ööba.“

Ambrùmme ich han noch nia gahàt

dipìndart an ööba, han-ich

gamàchet òaz von in zbòan

dipìndarechen, ba-ich han gamöcht

dipìndaran: dez met dar gaslòzzan

boen. Ich pin dorstuutzet viil, benne z

pikkalle hat-mar intkhöt:

„Niet, niet! Ich bill nèt an elefànt in

aname boen. An boa ist viil prügalot

und an elefànt nöötet zoviil dabàite.

Ka miar allez ist viil khlòan. Ich han

manghel an ööba. Dipìndar-mar an

ööba.“

Asò han-ich dipìndart.

„Da wiederholte er ganz leise, und es

klang nach einem höchst ernsthaften

Anliegen:

„Bitte … zeichne mir ein Schaf …“

Wenn etwas Geheimnisvolles einen

gar zu sehr überwältigt, wagt man

keinen Ungehorsam. So albern mir das

tausend Meilen von jeder bewohnten

Gegend entfernt und in einer

lebensgefährlichen Lage auch vorkam:

Ich zog ein Blatt Papier und einen

Füllfederhalter aus meiner Tasche.

Da freilich erinnerte ich mich, dass ich

in erster Linie Geographie, Geschichte,

Rechnen und Grammatik

gelernt hatte, und sagte zu dem

kleinen Mann, inzwischen schon etwas

mürrisch, dass ich nicht zeichnen

könne. Er antwortete

nur:

„Spielt keine Rolle. Zeichne mir ein

Schaf.“

Da ich noch nie ein Schaf gezeichnet

hatte, fertigte ich wieder einmal eine

der beiden einzigen Zeichnungen,

die ich beherrschte – die mit der

geschlossenen Boa. Und ich war völlig

verdutzt, als der kleine Mann mir

entgegnete:

„Nein, nein! Ich will keinen Elefanten

in einer Boa. Eine Boa ist sehr

gefährlich, und ein Elefant nimmt zu

viel Platz weg. Bei mir zu Hause ist

alles ganz klein und eng. Ich brauche

ein Schaf.

Zeichne mir ein Schaf.“

Also zeichnete ich.

80


LITERATUR + KUNST

Ar hat-mar gasècht zùa sichtikh. Denne

hat-ar khöt:

„Niet! Diisa ist schöön viil siich. Mach

an andara.“

Ich han dipìndart:

Er schaute mir aufmerksam zu, bemerkte

dann aber:

„Nein. Das ist schon sehr krank. Mach

ein anderes.“

Ich zeichnete:

Dar main khsell hat galèchelt süftikh

und naachlazzanten:

„Du sighest sèlbor ... diisa ist khòona

ööba, z ist an bello. Ar hat hörndar ...“

Sait han-ich gamàchet nòch an

dipìndarach.

Mein Freund lächelte lieb und voller

Nachsicht.

„Du siehst wohl selbst … das ist kein

Schaf, das ist ein Widder. Es hat

Hörner …“

Also fertigte ich noch eine Zeichnung.

81


LITERATUR + KUNST

Badar z ist khènt vuudar-gaschìkhet

asbìa de voodarn.

„Diisa ist zoviil alt. Ich bill an ööba, ba

leebet nòch langhe.“

Hèmmest han-ich vorlóart de gadùlt,

ambìa z ist gabeest zait zo schòodalan

in main mòtor. Sait han-ich dipìndart

diisa:

Doch sie wurde abgelehnt wie die

anderen zuvor:

„Das ist zu alt. Ich will ein Schaf, das

noch lange lebt.“

Nun verlor ich die Geduld, zumal es

allmählich Zeit wurde, dass ich meinen

Motor auseinandernahm. Also

zeichnete ich dies:

Und ich han gaprùntelt:

„Diisa ist an truuga. De ööba, ba du bill,

ist hia innont.“

Badar ich pin dorkhènt viil seganten

laüchtan in mostàtz vom-me main

junghen paütalar.

„Diisa ist ganòat asò, bia ich han gabèlt!

Preart-dar, az diisa ööba manghelt viil

gras?“

„Zbaü?“

„Ambrùmme ka miar allez ist viil

khlòan ...“

„Z bill sainan sichar ganùkh. Ich handar

gaschénkhet an viil khlòona ööba.“

Ar hat ganàighet in khòff übar z

dipìndarach:

„Badar sòvel khlòan iss-ez nèt ... Lukh!

Z ist dorslaafet dehiin ...“

Asò han-ich vorkhènt in khlòan

printzen.

Dazu brummte ich:

„Das ist eine Kiste. Das Schaf, das du

dir wünschst, liegt da drin.“

Doch zu meiner großen Überraschung

hellte sich das Gesicht meines jungen

Kunstrichters auf:

„Genau so habe ich es gewollt!“

Glaubst du, dieses Schaf braucht viel

Gras?“

„Warum?“

„Weil bei mir zu Hause alles ganz klein

ist …“

„Es reicht bestimmt. Ich habe dir ein

ganz kleines Schaf geschenkt.“

Er beugte sich über die Zeichnung:

„Aber auch nicht zu klein … Ach,

schau! Es ist eingeschlafen …“

So habe ich den kleinen Prinzen

kennengelernt.

82


LITERATUR + KUNST

Diese Arbeit entstand im Rahmen des zimbrischen Sprachstammtisches

„Prèchta-bar zimbrisch!“, der unter Leitung von Dr. Remigius Geiser alle

zwei Monate auf Kremshub (Gemeinde Velden) stattfindet.

Die Grundkenntnisse des Zimbrischen erwarben die Teilnehmer in

einem vom Cimbern-Kuratorium organisierten Sprachkurs an der VHS

Vilsbiburg (S. 44-45), für den sich der beste Zimbrischkenner und

-sprecher nördlich der Alpen, Remigius Geiser, unentgeltlich als Dozent

zur Verfügung stellte.

Wir danken den Autoren Hans Geiselbrechtinger und Stefan Duschl für

die Erlaubnis, dieses Werk in unserem Cimbernland als Vorabdruck

veröffentlichen zu dürfen - nach Vervollständigung des Werkes um

weitere Kapitel ist eine Buchausgabe geplant.

83


LITERATUR + KUNST


LITERATUR + KUNST

Zu Tisch bei den Sprachinseln

Ein beispielhafter kulinarischer Führer

von Wolftraud Schreiber

Italien, das ist allerseits bekannt, besitzt

eine unglaublich reiche Vielfalt an typischen

Gerichten der traditionellen Küche. Vom

Norden bis in den Süden, vom Aostatal bis

Sizilien und von Südtirol bis Kalabrien trifft

man auf gastronomische Spezialitäten, um

die uns die Welt beneidet. Doch auch die

besten Kenner feiner Kochkunst kennen

wahrscheinlich nicht die Gerichte, die in

der kürzlich erschienenen Publikation „Zu

Tisch bei den Sprachinseln. A tavola con

le isole linguistiche“ präsentiert werden.

Dabei sind es Speisen, die in Italien

gekocht und serviert werden: in den

Territorien der deutschen Sprachinseln

in den italienischen Alpen und Voralpen.

Im Buch, das vom Einheitskomitee der

historischen deutschen Sprachinseln in

Italien und unter der Schirmherrschaft

der Accademia Italiana della Cucina

herausgegeben worden ist, erfahren wir

mehr über 15 dieser Sprachinseln: von

Gressoney im Aostatal über Lusern und das

Fersental im Trentino und die Dreizehn und

Sieben Gemeinden im Veneto bis Tarvisio

an der Grenze zu Österreich und Slowenien.

Dem Leser dieser Publikation, die sich

durch eine ansprechende grafische

Aufmachung auszeichnet, tut sich eine

gastronomische, sprachliche und kulturelle

Welt auf, die nur wenigen bekannt ist.

Denn wer – außer den Bewohnern dieser

deutschen Sprachinseln – wäre schon in

der Lage, den Z’brochitji, den Bénéntschu

oder den Kavrítz zuzubereiten, die

Sürchana Korschèntz, die Taucian-Noukan,

die Khrautjöta, den Stèlzer oder die

Kschtosnätzégär? Beim Lesen der Namen

dieser Gerichte – dieser in der Mehrheit

“armen” Gerichte, die leicht anzurichten

sind – glaubt man sich auf einen anderen

Stern versetzt, wo eine unbekannte,

geheimnisvolle Sprache gesprochen wird.

Dabei ist es die Sprache, die bis heute von

unseren Nachbarn gesprochen wird: von

den Walser im Piemont und im Aostatal,

von den Zimbern und den Fersentalern im

Trentino, den Bewohnern der Sieben und

Dreizehn Gemeinden und von Sappada im

Veneto, von Sauris, Timau und Valcanale

im äußersten Friaul. Wo sprachliche

und kulturelle Globalisierung sich noch

fernhalten. Ja, auch die kulturelle. Denn

die traditionelle, altüberlieferte Kochkunst

ist ein wesentlicher und charakteristischer

Ausdruck der Kultur einer Bevölkerung.

Die in dieser Veröffentlichung gesammelten

Rezepte – vier Vorspeisen, vier Hauptspeisen

und zwei Desserts – werden, mit

genauen Angaben der Zutaten und der Zubereitungsweise,

in drei Sprachen wiedergegeben:

auf Deutsch, auf Italienisch und

in der deutschen Mundart der jeweiligen

Gemeinschaft. So wird das Buch, das in

der doch schon so reichen Literatur zur

Geschichte der Gastronomie in Italien eine

Lücke füllt, zu einem kulinarischen Leitfaden,

einem sprachlichen Lehrbuch und

einem kulturellen Führer.

Wirklich eine Publikation, die man genießen

sollte. Wie die aufgetischten Gerichte.

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LITERATUR + KUNST

Buchvorstellung

DE TÒOTEN TANNEN VOM-ME

PÈRGHE LÈMMARLE

aus dem Italienischen übersetzt von E. Sartori

Der Lèmerle ist ein kleiner Berg in der Nähe von Cesuna, berühmt wegen der blutigen

Kämpfe während des Ersten Weltkrieges, vor allem in den Monaten Juni, Juli, August

1916, als die Strafexpedition der österreich-ungarischen Monarchie vom italienischen

Widerstand gestoppt wurde bei einem großen Verlust von Menschenleben. Auf Lèmerle

kämpfte der Leutnant der Infanterie Collino Pansa, der uns das Zeugnis dieses Martyriums

in einem kleinen Gedicht „Die toten Tannen des Lèmerle Berges“ hinterließ.

Ein herzzerreißendes Zeugnis, eine der invensivsten und bedeutendsten Seiten in der

Geschichte des Weltkrieges auf der Hochebene.

Ein Zeugnis, das ein Gebet ist: die Tannen von Lèmerle erheben ihre Astfetzen wie

„stimmlose Schreie“, wie die „Arme des Gefallenen“, wie die „Arme der Kreuze“, wie

„das zerrissene Fleisch der Getöteten“. Es ist ein Gebet aus Worten und Schweigen.

Eher Schweigen. Mit „Ihr seid diejenigen, die nicht reden werden, aber ihr werdet mehr

Dinge mit eurem Schweigen erzählen“ beginnt das Gedicht. Im Rummel der Gedenkund

Festreden, Ansprachen von Jubiläen und Hunderjahrfeiern, sprechen die Tannen

vom Lèmerle mit ihrem Schweigen. Sie laden ein zum Einhalt, zum Erinnern. „Oh Wanderer,

mach Halt auf dem Weg!“. Sie laden ein anzuhalten und sich an den Siegeszug

der feindlichen Truppen entlang des Valdastico Tales, Val Magnaboschi, in Richtung

Zoettl, zu erinnern, wo sie „unter den Sternen unseres Himmels schliefen“. Aber die

feindlichen Truppen haben die Ebene nicht gesehen, „sahen den blendenden Schein

des Meeres nicht“. Die Tannen vom Lèmerle erinnern an jenes „unermessliche Meer

von Schmerzen“, nicht nur der Soldaten, sondern auch der Flüchtlinge, der Holzfäller,

der Hirten ... ein Meer von Schmerz, gesehen „mit Augen religiöser Verwunderung“, wie

das vor 2.000 Jahren“ Geschehene „in der großen Nacht der Erlösung“, jenes Meer von

Schmerzen, das vor 2.000 Jahren die Welt rettete.

Die Erinnerung an Lèmerle wird zur Legende. Nicht um die Wirklichkeit zu idealisieren,

sondern daran zu erinnern, und die Wahrheit zu verewigen jener Tage und Nächte in

den Gräben, in der Kälte, im Regen, inmitten des Wirbels aus Toten und Verletzten ...

Tote und Verletzte die aus nah und fern kamen, von anderen Fronten weggerissen, hier

angehäuft um „Schutzgräben zu bilden“ ... Der Lèmerle Berg, dürr und steinig, wurde so

ein Schützengraben Italiens. „Es stimmt, es stimmt“, wiederholt der Infanterie-Leutnant

Collino Pansa, ein Zeuge dieser Wirklichkeit. Es ist keine erfundene Legende, übertrieben,

wie so viele zur Täuschung geschriebenen Geschichten, zum Herausheben, zum

Verschönern. Hunger- und Dursttage, endloses Leid. Schreie der Verschollenen, „ach,

wie viele, wie viele, wie viele“ ... Ganz jung verschwunden mit einem Röcheln, das eher

als von Fleischesqualen, von Qualen der Seele kam“. Ganz jung verschwunden, begraben

unter kaltem Schnee, mit ihren warmen Lebenserinnerungen, Erinnerungen an

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LITERATUR + KUNST

Münder, Brüste, Liebesschöße. „Und Schnee, und Schnee, und Schnee mit irren Flügeln

von weißen Schmetterlingen!“. Sterben unter diesen Bedingungen, inmitten extremer

Qualen an Körper und Seele, „vielleicht bedeutet es, mit offenen Augen in die Ewigkeit

schauen“. Die toten Tannen des Lèmerle Berges mit ihren Astfetzen gen das Blaue

des Himmels gestreckt, werden somit wie die Arme der Kreuze, werden zum Anflehen

der Ewigkeit. Es ist nicht möglich zu leben, unsere Tage in einem solchen Entsetzen zu

beenden, ohne „mit offenen Augen in die Ewigkeit zu schauen“. Und ihr Tannen, seid

denen die zurückkehren werden, die ihr Leben retteten und Gut und Stolz... ein Zeugnis

der Marter!“.

Berg Lèmerle. Worte und Schweigen. Worte, die in den Pausen atmen, im langsamen

Ausweichen, im Entsprechen von Bildern und Bedeutungen die sich ausdehnen, einander

nachjagen. Schweigen voller Widerhall, Echos, die von weit weg kommen und weit

gehen, um das Geheimnis von Leben und Tod auszudrücken. Der Satzbau, die normale

Sprache mit ihren üblichen Regeln, schwinden, lösen sich fast auf, auf der Suche nach

neueren Wegen, die Realität zum Ausdruck zu bringen, nach den neuen Möglichkeiten

der modernen europäischen Poesie. Die toten Tannen des Lèmerle Berges, nach dem

Zeugnis des Leutnants der Infanterie Collino Pansa, werden Worte. In der tragischen Verwüstung

des Krieges, in der Zerstörung so vieler Werte, scheint die einzige Rettung nur

in manchem Wort zu liegen, in ein paar im Schmerz begrabenen Silben, die Hoffnungsschimmer

und Frieden werden können.

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LITERATUR + KUNST

MARCO MARTELLO (alias MARTALAR) wurde 1971 in Asiago geboren. Er lebt noch

heute auf der Hochebene der VII Gemeinden in Mezzaselva („mitten im Wald“), Roana,

wo er in seiner am Waldrand gelegenen und vom Duft des Holzes durchströmten

Künstlerwerkstatt als Bildhauer arbeitet.

Nach zeitintensiven anatomischen Studien des menschlichen Körpers entdeckte er

für sich das Urelement, das Mensch und Holz, seinen Primärwerkstoff, verbindet: das

„Feuer“.

Diese mächtige Kraft, die schon immer unsere Umwelt geformt und verwandelt hat,

das Feuer, lockt und fasziniert Martalar. Der Künstler fertigt seine Skulpturen fast ausschließlich

mit Hilfe einer Kettensäge. Dann vollendet er den kreativen Akt, indem er

das Holz den von ihm geschickt manipulierten Flammen aussetzt, die es umlodern und

dabei radikal verändern.

Es ist das Finale eines Schöpfungsprozesses, in dem Künstler und Feuer als Protagonisten

in einem urtümlichen und archaischen Tanz vereint sind, der die alten Mythen

des Waldes beschwört.

Seit 2011 hat Martalar an verschiedenen Workshops für Holzbildhauerei teilgenommen:

in Italien, in anderen europäischen Ländern (Frankreich, Schweiz, Österreich,

Finnland), in Mexiko und in Costa Rica. Einige seiner monumentalen Werke sind an

folgenden Orten ausgestellt: „Bear Park“, Finnland; im Park von „Schloss Albeck“, Österreich;

im „Colegio de Michoacan“ und „Parque de Colomos „, Guadalajara (Mexiko);

in Santa Ana (Costa Rica); am Campogrosso-Pass bei Recoaro (VI); in Edolo (BS); im

Skulpturenpark des Rifugio Van Spitz, Trentino; und im „Parco Arte e Natura Selvart“,

Roana (VI).

Er nahm auch an zahlreichen Ausstellungen teil, u.a. wurden seine Werke auf der

Kunstausstellung “VII Biennale di Arte Ferrara” und auf der „Profiles of Art“ in London

präsentiert. Mit „Luci ed ombre“ (Licht und Schatten) stellte er im Museum Ca‘ La Ghironda

Modern Art Museum“ in Bologna, im Palazzo Roccabruna in Trient, in den Ausstellungsräumen

„Spazio Erika Klien“ in Borgo Valsugana (Trient) sowie in der Burg der

Aldobrandeschi in Arcidosso aus.

Des Weiteren konnte man seine Skulpturen bei folgenden Events sehen:

Ausstellung für zeitgenössische Kunst “Nella lente dell’onirico“, in Rom;

“Muses Art Gallery” in Sassari;

Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Mailand 2013;

VI Biennale für zeitgenössische Kunst in Ferrara;

Ausstellung für zeitgenössische und moderne Kunst in Genua 2012;

in der “Galleria dei Nani“; in Valdagno (Vicenza);

in der Kunstgalerie “Margutta in Rom;

in der Galerie “Lanificio Conte” in Schio (Vicenza) 2011.

Persönliche Ausstellungen: 2014 in Thiene und Recoaro (Vicenza) sowie 2016 in Lodi

(Mailand).

2016 entwarf Martalar den „Kunst- und Naturpark „Selvart“ in Roana, in dem zahlreiche

internationale Künstler den Wald mit Skulpturen und permanenten Ausstellungen

in ein wahres Freilichtmuseum verwandelt haben, das jedem zugänglich ist, der die

Atmosphäre genießen möchte, die das Zusammenspiel von Kunst und Natur schafft.

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LITERATUR + KUNST

Elisabeth Cramer-Guggemos

geb. am 12. September 1941 in Passau

Eines Morgens vielleicht, wenn der Dichter sich umdreht, rückwärts auf sein Leben blickend,

sieht er wie auf einer Leinwand sein Leben vorüberziehen. Dies ist jedoch die gewohnte Täuschung

- wie Schattenrisse, die die Wirklichkeit vortäuschen. Im Höhlengleichnis von Platon

erblickt der Philosoph, der die Höhle verlässt die Sonne und damit die wahre Erkenntnis.

Vielleicht, wenn er sich umdreht, erkennt er das Nichts, die Leere hinter sich, dass das, woran

er sich geklammert hat, Nichts ist. Diese Erkenntnis macht ihn immun für die Täuschung

der Schattenrisse. Es wird zu spät. Vielleicht bedauert er es, dass er sich umgedreht hat, er

geht durch die ahnungslosen Menschen hindurch, die die Erkenntnis noch nicht haben, weil

sie sich nicht umgedreht haben.

Elisabeth Cramer- Guggemos fertigt handgeschmiedete Silberkreuze. Diese Kreuze sind

„Wegbegleiter“, sie zeigen die Stationen eines Lebens, durch die Steine den geologischen

Lebensweg. Dabei ist es nicht wichtig, ob ein Stein wertvoll ist - die Wertigkeit macht der

Mensch.

Allein wichtig ist der Bezug zu den Lebensstationen des Menschen. Wir sehen die Kreuzesbalken,

die „Leinwand“, die das Leben eines Menschen abgebildet zeigt. Doch dies scheint

eine Täuschung zu sein. Das „Geheimnis“ liegt im Kreuz, dem Tod und der Auferstehung

Christi, dem „Geheimnis des Glaubens“

Das „schiefe Kreuz“ zeigt die Situation des Dichters, er sieht das Kreuz „Lebensbaum“ nur

von hinten, das Kreuz „Schöpfung“ im Spiegel als Täuschung.

Das große Bild mit einem Kreuz von Elisabeth Cramer-Guggemos entstand 2019 auf der

Osterausstellung der Veldener Hobbykünstler. Auf dem kleinen Bild sieht man die Künstlerin

bei der Übergabe des Kreuzes, das sie für Papst Franzikus I. gefertigt und Erzbischof

Gregor Gänswein bei dessen Besuch in Roana im Sommer 2018 überreicht hat.

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LITERATUR + KUNST

Vorwort

„Der zentralste und zugleich integralste Sektor jeder menschlichen Kultur ist ihre

Sprache.“

Schon mein halbes Leben lang ist

mir dieser Gedanke immer wieder

in den Sinn gekommen, und

er kam mir jetzt auch wieder in

den Sinn, als ich sah, was meine

beiden Freunde Giancarlo BOR-

TOLI und Enrico SARTORI da ans

Licht gebracht haben, der eine ein

begeisterter Schriftsteller für die

Geschichte der Sieben Gemeinden

und insbesondere die Arbeiten von

Agostino DAL POZZO, der andere

ein gescheiter Tiroler in Paris voller

Hingabe an die ehrwürdige zimbrische

Sprache.

Ja, die zimbrische Sprache ist das

Herz allen Zimberntums, und die

beiden Freunde erweisen ihm einen

großen Dienst, indem sie diese

unveröffentlichten Handschriften

DAL POZZOs veröffentlichen.

Und noch ein Gedanke kam mir in

den Sinn:

„Das Zimbrische ist der best-erforschte

und best-dokumentierte

aller deutschen Dialekte.“

Das sagen die Sprachwissenschafter,

und es ist wahr. In- und

außerhalb des Zimbernlandes und schon seit über 300 Jahren trachteten stets gelehrte

Männer danach, Wörterbücher und Grammatiken zusammenzustellen, wovon

wir uns auch hier in diesem Werk überzeugen können. Und die beiden Verfasser beweisen

uns, dass es auch heute noch solche gelehrten Männer gibt :-)

Im April des Jahres 2017

Remigius Geiser

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LITERATUR + KUNST

Voar-Gaprècht

„Z innorste und in de selbe zait z allar-gamòanaste tòal von ilchardar hooben dar laüte ist z

iar gaprècht.“

Schöön vor-z main halbe galeebach is-mar khènt vüar diisar gadàcht hörtan un am-biidar,

und ar is-mar khènt vüar von naüjame hèmmest òch, seganten baz-da habent galét in

de liichte de main peeden khselle Giancarlo BORTOLI und Enrico SARTORI, dar òone

an vorzùkhtar schraibar dar dorgànghen zait von Siban Komàün und übar allame dar

gaschrìftar vomm Agostiin PRUNNER, dar andar an sinnegar tiròolar kan Pariis vòlla bööle

vor de hòach-biirtighe zimbrische zunga.

Ja, de zimbrische zunga ist z hèertze von allame zimbrischen sèlbe-stande, un de peeden

khselle habent-me gatànt an gròozen diinost pandarnten diise hente-schriften vom-me

PRUNNER, nòchont gadrùkhet fintz hèmmest.

Un nòch an gadàcht is-mar khènt vüar:

„De zimbrische zunga is gasüüchet auz un galét in briif pezzor dan alle d andarn taützen

hòam-zunghen.“

Asò khödent de gaprècht-bizzare, un z ist baar. Innont und auzont vom-me zimbarlante und

schöön seedar drai-hundart jaardarn und mèeront saint-ta hörtan gabeest bizzende manne

darnaach brènschan boart-püchar un prècht-reegheln, un bar mögan tüün-sen baar hia in

ditzan gadrùkhe òch. Un de peeden schraibare zòogant-üz, az-ta saint söttane bizzende

manne noch haüte pa taaghe :-)

Imm òostar-manade vom-me jaare 2017

Remìjo Geiser

Proemio

„Il settore più centrale ed al contempo il più comprensivo di ogni cultura umana è la sua

lingua.“

Ormai per tutta la seconda metà della mia vita questo pensiero mi tornava in mente

continuamente, e mi è tornato di nuovo anche adesso, vedendo ciò che i miei amici

Giancarlo BORTOLI ed Enrico SARTORI ci hanno portato alla luce, l‘uno un appassionato

scrittore di storia dei Sette Comuni ed in particolare delle opere di Agostino DAL POZZO,

l‘altro un tirolese sensato a Parigi, pieno di amore verso la venerabile lingua cimbra.

Sì, la lingua cimbra è proprio il cuore di tutta la sostanza cimbra, ed i due amici le rendono

un grande servizio pubblicando questi manoscritti inediti del DAL POZZO.

Ed anche un altro pensiero mi è tornato in mente:

„Tra tutti i dialetti di lingua tedesca, il cimbro è il più analizzato e più documentato.“

Così dicono i linguisti, ed è proprio vero. Dentro e fuori della terra cimbra e già da più di

300 anni sempre uomini educati si impegnavano a compilare vocabolari e grammatiche,

e ne ci possiamo convincere anche qui in questo libro. E gli autori entrambi ci dimostrano,

che siffatti uomini educati esistono oggi stesso :-)

Nell‘aprile dell‘anno 2017

Remigio Geiser

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LITERATUR + KUNST

Dar Vangele ‘me Matteo

Il Vangelo secondo Matteo

tradotto nella lingua cimbra dei VII Comuni Vicentini

a cura di Giovanni Vescovi Vischofar

Toal 1 Capitolo 1

De boarkhemmar bon Gesu’

1 Gesù dar GuutarHeere ist an abarkhemmar

bomme Davide, ba ist an abarkhemmar

bomme Abramen. Diiza ist de liista bon

boarkhemmarn dar zain famejen:

2 Abramo ist gabéest dar baatar ‘me

Isacchen, Isacchen me Giacobbe; Giacobbe

me Giuda un bon zain pruudarn.

3 Giuda ist gabéest dar baatar me Fares

un Zara (Tamar is gabéest de muutar bon

inàndarn); Fares bomme Esron; Esron me

Aram;

4 Aram ist gabéest dar baatar me Aminadab;

Aminadab me Naasson; Naasson me Salmòn;

5 Salmòn ist gabéest dar baatar me Booz (de

muutar me Booz ist gabéest Rakab); Booz ist

gabeest da baatar me Obed (de muutar me

Obed ist gabeest Rut); Obed ist gabeest da

baatar me Iesse;

6 Iesse ist gabéest dar baatar me Davide.

Davide ist gabéest dar baatar me Salmon (de

muutar ist gabéest ‘s baib me Urìa).

7 Salomone ist gabeest dar baatar me

Roboamo, Roboamo me Abia, Abia me Asaf;

8 Asaf ist gabeest dar baatar me Giosafat;

Giosafat me Ioram Ioram me Ozia;

9 Ozia ist gabeest dar baatar me Ioatam;

Ioatam me Acaz, Acaz me Ezechia;

10 Ezechia ist gabeest dar baatar me

Manasse; Manasse me Amos; Amos me

Giosia;

11 Giosia ist gabeest dar baatar me Ieconia

un in zain prüudarn in de sait benne in bolkh

me Israele ist khent gatraibet in Babilonia.

Gli antenati di Gesù

1 Gesù Cristo è discendente di Davide, il

quale a sua volta è discendente di Abramo.

Ecco l’elenco degli antenati della sua

famiglia:

2 Abramo fu il padre di Isacco; Isacco di

Giacobbe; Giacobbe di Giuda e dei suoi

fratelli;

3 Giuda fu il padre di Fares e Zara (loro

madre fu Tamar); Fares di Esrom; Esrom di

Aram;

4 Aram fu il padre di Aminadàb; Aminadàb di

Naassòn; Naassòn di Salmon;

5 Salmon fu il padre di Booz (la madre di Booz

fu Racab); Booz fu il padre di Obed (la madre

di Obed fu Rut); Obed fu il padre di Iesse;

6 Iesse fu il padre di Davide. Davide fu il

padre di Salomone (la madre era stata moglie

di Urìa);

7 Salomone fu il padre di Roboamo; Roboamo

di Abia; Abia di Asàf;

8 Asàf fu il padre di Giòsafat; Giòsafat di

Ioram; Ioram di Ozia;

9 Ozia fu il padre di Ioatam; Ioatam di Acaz;

Acaz di Ezechia;

10 Ezechia fu il padre di Manasse; Manasse

di Amos; Amos di Giosia;

11 Giosia fu il padre di Ieconia e dei suoi

fratelli, al tempo in cui il popolo d’Israele fu

deportato in esilio a Babilonia.

94


LITERATUR + KUNST

12 Darnaach ‘me esilie in Babilonia, Ieconia

ist gabeest dar baatar me Salatiel, Salatiel ist

gabeest dar baatar me Zorobabele

13 Zorobabele ist gabeest dar baatar me

Abiud; Abiud me Eliacim, Eliacim me Azor;

14 Azor ist gabeest dar baatar me Sadoc,

Sadoc me Achim, Achim me Eliud;

15 Eliud ist gabeest dar baatar me Eleazar,

Eleazar me Mattan, Mattan me Giagobbe;

16 Giacobbe ist gabeest dar baatar me

Giuseppe; Giuseppe hat gameghelt Maria,

un Maria ist gabéest de muutar bon Gesù,

garüufet Khrist.

17 Azò bomme Abramo fintz Davide zein ta

vìartzan stemme; bomme Davide fintz ‘me

esilien in Babilonia finz amme krist zein ta

noch vìartzan stemme.

Bia ist gabüurtet Gesù

18 Azò ist gabüurtet Gesù. Maria, de zain

muutar, ist gabéest de puularen ‘me

Giuseppe; ze habent nochont galeebet

mettanandar, badar dar Holighe Gaist. hat

gatant soa as ze hat zich gabunnet tràganten.

19 Dar Giuseppe ist siar gabéest naach

megalan ze. Ar ist gabéest an rechtar mann,

un hat net gabellt pandaraan dis braan allen,

ar hat sorneeart so schaidan zich ane khödan

khome.

20 Ear ist gabéest noch naach denkhan,

benne an nacht in an tröome, an enghel me

Guuten Heere hat zich gamacht zeegan, un

hat me khöt: «Giuseppe, zun me’ Davide,

börtich net so megalan Maria de dain

puularen; ‚s khint ba ze ist naach paitan , ist

an erbot me Holighen Gaist.

21 Ze bill machan büurtan an zuun, un du

bilst gheba- me dar naamo Gesù; ambia ear

bill rettan in zain bolk bon allen de zünten».

22 Un azò ist khent baar bas dar GuutarHeere

hat khöt bor, s maul me profeten Isaia:

23 Zea, de Jung Vrau bill zeinan tràganten, ze

bill legan attar belte an zun un ear bill zeinan

garüufet Emmanuele. Diizar naamo bill

mòonan: «Gott ist met izandarn».

12 Dopo l’esilio a Babilonia, Ieconia fu

il padre di Salatiel; Salatiel fu il padre di

Zorobabele;

13 Zorobabele fu il padre di Abiùd; Abiùd di

Elìacim; Elìacim di Azor;

14 Azor fu il padre di Sadoc; Sadoc di Achim;

Achim di Eliùd;

15 Eliùd fu il padre di Eleàzar; Eleàzar di

Mattàn; Mattàn di Giacobbe;

16 Giacobbe fu il padre di Giuseppe;

Giuseppe sposò Maria e Maria fu la madre di

Gesù, chiamato Cristo.

17 Dunque da Abramo a Davide ci sono

quattordici generazioni; dal tempo di Davide

fino all’esilio di Babilonia ce ne sono altre

quattordici; infine, dall’esilio in Babilonia

fino a Cristo ci sono ancora quattordici

generazioni.

Come nacque Gesù

18 Ecco come è nato Gesù Cristo. Maria, sua

madre, era fidanzata con Giuseppe; essi non

vivevano ancora insieme, ma lo Spirito Santo

agì in Maria ed ella si trovò incinta.

19 Ormai Giuseppe stava per sposarla. Egli

voleva fare ciò che era giusto, ma non voleva

denunziarla di fronte a tutti. Allora decise di

rompere il fidanzamento, senza dire niente a

nessuno.

20 Ci stava ancora pensando, quando una

notte in sogno gli apparve un angelo del

Signore e gli disse: «Giuseppe, discendente di

Davide, non devi aver paura di sposare Maria,

la tua fidanzata: il bambino che lei aspetta è

opera dello Spirito Santo.

21 Essa partorirà un figlio e tu gli metterai

nome Gesù, perché lui salverà il suo popolo

da tutti i suoi peccati».

22 E così si realizzò quel che il Signore aveva

detto per mezzo del profeta Isaia:

23 Ecco, la vergine sarà incinta, partorirà

un figlio ed egli sarà chiamato Emmanuele.

Questo nome significa: «Dio è con noi».

95


LITERATUR + KUNST

24 Benne Giuseppe ha zich dorbekhet, ar

hat gataant bia dar enghel bon Gott hat me

gaordnet un hat galummet Maria in ‘s zain

haus.

25 Un, ane haban fintz denne gahottart,

Maria hat galet amme lichte ‘s khint, un

Giuseppe hat me ghet dar naamo Gesù.

24 Quando Giuseppe si svegliò, fece come

l’angelo di Dio gli aveva ordinato e prese

Maria in casa sua.

25 E senza che avessero avuto fin allora

rapporti matrimoniali, Maria partorì il

bambino e Giuseppe gli mise nome Gesù.

Toal II

Antoal zinnate manne khemment bon

mòrgande

1 Gesù ist gabüurtet in Betlemme, an stat

bondar Giudee, in de sait bomme khuuneghe

Erode. Darnaach ‘s zain gabüuart, zeint khent

in Gerusalemme eppadan zinnate manne ba

zeint khent bon mòrgande

2 un habent gabòorset: «Ba binnetzich des

khint, gabüurtet intéent, dar khuuneg bon

Judeen? Sommòrgande haba bar gazeghet in

zain steerna un zei bar khent hia so héeran

‘s».

3 Diize böortar habent gatrüubet alle de

voonar bon Gerusalemme, un boar alle in

khuuneg Erode. Kaum ar hat gahoart dis,

4 ar hat gasammelt alle de faffen un de

moastarn bon dar leje un hat gabòorset: «In

beela zaita hat so büurtan dar Messia?»

5 Ze habent ankhöt: «Kan Betlemme in ‘s

lant bondar Jiudee, ambia dar profete hat

gasràibet:

6 Du Betlemme, lant bondar Jiudee, du pist

net de khloondorste süssen de steete bondar

Jiudee, ambia bon diar bill khemman aus dar

büurar ba bill büuran in main bolk, Israel.»

7 Denne dar khuuneg Erode hat garüufet

stüllinghe de bissare manne, un hat zich

gataan khödan garecht, benne de stèarna

hat zich gamacht zeegan.

8 Denne ear hat ze gaschikhet kan Betlemme

khödanten: «Gasint un züuchet bool ‘s khint.

Benne iart habet ‘s gabunnet, machet‘s mar

bissan, azò ich och bill gheenan so héeran’s».

Capitolo II

Alcuni uomini sapienti vengono

dall’oriente

1 Gesù nacque a Betlemme, una città

nella regione della Giudea, al tempo del re

Erode. Dopo la sua nascita, arrivarono a

Gerusalemme alcuni uomini sapienti che

venivano dall’oriente

2 e domandarono: «Dove si trova quel

bambino, nato da poco, il re dei Giudei? In

oriente abbiamo visto apparire la sua stella e

siamo venuti qui per onorarlo».

3 Queste parole misero in agitazione tutti gli

abitanti di Gerusalemme, e specialmente il re

Erode. Egli, appena lo seppe,

4 radunò tutti i capi dei sacerdoti e i maestri

della Legge e domandò loro: «In quale luogo

deve nascere il Messia?»

5 Essi risposero: «A Betlemme, nella regione

della Giudea, perché il profeta ha scritto:

6 Tu Betlemme, del paese di Giudea, non sei

certo la meno importante tra le città della

Giudea, perché da te uscirà un capo che

guiderà il mio popolo, Israele.»

7 Allora il re Erode chiamò in segreto quei

sapienti e si fece dire con esattezza quando

era apparsa la stella.

8 Poi li mandò a Betlemme dicendo: «Andate

e cercate con ogni cura il bambino. Quando

l’avrete trovato, fatemelo sapere, così anch’io

andrò a onorarlo».

96


LITERATUR + KUNST

9-10 Gabanghet diize ordnonghen bomme

khuuneghe, ze zeint gant dehiin. Nach me

roase, de stèerna, ba ze habent gazeeght

sommòrgande, hat zich gatant zeegan

anbidar innandarn, un ze zeint bolaibet bill

gafroant. De stèerna hat zich gamöbart braan

innandarn fintz benne as ze ist riivart obarn

me hause, ba ist gabéest ‘s khint. Da, ze hat

zich gahaltet.

11 Ze zeint gant innont in des haus un habent

gazeght ‘s khint un de zain muutar, Maria. Ze

habent zich gakniighet un habent ‚s adoraart.

Denne, gatant offen de sekhe, habent me

garékhet de gaschenkhe: gold, bairoch un

mirra.

12 Speetor, in an tröom, Gott hat ar gatant

bissan innàndam so khéeran net kamme

khuuneghe Erode. Ze habent gasnappet an

andar beg un ze zeint khent èerzing imme öar

lante.

Giuseppe un Maria inkéent kan Egitto

13 Darnaach dat de zinnate manne zeint gant

dehiin, Giuseppe hat gatant an tröom: dar

enghel bon Gott hat zich gatant zéegan un

hat me khöt: «Stee au, limm met diar ‘s khint

un de zain muutar un inkee kan Egitto. Erode

ist nach züuchan ‘s khint so töotan’s. Du miss

steenan dà fìntz benne ich bill macha-dar

bissan ‚ s».

14 Giuseppe ist gastant au, pa-dar-nacht, ar

hat galummet met iime ‘s khint un de zain

muutar un ist gant so bohüutan zich kan

Egitto.

15 Un ar ist bolaibet dà fintz benne dar

khuuneg Erode ist gastorbet. Azò hat zich

gatant baar bas dar Gott hat gahat khöt bor ‘s

maul me’ profete Osea:

Han ich garüufet in main züun bomme

Egitten.

9-10 Ricevute queste istruzioni da parte del

re, essi partirono. In viaggio, apparve ancora

a quei sapienti la stella che avevano visto

in oriente, ed essi furono pieni di grande

gioia. La stella si muoveva davanti a loro fino

a quando non arrivò sopra la casa dove si

trovava il bambino. Là si fermò.

11 Essi entrarono in quella casa e videro

il bambino e sua madre, Maria. Si

inginocchiarono e lo adorarono. Poi aprirono

i bagagli e gli offrirono regali: oro, incenso e

mirra.

12 Più tardi, in sogno, Dio li avvertì di non

tornare dal re Erode. Essi presero allora

un’altra strada e ritornarono al loro paese.

Giuseppe e Maria fuggono in Egitto

13 Dopo la partenza dei sapienti, Giuseppe

fece un sogno. L’angelo di Dio gli apparve

e gli disse: «Alzati, prendi con te il bambino

e sua madre e fuggi in Egitto. Erode sta

cercando il bambino per ucciderlo. Tu devi

rimanere là, fino a quando io non ti avvertirò».

14 Giuseppe si alzò, di notte prese con sé il

bambino e sua madre e si rifugiò in Egitto.

15 E vi rimase fino a quando non morì il re

Erode. Così si realizzò quel che il Signore

aveva detto per mezzo del profeta Osea:

Ho chiamato mio figlio dall’Egitto.

97


LITERATUR + KUNST

Erode machet töotan de khindar bon

Betlemme

16 Benne dar khuuneg Erode hat zich gatant

baar dat de zinnate bomme öster habent en

galochet, ar ist gant soornig. Gadénkhanten

bas ear hat zich gataan khödan bon

innandarn, hat gamaaset de sait; un azò

ar hat gatant töotan alle de khindar bon

Betlemme un umme naach, jüughen dan

sbeen jardar.

17 Azò hat zich gatant baar bas hat gahat

khöt dar profete Geremia:

18 An ùuse hat zich gahört in‚ s lant bon

Rama, gagoilache un langhe khlaaghen.

Rachele goilet de zain züune, un bill net

zeinan gatroost ambia ze zeint net mear dà.

Giuseppe un Maria khéerent bomme

Egitten

19 Darnaach dar tôate ‘me Erode, an enghel

bon Gott hat zich gamacht zéegan ‘me

Giuseppe, in Egitto.

20 Dar enghel hat me khöt: «Stee au, limm

‘s khint un de zain muutar un khear met

innandarn in d‘ èerda bon Israele: ambia

zeint söon gastorbet dii ba habent gazüuchet

so machan sterban ‘s khint».

21 Giuseppe ist gastant au, hat galummet

met iime ‘s khint un de zain muutar, un ist

khent èerzing in d‘ éerda bon Israele.

22 Giuseppe ist khent so bissan ba darnaach

Erode, ist khent khuuneg dar Jiudeen dar

zain zuun Archelao. Ear hat gahat börte so

haltan zich in des lant un, gataan bissan in

an tröom, ar ist gant kheghen de Galilea

23 un ar ist gant herbigan in an lentle

ganaamet Nazaret. Azò hat zich gatant baar

bas de profete habent khöt:

Ear bill zeinan garüufet Nazareno.

Erode fa uccidere i bambini di Betlemme

16 Il re Erode si accorse che i sapienti

dell’oriente lo avevano ingannato e allora

si infuriò. Ricordando quel che si era fatto

dire da loro, calcolò il tempo; e quindi fece

uccidere tutti i bambini di Betlemme e dei

dintorni, dai due anni in giù.

17 Allora si realizzò quel che Dio aveva detto

per mezzo del profeta Geremia:

18 Una voce si è sentita nella regione di

Rama, pianti e lunghi lamenti. Rachele

piange i suoi figli e non vuole essere

consolata, perché essi non ci sono più.

Giuseppe e Maria tornano dall’Egitto

19 Dopo la morte di Erode, un angelo del

Signore apparve in sogno a Giuseppe, in

Egitto.

20 L’angelo gli disse: «Alzati, prendi il

bambino e sua madre e torna nella terra

d’Israele: perché ormai sono morti quelli che

cercavano di far morire il bambino».

21 Giuseppe si alzò, prese con sé il bambino

e sua madre e ritornò nella terra d’Israele.

22 Ma venuto a sapere che al posto di Erode

era diventato re della Giudea suo figlio

Archelao, ebbe paura di fermarsi in quella

regione. Informato da un sogno, partì verso la

Galilea

23 e andò ad abitare in un villaggio che si

chiamava Nàzaret. Così si realizzò quel che

Dio aveva detto per mezzo dei profeti:

Egli sarà chiamato Nazareno.

98


LITERATUR + KUNST

Es ist leider nicht möglch, die komplette zimbrisch-italienische Übersetzung des 113

Seiten umfassenden Matthäus-Evangeliums im Cimbernland zu veröffentlichen.

Bei Interesse empfehlen wir Ihnen die Kontaktaufnahme mit dem Herausgeber, Gianni

Vescovi Vischofar oder dem Zimbrischen Kulturinstitut von Roana (Istituto di Cultura

Cimbra – Roana/Robaan).

Darstellung des Evangelisten Matthäus im Book of Lindisfarne (London, British

Library, Ms. Cotton Nero D. IV.), insulare Buchmalerei, etwa 715–721;

Quelle: Wikipedia

99


50 JAHRE CIMBERN KURATORIUM

Sprache und Kultur

der Cimbern zu

fördern und zu

erhalten -

mit diesem Ziel

hat sich vor

50 Jahren das

Cimbern-Kuratorium

in München

gegründet.


Zeichnung von Franziska Berger (9 J.)

101


102


103



50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Grußwort DES BAYERISCHEN StaatsministerS

für Wissenschaft und Kunst,

BERND SIBLER

Mit seinem vielfältigen Engagement wirkt das Cimbern-Kuratorium Bayern

seit mittlerweile fünf Jahrzehnten im Dienste der Völkerverständigung

in Europa. So setzt sich der Verein mit viel Herzblut dafür ein, Sprache,

Kultur und Bräuche der Cimbern in Oberitalien zu erhalten und damit eine

der ältesten deutschen Mundarten zu pflegen. Diese ist sehr eng mit dem

Alt-Bairischen verwandt, wurde über viele Jahrhunderte hinweg in mehreren

Sprachinseln bewahrt und ist dank des Engagements des Landshuters

Hugo Resch seit den 1960er Jahren auch Gegenstand der sprachwissenschaftlichen

Forschung.

Als Schirmherr und Wissenschafts- und Kunstminister freue ich mich sehr,

dass inzwischen ein digitales Wörterbuch die Dokumentation und damit

den Fortbestand der cimbrischen Sprache sicherstellt. Insbesondere durch

die Aktivitäten im Landkreis Landshut besteht darüber hinaus ein äußerst

lebendiger sozialer Austausch – etwa durch Gemeindepartnerschaften,

Jugendbegegnungen, regelmäßige gegenseitige Kulturfahrten und Sprachkurse.

Mit diesen Kontakten fördert das Cimbern-Kuratorium den grenzüberschreitenden

Dialog und schafft eine wertvolle Brücke zwischen den

Menschen in Bayern und Oberitalien.

Mit seinem Wirken leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zur Traditionspflege

und zum freundschaftlichen Miteinander in unserem zusammenwachsenden

Europa. So verbinde ich meine Gratulation zum 50-jährigen

Jubiläum mit meinem besonderen Dank an alle Beteiligten, die an dieser

großartigen Erfolgsgeschichte mitgeschrieben haben. Dem Cimbern-Kuratorium

Bayern wünsche ich für die künftige Arbeit alles erdenklich Gute.

München, im März 2019

Bernd Sibler

Bayerischer Staatsminister

für Wissenschaft und Kunst

© Pressefoto Bernd Sibler, StM Bayern

105


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Bayern auf den Spuren der Cimbern

Seit 1969 verfolgt das bayerische Cimbern-Kuratorium

das Ziel, die älteste gesprochene Sprache Europas

vor dem Vergessen zu bewahren

Ein fünfzigjähriger Geburtag markiert im

Leben, positiv in die Zukunft blickend, die

Mitte zwischen Anfang und Ende.

Für das bayerische Cimbern-Kuratorium

bedeutet der 50. Geburtstag dagegen ein

Zeitabschnitt aus „Unendlich“. Denn in der

Zielsetzung des Vereins geht es um nichts

weniger als den Erhalt der zimbrischen

Sprache, die als die älteste, noch gesprochene

Sprache Europas gilt.

In der Hoffnung, dass sich auch in den

nächsten 50 Jahren und weit darüber hinaus

Wissenschaftler und Sprachforscher

darum bemühen werden, das Zimbrische

vor dem Aussterben zu bewahren, schauen

wir im Zeitraffer zurück auf die spannende

Geschichte des bayerischen Cimbern-Kuratoriums.

Einige Ereignisse haben wir für

das Cimbernland 2019 herausgegriffen.

Eine ausführliche Vereinschronik gibt es

in der Festschrift zum 50-jährigen Jubliläum,die

im Sommer erscheinen wird.

gründungsmitglieder

des bayerischen

cimbern-kuratoriums

1969-1983

Friedrich Mager

Gründungs-und Ehrenvorsitzender

1983-1985

Hans Geiselbrechtinger, Landrat

verstorben am 27.07.1985

1985-1988

Dr. Ferdinand Jaquet, Ministerialdirigent

a. D., Bay. Staatskanzlei

verstorben am 14.07.2015

1988-1994

Hugo Resch, Gründungsmitglied

und Vorsitzender

verstorben 14.08.1994

1994-1997

Josef Neumeier, Landrat,

Dezember 1997 Rücktritt

1998 - Mai 1999

Christine Fischer, kommissarische

und stv. Vorsitzende

Mai 1999-2013

Josef Seidl, stv. Landrat,

Ehrenvorsitzender

seit 2013

Jakob Oßner, Putzenberg

106


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Auszug aus der Gründungsgeschichte:

Bereits 1967 informierte der freie Mitarbeiter

des Bayerischen Rundfunks, Dr.

Max Gleißl, den Kulturredakteur des Bayerischen

Fernsehens und späteren Gründungsvorsitzenden

Friedrich Mager einen

Film über eine kleine Bevölkerungsgruppe,

genannt Zimbern, mit bayerischer Abstammung

am Südhang der Alpen bei Verona

und Vicenca herstellen zu wollen.

Nach anfänglicher Skepsis zum Vorhaben

suchte Friedrich Mager interessiert nach

einem „Gewährsmann“, der über die sog.

Zimbern Bescheid wusste, und fand diesen

in dem Landshuter Zimbernforscher Hugo

Resch, der hauptberuflich als Arbeitsamtsmitarbeiter

bei der Anwerbung von italienischen

Gastarbeitern in Oberitalien schon

seit Ende der 50er Jahre dort tätig war.

Aber erst als Friedrich Mager feststellte,

dass bereits der große bayerische Germanist

und Dialektforscher Johann Andreas

Schmeller (Schmellers Bayerisches Wörterbuch

durfte in keinem Journalistenbüro

fehlen) bereits im Jahre 1833 und 1844 die

„ Terra Cimbra“ bereiste und bereits damals

von der bayrisch ähnlich sprechenden Bevölkerung

berichtete, gab er grünes Licht

für den Film.

Der Filmbeitrag

„Terra Cimbra“

kann auf unserer

Homepage angeschaut

werden. Bitte scannen

Sie dazu den QR-Code mit

Ihrem Smartphone

107


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Abordnung aus Velden bei den Zimbern

Erste Kontaktaufnahme mit der Partnergemeinde Roana

aus der Vilsbiburger Zeitung vom 15.05.1976 (Ausschnitt)

1976

Roana wird Partnergemeinde

des

Marktes Velden

Velden. Der Kreistag des Landkreises Landshut hat in

seiner Sitzung am 25. März in Velden der Übernahme

einer Partnerschaft mit den zimbrisch-bairischen Gemeinden

in der Region Venetien (Oberitalien) zugestimmt.

Der Landkreis Landshut ist damit zu einem Vorreiter

des Freistaates Bayern geworden, der seinerseits

mit der gesamten Region Venetien im gleichen Sinne

Gespräche führt. Die Geschichte belegt, daß die sieben

Gemeinden von Vicenza bereits vor 1000 Jahren enge

Beziehungen mit Bayern, insbesondere mit der Diözese

Freising hatten.

Auch der Marktgemeinderat Velden hat sich daraufhin

sehr positiv für eine Paten- bzw. Partnerschaft mit einer

dieser sieben Gemeinden von Vicenza und zwar mit

der Gemeinde Roana ausgesprochen. Hugo Resch aus

Landshut, ein großer Kenner der zimbrisch-bairischen

Geschichte und Ehrenbürger der Gemeinde Roana, hat

daraufhin vorgeschlagen, eine Abordnung des Marktes

Velden sollte vor einer offiziellen Übernahme der Partnerschaft

zu einer ersten Kontaktaufnahme diese Gemeinde

besuchen, um Land und Leute kennenzulernen.

Bayern als Cimbern-Sprachpfleger

aus der Süddeutschen Zeitung Nr. 119

In der Ratstrinkstube des Rathauses

legte das „Cimbern-Kuratorium e. V.“

seinen Tätigkeitsbericht über das vergangene

Jahr vor.

Friedrich Mager, der Vorsitzende des

Cimbern-Kuratoriums, hob in seinem

Tätigkeitsbericht in Gegenwart deutscher

und italienischer Gäste hervor,

dass die beiderseitigen Bemühungen

(um den Erhalt der zimbrischen Sprache)

gute Fortschritte gezeitigt hätten.

Im vergangenen Jahr konnte nicht nur

die Fortführung der cimbrischen Zeitschrift

„Vita di Giazza e di Roana“ gesichert

werden, sondern auch der erste

Band einer Veröffentlichungsreihe über

„Cimbrische Kultur“ erscheinen. Als

nächste Veröffentlichung erscheint ein

kleines Wörterbuch, des weiteren ein

Lesebuch in cimbrischer Sprache.

Wichtigste künftige Veröffentlichung ist

indessen ein umfangreiches Wörterbuch

mit genauer Unterscheidung zwischen

den einzelnen Dialekten der drei

108


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Sprachinseln, dessen Bearbeitung vor einigen Jahren Hugo Resch übernommen hat.

Es umfaßt mittlerweile rund 60 000 Wörter; die erste Lieferung ist im nächsten Jahr

vorgesehen. In Roana (Sieben Gemeinden) macht der Plan, ein cimbrisches Sprachinstitut

zu errichten, Fortschritte. Weitere Vorhaben wie etwa das eines Jugendaustausches

wurden von den Kuratoriumsmitgliedern begrüßt.

1983

Hans Geiselbrechtinger

übernimmt

Vorsitz

Bei der Generalversammlung des Kuratoriums, die

im Mai 1983 in München stattfand, kam es zu einem

Wechsel in der Vorstandschaft, nachdem der langjährige

Vorsitzende Friedrich Mager aus dienstlichen und

persönlichen Gründen nicht mehr kandidierte. Er wurde

einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Kuratoriums

gewählt. Neuer erster Vorsitzender ist Landrat Hans

Geiselbrechtinger aus Landshut, der seit Jahren mit dem

Cimbernland in enger Freundschaft verbunden ist. Zweiter

Vorsitzender wurde Hugo Resch, Gründungsmitglied

des Kuratoriums und neuer Schriftführer.

Weitere Vorsitzende sind Gregor Eckstein, Landshut, und

Ingeborg Pfeffermann, München. Als Beisitzer wurden

Reinhard Bauer, München, Ministerialdirigent Dr. Ferdinand

Jaquet von der Bayerischen Staatskanzlei, Manfred

Noller aus Steineberg am Wörthsee sowie für die Cimberngemeinden

Bürgermeister Luigi Nicolussi-Castellan

aus Lusern, Rino Azzolini aus Roana und Eligio Faccioni

aus Giazza-Prevalle gewählt.

Einer vielfachen Anregung von

Mitgliedern folgend, stellt das

Cimbernkuratorium zum ersten

Mal, zusätzlich zur Jahresgabe,

eine Zeitschrift vor.

109


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

v. l. n. r: Landrat Neumeier, Anni Geiselbrechtinger, Hugo F. Resch, Ing. Pfeffermann,

Friedrich Mager, Dr. Ferdinand Jaquet, Foto vom 29.04.1988

Zuwendungen der Bayerischen

Staatskanzlei für die Arbeiten

des Kuratoriums in Höhe von

46.000 DM

1988

Die Zahl der Mitglieder

ist auf 450 gestiegen

Bei der Generalversammlung des Bayerischen Cimbern-

Kuratoriums am 29. April 1988 in Landshut Kumhausen

gab es turnusgemäß Neuwahlen. 52 Mitglieder und vier

Gäste aus den Sprachinseln waren zugegen. Einstimmig

wurden Hugo Resch zum 1. Vorsitzenden, Gregor Eckstein

zum 2. Vorsitzenden und Ingeborg Pfeffermann zur 3.

Vorsitzenden gewählt. Auch der Beirat, in dem neben der

Bayerischen Staatskanzlei und dem Landkreis Landshut

u. a. auch alle Sprachinseln vertreten sind, blieb nahezu

unverändert.

110


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

1994

Hugo Resch ist tot

Links: Hugo Resch

Rechts: Hugo Resch im

Gespräch mit einer alten

zimbrischsprechenden Frau,

ca. 1985

111


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

1997

Kuratorium feiert

25-jähriges Bestehen

zeugnis von gelebtem heimatgefühl

25 jahre bayerisches cimbern-kuratorium gefeiert

Mit einem großen Festakt im Rathausprunksaal beging das

Bayerische Cimbern-Kuratorium am Sonntagvormittag sein

25jähriges Bestehen. Vor rund 120 Besuchern hoben dabei

mehrere Festredner die Bedeutung des Vereins hervor, der

sich vor allem für die Pflege und den Erhalt der Sprache und

Kultur der Cimbern einsetzt, einer ehemaligen bayerischen

Volksgruppe in Italien.

aus dem Zeitungsbeitrag im Straubinger Tagblatt und der Landshuter

Zeitung vom 17. März 1997

2000

Förderer der Partnerschaft

mit Roana

verstorben

112


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

2001

25 Jahre

Roana-Velden

113


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

2002

Eigene Hymne für die

Zimbern von

Dr. Remigius Geiser

Liid dar Zimbarn

Singat-sich na-me baigle

„Denòrch in Martal ...“

Remigio Geiser

(Die Zimbernhymne

LIID DAR ZIMBARN

wurde von der Jahreshauptversammlung

des Curatorium Cimbricum

Bavarense

am 13. Juli 2002 in

Landshut einstimmig

angenommen).

Remigius Geiser,

Salzburg (Österreich/

Austria)

Au in de pèrghe

saint-ta guute loite,

èdele zimbarn

ganaamet nòch hoite,

prèchtant an zunga,

an altes gaprècht,

ba ist in de bèlt vor

ambràll bool gasècht.

Alle de beeghe

vüürent inn ka Sleeghe,

bèllar und biisen,

an schööna gasèghe:

Grüüsa-dich, vrömadar,

ail, an-de bèll;

khèeranten hòam du

bolàibest an khséll.

Mèeror dan tausinkh

jaardar vòlla maatarn

stee-bar hia aufar

und vòlgan me vaatarn:

„Bénne an nòja

zait steet in de tüar,

halta-bar heerte

un ziiga-bar vüar!“

Oben in den Bergen,

da sind gute Leute,

edle Zimbern heute

noch genannt,

sprechen eine Sprache,

ein altes Idiom,

das überall auf der Welt

gern gesehen ist.

Alle Wege führen

hinein nach Asiago,

Wälder und Wiesen,

ein schönes Panorama:

Grüß dich Fremder,

komm, wenn du willst;

wenn du heimkehrst,

bleibst du ein Freund.

Mehr als tausend Jahre

voller Mühen

sind wir hier heroben

und folgen dem Vater:

„Wenn eine neue Zeit

in der Tür steht,

harren wir aus

und schreiten vorwärts!“

114


115


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Ghee-bar MittanàndAr

Am Samstag, 07. November 2009, fand ab 11.00 Uhr im kleinen

Sitzungssaal des Rathauses am Marienplatz in München die Jubiläumsfeier

statt - an dem Ort, an dem 40 Jahre zuvor die Gründung

des Kuratoriums erfolgt war.

Zum Programm, das mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden Josef Seidl, eröffnet

wurde, gehörten zahlreiche Grußworte, u. a. von Stadtrat Dr. Reinhard Bauer, der in Vertretung

des Herrn Oberbürgermeisters sprach, vom Ehrenvorsitzenden Friedrich Mager

und von Christine Fischer, der Tochter von Hugo Resch. Auch Priv. Dozent Dr. Remigius

Geiser richtete ein Grußwort (in Cimbrisch) an die Gäste, ebenso Sign. Luigi Nicolussi,

Bgm. der Gemeinde Lusern, Prof. Sergio Bonato vom Cimbrischen Kulturinstitut Roana

sowie Sign. Vito Massalongo, Präsident des Curatorium Cimbricum Veronense. Zwischen

den Wortbeiträgen wurden cimbrische Musik und Lieder der cimbrischen Freunde dargeboten.

Im Anschluss lud die Landeshauptstadt München zum Empfang.

2009

40-jähriges

Jubiläum

116


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

Aufbruch ins digitale Zeitalter 2012

Jakob Oßner gewinnt gegen Ende 2012 die Online-Redakteurin

Heike Arnold für den Aufbau einer Homepage

für das Kuratorium. Nach einem Gespräch mit dem

Vorsitzenden Josef Seidl und dem Schatzmeister Karl

Braun in Velden erfolgte rasch die Beauftragung. 2013

ging die erste Homepage online.

Kuratorium geht

online mit erster

Homepage

2013

Wechsel in der

Vorstandschaft

www.cimbern-kuratorium-bayern.de

jakob 0ßner übernimmt

amt des 1. vorsitzenden.

josef seidl wird im

Herbst 2013 zum

ehrenvorsitzenden

Der neu gewählte Vorstand, Landshut 2013

Überreichung der Urkunde an den langjährigen Vorstand

und neuen Ehrenvorsitzenden Josef Seidl,

Herbst 2013

117


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

2013

Einweihung

Hugo-Resch-Denkmal

Für immer in den

Herzen der Cimbern

In den oberitalienischen Gemeinden

Roana, Lusern, Badia Calavena, Giazza

und Pladen war er Ehrenbürger.

Foto: Denkmal in Roana erinnert an Hugo Resch,

einen Botschafter Bayerns in Oberitalien, Roana, 2013

Für sein kulturelles und Menschen zusammenführendes Lebenswerk wurde er unter anderem

mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Verdienstorden der Republik Italien (Cavaliere)

sowie der Bürgermedaille der Stadt Landshut ausgezeichnet. Jetzt wurde ihm in Roana als

Zeichen der innigen und nachhaltigen Verbundenheit ein Denkmal gesetzt. Hugo Resch ist

unvergessen, und er wird auch in Zukunft in den Herzen der Cimbern seinen festen Platz

behaupten.

2015

Ehrenmitgliedschaften

verliehen

20.000 EURO-Spende für online-version

des cimbrischen wörterbuchs

118

v.l.n.r.: Prof. Dr. Anthony Rowley, Dr. Remigius Geiser, Prof. Dr. Dr. Heydenreuter, Christine Fischer, Dr. Reinhard

Bauer, Jakob Oßner, Begleitung Fr. Rosner, Dr. Raphael Berger, Hans Geiselbrechtinger, sitzend Ruth Rosner


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

2015

Wörterbuch von Hugo

Resch geht online

Screenshot Cimbrisch.deutsches Gsamtwörterbuch

auf www.cimbern-kuratorium-bayern.de

Der großzügigen

Spende von Ruth

Rosner aus München

ist es zu verdanken,

dass 2015 die Online-Version

des

cimbrisch-deutschen

Gesamtwörterbuchs

von Hugo Resch realisiert

werden konnte.

Prof. Dr. Dr. Heydenreuther,

über dessen

Kontakt die Spende

zustande kam, sowie

Frau Ruth Rosner

wurden für ihre Verdienste

für den Verein

mit der Ehrenmitgliedschaft

ausgezeichnet.

Vom Papier ins World Wide Web

Es war eine mitunter mühsame Reise für die rund 25.000 cimbrischen

Begriffe, die der Landshuter Hugo Resch (Mitbegründer

des Cimbern-Kuratoriums) Zeit seines Lebens gesammelt

und - damals völlig zeitgemäß! - auf 70.000 Blatt Papier in 300

LEITZ-Ordnern verwahrt hat.

Bis sein „Vergleichendes cimbrisch-deutsches Gesamtwörterbuch“

im Jahr 2014 dort ankommen konnte, wo es für einen

breiten Personenkreis von großem Nutzen ist - im World Wide

Web -, waren viele Jahre Digitalisierungs- und Programmierungsarbeit

von Wissenschaftlern notwendig.

Um so mehr freut es uns, dass wir 20 Jahre nach seinem Tod

das Lebenswerk von Hugo Resch in einer Basisversion (einfacher

Such-Algorithmus) zur Verfügung stellen können.

119


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

2016

40 Jahre

Roana-Velden

120


50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM

ehrenmitgliedschaft

für emer. papst benedikt xvi

übergabe der urkunde im vatikan

2016

Abordnung des Kuratorims

im Vatikan

Prèchtat-ar iart zimbrisch?

Sprechen Sie zimbrisch?

2018

1. VHS

Zimbrisch-Kurs

121


KURATORIUM

heute

und

morgen


KURATORIUM

AKTUELLE VORSTANDSCHAFT

1. Vorsitzender

Jakob Oßner

Stellvertreter

Prof. Dr. Anthony Rowley

Christine Fischer

Dr. Reinhard Bauer

Dr. Remigius Geiser

Ehrenvorsitzende

Friedrich Mager

Josef Seidl

Schatzmeister

Rudolf Holzner

Schriftführer

Hans Geiselbrechtinger

Kassenprüfer

Adolf Weindl, Heinz Bauer

Beisitzer (Deutschland/Österreich)

Prof. Dr. Dr. Heydenreuter

Dr. Jörg Ruthrof

Dr. Gerhard Marino

Helga Engelhart-Kraus

Karl Braun

Dr. Raphael Berger

Beisitzer (Italien)

Prof. Sergio Bonato (Roana)

Vito Massalongo (Verona)

Luigi Nicolussi Castellan (Lusérn)

Luis Thomas Prader (Südtirol)

Francesco Rebeschini (Roana)

Gianluca Rodeghiero (Asiago)

123


KURATORIUM

um 90. Geburtstag erhielt unser gründungsmitglied

und ehrenvorsitzender seine

zimbRische Ehrenurkunde

124


KURATORIUM

Foto: Vorstandssitzung in Traunstein, 2018

geburtstage + ehrungen

Seit unserer letzten Cimbernland-Ausgabe

2015/16 haben folgende Vorstandsmitglieder

runde und halbrunde Geburtstage

gefeiert:

Friedrich Mager, 90 Jahre (2018)

Prof. Dr. Dr. Brunner, 85 Jahre (2018)

Dr. Gerhard Marino, 80 Jahre (2018)

Jakob Oßner, 65 Jahre (2017)

Dr. Remigius Geiser, 65 Jahre (2017)

Rudolf Holzner, 60 Jahre (2019)

Hans Geiselbrechtinger, 60 Jahre (2019)

127


KURATORIUM

wie geht es weiter?

Herbstfahrten 2019/20

Auf vielfachen Wunsch unserer Mitglieder werden wir vom 03.-06.

Oktober 2019 zum Ausklang unseres Jubliäumsjahres eine Fahrt ins

Cimbernland organisieren. Damit willen wir uns vor allem bei allen Helfern

bedanken, die uns bei den Vorberetungen auf unser Jubiläumsfest

unterstützt haben.

Wohin uns die Kulturreise 2020 führen wird, ist noch nicht beschlossen.

Angedacht ist eine Fahrt nach Siebenbürgen, einer deutschen Sprachinseln

in Rumänien, die wir bislang noch nicht besucht haben.

Näheres zu unseren Reisen geben wir über unsere Homepage und die

regionale Presse bekannt.

Cimbernland 2020 ff

Im kommenden Jahr 2020 wird es eine weitere Ausgabe unseres Cimbernland

mit dem ausführlichen Rückblick auf unser Jubiläumsjahr

geben - wegen der hohen Druckkosten zunächst nur in digitaler Form,

Ende des Jahres 2021 gibt es dann als 2-Jahres-Rückblick wieder eine

Druckausgabe.

Zimbrisch lernen

Die Vertiefung der zimbrischen Sprachkenntnisse aus dem VHS-Kurs

wird fortgesetzt. Die Teilnehmer des 1. Kurses treffen sich regelmäßig

bei Hans Geiselbrechtinger auf Kremshub. Ein 2. Kurs für Neueinsteiger

ist angedacht.

Digitalisierung

Wir bemühen uns weiterhin um die Digitalisierung analoger

Medien und deren Bereitstellung auf unserer Homepage.

Ebenso wollen wir, entsprechende Förderung vorausgesetzt,

de nächsten Schritt mit dem „Vergleichenden cimbrisch.-deutschen

Wörterbuch“ vo n Hugo Resch gehen und die Suchfunktionen

erweitern.

126


BEITRITTSERKLÄRUNG

Beitrittserklärung

FAX: + 49 (O) 8742 – 960633 (Rudolf Holzner, Kassier)

Cimbern Kuratorium Bayern e. V.

Jakob Oßner, Vorstand

Putzenberg 1

D-84149 Velden

Vorname:

Name:

geb. am:

Straße/Nr.

Telefon:

PLZ, Ort:

E-Mail:

erklärt den Beitritt zum Cimbern Kuratorium Bayern e. V. Die gültige Vereinssatzung wird anerkannt. Der Jahresbeitrag

beträgt 25 EUR.

Ort,

Datum:

Unterschrift:

Gläubiger-Identifikationsnummer: DE89ZZZ00000068304

Mandatsreferenz: ___

SEPA -Lastschriftmandat

Ich ermächtige Cimbern-Kuratorium Bayern e.V., den Jahresbeitrag von 25 EUR von meinem Konto mittels

Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von Cimbern-Kuratorium Bayern e.V.

auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.

Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung

des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten

Bedingungen.

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Eintritt

frei!


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programm

Samstag, 07.09.2019, ab 08:00 Uhr

Italienisch-zimbrischer Markt auf dem Schulhof

mit Regionalprodukten aus dem Illasi-Tal & frischem Gebäck vom Elsaß-Bäcker

Für gute, abwechslungsreiche Unterhaltung sorgen: Da Veldner Blechhaufa, Hinterskirchener Goaßlschnalzer,

I Pistonieri dell‘Abbazia (Böllerschützen) aus Badia Calavena (VR), die Kindertrachtengruppe Gebensbach

sowie die Folk-Rock-Band Balt Hüttar aus Asiago

10.-13.00 Uhr Symposium in der Schul-Aula

Herkunft der Zimbern und ihre Sprache

Wissenschaftliche Beiträge von

Prof. Dr. Anthony Rowley, München - Dr. Remigius Geiser, Salzburg - Mag. Oliver Baumann, Frankfurt -

Prof. Dr. Dr. Heydenreuther, München - Prof. Dr. Ermenegildo Bidese, Trient - Prof. Dr. Peter Wiesinger, Wien

Moderation:

Dr. Reinhard Bauer, München, anschließende Diskussion

Deutsch-Italienische Moderation: Heike Arnold & Nina Geiselbrechtinger

15.00 Uhr Auftakt mit Bayern-Hymne ... begleitet von „Da Veldner Blechhaufa“

Begrüßung der Gäste ... Kuratoriumsvorsitzender Jakob Oßner, ital./zimb. Hans Geiselbrechtinger

Geschichte der Zimbern und Fersentaler ... Prof. Anthony Rowley und Leo Toller

Grußworte ... Schirmherr, Landrat, Bürgermeister und Repräsentanten aus den zimbrischen Kommunen

16.30 Uhr Kurze Pause

Cimbern-Hymne ... Pierangelo Tamiozzo

50 Jahre Cimbern-Kuratorium Bayern ... Zusammenfassung der Vereinsgeschichte durch den

Vorsitzenden Jakob Oßner, im Anschluss Ehrungen, Gedenken und Danksagungen

Die zimbrische Stammessage ... vorgetragen in zimbrischer Sprache von Dr. Remigius Geiser

Italienische Lieder ... Coro Tre Torri, Tregnago und Männerchor Wurmsham

ab 19.00 Uhr Kalt-warmes-Buffet ... Anmeldung erforderlich; Kosten für Besucher 10,00 EUR p.P.

Für Unterhaltung während des Abendessens sorgen: Coro Tre Torri“ aus Tregnago, Goaßlschnoizer aus Hinterskirchen,

Kindertrachtlergruppe aus Gebensbach, Wurmshamer Männerchor, Coro le Voci della Spelonca aus Roana

ab 20.00 Uhr Italienisch-zimbrische Musik mit Pierangelo Tamiozzo, Coro cantiamo con gioia

ca. 21.00 Uhr Ausklang mit Ilaria Vellar und ihrer Folk-Metal-Band BALT HÜTTAR

08.00 Uhr Marktbetrieb mit bayerischem Weißwurst-Frühstück im Festzelt (Schulhof)

10.15 Uhr Zimbrische Messe in der Pfarrkirche St. Petrus in Velden mit Dekan Tobias Rother und

weiteren Geistlichkeiten und Würdenträgern aus dem Landkreis.

Es singen der Corale Cimbra aus Roana und der Coro Tre Torri aus Tregnago

Geringfügige Programmabweichungen möglich

Freitag, 06.09.2019, 20:00 Uhr

Feier zum 35-jährigen Bestehen der Partnerschaft

zwischen dem Wurmshamer Männerchor und dem

Coro Tre Torri aus Tregnago im Gasthaus Maier,

Wurmsham

13.-15.00 Uhr Mittagspause

Festprogramm mit Schirmherr Bernd Sibler,

Bayer. Staatsminister für Wissenschaft und Kunst

Veranstaltungsmoderation: Heike Arnold und Nina Geiselbrechtinger

Sonntag, 08.09.2019

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ZIMBRISCH-

ITALIENISCHER

MARKT

07.-08. September 2019

TYPISCHE produkte aus dem „VAL D‘ILLASI“

KÄSE // OLIVENÖL // WEIN // SALAMI // schinken // KAFFEE + KUCHEN

SPEZIALITÄT: ITALIENISCHE BROTZEIT-TELLER

// GROSSES FAMILIENFEST AUF DEM GELÄNDE DER SCHULE VELDEN //

Hinterskirchener Goaßlschnoizer

Kindertrachtengruppe

aus Gebensbach

Da Veldner Blechhaufa

I PISTONIERI DELL‘ABBAZIA

Böllerschützen-Tanzgruppe aus Badia Calavena

BALT HÜTTAR

Folk-Metal-Band aus Asiago

50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM BAYERN E.V.

Organisation des Marktes in Zusammenarbeit mit Fam. Mertlbauer, Adlkofen


AUS DEM FESTPROGRAMM

Blick über das Illasi-Tal, 2013

SCHMANKERL AUS DEM ILLASI-TAL

Liebhaber italienischer Wurst- und Schinkenspazialitäten,

Weingenießer und Käse-Gourmets werden sich auf unserem

zimbrisch-italienischen Markt am Samstag, den 07.09.2019

ganztags an den Produkten aus dem Illasi-Tal laben können.

Wer die Köstlichkeiten einmal gekostet hat, will mehr, weshalb

wir Ihnen eine Reise ins „Val d‘Illasi“ in den Dreizehn Gemeinden

ausdrücklich empfehlen.

BALT HÜTTAR

heißt die Folk Metal-Band

aus Asiago, die uns auf

tagsüber auf dem Markt und

abends zum Ausklang mit

alter und neuer zimbrischitalienischer

Musik in

Stimmung bringen wird.

BALT HÜTTAR, Folk-Metal-Band aus Asiago

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