07.03.2021 Aufrufe

Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

;

Eine Gebärende schützt man gegen den „bösen Blick“ durch vergoldete

Zweiglein vom Lebensbaum, gegen die „ kabsi “ durch eine besondere Perle und

eine St. Helenen-Münze.

Bei der Beschneidung eines Kindes wird sein Bett mit vergoldetem

Knoblauch behängt.

Der Schech eines Dorfes oder eines Beduinen-Stammcs, der täglich mit

vielen Leuten verschiedener Herkunft zu verkehren

hat, trägt selbstredend ein Amulett,

Richter 8, 26.

Manchmal legt man sich ein einziges Amulett

an, gewöhnlich aber werden mehrere an einer

Schnur um den Hals gehängt. Man befestigt sie

auch an anderen Teilen des Körpers. Eine derartige

Häufung, welche Regel ist und auch bei

allen Völkern der Antike 1 gebräuchlich war, stellt

eine ebenso vielfache Sicherung gegen den Einfluß

von seiten dämonischer Mächte war.

Ob etwas Schmuck oder Amulett ist,

läßt sich oft nur schwer entscheiden. Zweifelsohne

ist größtenteils der bei den alten Völkern

erwähnte Schmuck als Amulett zu nehmen. Jes.

8,20 wird ein Stück des Frauenschmucks als

Amulett bezeichnet; nach 1. Mos. 35, 4 müssen

alle Götzenbilder und Ohrringe entfernt werden,

ehe ein Altar für Gott aufgebaut werden kann

;

und in Hosea 2,2 und 13 werden Kasenringe

und Halsketten mit Hurerei, dem Abfall von Gott,

gleichgestellt. Sicher ist hier die Gleichung

Schmuck-Amulett vollzogen.

Erkundigt man sich bei einer Frau, die anscheinend

Schmuck trägt, was das bedeute,

so antwortet sie rundweg: „es ist Schmuck“.

Man muß schon auf andere Weise hinter das

tiefere Geheimnis dieses Schmuckes und den

damit verbundenen höheren Zweck kommen. Es

ist interessant, daß fast aller orientalischer

Fig. 22. Schmuck als Amulett,

a. Fingerring ; b. u c. Ohrringe

d. mohammedanische FTalskette

[in den Dörfern nördlich von

Jerusalem getragen.]

Schmuck mit Anhängseln versehen ist, die nichts

anderes als Amulette vorstellen; denn Schmuck zieht den Blick an, deshalb muß

diese Anziehungskraft gleich wieder irgendwie neutralisiert werden. Fig. 20, 21,

22, 23 und 24 zeigen Halsbänder, Kopfschmuck, Ohrringe, Fingerringe, Brustschmuck

und Gürtelschnallen, welche zugleich mit Amuletten ausgestattet sind.

Diese Schutzmittel werden an den verschiedensten Stellen des Körpers getragen.

Gewöhnlich um den Hals, auf der Brust oder unter den Armen. Der Siegelring,

welcher von den alten Hebräern und ihren Zeitgenossen auf der Brust getragen und

1

Alfred Wiedemann. Die Amulette der alten Ägypter, A. O. XII, 1.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!