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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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Gelobt werden größtenteils Ti er opfer, Gegenstände, die im Heiligtum

selbst gebraucht werden können, Schmuck und Geld, oder aber auch eine körperliche

Erniedrigung versprechen. Am häufigsten begegnet man dem Tieropfer.

„Wenn ich von meiner Niederkunft gesund aufstehe, bringe ich dir ein Schlachtopfer

dar, o Prophet Rubin“. Das Schlachtopfer besteht meistens aus einem

1

fetten Schaf, das ausschließlich für diesen Zweck großgezogen 2 oder am Orte

des Heiligtums gekauft wird. Das selbstgezogene Tier hat aber größeren Opferwert.

Außer Schafen können auch Ziegen dargebracht werden. Sehr selten und

nur von wirklich Armen werden ein paar Hühner oder Tauben im Gelübde

versprochen. Das gelobte Tier wird in den meisten Fällen zum Heiligtum des

betreffenden Propheten gebracht, wenn es auch, jedoch seltener, vorkommt, daß

das Tier in einem vom Heiligtum weitentfernten Orte im Namen dieses Gottesmannes

geschlachtet wird. Im Vorhofe des Heiligtums oder in dessen Nähe

wird das Opfer dargebracht. Das Fleisch wird von den Moscheedienern oder

den Mönchen, den übrigen Anwesenden und den Opfernden gegessen. "Kann

ein Gelübde nicht eigenhändig erfüllt werden, so wird ein Vertreter mit dem

Tier gesandt, oder man begnügt sich damit, eine Summe Geldes, welche dem

Kaufpreis eines Schafes entspricht, an den Moscheediener zu senden. Dieser

soll im Namen des Stifters ein Tier kaufen und schlachten. Der Genesene, für

welchen der „ nider

ausgesprochen wurde,

wohnt meistens der Schlachtzermonie

bei. Er und die Anwesenden danken dem Heiligen für seine Hilfe. Kaum

weniger oft werden Kerzen (scliami c ,

Einzahl scliarna J, die im Heiligtum verbraucht

und abgebrannt werden sollen, und Olivenöl (zet, zet Jiilu oder zet,

zetün

3

gelobt. Der das Gelübde ablegt, bestimmt gewöhnlich die Größe der

Kerze: „Wenn mein Einziger genest, zünde ich dir. o, heiliger Nikola eine

Kerze an, welche seine (des Kranken) Länge hat!“ (in tob uahidi la aduilak ja

mär Inküla scliam c a tüluJi). Je dicker die Kerze, desto besser ist sie. Häufig

wird ausdrücklich eine Kerze aus Wachs (schami nabi) bestimmt. Es können

auch viele Kerzen auf einmal gewidmet werden, wie jener Bruder (s. o.) des

erkrankten Familienältesten für 30 Franken Kerzen Abraham, Moses, und der

Omarmoschee versprach.

Öl wird meistens von Fellachen, aber auch von Städtern gelobt. Arme

bringen einen Krug ((i)brik) oder ein Rotel Öl dar. Reiche dagegen stiften eine

„dscharra“ .

4

Nicht selten legt man sich das Gelübde auf, jedes Jahr dem betreffenden

Heiligen dasselbe Quantum öl zu bringen. Ähnlich wird es auch bei

Kerzen und andern Opfergegenständen gehalten. 3

1

Arab. „in kummt min el-uldde bis-saldme la akaddimlak idbiha ja nabi Rubin“ (nabi wird

oft nebi ausgesprochen).

2

Wird ein solches Schaf gestohlen, so verfolgt der betreifende Heilige den Dieb.

3

zet hilu

— süßes Öl, zet-zetün Olivenöl. Den Ausdruck zet murr für Petroleum (Kahle) kenne

ich nicht, und konnte ihn bei Fellachen nicht finden. Letzteres wird „ kdz “ genannt.

4

Eine „ dscharra “ enthält in JBetdschdla 10 Rotel, in Ramallah 7 Rotel.

5

Z. B. „ilak ‘ alaije ja mär Elias kull sane dscharret zet in kumt 'ala idschraije amsclii “ — Du

hast bei mir, o St. Elias, jedes Jahr eine dscharra Ol, wenn ich auf meine Füße aufstehen und

laufen werde.

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