Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible) Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
68ist das Grab eines Christen, der kurz vor seinem Tode Mohammedaner gewordenwar.Die Fellachen behaupten, der Erschrockene wird nur durch einen Gegenschreckgeheilt. Besonders deutlich zeigt dieses folgende Begebenheit, dieich miterleben mußte. Mein Freund und Nachbar Ihr. Dschirius von Betdschäla,einem Dorfe bei Bethlehem, war über eine traurige Nachricht sehr erschrockenund betrübt. Eine Verwandte von ihm fürchtete, er könnte sich dadurch irgendeine Krankheit zuziehen und griff deshalb zu einem merkwürdigen Vorbeugungsmittel.Sie schlachtete eine schwarze Henne und kochte sie mit allerhand Gewürzen.Dabei hielt sie den Deckel des Topfes sehr fest zu, damit der Dampfnicht entweichen konnte. Kurz nun bevor das Fleisch gar wurde, warf sie sichFig.20. Silberner Brustschmuck mit 5 Anhängseln (3 größerenund 2 kleineren), einer blauen Perle und 3 Halbmonden.Fig. 21. Silberne Gürtelschnalle mit blauen Perlen, Halbmonden,Händen, die an 5 Kettchen hängen.in der Nähe seines Zimmers nieder und fing plötzlich zu schreien und zu jammernan: „0! wehe mir, warum mußtest du, mein lieber Sohn, meine Stütze,mein „Kamel“ sterben; du bist hin; mein Glück ist mit dir verschwunden1Mein Freund eilte ganz erschrocken hinaus und fand sie, wie sie ihre Haareraufte und fürchterlich jammerte. Er frug sie nach dem Grund ihrer Klage. DieFrau jedoch schrie nur um so lauter und herzzerbrechender, so daß er sie entsetztansah und seine Frage wiederholte. Als sie nun meinte, daß er genug erschrockensei, bekannte sie, ihn nur deshalb erschreckt zu haben, um den erstenSchreck durch den zweiten aufzuheben. Er mußte nun seinen Kopf über den1Das Kamel ist das nützlichste und deshalb wertvollste Tier des Fellachen. Auf diesen Besitzgründet sich in vielen Fällen der einzige Broterwerb der Familie. Der Tod eines solchen Tieresist zuweilen der Ruin des Eigentümers. Mit dem Kamel vergleicht die Fellachenfrau ihren Mann,und ruft ihm deshalb: „du mein Kamel“ (ja dschamali), d. h. „du meine Stütze!“.“
“Ersterer69geöffneten, siedendheißen Topf halten, damit der Dampf in sein Gesicht steige.Dann bekam er das Huhn zu essen. Die Überreste vergrub die Frau an einementfernten Ort sehr tief, damit ja kein Tier die Knochen herauswühlen könnte.Die Griechen Jerusalems glauben, daß der Schreck nur dann keine bösenFolgen habe, wenn ein Priester über dem Patienten an der Stelle, wo er erschrockenist, bete. Da aber das Beten nicht an jeder Stelle vollzogen werdenkann, so genügt es, wenn man ein Tuch mit etwas Erde, die bei der Schreckstellegenommen wurde, während des Gebets in des Patienten Tasche steckt. FolgendeBegebenheit erläutert das Gesagte: In einer der belebtesten Straßen Jerusalems(Jaffa-Tor) erschrak ein zehnjähriger Junge, der mit seiner Mutter nach Hauseging. Die Mutter, fürchtend, daß ihr Sohn sich durch den Schreck etwas zuziehenkönnte, nahm ein Taschentuch, fuhr damit kreuz und quer über die Stelle,wo der Schrecken ihn befallen hatte. Sie ließ, nach Hause zurückgekehrt, einenPriester holen und ihn über dem Jungen, der das Taschentuch in seinen Kleiderntrug,beten.Gegen den „Druck“, „ el-kabse “, tragen Kranke, Neugeb orne, Menstruierendeund Wöchnerinnen die sogenannte „c harz et el-kabse “ (auchist ein„ kabbäs — “ Drücker genannt) mit einem „masc/ichas dnhab1“.grüner würfelartiger Achatstein, dessen Ecken abgeschliffen sind. Er wird amHalse getragen. Letzterer ist eine Geldmünze aus der Zeit der heil. Helena.Sie muß, um echt zu sein, folgende Eigenschaften besitzen : DieKöpfe an beidenSeiten müssen einander gegenüber sein, und das Loch, an welchem sie aufgehängtwird, muß über oder zwischen den beiden Köpfen liegen, ohne daß oben durchdas Loch einer der Köpfe beschädigt würde ... Im Mittelalter galten Münzenaus der Zeit der heil. Helena als wirksame Amulette .Einige S cliutzmittel gegen andere Übel seien noch erwähnt! DerGeruch des gebrannten Oliven- oder Sesamöls, das zur Bereitung vieler Speisenverwendet wird, kann den Kranken überhaupt, besonders aber allen offenenWunden schaden; deshalb wird das Haus mit Pferdemist (bei seltenen Gelegenheitenauch mit Salvia contraversia) geräuchert.Hatte sich eine Frau mehrmals verheiratet und waren die Gatten jedesmalkurz nach der Hochzeit gestorben, so heißt es ihre „ kaschra“ = böses, beleidigendesGesicht — habe den Tod der Männer herbeigeführt. Um diesem Übelbei einer neuen Hochzeit wirksam entgegenzutreten, wird neben dem Bräutigamein Esel geführt, und der Braut fortwährend gesagt, indem man auf den Eselhindeutet: „Das ist dein Bräutigam“, damit ihre „ kaschra “ auf das Tier fällt,und der Mann3am Leben bleibt .Im Hochsommer, wenn die Familien draußen in den Weinberghütten wohnen,schneidet die Mutter abends vor dem Schlafengehen Knoblauch in kleine Stücke,und streut sie um die Lagerstätte ihrer Kinder, dadurch sollen die Schlangenferngehalten werden (Sitte in Betdschäla).21Das Wort „masclichas“ kommt von „ schachs(aus Silber).2Chambers Encycl. Vol. I Amulets.— „Person“. Es gibt auch „maschchas fidda“3 Diese Sitte ist in Artäs — einem Dörfchen südl. von Bethlehem zu Haus, und in einigenmohammedanischen Dörfern in seiner Umgebung.
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geöffneten, siedendheißen Topf halten, damit der Dampf in sein Gesicht steige.
Dann bekam er das Huhn zu essen. Die Überreste vergrub die Frau an einem
entfernten Ort sehr tief, damit ja kein Tier die Knochen herauswühlen könnte.
Die Griechen Jerusalems glauben, daß der Schreck nur dann keine bösen
Folgen habe, wenn ein Priester über dem Patienten an der Stelle, wo er erschrocken
ist, bete. Da aber das Beten nicht an jeder Stelle vollzogen werden
kann, so genügt es, wenn man ein Tuch mit etwas Erde, die bei der Schreckstelle
genommen wurde, während des Gebets in des Patienten Tasche steckt. Folgende
Begebenheit erläutert das Gesagte: In einer der belebtesten Straßen Jerusalems
(Jaffa-Tor) erschrak ein zehnjähriger Junge, der mit seiner Mutter nach Hause
ging. Die Mutter, fürchtend, daß ihr Sohn sich durch den Schreck etwas zuziehen
könnte, nahm ein Taschentuch, fuhr damit kreuz und quer über die Stelle,
wo der Schrecken ihn befallen hatte. Sie ließ, nach Hause zurückgekehrt, einen
Priester holen und ihn über dem Jungen, der das Taschentuch in seinen Kleidern
trug,
beten.
Gegen den „Druck“, „ el-kabse “, tragen Kranke, Neugeb orne, Menstruierende
und Wöchnerinnen die sogenannte „c harz et el-kabse “ (auch
ist ein
„ kabbäs — “ Drücker genannt) mit einem „masc/ichas dnhab
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“.
grüner würfelartiger Achatstein, dessen Ecken abgeschliffen sind. Er wird am
Halse getragen. Letzterer ist eine Geldmünze aus der Zeit der heil. Helena.
Sie muß, um echt zu sein, folgende Eigenschaften besitzen : Die
Köpfe an beiden
Seiten müssen einander gegenüber sein, und das Loch, an welchem sie aufgehängt
wird, muß über oder zwischen den beiden Köpfen liegen, ohne daß oben durch
das Loch einer der Köpfe beschädigt würde ... Im Mittelalter galten Münzen
aus der Zeit der heil. Helena als wirksame Amulette .
Einige S cliutzmittel gegen andere Übel seien noch erwähnt! Der
Geruch des gebrannten Oliven- oder Sesamöls, das zur Bereitung vieler Speisen
verwendet wird, kann den Kranken überhaupt, besonders aber allen offenen
Wunden schaden; deshalb wird das Haus mit Pferdemist (bei seltenen Gelegenheiten
auch mit Salvia contraversia) geräuchert.
Hatte sich eine Frau mehrmals verheiratet und waren die Gatten jedesmal
kurz nach der Hochzeit gestorben, so heißt es ihre „ kaschra“ = böses, beleidigendes
Gesicht — habe den Tod der Männer herbeigeführt. Um diesem Übel
bei einer neuen Hochzeit wirksam entgegenzutreten, wird neben dem Bräutigam
ein Esel geführt, und der Braut fortwährend gesagt, indem man auf den Esel
hindeutet: „Das ist dein Bräutigam“, damit ihre „ kaschra “ auf das Tier fällt,
und der Mann
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am Leben bleibt .
Im Hochsommer, wenn die Familien draußen in den Weinberghütten wohnen,
schneidet die Mutter abends vor dem Schlafengehen Knoblauch in kleine Stücke,
und streut sie um die Lagerstätte ihrer Kinder, dadurch sollen die Schlangen
ferngehalten werden (Sitte in Betdschäla).
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Das Wort „masclichas“ kommt von „ schachs
(aus Silber).
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Chambers Encycl. Vol. I Amulets.
— „Person“. Es gibt auch „maschchas fidda“
3 Diese Sitte ist in Artäs — einem Dörfchen südl. von Bethlehem zu Haus, und in einigen
mohammedanischen Dörfern in seiner Umgebung.