Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
65
ihrem Tod in der „Venus“, „dem weiblichen Planeten“ (s. später Tabelle) weiter
verehrt. Zugleich gilt bei den Alten die „Hand“ als das Symbol der Venus.
Und darin wird nun wohl das Bindeglied zwischen Venus, Maria und Futme
zu suchen sein.
Diese Herleitung wird natürlich von dem jetzigen Palästinenser nicht anerkannt,
sondern er hält an der schützenden Macht der „Hand“ fest. Will sich
einer bei einem unerwarteten Überfall wirkungsvoll verteidigen — so erklärt der
Fellache — . so muß er die Hände aufheben und sein Gesicht damit schützen.
Nicht schmerzhaft allein ist der Schlag mit der offenen Hand auf das Gesicht,
sondern zugleich
ehrverletzend.
Die auf die Haustür oder an die Oberschwelle gemalten „Hände“ sind
grobe Darstellungen, so daß einer, der die Sitten nicht kennt, dieselben niemals
für Darstellungen einer Hand ansehen wird. Die schönsten darunter sind Abklatsche
einer menschlichen Hand. Die meisten sind aber grobe fünf Striche,
welche die verschiedensten Zusammensetzungen haben. S. Abbildung (Fig. 18):
5
b c d e f g h i 1
Fig. 18. Grobe Darstellungen der „ Hand “ auf die Haustür oder an die Oberschwelle gemalt.
Die als Anhänger eingerichteten „Hände“ sind aus Metall (Gold, Silber,
Blech, Kupfer etc. Tafel II Fig. 4), aus Glas (Hebroner Arbeit) Fig. 9 oder
aus Perlmutter (Bethlehemer Arbeit). Sie werden auch aus Perlen in den verschiedensten
Farben hergestellt. Einige Metallhände sind mit Koransprüchen
beschrieben und dienen deshalb auch als „mäski“. Manche tragen eine, andere
wiederum mehrere, die zu einer Kette vereinigt an die Kopfbedeckung angenäht
werden (Tafel II Fig. 4). Die meisten Schmucksachen haben f ü n f A n h än gs e 1
(d. h. die „Hand“ Fig. 20, 21, 22. 23 u. 24).
4. Schutzmittel gegen andere Krankheiten.
Der „Schreck“ oder die „Furcht“ (el-chadda, el-chofe) bringt, wie wir
schon früher im Kapitel der Ätiologie gesehen haben, das Blut ins Wallen.
Die Folge sind dann eine Reihe von Krankheiten, insbesondere Fieber und
Nervenleiden. Erschrickt jemand, so darf man ihn nicht allein lassen,
sondern man hat sofort die nötigen Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Es kommt
deshalb vor, daß eine Mutter ihr Kind, welches durch einen Hund oder eine
1
i zeigt 3 Hände: (1) die Hand „5“, (2) die Hand, welche ans den Fingern 1+2, 3+4, 5, la+2a
3a+4a und (3) eine linke Hand (d. h. hier fünf Striche) 1 a, 2a, 3a, 4a und 5, und die rechte
Hand bestehend aus 1, 2, 3, 4 und 5.
5 Canaan, Aberglaube.