Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible) Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
:c) „Schab be“, Alaun wird fast von jedem Kind getragen. Entwederdurchlocht man ein Stück und verbindet es mit anderen Amuletten oder es wirdin ein Perlgeflecht eingehüllt. Oft findet man mehrere von Perlnetzen umflochteneAlaunstücke, die an einer Kette getragen werden. Eine hervorragendeRolle spielt hier die Zahl drei, denn: durchlochte Alaunstücke sind dreieckig,ein aus Draht verfertigtes Perlnetz hat die Form einer Pyramide (Fig. 33) und Alaunstücke,die von Perlen umflochten sind, hängen gewöhnlich zu dreien an einemStiel. (Fig. 14.) Der Alaun soll den „bösen Blick“ neutralisieren, wobei dasMineral sich allmählich auf braucht, verschmilzt und nach und nach vergeht.Der Grund, weshalb Alaun genommen wird, ist mir unbekannt. Ich glaube,es wurde früher diagnostisch, prophylaktisch und zu Heilzwecken gebraucht.Erst später ist die Sitte eingeführt worden, es auch äußerlich zu tragen.d) 1 üd-mes (Celtis australis L.) von den m^s-Bäumen der Omarmoschee sollgewöhnlich die Form einer Gabel haben (Fig. 15). Einige aber tragen ein ganz ge-Fig. 15.„Mes- Zweiglein.“wohnliches 2— 3 cm langes Stück von unbestimmter Form.Der Zweig wird durchlochtund an einer Kette am Halse oder auf dem Kopfe getragen. Nach derAussage alter Weiber soll dieses Zweiglein die größte Schutzwirkung ausüben,wenn es am 27. Ramadan abends nach Sonnenuntergang geschnitten wird. Wenigerwirksam dagegen ist es, wenn es Samstag früh vor Sonnenaufgang geholt wird.An anderen Tagen geschnitten ist es ganz nutzlos. Die alten Schiüch behauptenaber, daß die Wirkung immer dieselbe bleibe und der Tag des Schneidens nichtsweiter zu bedeuten habe.Diese Bäume auf dem Platze der Omarmoschee sollen noch von der salomonischenZeit herrühren, und zwar verknüpft sich folgende Geschichte mitihnenNachdem der König mit dem Ban des Tempels fertig war, wetteiferten Könige, Engel, jaTiere bei der Einweihung Geschenke darzubringen. Jedoch die „dschinn“ zögerten noch, es denandern gleich zu tun. Auf des Königs Frage, ob sie nicht auch dem Tempel etwas schenkenwollten, antwortete ihr Oberster: „O, König und großer Herrscher, der Tempel ist der schönsteBau, den Menschenhände je gebaut haben, und niemals wird es jemand gelingen, wieder so etwasHerrliches auszuführen. Wir denken wohl etwas zu stiften, was dieses Wunderwerk vor dem „bösenBlick“ schützen soll. Da aber eine blaue Perle in der Größe des Baues verschwinden würde, under so den „bösen Blicken“ trotzdem stets ausgesetzt wäre, so haben wir beschlossen, zwei Reihenmes-Bäume um den Tempel herum zu pflanzen“. Wer nun ein Stück Holz von diesen Bäumen bei sichträgt, ist gegen das „böse Auge“ und seine Wirkungen gefeit. Diese Geschichte wird auch anderserzählt: Als König David den Tempel zu errichten anfing, fiel sein Bau alle paar Jahre zusammen.Er flehte zu Gott um Hilfe;da erschien ihm ein dschdn und sagte ihm, er solle die Arbeit aufstecken,denn sein Sohn und Thronfolger werde den Tempel bauen. Als nun sein Sohn denThron bestiegen hatte, fing er mit dem Gebäude von neuem an ;aber siehe, die Arbeit fiel dochwieder zusammen. Er bat Gott um Hilfe; und derselbe dschdn, der seinem Vater erschienen war,sagte ihm: „Das ,böse Auge 1 der vielen Neider schadet diesem ungeschützten Bauwerk. Siehe!Ich gebe dir mes-Bäume, die um den Tempel herum gepflanzt werden sollen.“ Nachdem der Königdiese Bäume hatte einsetzen lassen,konnte er ununterbrochen weiter bauen und der Tempel Salomossteht bis zum heutigen Tage, weil diese Bäume ihn noch beschützen!!
63Das Tragen dieses Amulettes ist bei allen Mohammedanern, besonders beidenen Jerusalems verbreitet. Bei den Christen findet man es seltener, ein paarmalsah ich es jedoch. Solche wcs-Stücke stammen dann von dem mes-Baum her,der am Magierbrunnen 1 steht, welcher in unmittelbarer Nähe von Mär Eliaszwischen Jerusalem und Bethlehem zu sehen ist. Der jetzige Baum soll einSproß des Baumes sein, in welchem sich die Jungfrau bei einer Verfolgung derJuden versteckt haben sollte.Fig. 16 Fig. 17Ketten aus blauen Perlen.Fig. 16 hat Flitterpapier und Fig. 17 ein Stück Alaun im Perlen-Dreieck.An beiden hängen flimmernde, münzenähnliche Metallstückchen.Bewundert ein „Treffender“ ein kleines Kind oder irgend etwas anderes,welches ein Lindenzweiglein trägt, so sagt man ihm: „ misch schäijf c üd el-mcsja tes “ siehst du das Lindenzweiglein nicht, du Dummkopf (eig. du Bock) '?Die bis jetzt beschriebenen Schutzmittel gelten als die -wirksamsten undsind zugleich am meisten angewandt. Außer ihnen gibt es noch andere sozusagenzweitklassige. Bei den Mohammedanern sind auch sie alle im Gebrauch,während der Christ sich mehr an die „erstkiasssigen“ Schutzmittel hält und nurin gewissen Fällen zu den anderen seine Zuflucht nimmt.1Nach anderer Anssage soll an diesem Banm, der auch Bir Kadisma genannt wird, den Weisender Stern erschienen sein, als sie das neugeborene Kind Jesus suchten. (Matth. 2. 9.)
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c) „Schab be“, Alaun wird fast von jedem Kind getragen. Entweder
durchlocht man ein Stück und verbindet es mit anderen Amuletten oder es wird
in ein Perlgeflecht eingehüllt. Oft findet man mehrere von Perlnetzen umflochtene
Alaunstücke, die an einer Kette getragen werden. Eine hervorragende
Rolle spielt hier die Zahl drei, denn: durchlochte Alaunstücke sind dreieckig,
ein aus Draht verfertigtes Perlnetz hat die Form einer Pyramide (Fig. 33) und Alaunstücke,
die von Perlen umflochten sind, hängen gewöhnlich zu dreien an einem
Stiel. (Fig. 14.) Der Alaun soll den „bösen Blick“ neutralisieren, wobei das
Mineral sich allmählich auf braucht, verschmilzt und nach und nach vergeht.
Der Grund, weshalb Alaun genommen wird, ist mir unbekannt. Ich glaube,
es wurde früher diagnostisch, prophylaktisch und zu Heilzwecken gebraucht.
Erst später ist die Sitte eingeführt worden, es auch äußerlich zu tragen.
d) 1 üd-mes (Celtis australis L.) von den m^s-Bäumen der Omarmoschee soll
gewöhnlich die Form einer Gabel haben (Fig. 15). Einige aber tragen ein ganz ge-
Fig. 15.
„Mes- Zweiglein.“
wohnliches 2— 3 cm langes Stück von unbestimmter Form.
Der Zweig wird durchlocht
und an einer Kette am Halse oder auf dem Kopfe getragen. Nach der
Aussage alter Weiber soll dieses Zweiglein die größte Schutzwirkung ausüben,
wenn es am 27. Ramadan abends nach Sonnenuntergang geschnitten wird. Weniger
wirksam dagegen ist es, wenn es Samstag früh vor Sonnenaufgang geholt wird.
An anderen Tagen geschnitten ist es ganz nutzlos. Die alten Schiüch behaupten
aber, daß die Wirkung immer dieselbe bleibe und der Tag des Schneidens nichts
weiter zu bedeuten habe.
Diese Bäume auf dem Platze der Omarmoschee sollen noch von der salomonischen
Zeit herrühren, und zwar verknüpft sich folgende Geschichte mit
ihnen
Nachdem der König mit dem Ban des Tempels fertig war, wetteiferten Könige, Engel, ja
Tiere bei der Einweihung Geschenke darzubringen. Jedoch die „dschinn“ zögerten noch, es den
andern gleich zu tun. Auf des Königs Frage, ob sie nicht auch dem Tempel etwas schenken
wollten, antwortete ihr Oberster: „O, König und großer Herrscher, der Tempel ist der schönste
Bau, den Menschenhände je gebaut haben, und niemals wird es jemand gelingen, wieder so etwas
Herrliches auszuführen. Wir denken wohl etwas zu stiften, was dieses Wunderwerk vor dem „bösen
Blick“ schützen soll. Da aber eine blaue Perle in der Größe des Baues verschwinden würde, und
er so den „bösen Blicken“ trotzdem stets ausgesetzt wäre, so haben wir beschlossen, zwei Reihen
mes-Bäume um den Tempel herum zu pflanzen“. Wer nun ein Stück Holz von diesen Bäumen bei sich
trägt, ist gegen das „böse Auge“ und seine Wirkungen gefeit. Diese Geschichte wird auch anders
erzählt: Als König David den Tempel zu errichten anfing, fiel sein Bau alle paar Jahre zusammen.
Er flehte zu Gott um Hilfe
;
da erschien ihm ein dschdn und sagte ihm, er solle die Arbeit aufstecken,
denn sein Sohn und Thronfolger werde den Tempel bauen. Als nun sein Sohn den
Thron bestiegen hatte, fing er mit dem Gebäude von neuem an ;
aber siehe, die Arbeit fiel doch
wieder zusammen. Er bat Gott um Hilfe; und derselbe dschdn, der seinem Vater erschienen war,
sagte ihm: „Das ,böse Auge 1 der vielen Neider schadet diesem ungeschützten Bauwerk. Siehe!
Ich gebe dir mes-Bäume, die um den Tempel herum gepflanzt werden sollen.“ Nachdem der König
diese Bäume hatte einsetzen lassen,
konnte er ununterbrochen weiter bauen und der Tempel Salomos
steht bis zum heutigen Tage, weil diese Bäume ihn noch beschützen!!