Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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im tabün gebraucht werden. Sie hatte durch ihr Verhalten das allererste Nachbarverbot verletzt:
Verweigere deinem Nachbarn nichts, was zur Bereitung des Brotes nötig ist.
Von einem Menschen, der in einen Affen verwandelt wurde, weiß man folgende Geschichte
erzählen: Eine Mutter hatte ihren kleinen Sohn mit zum tabün genommen. Er beschmutzte sich,
worauf ihn die Mutter mit einem frischgebackenen Laib Brot reinigte. Zu ihrem großen Entsetzen
verwandelte sich ihr einziger Liebling in einen Affen. Das war die Strafe dafür, daß sie das
Brot, „das Leben des Menschen“, durch ihre Tat entheiligt hatte.
Das Stachelschwein soll vor Zeiten ein Mensch gewesen sein, der in einem kleinen
Dörfchen lebte. Er war geizig und listig. Als er einmal den Schuhmacher des Dorfes, einen
armen, aber sehr schlichten und fleißigen Handwerker, besuchte, steckte er beim Gehen die Ahle
des Schusters ein. Vergebens suchte der Schuhmacher sein Handwerkszeug. Da er durch diesen
Verlust seinem täglichen Erwerb nicht nachgehen konnte, wünschte er, daß dem Diebe das Werkzeug
zur ewigen Plage werde. Die Stacheltracht des Stachelschweines ist die Erfüllung dieses
Wunsches, ein bleibendes Denkmal für den begangenen Frevel, den Diebstahl der Schusterahle.
zu
Fig. 7.
Amulette vom Tierreich,
a und k Rehhörner ; f, g , h, i „ sinn ed-dib “ ( Wolfszähne ) mit
und ohne Anhängsel ; m, l „ dscliözet ed-dib “ (Wolfs-Keldkopf,
Fig. 8. Gehäuse einer Schildkröte
,
an die Wiege eines
Kindes zu hängen.
in Wirklichkeit ein Wirbel); e „ kam en-naml“ (Hirschhornkäfer);
n Wolfs-Unterkiefer; o Lüwen-Klaue ; p Stachelschweinstachel;
q
„ lisän el-hadschar" ; r Schlangen- Wirbelknochen;
d, t „ kam el-liattit; s Igels-Kiefer (?)
gegen d böse
Geister.
D er Wolf oder Teile desselben, seine Zähne, das Fell, Knochen der
Wirbelsäule, der Unterkiefer (Fig. 7,n) spielten und spielen noch heute eine große
Rolle in der Volksmedizin. Nicht nur ein einzelner Teil desselben, sondern auch
zu Zeiten das ganze Tier wird (als Schutzamulett) angewandt. Eine Frau erzählte
mir, sie hätte neben der Wiege ihres Kindes immer einen ausgestopften
Wolf stehen gehabt. Eine andere kaufte einen ein paar Wochen alten Wolf und
hielt ihn immer, wo die Wiege ihres Einzigen sich befand. Beide versicherten
mir, daß dies das alleinige Mittel gewesen sei, welches die Kinder am Leben
erhalten habe.