Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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schön eingraviert (Fig. 6), gestanzt (Fig. 3) oder gegossen (Fig. 4) ist, besteht
gewöhnlich aus einem Teil des Korans (Fig. 4) oder auch nur aus einer
Anrufung Gottes (Fig. 3 und 6) z. B.
:
ja liäßz ja ’amin = Du Hüter, du Treuer!,
Heiler, 0 Treuer!
1
ja häfiz ja schaß ja käfi ja ’amm = 0 Hüter, 0 Geber 0
,
Auch andere Eigenschaften Gottes werden gerne genannt. Vom Koran ist
der „Thronvers“ am meisten vertreten. Zuweilen befinden sich Talismansprüche,
Zeichen oder Siegel (Fig. 5), die weiter unten erklärt werden, auf dem
Plättchen. Die mäski (von Mohammedanern gebraucht) wird am Hals getragen
und soll eine Fehlgeburt verhindern. Der Name „mäski“ =. Hälterin von masak
= halten, deutet schon auf „das Halten des Kindes im Mutterleib“ hin. 2 Die
Juden glaubten im talmudischen Zeitalter an einen „Stein des Haltens“, welcher
die Frauen vor Fehlgeburten schützen sollte. 3
Sehr bezeichnend ist es, daß, obgleich der Fellach an jedes dieser Amulette
fest glaubt, er doch mehrere gleichzeitig trägt. Häufig läßt man sich von einem
Scheck etwas für die Kanne schreiben. Obgleich diese Formen unzählbar sind,
ist es notwendig, wenigstens eine genauer zu betrachten: Ein Scheck muß sich
einen ganzen Freitag rituell rein halten, allein sein in seinem Zimmer, von wo
aus er keine Person, insbesondere keine Frau sehen kann; und darf während
der letzten 24 Stunden keine Frau, auch seine eigene nicht berührt haben.
Honig und Brot bilden seine Speise. Mittags um die Hauptgebetsstunde schreibt
er 110 mal auf ein weißes Papier: hisrni ’lläh er-rahmän er-rahim = Im Namen
Gottes des Allbarmherzigen! Die Erkrankte trägt diesen „ hidschäb “ nur in reinem
Zustande. Er hängt um den Hals und reicht bis über den Nabel. Sie rettet
dadurch ihre Kinder, wenn ihr Tod nicht schon im Buch des Schicksals steht.
2. Die Kinder werden gegen die Kanne durch „ ihdscliül “ (Fig. 26 und 28)
(aus Eisen gemachte Füßlinge), Weizenkörner, durch einen Schlangenkopf
oder einige Knochen der Schlangenwirbelsäule (Fig. 7, r) geschützt.
Von der Wirkungskraft der Weizenkörner weiß insbesondere der Städter
zu erzählen. In Jerusalem herrscht die Sitte, beim Tode eines Familiengliedes
Weizen mit Wasser zu kochen und an die Freunde (besonders die Armen) zu
verteilen, damit sie des Verstorbenen gedenken und für ihn flehen. Den Weizen,
der am Todestag einer schon über 70 Jahre alten Frau verteilt wird, fädeln die
Mütter zu Ketten auf und hängen diese ihren Kindern um, die dann mit „Gotteshilfe“
so alt wie die verstorbene Frau werden sollen. 4
Der Ohrzipfel eines schwarzen Esels schützt gegen die Karine. In Siloah hängt man sogar
das Knochenbein eines solchen Tieres über die Haustür: man hat die Wirksamkeit dieses Amulettes
auf folgende Weise gefunden: Eine Frau, deren Kinder immer sehr jung starben, gebar einen
Knaben. Einige Tage nach der Geburt des Kindes sandte der Vater seinen Diener, Fleisch einzukaufen,
um der Kranken eine Suppe zu kochen. Auf dem Nachhauseweg fand der Diener eine
Schar spielender Kinder. Er vergaß sich, legte das Fleisch auf eine Mauer und spielte mit. Als
1
käfi
ist „derjenige, welcher genügend spendet“, sei die Gabe etwas Materielles, Geistiges oder
Körperliches.
2
Die „mäski“ wird sehr viel von Kindern getragen, daß sie die „Gesundheit hält“.
3
Jew. Encycl.
4
Andere Erklärung über Weizen s. ’escli weiter unten, S. 85.