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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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IV.

Prognose.

Durch langjährige Beobachtung ist der Bauer imstande, nach äußeren Erscheinungen

den Grad der Ei’krankung zu bestimmen. Daneben benützt er

freilich auch märchenhafte Traditionen, um seine Bestimmungen zu bekräftigen.

Er kennt: A. Zeichen, die auf baldige Genesung des Patienten hindeuten

und B. andere, aus denen er die Todesnähe abliest, nach welchen er die Hoffnung

auf Besserung für

ausgeschlossen hält.

ad A 1. Jeder „kalte Schweiß“ nach Fieber verursacht einen Temperaturfall,

besonders bei Malaria und hektischen Fiebern und ist Anzeichen der

Genesung. Dieser „kalte Schweiß“ — im Gegensatz zu dem „heißen

Schweiß“ der bei kontinuierendem Fieber erscheint — soll die hohen

Temperaturen herunterdrücken. Deshalb heißt es: „Gott sei Dank! er

taut kalten Schweiß“ (

el-hamdu lilläh binaddi Q arak bärid) „Heißer Schweiß“

hat keine erquickende die Temperatur herunterdrückende Wirkung. Wenn

einer in voller Gesundheit von Zeit zu Zeit stark schwitzt oder meistens

etwas feucht sich fühlt, so ist es ein gutes Zeichen. Die Gifte sollen

mit dem Schweiß den Körper verlassen

;

deshalb heißt es : el-badan illi

bi-naddi ma biraddi = Der Körper, der (Schweiß) taut, erkrankt nicht

(wörtl. stirbt nicht).

2. Fieber blasen auf den Lippen (Herpes febriles) sollen ein Zeichen

nahender Genesung sein. Der Palästinenser nennt jede Blase „Fieber

Kuß“ (

kabbalatu es-s-chüni = das Fieber hat ihn geküßt). Dieser Name

rührt von der Sitte her, daß beim Auseinandergehen zweier Personen,

die für eine lange Zeit sich nicht sehen werden, einer dem anderen den

Abschiedskuß auf den Mund drückt.

3. Blutverlust ist immer ein gutes Zeichen, nur bei Brustkrankheiten

nicht. Besonders bei starken Kopfschmerzen und hohem Fieber wird

ein mäßiger Blutverlust als ein Segen begrüßt. Der Kranke soll nach

dem Glauben des Fellachen und Städter in diesem Fall zuviel Blut

(,zodet dämm )

oder aufwallendes Blut (

föret dämm )

haben. Auf solche

Weise hat sich nun die Natur selber einen Weg der Abhilfe geschaffen.

Darum heißt es : nizil dammalc vifaradsch hammah = du hast dein Blut

verloren und dadurch ist dein Kummer verschwunden.

4. Bei starken Leibschmerzen ist Luftentweichen und Aufstoßen

ein Zeichen, daß es nicht schlimm steht. Die Gase (Winde — ariäli s. o.),

welche den Schmerz verursacht haben, entwichen. Ebenso soll das

Erbrechen einer gelben Flüssigkeit zur Gesundheit dienen.

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