Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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Kranken, des mittleren Buchstabens seines Mutternamens, des letzten Buchstabens
im Namen des Tages, da er krank wurde, des mittleren Buchstabens im Namen
des Monats, des letzten Buchstabens im Namen des Propheten. Die Summe
wird durch sieben dividiert. Der Rest ergibt den Hinweis auf die Krankheit.
Bleibt 1 übrig, so rührt die Erkrankung vom „bösen Blick“ her; bleibt 2,
von derKarini; 3, von den bösen Geistern; 4, von der Kälte; 5, von der Milch;
6, von einem Fall; 7, von Gott. Symptome dieser Krankheiten sollen folgende
sein: bei dem Rest 1, Schlaflosigkeit, viel Schreien aber ohne Yei’lust des
Appetits. Bei dem Rest 2 Schüttelfrost, Fieber, Zittern, Ohnmachtsanfälle, Schlaflosigkeit,
Appetitlosigkeit und Abmagern. Bei dem Rest 3 starre Glieder, Schlaflosigkeit,
leichtes Erschrecken. Bei dem Rest 4 Fieber, Mattigkeit und tiefes
langes Schlafen. Bei dem Rest 5 Appetitlosigkeit, Schwäche, Schweiß und viel
Schlafen. Beim Rest 6 Unwohlsein, viel Weinen, Zuckungen und Verwandtes.
Bei dem Rest 7 Fieber, Ohnmachtsanfälle, Weinen und Appetitlosigkeit. 1
Bei Erwachsenen enthalten die einzelnen Restzahlen folgende Fingerzeige:
1 deutet auf die Dämonen als Ursache, 2 auf die Luft, 3 auf Zauber, 4 auf
den „bösen Blick“, 5 auf Blutwallen, 6 auf Galleüberfluß und 7 auf Melancholie
hin. 2
Hier soll noch die Diagnose der Bleigießerin erklärt werden.
Die herbeigerufene Frau bringt etwas Blei zum Schmelzen. Sie murmelt
fortwährend dabei den Namen des Kindes und den seiner Mutter und bringt die
Namen in Verbindung mit für den Uneingeweihten jedenfalls sinnlosen, oft unverständlichen
Phrasen. Sobald das Blei flüssig ist, gießt sie es in ein Wasserglas,
welches in einem Mehlsieb am Kopfende des Kranken stehen muß. Im
Siebe und im Wasser hat sie Knoblauch und Zwiebelschalen, sowie verschiedene
Spezereien. Das gegossene Blei wird aus dem Wasser genommen und wieder
geschmolzen. Diese Prozedur soll siebenmal wiederholt werden. Wenn nun
beim letzten Male das Blei zerbröckelt, so ist die Ursache der Krankheit darin
zu suchen, daß jemand vom Kinde eine „Spur“ hat; formt es sich aber nadelförmig
oder gar zu einem Klumpen, der einem Gesicht oder Körper oder Auge
ähnelt, so ist die Krankheit eine Folge des „bösen Blickes“. 3
1
kitdbu ’s-sirr er-rabbäni fl ‘ulüm er-rühäni.
2
Abu Ma’schar S. 7.
3 Dieselbe Prozedur wird auch beim Räuchern von Kranken angewendet und zwar mit
folgenden Modifikationen
a. Etwas Mehl, Salz, Weihrauch und „habb harmal werden gut durcheinander gemischt.
Dann läßt man die Mischung über dem Kopf des Patienten dreimal kreisen. Dazu werden
die Namen des Patienten und seiner Mutter in Verbindung mit einigen koranischen oder
biblischen Sprüchen gemurmelt. Darauf wird alles ins Feuer geworfen und der Patient
wird damit dreimal geräuchert.
b. Das Blei wird durch einen durchlochten Brotlaib ins Wasser gegossen. Nach siebenmaliger
Wiederholung muß der Kranke mit dem Wasser, in welches das Blei gegossen wurde, Gesicht,
Hände und Fiiße einreiben. Was übrig bleibt, soll auf einen Kreuzweg gegossen
und dabei folgender Spruch gesagt werden:
räh esch-scharr Ala l-barr
ala kull man ijhisdak
c
Das Böse (die Krankheit) ist aufs Land,
An deine Neider gegangen.