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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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III. Diagnose.

Vergebens würde man bei den hiesigen Eingebornen diagnostische Symptome

oder differentiale Symptome suchen, welche auf irgendeiner festen Grundlage

beruhen. Aus den schon im letzten Kapitel aufgeführten Krankheitserscheinungen

schließt man auf die Ursache in folgender Weise: stößt ein Kranker

viel Gase aus oder läßt er Winde, so leidet er an „mh“ — Winde, Gase; bricht,

hustet jemand Blut oder entleert es im Stuhl oder Urin, so hat er „nazlet dämm “

= Blutherunterdringen usw.

Gewöhnlich aber wird die Diagnose an der Hand der Krankheitsgeschichte

festgestellt, welche stets die Hauptrolle bei den Untersuchenden

und Behandelnden (s. u.) spielt. Auffallend ist, daß immer gerade die nebensächlichsten

Kleinigkeiten als Ursache angesprochen werden. Ein Kind, welches

ein paar Tage nach einem Volksfest 1 ,

das es mit der Muttter besuchte, erkrankt,

ist sicher vom ,,bösen Blick“ getroffen worden. Fiebert einer kurze Zeit, nachdem

er sich aufgeregt hatte, so war „ ez-zaal “ = Aufregung der Grund dafür.

Schrecken verursacht typhöses Fieber. Der Geruch von in öl gebratenen und

gebackenen Speisen verschlimmert jede Krankheit. In dieser und ähnlicher

Art wird die Ursache zu ermitteln gesucht.

Sehr oft aber gibt die Krankheitsgeschichte keine Handhabe für die Diagnose.

Da werden dann die verschiedenen Z uk u nfts e u t er (

bassära 2 darrä-

,

bet el-mandal 3 ,

därib er-ramel 4 usw.) und schiüch um Rat gefragt.

In dem Abschnitt „die Behandlung“ wird eine Geschichte wiedergegeben

werden, welche in die Tätigkeit der Zauberin einen Einblick gewährt. Hier

soll eine ziemlich komplizierte Methode dargelegt werden, welche von einigen

Spezialisten der Klasse der Schiüch befolgt wird, um die Erkrankungen von

kleinen Kindern zu ermitteln.

Es werden summiert die numerischen Werte folgender Buchstaben:

der numerische Wert des ersten Buchstabens vom Vornamen des

1

Solche Volksfeste sind: c id Mär Elias, Sitti Mariam, ’id Lidd etc. hei den Christen, en-nebi

Müsa, c id Rubin etc. bei den Muhammedanern, Tür Aijüb bei beiden.

2

bassära kommt von basura = sehen (eig. er sah) und bedeutet die Zukunftsseherin. Solche

Frauen gehen von Haus zu Haus herum, tragen mit sich Muscheln oder die kleinen Knochen

vom Fuße eines Schafes (Os navicularis wird am häufigsten gebraucht). Sie werfen die Muscheln

oder die Knochen auf eine glatte Fläche, und behaupten durch den Stand des einen

zum andern die Zukunft sagen zu können.

3

darrdbet el-mandal ist die Frau, welche die Geister durch Zaubersprüche rufen kann. Dieselben

erscheinen ihr im „Ol“ oder „Wasser“, welches in einem Gefäß vor ihr steht. Siehe darüber

weiter unten.

4

Der „därib er-ramel“ (oder er-raml) behauptet, durch magische Figuren und Zeichen, die er

in den Sand schreibt, die Zukunft deuten und „Unbekanntes“ erklären zu können.

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