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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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Das Blutsystem ist durch den ganzen Körper verbreitet und hat seine

besonderen Gefäße.

1' 1

„ nazlet dämm =

Krankeiten, die damit Zusammenhängen, werden gewöhnlich

B 1 u t h e r u n t e r d r an g genannt. So heißt nazlet dämm ''ala

sidru ein Blutherunterdrang befindet sich in seiner Brust; nizil ed-damm c ala

lealbu = das Blut ist in sein Herz heruntergedrungen (Herzschlag). 1 Diese

„ nazldt “ treten in oder ohne Begleitung von Fieber mit Röte und Bläue auf,

welche auf der Haut, an einem Glied oder sonstwie erscheinen. Z. B). die Rose,

das Blauwerden des Gesichtes bei Herzkrankheiten, oder der Füße bei Urämie

sind alles „nazldt dämm“. Verliert jemand Blut in irgendeiner Krankheit, deren

Ursache man bis dahin noch nicht erkannte, so ist das schon ein genügender

Beweis, daß es sich um Blutwallung handelt. Der Ort des Blutverlustes und

alle anderen Krankheitssymptome haben nicht viel zu sagen, d. h. es ist einerlei,

ob es durch den Mund, oder zur Nase herauskommt, im Urin oder im Stuhlgang

erscheint, ob der Patient Diarrhöe, Husten, Erbrechen oder anderes dabei hat

oder nicht hat. — Ein solcher Blutverlust gilt als ein gutes Zeichen, und wird mit

dem Worte,, faradsch“ — Erleichterung begrüßt. Die blauen Stellen, welche nach

trockenen Schröpfköpfen entstehen, werden als Indikation für Blutentziehung gedeutet.

Alle äußeren Einflüsse können das Blut in Aufregung bringen und so die

Ursache von Krankheiten werden, wie Furcht, Zorn, Hitze, Müdigkeit und andere

erregende Momente, deshalb kann man so oft die Ausdrücke hören: inchabat

dammu min ez-za c al — sein Blut ist in Aufwallung durch Bösesein

;

insamm min

el-kahar = Ärger hat ihn vergiftet; fär dammu min el-maschi fiscli-schob = sein

Blut ist übergekocht vom Laufen in der Hitze; sarlu harlcet dämm = sein Blut

ist im Brausen (eigent. Brennen).

Unter die Bezeichnung „Luft“ „Wind“, „rih“ gehören dem Bauern gewöhnlich

jene Schmerzen, die ihrer Natur nach in kurzen Zwischenräumen an

verschiedenen Teilen des Körpers zu spüren sind, wie Rheumatismus, Neuralgie,

Hysterie etc. Die Ursachen zu diesen Krankheiten werden auf folgende Art erklärt:

Magen und Gedärme sollen das Essen nicht gut verdauen. Der noch

unverdaute Rest desselben verfault und löst sich in giftige Gase „ariäh“ (pl. v.

rih.) auf. Wenn diese keinen Ausgang aus dem Körper durch Aufstoßen oder

Windlassen finden, werden sie mit den Nährstoffen verarbeitet, resorbiert und

verursachen dann in denjenigen Stellen Schmerzen, wo sie in ihrem Lauf gehemmt

werden. Der Kranke spürt eine Erleichterung, sobald die Winde entweichen.

Furcht und Aufregung können nach dem Glauben des Fellachen alle

Krankheiten verursachen oder bei einem Kranken den Zustand sehr verschlimmern.

Furcht wird ra c be, nakze, radschfe, dscliafie, chof, faz^a genannt.

Aufregung geht unter den Namen „ lcahar “, „sammet badan “ (Leibesvergiftung).

Die medizinische Auslegung für die Einwirkung der Furcht auf den Körper ist

folgende: der Schreck läßt das Blut plötzlich in den Adern stehen bleiben —

nikis dammu — sein Blut ist erschrocken. Durch den Zorn wird das Blut in

Wallung gebracht, das Blut strömt schneller und somit wird der ganze Körper

aufgeregt: fär dammu — sein

Blut wallt.

1

„kalb“ ist Herz, wird aber von den Fellachen für Magen gebraucht, ras kalbi bijiidscha'ni =

mein Magen tut

3 *

mir weh.

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