Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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regiert nach altarabischem Glauben die bösen Geister des Brunnens Baihüt in
Barahüt .
1
Die folgende Zusammenstellung führt zu den einzelnen Wochentagen die
Namen der entsprechenden guten und bösen Geister auf, wie wir sie im Glauben
des jetzigen Orientalen finden. Sie bildet die Grundlage der populären Therapie.
Davon sei in einem späteren Kapitel die Rede.
Wochentage:
Gute oder
„Himmlische“ Geister:
Böse oder
„Irdische“ Geister
Wochentage:
Gute oder
„Himmlische“ Geister:
Sonntag Montag Dienstag Mittwoch
Rokäijl Dschubräijl Samsamäijl Mikäijl
Madhab Murrah el-Ahmar Barkän
Donnerstag Freitag Samstag
Sarafciijl
c
Anäijl
Kasfäijl
T .
Schamhürisch 2 el-Abiad Meirnün 3
„Irdische Geister
Wenn die bösen Geister in jemand fahren, so erkrankt er. Selbst der
Tod kann auf der Stelle eintreten. Genau wie bei den alten Völkern werden
die meisten Krankheiten als eine Folge von Besessensein angesehen.
„Es ist die Gewohnheit des Teufels; er fährt in den Menschen hinein und bezwingt
ihn“, heißt es schon in einer tannaitischen Quelle. 4 Die Hauptkrankheiten,
die dadurch verursacht werden, sind Nervenstörungen, wie Hysterie, Epilepsie,
Melancholie. Neurasthenie, Apoplexie, alle Konvulsionen und Lähmungen.
Hieher gehören auch die Geisteskrankheiten des Neuen Testaments Luk. 8, 27
bis 31, Matth. 8, 28 5 u. a. Die volkstümlichen Ausdrücke zeigen, wie tief der
Glaube wurzelt, der die Geister als Ursache solcher Erkrankungen annimmt.
säbatul-ardije = das Irdische (d. h. die irdischen Geister) hat ihn befallen;
adschat satu = sein (des bösen Geistes) Stunde ist gekommen; marbüt = er ist
gebunden; darabu ed-dschinn = die Dämonen haben ihn geschlagen etc. 6
Außer dem oben genannten Leiden führen die Schiüch fast jede Erkrankung
und Seuche auf die Wirkung eines Dämons zurück, ein Glaube, den man bei
allen semitischen Völkern findet. So wird Fieber von „ Immaldam “, Cholera
von „er-Rili el-asfar u ,
Diphtheritis von „ et-taün “ verursacht. 7 Einige dschinn
verfolgen nur Frauen (die fcarme), andere nur jMänner und wieder andere nur
Kinder und Säuglinge ( 1mm, es-subiän). Einige Dämonen sind auf der Suche
nach Bräuten und neuvermählten Frauen, um sie kinderlos zu machen und so
das Familienglück zu zerstören.
1
Die Babylonier hatten auch sieben böse Dämonen, die als Fürsten galten.
2 Ein Hebroner schech erzählte mir, daß Schamburisch vor 1 1 Jahren gestorben sei. An seiner
Stelle regiert sein Sohn. Ein Beweis, daß manche an die Sterblichkeit der Geister glauben (s.
Fußnote 2 S. 17).
3
Die Ordnung der bösen Geister ist in einigen Büchern etwas verschieden. Diese Einteilung stammt
4
aus den „Schumüsu ’l-anudr ua kunilzu ’l-asrär“.
Sifre II, 318 (nach Blau).
5
Math. 4, 24; 8, 16 u. 33; 9, 32; 12, 22; Mar. 1, 23; 5, 2; Apg. 8, 7.
6 Einige Völker des Altertums glaubten selbst, daß manche Tierkrankheiten von Dämonen verursacht
werden, so ist z. B. Hundswut nach R. Samuel eine Dämonenkrankheit.
‘
Die Ausdrücke für Diphtheritis und Cholera sind als Eigennamen für diese Krankheiten gebraucht.
Ursprünglich waren sie
Dämonen-Namen.