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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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und auch sonst in der antiken Welt verbreitet. Es bestand in vielen Fällen ein

direkter Existenz-Zusammenhang zwischen einigen Dämonen und Bäumen, der

darauf beruhte, daß die Bäume selbst als dämonische Lebewesen angesehen

wurden. In Haclramaut gilt es noch für gefährlich die empfindliche Mimosa zu

berühren, da der in ihr wohnende Geist zweifellos sich rächen wird. Man findet

auch denselben Aberglauben in der Geschichte von Ilarb bin Omaija und Mirdäs

1

bin Abi 'Amir beides historische Personen, die vor Mohammed gelebt haben.

,

Als diese ein unbebautes, dichtes Buschland durch Feuer roden wollten, um es

kultivierbar zu machen, flohen die hier wohnenden Dämonen mit schrecklichem

Gezeter in Schlangenform. Die Übeltäter wurden bald darauf durch die dschinn

,

deren Wohnstätte sie in Brand gesteckt hatten, getötet. Die sprechenden Bäume

der hebräischen Fabeln haben ihren Ursprung in dem heidnischen Aberglauben

der „Ubernatürlichkeit der Bäume.“ (Richter 9, 8, II kg 14, 9.)

4. Sabäsib — Erdgeister

-—- befinden sich auf kahlen Bergen, in Höhlen,

Ruinen und Wüsten. Die mazakin (böse Geister der Hebräer) hielten sich in

Ruinen auf, die schedin (Dämonen) und se c rin (Böcke, Satyrn) hausen in Wüsten

und Feldern. (3. Mose 16, 10, s. auch Math. XII, 43; Luk. VIII, 29).

5. Esch-Schaiätin — Teufel — wohnen in Menschenhäusern — insbesondere

unter und auf der Türschwelle — und auf den Friedhöfen. Sie gehören zur

schlimmsten Sorte. Der Orientale glaubt, daß alle Häuser bewohnt sind, die

einen von guten, die anderen von bösen Geistern. Deshalb nennt man ein Haus,

in welchem der Bewohner viel Glück hat „siäsitha

(i)mniha“ = seine (des Hauses)

Politik ist gut (wörtl. Übersetzung: d. h. es bringt Glück).

Das Gegenteil wird folgendermaßen ausgedrückt: siäsitlia Q ätle = seine Politik

ist schlecht. 2 Der im Haus wohnende Geist ist der glückbringende und beschützende

Geist, beziehungsweise der unglückbringende Dämon.

Mohammed soll gesagt haben: „Dreierlei bringt Glück oder Unglück: ein

neues Haus, eine neue Stute, ein neues Weib.“ 3 Häuser, die von bösen Geistern

bewohnt sind, bleiben unbezogen, da man aus Erfahrung weiß, daß die Geister

die Bewohner mit allerlei Krankheit und Unglück bestrafen. Man erzählt von

Unglücksfällen, die ganze Familien betroffen haben. Nachts und zuweilen auch

tagsüber kann man ihr Geräusch und ihr, freilich unverständliches, Sprechen

hören. Gewöhnlich nehmen solche Geister die Form einer Schlange an, weshalb

der Glaube herrscht, daß viele Häuser von Schlangen bewohnt (resp. bewacht)

sind. 4 Die alten Araber hatten dieselbe Ansicht.

Die Beschreibung eines von Geistern bewohnten Hauses soll hier noch

gegeben werden.

Innerhalb der Stadtmauer Jerusalems, nicht weit von dem Franziskanerkloster, führt von

der Hauptstraße eine kleine Gasse zu einem alleinliegenden Haus, welches von bösartigen Geistern

'

Däiratu ’l-matnrif VII 1.

2

Andere Ausdrücke, die dasselbe bedeuten, sind „säsitha imniha oder c dtle“ = sein Grund ist

gut oder schlecht, „idschirha“, ihr (sein) Fuß, oder „ka'bha achdar“ — seine Ferse ist grün,

,,kadamha eher“ = sein Fuß ist gut. Diese Ausdrücke werden bei den verschiedensten Gelegenheiten

gebraucht.

3

„in jakun cherun fafi taldtat, ua in jdkun scharrun fafi taldtat, el-bet ed-dschadid, ual-faras

ud-dscliadida ,

ual imra-at ed-dschadide.“

4

Ddiratu ’l-ma'ärif „Schlange — haijat“.

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