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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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zurück. Zur Belohnung füllen ihr die dschinn das Kopftuch mit knoblauchartigen Schalen. Unterwegs

untersucht die Frau ihren Lohn, glaubt sich betrogen und schüttelt alles aus. Zu Hause

angekommen, bemerkt sie, daß ein Goldplättchen am Kopftuch hängt. Zu spät wird ihr der Irrtum

klar.

verschiedenen Erscheinungs-

Der Palästinenser nimmt an, daß Dämonen in

formen auftreten können. Mohammed soll sie in drei Gruppen eingeteilt haben :

Er rede von solchen, die wie Schlangen und Skorpione aussehen, von solchen,

die Winden ähnlich sein sollen und weiter von solchen, die in jeder Hinsicht

Menschen gleich sind und am jüngsten Gericht Rechenschaft ablegen müssen.

Davon soll im folgenden die Rede sein.

Manchmal nehmen die Geister die Gestalt bekannter Menschen an, wobei

sie jedoch nicht immer die Gestalt eines bestimmten Menschen beibehalten. Sie

sprechen, sie essen. Öfters begegnet man erschreckenden Gestalten, haarigen,

schwarzen, zwergähnlichen oder himmelhohen Geschöpfen. Letztere werden

„ghül'‘, manchmal auch „märid“ genannt. Zuweilen erscheinen sie auch als

Sturm und Blitz. 1 Am

häufigsten nehmen die Dämonen die Form von Tieren

an: Schlangen 2 ,

Skorpionen, Satyren, Ziegenböcken, Ochsen, Katzen, Raben. 3

Man beachte, daß diese Tiere im Altertum als übernatürliche angesehen und

deshalb verehrt und gemieden wurden. Die chaldäische Mythologie erzählt, daß

die bösen Geister schrecklich seien und sich in bösen Winden in der Gestalt

von Drachen, Panthern, Schlangen. Löwen, Ochsen und Satyren usw. zeigten. 4

Von den Babyloniern ist das Wort „Schedin“ = böse Dämonen an die Israeliten

übergegangen. Letztere hatten auch die Se c rin, welche behaarte Dämonen waren

und wie Satyren aussahen. (Jes. XIII, 21; XXXIV, 13; Lev. XVII, 7.) Zu

dieser gehörte Azazel, ein Dämon, der einer Ziege glich und in der Wildnis

lebte. (Lev. XVI, 8, 10.) Bei den alten Arabern herrschte die Überzeugung,

daß alles „Übernatürliche“ durch die dschinn verkörpert werde. So erklärte man

sich, daß der Wirbelwind „ zdhaat “ ein dschinn in der Gestalt eines großen

Drachens sei, der alle Tiere der Wildnis zu verschlingen droht. Auf ihr Flehen

verbannt ihn Gott in die Tiefen des Meeres, dessen Bewohner er anfängt zu

vernichten. Auch diese flehen Gott um Erlösung von dem Drachen an. Gott

erhört sie und befiehlt den Winden, das Ungetüm fortzutragen und es in das

Land von lädschüdsch und Mädschüdsch zu bringen. 5 Bis jetzt hat sich der

Karne zohaat als Bezeichnung für einen Dämon, oder in einigen Büchern für

einen Dämonenfürsten erhalten. (Vergl. S. 105.)

Seltener wählen sich die Geister eine Verkörperung, die sie wie Halbmenschen

oder Halbtiere erscheinen läßt. Die Cherubim des alten Testaments

gehören zu dieser Sorte. 6 Den volksmedizinischen Büchern, ebenso wie dem

Volksglauben können Avir entnehmen, daß die Dämonen in verschiedene

1

Luk. X, 18.

2

Die Schlange gehört zum Reich der Unterwelt. Uber Dämonen in Schlangenform vergleiche

Däiratu ’l-ma’ärif V, 570 und VIII 670. Genes. III, 1 ff.

; 3 Vergl. Offenb. 18, 2.

4

Karl Frank, Babylonische Beschwörungsreliefs 29, 30, 31.

5

Däiratu ’l-ma’ärif IX, 299, 300.

6

Diese Behauptung läßt sich nach Hesekiel 10, 14; Gen. 3, 24 usw. zusammenstellen.

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