Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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um eine
Sie müssen sich beim Leichenbegängnis mehrere Male unterwegs hinsetzen,
Verfolgung zu vermeiden.
Ein und dasselbe Grab zweimal täglich zu besuchen, ist nicht geraten.
1
In einigen Teilen Palästinas ist der Glaube verbreitet, daß auch die Seelen
solcher, die in diesem Leben einen bösen, gottlosen Wandel führten, schrecken-
4
bringende Dämonen werden. Ein Standpunkt, der auch von Abu’ 1-Baka und
Apollius vertreten wurde. 2
y) Verworfene Engel als Dämonen. Ein Teil der Dämonen sollen
verworfene Engel sein, welche, da sie noch im Dienste Gottes waren, sich gegen
seine Verordnungen auflehnten. 3 Sie wurden aus dem Paradies verbannt und
zu ewiger Qual verdammt. Sie rächen sich dafür an Gottes Geschöpfen. Iblis,
der aus dem Paradies verbannte Teufel, ist nach dem Koran und nach ed-Detniri
der Vater aller dschinn. Letzterer behauptet weiter, daß tartabah die Mutter
aller dschinn (und Teufel) sei, welche 30 Eier, 10 im Westlande, 10 im Ostlande
und 10 in das Erdinnere legte. Aus jedem Ei brütete sie eine besondere Sorte
von Teufeln aus: gliilän (pl. von ghül), c akärib (pl. von ‘akrab = Skorpion).
katärib (pl. von katrab ),
dscliän usw.
Die bösen Geister können dem Menschen zu jeder Zeit erscheinen,
auch sind sie nachts und im Dunkeln viel gefährlicher, da sie zu dieser Zeit
aus ihren Versteckwinkeln, wo sie gewöhnlich den ganzen Tag verbringen, herauskommen.
Man vergleiche hierzu die hebräische Lehre von den „Lilin“, den
Nachtgespenstern und den „Telawe“, den Schatten- oder Abendgeistern! 3
Deshalb wagt der Palästinenser so wenig wie sein Urvater in der Dunkelheit
auszugehen. Die Rabbiner aber stützen sich auf die obengenannte Theorie
und raten daher
Das „Schma“ vor dem Schlaf zu lesen, um die Dämonen fernzuhalten. Sonst
ist der menschliche Körper in der Frühe unrein. 6
Es ist nicht ratsam im Dunkeln eine Person zu begrüßen; sie könnte ein
Dämon sein.
Es ist unsicher, allein in einem Haus zu schlafen.
Es bringt Gefahr, nachts oder morgens, bevor der Hahn kräht, allein auszugehen.
(Ber. 43a, Jona 21a). 7
Die Abende und Nächte von Mittwoch und Freitag sind besonders
gefahrbringend. Mittwochs sollen nämlich die Geister der Toten, ihre Schläuche
tragend, zu den Quellen und Brunnen gehen, um Wasser für den Bedarf der
ganzen Woche zu schöpfen. Darum legen die Frauen, sobald die Sonne unter-
1
Jew. Encycl. (Joreli Dekali 376, 4 und Tur Joreli De'ali 375.)
2
Arab. Encycl. Däiratu ’l-mcfärif. Dieser Glaube ist jetzt sehr wenig- verbreitet.
3
2. Petr. 2, 4; Juda 6; 1. Job. 3, 8. Im Koran s. Die Höhle 51 ;
Die Kuh 31 ;
Z. 73—88 etc.
4
Duiratu ’l-ma' ärif.
5
Vergleiche auch Barachoth 3b etc.: Die bösen Geister erscheinen, wenn einer allein ist, oder
an Orten, wo sie zu Hause sind, sie sind aber lichtscheu und werden durch eine Fackel oder
besser durch Mondschein verscheucht.
6
Nach Blau. Die Unreinheit kommt davon, daß die Nacht die Zeit der Dämonen ist, weshalb
auch manche Juden jeden Morgen ein Bad nehmen.
7
Jew. Encycl. Dämonologie.