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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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bösen Geistern das Licht auszulöschen. 1 Das

der Koran vertreten die Lehre

D ie Engel wurden vom Lichte geschaffen,

die Menschen aus Erde und

die

dschinn-D ämonen vom Feuer.

Buch al-janäbf 2 sowohl, wie auch

Daher muß auch nach einem fast überall in Palästina vei’breiteten Aberglauben

folgender Satz hergesagt werden, wenn man brennende Kohlen oder

ein Feuer auslöschen will, insbesondere wenn es mit Wasser geschehen soll:

dastür hadür ja sukkän en-när = mit euerer Erlaubnis ihr Bewohner des Feuers!

oder dastür liadür itfarraku la tihiirlcu — mit euerer Erlaubnis fahrt auseinander

3

!

Auf dieser Anschauung beruhen auch folgende Tatsachen : Uriniert ein Kind über

offenem Feuer, so empören sich die hier wohnenden Geister und überfallen den

Übeltäter.

Springen Kinder oder junge Leute über ein offenes Feuer,

so erkranken sie.

Sehr ähnlich ist die Anschauung des Talmud. Wer nachts vor einer

brennenden Lampe steht, wird Epileptiker: wer den Beischlaf bei brennender

4

Lampe ausführt, bekommt epileptische Kinder .

ß. Die Geister Verstorbener als Dämonen. Der Glaube ist im

ganzen Orient verbreitet, daß die Seele auch nach dem Tode an den Körper

oder an Teile desselben gebunden ist. Und die Geister der Toten, die ein unnatürliches

Ende hatten, halten sich ununterbrochen dort auf, wo der Körper

oder Teile desselben sich befinden. Deshalb werden Friedhöfe gemieden. Haine

und Quellen dagegen, die in der Nähe von weZz-Gräbern sind, werden als heilig

und heilbringend angesehen, da sie von dem Geiste des hier ruhenden, gottgefälligen

Mannes „bewohnt“ sind. — Aus diesem Grunde gelten auch die

Geister Erschlagener — „rassad“ oder ,,malak“ genannt — als gefährliche

Dämonen.

Die Hebräer glaubten, daß die Geister unbestatteter Toten ruhelos umherschweifcn

müssen; „im Scheol müssen die Unbegrabenen sich in den Winkeln

und Ecken 5 herumdrücken .“ 6 Wie man die toten Geister beschwören kann, um

von ihnen Aufschluß über die Zukunft zu erhalten 7 ,

so hat man sie anderseits

zu fürchten als gefährliche Dämonen, namentlich wenn sie aus irgend einem

8

Grunde nicht zur Ruhe im Totenreich gelangt waren . Aus diesem Glauben

sowohl, wie auch aus folgenden rabbinischen Lehren ersehen wir, daß die

Israeliten dieselbe Angst wie die jetzigen Orientalen vor diesen Geistern hatten.

Diejenigen, welche einen Leichenzug begleitet haben, müssen öfters ihre

Hände und zwar noch auf dem Friedhofe waschen, damit ja nichts vom Toten,

d. h. von seinem Geiste an ihnen hängen bleibt.

1

2

3

Blau, „Das altjüdische Zauberwesen“.

Arab. Encycl. Däiratu ’l-ma'ärif.

S. auch L. Einsler, „Mosaik“ (u. Z. D. P. V.).

4

Pesachim 11 ‘2 b (n. Blau).

5

Hesekiel 32, 23; Jes. 14, 15 und 16.

6

Benzinger,

„Hebr. Archäol“.

7

I. Sam. 28, 3 ff.

8

Benzinger, „Hebräische Archäologie“ 406, 127.

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