Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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etwas recht haben, da sein Wasser gewöhnlich schmutzig ist und von allerlei
Ungeziefer wimmelt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn solch infektionsreiches
Wasser entzündend wirkt. — Besonders schlimm wirkt diese Wasserfurcht
bei Entzündungen des Auges. Der sich ansammelnde Schmutz verschlimmert
nur den Zustand. Wenn einer ein entzündetes Auge hat, so bindet er es tagelang
mit einem Taschentuch zu, nachdem er vorher einen Kleister von Mehl
und Wasser darauf geschmiert hat.
Alle diese Umstände haben eine hohe Sterblichkeit, insbesondere bei Kindern
zur Folge. Ich zweifle auch nicht daran, daß nur die kräftigsten Kinder
der Fellachen am Leben bleiben, da die schwachen und wenig widerstandsfähigen
in den ersten Lebensjahren an irgend einer Krankheit sterben.
Trotz der früher genannten Kontraste in der Witterung ist das Klima
Klima.
Palästinas im allgemeinen recht angenehm und der Gesundheit zuträglich.
Doch werden in den sumpfigen Fiederungen, welche sich gewöhnlich an Flußläufen,
stehenden Gewässern und Seen gebildet haben,
Insekten Krankheiten übertragen.
durch Moskiten und andere
In den Städten und Dörfern bilden die Zisternen
die Hauptbrutstätten der „geflügelten Plage“. Sie werden nur selten mit einwandfreiem,
reinem Dachwasser gefüllt und sind niemals so dicht geschlossen,
daß die Insekten nicht ein- und auswandern können. Die bekannteste Krankheit
Palästinas ist wohl das Malariafieb er, welches auch von manchen Europäern
„Jerusalem-Fieber“ genannt wird. Es wird durch die Anopheles weiter
verbreitet. Durch schlechte Behandlung oder richtiger gesagt durch Vernachlässigung
zieht das Fieber andere Krankheiten nach sich
,
und es mag nicht
übertrieben sein, wenn ich die Behauptung aufstelle, daß jährlich hunderte im
heiligen Lande an diesem so ungefährlich scheinenden Fieber oder seinen Folgen
ihr blühendes Leben lassen müssen. — Außer der Malaria begegnet man vielen
anderen häufig auftretenden Krankheiten, welche hier nur genannt werden sollen:
Tuberkulose, Syphilis, Typhus abdominalis, Dysenterie, Pocken, Masern, Diphtheritis,
Augenkrankheiten .
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S. „Bericht über eine Malariaexpedition nach Jerusalem“ von Prof. Dr. P. Mühlens, Centralblatt
für Bakteriologie Bd. 69, Heft 1.