Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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“
I. Einleitung.
Klimatische und Lebensverhältnisse in
Palästina.
Trotzdem Palästina ein kleines Ländclien ist, dessen Gesamtfläche kaum
mehr als 33350 qkm beträgt, weist es doch innerhalb dieser geringen Ausdehnung
die schroffsten klimatischen Gegensätze auf. So herrscht manchmal in
verschiedenen Gegenden des Landes zu gleicher Zeit die entgegengesetzte
Witterung. An ein und demselben Platze wechselt das Wetter oft schnell. „Diese
Erscheinung hängt einmal von der mannigfachen Gliederung der Oberfläche ab,
die alle Formationen von der noch unter den Meeresspiegel sich herabsenkenden
Tiefebene bis zum Steilaufbau des Hochgebirges in sich vereinigt. Anderseits
sind diese klimatischen Kontraste eine Folge der günstigen oder ungünstigen
Westwind, der im Sommer über das
1
Einflüsse der verschiedenen Winde.“ Der
Land streicht, bringt die erwünschte Abkühlung und Feuchtigkeit in der Gestalt
reichen Nachttaus vom Meere her. Während in den Monaten Mai-Oktober von
Zeit zu Zeit die austrocknenden Winde von Süden und Osten wehen. Der Ostwind
— arabisch scharkije — lastet drückend auf allem, was lebt. Er würde
zweifellos ganze Strecken in grau verstaubte Steppen verwandeln, wenn er
längere Zeit anhielte. So aber erholen sich die Pflanzen bald, wenn er einer
leisen Gegenströmung weicht.“
Während des ganzen Jahres schenkt das Land seinem Bebauer die mannigfachsten
Arten von Gemüsen und die
gesunden Früchte zahlreicher Obstsorten.
Der einfache Bauer und die meisten Städter sind daher auch ganz von selbst
Vegetarier. Sie ziehen Gemüse und Obst dem Fleischgenuß vor, der in heißen
Ländern überhaupt zurücktritt. Besonders liebt der Fellache neben den häufig
vorkommenden Hülsenfrüchten, wie Linsen, Erbsen, Bohnen auch Reis und
Weizen. Er bereitet sein Gemüsegericht auf zweierlei Art: entweder schneidet
er das Fleisch in kleine würfelförmige Stücke und mischt es mit dem Gemüse
zu ,.jachne “ 2 oder er kocht es ohne Fleisch und Schmalz und verwendet als
Speisefett Oliven- oder Sesamöl. Dies gibt dann die sogenannte „Fastenspeise“
(akl sijäme). — Nicht zu vergessen ist auch die Milch, aus welcher Sauermilch,
„laban“ (gestandene Sauermilch), getrocknete labane, Butter und Schmalz (samne)
bereitet wird. 3
1
Dr. T. Canaan, „Der Ackerbau in Palästina.“ Globus, Band XCVI Nr. 17.
2 Diese Art Speise wird „akl zafare genannt.
3
Es ist unmöglich, in dieser Arbeit die Nahrung, Kleidung etc. näher zu beschreiben. Vgl. darüber
L. Schneller, „Kennst du das Land“, (Kommissionverlag' von H. G. Wallmann, Leipzig); Zeitschrift
1 Canaan, Aberglaube