Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible) Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
126Es wird unmöglich sein, alldie verschiedenen Exemplare eingehend zn besprechen,und deshalb sollen nur die wichtigsten Vertreter jeder Klasse Beachtung finden.Es sei noch bemerkt, daß sehr oft ein Amulett verschiedene Namen in den verschiedenenGegenden Palästinas hat; auch wechseln in jedem Fall die näherenBestimmungen, die zu beobachten sind und die Einzelheiten der Prozedur, diejeweilsangewandt werden sollen:1. Die Perlen und Steine.Die verschiedenen Sorten derselben werden durch ihre Farbe, Größeund Form voneinander unterschieden. Es gibt erprobte Perlen und imitierte,weniger wirksame. Die Händler behaupten, daß mehrere Sorten vonSteinen, insbesondere die edlen und halb edlen von Mekka kommen. Vieleder Steine oder Perlen, die man auf den ersten Blick für bloßen Schmuckhalten möchte, werden als Amulett getragen. Nicht nur Kinder, sondern auchErwachsene hoffen sich dadurch zu schützen.Bei der Art und Weise des Gebrauches lassen sich nachstehende Unterschiedemachen. Wir beobachten bei diesen Steinen und Perlen,daß sie umgehängt getragen werden,daß sie teils in Wasser gelegt und teils darin aufgelöst werden, wobeidann das Wasser ganz oder teilweise getrunken wird, unddaß mit solchen Fetten und Flüssigkeiten eingerieben wird, in die Vertreterdieser Amulettenart eine Zeitlang eingelegt waren. 1Die Perl- und Steinamulette, die beim Trinken oder Einreiben zur Wirkungkommen sollen, müssen unter freiem, nächtlichem Sternenhimmel in die betreffendenFlüssigkeiten gelegt werden. Bei manchen genügt ein einmaliges „Besternen“,bei anderen wiederum muß man die Sache 3—7 mal fortsetzen. Oftwerden Gebete, Koransprüche oder Zauberformeln während der Zubereitungausgesprochen.Es ist merkwürdig zu beobachten, daß die Perlen oder Steine eine gewisseÄhnlichkeit mit der Krankheit, für die sie bestimmt sind, haben; bei der Wahldes Amuletts scheint auch auf die Farbe und Form des kranken KörperteilesBezug genommen zu sein (s. o. Ursprung der Amulette).Oft gibt es für ein und dieselbe Krankheit zwei verschiedene Perlen, wovondie eine für das männliche, die andere für das weibliche Geschlecht inAnwendung kommt: oder die eine für die Krankheit der rechten Seite desKörpers und die andere für die der linken Seite bestimmt ist, oder es wirkt dieeine nur bei einem Mädchen, die andere nur bei einer verheirateten Frau.Einige der Perlen, die zum Umhängen dienen, sind :charazetel-bazle wirdbei Phlyktänen ähnlichen Entzündungen der Augen am Haar oder an der Mützeüber der kranken Stelle angebracht. Um wirksam zu sein, muß sie erstens ineinem roten seidenen Faden eingefädelt sein und zweitens muß eine silberneMünze, gewöhnlich eine solche, die außer Kurs ist, und ein Knoblauchstück dazu-1Es gibt einige Steine, die nur dann ihre Kraft entwickeln, wenn der Kranke sich damit räuchert.Z. B. bei Gelbsucht muß sich der Kranke mit einem Stückchen Bernstein (kdrib )räuchern.
gefügt werden. Für das männliche Geschlecht ist eine tiefrote, für das weiblicheeine rosa Perle zu gebrauchen.1charazet en-nafs = die Perle der Seele, ein abgerundeter, ovaler oder länglicherHalbedelstein, welcher meistens eine weißbläuliche Farbe bat, die mitdunkleren Schattierungen durchzogen ist. Man trifft aber auch solche vonbräunlicher oder gelblicher Farbe. Je größer der Stein, desto wertvoller undbeliebter ist er. Manche rühmen sich glücklich in dem Besitze eines größerenExemplars und schätzen es zu 60— -80 Mk. ein. Niemals wird er ohne Pfandausgeliehen. Wie der Name andeutet, wird derselbe gegen solche Krankheiten,die durch die „böse Seele“ verursacht werden, prophylaktischund therapeutisch gebraucht. Im ersteren Falle wird er um den Hals getragen,besonders bei kleinen Kindern und bei Neugebärenden. Bei therapeutischerVerwendung werden die Perlen in Wasser gelegt. Dieses muß getrunkenwerden, oder man badet sich mit ihm: Ein Kind, das mit seiner Mutter in BirAjüb einen Sonntag nachmittag verbrachte, erkrankte plötzlich abends an hohemFieber. Die Mutter lieh sich sofort eine charazet nafs ,legte sie in Wasser undgab dem Jungen wiederholt davon zu trinken. Am zweiten Tag war ihr Sohnwieder genesen. Sie erzählt nun weit und breit die wunderbare Wirkung diesesAmuletts.zen el-hirr = das Katerauge 2 ein roter Stein mit einem weißen Fleck in,der Mitte. Er soll eins der wertvollsten Kleinodien sein, da er jeden Haß undjede Zwietracht zwischen Mann und Frau besänftigt. Deshalb tragen ihn Frauen,die von ihren Männern gehaßt werden, denn:„Sobaldhat er (d. h. ihr Mann) keine Ruhe, bis er zu ihr kommt.“ 3sie des Katers Auge trägt,Der Name „ hadschar oder „hidschäb ras el-kalb “ wird für verschiedeneArten von (meistens Achat) Steinen,welche die Form eines Herzens oder Dreieckshaben, gebraucht. Sie werden bei Magen- und Leibschmerzen an einem langenFaden um den Hals gehängt, der bis zum Magen reicht. Der gebräuchlichsteist ein grüner Achat.cliarzat el-hallb ist eine dem Milchglas ähnliche, längliche oder runde Perle,welche am Hals getragen die Muttermilch vermehren soll.had char ed-damm = Blutsteiu. wird bei Nasenbluten fest auf die Stirnegedrückt.Von Perlen, die beim Trinken der Flüssigkeit, in der sie gebadet wurden,wirken sollen, seien erwähnt: Eine von bläulicher oder blaugrüner Farbe. Siewird bei Magenschmerzen in Wasser gelegt und von diesem wird dann täglichmehrere Mal getrunken.Solche, die zum Blutstillen dienen, wie rote Korallen, welche pulverisiertin Wasser aufgelöst getrunken werden.1Sehr wenige halten z. Z. diese Vorschrift.2Obgleich dieser Stein nicht medizinisch angewandt wird, habe ich ihn seiner großen Wichtigkeitwegen beschrieben.3Der arab. Text ist:„bass tihmil ' en el-hirrmä bjutiud uala bikirrliatta ijdschi la ‘ indha “.
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Es wird unmöglich sein, all
die verschiedenen Exemplare eingehend zn besprechen,
und deshalb sollen nur die wichtigsten Vertreter jeder Klasse Beachtung finden.
Es sei noch bemerkt, daß sehr oft ein Amulett verschiedene Namen in den verschiedenen
Gegenden Palästinas hat; auch wechseln in jedem Fall die näheren
Bestimmungen, die zu beobachten sind und die Einzelheiten der Prozedur, die
jeweils
angewandt werden sollen:
1. Die Perlen und Steine.
Die verschiedenen Sorten derselben werden durch ihre Farbe, Größe
und Form voneinander unterschieden. Es gibt erprobte Perlen und imitierte,
weniger wirksame. Die Händler behaupten, daß mehrere Sorten von
Steinen, insbesondere die edlen und halb edlen von Mekka kommen. Viele
der Steine oder Perlen, die man auf den ersten Blick für bloßen Schmuck
halten möchte, werden als Amulett getragen. Nicht nur Kinder, sondern auch
Erwachsene hoffen sich dadurch zu schützen.
Bei der Art und Weise des Gebrauches lassen sich nachstehende Unterschiede
machen. Wir beobachten bei diesen Steinen und Perlen,
daß sie umgehängt getragen werden,
daß sie teils in Wasser gelegt und teils darin aufgelöst werden, wobei
dann das Wasser ganz oder teilweise getrunken wird, und
daß mit solchen Fetten und Flüssigkeiten eingerieben wird, in die Vertreter
dieser Amulettenart eine Zeitlang eingelegt waren. 1
Die Perl- und Steinamulette, die beim Trinken oder Einreiben zur Wirkung
kommen sollen, müssen unter freiem, nächtlichem Sternenhimmel in die betreffenden
Flüssigkeiten gelegt werden. Bei manchen genügt ein einmaliges „Besternen“,
bei anderen wiederum muß man die Sache 3—7 mal fortsetzen. Oft
werden Gebete, Koransprüche oder Zauberformeln während der Zubereitung
ausgesprochen.
Es ist merkwürdig zu beobachten, daß die Perlen oder Steine eine gewisse
Ähnlichkeit mit der Krankheit, für die sie bestimmt sind, haben; bei der Wahl
des Amuletts scheint auch auf die Farbe und Form des kranken Körperteiles
Bezug genommen zu sein (s. o. Ursprung der Amulette).
Oft gibt es für ein und dieselbe Krankheit zwei verschiedene Perlen, wovon
die eine für das männliche, die andere für das weibliche Geschlecht in
Anwendung kommt: oder die eine für die Krankheit der rechten Seite des
Körpers und die andere für die der linken Seite bestimmt ist, oder es wirkt die
eine nur bei einem Mädchen, die andere nur bei einer verheirateten Frau.
Einige der Perlen, die zum Umhängen dienen, sind :
charazet
el-bazle wird
bei Phlyktänen ähnlichen Entzündungen der Augen am Haar oder an der Mütze
über der kranken Stelle angebracht. Um wirksam zu sein, muß sie erstens in
einem roten seidenen Faden eingefädelt sein und zweitens muß eine silberne
Münze, gewöhnlich eine solche, die außer Kurs ist, und ein Knoblauchstück dazu-
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Es gibt einige Steine, die nur dann ihre Kraft entwickeln, wenn der Kranke sich damit räuchert.
Z. B. bei Gelbsucht muß sich der Kranke mit einem Stückchen Bernstein (
kdrib )
räuchern.