Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible) Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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:122ich „treffe“ nur das neugeborne Kindund denemsigen Jüngling.Ich bin die Verwüsterin der Paläste,und die Erbauerin der Gräber (d. h. diejenige, welche die Gräber mit Leichen füllt).Da sagte er ihm : Du hast keine Gewalt, o Auge, keine Gewalt. 1Ich werde dich, o Auge in „Flaschen“ und in Blei legen.Ich werde dich, o Auge in die tiefsten (wogenden) Meere werfen.Du hast keine Kettung, o Auge, keine Rettung und keine Erlösung.Darauf antwortete sie (es) ihm, o du mein Herr Salomo, o du Sohn Davids,nimm von mir das Gelöbnis Gottes,und den Untreuen strafe Gott (wörtl. er hat mit Gott zu tun).Nach allen diesen Worten wirft man das obengenannte Gemisch ins Feuer. Während esknistert und raucht, sagt die FrauDas Auge des Mädchens soll durch einen Stock zerstört werden („verwesen“),das Auge des Mannes (wörtl. Männlichen) soll mit einem Stein ausgestochen werden,das Auge des Gastes soll mit einem Schwert ausgestochen werden !Sag : der Prophet hat seine Kamelmutter gefeit,und seine Genossen machten es ihm nach.Sag.:wir haben Linsen gekocht,gehe, o Auge heraus (in die Geschwindigkeit), wie die Stute das Füllen auswirft!O, unser Gott segne und grüße unseren Herrn Mohammed. 21Idiomatisch „ich befürchte deine Taten nicht“, eine sehr häufig gebrauchte Redensart (in höhnischemSinne).2Der arabische Text dieser raküe ist:Erster Teil: bism allah uil- enuilli ma btaraf allah ma bija raflia allall.auwalha bism allah er-rahmdn er-rahimtäniha „ „ „ „tälitha „ „ „ „etc.etc.en-nabi hakk raka uistarkamin kull ‘in schahla u zarkael- enel-inenijelakäha seijdnaSllmän fil-barrijekäl-ha um ruiha ja maclizijekälatluh ja sich ja Sllmänma basib illa-l-ualad el-maulädu isch-schab el-kadudana mcharrbet el-ksuruarri ammrit el-ikbürkälhama bas ‘ alike ja ‘ en ma bäsla ahuttik jä ‘m bil kamäkim uir-rasas (S. mulütu ‘l-mufdt II, 1761)la armiki ja ‘en fil-bahr el-ghauudsla mandscha ilik ja ‘en la mandscha uala clialaskalatlu jä sidi Sllmän jäbn Dähädchod rninni ‘ ahd allah uil-chäin kabilu allah.Zweiter Teil: ‘ in el-bint tibla bchischt (vulgärer Ausdruck, hocharabisch unbekannt).‘en ed-dakar tinkli ibliadscliar‘en ed-def „ ibsifheilen-nabi arka näktuuittabau rfäktukültabaclina ‘adasunfdi jä, ‘in kama nafdat el-muhra min el-faras.allahumma salli ‘ ala seijdna Muhammad.

:;123Der Kranke wird mit der rauchenden Masse dreimal geräuchert. Ist erfähig zu gehen, so muß er dreimal darüber hüpfen, ist er aber bettlägerig, sobringt man das Feuer in seine Nähe und stellt es rechts, dann links von ihm.und zuletzt umkreist man damit seinen Körper oder nur seinen Kopf dreimal.Das brennende Feuer wird darauf mit Wasser plötzlich gelöscht. Das Klümpchender geschmolzenen Alaunmasse wird nun gründlich untersucht, bis man dasBild des Übeltäters, seinen Körper, sein Gesicht oder nur seine Augen zu erkennenglaubt. Es gehört viel Phantasie und Übung dazu, um aus den schwachenAnhaltspunkten das alles herauszulesen. Alle, die ich darüber befragte, Mohammedanerund Christen versicherten mir, daß man immer imstande sei, eine Figurzu erkennen. Nun hält die alte Frau in ihrer rechten Hand den geschmolzenenAlaun und reibt damit die linke Ferse des Kranken. \ iele reiben ihm auchdie Stirne. Das Übrige wird ins Feuer geworfen mit dem Ausruf:cen el-hasüd lan-när bifüdDas Auge des Neiders geht ins Feuer zurück.Die ganze Prozedur wird möglichst feierlich ausgeführt. Öfters, aber nichtimmer, werden Teile davon siebenmal wiederholt. Alle, die nicht zu der Familiegehören, werden gewöhnlich aus dem Krankenzimmer entfernt. Die Anwesendensitzen ruhig und andächtig. Die Hauptperson, die alte Frau, spricht mit Nachdruckund Selbstbewußtsein.Untersucht man die verschiedenen Teile der Prozedur, so begegnen unsim einzelnen die immer wiederkehrenden, einst wie heute üblichen, dem ganzenOrient eigentümlichen Züge:Man findet die heilige Zahl drei und sieben. Der Kranke wird dreimalumkreist oder bekreuzt; die Wiederholung eines Satzes geschieht siebenmal.Es läßt sich auch hier Ähnlichkeits- und Berührungsmagie unterscheidenZu der ersteren gehört das Durchlochen von Papierstücken, welche das Gesichtoder die Augen des Feindes vorstellen sollen, ferner das Pulverisieren und Zerstreuendes gebrannten Alaunstückes, welches das Bild des Übeltäters repräsentiert.Mit Berührungsmagie haben wir es bei der Beimischung von Erde,die von der Schwelle des Hauses genommen ist, zu tun. Bei seinem Eintrittund Austritt aus dem Hause mußte er die Erde bei der Schwelle berührt habenvielleicht hat er auch etwas von sich — Staub — dort hinterlassen ... Im Falleman den Übeltäter erkennt, bemüht man sich etwas von ihm als „Spur“ — atar—,und sei es nur ein Faden, dem Alaun und den anderen Stoffen beizufügen . . .Erkrankt ein kleines Kind, nachdem es von einem Volksfest, wo vieleMenschen versammelt waren, zurückkommt, so kann man in den meisten Fällendie Person, von welcher der Schaden ausging, nicht bestimmen. Um doch etwasvon seiner Spur zu haben, sammelt man etwas Erde dort von der Straße auf,wo sich ein Weg in geringer Entfernung abzweigt, oder wo sich zwei kreuzen,in der Hoffnung, daß jeder Anwesende, bevor er seinen eigenen Weg ging, diesenTeil der Straße passieren mußte und irgendwo eine Spur hinterlasseu hat.Bei den Christen variiert die Prozedur in folgender Hinsicht:Man sagt statt Verse aus dem Koran Bibelworte her.Man fügt zu Alaun, Salz und der Erde etwas „kischrit charnis“ (s. früher) bei.

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Der Kranke wird mit der rauchenden Masse dreimal geräuchert. Ist er

fähig zu gehen, so muß er dreimal darüber hüpfen, ist er aber bettlägerig, so

bringt man das Feuer in seine Nähe und stellt es rechts, dann links von ihm.

und zuletzt umkreist man damit seinen Körper oder nur seinen Kopf dreimal.

Das brennende Feuer wird darauf mit Wasser plötzlich gelöscht. Das Klümpchen

der geschmolzenen Alaunmasse wird nun gründlich untersucht, bis man das

Bild des Übeltäters, seinen Körper, sein Gesicht oder nur seine Augen zu erkennen

glaubt. Es gehört viel Phantasie und Übung dazu, um aus den schwachen

Anhaltspunkten das alles herauszulesen. Alle, die ich darüber befragte, Mohammedaner

und Christen versicherten mir, daß man immer imstande sei, eine Figur

zu erkennen. Nun hält die alte Frau in ihrer rechten Hand den geschmolzenen

Alaun und reibt damit die linke Ferse des Kranken. \ iele reiben ihm auch

die Stirne. Das Übrige wird ins Feuer geworfen mit dem Ausruf:

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en el-hasüd lan-när bifüd

Das Auge des Neiders geht ins Feuer zurück.

Die ganze Prozedur wird möglichst feierlich ausgeführt. Öfters, aber nicht

immer, werden Teile davon siebenmal wiederholt. Alle, die nicht zu der Familie

gehören, werden gewöhnlich aus dem Krankenzimmer entfernt. Die Anwesenden

sitzen ruhig und andächtig. Die Hauptperson, die alte Frau, spricht mit Nachdruck

und Selbstbewußtsein.

Untersucht man die verschiedenen Teile der Prozedur, so begegnen uns

im einzelnen die immer wiederkehrenden, einst wie heute üblichen, dem ganzen

Orient eigentümlichen Züge:

Man findet die heilige Zahl drei und sieben. Der Kranke wird dreimal

umkreist oder bekreuzt; die Wiederholung eines Satzes geschieht siebenmal.

Es läßt sich auch hier Ähnlichkeits- und Berührungsmagie unterscheiden

Zu der ersteren gehört das Durchlochen von Papierstücken, welche das Gesicht

oder die Augen des Feindes vorstellen sollen, ferner das Pulverisieren und Zerstreuen

des gebrannten Alaunstückes, welches das Bild des Übeltäters repräsentiert.

Mit Berührungsmagie haben wir es bei der Beimischung von Erde,

die von der Schwelle des Hauses genommen ist, zu tun. Bei seinem Eintritt

und Austritt aus dem Hause mußte er die Erde bei der Schwelle berührt haben

vielleicht hat er auch etwas von sich — Staub — dort hinterlassen ... Im Falle

man den Übeltäter erkennt, bemüht man sich etwas von ihm als „Spur“ — atar

,

und sei es nur ein Faden, dem Alaun und den anderen Stoffen beizufügen . . .

Erkrankt ein kleines Kind, nachdem es von einem Volksfest, wo viele

Menschen versammelt waren, zurückkommt, so kann man in den meisten Fällen

die Person, von welcher der Schaden ausging, nicht bestimmen. Um doch etwas

von seiner Spur zu haben, sammelt man etwas Erde dort von der Straße auf,

wo sich ein Weg in geringer Entfernung abzweigt, oder wo sich zwei kreuzen,

in der Hoffnung, daß jeder Anwesende, bevor er seinen eigenen Weg ging, diesen

Teil der Straße passieren mußte und irgendwo eine Spur hinterlasseu hat.

Bei den Christen variiert die Prozedur in folgender Hinsicht:

Man sagt statt Verse aus dem Koran Bibelworte her.

Man fügt zu Alaun, Salz und der Erde etwas „kischrit charnis“ (s. früher) bei.

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