Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible) Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
:120der durchE. Die Behandlung„bösen Blick“ verursachten Krankheiten.Es gibt kaum eine Krankheit, die kleine Kinder befällt, welche mannicht in erster Linie durch die schlimme Einwirkung des „bösen Blickes“ zuerklären sucht. Die Behandlung, welche fast immer in der Hand von altenFrauen liegt, besteht gewöhnlich in Räuchern mit oder ohne das Herplappernvon Koransprüchen und Beschwörungsformeln. Ein jedes Dorf beobachtet beimRäuchern seine ihm eigenen von anderen mehr oder weniger verschiedenen,Besonderheiten, welche unmöglich hier wiedergegeben werden können. In derHauptsache aber, in den Bestandteilen des Räuchermaterials, im Sinn der Beschwörungssprücheund in den Hauptzügen der ganzen Vornahme stimmen alleüberein. Einige der Formeln mit den begleitenden Zeremonien mögen hier angeführtsein.Eine alte Frau nimmt ein Stück Alaun, das der Patient dreimal anspuckenmuß. Ist der Kranke ein Kind und kann nicht spucken, so nimmt man vonseinem Speichel 1 und bestreicht das Alaunstück dreimal, worauf es mit etwasMehl und Salz ins Feuer geworfen wird. Die Alte sagt, sobald dieses Gemischanfängt zu zischen, den Spruchmilli u c üd (i)lfen el-hasüdmilli u dklk (i)b c en el-habib uis-sdikmilli u när (i)b'en ed-dschär.Salz und ein Holzstückchen im Auge des Neiders.Salz und Mehl im Auge des Geliebten und des Freundes.Salz und Feuer im Auge des Nachbars.Das Feuer wird ausgelöscht. Die aus dem geschmolzenen Alaun entstandeneFigur stellt den Übeltäter und dessen „böse Augen“ dar, die dem Krankenschadeten. Das Alaunstück soll stellvertretend für den Feind mit der Ferse desKranken zerdrückt und dann an einem Kreuzweg 2 zerstreut werden. Sobaldder Übeltäter diesen Weg passiert und das geringste Stäubchen des Alauns berührt,erkrankt er und der. dem er den Schaden zugefügt hat, ist gerächt.Ein gelbes grobes Stück Packpapier — uarak kadsch genannt -— wird miteiner Nadel durchlocht, während man dabei „bachzuk c en el-aduui “ = ich durchlochedas Auge des Feindes oder „inchizki ja en el- ( aduw = werde durchlocht,du Feindesauge! sagt. Sodann wird es ins Feuer geworfen. Wie man dasPapier durchsticht und es vernichtet, so erkrankt der Feind, den es darstellt,ja er kann sogar sterben (s. Ähnlichkeits-Magie).Honigwachs wird am Feuer zum Schmelzen gebracht, worauf eine Stecknadelin dasselbe getaucht und mit ihr ein Stück Papier durchlocht wird. Allesweitere vollzieht sich wie im letztgenannten Beispiel.1Der Speichel hat nicht nur eine magische Kraft, sondern wirkt auch oft heilend (vergl. Mark. 7,33; 8, 23; Joh. 9, 6). Mehrere Hautkrankheiten (z. B. die Jerichoheule = habbet driha, Tineatrichophytina = hazäze )sollen durch „Speichel“ (in vielen Fällen nur der „nüchterne“) geheiltwerden.2Einige stellen ein Vierweg, andere einen Dreiweg als Bedingung. Die Fran (Frau M. Danaf,Tochter von schech Schhdde ed-Danaf), welche mir obiges erzählte, hielt an letzterem fest.
“;“!121tachridsche oder tachlidsche 1 heißt eine hierhergehörige Prozedur, die ebensokompliziert als wirksam ist. Eine Frau nimmt etwas Mehl, Salz, ein StückAlaun, 2 welches nicht durchlocht ist (das durchlochte nennt man „ tarschataub, es ist wirkungslos) und mischt alles mit etwas Erde, die in der Nähe derSchwelle des Haupteinganges des Hauses genommen wurde. Diese Stelle wirddeshalb gewählt, da es der Ort ist. den jeder Besucher und so auch der Übeltäter,dessen „böser Blick“ die Krankheit verursachte, beim Eintritte ins Hansbetreten muß. Man hofft in dieser Erde eine Spur, atar — und sei sie nochso gering, von dem Übeltäter zu haben (s. Berührungs-Magie). Das Gemischwird in ein Blatt Papier gewickelt, auf welches der Name des Kranken undderjenige seiner Mutter geschrieben ist. Alles wird um das Haupt des Krankendreimal im Kreise geschwungen und dabei der Vers des Thrones (s. o.) und seine3„ tauäbi “ gesprochen .Darauf wird die Geschichte des „bösen Blickes“ folgendermaßen als „raküe 11 -Zauberformel hergesagt:Im Namen Gottes und des Augesund dasjenige (Auge), welches Gott nicht kennt, wird von Gott nicht anerkannt!Zum ersten im Namen Gottes des Gnädigen, (wörtl. Barmherzigen) des AllbarmherzigenZum zweiten im Namen Gottes des Gnädigen, des Barmherzigen!Zum dritten etc. bis zum zehnten ...Der Prophet hat wahrlich „besprochen“ und gefeitvon jedem bräunlichen und blauen Auge,von dem „beschreienden“ Auge.Unser Herr Salomo hat es in der Wüste gefunden.Er sagte ihr (ihm): 4 Wohin gehst, o du verfluchte?Es antwortete ihm : O, mein Herr, o, Salomo,—1Die Benennung „ tachridschewird von den Mohammedanern Jerusalems,in den Dörfern nördlich von Jerusalem gebraucht wird.während „tachlidsche“2Nach vielen soll das Alaunstück mit Speichel des Kranken befeuchtet werden, ehe es zur Mischungverwendet wird.3Der Ausdruck ,, tauäbi“ ist bei dem Erklären des Korans (in diesem Sinne) nicht bekannt.Im Mosaik befindet sich eine tachridsche, welche der hier erwähnten sehr ähnlich ist.Die „ tauäbi “ sollen die 3 kurzen Suren 112 („Das Bekenntnis der Einheit Gottes“), 113 („DieMorgenröte“) und 114 („Die Menschen“) sein. Die Übersetzung derselben soll folgen (nachDr. L. Ullmann):Sure 112: „Das Bekenntnis der Gottes-Einheit:„Im Namen des allbarmherzigen Gottes ! Sprich : Gott ist der einzige und ewige Gott. Erzeugt nicht und ist nicht gezeugt und kein Wesen ist ihm gleich.“Sure 113: „Die Morgenröte“:„Im Namen des allbarmherzigen Gottes ! Sprich : Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn derMorgenröte, daß er mich befreie von dem Übel, das er schuf, und von dem Übel des Mondes(nach vielen Erklärungen soll ghdsik = Nacht bedeuten [Verfasser]), wenn er sich verfinstert,und von dem Übel derer, welche die Zauberknoten anblasen, und vor dem Übel des Neiders,wenn er beneidet.Sure 114: „Die Menschen“:„Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Sprich: Ich nehme meine Zuflucht zu dem Herrnder Menschen, zum Könige der Menschen, und zu dem Gotte der Menschen, daß er mich befreievon dem Übel des Einflüsterers, so da entflieht, so da einflüstert böse Neigungen in das Herzder Menschen, und mich befreie von bösen Geistern und Menschen.“4„Auge“ ist im Arabischen weiblich.
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tachridsche oder tachlidsche 1 heißt eine hierhergehörige Prozedur, die ebenso
kompliziert als wirksam ist. Eine Frau nimmt etwas Mehl, Salz, ein Stück
Alaun, 2 welches nicht durchlocht ist (das durchlochte nennt man „ tarscha
taub, es ist wirkungslos) und mischt alles mit etwas Erde, die in der Nähe der
Schwelle des Haupteinganges des Hauses genommen wurde. Diese Stelle wird
deshalb gewählt, da es der Ort ist. den jeder Besucher und so auch der Übeltäter,
dessen „böser Blick“ die Krankheit verursachte, beim Eintritte ins Hans
betreten muß. Man hofft in dieser Erde eine Spur, atar — und sei sie noch
so gering, von dem Übeltäter zu haben (s. Berührungs-Magie). Das Gemisch
wird in ein Blatt Papier gewickelt, auf welches der Name des Kranken und
derjenige seiner Mutter geschrieben ist. Alles wird um das Haupt des Kranken
dreimal im Kreise geschwungen und dabei der Vers des Thrones (s. o.) und seine
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„ tauäbi “ gesprochen .
Darauf wird die Geschichte des „bösen Blickes“ folgendermaßen als „raküe 11 -
Zauberformel hergesagt:
Im Namen Gottes und des Auges
und dasjenige (Auge), welches Gott nicht kennt, wird von Gott nicht anerkannt!
Zum ersten im Namen Gottes des Gnädigen, (wörtl. Barmherzigen) des Allbarmherzigen
Zum zweiten im Namen Gottes des Gnädigen, des Barmherzigen!
Zum dritten etc. bis zum zehnten ...
Der Prophet hat wahrlich „besprochen“ und gefeit
von jedem bräunlichen und blauen Auge,
von dem „beschreienden“ Auge.
Unser Herr Salomo hat es in der Wüste gefunden.
Er sagte ihr (ihm): 4 Wohin gehst, o du verfluchte?
Es antwortete ihm : O, mein Herr, o, Salomo,
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Die Benennung „ tachridsche
wird von den Mohammedanern Jerusalems,
in den Dörfern nördlich von Jerusalem gebraucht wird.
während „tachlidsche“
2
Nach vielen soll das Alaunstück mit Speichel des Kranken befeuchtet werden, ehe es zur Mischung
verwendet wird.
3
Der Ausdruck ,, tauäbi“ ist bei dem Erklären des Korans (in diesem Sinne) nicht bekannt.
Im Mosaik befindet sich eine tachridsche, welche der hier erwähnten sehr ähnlich ist.
Die „ tauäbi “ sollen die 3 kurzen Suren 112 („Das Bekenntnis der Einheit Gottes“), 113 („Die
Morgenröte“) und 114 („Die Menschen“) sein. Die Übersetzung derselben soll folgen (nach
Dr. L. Ullmann):
Sure 112: „Das Bekenntnis der Gottes-Einheit:
„Im Namen des allbarmherzigen Gottes ! Sprich : Gott ist der einzige und ewige Gott. Er
zeugt nicht und ist nicht gezeugt und kein Wesen ist ihm gleich.“
Sure 113: „Die Morgenröte“:
„Im Namen des allbarmherzigen Gottes ! Sprich : Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn der
Morgenröte, daß er mich befreie von dem Übel, das er schuf, und von dem Übel des Mondes
(nach vielen Erklärungen soll ghdsik = Nacht bedeuten [Verfasser]), wenn er sich verfinstert,
und von dem Übel derer, welche die Zauberknoten anblasen, und vor dem Übel des Neiders,
wenn er beneidet.
Sure 114: „Die Menschen“:
„Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Sprich: Ich nehme meine Zuflucht zu dem Herrn
der Menschen, zum Könige der Menschen, und zu dem Gotte der Menschen, daß er mich befreie
von dem Übel des Einflüsterers, so da entflieht, so da einflüstert böse Neigungen in das Herz
der Menschen, und mich befreie von bösen Geistern und Menschen.“
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„Auge“ ist im Arabischen weiblich.