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Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

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Die Schrift wird vom Porzellan (Fig. 37) oder Holz (Fig. 50) abgewaschen

und dem Kranken zum Trinken gegeben; manchmal aber wird die Schrift mit

Öl abgelöst und die kranke Stelle wird damit eingerieben. Beschriebene Knochen 1

(Fig. 35 u. 39) und Eier werden gekocht und im ersten Fall wird die Suppe, im

zweiten das Ei selbst gegessen. Selbstredend muß die Zubereitung auf eine

besondere vorgeschriebene Weise vor sich gehen.

D. Die Behandlung durch Beschwörungsmittel.

Beim Kapitel der „Behandelnde“ haben wir schon gesehen, daß die scliiüch

mit ihrer politisch-religiösen Doppelfunktion und alte Frauen die Hauptrolle bei

der Behandlung der Kranken spielen. Hohes Alter und religiöses Amt haben von

jeher dafür gegolten, daß sie den betreffenden Personen eine Kraft verleihen,

welche die Macht zu heilen, d. h. den von den Dämonen verursachten Krankheiten,

allem Zauber, dem „bösen Blick“ und anderem dergleichen mehr zu begegnen,

in sich schließt. Gerade weil die Krankheiten als der Dämonen Werk

angesehen werden, erhofft man besonders von dem Priester Hilfe, der kraft

seiner göttlichen Mission über „göttliche Kraft“, den Schrecken der Dämonen,

verfügt. „Seinen (Gottes) Mund legt er auf meinen Mund.“ „Er (der Beschwörungspriester)

ist der Mann Ea’s und Damkmas und der Bote Marduks.“ 2 Die

Priester bei den Hebräern waren „des Herrn Diener“ (Joel 1, 9; Jes. 61, 6),

ja „Engel des Herrn Zebaoth“ (Maleach. 2, 7), welche wie die Propheten selber

durch Gottes Kraft Krankheiten heilen konnten.

Andererseits wird in der Magie Hilfe gegen die Krankheiten gesucht, und

von jeher ist deshalb im Orient der Zauberer und der Beschwörer und die

Hexe bei der Behandlung neben dem Priester und der Greisin in Betracht gekommen.

Die magischen Zauberkräfte befähigen ihre Inhaber, über die Dämonen

zu verfügen, sie zwangsweise in Dienst zu nehmen und nach Belieben zum Wohl,

wie zum Wehe der Menschheit gebrauchen zu können. Das ergibt den engen

Bund der Anschauung von den Dämonen, als den Krankheitsverursachern, und

des Glaubens an den Zauber als dem wirksamsten Bekämpfungsmittel. Im Zauber

werden die Geister herbeigerufen, im Gegenzauber werden sie abgewehrt, und

darin zeigt sich eben der Meister, daß er auch diejenigen Geister los werden

kann, die ein anderer zugerufen hat. Deshalb waren 3 und sind noch immer

die Zauberer genau so gefürchtet, wie die Dämonen selbst, aber auch sehr gesucht

(1 Sam. 28, 7 — 9; 2 Könige 1, 2 u. 3; 9, 22; 21, 6; Jes. 8, 19; 19, 3).

Wir lesen in Bava Bathra, daß Rabbi Johanan ben Zachai und andere mit den

Engeln und Dämonen sprechen und sie zu ihrem Dienste gebrauchen konnten. 4

Auf „göttlicher Macht“ und magischer Zauberkraft beruht heute noch die

Heilkunst der Behandelnden. Wir finden sogar bei schiücli und Priestern die

1

Die meisten Knochen, die ich gesehen habe, waren Schulterblätter von Schafen. Bei einigen

Krankheiten werden solche beschriebene Knochen unter die Türschwelle gelegt oder an einen

Baum in der Nähe des Hauses gehängt.

2 Karl Frank, Babylonische Beschwörungsreliefs, 56.

3 Bei den Hebräern war aller Zauber verboten 2 Mos. 22, 18 ;

3 Mos. 19, 31 ;

20, 6 u. 27

4

5 Mos. 18, 10; 1 Sam. 28, 9; Off. Joh. 22, 15.

fol. 134, Col 1, nach Kev. Alex. McCaul D. D., „The old Patlis“, p. 258.

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