07.03.2021 Aufrufe

Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

VI

auch bei Canaan steht, und manches ausführlicher. 1 Aber

ist das ein Fehler?

Mir schien gerade die Unabhängigkeit der Canaanschen Arbeit von Douttes

Werk besonders willkommen. Wir wissen eben jetzt mit Bestimmtheit, daß die

Resultate Douttes für Nordafrika auch für Palästina gelten. Und wir erfahren

durch Canaan, daß dieser Aberglaube eben nicht spezifisch islamisch ist, sondern

mit kleinen Umänderungen auch bei Juden und Christen gilt, also gemeinorientalisch

ist.

Als denkender Mensch hat Dr. Canaan auch eine Synthese und vor allem

eine historische Erklärung seinen Beobachtungen zu geben versucht. Hier ist

er wohl durch die Bibel und seine begreiflicherweise etwas einseitige Quellenkenntnis

dazu verführt worden, die Einflüsse des Judentums und Babylons zu

stark zu betonen. Meines Erachtens ist der Zauberglaube des heutigen Orients

nicht aus Babylon, sondern aus dem Hellenismus zu erklären.

Gerade die von Canaan so stark herangezogene arabische Astrologie hat mit

der babylonischen Astrologie nur noch einige Rudimente gemein, während sie

sich mit der hellenistischen völlig deckt.

Endlich darf nicht verschwiegen werden, daß das Werk, da es von naturwissenschaftlich-medizinischem

Standpunkt geschrieben ist, nicht die unter Philologen

übliche Konsequenz und Korrektheit in der Schreibung der arabischen

Zitate einhält. Auch nahm ich an mancher sachlichen Erklärung von philologisch-historischem

Standpunkt aus Anstoß. Hier aber korrigieren hieß dem

ganzen Werk seinen Echtheitsstempel, seinen originellen Charakter nehmen. Da

der Verfasser im Orient weilt,

hätte zudem jede Änderung eine langwierige Korrespondenz

bedeutet. Das verbot sich von selbst. Nur offenbare Irrtiimer und

Druckfehler sind stillschweigend verbessert. So waren auf S. 98 die „Häuser“

(bujüt= griech. otxoi) von Venus und Mond verwechselt, auf S. 108 die zauberischen

Buchstaben des hebräischen Gottesnamens unrichtig wiedergegeben usw.

Die erste und zweite Korrektur ist von Dr. Erich Gräfe gelesen, die letzte habe

ich selbst besorgt. Eine Nachprüfung aller Zitate war natürlich ausgeschlossen.

Bei mancher Abweichung im einzelnen habe ich viel aus diesem schönen

Buche gelernt und ich hoffe, daß viele mit mir Herrn Dr. Canaan aufrichtig

Dank wissen werden. Möge seine Sachkenntnis uns noch manches Rätsel des

heutigen Orients lösen.

Bonn. C. H. Becker.

1

z. B. findet sieh dort S. 161 f eine Erklärung dafür, warum gerade die sieben bei Canaan S. 95

und 110 f aufgezählten Gottesnamen unter den 100 „schönen“ Namen Allahs besonders heilig

sind. Sie beginnen mit den sieben Buchstaben, die in der Fätilia, dem mohammedanischen

Vaterunser, nicht Vorkommen. Man nennt sie die sawäkit.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!