Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.

Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible) Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)

07.03.2021 Aufrufe

100Christen. Die Entzifferung neuer Papyri und der Keilschrifttabellen verrät, inwelch hohem Maße solche Amulette unter den Ägyptern, Babyloniern und Assyrernbekannt und gebraucht waren. Interessant ist es, daß sich viele Ähnlichkeitenzwischen den Talismanen der ältesten und der neuesten Zeit nachweisen lassen,und zwar nicht nur in der Grundidee, sondern auch in allerhand Einzelheiten,die sich auf ihre Form und Handhabung beziehen.Da die Talismane immer Heiliges enthalten, ist in allererster Linie daraufBedacht zu nehmen, daß man sie beim Tragen ja nicht entheiligt; darum werdensie auf die verschiedenste Weise umhüllt und auf bewahrt. Weiter unten sollensolche Aufbewahrungsgehäuse zur näheren Beschreibung kommen.Der Text der hidschäbät ist sehr verschieden und mannigfach. Aufs ganzegesehen, entstammt er drei Quellen :Dem Koran wird das meiste entnommen. Das ist die bei Mohammedanernursprüngliche und heute noch meist gepflogene Übung. Der Talisman enthältauch wohl den Namen des Propheten oder die Geschichteeines ueli oder eines Talismans (s. Geschichtevon Talisman der Murdschäne und der karini).Das Neue oder manchmal das Alte Testamentund die Namen der Heiligen liefern bei den Christenden Text.Ohne Unterschied wird aber aus einem gewissen Gemeingutvon magischen Formen geschöpft, wenn auchvielleicht bei der Verwendung dieser wieder die Mohammedanerein wenig stärker beteiligt sind als die Christen.Der Mohammedaner glaubt, daß jede Sure desKorans eine besondere Kraft in sich birgt, diegesund machen und Glück bringen kann. Mag man sieFig. 35. Talisman aufhersagen oder ihre Abschrift tragen, sie behält und Knochen. Gekocht undalsentfaltet ihre Wirkung. Fast von jeder Sure wirdSuppe Geisteskrankengereicht, heilt ereineWunderfabel erzählt, welche den göttlichen Ursprung be-deren Zustand.stätigensoll.Die „Basmali“ („bismi ’llälii ’r-rahmäni ’r-rahim “ — im Namen Gottesdes Allbarmherzigen) besteht aus neunzehn Buchstaben; 19 ist die Anzahl derNamen Gottes (s. weiter unten) und die Anzahl der Feuerengel. 1 Als dieserSpruch vom Himmel aus dem Mohammed erteilt wurde, zitterten alle Berge. DerGelehrte al-Chatib schreibt: es wird erzählt, daß dieser Spruch dem Adam geoffenbartwurde; durch das Beten desselben seien ihm alle seine Sünden vergebenworden. Nach Adam entzog ihn Gott den Menschen bis er Noah, demder Spruch vom neuen geoffenbart wurde, mit seiner Arche rettete. Abrahamund Moses 'erhielten diesen Spruch ebenfalls und letzterer hat durch denselbenPharao und sein Herr besiegt, das Wasser des Roten Meeres geteilt und einenWeg für die Hebräer gebahnt. Dem König Salomo half er die Menschen, dasTier- und Geisterreich zu regieren und schenkte ihm Weisheit, die ihn überalle Menschen erhob. Alle Wunder Jesu wurden mit Hilfe des Spruches voll-1Sure 74 „Der Bedeckte“ Vers: 28.

)101führt und als letzter bekam ihn Mohammed und erlangte durch ihn den souveränenPlatz unter den Propheten. Er 1 rettet Kinder vom Tode, «verhindertböse Träume und heilt Kopfschmerzen.Als der Vers des Thrones ( äiatu ’l-hirsi) 2 Mohammed offenbart wurde,sandte Gott ihm zu Ehren 70000 Engel. Man findet ihn gewöhnlich auf die„ toset er-radschfe “ die, „ maski “ usw. geschrieben. Kimmt man 7 Salzkörnerund betet über jedem 7 mal diesen Vers, so heilen sie jeden vom Lyrnph( balgliam wenn er 7 Tage lang morgens je ein Körnchen in nüchternem Zustandezu sich nimmt. 31Prüft man den Inhalt und die Art der Zeichen, Wort- und Satzzusammen-Fig. 36.Talisman, um Liebe zu erwecken.(sclium.üsu ’l-anudr ua kunüzu ’l-asrär S. 60.)Setzung der liidschäbät; so findet man eine große Verschiedenheit, deren Beschreibungnicht uuwichtig ist. Wir haben:1. Talismane, die aus fortlaufenden zusammenhängenden Sätzen bestehen.2. Solche, die aus alleinstehenden, gewöhnlich sich wiederholenden Wörternzusammengestellt sind.1u. 3 Es ist interessant zu sehen, daß in beiden die Zahl sieben eine große Rolle spielt. Imzweiten ist es ohne weiteres klar. Im ersten sind 7 Propheten genannt: Adam, Noah, Abraham,Moses, Salomo, Jesus und Mohammed.2Den Vers des Thrones findet man in der 2. Sure „Die Kuh“ V. 256: „Gott ist Gott, außer ihmgibts keinen Gott. Er ist der Lebendige, der Ewige. Ihn ergreift nicht Schlaf, nicht Schlummer.Sein ist, was im Himmel; sein ist, was auf Erden. Wer kann bei ihm Vermittler sein, ohneseinen Willen? Er weiß, was da war und was da sein wird, und die Menschen begreifen seineAllwissenheit nur insofern er will. Über Himmel und Erde ist sein Thron ausgedehnt, und dieÜberwachung Beider ist ihm keine Bürde.“ (Dr. Ullmann.)

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führt und als letzter bekam ihn Mohammed und erlangte durch ihn den souveränen

Platz unter den Propheten. Er 1 rettet Kinder vom Tode, «verhindert

böse Träume und heilt Kopfschmerzen.

Als der Vers des Thrones ( äiatu ’l-hirsi) 2 Mohammed offenbart wurde,

sandte Gott ihm zu Ehren 70000 Engel. Man findet ihn gewöhnlich auf die

„ toset er-radschfe “ die

, „ maski “ usw. geschrieben. Kimmt man 7 Salzkörner

und betet über jedem 7 mal diesen Vers, so heilen sie jeden vom Lyrnph

( balgliam wenn er 7 Tage lang morgens je ein Körnchen in nüchternem Zustande

zu sich nimmt. 3

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Prüft man den Inhalt und die Art der Zeichen, Wort- und Satzzusammen-

Fig. 36.

Talisman, um Liebe zu erwecken.

(sclium.üsu ’l-anudr ua kunüzu ’l-asrär S. 60.)

Setzung der liidschäbät; so findet man eine große Verschiedenheit, deren Beschreibung

nicht uuwichtig ist. Wir haben:

1. Talismane, die aus fortlaufenden zusammenhängenden Sätzen bestehen.

2. Solche, die aus alleinstehenden, gewöhnlich sich wiederholenden Wörtern

zusammengestellt sind.

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u. 3 Es ist interessant zu sehen, daß in beiden die Zahl sieben eine große Rolle spielt. Im

zweiten ist es ohne weiteres klar. Im ersten sind 7 Propheten genannt: Adam, Noah, Abraham,

Moses, Salomo, Jesus und Mohammed.

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Den Vers des Thrones findet man in der 2. Sure „Die Kuh“ V. 256: „Gott ist Gott, außer ihm

gibts keinen Gott. Er ist der Lebendige, der Ewige. Ihn ergreift nicht Schlaf, nicht Schlummer.

Sein ist, was im Himmel; sein ist, was auf Erden. Wer kann bei ihm Vermittler sein, ohne

seinen Willen? Er weiß, was da war und was da sein wird, und die Menschen begreifen seine

Allwissenheit nur insofern er will. Über Himmel und Erde ist sein Thron ausgedehnt, und die

Überwachung Beider ist ihm keine Bürde.“ (Dr. Ullmann.)

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