Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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demjenigen seiner Mutter, dem Tage seiner Erkrankung und die Konstellation
von Planeten und Gestirnen. Zu bemerken ist, daß wenige Bücher in solchen
Angaben übereinstimmen.
Wie in der Magie die Himmelskörper eine große Rolle spielen, so findet
man sie auch unter den Amuletten vertreten. Am meisten treten uns hier die
Nachbildungen des Mondes entgegen, welche die verschiedenen Entwickelungsstadien
desselben zeigen. Man trifft sie in Ketten, Ohrringen, Fingerringen,
Gürtelschnallen, Halsketten usw. an.
C. Talismane.
Sind wir schon bei der Besprechung der Ätiologie, der Diagnose, der
Prophylaxe im Rahmen der vom Aberglauben durchwobenen Volksmedizin auf
eine Weitläufigkeit und Vielgestaltigkeit der Theorie und der Praxis gestoßen,
so ist zu vermuten, daß diese Erscheinung beim Abschnitt der Behandlung noch
stärker hervortreten wird. Es liefern doch alle Gedanken über die Ursachen
und die Diagnose und in gewissem Sinn auch über die Prophylaxe nur die Ge-
Fig. 34. Diese Zusammensetzung des Buchstabens „
heilt jeden Vergifteten, wenn er aus einem silbernen
Becher trinkt, in dem derselbe zehnmal eingraviert ist.
(schamsu ’l-md ärif el-kubrä).
“
sichtspunkte für die Behandlung. Das werden wir leicht nachprüfen können,
wenn wir der umfassendsten, hierher gehörigen Sache nähertreten, den „ hidschäbät “
„den geschriebenen Talismanen “. 1
Die meisten Krankheiten werden durch eine übernatürliche Macht verursacht,
die weder durch Menschenhände noch Menschenkraft verhindert werden
kann. Diese bewußte Schwäche hat den Völkern des Altertums, sowie den
heutigen Orientalen es nahe gelegt, sich an die Götter, Engel, guten Geister,
Propheten und Heilige zu wenden, um mit ihrer Hilfe die Abwehr des bösen
Einflusses von seiten der übernatürlichen Kräfte tatkräftig ins Werk setzen zu
können. Deshalb finden wir auch, daß Religion und Medizin ineinander
greifen und es ist unmöglich, das eine vom andern zu trennen,
ohne eine jeweilige Verstümmelung zu verursachen. Der religiöse
Führer ist zugleich der Arzt, die Therapie ist eine modifizierte Religionszeremonie.
Man denke an die heiligen Bücher, an Abschnitte aus heiligen Büchern, Gebete,
an das Ausräuchern und anderes mehr.
Diese hidschäbät, von denen nun hier die Rede sein soll, sind unter
dem Volke sehr verbreitet und werden von jedem Kranken ohne Altersunterschied
getragen. Man findet sie jedoch mehr bei den Muhammedanern als bei den
1
Von manchen werden zuweilen auch ungeschriebene Amulette „hidschäbät“ genannt.
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