Aberglaube und Volksmedizin im Lande der Bibel. Hamburg: L. Friederichsen & CO., 1914.
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
Superstition and Folk Medicine in Palestine (the Land of the Bible)
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zubereitet wird, und im Monat Ramadan (Fastenmonat) unter Hersagen von einigen
Koransüren gebacken wird. Es wird zum Andenken an diesen Monat das ganze
Jahr aufbewahrt, und in Krankheitsfällen unter das Kopfkissen gelegt oder über
dem Kopf aufgehängt. 1
3. Findet man in einem Grabe runde, durchlochte Stein chen, Metallstücke
oder irgend etwas Merkwürdiges, so trägt man es gewöhnlich als Amulett.
Je ungewöhnlicher der Fund ist, desto mysteriöser und desto wertvoller ist er
auch. Die Gegenstände haben dadurch, daß sie lange Zeit in der Nähe des
Toten gelegen haben und dadurch mit dessen Seele und Geist in Berührung
gekommen sind, etwas von der übernatürlichen Kraft von seiner Seele und seinem
Geist angenommen.
4. Überall im ganzen Lande findet man heilige Bäume, heilige Steine
und heilige Brunnen zerstreut,
a) Als heilige Bäume gelten: 2
bei denen Amulette genommen werden können.
Der Dattelbaum von Marsaba, dessen Frucht das beste Mittel gegen
Sterilität sein soll. 3 Der Mohammed-Ölbaum, 1 dessen Blätter, zur Zeit des
Flaggenfestes am letzten Tage von „Kebi Müsa“ gepflückt, die beste Arznei gegen
Fieber und Magenschmerzen sind. Der »ncs-Baum (Celtis australis L) von dem
Tempelplatz liefert kleine Ästchen, die ein geschätztes Abwehrmittel gegen den
„bösen Blick“ darstellen. (S. Schutzmaßregeln gegen die Wirkung des bösen
Blickes S. 62.)
statte haben wollte. Abu Madian starb jedoch in Marokko im Alter von 80 Jahren und wurde
in llemcen begraben. Die Tradition erzählt, daß seine Hand in der Jerusalemer „Ecke“ liege
(s. at-tabakät oder lauakihu ’l-anuär von ’ Ahd el-Ualihab esch-Scharäni I, 153).
1
Viele Juden halten das ungesäuerte Brot, welches am ersten Festtag gesegnet wird, für besonders
heilig und tragen auch deshalb Stücke davon als Amulette.
2
Es ist wichtig, den Glauben der alten Araber zum Vergleich heranzuziehen. Folgende Bäume
wurden in Arabien als heilig angesehen und angebetet:
a. der hl. Bairm zu Nedschrän, der einmal jährlich angebetet wurde,
b. der Baum zu Hudeibija<
c. ein Akazienbaum, der von der Göttin al-'Ozza bewohnt war
(n. Smith, Eelig. of the Semites).
3
Der Aberglaube einiger Mohammedaner betreffs des Dattelbaumes ist interessant (s. Charidatu J l-
’adschäib von Sirddsch ed-Din Abu Hafs ’Umar bin et- Uardi S. 102):
Er ist der erste Baum, der auf der Erde wuchs und ist heilig, weshalb er nur an bestimmten
1
Orten zu finden ist. Der Prophet sagte: „Haltet eure ,Tanten die
,
Dattelbäume, in Ehre“.
Mohammed gebrauchte den Ausdruck „Tanten“, da dieser Baum von dem übergebliebenen
„Lehm“ geschaffen wurde, aus welchem Gott den Menschen schuf. Dieser heilige Baum gleicht
dem Menschen durch seinen geraden, hohen Wuchs, die ausgeprägten Merkmale des männlichen
Baumes und die Krankheiten, die beide befallen.
4
Er liegt zwischen der Aksa- und der Omar-Moschee, nordwestl. vom Wasserbassin el-Kds. Er
trägt diesen Namen, da nach der Tradition hier ein Dattelbaum stand, unter welchem Mohammed
gebetet haben soll. Bald darauf verdorrte der Dattelbaum und ein Olivenreislein wuchs an dem
Platz, welches jetzt zu einen mächtigen Baum geworden ist. Zu einer bestimmten Zeit, und zwar
am letzten Tage des iVg^j-il/nsa-Festes, wenn die Flaggen in einer Prozession an ihren Aufbewahrungsort
in der Omar-Moschee zuriickgebracht werden, soll der Prophet Mohammed mit
seiner Genossenschaft (sahdbe) den Baum bewohnen. Dieses übernatürliche Wunder gibt sich
kund durch ein Zittern des ganzes Baumes, das am Tag und zur Zeit der ganzen Prozession
während des Gebetes und Koranlesens zu beobachten sein soll.